Alpträume
Gehetzt wie ein wildes Tier lief ich mit wehenden Kleidern über die Ebene. Mir brannte die Lunge und ich konnte kaum mehr einen Fuß vor den anderen setzen, doch die Panik trieb mich weiter.
Mein Blut hämmerte in meinen Ohren und mir stiegen Tränen vor Angst in die Augen. Ich wurde verfolgt, wusste jedoch nicht, wie weit mein Verfolger noch hinter mir war. Ich hatte ihn noch nicht gesehen, doch ich hörte seinen Atem ganz nah. Wurde ich langsamer, spürte ich ihn sogar. Ich roch seine Anwesenheit, erkannte den schlechten Geruch jedoch nicht. Dennoch wusste ich, dass mein Tod bevorstand.
Am Himmel bildeten sich düstere Gewitterwolken, auf die ich geradewegs zulief. Es begann heftig zu regnen und ich sah nicht einmal mehr die Hand vor den Augen, als ich plötzlich über etwas stolperte und geradewegs hinfiel. Ich versuchte wieder aufzustehen und weiterzulaufen, doch mein Kleid war voller Wasser gesogen und tonnenschwer. Meine Beine waren aus Blei und ich bekam sie nicht einen Zentimeter vom Boden.
Mühsam krabbelte ich einige Meter vorwärts, bis ich erneut zusammenbrach und im Schlamm liegen blieb.
Panisch drehte ich mich um und sah eine große, dunkle Gestalt auf mich zukommen. Durch den strömenden Regen und die Dunkelheit der Nacht konnte ich nicht erkennen, um wen es sich handelte.
Ich zitterte am ganzen Körper, als er immer weiter auf mich zukam. Ich kroch etwas zurück, bis ich auf einen kahlen, glitschigen Stein fasste.
Angst überkam mich. Warum war ich hier allein? Ich hätte keinen Ton herausgebracht, auch wenn ich das Gefühl gehabt hätte, es wäre noch jemand anderes anwesend.
Niemand war bei mir. Ich war völlig allein.
Ich wollte die Augen schließen, doch ich konnte mich nicht von dem drohenden Unheil lösen, das auf mich zukam.
Ich tastete mit meinen eiskalten Händen über den Boden hinter mir.
Plötzlich war die Dunkelheit um mich herum. Ich konnte nichts mehr sehen, außer der Gestalt, die höhnisch langsam auf mich zukam, als würde sie mein Ende genießen.
Verzweifelt krallte ich meine Hände in den Stein. Der Schatten hatte seine schwarzen Hände um meinen Hals gelegt und würgte mich. Ich bekam Angst und rang verzweifelt nach Luft.
Mir schwanden die Sinne und ich hatte das Gefühl leicht zu werden, doch dann merkte ich den Stein in meiner Hand.
Mir letzter Kraft bäumte ich mich vor meinem Tod noch einmal auf und riss meine Hand nach vorne.
Mit einem Krachen schlug ich auf dem dunklen Schatten auf.
Sofort löste er sich um mich herum auf und wieder war ich im strömenden Regen auf dem freien Feld.
Fast glücklich atmete ich auf und betrachtete den Stein in meine Hand, der mir das Leben gerettet hatte.
Er war weiß und hatte Risse an seiner Oberfläche.
Vorsichtig drehte ich ihn, um zu sehen in welche Löchern meine Finger steckten.
Ich schrie auf und ließ den Stein fallen.
Zwei leere Augenhöhlen starrten mich aus einiger Entfernung an. Der Schädel hielt meinen Blick gefangen, doch ich krabbelte immer weiter rückwärts, bis ich wieder auf etwas Hartes hinter mir stieß. Erschrocken drehte ich mich um und wich entsetzt zurück.
Ein weites Feld voller Gebeine lag vor mir. Überall waren Knochen von Menschen und Tieren. Der braune Boden war durch die weißen, unwirklichen Knochen nicht mehr zu sehen.
Ich wollte einfach nur von diesem Ort entfliehen. Doch als ich vorsichtig aufstand, wuchsen plötzlich Mauern vor, hinter und neben mir aus dem Boden. Überall sahen mich die leeren Augenlöcher der Toten an. Ich spürte ihren kalten Atem auf meiner nassen Haut.
Einige Handknochen griffen nach mir, doch ich schrie auf und wich entsetzt zurück. Ich schlug auf die Gebeine ein, doch sie ließen nicht von mir ab. Immer mehr griffen nach mir und hielten mich fest.
Ich hörte die stimmen der Toten, die mir etwas zu flüsterten. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch selbst dann hörte ich ihre krächzenden Stimmen noch. Sie riefen mich. Sie riefen meinen Namen. Immer und immer wieder hörten ich ihn durch ihre toten Münder flüstern.
Es war kaum auszuhalten, bis ich plötzlich eine Vorwarnung hörte.
„Es wird dein Tod sein", rief ein mir ein Schädel zu, doch als ich die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn zu berühren, griff ich durch Nebel.
Woher ich soviel Mut genommen hatte, wusste ich selbst nicht.
Plötzlich begannen alle Knochen um mich herum sich aufzulösen und ich blieb alleine im Nebel zurück.
Ich zitterte vor Kälte...
...und schlug die Augen auf. Ich saß senkrecht in meinem Bett, in meinem nächtlichen Schlafzimmer. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und ich holte tief Luft.
Ein Kratzen stieg mir die Luftröhre hinauf und ich gezwungen war zu husten, bis ich den Geschmack von Blut in meinem Mund hatte.
