"Wo ist Sirius?"

James ließ sich neben Remus in einen Sessel am Kamin fallen.

"Mit seiner neuen Freundin weg", piepste Peter.

"Und die wäre?"

"Äh.ähem.hm." Hilfesuchend sah Peter Remus an. Dieser löste widerwillig seine

Augen aus dem Buch.

"Woher soll ich denn das wissen?" brummte er und versank wieder zwischen den

Buchdeckeln. Aber nur einige Sekunden später kam ein gemurmeltes "Gillian oder Jill oder

so" aus den Seiten.

"Gillian?" James zog fragend die Augenbrauen hoch. Remus seufzte und zuckte die

Schultern.

"Er hat den ganzen Morgen von ihr geredet. Ich glaube eine Ravenclaw. Ist mal wieder die

'Ganz große Liebe'!" Spöttisch verzog er den Mund. James und Peter grinsten wissen (A/N:

Aaah warum kann Peter nicht einfach fehlen? Wir hassen ihn, ja Schatzzzzz, und wie..)

Remus beschäftigte sich wieder mit seiner Lektüre, Peter starrte James an, in der Hoffnung

dass er was Interessantes tat, und James starrte in den Gemeinschaftsraum, in der Hoffnung

dass irgendetwas Interessantes passierte. Leider schienen heute alle Leute damit beschäftigt

zu sein, sich so normal wie möglich zu benehmen und Hausaufgaben zu erledigen oder in

leise Gespräche vertieft zu sein. "Keinen Mist bauen, du darfst keinen Mist bauen, etwas

weniger als eine Woche noch, keinen Mist, sei ein guter Junge, mach keinen Mist."

murmelte James vor sich hin, während seine Augen glasig wurden. Schließlich seufzte er und

griff nach der Tüte mit den Schokofröschen.

"Mir ist so laaaangweilig", jammerte er. Keine Reaktion.

"Ich will irgendetwas tun!" Immer noch nichts.

"Warum unternimmt den keiner was?" Er wurde ignoriert.

Schließlich gab er es auf. Am Tisch neben ihm hockten drei Zweitklässler und stritten sich

über ihre Verwandlungshausaufgaben. James hörte ihnen eine Weile zu. Einer der Jungen

konnte sich gegen die Meinung der anderen nicht durchsetzen, dass man einen Kanarienvogel

sehr wohl in eine singende Maus verwandeln könne. Als der Streit immer heftiger und lauter

wurde, mischte James sich schließlich ein.

"Man kann Mäuse nur mit einem anderen Zauber zum Singen bringen. Wenn du einen

Kanarienvogel in eine Maus verwandelst, dann wird es auch eine stinknormale Maus sein;

außer, der Spruch hat nicht geklappt. Dann wird die Maus aber höchstwahrscheinlich Flügel

(Das ist dann aber keine Fledermaus!) oder einen gefiederten Schwanz haben, oder zumindest

gelbes Fell. Aber das mit dem Singen werdet ihr wohl kaum hinbekommen."

Die drei Jungen sahen ihn mit großen Augen an. Dann drehte sich der eine zu den beiden

anderen um und streckte ihnen die Zunge raus. "Ich hab's euch doch gesagt!" triumphierte er.

James grinste und die beiden anderen zogen die Köpfe ein. "Kannst du uns vielleicht noch

mal das hier erklären." fragte der eine schüchtern und schob ihm "A Beginners' Guide to

Transfiguration" von Emeric Switch zu. James warf einen Blick auf die aufgeschlagene Seite.

"Verwandeln von etwas Lebendigem in einen Gegenstand? Ja klar, dass ist einfach. Sieh mal,

du musst nur." Er schob sich auf einen Stuhl und begann zu erklären.

~*~

Lily huschte zu Remus hinüber und stupste ihn am Ellenbogen. "Habe ich das eben richtig

gesehen?" quietschte sie. Remus Kopf fuhr hoch. "Was- wie- wer ist tot?" "Guck guck guck!

