Kleine Entwarnung für alle, die sich Sorgen machen: Ich habe nicht vor,
Lily und James noch irgendwelche Dachenkämpfe bestehen zu lassen, sie in
den Krieg zu schicken oder Lily von Salazar schwängern lassen. Keine zu
wilden Geschichten. Ich verspreche es. :o)
Ach ja, noch ein Disclaimer: Canute gab es wirklich, er regierte England im
elften Jahrhundert eine ganze Weile. War aber ein Däne. Und vermutlich kein
Zauberer. Und "Canute" ist eigentlich nur die englische Form von dem ganz
ordinären Namen Knut.
Da fällt mir grad was Schönes ein *träller* mal sehen was ihr dazu sagt . .
. ich werde es bald veröffentlichen.
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Es schneite. Dicke, weiße Flocken wehten vom Wolkenschweren Himmel herab und bedeckten die Stadt mit einer kalten, weißen Decke. Die Menschen gingen mit gebeugten Körpern durch die Straßen oder verließen gar nicht erst ihre Häuser. Nur zwei Personen, ein Rothaariges Mädchen und schlanker Junge mit schwarzen Haaren, standen Hand in Hand in einer Gasse und sahen sich um, während sich auf ihren Köpfen Schneemützen bildeten. Sie schienen verloren hier, ihre schwarzen Umhänge wehten im Eisigen Wind, und frierend rückten
sie dichter aneinander.
"James!" Lily sah ihn verstört an. "Wir- oh, verdammt, ich habe was vergessen!" "Was?" erschrocken sah er sie an. "Was hast du vergessen?" Lily starrte auf ihre Füße. Ihre nackten Füße, die langsam im Schnee versanken. "Ich habe mir keine Schuhe angezogen." "Keine Schuhe?" wiederholte er lahm. Sie nickte kläglich. "Ich saß schließlich die ganze Zeit im Bett! Da hat man doch keine Schuhe an!" James schloss die Augen und seufzte. "Warum muss so etwas immer mir passieren?" murmelte er. Er sah sich um nach etwas, dass er vielleicht in Schuhe verwandeln konnte. Zwei mittelgroße Steine in der
Nähe konnten es bringen. Unauffällig bückte er sich, als wäre ihm etwas heruntergefallen und verwandelte die Steine, während sein Umhang verdeckte, was er tat. Das Ergebnis war einigermaßen befriedigend. "Ich hoffe nur es
ist die richtige Schuhgröße." Lily zog die neu gezauberten Stiefel an.
"Aber sag bescheid, wenn der Zauber aufhört, zu wirken", warnte James, "sonst hast du plötzlich zwei Felsbrocken an den Füßen." Lily nickte und machte probeweise ein paar schritte. "Passt", sagte sie zufrieden. James
zog seinen Umhang fester um sich. "Warum verdammt noch mal sind wir
eigentlich in London gelandet?" fragte er. Lily zuckte die Schultern. "Keine Ahnung, ich bin noch nie in der Zeit gereist, ich kann es dir nicht
sagen." Sie sah sich zitternd vor Kälte um. "Aber jetzt müssen wir wohl
herausfinden, wie wir nach Hogwarts kommen. Falls es schon gebaut ist." "Warum sollte es noch nicht gebaut sein?" fragte James misstrauisch. Lily zuckte die Schultern. "Es ist schließlich nicht klar, wann Hogwarts gebaut
wurde, nur, dass es ungefähr vor tausend Jahren war." Sie sah die Gasse hinunter. "Ich vermute, wir müssen zuerst einmal Hexen und Zauberer finden,
die uns weiterhelfen können, nicht wahr?"
