Disclaimer: Siehe Kapitel 1-14 – Warum bin ich nicht eher drauf gekommen?

Und zur Abwechslung mal an dieser Stelle, weil ich mich ganz herzlich und zu allererst für eure fantastischen Reviews bedanken möchte *ganz tiefe Verbeugung*:

@Atropos: Du kannst drapieren und drapieren...keine Chance. Elrond geh ich nicht an die Wäsche, nicht so und auch nicht anders. Weiß der Geier, warum das so ist. Apropos Geier, das ist das Problem mit den Aushilfskräften. Keine Manieren. Es erklärt allerdings auch, warum ich keine Mitteilung bekommen habe, dass was neues da ist. So, ich hoffe, das ist dir nicht abrupt genug. Ich steh nun mal auf schnelle, endgültige Lösungen.

@Mystic: Beschwer dich nicht. Immerhin hast du das Elben-Barbecue erfunden. Ich habe schließlich nicht Elladan gegrillt, nachdem ich ihn vorher weichgeklopft habe. Außerdem steht in Galens Pass, dass er anerkannter Mystic-Nervelb ist und dabei bleibt es. Der Heiler macht seine Sache doch wirklich gut. Und hör auf, über die Jungs zu lästern, Elladan kennt auch den Weg zu Omas idyllisch gelegenem Asyl für die mental Instabilen, er lässt dich schneller wieder einweisen, als du Eru sagen kannst *Ella krempelt schon mal die Ärmel hoch, grinst fies*

@Eowyn: Mach ich, am Ende dieses Kapitels hab ich einen Ausschnitt angehängt.

@feanen: Fea, erst willst du ihn leihen, jetzt schon adoptieren. Was will mir das sagen *ggg*? Hach ja, ich mag ihn auch.

@Donnfindel: Mae govannen, Donnfindel. Schön, dass es dir gut geht. Jetzt sitze ich schon eine ganze Weile unter der Birke und warte...

@Amélie: Gnade *hält sich hechelnd an Tischkante fest*, leg das Hackebeil weg. Den besten Heiler ME's kann ich eben gerade mal zerknittern. Ich bin ein Schwächling! Andererseits, nachher hebt er die Nazgul-Augenbraue und von mir bleibt nur ein Haufen Asche. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Thranduil ist da schon harmloser, der schreit nur rum und schlitzt Kleider auf. Der Grummelkönig ist doch ganz nett.

Übrigens, du warst das 100. Review *Dankesurkunde überreich*

@Bärbel: Netzchaos ist wirklich übel, mein tiefes Beileid. Ist sie nicht sonnig, bringt sofort alle in Schwierigkeiten? Aber ich schätze du hast recht, Hass kann man das nicht gerade nennen *wackel mit den Augenbrauen* In den Weinkeller, die beiden? Hm, müsste man sehen...Und was die eingefrorenen Elben angeht, ich habe ernstlich überlegt, sie noch eine Weile stehen zu lassen.

15. Kapitel: Aus und vorbei

Der Gang war so schmal, dass sie nur hintereinander gehen konnten. Ein Luftzug wies nach draußen. Ein starker Luftzug, der die Kerzenflamme in hektisches Flackern versetzte, bis Legolas schützend eine Hand davor legte. Eine ganze Weile ging es einfach nur geradeaus, dann blieb Legolas abrupt stehen.

„Eingestürzt", stellte er nicht sehr frustriert fest.

„Und was ist hiermit?" erkundigte sich Elladan und zeigte auf ein unregelmäßiges Loch in der Gangwand kurz vor dem eingestürzten Ende. „Dadurch wird er wohl verschwunden sein, oder?"

Wortlos steckte der Waldelb den Kopf in die Öffnung und zog ihn nach einer Weile wieder heraus. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

„Was?" fragte Estel. „Du siehst aus wie ein Mann, dem Haus und Hof abgebrannt sind."

„Dahinter ist ein Tunnel", sagte Legolas gedehnt. Unbehaglich bewegte er die Schultern. „Kein normaler Tunnel, sondern der einer Erdspinne."

„Varyas Erdspinnen?" fragte Galen alarmiert. „Sie sagt, die dürften recht groß sein."

„Und aggressiv", nickte Legolas. „Sehr aggressiv."