James hilft den Kleinen bei den Hausaufgaben!" Lily nickte mit großen Augen hinüber zu

einem Pulk Schüler, die sich um den kleinen Tisch drängten. Sämtliche Zweitklässler waren

eifrig am kritzeln und hoben immer wieder die Köpfe um zu James hochzusehen. Auch einige

Erst- und Drittklässler standen wartend mit ihren Büchern und Aufsätzen da. "Was sehen

meine müden Augen da?" ertönte Sirius Stimme von hinter Lilys rechter Schulter. "Ah,

zurück von deinem Date?" fragte Remus. Sirius nickte knapp, die Augen auf James gerichtet.

"Lily, was hast du bloß mit James gemacht?" seufzte er. Lily schob beleidigt die Unterlippe vor.

"ICH habe gar nichts mit ihm gemacht. Er hat von ganz alleine beschlossen den Zwergen zu

helfen!"

"Aber warum?"

"Wahrscheinlich hatte er nichts besseres zu tun" bemerkte Remus. Lily zog die Augenbrauen

hoch. "Was meinst du mit nichts Besseres?" "Na ja, seit du ihn zu dieser Enthaltsamkeit

verurteilt hast, sitzt er nur noch da und langweilt sich", meinte Sirius schulterzuckend.

"Warum macht er nicht Hausaufgaben oder lernt für die Prüfungen?" fragte Lily irritiert. "Hat

er schon. Das macht er jetzt als erstes, wenn wir nach dem Unterricht frei haben. Meistens ist

er innerhalb von drei Stunden mit seinen Aufgaben fertig, und die Lehrbücher von Klasse

Eins an kann er dir inzwischen fast im Schlaf herbeten", sagte Remus grinsend. "Trotzdem

würde ich meine Zeit niemals SO verbringen!" Sirius warf einen leicht abfälligen Blick zu

den jüngeren Schülern. "Diese ganzen kleinen nervigen Würmer, die einen anquatschen und

irgendetwas wissen wollen und dabei so schrecklich laut sind." Er brach ab, da James

langsam in Schwierigkeiten zu kommen schien. Ein kleines Mädchen mit langen

dunkelbraunen Locken starrte ihn gerade hilfesuchend an, während zwei ältere Jungen sich

um seine Aufmerksamkeit prügelten und ein Drittklässler auf Hilfe bei seinem Aufsatz hoffte.

James fuhr sich gestresst durch die Haare und verwuschelte sie so noch mehr. Er blickte sich

ebenfalls flehend um. "Sirius!" Er winkte ihn mit verzweifelter Miene zu sich. Remus, Peter

und Lily sahen belustigt zu, wie James auf das kleine Mädchen mit den Locken deutete,

welches Sirius prompt mit großen Braunen Augen von unten anstarrte und ihm mit einem

schüchternen Lächeln seinen Verwandlungsaufsatz entgegenhielt. Zu ihrer Verblüffung

zauberte Sirius ein freundliches Lächeln auf sein Gesicht und setzte sich mit ihr an einen

freien Tisch. "Nervige kleine Biester, ja?" gluckste Remus.

*******

"Potter, kann ich sie nach dem Unterricht kurz sprechen?" fragte Professor McGonagall und

sah ihn über ihre quadratischen Brillengläser hinweg an. James nickte verwirrt. Nach der

Stunde wartete er, bis alle den Klassenraum verlassen hatten, und trat dann an ihr Pult. Sirius

und die anderen warteten an der Tür. Seine Lehrerin musterte ihn scharf. "Was ist los mit

ihnen, Potter?" fragte sie schließlich. "Sie haben jetzt seit fast zwei Wochen nicht ein einziges

mal den unterricht gestört, irgendetwas in die Luft gejagt oder irgendeinen unglücklichen

Slytherin verhext. Im Gegenteil, sie haben immer ihre Hausaufgaben, beteiligen sich am

unterricht, und mir ist zu Ohren gekommen das sie jüngeren Schülern Nachhilfe geben. Was

ist los mit ihnen, sind sie krank?" James sah sie einen Augenblick lang verwirrt an und wurde

dann rot. Sein Blick wanderte ungewollt zu Lily, die irgendetwas zu Remus sagte, dann

einmal zu ihnen herübersah und kurz lächelte, bevor sie im Gang verschwand. James kopf

schnellte zurück zu der Professorin. "Ich. ich hab nur gedacht das es vielleicht ganz gut

wäre, mal was zu tun. Ich meine, weil das mein letztes Jahr ist, und ich bin Schulsprecher und

