Disclaimer: Alles gehört Tolkien bzw. seinen Erben. Mir nix.
7. Kapitel: Widerstand ist zwecklos
Galen drehte die Flamme unter dem kleinen Brenner etwas höher. Auf einem Gestell darüber stand bereits eine flache Glasschale, in die er jetzt ein bläuliches Pulver löffelte.
„Und du weißt, was du da machst?" erkundigte sich Elladan kritisch.
„Natürlich!" schnappte der Rhûna. Das unsichere Flackern in seinen Augen sprach allerdings eine andere Sprache. „Ich weiß zwar immer noch nicht, warum ihr es unbedingt wollt, aber es wird funktionieren."
Die Zwillinge tauschten einen langen Blick. Galen hatte keine Ahnung, was es hieß, Erestor zur Hand gehen zu müssen. Genau das hatte ihnen nämlich geblüht, nachdem sie nach dem Ausflug in Elronds Weinkeller mit einem kapitalen Kater wieder zu sich gekommen waren.
Stirnrunzelnd betrachtete Galen die Flasche, die er gerade erst aus einem der Regale genommen hatte. „Ich denke, das lässt sich als Ersatz nehmen. Die richtigen Zutaten hat Euer Vater hier nicht."
Wie auch? Elrond beschäftigte sich schließlich nicht mit Färbe- sondern Heilmitteln. Er hatte auch nicht zwei Tage damit verbracht, unter Erestors boshaft glitzernden Blicken auf den höchsten Regalen der Bibliothek herumzuturnen. Elladan bekam immer noch Atemnot, wenn er an die Mengen von Staub dachte, die sich dort oben im Laufe der JahRhûnderte angesammelt hatten.
„Wann wird die Farbe wieder verschwinden?" wollte Elrohir wissen.
„Eine Woche", murmelte Galen und träufelte die Flüssigkeit in die erhitzte Schale. Sofort gab es eine hohe Stichflamme. Der Rhûna zuckte zurück und der Geruch verschmorter Haare hing in der Luft.
„Er wird wirklich blau?" Elladan konnte nicht genug davon hören.
„Wie ein Sommerhimmel." Galen rieb sich die angesenkten Augenbrauen. „Man kann alles damit einfärben. Fixiert man die Farbe, hält sie ewig."
„Ewig?" echote Elladan gedehnt.
Galen löste seinen Blick von der Schale, in der Pulver und Flüssigkeit sich vermengt hatten und nun in einem zähen blubbernden Brei vor sich hin köchelten. „Soll ich das etwa auch noch machen?"
Elladan erhielt einen Rippenstoß seines Bruders. Elrohir schüttelte energisch den Kopf. „Denk gar nicht daran, Bruder. Eine Woche ist in Ordnung, aber du wirst nicht unsere Verbannung aus Bruchtal riskieren. Vater wird ohnehin wissen, dass wir dahinter stecken."
„Warum macht ihr es dann?" wollte Galen wissen.
„Es macht Spaß", grinste Elladan.
Kritisch zogen sich Galens angesengte Augenbrauen zusammen. Er sah aus wie ein verwirrter Dachs.
„Vertrau mir", bekräftigte Elladan nochmals. „Du musst einfach lockerer werden, Galen. Die Ewigkeit ist ein ziemlich lange Zeit, wenn man sich nicht amüsiert."
„Wenn du meinst. Gib mir den Apfel."
Elladan reichte ihm einen wirklich perfekten roten Apfel, den er schon die ganze Zeit selbstvergessen an seiner Tunika poliert hatte. Mittlerweile glänzte das Prachtexemplar so stark, das es schon fast künstlich wirkte. Erestor liebte diese spezielle Apfelsorte. Er würde nicht widerstehen können, wenn er sie am Abend in seinen Gemächern fand.
Galen legte den Apfel mitten in den immer noch blubbernden Brei und löschte den Brenner darunter. Vor ihren Augen zog sich die bläuliche Masse um das Stück Obst zusammen.
„Das wird er nie essen", sagte Elrohir und verzog das Gesicht. „Das sieht ja eklig aus."
„Ignorant!" knurrte Galen ihn an. „Es zieht gleich ein und wenn es erkaltet, merkt man dem Apfel überhaupt nichts mehr an."
Erwartungsvoll starrten sie in die Schale und tatsächlich, ganz langsam wurde die blaue Paste immer dünner. Sie zuckten alle zusammen, als die Tür aufflog und ein leicht panischer Estel hereinstürmte.
„Ada kommt!" rief er und wedelte aufgeregt in der Luft herum. „Er biegt gerade um die Ecke."
Elrohir packte Elladan an den Schultern. „Du hast gesagt, er hat noch eine Stunde zu tun."
„Hat er auch!"
„Estel hat keine Halluzinationen."
„Selbst seine Halluzination bringt uns um, stöhnte ihr menschlicher Bruder. „Wir dürfen überhaupt nicht hier sein."
„Ich schon", erklärte Galen.
„Aber nicht, um Zaubermittel zu brauen!" erinnerte ihn Elladan. Der Rhûna hatte keine Vorstellung, wie empfindlich Elrond mit diesem Raum war. „Lass dieses Ding verschwinden. Er weiß sofort, dass damit was nicht stimmen kann."
