Und nun Chapter 4. Weil ihr momentan so nett seid und reviewt (zumindest hier). Ich hoffe, das bleibt so.

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Kapitel 4

Harry saß in Geschichte der Zauberei und konnte sich mal wieder nicht konzentrieren. Nicht nur, weil Professor Binns sich anscheinend nicht mehr an die letzte Stunde erinnern konnte und nun wieder über die Hexenverbrennung sprach, sondern auch, weil er in Gedanke noch bei dem Zwischenfall auf dem Gang war.

Irgendwie verstand er die Welt nicht mehr. Es war ihm zwar nichts Neues, dass Draco sich an Ron oder Hermine vergriff, ob er nun sie selbst oder ihn ärgern wollte. Aber vor allem seine eigene Reaktion überraschte ihn nachträglich noch. Bisher hatte er sich immer zusammengerissen und sich nie auf Malfoy gestürzt, auch weil er glaubte der Slytherin wäre um einiges stärker. Er war nicht viel größer und dennoch wirkte er stämmiger, muskulöser.

Harry ertappte sich selbst dabei, wie er sich Dracos nackten Oberkörper vorstellte, so wie er ihn in seinem Traum gesehen und unter seinen Fingern gespürt hatte. Er ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. War er denn bescheuert? Kein Traum – und vor allem nicht nur ein einziger – konnte es schaffen, dass ihm demnächst süße Jungs die Schamesröte ins Gesicht trieben. Oder doch...?

Mit einer kurzen Handbewegung schob er den Gedanken beiseite. Er sollte sich lieber überlegen, wie er heil aus dem bevorstehenden Duell in der Nacht rauskommen sollte. Er war wirklich verdammt blöd! Draco war ihm sicher nicht nur körperlich, sondern auch in schwarzer Magie überlegen.

So beschloss er am Abend noch mal in die Bibliothek zu gehen. Vielleicht fand er noch etwas Brauchbares.

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Nach seiner letzten Stunde Unterricht hatte sich Draco sofort wieder von seinen Freunden abgeseilt.

Jetzt saß er im Schatten eines großen Baumes am See. Er hatte seinen Umhang abgelegt und die ersten Knöpfe seines Hemdes geöffnet. Die Hitze lag auf den Ländereien wie ein Deckel. Am liebsten wäre Draco kopfüber in den See gesprungen, doch auf die Idee waren schon eine Menge andere Schüler gekommen. Und was sollte er zwischen den ganzen Hufflepuffs, Ravenclaws und Gryffindors?

Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er absolut nichts mit sich anzufangen. Und wem hatte er das zu verdanken? Potter! Er schnaubte verächtlich. Im nächsten Moment seufzte er jedoch. Potter konnte nichts für seinen Traum, so gerne er es ihm auch in die Schuhe geschoben hätte. Und doch – er hätte ihn heute nicht umstoßen und auf ihm liegen bleiben müssen. Außerdem hätte er ihn schon gar nicht für die kommende Nacht in den DADA–Raum bestellen müssen. Draco überlegte, ob er überhaupt hingehen sollte. Wer weiß, was Potter vorhatte. Und wenn er nicht ging? Dann würden Potter und Weasley – denn dem hatte er es sicher verraten – es überall rumerzählen und er wäre das Gespött der Schule. Nein, er würde gehen! Wollte Potter wirklich nur dieses Duell, dann brauchte er sich nicht zu fürchten. Eigentlich müsste Potter ebenfalls wissen, dass er ihm überlegen war.

Sich noch immer über Harry wundernd, erhob sich Draco wieder, schnappte sich seinen Umhang und lief zum Schloss zurück. Seine Hausaufgaben in Zaubertränke warteten noch.

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Harry und Hermine saßen an einem der großen Lesetische in der Bibliothek. Auch sie hatten noch Hausaufgaben zu erledigen. Hermine schrieb gerade am letzten Absatz ihres Aufsatzes für Verwandlung.

Harry erhob sich seufzend von seinem Stuhl. „Ich such mal nach dem Buch für Zaubertränke."

Hermine nickte nur kurz und murmelte etwas das klang wie „fünftes Regal, ganz rechts".

Kopfschüttelnd ging Harry zum besagten Regal. Welches Buch kannte Hermine eigentlich nicht?

Er lief immer wieder das Regal auf und ab, um in jeder Reihe nach dem Buch zu suchen.

Plötzlich blieb er stehen, er hatte etwas anderes entdeckt, das ihn interessierte. Ein paar Minuten blätterte er in dem dicken Buch, was er aus dem Regal genommen hatte.

