Sie starrten. Sie saßen einfach nur alle da und starrten in die Gegend, auf Lily, ihre Hände.
Lily wischte sich die Tränen ab. Sie saß auf Sirius Bett, mit angezogenen Beinen, die Knie um
die Hände geschlungen. Anlea strich ihr über den Rücken. Sirius öffnete den Mund, schloss
ihn wieder, öffnete ihn dann noch einmal du holte Luft. „Lily- was ich nicht verstehe ist . . .
Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen?" Sie schniefte. „Hab ich doch schon gesagt.
Ich wollte nicht- es hat mich einfach so gestört, dass ich immer kurz vorm heulen war, wenn
ich James und Diane gesehen habe. Ich wollte das nicht. Ich hatte dauernd Kopf schmerzen
und war total fertig und ich dachte, mit dem Zauber tu ich keinem weh, und ich war mir sicher
alles richtig gemacht zu haben, und . . ." sie schwieg und vermied es, James anzusehen.
Dieser hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte auf den Boden. Sirius warf ihm einen
Seitenblick zu und wandte sich dann wieder an Lily. „ Und- und du- du hast keine Gefühle
mehr, ja? Aber das . . ." er raufte sich die Haare. „Sorry, aber ich kann mir das einfach nicht
VORSTELLEN. Ich meine, wenn du Anlea anguckst, uns anguckst- was denkst du dann?
Was fühlst du?" Lily presste die Lippen zusammen. „Nichts Besonderes. Ihr könntet genauso
gut jemand sein, an dem ich auf der Straße vorbeigelaufen bin. Weißt du, dadurch sind
irgendwie alle gleich geworden." „Schrecklich", murmelte Sirius. Remus tastete nach Anleas
Hand und drückte sie. „Und was können wir tun?" fragte er, „Stand in dem Buch kein
Gegenzauber?" Lily schüttelte den Kopf. „Und kannst du die Kette nicht einfach kaputt
machen?" fragte Sirius. Sie schnaufte. „Was glaubst du eigentlich, was ich getan habe? Den
ganzen Tag dagesessen und Däumchen gedreht?" Aufgebracht schlug sie mit der Hand auf
Sirius Bettdecke. „Was weiß ich was ich schon alles versucht habe! Ich habe Hitze- und
Schmelzzauber angewendet, ich habe versucht das verdammte Ding kaputt zu schlagen, ich
habe es ins Kaminfeuer geworfen, ich habe es sogar ANGEBETTELT, den Zauber zu
stoppen. Hat alles nichts gebracht." Sie schniefte wieder. „Hast du in der Bibliothek
nachgeforscht?" fragte Remus. Sie nickte halbherzig. „Ich bin aber noch nicht weit
gekommen. Es gibt einfach zu viele Bücher! Außerdem hatte ich das Buch mit dem Zauber
aus der Verbotenen Abteilung." „Ich würd' mal sagen, wir sollten gemeinsam suchen. Zwölf
Augen sehen mehr als Zwei. Wir stellen einfach die ganze Bibliothek auf den Kopf, und
irgendwas wird dabei herauskommen", meinte Sirius. Die anderen nickten zustimmend. Lily
lächelte dankbar. Ihr fiel auf, das James sie die ganze Zeit nicht ansah, doch als sie aufstanden
und sich anschickten, in Richtung Bücherei zu wandern, hielt er sie zurück. Offensichtlich
schien ihn etwas ziemlich zu beschäftigen, und er war leicht nervös. „Lily-" Er fuhr sich
durch die Haare und zerzauste sie damit noch mehr als sie ohnehin schon waren. „Unser Streit
damals- der war Schwachsinn." „Der war Schwachsinn", bestätigte sie. James lächelte
erleichtert. „Also- ich wollte mich dafür entschuldigen, dass ich mich so dämlich benommen
habe. Ich. . . ich meine irgendwie bin ich doch Schuld, dass dir das passiert ist, oder? Nein,
sag nichts! Wenn ich nicht einmal mein temperamten unter Kotrolle gehabt hätte, dann hätten
wir uns nicht gestritten, dann wäre alles anders verlaufen, dann hätte ich nicht mit Diane-" Er
brach ab. Lily wedelte mit der Hand. „Im Moment ist es mir ehrlich gesagt ziemlich egal was
du mit Diane gemacht hast. Und James, hör auf so einen Mist zu reden. Du bist an überhaupt
nichts schuld, klar soweit?" Sie starrte ihn an. „Das ist meiner eigenen Blödheit
zuzuschreiben. Ich habe diesen Zauber angewendet, also muss ich ihn auch ausbaden. Und
du- DU hast damit nichts zu tun!" „So hörte es sich aber an!" „Jaaahaa. Du warst der
GRUND. Aber du hast mich schließlich nicht dazu gezwungen, klar soweit? Also mach dir
keinen Kopf." James schaute immer noch leicht betreten. „Was?" fragte Lily ungeduldig.