„Vielleicht ist er verlassen", meinte Elrohir hoffnungsvoll.

Elladan klopfte Legolas auf den Rücken. „Das werden wir gleich merken. Wieder nach dir, mein Freund. Du hast die meiste Erfahrung und immer noch die Kerze."

„Wir können gerne tauschen", murrte Legolas, stieg aber trotzdem durch die Öffnung.

Die anderen folgten ihm. Legolas offenes Unbehagen war ansteckend. Der Waldelb bewegte sich angespannt wie eine Feder durch den runden, niedrigen Gang. Nach kurzem Überlegen hatte er sich nach rechts gewandt. Beinahe unmerklich stieg der Boden hier leicht an. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sie der Weg an die Erdoberfläche führen würde.

Elladan versuchte, sich an Legolas Erzählungen über diese Erdspinnen zu erinnern. Viel hatte der Waldelb niemals zum Besten gegeben. Diese Viecher schienen ganz besonders unerfreulich zu sein. Kleiner als ihre in den Bäumen lebenden Verwandten, dafür aber schneller, gefräßiger und hinterlistiger. Er unterdrückte mühsam ein leichtes Zittern seiner Hände.

„Dieser Gang ist eine Todesfalle", zischelte hinter ihm Elrohir.

Wie zur Bestätigung ertönte vor ihnen ein fürchterliches Kreischen. Wer auch immer dort schrie, erlebte Grauenhaftes.

„Verdammt", flüsterte Legolas. „Verdammt, verdammt, verdammt."

„Was denn?" drängte Elladan.

„Sie ist vor uns. Ich schätze, unser Hexer ist ihr genau in die acht Arme gelaufen."

„Das ist doch gut, oder?" erkundigte sich Galen von weiter hinten.

„Prinzipiell schon", seufzte Estel.

„Wenn sie vor uns ist", erklärte Elrohir und betonte jedes Wort, „wird sie nach dem Abendessen auch wieder zurück wollen und wo muss sie dann vorbei?"

„Oh..." Galen hüllte sich bis auf weiteres in Schweigen.

„Wir könnten warten, bis sie satt ist", schlug Elladan vor. „Vielleicht macht sie dann ein Nickerchen."

„Wir können auch warten, bis die Zeit endet und Erus Licht uns alle umfängt", knurrte Legolas. „Erdspinnen sind niemals satt."

„Also greifen wir an."

Alle starrten sie Estel an, doch der zuckte nur die Achseln. „Greifen wir sie an und töten sie. Wir sind zu viert, sie ist alleine. Es wird schon gut gehen."

„Ich bin auch noch da", bemerkte Galen etwas widerstrebend.

„Du heilst die Spinnenbisse. Nur für den Fall, meine ich." Estel machte eine Geste mit seinem Schwert. „Geh schon, Legolas. Vielleicht können wir sie beim Essen überraschen."

Unhöflichkeit siegt, machte sich Elladan im Stillen Mut. Dicht hinter Legolas erreichte er das Ende des Ganges. Was er über der Schulter des Waldelben dort erkannte, drehte ihm beinahe den Magen um. Eine hellbraune Spinne, so groß wie ein Pferd, wütete inmitten eines Haufen abgenagter Knochen herum. Immer wieder schleuderte sie eine Gestalt herum, schlug den Hilflosen gegen die Wände des Schachtes und riss an seinen Gliedern herum. Ihr Opfer schrie entsetzlich vor Schmerz und Angst. Das hatte nicht einmal dieser Hexer verdient, auch wenn er so viel Leid über die Rhuna gebracht hatte.

„Aber das ist Ecidion!" rief Galen überrascht und entsetzt zugleich. „Er ging schon vor langer Zeit zu Cirdan."

Elrohir machte Anstalten, dem Rhuna den Mund zuzuhalten, doch es war zu spät. Legolas hatte vergessen zu erwähnen, dass die Biester auch ein exzellentes Gehör hatten. Bereits beim ersten Wort erstarrte die Erdspinne für einen Moment und fuhr dann herum. Einen Moment betrachtete sie die Neuankömmlinge aus ihren zahllosen Augen, der Elb baumelte stöhnend zwischen ihren Vorderbeinen.

„Eru steh uns bei", ächzte Legolas. „Sie greift gleich an."