Harry war so vertieft, dass er zusammenzuckte, als auf einmal jemand um die Ecke in den Gang  zwischen den zwei Regalen einbog. Erschrocken sah er auf und erkannte Draco. Am liebsten hätte er etwas gesagt, doch er wollte den Slytherin nicht gleich wieder reizen. Das sollten sie sich für später aufheben.

Draco hatte sich nicht weniger erschrocken als Harry. Jetzt erkannte er den Gryffindor und hätte sich am liebsten auf dem Absatz umgedreht. Doch er brauchte das Buch für Zaubertränke, morgen hatten sie das Fach. So setzte er seine gewohnt arrogante Miene auf und wandte sich dem Regal zu.

Harry hob verwundert eine Augenbraue. Auch Malfoy sagte nichts? Stand er etwa noch unter Schock? Ein kurzes Grinsen überflog sein Gesicht.

Dann klappte er das Buch zu und stellte es zurück. Länger als nötig wollte er mit Draco sicher nicht in diesem Gang verbringen, also musste er das Buch finden. Nicht einfach, da er nur den Titel kannte. Snape war präzise wie immer gewesen, dachte Harry und beachtete Draco nicht weiter.

Mit Bedacht, sich bloß nicht wieder zu nahe zu kommen, schlichen die beiden Jungen nun am Holzregal entlang und suchten ihre Bücher. Plötzlich griffen beide zu. Im nächsten Moment wollten sie ein und dasselbe Buch aus dem Regal ziehen. Draco hatte es oben, Harry unten gepackt. Jetzt starrten sie sich feindselig an.

„Flossen weg, ich hatte es zuerst.", zischte Draco.

Harry ließ nicht los. Keiner von beiden war schnell genug gewesen. Doch was nun? Sollte er versuchen Draco das  Buch zu entreißen? Oder sollte er ihm vorschlagen sich gemeinsam... Nein, das kam nicht in Frage!

„Das könnte ich genauso sagen.", antwortete er nicht weniger böse. Eigentlich fand er die Situation blöd. Es war wirklich ein Tag, an dem er ständig mit Draco zusammenrasselte. Einen kurzen Moment lang freute er sich auf die Nacht.

Die zwei blickten sich noch immer giftig an, als plötzlich jemand um die Ecke bog. Es war Neville. Mit fragendem Blick ging er auf sie zu.

„Na, Probleme?", fragte er leicht misstrauisch. Die zwei Jungen antworteten nicht, doch ihre Hände klammerten sich an dem Buch fest.

Neville sah auf das Buch. „Zeigt doch mal." Er nahm es ihnen einfach weg. Weder der Slytherin noch der Gryffindor reagierten.

„Ah, das hab ich auch gesucht. Danke!" Damit drehte er sich um und ging langsam, im Buch blätternd, davon.

Draco und Harry starrten ihm fassungslos hinterher. „Spezielle Tränke für besondere Anlässe – welch bescheuerter Titel!", hörten sie Neville noch murmeln, bevor er verschwand.

Der blonde Slytherin erwachte als erster aus seiner Starre. „Das glaub ich jetzt nicht!", schimpfte er.

Harry sah ihn an. Dann begann er zu lachen. Neville hatte Draco doch tatsächlich eine Niederlage beschert. Ausgerechnet Neville Longbottom, der Schussel und Hasenfuss, hatte die Dreistigkeit besessen ihnen einfach das Buch zu entführen.

Draco sah Harry verwirrt an. Hatte Potter jetzt den Verstand verloren? Er fand die Situation alles andere als lustig. Da hatte sich dieser Dummkopf Longbottom doch einfach das Buch geschnappt und sich auch noch bedankt. Eigentlich hätte er für diese Unverschämtheit bezahlen müssen. Doch Draco war zu abgelenkt von Harry, der sich nun langsam wieder zu beruhigen schien. Im Gryffindor-Haus waren wirklich alle nicht ganz dicht, stellte er erneut fest. Dann warf er noch einen verächtlichen Blick auf Harry und ging. Er musste zusehen, wie er dieses Buch wiederbekam.

Der Gryffindor nahm nun die Brille von der Nase und wischte sich über die Augen. Ihm waren doch tatsächlich die Tränen gekommen, so sehr musst er über Dracos Gesichtsausdruck lachen. Dann seufzte er aber. Was war nun mit der Hausaufgabe? Hermine fiel ihm ein. Sie hatte die Aufgaben sicher nach der letzten Stunde erledigt und vielleicht würde sie ihn abschreiben lassen, wenn er ihr die Geschichte von eben erzählte. Für peinliche Erzählungen über Malfoy war sie schließlich immer zu haben.

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