„Also- wenn du den Zauber beseitigt hast. . ." „FALLS ich den Zauber beseitigen kann,
meinst du", warf sie missmutig ein. „WENN du den Zauber beseitigt hast", wiederholte James
stur, „ist dann- habe ich dann noch eine Chance? Bei dir, meine ich?" Lily starrte ihn an.
James starrte trotzig zurück. Lächle, Lily! Sag ja. Hör auf mit dem „Ich will nicht schwach
sein - Scheiß. Lächele, tu so als ob du nichts lieber tun würdest und sag JA, auch wenn es dir
im Moment egal ist schoss es ihr durch den Kopf. Zufrieden sah James, wie sich ihr Mund
zu einem Lächeln verzog und sie nickte. „Wenn der Zauber weg ist."
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~*~*~*~ In Dumbledores Büro. . .~*~*~*~
„Das sieht ernst aus, Albus." Minerva McGonagall blickte den Schulleiter eindringlich an.
Der alte Mann seufzte. „Es war klar, dass dieser Tag kommen würde", sagte er. „Früher oder
später wird Voldemort Hogwarts angreifen. Sie haben recht, Professor. Es sieht ernst aus." Er
rückte seine Halbmondbrille zurecht und starrte auf den Gegenstand auf seinem Schreibtisch.
„Dies hier ist mehr als nur eine deutliche Warnung. Ich frage mich nur, wie er das anpacken
will. Er hat die Dementoren auf seiner Seite, er hat seine ganz persönliche Zaubererarmee aus
Todessern und einige andere üble Kreaturen. Aber damit kann er Hogwarts nicht einnehmen."
Tatsächlich sah Dumbledore im Gegensatz zu Professor McGonagall nicht sehr beunruhigt
aus. „Dumbledore", sagte sie mit mühsam beherrschter Stimme, „Ich weiß nicht, wie gut
Hogwarts gegen einen Sturm gefeit ist. Aber ich weiß, dass die Bones sich gut auf einen
Möglichen Angriffs Voldemort vorbereitet haben. Bei Merlin, Albus! Auf deinem
Schreibtisch liegt ihre Todesnachricht! Und sie waren in viele unserer Pläne eingeweiht, sie
waren Mitglieder des Ordens! Wer weiß, was sie aus ihnen herausgepresst haben, bevor sie
sie töteten . . .", Aufgebracht rückte sie ihren Hut zurecht, der ihr seitlich vom Kopf herunter
zu rutschen drohte. Dumbledore hob beschwichtigend die Hände. „Ich werde es ihnen
zeigen", sagte er. Er stand auf und durchschritt das Büro. Aus einem Schrank nahe der Tür
zog er eine große Pergamentrolle hervor. Es schien mehr ein Plakat zu sein. Als er sie auf
seinem Schreibtisch ausrollte, schien sie leer zu sein. Professor McGonagall runzelte die
Stirn. Dumbledore tippte mit dem Zauberstab auf die Karte. „Ich, Albus Dumbledore,
gegenwärtiger Schulleiter von Hogwarts, wünsche Hilfe gegen einen Sturm auf die Schule."
Aus dem Papier erhob sich etwas- Türme und Zinnen, Wege, Torbögen und Hallen. Eine
Miniatur von Hogwarts - perfekt bis ins kleinste Detail. Beifälliges Gemurmel der Porträts an
der Wand war zu hören. Professor McGonagall starrte den alten Mann an. „Wie . . .?" aber
eine blinkende Schrift auf dem Pergamentrand lenkte sie ab.
~ Welche Waffen wird ihr Gegner besitzen? ~ hieß es dort. Dumbledore zückte eine Feder
und schrieb in ein aufgemaltes Pergamentblatt, was von Voldemort zu erwarten sei.