so." murmelte er. Dann blitzte es in seinen Augen. "Ich wusste nicht, dass es verboten ist,

sich im Unterricht zu melden. Aber wenn sie gerne möchten, dann kann ich ja ihnen zuliebe

nächste Woche die Toilette im dritten Stock unter Wasser setzten und Geoffrey Bullstrode

einen-" "Schon gut schon gut! Ich habe schon verstanden!" winkte Professor McGonagall

hastig ab. "Machen sie ruhig weiter so, das ist absolut wunderbar! Sie können gehen!" James

grinste und verließ die Klasse, und seine Lehrerin dankte im Stillen Lily Evans für ihren guten

Einfluss.

James wurde davon wach, dass irgendjemand lautstark Weihnachtslieder sang. "BLESS YE

MERRY HIPPOGRIFFS." donnerte es durch den Schlafsaal. Verschlafen schob er den

Vorhang seines Bettes beiseite und erblickte Sirius, der voll angezogen auf seinem Bett herum

sprang und wie ein Irrer lachend mit Kissen um sich warf. "Wasmachsda?" nuschelte James.

Sirius gackerte und feuerte ihm ein fröhliches "GOD SHAVE THE QUEEN" entgegen.

"Fröhliche Weihnachten, mein Junge, fröhliche Weihnachten" Dann sprang er auf das Bett

seines Freundes, um ihm herzlich die Hand zu schütteln. James stöhnte auf und ließ sich

zurück in die Kissen fallen. "Sirius geh WEG" jaulte er.

"Es ist erst eine Woche vor Halloween. Also lass mich in Frieden. Warum nervst du nicht

Pete?"

"Der wacht nicht auf."

"Dann geh runter in dem Gemeinschaftsraum, oder nach draußen. Aber lass mich verdammt

noch mal schlafen! Ich hab gestern Abend noch bis spät in die Nacht meinen Aufsatz zu Ende

geschrieben! Ich weiß nich warum du schon so scheiß wach bist."

Er driftete wieder ab und schlummerte rasch ein, während Sirius schmollend nach unten ging,

um mit sich selbst eine Partie Schach zu spielen.

Stunden später beim Frühstück, welches James mit tiefen Ringen unter den Augen und

zerzaustem Haar zu sich nahm, hatte sich Sirius Laune nur noch gesteigert. Er wünschte Lily

alles Gute zu ihrem elften Geburtstag und knuddelte im Vorbeigehen Mrs Norris. "Was hast

du mit ihm gemacht?" flüsterte Lily James zu, der ihr gegenübersaß. Er zuckte nur mit den

Schultern. "Frohe Weihnachten, Schatz" war seine Auskunft. Lily guckte ihn komisch an und

wandte sich lieber ihrem Frühstück zu, obwohl ihr Magen bei dem "Schatz" einen kleinen

Hüpfer machte.

Sheila und Diane ließen sich links von ihr nieder, würdigten sie aber keines Blickes. "Guten

Morgen James", flötete Diane und strich sich mit einer eleganten Bewegung die Haare aus der

Stirn. Sheila sah scheu zu Sirius hinüber und lächelte dann ebenfalls James zu. "Morgen

Mädels", kam eine verschlafene Antwort. Anlea kam herein. Sie hatte gerötete Augen, als

hätte sie geweint, und als sie sich neben Lily setzte, schniefte sie verhalten. Besorgt beugte sie

sich zu ihr. "Hey an, was ist los?" "L-Ludo." Anlea sah sie mit glänzenden Augen an und

wischte sich die Nase ab. Ihr Blick wanderte zur Tür und blieb dort hängen. Lily drehte sich

um. Ludo Bagman betrat gerade die Große Halle, in seinem Arm eine gertenschlanke

Blondine. "Das ist doch Alyssa!" stellte Lily erstaunt fest. Anlea sah sie erbost an. "Du kennst

sie?" "Hm-mm. Ich habe von ihr gehört", antwortete Lily unverbindlich. Anlea schnaufte.