Im gleichen Moment schmiss die Kreatur den halbtoten Elb hinter sich zwischen die abgenagten Knochen und schoss auf sie zu. Sie spritzten auseinander und verteilten sich an den Schachtwänden. Elladan hatte etwas Ähnliches noch nicht erlebt. Es war, als würden sie gegen einen Geist kämpfen. Einen Geist, der sich nicht nur mit rasender Schnelligkeit bewegte, sondern auch noch an den Schachtwänden hinaufglitt, sich auf sie fallen ließ und einfach verschwand, wenn sie mit dem Schwert nach ihm schlugen. Mehr als einmal sah Elladan dieses achtbeinige Gespenst auf sich zukommen und konnte nur im letzten Moment ausweichen. Selbst Legolas war keine große Hilfe. Er war viel zu sehr beschäftigt, sie sich mit den Dolchen vom Leib zu halten, um nach seinem Bogen greifen zu können.

„Jetzt reicht es aber!" schrie Galen nach einigen Minuten chaotischster Abwehrmanöver am Ende seiner Geduld.

‚Das muss die Nachwirkung des Fiebers sein', stöhnte Elladan insgeheim auf, hatte aber keine Möglichkeit, Galen zurückzuhalten.

Er marschierte in die Mitte des Schachtes mitten auf den Knochenberg und versetzte den Stab in seiner Hand in Drehungen. Nicht, dass der Rhuna ein bestimmtes Ziel hatte, das konnte er gar nicht, so schnell wie dieses Biest war. Er vertraute einfach darauf, dass sie ihn angreifen würde und das tat sie auch. Ihr vorgereckten Vorderbeine gerieten mitten in den Wirbel des Eisenstabes. Sie kreischte auf und wurde gegen die Schachtwand geschleudert. Elladan hörte nur, wie die Hülsensegmente des Stabes aufklappten, dann flog Galens Waffe durch die Luft und bohrte sich in den Spinnenkörper. Das Biest zuckte noch einmal und zog die Beine an den Körper.

„Du bist tot!" brüllte Galen den Kadaver an und riss seinen Stab wieder heraus. „Tot wie ein Stein, wie ein.."

„Beruhige dich." Estel tätschelte ihm sanft die Schulter. „Sie hört dich ohnehin nicht mehr."

„Keiner hört dich mehr", ließ sich Elrohir vernehmen, der den bewegungslosen Hexer aus den Knochen freigeschaufelt hatte. „Er ist auch tot."

„Das kann nicht sein!" Galen rannte zu ihm und packte den toten Elb am zerrissenen Umhang. Beinahe verzweifelt schüttelte er ihn. „Ich will wissen, warum er das getan hat."

Sie ließen ihn eine Weile gewähren, bis er schließlich von alleine aufhörte und keuchend daneben auf die Knie sank. „Ich verstehe es nicht", murmelte er immer wieder. „Er war einer von uns. Sogar einer der ersten. Enach und er waren miteinander befreundet. Seine Gefangenschaft hat ihn nie losgelassen. Trauer umgab ihn ständig und keiner von uns konnte sie ihm nehmen, auch wenn wir uns noch so sehr bemühten. Als er eines Tages einfach verschwand, war keiner überrascht."

Das erklärte einiges, befand Elladan, ohne es laut auszusprechen. Trauer und Wahnsinn, dazu Enachs lässiger Umgang mit dunklen Kräften. Kein Wunder, dass er durchgedreht war und sich sein Hass gegen das eigene Volk gerichtet hatte.  Nach den Orks und Ostlingen zu schließen, auf die sie hier getroffen waren, hatte er genau die richtigen Werkzeuge gefunden, um auszugleichen, was ihm wohl ungerecht erschien. Es war auch gar nicht so schwer, die Ithildrim zu beneiden. Ecidion hatte sicher Recht gehabt – Eru hatte diese besondere Art reich beschenkt.  Galen schien jedoch nicht in der Stimmung, über die Abgründe ihm vertrauter Rhuna jetzt tiefer nachzudenken.

„Wir sollten uns Gedanken machen, wie wir hier rauskommen. Diese Beutegrube ist noch tiefer als üblich", sagte Legolas und betrachtete kritisch die senkrechten Schachtwände.

„Springen", schlug Elladan vor.