~Kennt ihr Gegner dass Schloss? ~ kam die Antwort.
‚Er war einst Schüler von Hogwarts (Slytherin) und ist unbezweifelbar intelligent.'
~ Vermutlicher Hauptangriff wird HIER stattfinden ~ Ein Pfeil aus Rauch stieg aus dem
Pergament hervor und zeigte auf die Türen in Hogwarts Mauern, die hinaus und zum Wald
hin führten.
~Möglich, dass Scheinangriffe auf das Hauptportal stattfinden werden, damit von
den wirklichen geschehen abgelenkt wird. Solange ihr Gegner nicht über Luftwaffen wie
Drachen oder eine Besenbrigade verfügt ist der Raum über dem schloss einigermaßen sicher.
In welchem Jahrhundert befinden sie sich? ~
‚Wir befinden uns Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. Unseres Wissens verfügt
Voldemort über keine Luftwaffen. Welche Möglichkeiten hat er, in das Schloss
einzudringen?' fragte Dumbledore. Professor McGonagall beobachtete ihn ungläubig.
Wieder stieg etwas Rauchartiges aus dem Pergament hervor. Bein genauerem Hinsehen
entpuppte es sich als winzige Menschen und Dementoren. Eine Figur, die wohl den Dunklen
Lord darstellen sollte, war aus schwarzem Rauch. Eine neue Schrift blinkte auf dem
Pergament. Sie listete alle Zauber auf, mit denen die Tore geschützt waren, daneben die
Zauber, mit denen einige der Zauber bezwungen werden könnten, wenn sie stark genug
waren.
~ Vermutlich wird ihr Gegner in dieser Position den Angriff starten. Die verschiedenen
Einheiten werden folgende Zaubersprüche verwenden ~
Einige der bereits genannten Zaubersprüche erschienen in smaragdgrüner Schrift über den
kleinen Rauchgestalten, die sich in Bewegung zu ihren Posten setzten. Dumbledore summte
vor sich hin. „Falls Voldemort wirklich angreift, dann wissen wir, was wir zu tun haben"
sagte er fröhlich. „Obwohl ich nicht wirklich glaube, dass er es wagen wird. Er ist wohl ein
mächtiger Zauberer, aber mit dieser Armee kann er Hogwarts nicht einnehmen." Professor
McGonagall starrte den Schulleiter an. „Albus- was ist das für ein Ding? Diese . . . Karte?" Er
lachte leise. „Ein wertvoller Gegenstand, der jedem Schulleiter von Hogwarts bei Amtsantritt
neben einigen anderen nützlichen Utensilien übergeben wird. Ich glaube, die Karte ist
genauso alt wie der Sprechende Hut. Also schon SEHR alt." Ein empörtes Schnauben kam
aus dem Regal, wo der Hut seinen Platz hatte. „Also, Minerva", Dumbledore faltete die
Hände auf seinem Schreibtisch und funkelte die Lehrerin an, „Was steht sonst noch auf
unserem Tagesplan?"
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„Also wonach genau suchen wir jetzt?" fragte Anlea, als sie vor der Tür zur Bibliothek
standen.
„Nach einem Gegenzauber."
„Irgendetwas."
„Keine Ahnung."
„Jeder Hinweis auf die Befreiung von Lilys Gefühlen."
„Und, ähm. . . haben wir eine Idee wo man so etwas finden könnte?" fragte sie vorsichtig. Die
anderen schüttelten die Köpfe.
„In der Bücherei."
„Irgendwo."
„Keine Ahnung."
„In der verbotenen Abteilung?"
Anlea seufzte. „Könnt jemand von euch außer James noch ein paar sinnvolle Vorschläge
machen?" Schweigen. „Schön. Ich würde sagen, dann gehen wir einfach rein und gucken alles
durch." „Klar, gucken mal schnell alles durch. Da drin stecken auch nur ein paar tausend
Bücher, ist ja egal", brummte Sirius leise, als er hinter Lily in die Bibliothek trat.