~*~*~*~
Hexen und Zauberer zu finden war schwerer, als sie gedacht hatten. Auf so etwas waren sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Überhaupt hatte James das Gefühl, sie wären sehr unvorbereitet gekommen. Aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Schließlich hatten sie sie aber doch gefunden. In einem
unscheinbaren Haus, einer Gaststube, die von den Muggeln offenbar nicht
gesehen werden konnte. Der Tropfende Kessel. Dass es diese Bude schon
solange gab, überraschte beide. Draußen schneite es immer heftiger, und beide waren froh, endlich ins warme zu kommen. James fragte sich, ob auch schon die Winkelgasse dort war. Beim reingehen nahmen sie die Kapuzen ab und gingen direkt zum Barmann, sich deutlich den ihnen folgenden Blicken
bewusst. Besonders Lily wurde angestarrt, und James konnte es den heruntergekommen gekleideten Zauberern nicht verdenken. Sie war wirklich bezaubernd, schon fast unwirklich. Glitzernde Wassertropfen hingen in dem roten Haar, die Wangen leicht gerötet und die blitzenden grünen Augen dazu- am liebsten hätte er sie einfach nur den ganzen Tag lang angesehen. Aber es gab wichtigeres zu tun. Er beugte sich zu dem Wirt herüber und sprach ihn leise an. Lily blieb hinter ihm stehen und sah sich unwohl um. "Verzeiht, Herr- könnt ihr uns sagen, wie wir nach Hogwarts kommen?" Lily zuckte neben ihm heftig zusammen, als der Mann plötzlich die Arme in die Luft warf und sie dann auf James Schultern fallen ließ. "Mein lieber Vetter!" tönte er. "Was für eine Freude, euch zu sehen! Nach all den Jahren. Ich hätte euch ja
kaum erkannt!" Er drückte ihn an sich. "Und die Lady ist gewiss eure Gemahlin? Kommt, in die Hinterstube, wir haben uns viel zu erzählen!" Er bugsierte den verwirrten James in einen kleinen Raum hinter der Theke. Lily
folgte ihnen angespannt. Kaum war die Tür geschlossen, wurde der Mann wieder normal. "Seit ihr wahnsinnig?" zischte er. "Das hätte böse ausgehen können! Am helllichten Tage nach Hogwarts zu fragen!" Verdattert starrte James ihn an. "Aber warum?" Der Mann sah ihn einen Augenblick an, und James glaubte, ihm würden gleich die Augen aus den Höhlen fallen. "Ihr seid nicht von hier", sagte der Mann misstrauisch. James nickte. Er hatte ja recht- diese Zeit war nicht seine Zeit. "Wir kommen von weit her und möchten zu den Gründern. Wir brauchen Hilfe, für . . . meine Frau." Lily sah ihn einen
Augenblick lang an, und in ihren Augen blitzte es, aber James blieb gelassen. Zu behaupten, sie wäre seine Schwester, wäre zu weit hergeholt, sie sahen sich nicht im Geringsten ähnlich. Und außerdem war es hier ganz normal, in diesem Alter verheiratet zu sein. Der Mann musterte ihn scharf und nickte dann. "Ihr kennt die aktuelle Situation nicht, nicht wahr? Ich
will es euch erklären", er strich sich den Stoff seiner schäbigen Robe
glatt, "In Britannien herrscht Krieg. Nicht zwischen Schottland und
England, so wie die Muggel ich andauernd haben. Zwischen den Zauberern. Blutfehden. Die Welt ist gespalten in zwei Parteien. Auf der einen Seite stehen Salazar Slytherin, Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff und Rowena Ravenclaw. Großartige Zauberer, die mein vollstes Vertrauen haben." Er sah sie wieder scharf an. "Auf der anderen Seite stehen nicht ganz so mächtige Meister aus Europa, aber nicht unbedingt schwach, und sie haben viel, viel
Unterstützung dabei. Ihr Führer ist der gegenwärtige König von England, Canute. Und da draußen sitzen zig seiner Männer in der Schankstube. Wie ihr
seht, sich nach Hogwarts zu erkundigen, der mächtige Stützpunkt "des Feindes", ist nicht sonderlich klug, wenn man keine Aufmerksamkeit erregen
will." Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kann euch nach
Hogsmeade bringen, dass kleine Dorf bei der Burg. Gegen eine kleine Entschädigung, versteht sich. Und erst morgen früh." "Warum erst morgen?" fragte James. Lily hielt sich still im Hintergrund und schien in Gedanken
versunken zu sein. Der Barmann nickte zur Stube. "Ihr müsst den Kamin benutzen, hier unten. Das kann ich nicht unbemerkt tun, solange Canutes'
Soldaten hier sind. Sie würden mich an den Pranger bringen dafür. Nehmt euch ein Zimmer, das ist am unauffälligsten, und dann werde ich euch morgen früh wecken." James nickte. Der Barmann öffnete die Tür und trat wieder in die Stube, und die zwei folgten ihm. "Also ein Zimmer? Könnt ihr natürlich gerne haben! Macht zehn Sickel!" fragte er laut und wartete, bis James ihm die Silberstücke in die Hand drückte. "Nummer elf ist frei. Gepäck? Nicht?