„Soll ich es etwa aufessen?" schrie ihn Galen an und griff wenigstens schon nach den verschiedenen Flaschen, die er aus den Regalen geholt hatte, um sie wieder an ihren Platz zu stellen.
Die Idee hatte was, aber sie konnten ihn schließlich nicht dazu zwingen. Elrohir rannte stattdessen rüber zum Fenster, riss es auf und winkte dann Elladan zu. „Schmeiß den ganzen Mist hier raus. Wir können es später einsammeln."
Die Idee war gut und die Schale sehr heiß. Elladan unterdrückte einen Schmerzensschrei, als er sie mit beiden Händen von dem Eisengestell nahm und zum Fenster schaffte. In hohem Bogen flog alles hinaus. Elrohir warf das Fenster wieder zu, beide lehnten sich harmlos an die Fensterbank, Elladan mit den schmerzenden Händen unter die Achseln geschoben und ein gezwungenes Lächeln auf den Lippen. Estel hockte sich in einen der Stühle und starrte höchst konzentriert zu Galen, der sich eines der Bücher von den Arbeitstischen gegriffen, es irgendwo aufgeschlagen hatte und nun vorgab, seinem geneigten Publikum daraus etwas zu Gehör zu bringen.
Unschuldig sahen sie alle zur Tür, als Elrond dort erschien. Er blieb abrupt stehen, musterte jeden der Anwesenden aus schmalen Augen und betrat dann sehr langsam den Raum.
Er ahnt was, erkannte Elladan sofort, nur er weiß nicht, was. Hoffentlich bleibt es so.
„Habt ihr eure Liebe zur Heilkunst entdeckt?" erkundigte er sich dann, während er Galen das Buch aus der Hand nahm und flüchtig über die aufgeschlagene Stelle las. „Oder hat jemand von euch Verdauungsstörungen?"
Elladan hätte Galen erwürgen können. Von allen Büchern seines Vaters ausgerechnet das. „Es geht uns gut."
„Du siehst aber etwas angestrengt aus, mein Sohn."
Das lag daran, dass seine Handflächen brannten wie Feuer. Er konnte förmlich spüren, dass sich eine Blase nach der anderen bildete. „Ich konzentriere mich, Adar. Galen war gerade an einer interessanten Stelle."
„Ach wirklich?" Elronds Blick glitt über seinen Arbeitstisch und blieb an einem kleinen Häufchen blauen Pulvers hängen, das dort verstreut war. „Dann lasst euch doch durch mich nicht unterbrechen. Galen, lest ruhig weiter vor."
„Wir möchten Euch nicht stören", versuchte Galen zu retten, was zu retten ist. „Ich habe die drei wohl eher gelangweilt. Am besten gehen wir jetzt."
„Nicht doch", lächelte Elrond unheilvoll. Er zog sich einen Stuhl heran und machte es sich darauf bequem. „Meine Söhne schenken der Heilkunst so selten ihre Aufmerksamkeit, dass ich diese Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen will. Lest weiter, Galen, das Kapitel ist noch recht lang!"
Elrohir stöhnte leise auf, als Galen probehalber durch das Buch blätterte, um das Ende des Kapitels zu finden. Es waren Dutzende von Seiten und da half es auch nichts, dass der Rhûna in einer Geschwindigkeit vorzulesen begann, als wäre eine Horde Orks hinter ihm her.
Verdauungsstörungen...Elladan erfuhr in der nächsten halben Stunde mehr darüber, als er je wünschen konnte. Sollte er jemals einen Menschen treffen, der daran litt, würde er ihn umbringen und damit von seinen Qualen erlösen. Seine eigene Erlösung kam schließlich, als Galen gerade die Hälfte der Seiten mit überschlagender Stimme vorgelesen hatte.
Aus dem Garten unter dem Fenster ertönte ein derart erboster Schrei, dass alle im Raum aufsprangen und zum Fenster rannten.
„Erus Licht, auch das noch!" fluchte Elrohir leise.
Glorfindel stand auf der Wiese und tobte. Einige Stallburschen liefen aufgeregt um ihn herum, Anzeichen von Panik im Blick.
„Was geht denn da vor?" wollte Elrond wissen und öffnete das Fenster. „Glorfindel, was..?"
„Wenn ich denjenigen erwische, der das verursacht hat, bringe ich ihn um. Ich schwöre es dir, Elrond!"
Es geschah selten, dass der Vanya in diesem Maße die Fassung verlor. Allerdings hatte er diesmal auch allen Grund dazu. Seine Zuschauer am Fenster starrten wie gebannt auf die Erscheinung am Rand der Wiese.
„Ist das Asfaloth?" fragte Estel zweifelnd.
„Möglich", murmelte Elrohir und rammte seinem Bruder den Ellbogen in die Seite. „Hast du ihn eben nicht bemerkt?"
„Natürlich ist das Asfaloth!" schrie Glorfindel zu ihnen herauf. „Zumindest war er das, bis irgendein Monster ihm das angetan hat."