"Wahrscheinlich so eine Hohlbratze, die anstatt einem Gehirn zu große Titt- " BAMM! Ein

lauter Knall von Slytherintisch unterbrach sie. Zwei Schüler dort hatten sich in die Haare

gekriegt und ein Krug Kürbissaft war zerplatzt. Anlea warf ihnen einen verächtlichen Blick

zu, ebenso wie einen giftigen Blick hinüber zu Ludo und suchte mit den Augen nach etwas zu

essen. Lily legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter, und sie lächelte dankbar. Als sich das

rothaarige Mädchen dann wieder dem Rest des Tisches zuwandte, waren die Marauder schon

aufgestanden und hatten eine leicht enttäuscht guckende Diane zurück gelassen.

~*~*~*~

"Potter! Hey, POTTER!" James wandte sich um, als die schrille Stimme von Bellatrix Black

durch die Eingangshalle schallte. Dort rauschte sie auch schon hinter einer Säule hervor, dicht

gefolgt von mehreren Slytherinjungen. Unter ihnen sein Lieblingsfeind Severus Snape. "Was

wollt ihr?" knurrte er. Sirius hatte seine Hände bereits am Zauberstab, während Peter sich

hinter ihnen verdrückte und versuchte, möglichst klein und unauffällig auszusehen. Bellatrix

lächelte in einer süßlichen falschen Art und Weise. "Ich wollte dich nur was fragen."

schnurrte sie und spielte mit einer ihrer schwarzen Strähnen. Sirius Gesicht sah aus, als würde

er sich gleich übergeben. James presste die Lippen zusammen, um sich zu beherrschen.

"Dann frag", fauchte er. Bellatrix sah ihn mit einem entzückenden Augenaufschlag an und

beugte sich zu ihm. "Was mich wirklich interessiert", begann sie leise, "ist, was du eigentlich

an diesem hässlichen rothaarigen Schlammblut findest. Erinnert dich ihre dreckige Herkunft

an dein eigenes Zuhause? Oder will dich sonst keiner, und sie ist die einzige Person, die dir

Aufmerksamkeit schenkt und du hast deshalb nichts Besseres zu tun, als hinter ihr her zu

rennen wie ein Idiot, obwohl doch ein Blinder sieht, dass sie dich behandelt wie ein dummes

kleines Tier. James, mach dies. James, tu doch mal das, vielleicht mag ich dich dann.

James wenn du das für mich tust, dann kümmere ich mich vielleicht ein bisschen mehr um

dich." "Halt dein dreckiges Maul!" bellte Sirius. James hatte seinen Zauberstab gezückt

und richtete ihn auf Bellatrix. "Da siehst du es Bella, wenn ihm nichts mehr einfällt, dann

zückt er seinen Zauberstab um dreckige Schlammblüter damit zu beeindrucken. Eine

Schande, dass er sogar reinblütige Vorfahren hat!" erklang Snapes ölige Stimme von Rechts.

"Und dazu noch so eine "Angesehene" Familie- ich weiß gar nichts was die im Ministerium

für solche Muggelliebhaber übrig haben. Aber das Ministerium geht ja sowieso vor die

Hunde." spottete ein fies aussehender Junge, von dem James wusste, dass er Lestrange hieß.

Eine kurze, schnappende Bewegung von Sirius Zauberstab reichte, dass sämtliche Slytherins

von den Füßen geworfen wurden. Doch noch bevor James und Sirius sich irgendwie

absichern konnten, schossen mehrere ziemlich heftige Flüche gleichzeitig auf sie zu. James

spürte einen stechenden Schmerz in seiner Rechten Schulter und schrie auf, als sich seine

Eingeweide auf einmal heftig zusammen krampften. Sirius krümmte sich keuchend auf dem

Boden neben ihm, und Blut rann aus seiner Nase. Auch James spürte, dass die Flüche ihn

körperlich verletzt haben mussten. Er sah wie Bellatrix nach ihrem Zauberstab haschte und

schoss einen Lähmungsfluch, um sie aufzuhalten.

"POTTER! BLACK!"

Eilige Schritte waren hinter ihm zu hören, und Professor McGonagalls Stimme schallte durch

die Halbe Schule. Dann hatte sie auch die anderen entdeckt.

"Potter, Black, Miss Black, Snape, Lestrange, Baddok, Pritchard, STRAFARBEIT ! Und fünf

Punkte Abzug für jeden von ihnen!"