Das ist gut. Dann folgt mir." Er führte sie die Treppe hoch. James
bemerkte, dass einige der Zauberer eine Art Uniform trugen. Das mussten Canutes Soldaten sein. Wo waren sie da eigentlich hinein geraten? In der
Krankenstation von Hogwarts hatte sich das alles so einfach und schnell angehört, als würden sie einfach mal schnell -hopps- in die Gründerzeit und
wieder zurück. Der Wirt öffnete ihnen eine Tür. "Hier ist es. Ich würde
euch raten, heute nicht mehr hinunter zu kommen, falls ihr euch keinen unangenehmen Fragen stellen wollt. Bis morgen." Er schloss die Tür. Lily sah sich komisch im Raum um. "Das ist der gleiche Raum, dem ich über die Sommerferien gemietet hatte", stellte sie fest. Sie zog sich die Schuhe aus und setzte sich aufs Bett. James gesellte sich zu ihr, den Rücken an einen der Bettpfosten gelehnt. "Ehefrau", murmelte Lily verächtlich. James konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie blitzte ihn böse an, dann langte sie in eine Tasche und zog eine Uhr heraus. "Schon kurz vor neun!" stellte sie
überrascht fest. Sie streckte sich auf dem Bett aus, sodass ihre Beine direkt neben James lagen. "Ich frag mich ja, wie die Gründer wohl so sind", überlegte sie. "Irgendwie habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, was
das wohl für Menschen gewesen sein mussten." "Sind", verbesserte James.
"Aber ich gebe dir Recht. Ich habe überhaupt kein Bild von denen vor
Augen." Er rieb sich die Stirn und fuhr sich dann durchs haar. Lily grummelte ärgerlich bei dieser Geste. Belustigt guckte er sie an. "Was hast du eigentlich dagegen?" Sie rappelte sich auf. "Es stört mich einfach, wie du dauernd deine Haare verwuschelst. Glaubst du, dass du dadurch besonders cool wirkst?" "Nein", antwortete James gelassen. "Meine Haare lassen sich einfach nicht glätten." Lily verzog den Mund. "Natürlich lassen sie sich das." "Tun sie nicht, siehst du?" Er fuhr sich mit der Flachen Hand über
den Kopf und drückte sein Haar hinunter, doch als er die Hand wegnahm,
stand es hoch wie zuvor. Lily schüttelte den Kopf. "Lass mich mal." Sie
kniete sich hin, sodass sie ein Stück größer als er war. Ihr Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst und hing in einzelnen Strähnen um ihr Gesicht. Sie hob ihre Hand und fuhr probeweise durch sein Haar. James fühlte gespannt,
wie ihre Finger seine Haare berührten, sie befühlten und an ihnen
herumzupften, wie ihre Hände sich um seinen Kopf legten und sie immer wieder vergeblich versuchte, seine Haare zu glätten. "Ich sage dir doch, es
geht nicht", meinte James selbstzufrieden. Sie schüttelte störrisch den Kopf zupfte weiter an seinen Haaren herum. James saß einfach da und ließ es mit sich geschehen, während er ihre rotgolden schimmernden Haare vor sich
betrachtete und ihren Duft roch. Wann war er ihr schon einmal so nahe
gewesen?