„Er ist blau", wunderte sich Estel und erblasste dann. Er öffnete den Mund um noch etwas zu sagen, aber Galen warf ihm einen mörderischen Blick zu.
„Schönes Blau", stellte Elladan mit schwacher Stimme fest. „Passt zu seiner grauen Reitdecke."
„Sehr schön", bestätigte Elrond mit hochgezogenen Brauen. „Und ich hoffe für euch alle vier, dass es auch bald wieder verschwindet."
Damit ließ er sie stehen, um Glorfindel in seinem Elend beizustehen. Der Elbenfürst stand mittlerweile neben seinem völlig gelassenen Pferd und klopfte hilflos auf dem Fell herum. Asfaloth schien die Farbe nicht im geringsten zu stören. Er sah zwar aus wie aus einem pastellfarbenen Albtraum entsprungen und die Farbe biss sich irgendwie mit dem satten Grün der Wiese, auf die man ihn offenbar zum Grasen gestellt hatte, doch irgendwie beeinträchtigt wirkte er nicht.
„Ich habe doch gesagt, es funktioniert", erklärte Galen triumphierend. „Soll ich noch einen für Erestor herstellen?"
Elladan hätte ihn erwürgt, wenn ihm die Hände nicht so weh getan hätten. „Besorg uns lieber etwas zum Unsichtbarmachen. Nur für den Fall, dass Glorfindel rausfindet, woher die Farbe kommt."
***
Der Palast war eine beeindruckende Festung. Tief verbunden mit dem Berg, in dem er errichtet war und nur über eine breite Steinbrücke zu erreichen, unter der unruhig und voller tödlicher Untiefen der Waldfluss dahinraste. Die Rhûnar-Elben, deren Quellstadt nach einem ganz ähnlichen Prinzip errichtet war, konnten nicht anders als diesen wehrhaften Mittelpunkt des Waldelbenreiches zu bewundern.
Unwillkürlich richtete sich ihr Blick auf den Rücken des Königs, der hochaufgerichtet an der Spitze ihres Trupps auf das breite Tor am Ende der Brücke zuritt.
Diese ganze Unternehmung lief wahrlich nicht so, wie sie beabsichtigt war. Anstatt weiter auf dem Weg nach Imladris zu sein, verschwendete sie nun ihre Zeit damit, die vielleicht nicht ganz unbegründeten Fragen eines Waldelbenkönigs zu beantworten. Bislang hatte er zwar noch keine gestellt, aber der schnelle Ritt hatte auch keine Gelegenheit dazu geboten. Doch sobald sie hier im Palast in Sicherheit waren, würde er sie stellen. Und er würde auch seine Antworten bekommen, zwar nicht von ihr, aber sicherlich von Liuntol. Ihr alter Freund wirkte unangemessen entspannt, seit sie sich in der Gesellschaft der Waldelben befanden.
Varya verfluchte das alte Gesetz Rhûnars, niemals Fragen nach dem Leben vor dem Exil zu stellen. Sie könnte schwören, dass Liuntol einst ein Waldelb gewesen war.
Langsam rutschte sie von ihrem Pferd und übergab die Zügel einem herbeieilenden Stallknecht. Der Junge senkte hastig die Augen, als sie sich bei ihm bedanken wollte.
Varya wandte sich achselzuckend um, nur um zu bemerken, dass ihr Gastgeber bereits mit großen Schritten die halbmondförmige Palasttreppe hinaufeilte.
„Man wird Euch Unterkünfte zuweisen", erklärte sein Berater. „Lady Varya, Hauptmann Liuntol, folgt mir bitte. Eure Räume liegen in einem anderen Teil des Palastes. Wenn Ihr Euch von der Reise erholt habt, bittet Euch der König zu sich."
Bitten, von wegen. Varya unterdrückte mühsam eine entsprechende Bemerkung. „Wir können auch jetzt besprechen, was ihm wichtig ist", sagte sie stattdessen und folgte Berelion in den Palast. „So anstrengend waren die letzten Stunden nun auch wieder nicht."
Berelion lächelte etwas. „Seid Ihr immer so voller Tatendrang?"
„Ohne Ausnahme", brummte Liuntol ungefragt. „Die Ithildrim sprühen davon bei Tag und Nacht. Für uns Ältere sind sie manchmal eine wahre Plage."
„Liuntol!" rief sie empört.
„Die Euch offenkundig sehr am Herzen liegt", lachte Berelion leise. „Ithildrim nennt Ihr sie also so treffend. Ich nehme also an, es gibt nicht nur Eure Heilerin davon."
„Schon die dritte Generation", bestätigte Liuntol, bevor Varya es verhindern konnte. „Sie sind alle in Rhûnar geboren und frei von der dunklen Hand."
„Das ist ebenfalls offenkundig, Hauptmann."
„Liuntol, es reicht", befahl Varya eisig. „Wir sind nicht zur Aufnahme freundschaftlicher Beziehungen hier."