Legolas sah ihn an.

„Also nicht springen", murmelte Elladan frustriert. „Hat jemand ein Seil dabei?"

Allgemeines Kopfschütteln antwortete ihm. Selbst Galen hatte sich mit einem abgrundtiefen Seufzer wieder zu ihnen gesellt.

„Wir klettern hoch", erklärte Elrohir auf einmal. „Mein Bruder stellt sich an die Wand, ich klettere auf seine Schultern, Galen noch darauf und Legolas klettert dann an uns dreien hoch. Wenn er oben ist, kann er irgendwo ein Seil organisieren und uns raufziehen."

„Wunderbar!" empörte sich Elladan. „Und warum muss ich unten stehen? Ich bin immerhin verletzt."

„Meine Nase ist gebrochen", fauchte Elrohir zurück. „Zählt das weniger?"

Estel wehrte die abschätzenden Blicke mit einem Kopfschütteln ab. „Meine Rippe ist gebrochen. Jetzt stell dich nicht so an, Elladan. Es dauert nur ein paar Minuten."

Nur ein paar Minuten, in denen ihm Elrohir mit Galen auf sich fast die Schultern zerquetschte, Legolas an ihm hochkrabbelte wie eine altersschwache Eidechse und Estel das ganze irgendwie hämisch beobachtete.

Von wegen Eleganz der Erstgeborenen, besagte der Gesichtsausdruck des Sterblichen.

Endlich ließ der Druck auf Elladans Schultern etwas nach. Legolas hatte sich über den Rand gezogen. Die Lawine muffigen Waldbodens, die auf ihn niederregnete, war nur noch eine winzige Unannehmlichkeit, die Elladan kaum mehr erschütterte.

„Ich nehme Galen gleich mit", rief Legolas von oben und noch mehr Gewicht wurde von Elladans Schultern genommen. „Wir sind nicht weit vom Dorf entfernt. Bis gleich."

Etwas ratlos standen sie danach zu dritt auf dem Schachtboden herum. Elladan bemühte sich, die Schmerzen in seinem Arm zu ignorieren. Er grübelte noch, ob er später Galen um Hilfe bitten sollte oder lieber abwarten, bis sie wieder bei Elrond waren. Die Heilmethoden der Rhuna waren ihm reichlich suspekt. Schmerzen schienen bei ihnen ein fester Bestandteil der Erneuerung zu sein.

„Seltsames Volk", meinte er in die Stille hinein.

Estel, der die ganze Zeit gedankenverloren einen langen, sauberen Knochen hochgeworfen und wieder aufgefangen hatte, hob fragend die Brauen. „Die Rhuna?"

„Natürlich die Rhuna." Elladan fand Estels Beschäftigung äußerst morbide. „Estel, das ist ein Menschenknochen."

„Tatsächlich?" Eingehend betrachtete Estel den Knochen. „Woran erkennst du das?"

„Leg ihn weg!" schrie Elladan ihn an. „Heute ist wirklich nicht mein Tag, Bruder."

„Er ist bald vorbei", murmelte Elrohir tröstend und begann, die Erde aus Elladans Kleidung zu klopfen.

Bevor Elladan ihn erwürgen konnte, waren Stimmen von oben zu hören. Kurz darauf wurde ein Seil herunter gelassen. Ein Elbenseil, Caeril und die Bruchtal-Elben schienen also überlebt zu haben.

„Was machen wir mit ihm?" erkundigte sich Elrohir mit einem Blick auf den toten Ecidion.

„Das sollte am besten Galen entscheiden." Estel legte den Kopf in den Nacken. „Galen?"

„Was ist?" klang es zu ihnen herunter.

„Ecidion?" Elrohir sah unbehaglich in Richtung des Toten. „Sollen wir ihn mit rauf bringen?"

Eine Weile herrschte Schweigen. Elladan war froh, dass sie nicht darüber richten sollten.

„Nein", lautete dann die kühle Antwort. „Ecidion ist vor langer Zeit gegangen."

Die drei am Schachtboden tauschten einen Blick. Da war sie wieder, Rhunars Härte gegen andere und sich selbst. Vergebung und Nachsicht war nichts, das den Rhuna und wohl insbesondere den Ithildrim unter ihnen in die Wiege gelegt war.