"Sir? Mylady?" Die typische Stimme eines Hauselfen kam von der Tür. Verblüfft drehten beide sich um. Das arme wiesen schien sehr verlegen zu sein; offenbar verstand es ihre "Bettaktivität" falsch. "Der Master fragt, ob ihr noch Wünsche habt?" "Danke, wir sind bestens versorgt", antwortete Lily breit lächelnd. Sie mochte Hauselfen, und in Sully (A/N: der Hauself der Potters, remember?) war sie ganz vernarrt gewesen. Hastig verschwand der Hauself mit vielen Verbeugungen wieder und schloss die Tür hinter sich. Lily widmete sich wieder James Haaren, doch irgendwann gab sie klein bei. "Du hast Recht, es geht nicht." Sie ließ sich zurück aufs Bett fallen und gähnte. "Willst du schlafen?" fragte James. Sie überlegte kurz, dann nickte sie. In einem Schrank fand sie ein prüdes weißes Nachthemd, dass sie anzog
während James sich umdrehte. Als sie sich in die Decken kuschelte,
blinzelte sie ins Kerzenlicht und gähnte wieder. "Weißt du", sagte sie leise, "Irgendwie wollte ich gar nicht, dass das alles passiert. Ich hätte besser nachdenken sollen." James schüttelte den Kopf und lächelte. "Jetzt ist es eh zu spät." Er pustete die Kerze aus, dann legte er seinen Umhang
ab und schlüpfte neben ihr ins Bett. Im Dunkeln konnte er ihr bleiches
Gesicht sehen, die jetzt geschlossenen Augen und den verspannten Zug um ihren Mund. Ihr gleichmäßiger Atem zeigte ihm, dass sie schon eingeschlafen
war. Er betrachtete sie einen Augenblick lang. Was würde sie morgen erwarten? Würden sie wirklich die Gründer von Hogwarts sehen? Und war das eigentlich nicht alles total wahnsinnig, was sie hier taten? Warum hatten sie bloß nicht einfach die Lehrer gefragt? Er seufzte, und die Müdigkeit
ließ seinen Körper schwach werden. Vorsichtig beugte er sich vor und
hauchte Lily einen Kuss auf die Stirn.
"Schlaf gut, weiße Lily."
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Es schneite. Dicke, weiße Flocken wehten vom Wolkenschweren Himmel herab und bedeckten die Stadt mit einer kalten, weißen Decke. Die Menschen gingen mit gebeugten Körpern durch die Straßen oder verließen gar nicht erst ihre Häuser. Nur zwei Personen, ein Rothaariges Mädchen und schlanker Junge mit schwarzen Haaren, standen Hand in Hand in einer Gasse und sahen sich um, während sich auf ihren Köpfen Schneemützen bildeten. Sie schienen verloren hier, ihre schwarzen Umhänge wehten im Eisigen Wind, und frierend rückten
sie dichter aneinander.
"James!" Lily sah ihn verstört an. "Wir- oh, verdammt, ich habe was vergessen!" "Was?" erschrocken sah er sie an. "Was hast du vergessen?" Lily starrte auf ihre Füße. Ihre nackten Füße, die langsam im Schnee versanken. "Ich habe mir keine Schuhe angezogen." "Keine Schuhe?" wiederholte er lahm. Sie nickte kläglich. "Ich saß schließlich die ganze Zeit im Bett! Da hat man doch keine Schuhe an!" James schloss die Augen und seufzte. "Warum muss so etwas immer mir passieren?" murmelte er. Er sah sich um nach etwas, dass er vielleicht in Schuhe verwandeln konnte. Zwei mittelgroße Steine in der
Nähe konnten es bringen. Unauffällig bückte er sich, als wäre ihm etwas heruntergefallen und verwandelte die Steine, während sein Umhang verdeckte, was er tat. Das Ergebnis war einigermaßen befriedigend. "Ich hoffe nur es
ist die richtige Schuhgröße." Lily zog die neu gezauberten Stiefel an.