Der Gardehauptmann nickte schuldbewusst und sein nachfolgendes Schweigen verschaffte ihr doch ein schlechtes Gewissen. Unzufrieden stakste sie hinter Berelion durch die zahlreichen, in den Fels geschlagenen Gänge. Im Vergleich zur Quellstadt war der Palast eine selten luxuriöse Umgebung, auch wenn der Eindruck einer Festung nie ganz überdeckt wurde. Aber Varya gefiel die Mischung aus reiner Zweckmäßigkeit und elbischer Lebensart.
Vor einer mit Rankenschnitzereien bedeckten Bogentür blieb Berelion stehen. „Eure Unterkunft für die Dauer Eures Aufenthaltes, Heilerin. Eine Dienerin wird sich gleich um Euch kümmern und Euch dann auch den Weg zu unserem König zeigen. Hauptmann, folgt mir, Eure Räume sind gleich in der Nähe."
Diese Waldelben sind wirklich umständlich, befand Varya im Stillen. Wichtige Gespräche gehen dem persönlichen Wohl doch allemal vor!
Mit einem Schulterzucken öffnete sie die Tür und betrat einen großen, niedrigen Raum, der viel aufwendiger eingerichtet war als sie erwartet hatte. Es gab zwar nur ein einziges hohes Bogenfenster, das auf einen kleinen Balkon hinausführte, doch in mehreren Wandschalen brannten bereits Öllichter, die genug Licht gaben. Große Wandteppiche in leuchtenden Farben der Jahreszeiten bedeckten die glatten Wände und dicke Teppiche in warmen Brauntönen den polierten Steinboden. Zur Linken befand sich ein Kamin mit zwei Sesseln und einem flachen Tisch davor. Zu Varyas Rechten stand ein breites Bett, dessen Kopfteil das Relief einer ausladenden Buche trug.
Varya schlenderte langsam an das Bett heran. Sie legte ihr weniges Gepäck ab und strich sehnsüchtig über die seidenweiche Pelzdecke, die es bedeckte. Es wäre zu schön, sich jetzt einfach darauf auszustrecken, in einen tiefen Schlaf zu sinken und beim Aufwachen festzustellen, dass alles, aber auch wirklich alles, nur ein böses Trugbild gewesen war.
„Herrin?"
Beim Klang der sanften Frauenstimme fuhr sie herum. In einer schmalen Tür links neben dem Kamin stand eine hochgewachsene, hellhaarige Elbin. „Wer seid Ihr?"
„Tisvien, Herrin", sagte die andere mit einer leichten Verneigung. „Man hat mich Euch zugeteilt."
Ruhig hielt sie Varyas scharfer Musterung stand. Angst oder Abneigung war in ihren hellblauen Augen jedenfalls nicht zu erkennen.
„Soll ich Eure Kleidung auspacken?"
Varya hätte fast laut gelacht. Was dachte Tisvien denn, was sie alles auf diese Reise mitgenommen hatte? „Schon gut, das mache ich nachher schon. Eigentlich brauche ich niemanden, Tisvien."
„Vielleicht doch", lächelte die Waldelbin. „Nehmt ein Bad, Herrin, während ich eine leichte Mahlzeit besorge. Bis zum Abendessen ist es noch lang."
Zögernd nickte Varya und Tisvien verließ sie. Nein, ein Bad war wirklich keine schlechte Idee, gestand sie sich später zu, als sie in ein großes, nach Kräutern duftendes Tuch gewickelt wieder aus dem Badezimmer spazierte. Zwar war das Badezimmer nicht mit den heißen Mineralquellen ihrer Heimat zu vergleichen, doch es hatte wenigstens den Schmutz und einen Teil der Anstrengung der langen Reise abgewaschen.
Sie stutzte, als sie ihre wenigen Kleidungsstücke auf dem Bett ausgebreitet fand.
„Ihr reist mit wirklich leichtem Gepäck", sagte Tisvien und erhob sich aus ihrer knienden Haltung am Kamin, in dem die ersten Flammen eines Feuers zu brennen begannen. „Setzt Euch doch her, Lady Varya, dann kümmere ich mich um Eure Haare während Ihr esst und trinkt. – Oh, das sind seltsame Zeichen."
Varya wusste überhaupt nicht, wovon die andere sprach.
„Auf Eurem Arm", erklärte Tisvien zögernd.
Unwillkürlich fasste Varya an ihren rechten Oberarm, um den sich eine breite, silberne Tätowierung mit den verschlungenen Runen eines Schutzspruchs wand. Ein ähnliches Zeichen in Form eines Kreises trug sie zwischen den Schulterblättern. Sie hatte es schon so lange, dass es fast aus ihrem Gedächtnis verschwunden war.
„Schutzzeichen", erklärte sie zögernd. „Damit wir uns bei einer Heilung nicht verlieren."
„Das kann geschehen?" Tisvien nahm eine Bürste und begann mit langsamen Strichen, Varyas endlich aus der festen Umwicklung der breiten Stoffbänder befreiten Haare zu glätten. „Dann müsst Ihr eine starke Heilerin sein, so weit zu gehen."
Mit Galens Kraft war sie das jetzt sicherlich, doch würde sie es kaum dieser Elbin erzählen, deren Loyalitäten wenig Rätsel aufgaben. „Es kann immer gefährlich werden, sich an der Grenze von Leben und Tod zu bewegen. Manchmal will man so verbissen helfen, dass man nicht früh genug loslässt."