„Wie du meinst", murmelte Elrohir und ergriff das Seil.

Nach ihm schickte Elladan Estel hinauf. Als er selber sich noch einmal umblickte, entdeckte er den Korb, in dem Galen die nichtbrennbaren Diebesstücke mitgeschleppt hatte. Nachdenklich glitten seine Finger über den Inhalt. Vieles waren einfache Gebrauchsgegenstände, aber auch andere Dinge waren dabei, die ihn seltsam berührten. Eine silberne Kinderrassel traf ihn ganz besonders. Ecidion hätte vor nichts Halt gemacht, auch nicht vor den Jüngsten. Elladan ertrug den Gedanken nicht, dass dies alles hier auf dem Grund der Beutegrube verbleiben sollte. Entschlossen band er den Korb an das Ende des Seils, bevor er daran heraufkletterte.

„Der Korb", erklärte er, als ihn verwunderte Blicke wegen der Verzögerung oben am Grubenrand erwarteten.

„Danke", sagte Galen leise und holte das Seil ein.

Ein Empfangskomitee hatte sich eingefunden. Die Bruchtal-Gardisten waren vollzählig, ein Umstand, der jeden freute. Deutlich hinter ihnen standen etwas unbehaglich einige Waldmenschen zwischen den Bäumen, sie hielten die Fackeln in den Händen, die alles in einen warmen Schein tauchten.

„Ecidion ist mit den Ostlingen und Orks hier eingefallen", erklärte Legolas. „Sie sind ebenso seine Opfer. Sei gnädig, Elladan. Sie haben stillgehalten, weil sie hofften, dass er bald nach Dol Guldur weiterzieht. Ich vermute zwar, dass Dol Guldur gar nicht wusste, wer sich hier herumgetrieben hat, aber das konnten diese Leute schließlich nicht ahnen."

Elronds Sohn winkte nur ab. Er war einfach zu müde und erleichtert, um sich mit den Menschen zu befassen. Bald waren sie ohnehin auf dem Rückweg und würden hoffentlich nie wieder zurückkehren müssen.

„Schön, dass Ihr unversehrt seid." Hauptmann Caeril begrüßte ihn mit einem höchst irritierenden Lächeln. „Noch schöner, dass Ihr diesen ungewöhnlichen Ausgang gefunden habt."

„Der Weg durch das Haus war verschlossen", sagte Elladan und runzelte die Stirn, als Caerils Lächeln noch eine Spur breiter wurde.

„Ich hatte Fieber", murmelte Galen, während er mit der Stiefelspitze Muster in den weichen Boden zog.

„Hoch genug, um Elben mit Orks zu verwechseln", nickte Legolas heiter.

Elladan sah von einem zum anderen. „Wovon redet ihr?"

„Meister Galen war so freundlich, uns das Tor der Höhle vor der Nase zuzuschlagen", erklärte Caeril. Hinter ihm grinsten die Bruchtal-Gardisten ungehemmt den Rhuna an. „Wir hatten das Haus gesichert und wollten Euch eigentlich zu Hilfe kommen. Als er uns nahen sah, rannte er wie von Balrogs gehetzt los und verschloss das Tor. Wir haben es immer noch nicht wieder öffnen können."

Elladans Hände zuckten. Sie sehnten sich danach, sich um den Hals des Rhuna zu legen.

„Immerhin war die Spinne eine einmalige Erfahrung", schmunzelte Elrohir und legte seinem Zwilling einen Arm um die Schulter. Eine brüderliche Geste, die wohl eher dazu diente, Elladan im Notfall zurückzuhalten. „Und wir haben Ecidion erwischt."

„Galen...", knurrte Elladan und ließ sich von Elrohir wegziehen. „Galen, du schuldest mir was."

Der Rhuna breitete die Arme aus und lächelte Elladan strahlend an. „Dreihundert Leben, Elladan. Die Schuld kann gar nicht getilgt werden, aber ich werde mich bemühen."

Man konnte ihm nicht böse sein, jedenfalls nicht lange und nicht ernstlich. Elladan schmunzelte. Wenigstens in einer Hinsicht hatte Ecidion recht gehabt: Galen verstand es, Freundschaften zu schließen.