"Aber sag bescheid, wenn der Zauber aufhört, zu wirken", warnte James, "sonst hast du plötzlich zwei Felsbrocken an den Füßen." Lily nickte und machte probeweise ein paar schritte. "Passt", sagte sie zufrieden. James
zog seinen Umhang fester um sich. "Warum verdammt noch mal sind wir
eigentlich in London gelandet?" fragte er. Lily zuckte die Schultern. "Keine Ahnung, ich bin noch nie in der Zeit gereist, ich kann es dir nicht
sagen." Sie sah sich zitternd vor Kälte um. "Aber jetzt müssen wir wohl
herausfinden, wie wir nach Hogwarts kommen. Falls es schon gebaut ist." "Warum sollte es noch nicht gebaut sein?" fragte James misstrauisch. Lily zuckte die Schultern. "Es ist schließlich nicht klar, wann Hogwarts gebaut
wurde, nur, dass es ungefähr vor tausend Jahren war." Sie sah die Gasse hinunter. "Ich vermute, wir müssen zuerst einmal Hexen und Zauberer finden,
die uns weiterhelfen können, nicht wahr?"
~*~*~*~
Hexen und Zauberer zu finden war schwerer, als sie gedacht hatten. Auf so etwas waren sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Überhaupt hatte James das Gefühl, sie wären sehr unvorbereitet gekommen. Aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Schließlich hatten sie sie aber doch gefunden. In einem
unscheinbaren Haus, einer Gaststube, die von den Muggeln offenbar nicht
gesehen werden konnte. Der Tropfende Kessel. Dass es diese Bude schon
solange gab, überraschte beide. Draußen schneite es immer heftiger, und beide waren froh, endlich ins warme zu kommen. James fragte sich, ob auch schon die Winkelgasse dort war. Beim reingehen nahmen sie die Kapuzen ab und gingen direkt zum Barmann, sich deutlich den ihnen folgenden Blicken
bewusst. Besonders Lily wurde angestarrt, und James konnte es den heruntergekommen gekleideten Zauberern nicht verdenken. Sie war wirklich bezaubernd, schon fast unwirklich. Glitzernde Wassertropfen hingen in dem roten Haar, die Wangen leicht gerötet und die blitzenden grünen Augen dazu- am liebsten hätte er sie einfach nur den ganzen Tag lang angesehen. Aber es gab wichtigeres zu tun. Er beugte sich zu dem Wirt herüber und sprach ihn leise an. Lily blieb hinter ihm stehen und sah sich unwohl um. "Verzeiht, Herr- könnt ihr uns sagen, wie wir nach Hogwarts kommen?" Lily zuckte neben ihm heftig zusammen, als der Mann plötzlich die Arme in die Luft warf und sie dann auf James Schultern fallen ließ. "Mein lieber Vetter!" tönte er. "Was für eine Freude, euch zu sehen! Nach all den Jahren. Ich hätte euch ja
kaum erkannt!" Er drückte ihn an sich. "Und die Lady ist gewiss eure Gemahlin? Kommt, in die Hinterstube, wir haben uns viel zu erzählen!" Er bugsierte den verwirrten James in einen kleinen Raum hinter der Theke. Lily
folgte ihnen angespannt. Kaum war die Tür geschlossen, wurde der Mann wieder normal. "Seit ihr wahnsinnig?" zischte er. "Das hätte böse ausgehen können! Am helllichten Tage nach Hogwarts zu fragen!" Verdattert starrte James ihn an. "Aber warum?" Der Mann sah ihn einen Augenblick an, und James glaubte, ihm würden gleich die Augen aus den Höhlen fallen. "Ihr seid nicht von hier", sagte der Mann misstrauisch. James nickte. Er hatte ja recht- diese Zeit war nicht seine Zeit. "Wir kommen von weit her und möchten zu den Gründern. Wir brauchen Hilfe, für . . . meine Frau." Lily sah ihn einen