Irgendwie trieb man hier viel zuviel Aufwand, befand Varya, ließ sie aber gewähren und das Flechtmuster an ihrem Hinterkopf vollenden. Während Tisvien dann verschwand, um das Bad aufzuräumen, zog Varya die Kleidung über, die wohl noch am angemessensten für eine Besprechung mit einem König war. Schwarzes Wildleder und bestickte, hellgraue Seide war das Beste, was sie anbieten konnte. Sie waren nicht aus Rhûnar aufgebrochen, um gesellschaftliche Verpflichtungen zu erfüllen, sondern um einen Bannspruch an eine Verräterin zu überbringen. Der Zwischenstopp beim einzigen Elbenkönig, den es auf Mittelerde gab, war überhaupt nicht geplant und auch in keiner Weise erwünscht.
Varya war gerade fertig, als es an der Tür klopfte und Berelion mit Liuntol davorstand.
Thranduils Berater musterte sie kurz, bevor er sich leicht verneigte. „Varya Ithilfin, mit Euch wandelt das Silberlicht des Mondes durch diese dunklen Hallen."
Verblüfft sah sie von ihm zu Liuntol, der sie wie ein stolzer Vater angrinste. „Hm", machte sie dann unbehaglich. „Wir sollten besser gehen. Euer König machte auf mich nicht den geduldigsten Eindruck."
„Er hat andere Stärken", schmunzelte Berelion und setzte sich in Bewegung.
Fragte sich nur, welche das sein sollen, überlegte Varya düster. Unhöflich, grob und aufbrausend fielen ihr nach dem Zwischenfall an der Waldstraße auf Anhieb ein. Und eingebildet war er. Wer ritt schon durch einen Wald und schleppte dabei seine Krone mit? Zwar war ihr fast das Herz stehen geblieben, als sich ihr unwirscher Retter als der König der Waldelben enttarnte, aber etwas lächerlich war es schon gewesen.
Wahrscheinlich hatte er sich seinen Auftritt ganz anders vorgestellt: weniger Orks und Spinnen, dafür schwer beeindruckte Rhûna, die er aus seinem Wald weisen konnte.
Nun, so einfach würde sie es ihm nicht machen.
Trotzdem atmete sie zuerst tief durch, bevor sie hinter Berelion und Liuntol das Arbeitszimmer des Königs betrat. Berelion verneigte sich leicht, Liuntol versank in einer wirklich tiefen Verbeugung und Varya rang sich zumindest eine höfliche Neigung des Kopfes ab, die ihr sofort ein Stirnrunzeln Thranduils eintrug, bevor er auf die beiden Stühle vor seinem ausladenden Schreibtisch deutete.
Varya war ganz froh über die Sitzgelegenheit, denn etwas weich wurden ihr die Knie schon. Wenn Thranduil eines deutlich anzumerken war, dann dass er bereits sehr lange lebte und immer einer der Mächtigen gewesen war.
„Vor gut zwei Monaten kamen bereits Angehörige Eures Volkes durch mein Reich", begann Thranduil nach kurzem Schweigen. Sein Blick wechselte zwischen Liuntol und Varya, leichte Schärfe lag darin und war auch in seiner Stimme zu finden. „Sie waren auf dem Weg nach Imladris, wurde mir berichtet."
„Das ist zutreffend", bestätigte Liuntol. „Enach und Galen, unsere Heiler, befanden sich unter ihnen."
„Ich dachte, sie ist Eure Heilerin."
‚Sie' konnte nur schwer ihren Ärger unterdrücken, blieb aber lieber stumm, bevor sie sie alle in den Kerker brachte, der hier sicherlich nicht angenehm war.
„Wir haben einige", sagte Liuntol mit einem gewissen Stolz. „Enach, Galen Ithilos und Varya Ithilfin sind die drei stärksten von ihnen. Es gibt noch weitere, die jedoch lange nicht über ihr Talent verfügen."
König Thranduil lehnte sich zurück und stützte die Ellbogen auf den Armlehnen seines Sessels auf. Die schlanken Hände ineinander verschränkt schien er einen Moment nachzudenken. „Also schickt Ihr Eure mächtigsten Heiler alle nach Imladris. Dies erscheint mir ungewöhnlich."
Erwischt, dachte Varya. Dumm ist er jedenfalls nicht und zu allem Überfluss hatte er auch noch völlig Recht. „Wir haben unsere Gründe", mischte sie sich nun doch ein. „Da es nichts mit Düsterwald zu tun hat, sollte es Euch kaum interessieren."
„Die Entscheidung überlasst mir", wies er sie zurecht und spießte sie mit seinen durchdringenden blauen Augen auf. „Außerdem geht mich jeder Elb etwas an, der in Düsterwald fast ums Leben kommt – so wie Ihr, junge Lady."
„So schlimm war es nicht!"
„Wenn ich eine Minute später die Beutegrube erreicht hätte, wäret Ihr tot gewesen."