***

Es sprach für seinen Lebenswillen, dass er den Rücktransport in den Palast überstanden hatte. Auch mit Elronds Betäubungsmitteln, die sie ihm am Schluss wie Wasser eingeflößt hatten, war Forlos nur schmerzfrei gewesen, wenn ihn wieder eine Ohnmacht umfangen hatte.

Kopfschüttelnd betrachtete Thranduil die ganze Batterie von Heiltränken, die auf einem Tisch neben dem Bett des Hauptmanns aufgebaut war. Forlos verbrachte die Tage und Nächte in einem Dämmer, der ihn die Schmerzen seiner Verwundung wenigstens halbwegs ertragen ließ. Es würde noch Wochen dauern, bis er seine alte Stärke wiedergefunden hatte. Seine Verfassung hatte sich wenigstens etwas gebessert, seit sie vor zwei Tagen den Palast erreicht hatten, aber noch immer traf es Thranduil tief, den Elb so zu sehen.

Am Morgen war er erstmals ansprechbar gewesen und hatte sich von seinem König berichten lassen, was noch passiert war. Thranduil hatte ausgespart, wie weit sich Elrond und Varya vorgewagt hatten, um ihn wieder in diese Welt zurückzubringen. Es hätte Forlos nicht sehr erfreut, sicher nicht.

„Was werdet Ihr nun entscheiden?" erkundigte sich Berelion von der anderen Seite des Bettes leise.

Thranduil löste seinen Blick vom blassen, aber zum Glück entspannten Gesicht des Hauptmanns. „Was denkt Ihr denn, mein Freund?"

Berelion nickte zufrieden. „Aviril hadert schon seit einiger Zeit mit sich und dem Leben. Es zieht ihn zu den grauen Anfurten. Ich denke, wenn Forlos Avirils Platz in Eurer Leibgarde übernimmt, haben wir eine gute Aufgabe für ihn gefunden."

„Für ihn ja", murmelte Thranduil und hatte kurz die Vision eines silberhaarigen Geschöpfes, das seinen Palast mit einem sorglos gezwitscherten Zauberspruch in eine Sandburg verwandelte. Mit leichtem Schaudern schüttelte er die Vorstellung ab, bevor sie zu bedrohlich wurde. „Wann erwarten wir Caeril zurück?"

„Sie müssten bald in Sichtweite des Palastes sein", sagte sein Berater. „Deswegen kam ich auch her. Ich dachte mir, Ihr wollt sie alle begrüßen."

„Sie sind vollzählig?" Thranduil erhob sich aus seinem Stuhl und steuerte die Tür an.

„So wurde es gemeldet."

„Jeder sitzt aufrecht auf seinem eigenen Pferd?"

„Laut der Mitteilung des Boten schon."

Thranduil rieb sich leicht die Hände. „Gut, sehr gut. Wissen unsere Gäste Bescheid?"

„Sie sind auf dem Weg zur Palasttreppe." Berelion ging eine Weile still an seiner Seite. „Ihr werdet mir nicht verraten, was Euch so fröhlich stimmt? Nein, nein, offenkundig nicht. Ist es vielleicht die Rückkehr Eures Sohnes?"

Thranduil schüttelte den Kopf. Mit schnellen Schritten legte er die letzten Meter durch die große Eingangshalle des Palastes zurück. Es konnte nicht einmal seine gute Laune trüben, dass sich aus der anderen Richtung die beiden Elbenfürsten mit Varya im Schlepptau näherten. Die Kleidung der Rhunar-Heilerin war über und über mit blauen Sprenkeln gefleckt.

„Mir ist ein Heiltrank übergekocht", erklärte sie ungefragt.

„Explodiert", korrigierte Elrond süffisant. „Er ist Euch explodiert und zwar zwei Mal hintereinander. Ich habe Euch gewarnt, dass Ihr zerstoßene Sumaskerne nicht mit Thranduils Obstbrand aufkochen könnt."

„Dann würde die Paste aber länger halten."

„Man kann nichts auf dieser Welt mit dem Obstbrand vermengen, ohne es abzutöten."

„Thranduil und Glorfindel schon", kicherte sie. „Aber ich habe noch nicht versucht, die beiden danach zu erhitzen."