Augenblick lang an, und in ihren Augen blitzte es, aber James blieb gelassen. Zu behaupten, sie wäre seine Schwester, wäre zu weit hergeholt, sie sahen sich nicht im Geringsten ähnlich. Und außerdem war es hier ganz normal, in diesem Alter verheiratet zu sein. Der Mann musterte ihn scharf und nickte dann. "Ihr kennt die aktuelle Situation nicht, nicht wahr? Ich
will es euch erklären", er strich sich den Stoff seiner schäbigen Robe
glatt, "In Britannien herrscht Krieg. Nicht zwischen Schottland und
England, so wie die Muggel ich andauernd haben. Zwischen den Zauberern. Blutfehden. Die Welt ist gespalten in zwei Parteien. Auf der einen Seite stehen Salazar Slytherin, Godric Gryffindor, Helga Hufflepuff und Rowena Ravenclaw. Großartige Zauberer, die mein vollstes Vertrauen haben." Er sah sie wieder scharf an. "Auf der anderen Seite stehen nicht ganz so mächtige Meister aus Europa, aber nicht unbedingt schwach, und sie haben viel, viel
Unterstützung dabei. Ihr Führer ist der gegenwärtige König von England, Canute. Und da draußen sitzen zig seiner Männer in der Schankstube. Wie ihr
seht, sich nach Hogwarts zu erkundigen, der mächtige Stützpunkt "des Feindes", ist nicht sonderlich klug, wenn man keine Aufmerksamkeit erregen
will." Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich kann euch nach
Hogsmeade bringen, dass kleine Dorf bei der Burg. Gegen eine kleine Entschädigung, versteht sich. Und erst morgen früh." "Warum erst morgen?" fragte James. Lily hielt sich still im Hintergrund und schien in Gedanken
versunken zu sein. Der Barmann nickte zur Stube. "Ihr müsst den Kamin benutzen, hier unten. Das kann ich nicht unbemerkt tun, solange Canutes'
Soldaten hier sind. Sie würden mich an den Pranger bringen dafür. Nehmt euch ein Zimmer, das ist am unauffälligsten, und dann werde ich euch morgen früh wecken." James nickte. Der Barmann öffnete die Tür und trat wieder in die Stube, und die zwei folgten ihm. "Also ein Zimmer? Könnt ihr natürlich gerne haben! Macht zehn Sickel!" fragte er laut und wartete, bis James ihm die Silberstücke in die Hand drückte. "Nummer elf ist frei. Gepäck? Nicht?
Das ist gut. Dann folgt mir." Er führte sie die Treppe hoch. James
bemerkte, dass einige der Zauberer eine Art Uniform trugen. Das mussten Canutes Soldaten sein. Wo waren sie da eigentlich hinein geraten? In der
Krankenstation von Hogwarts hatte sich das alles so einfach und schnell angehört, als würden sie einfach mal schnell -hopps- in die Gründerzeit und
wieder zurück. Der Wirt öffnete ihnen eine Tür. "Hier ist es. Ich würde
euch raten, heute nicht mehr hinunter zu kommen, falls ihr euch keinen unangenehmen Fragen stellen wollt. Bis morgen." Er schloss die Tür. Lily sah sich komisch im Raum um. "Das ist der gleiche Raum, dem ich über die Sommerferien gemietet hatte", stellte sie fest. Sie zog sich die Schuhe aus und setzte sich aufs Bett. James gesellte sich zu ihr, den Rücken an einen der Bettpfosten gelehnt. "Ehefrau", murmelte Lily verächtlich. James konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie blitzte ihn böse an, dann langte sie in eine Tasche und zog eine Uhr heraus. "Schon kurz vor neun!" stellte sie
überrascht fest. Sie streckte sich auf dem Bett aus, sodass ihre Beine direkt neben James lagen. "Ich frag mich ja, wie die Gründer wohl so sind", überlegte sie. "Irgendwie habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, was
das wohl für Menschen gewesen sein mussten." "Sind", verbesserte James.