Sie stürzten sich auf die Bücherregale. Madame Pince, die einmal zum gucken herüber kam,
glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie sämtliche Marauder mit einem Stapel von
Büchern die sie eifrig durcharbeiteten, sah. Lily saß im Schneidersitz auf dem Boden, einen
riesigen Wälzer auf dem Schoß. Remus saß still wie ein Stein da, einzig seine Hand bewegte
sich zum Umblättern. Anlea streifte von Regal zu Regal und fuhr mit dem Finger an den
Buchrücken entlang. James kniff hinter seiner Brille die Augen zusammen, um einen
Buchtitel in Runenschrift zu lesen, während Sirius hinter ihm in einer unmöglichen Haltung
auf seinem Stuhl hing, drei Bücher auf dem Schoß und ein viertes kopfüber in seinen
Händen. Peter streunte durch die Bibliothek und ließ seinen Blick über die ganzen Bücher
wandern, als ängstigten sie ihn. Die Zeit verging, ohne dass sie etwas fanden. Langsam aber
sicher bauten sie jeder seine eigene kleine Mauer von Büchern um sich auf. Die Tür klappte.
Sekunden später steckte ein Mädchen mit Dunklen Haaren den Kopf herein. „Sirius?" fragte
sie, und ihr Tonfall klang nicht sonderlich freundlich. Sirius richtete sich mühsam von seinem
Stuhl auf und strich sich die Haare aus den Augen. „Hey Gillian. Was gibt's?" „Was gibt's?"
fauchte sie. „Wir hatten ein Date. Um sechs, im Astronomieturm. Vergessen?" „Uhm- ja.
Vergessen." „Du hast mich eine Stunde warten lassen! Und ich frag mich durch die ganze
Schule, weil ich denk dir ist was passiert, und du bist wo? In der BÜCHEREI!!!" Zornig
stemmte sie die Hände in die Hüften und sah ihn an. Sirius zuckte die Schulter. „Sorry Gills,
aber das hier war wichtiger." „Wichtiger als ich? WAS genau war wichtiger als ich?" keifte
sie. „Lily", sagte Sirius ruhig. Gillians Augen traten leicht vor. „LILY?" Sie warf einem Blick
herüber zu dem Rotschopf, der hinter einem Stapel Bücher hervorschaute, und ihr mund
verzog sich. "Ich dachte, die wäre mit James zusammen?" giftete sie. Sirius lächelte spöttisch.
„Tja Süße, Lily is' mein Kumpel. Und wenn du es wirklich wissen willst- sie IST mir
wichtiger als du." Gillian lief zornigrot an. „Weißt du was", keifte sie, „wenn das so ist, dann
kannst du das mit uns vergessen!" Sirius zuckte mit den Schultern. „Schon geschehen." Sie
starrte ihn mit offenem Mund an, dann wirbelte sie herum und stürmte davon. Sirius
unterdrückte ein Grinsen und warf einen Blick hinüber zu Lily. Sie sah ihn einen Augenblick
an, dann sah sie wieder ohne etwas zu sagen in ihr Buch.
Sekunden später kam ein schnappendes Geräusch und ein Laut des Schmerzes hinter dem
Regal hervor. Lily und Sirius sahen auf. „Aaaah, nimm es ab!" hörten sie James rugen. Lily
und Sirius standen gleichzeitig auf und sahen nach, was passiert war. James stand mit
bleichem Gesicht da, neben ihm Pete rund Anlea, die verzweifelt versuchten, ein Buch zu
bändigen. James Arm blutete heftig, obwohl er seinen Umhang darauf gepresst hielt. Eine
herausgerissene Seite flatterte zu Boden. „Dieses verdammte Buch hat mich gebissen!" stieß
James mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Madame Pince kam angewuselt. „Potter,
sofort raus hier", schimpfte sie, „Sie tropfen ja die ganzen Bücher voll!" Lily dachte kurz an
James Gesicht, als er sie nach seiner zweiten Chance gefragt hatte. „Komm mit, ich bring dich
zur Krankenstation", sagte sie. Er presste die Lippen zusammen, als sie seinen Umhang auf
die Wunde drückte. Die anderen guckten leicht amüsiert. „Wir suchen noch ein bisschen
weiter", sagte Sirius, „Obwohl ich nicht glaube, dass wir noch was finden werden. Gleich gibt
es schließlich auch Abendessen." „Trotzdem danke", sagte Lily und erinnerte sich gerade
noch rechtzeitig, dass sie so tun musste als wäre sie dankbar und lächelte. Sie nahm James am
Arm, und gemeinsam verließen sie die Bibliothek.