„Wir könnten es versuchen", erklärte Glorfindel äußerst zweideutig, während er ihr mit dem Zeigefinder einen blauen Fleck von der Nase wischte. „Ich bin sicher, es würde Euch mit Leichtigkeit gelingen, ein Feuer in mir zu entfachen, Varya."

„Ihr seid wie ein streunender Kater, Lord Glorfindel", meinte sie kopfschüttelnd. „Reichen Euch eigentlich die Elbinnen nicht, die jeden Abend wie Kletten an Euch hängen?"

Das fragte sich Thranduil allerdings auch. Er bedachte den Elbenfürsten mit einem finsteren Blick und Glorfindel neigte spöttisch zum Zeichen des Verstehens den Kopf.

Eine große Menge Neugieriger hatte sich im Palasthof eingefunden, als sie durch das Tor aus dem Dämmerlicht in den strahlenden Sommertag traten, der zum Anlass passte. Nur äußerlich völlig unbewegt stand Thranduil zusammen mit seinen Begleitern am oberen Ende der Treppe und wartete angespannt darauf, dass die ersten Reiter über die Brücke kamen und das große Tor durchschritten.

Und dann waren sie da. Elronds Söhne, Legolas und Galen, die Kleidung etwas ramponiert, aber völlig unversehrt und bester Laune ritten sie in den Palasthof, gefolgt von Hauptmann Caeril und den Bruchtal-Gardisten.

Thranduils Lippen verzogen sich zu einem triumphierenden Lächeln, als er sich Elrond zuwandte. „Ihr schuldet mir ein Fass Eiswein, mein Freund."

Elronds Verblüffung alleine war die Wette schon Wert gewesen. Der Elbenlord ließ immer wieder seine Blicke über fünf Ankömmlinge gleiten, die nun im Hof gestoppt hatten und ohne jedes Anzeichen der Beeinträchtigung von ihren Pferden stiegen. „Woher habt Ihr das gewusst, Thranduil?"

„Worum geht es eigentlich?" erkundigte sich Varya.

Glorfindel lachte unterdrückt. „Gestern Abend, als Ihr Euch mal wieder absolut unbemerkt von allen Anwesenden in Euer Lieblingsverlies geschlichen habt, um diesen Heiltrank zusammen zu panschen, haben die beiden älteren Herren dort eine Wette abgeschlossen."

Elrond funkelte seinen Berater böse an. „Seit wann bist du schwatzhaft, Glorfindel?"

Varya zog an Glorfindels Ärmel. „Nun sagt schon!"

„Elrond meinte, wenn wir Glück haben, ist nur die Hälfte von ihnen so verletzt, dass er stundenlang mit ihnen zu tun hat", erklärte stattdessen Thranduil. „Ich habe darauf gesetzt, dass sie alle unversehrt sind."

„Eigentlich hätte es eine sichere Wette sein müssen", murmelte Elrond noch immer sehr irritiert.

„Das war es auch!" Varya durchbohrte Thranduil mit einem ihrer leuchtenden Blicke, bevor sie sich tröstend bei Elrond unterhakte. „Für ihn jedenfalls. Galen war doch dabei. Er hat unterwegs bestimmt alles wieder ins Reine gebracht. Wie konntet Ihr das nur vergessen?"

„Ja, wie konnte ich nur?" grollte Elrond in Thranduils Richtung.

Wahrscheinlich lag es an der Weinmenge, die der Elbenlord zu diesem Zeitpunkt schon intus gehabt hatte, schätzte Thranduil, hielt aber jetzt besser still.

Legolas hatte inzwischen den obersten Treppenabsatz erreicht. Auch ohne die Wette füllte es Thranduils Herz mit einem Gefühl tiefer Freude, seinen einzigen Sohn so gesund und entspannt wieder bei sich zu haben.

„Es gibt keine Gefahr für die Rhuna mehr und auch der Hexer ist tot", verkündete der Prinz. „Und uns allen geht es bestens."

Thranduil ließ seinen Blick über die breit grinsenden Gesichter der Fünf gleiten. Wenn er Glück hatte, vergingen einige Wochen, bevor neues Unheil drohte. Er schob den Gedanken beiseite, was er sagen sollte, wenn Galen nach Hause zurückkehrte und ihm seine Freunde mit Sicherheit dabei Gesellschaft leisten wollten. Jetzt waren alle sicher hier im Palast und das größte Ungemach drohte wahrscheinlich seinem eigenen Sohn, der noch nicht bemerkt hatte, dass sich ihm Lady Helemar von der Seite näherte.