„Womit wir beim Thema wären", fauchte sie zurück. „Ich bin mir sicher, Ihr wusstet seit unserem ersten Schritt auf der Waldstrasse, die im Übrigen nicht mehr als ein verfallener Feldweg ist, dass wir jederzeit angegriffen werden können. Ihr habt es darauf ankommen lassen, gebt es zu."
„Meine Motive stehen hier nicht zur Debatte."
„Unsere auch nicht."
„Varya", stöhnte Liuntol auf. „Du sprichst mit König Thranduil"
Ihr Kopf ruckte zu ihm herum. „Sehen meine Augen irgendwie getrübt aus? Ich weiß, mit wem ich rede. Doch du solltest nicht vergessen, weshalb wir eigentlich unterwegs sind. Außerdem will er uns ohnehin nicht hier haben. Je eher wir also abreisen, desto besser für alle."
„Ruhe!" donnerte Thranduil. „Varya Ithilfin, wenn Ihr noch einen Ton von Euch gebt, landet Ihr diese Nacht im tiefsten und feuchtesten Kerker, den dieser Palast zu bieten hat. Und nun, Hauptmann Liuntol, bitte ich um die vollständige Geschichte, denn Ihr alle werdet erst dann wieder weiterreisen können, wenn ich sie kenne."
Varya öffnete die Mund zu einer bösen Erwiderung, aber Thranduils Gesichtsausdruck wurde wirklich mörderisch. So ungefähr stellte sie sich einen Valar vor, der gerade vorhatte, einen Teil Mittelerdes in Trümmer zu legen, weil ihm die Optik noch nicht ganz gefiel.
Liuntol redete wie ein Wasserfall. Einige wenige Details ließ er zwar zum Glück aus, wie zum Beispiel den Wechsel der Kräfte, den Enach bewirkt hatte, schilderte ansonsten aber mehr als ausführlich, was Rhûnar heimsuchte und welche Beschlüsse der Ältestenrat getroffen hatte. Es dauerte eine Weile, in der Varya stocksteif auf ihrem Stuhl saß und starr einen Punkt über Thranduils linker Schulter fixierte, um nicht die Kontrolle über ihre Gesichtszüge zu verlieren.
Thranduil hingegen lehnte sich zurück und stützte das Kinn auf die rechte Hand. Nur gelegentlich durchbrach ein Teil seiner Gedanken und Empfindungen die reine Aufmerksamkeit seiner Miene.
„Euer Ältestenrat hat was beschlossen?" erkundigte er sich zum Schluss der Geschichte. „Sieben Krieger sollen in den südlichen Düsterwald einreiten und Eure Habe wieder beschaffen? Hauptmann Liuntol, das ist der pure Wahnsinn."
Nun, wenigstens einmal waren sich wirklich alle im Raum einig.
„Welche anderen Möglichkeiten bleiben uns denn, Hoheit?" fragte Liuntol resigniert. „Natürlich sind die Chancen gering, doch es geht um dreihundert Rhûna, deren Tod offenbar beschlossene Sache ist. So viele sind wir nicht, dass wir diesen Verlust wirklich verkraften würden."
Berelion räusperte sich. „Von diesen sieben habt Ihr noch zwei durch den Orkangriff verloren, zwei weitere sind leicht verletzt."
„Das kommt hinzu", nickte Thranduil ernst. „Ich verstehe Eure Entscheidung, doch dieses Unternehmen kann nicht von Erfolg gekrönt sein. Der Südwald ist ein zu gefährlicher Ort, um es mit so wenigen bis in die Nähe Dol Guldurs zu schaffen, denn dorthin müsstet Ihr wohl gehen. Nein, Hauptmann, ein derartiges Unternehmen kann ich nicht gestatten."
Varya wusste von Anfang an, dass es darauf hinauslaufen würde. Sie hatte nicht vor, die Rhûna sterben zu lassen, weil ein Waldelbenkönig eine Rettungsmission verbot. Andererseits war sie inzwischen klug genug, es ihm nicht sofort wieder ins Gesicht zu schreien. „Und was ist gegen die Weiterreise nach Imladris einzuwenden?"
„Nichts", knurrte er sie an. „Die Vorstellung, dass Ihr Lord Elrond auf die Nerven geht, hat sogar etwas sehr Angenehmes. Sobald Ihr und Eure Männer sich etwas erholt haben, könnt Ihr Eure Reise fortsetzen."
Berelion räusperte sich erneut und Thranduil verzog etwas das Gesicht. „Ich werde Euch eine starke Eskorte beigeben, die Euch bis zum Westrand des Waldes bringt", erklärte er dann widerstrebend. „Und einige Männer, die Euch dann weiter bis Imladris führen."
„Wie großzügig und so spontan", zischte sie. „Dann können wir wohl morgen aufbrechen."
„Meinetwegen auch morgen schon."
Die Besprechung war beendet, besagte seine Geste, mit der er sie aus dem Raum scheuchte. Berelion blieb noch und dafür war Varya mehr als dankbar. Eine Weile ging sie schweigend neben Liuntol her und zerbrach sich den Kopf, wie sie die Eskorte der Waldelben früh genug loswurde.
„Er hat Recht", sagte Liuntol irgendwann leise. „Es war von Anfang an eine Verzweiflungstat, Heilerin, und unter den jetzigen Umständen würden wir die fünf Männer in den Tod schicken."