Mit blitzenden Augen und wehendem Umhang stand sie über ihnen und starrte wütend auf

ihre Schüler hinunter. "Potter, Black, sehen sie zu, dass sie in die Krankenstation kommen.

Und sie anderen sehen sie zu das sie hier verschwinden!" Aufgebracht scheuchte sie sie hin

und her. James half Sirius hoch, und gemeinsam humpelten sie von dannen. "Wo ist Pete?"

ächzte Sirius. James sah sich erstaunt um; Er hatte ihren kleinen Freund ganz vergessen.

"Vermutlich hat er das weite gesucht", meinte er schulterzuckend und stöhnte auf, weil der

Fluch erneut wirkte und er sich prompt auf die Stufen vor sich übergab. Sirius hielt ihn fest,

damit er nicht umfiel, wobei er selber schwer sein Gleichgewicht halten konnte, und während

sie sich gegenseitig stützten, schafften sie es irgendwie, mit kleinen zwischen Stopps, bei

denen James seinen Magen regelmäßig entleerte, die Krankenstation zu erreichen.

~*~*~*~

Lily hatte kaum einen Bissen getan, als sie Professor McGonagall in der Eingangshalle,

schimpfen hörte. Sie fing einzig und allein die Wörter "POTTER" und "STRAFARBEIT",

und etwas leiser auch noch "Krankenstation" auf. Das war es also. Er hatte es nicht geschafft.

Nicht mal zwei Wochen lang wie ein Mensch benehmen. Sie fühlte eine bittere Enttäuschung

in sich aufsteigen. Sie hatte erwartet, dass er zumindest das hinbekommen würde. Es war

doch wirklich nicht zuviel verlangt. Trotzdem, wenn er einen guten Grund hatte, würde sie

vielleicht doch mit ihm ausgehen. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Anlea musterte sie.

"Stimmt was nicht?" Lily schüttelte rasch den Kopf. "Nein, nein. Ich muss nur gleich nach

dem Essen mit Potter reden."

***************

James lag im Krankenflügel und starrte die Deckenbeleuchtung an. In ihm kochte immer noch

die Wut auf Bellatrix und die Slytherins. Sirius lag im Bett neben ihm und wurde noch

versorgt. Seine Nase war gebrochen, und durch einen hässlichen Fluch waren seine Augen

extrem lichtempfindlich. Er selber war schon gewickelt und versorgt. Ein Eimer stand

vorsorglich neben seinem Bett, falls er sich noch einmal würde übergeben müssen. James

wünschte, er könnte den Slytherins mal in einem wirklichen Duell gegenüberstehen, Mann

gegen Mann. Dann würde er ihnen zeigen, wo es langging.

Das Blut in seinen Schläfen pochte, und er war müde. Madam Pomfrey hatte gesagt, dass er

den Nachmittag im Bett verbringen müsste. Er schloss die Augen und ließ sich von seinem

Gedankenfluss davon treiben.

Dabei entging ihm, dass er besuch hatte. Erst, als sich ein leises, aber nachdrückliches

Räuspern in seine Ohren schlich, schlug er die Augen auf und wandte den Kopf. Lily. Er

öffnete den Mund um etwas zu sagen. Schloss ihn dann aber wieder. Ihr Gesicht schien völlig

neutral, nicht das kleinste Lächeln. Und ihre Augen sahen enttäuscht aus. "Ich hoffe du hast

eine gute Erklärung", sagte sie leise, aber mit ruhiger Stimme. James hob die Augenbrauen.

Sie verzog den Mund.

"Zwei Wochen lang kein Mist bauen, schon vergessen?"

Ihre grünen Augen bohrten sich in seine. Er schluckte.

"Ich-", er brach ab und räusperte sich. "Lily, ich-"

"Ja? Ich würde zu gerne wissen, warum du ausgerechnet jetzt diese Slytherins fertig machen

musstest. Hat es Spaß gemacht?"

Die Worte kamen schnell aus ihrem Mund, als wolle sie sie gar nicht sagen, konnte sie aber

nicht zurück halten. James runzelte die Stirn.

"Nein, hör zu, so war das nicht. Sie haben angefangen."

Er seufzte, als er Lilys Gesichtsausdruck sah. Verstand sie ihn nicht? Langsam wurde er

ärgerlich, da er sowieso noch von dem Vorfall eben leicht erhitzt war.