„Feiern wir", verkündete der König laut.

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So, jetzt sind sie alle wieder sicher aufgehoben im Palast. Irgendjemand Interesse daran, wie Galen wieder nach Hause kommt? Natürlich von den netten Elbenjungs und dem immer voll orientierten Estel begleitet?

Wenn ja, reviewt es mir doch *unschuldiges Lächeln*.

Gut, um ehrlich zu sein, gibt es so was wie eine Fortsetzung, müsste noch sortiert werden, ist noch nicht ganz fertig, aber hier schon mal zwei kleine Ausschnitte.

Viel Abwechslung gab es in der Landschaft rund um ihr Lager nicht. Es war eine Steppenlandschaft, nur etwas hügelig. Man konnte meilenweit sehen. Theoretisch, praktisch war da zu wenig, um sich überhaupt die Mühe zu machen. Ab und zu lag ein Felsen herum. Schon seit Tagen fragte sich Aragorn, wie die Felsen überhaupt hierher gekommen waren. Nirgendwo war ein Berg, sie waren einfach da. Vielleicht stammten sie noch aus der Zeit, als die Valar um das Antlitz dieser Welt stritten.

Gelegentlich streiften einige Tiere durch das Gelände, Pflanzenfresser, die sich vom Steppengras ernährten. Jetzt im Sommer war es bereits von der Hitze braun und trocken geworden. Es brach, wenn man darüber schritt. Dieses Knistern begleitete sie bei jedem Meter auf ihrer Reise.

„Mir ist der Wald lieber", überlegte Legolas und wippte geistesabwesend etwas auf den Fußballen, die Hände im Rücken verschränkt. „Diese Weite beunruhigt mich. Man kann alles erkennen, jeden Strauch, jedes Tier, sogar diese Orks."

Aragorn nickte. Dann sank endlich das Wort in sein übermüdetes Gehirn. Zeitgleich mit Legolas starrte er nach Osten, aus der sich in einer dunklen Linie ein Trupp Orks im Laufschritt näherte. „Orks!"

Sie sahen sich an, griffen zu ihren Waffen, die sie leider nicht mitgenommen hatten und rannten dann wie gehetzt ins Lager zurück.

„Orks!" brüllten sie beide gleichzeitig.

„Das wissen wir", meinte Caeril ruhig. „Die Wache hat sie bereits entdeckt, als Ihr die Landschaft betrachtetet, Hoheit. Wir haben uns nur gefragt, wann sie Euch auffallen."

*

„Die Ruhe jetzt bekommt Euch offenbar auch nicht", grollte Elrond.

Ein wahres Wort, erkannte Thranduil. Es war irgendwie sehr ruhig, es irritierte ihn. Von den üblichen Reibereien mit den Geschöpfen Düsterwalds abgesehen, lag eine friedliche Stimmung über dem Palast. Gelegentlich wanderten seine Gedanken zwar zu der unseligen Reisegruppe, die gerade Richtung Osten unterwegs war, aber er klammerte sich dann immer an die Hoffnung, das wenigstens diesmal alles glatt verlaufen würde. Ansonsten regierte er ein Reich, das in solchen Zeiten nur wenig Führung brauchte.

„Seid Ihr schon einmal in Esgaroth gewesen?" erkundigte er sich bei Elrond.

Der Halbelb blinzelte unter dem plötzlichen Themenwechsel etwas. „Nein, warum?"

Wunderbar, Thranduil spürte, wie sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht bildete. „Dann wird es wohl Zeit. Bis unsere Söhne zurückkommen, dauert es noch eine ganze Weile und da Ihr solange mein Gast seid, nutzen wir doch einfach die Gelegenheit. Dort könnt Ihr sofort Eure Wettschuld einlösen und Ihr auch, Glorfindel."

„Eine Reise nach Esgaroth..." Glorfindel warf Elrond einen heiteren Blick zu. „Es wird uns sicherlich gefallen. Du verbringst ohnehin zuviel Zeit mit deinen Büchern und Heiltränken. Etwas Abwechslung schärft die Sinne."

Interesse? Dann geht's in zwei Wochen weiter...