„Aber wir müssen es wenigstens versuchen", widersprach sie gequält. Der Verlust von Leben war für sie noch schlimmer als für ihn. Es zu erhalten gehörte zu ihren tiefsten Verpflichtungen und der Tod schlug jedes Mal grausame Narben in ihre Seele. „Fast dreihundert andere stehen auf dem Spiel. Vielleicht können wir beide mit ihnen reiten, dann erhöhen sich ihre Chancen."
Liuntol blieb stehen und umfasste ihre Oberarme. „Vergesst diesen Gedanken sofort wieder, Heilerin. Niemals werde ich zulassen, dass Ihr Euch in solche Gefahr begebt. Solltet Ihr es doch versuchen, seid Euch sicher, dass ich König Thranduil sofort in Kenntnis davon setzte und dann landet Ihr wirklich in einem seiner Kerker."
„Das würdet Ihr nicht wagen."
Drohend richtete er sich zu seiner vollen Größe auf. So hatte sie ihn noch nie erlebt. „Lasst es bitte nicht darauf ankommen, Varya Ithilfin. Euer Leben ist mir einfach zu teuer, um es an eine Unternehmung wie diese verschwendet zu wissen."
„Wir werden sehen", murmelte sie ausweichend. Noch war in dieser Angelegenheit das letzte Wort nicht gesprochen. Es gab einen Weg, das wusste sie mit absoluter Sicherheit, er war ihr nur noch nicht eingefallen.
***
Sie starb. Den nächsten Morgen würde sie nicht mehr erleben. Ein Tod in der beginnenden Dunkelheit dieses Sommerabends. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie.
Flüchtig fragte er sich, ob die anderen im Raum ähnliche Gedanken hegten. Sie waren alle da – zu seiner Unterstützung. Elrond, Glorfindel, die Zwillinge, Legolas und Estel. Sogar Aristil drückte sich scheu an der Tür herum. Ohne Enachs Betrug hätte er sie alle nicht kennen gelernt. Und trotzdem…
Wie hatte sie diese Entscheidung über sein Leben und das so vieler anderer treffen können? Galen versuchte nun seit Tagen zu verstehen, was Enach getrieben hatte. Elronds Erklärung, sie habe nur ihn schützen wollen, reichte ihm nicht. Ein einziges Leben für Hunderte anderer. Welcher Irrsinn!
Von dem verraten zu werden, den man immer am tiefsten von allen geliebt hatte, war grausam. Seit er es wusste, hatte er sich ihr nur wenige Male und dann auch mit einigen Schritten Entfernung genähert. Nun stand er am Fußende ihres Bettes und wusste nicht, was er fühlen sollte. Er fürchtete sich vor ihr, hasste sie und trauerte dennoch um die Frau, die sie einst für ihn gewesen war.
Es war gut, dass er nun nicht alleine war. Galen wusste nicht, wie er die letzten Stunden ohne die stille Gegenwart seiner noch so neuen Freunde überstanden hätte.
Endlich konnte er auch verstehen, warum Varya immer etwas vor Enach zurückgewichen war. In Gedanken bat er seine Freundin um Verzeihung, dass er auf ihre vorsichtigen Zweifel an Enachs Weg stets so unwirsch reagiert hatte.
In den letzten Stunden war Enach immer ruhiger geworden. Sie fand wohl den Frieden, den sie ihm so gründlich genommen hatte. Als sie nun mit einem tiefen Seufzer nach Atem rang, fühlte Galen eine leichte Berührung auf seiner Schulter.
„Ihr müsst ihr verzeihen", erklang Elronds eindringliche Stimme. „Für Euch selbst oder Ihr werdet diese Last nie wieder von Euch werfen können."
„Ich kann nicht", flüsterte Galen gequält.
„Oh doch, Ihr könnt es." Elrond schob ihn an die Seite des Bettes. „Ihr seid stark, Galen o Rhûnar. Stärker als so manch andere, die mir in den vielen Jahrtausenden begegnet sind. Gewährt ihr den Frieden und öffnet ihr damit den Weg in Mandos Hallen, damit sie von ihrer Schuld reingewaschen werden kann. Ihr seid ein Heiler, mein Junge, es ist Eure Natur, die Bürde anderer fortzunehmen."
Galen sank zögernd auf die Bettkante und griff nach Enachs knochiger Hand. Der Ferne Tod hatte die letzten Barrieren gegen diese unnatürlichen Zeichen des Alters überwunden. Enach war dem Verfall bereits unterworfen, dennoch schien sie friedlicher als noch in den letzten Stunden.
Er erschrak etwas, als sich ihre Finger wie Klammern um seine Hand legten. Gleichzeitig öffnete sie die Augen und betrachtete ihn mit einer Klarheit, die er schon seit Wochen vermisst hatte.
„Es war der einzige Weg", sagte sie mit kaum verständlicher Stimme. „Du verstehst es doch, Galen?"
Er schwieg, aber Tränen traten in seine Augen.
„Mein Ithildrim", lächelte sie angestrengt. „So schön, so voller Licht. Ich musste dich retten."