"Aber ich gebe dir Recht. Ich habe überhaupt kein Bild von denen vor
Augen." Er rieb sich die Stirn und fuhr sich dann durchs haar. Lily grummelte ärgerlich bei dieser Geste. Belustigt guckte er sie an. "Was hast du eigentlich dagegen?" Sie rappelte sich auf. "Es stört mich einfach, wie du dauernd deine Haare verwuschelst. Glaubst du, dass du dadurch besonders cool wirkst?" "Nein", antwortete James gelassen. "Meine Haare lassen sich einfach nicht glätten." Lily verzog den Mund. "Natürlich lassen sie sich das." "Tun sie nicht, siehst du?" Er fuhr sich mit der Flachen Hand über
den Kopf und drückte sein Haar hinunter, doch als er die Hand wegnahm,
stand es hoch wie zuvor. Lily schüttelte den Kopf. "Lass mich mal." Sie
kniete sich hin, sodass sie ein Stück größer als er war. Ihr Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst und hing in einzelnen Strähnen um ihr Gesicht. Sie hob ihre Hand und fuhr probeweise durch sein Haar. James fühlte gespannt,
wie ihre Finger seine Haare berührten, sie befühlten und an ihnen
herumzupften, wie ihre Hände sich um seinen Kopf legten und sie immer wieder vergeblich versuchte, seine Haare zu glätten. "Ich sage dir doch, es
geht nicht", meinte James selbstzufrieden. Sie schüttelte störrisch den Kopf zupfte weiter an seinen Haaren herum. James saß einfach da und ließ es mit sich geschehen, während er ihre rotgolden schimmernden Haare vor sich
betrachtete und ihren Duft roch. Wann war er ihr schon einmal so nahe
gewesen?
"Sir? Mylady?" Die typische Stimme eines Hauselfen kam von der Tür. Verblüfft drehten beide sich um. Das arme wiesen schien sehr verlegen zu sein; offenbar verstand es ihre "Bettaktivität" falsch. "Der Master fragt, ob ihr noch Wünsche habt?" "Danke, wir sind bestens versorgt", antwortete Lily breit lächelnd. Sie mochte Hauselfen, und in Sully (A/N: der Hauself der Potters, remember?) war sie ganz vernarrt gewesen. Hastig verschwand der Hauself mit vielen Verbeugungen wieder und schloss die Tür hinter sich. Lily widmete sich wieder James Haaren, doch irgendwann gab sie klein bei. "Du hast Recht, es geht nicht." Sie ließ sich zurück aufs Bett fallen und gähnte. "Willst du schlafen?" fragte James. Sie überlegte kurz, dann nickte sie. In einem Schrank fand sie ein prüdes weißes Nachthemd, dass sie anzog
während James sich umdrehte. Als sie sich in die Decken kuschelte,
blinzelte sie ins Kerzenlicht und gähnte wieder. "Weißt du", sagte sie leise, "Irgendwie wollte ich gar nicht, dass das alles passiert. Ich hätte besser nachdenken sollen." James schüttelte den Kopf und lächelte. "Jetzt ist es eh zu spät." Er pustete die Kerze aus, dann legte er seinen Umhang
ab und schlüpfte neben ihr ins Bett. Im Dunkeln konnte er ihr bleiches
Gesicht sehen, die jetzt geschlossenen Augen und den verspannten Zug um ihren Mund. Ihr gleichmäßiger Atem zeigte ihm, dass sie schon eingeschlafen
war. Er betrachtete sie einen Augenblick lang. Was würde sie morgen erwarten? Würden sie wirklich die Gründer von Hogwarts sehen? Und war das eigentlich nicht alles total wahnsinnig, was sie hier taten? Warum hatten sie bloß nicht einfach die Lehrer gefragt? Er seufzte, und die Müdigkeit
ließ seinen Körper schwach werden. Vorsichtig beugte er sich vor und
hauchte Lily einen Kuss auf die Stirn.
"Schlaf gut, weiße Lily."