"Lily, was hätte ich den machen sollen?"

"Zum Beispiel sie einfach ignorieren und weitergehen?"

"Das geht nicht!"

"Und wieso nicht?" fragte sie aufgebracht.

"Weil- es geht einfach nicht! Du hast nicht gehört, was sie gesagt haben, du warst doch

überhaupt nicht dabei!" schoss er zurück.

Lily schnaufte abfällig.

"Was könnte wohl so schlimm sein, dass du nicht einfach denkst, wie erbärmlich sie sind?

Warum musst du immer Streit mit ihnen anfangen?"

"Ich muss immer Streit anfangen? Man kann mit denen nicht in Frieden leben! Hast du das

mal versucht! Denk mal an letzten Sommer!" Jetzt wirklich wütend hatte James sich

aufgesetzt und funkelte sie an. "Das sind alles nichts anderes als Spinner!"

"James, ich habe es dir schon mal gesagt, und ich tu es gerne wieder: Wenn DU sie

verfluchst, dann bist du keinen Deut besser!" Lily stand auf und strich sich den Umhang

glatt. Eine Zornesfalte hatte sich auf ihrer Stirn gebildet. "Ich geh jetzt in dem

Gemeinschaftsraum!" "Schön! Mach doch!" rief James ihr hinterher. Dann sank er

aufgebracht in seine Kissen zurück. Er bemerkte nicht Sirius mitleidigen Blick, und Madam

Pomfreys gekräuselte Lippen. Hatte er sich geirrt? Er mochte Lily jetzt schon seit ziemlich

langer Zeit. Dabei war er ihr nie nahe gekommen. Die Freundschaft in den letzten Wochen

war ein unglaublicher Fortschritt im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Aber vielleicht

hatte er Lily zu etwas gemacht, was sie gar nicht war? Zweifel kam in ihm hoch. Er fand sie

immer noch wunderschön, aber vielleicht machte es ihr doch etwas aus, dass er gerne Streiche

spielte, Dass er sich nicht an allgemeine Regelkn hielt. Dass er ab und zu ein hitziges

Temperament hatte? Und dass er es nicht leiden konnte, wenn man seine Familie und Freunde

diskriminierte? Vielleicht. vielleicht brauchte er eine Pause von Lily. Einfach wieder

abstand gewinnen. Um zu sehen, was ihm wirklich an ihr lag. Und um zu sehen, was sie

daraus machte. Wenn sie ihn mochte, warum konnte sie ihm dann dieses eine Mal nicht

verzeihen? So etwas Schlimmes war es doch wirklich nicht gewesen. Die Tür zum

Krankenflügel ging erneut auf. Zuerst dachte er, es wäre noch einmal Lily, die sich

entschuldigen wollte, und er war auch schon bereit, sich zu entschuldigen, als er sah, dass es

Diane war. Sie lächelte ihn strahlend an, und Grübchen bohrten sich in ihre Wangen. "Oh,

Jaaames!" Sie setzte sich an sein Bett. "Wie geht es dir? Gott, was haben die Slytherins mit

dir gemacht? Dabei hast du ihnen dich gar nichts getan!" Hörte er richtig? Diane verstand

ihn? Er blickte in ihre großen blauen Augen, die ihn besorgt und aufmunternd Anblickten. Sie

lächelte süß und senkte leicht den Kopf. James seufzte. "Mir geht es eigentlich gut, nur ein

bisschen Kopfschmerzen. Aber ich bin froh, dass du gekommen bist, Diane." Und als sie ihn

überrascht und erfreut anblickte, schenkte er ihr sein charmantestes Potterlächeln. Und

endlich, seit dem Sommer, wo Lily gekommen war, hatte er wieder das Gefühl, Erfolg zu

haben.

So, erstmal Dankeschön an alle lieben reviews *froiundlob* ich nehm mir alles zu herzen. Hier habt ihr nun endlich ein neues Kapitel, auch wenn es nicht unbedingt so war wie erwartet. Im Nachhinein entschuldige ich mich noch mal für meine Abwesenheit, aber ich hab irre viel zu tun. Ich hoffe trotzdem, dass ich bald die zeit fide, weiter zuschreiben!