„Und die anderen?" fragte er bitter.
„Du bist meines Bruders Sohn." Sie schien seine Worte nicht zu hören. „Der letzte unserer Linie und der erste einer neuen. Dein Leben ist das Kostbarste von allen."
Galens Blick irrte zu Elrond, der mit ausdrucksloser Miene zugehört hatte. Der Elbenlord schüttelte kaum merklich den Kopf. Jetzt war nicht der Moment, mit einer Sterbenden zu streiten und ihr zu sagen, wie sehr sie sich irrte.
„Es ist Zeit." Ihr Griff verstärkte sich noch. „Mein Weg ist zu Ende. Ich werde dir noch geben, was ich kann, um dich zu schützen. Gebrauche die Kraft gut, geliebtes Kind."
„Nicht!"
Elronds Aufschrei verfolgte ihn, als Enach ihn mit ihrem ganzen Wissen wie unter einer Lawine begrub. Er fühlte, dass der Elbenlord ihn fest an der Schulter fasste und von ihr wegreißen wollte, aber Enach gab alle Kraft in die Umklammerung seiner Hand.
In Galens Kopf explodierte eine silberne Sonne. Rasende Schmerzen umhüllten ihn. Wissen und Erfahrungen aus Jahrtausenden verlangten Platz in seinem Verstand, ohne dass er ihn gewähren konnte. Hatte sie vergessen, was vor ihrer Abreise aus Rhûnar geschehen war? Caranir und Liuntol waren bereits in ihm. Er konnte nicht viel mehr aufnehmen und besonders nicht die Menge, die von Enach zu ihm strömte.
‚Lenkt es ab!' forderte eine vertraute Stimme eindringlich. ‚Ihr müsst einen Weg finden, es von Euch wegzulenken.'
Elrond, erkannte Galen erleichtert. Nicht alleine zu sein, gab ihm Kraft, sich ihr zu widersetzen. Er brauchte einen Ort, an den er ihre Energie weiterschicken konnte. Ein Ziel, das fähig war, mit Enach fertig zu werden.
Reine Verzweiflung war es, die ihn seine geistigen Fühler nach dem einzigen Geist ausstrecken ließ, der ihm tief genug vertraut war, ihn in dieser Welt zu finden und unglaubliche Erleichterung durchflutete ihn, als er Varya aufspürte. Nur ganz kurz wunderte er sich, sie so nah bei sich zu erkennen, dann verwandelte er sich in einen Spiegel, auf den Enachs Kraft auftraf und abgelenkt wurde. Sofort ließ der entsetzliche Schmerz in seinem Kopf nach und sein Blick klärte sich etwas.
Enach hatte es gemerkt. Blinde Wut verzerrte ihre Züge. Galen erschrak zu Tode, als ihm klar wurde, was nun geschehen würde.
‚Ruhig.' Wieder war es Elrond, der verhinderte, dass er in Panik geriet. ‚Führt mich zu ihr, Galen.'
Er konzentrierte sich auf Varya und seine Gedanken waren ein leuchtender Weg, dem Elrond folgen konnte. Wie aus weiter Ferne sah Galen zu, als der Elbenlord über ihn die wehrlose Varya erreichte, die von Enach wütend attackiert wurde. Enach war Elrond nicht gewachsen. Mit ihrem letzten Aufgebot an Zorn und Verzweiflung rannte sie gegen ihn an, während er sich schützend vor das flackernde Lichtgeschöpf stellte, das Varya in dieser Welt war.
Galen traten Tränen in die Augen, als Varya sich im Licht Elronds wieder beruhigte und ihre Erscheinung die vertraute, sanfte Silberaura annahm.
Im gleichen Moment war Enach fort. Elrond war nicht länger eine goldene Fackel, sondern ein vertrautes Gesicht, das sich über ihn beugte und beruhigend lächelte.
„Varya?" stammelte Galen.
„Sie schläft", sagte Elrond leise. „Thranduil wacht über sie."
„Mein Vater?" fragte Legolas aus dem Hintergrund des Raumes. „Was hat er damit zu tun?"
Elronds Lächeln wurde eine Spur ironisch. „Das fragt er sich wahrscheinlich auch gerade."
Tbc
@feanen: Jaja, Alkohol haut den würdevollsten Elb aus den Socken.
@Michiru-chan1: Bei Thranduil braucht man die auch. Aber wie heißt es so schön: raue Schale, weicher Kern. Eigentlich hat er ja ein Herz aus Gold...oder Mithril...auf jeden Fall wertvoll.
@Mystic Girl: Zwelbi, lass Galen zufrieden. Der Junge hat dir nichts getan. Selbst Elladan ist nett zu ihm, also gib dir einen Ruck. Und Thranduil lass auch zufrieden, der hat genug Ärger mit Varya.
@Amélie: Der Trick mit dem Alkohol wäre einen Versuch wert *such den Schlüssel zum Weinkeller, hast du den etwa schon?* Man sollte vielleicht nicht sofort drei Stockwerke runterpurzeln, aber eines tut's ja auch. Ich drück dir die Daumen und bin gespannt auf den Bericht *grins*