Ich machte schnell Licht und spuckte das Blut in die dafür bereitstehende Schüssel. Danach spülte ich meinen Mund mehrmals mit klarem Wasser aus und tupfte es mit einem Tuch ab.
Ich legte mich erschöpft wieder hin und wollte gerade das Licht löschen, als mir mein Alptraum wieder in den Sinn kam.
Ich sah die Toten immer noch vor mir. Ich konnte sie atmen hören, obwohl ich nun wach war. War das eine Warnung gewesen oder nur ein böser Alptraum?
Ich kuschelte mich tief in mein Kissen und zog die Decke bis zum Kinn.
Nichts würde mich noch einmal zum Schlafen bringen in dieser Nacht.
Immer wieder hörte ich ihre krächzenden Stimmen, die mir meinen Tod voraussagten. Ich spürte wie ich zitterte und merkte erst jetzt, dass ich völlig nass war.
Angstschweiß, wie ich dachte, doch als ich mühsam aufstand, um mir ein neues Nachthemd anzuziehen, merkte ich, dass meine Füße voller Schlamm und Dreck waren. Zu Tode erschrocken fuhr ich um, als plötzlich meine Zimmertür quietschte.
Sie stand einen Spalt breit offen, doch niemand ließ sich blicken. Langsam ging ich vorsichtig zur Tür und riss sie mit einem Mal auf, doch auch dann entdeckte ich niemanden. Als ich mich umdrehte und die Tür wieder schließen wollte, hielt etwas meinen Blick gefangen. Ich drehte mich ganz langsam zum Flur um und sah mich nochmals um. Ich hätte jederzeit mit Toten und Geistern gerechnet, doch dann sah ich auf den Boden. Der rote Teppich war voller dreckiger Fußspuren, die in mein Zimmer führten. Mein Blick schweifte an mir herunter und ich sah auf meine schlammigen Füße.
Ich konnte es kaum glauben! Sofort ging ich zurück in mein Zimmer und knallte meine Zimmertür zu.
Mein Haare waren klitschnass und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Wurde ich nun wirklich verrückt?
Ich ging schnell zum Kleiderschrank, schnappte mir das erstbeste Nachthemd und schlich schnell zurück zu meinem Bett. Mein gesamtes Zimmer nicht aus den Augen lassend, zog ich mich um und legte mich mit dreckigen Füßen wieder in mein Bett. Draußen stürmte und blitzte es.
Eigentlich hatte ich keine Angst vor Gewittern, doch in dieser Nacht lernte ich das Fürchten erneut.
Ich schlief immer wieder für einige Sekunden ein und war sofort wieder auf diesem Schlachtfeld. Ich hörte die Geister, der herumirrenden Toten, die für ihre Seelen Frieden suchten.
Dann schreckte ich immer wieder aus meinen Träumen hoch und fand mich in meinem Zimmer. Jedes kleine Geräusch, jeder Windstoß und jedes noch so kleine Knarren des alten Holzes ließen mich zusammen fahren. Ich wünschte mir, dass ich mehr Mut gehabt hätte, um zu Assentia oder meinen Eltern zu gehen, doch die Furcht ließ mich im Bett bleiben.
Mit der Decke bis zur Nasenspitze beobachtete ich mein nächtliches Zimmer. Es war außer mir leer, doch ich vermutete in jedem Schatten, den die Öllampe warf, einen Toten, der mich heimsuchen würde.
Ich hatte die Hoffnung, den Morgen noch lebend zu erleben, schon aufgegeben.
Selbst als der Regen nachgelassen hatte, wurde es nicht hell. Die Sonne konnte sich gegen die dicken Regenwolken nicht durchsetzen.
Als ich mich endlich traute, aufzustehen und die Läden vor den Fenstern zu entfernen, war ich schon steif vor Kälte und vor Angst.
Vorsichtig rollte ich mich aus meinem Bett und ging mit dem Rücken zur Wand zu meinen Fenstern und ließ das wenige Licht des frühen Morgens in mein Zimmer.
Dann nahm ich schnell Papier und Tinte mit und legte mich wieder in mein Bett. Ich hielt es nicht noch eine Nacht hier aus. Auch wenn ich wusste, dass Athaniel eine kranke Mutter hatte, ich musste ihm unbedingt sagen, was mit mir geschah. Ich wurde hier wahnsinnig, konnte kaum etwas Essbares bei mir behalten und niemand glaubte mir.
Ich verursachte durch meine zittrige Handschrift einige Tintenkleckse auf dem Papier, ehe ich überhaupt angefangen hatte zu schreiben.
In wenigen Worten schilderte ich Athaniel meinen Gemütszustand. Ich bat ihn, zu mir zu kommen, da ich den Verdacht hatte, dass mein Leben auf dem Spiel stand.
Mit der Öllampe und einem Messer bewaffnet, schlich ich vorsichtig zur Tür und spähte hinaus. Mehr als eine Handvoll Dienstmädchen war wach, sonst schienen alle noch zu schlafen. Ich ging durch die Gänge und hatte mein Ziel vor Augen.
Ich japste nach Luft und konnte wegen meiner Hustenanfälle kaum atmen, doch ich zwang mich weiterzugehen.
Auf dem Vorplatz waren große Pfützen durch den Regen der letzten Nacht. Ich lief unbeirrt durch sie hindurch, wobei der Dreck an meinen Füßen zu Schlamm wurde und ich Fußspuren hinterließ.
Die Wachen sahen mir ungläubig nach, doch ich musste diesen Brief sofort zu Athaniel schicken. Ich kannte den Boten sehr gut und er war mir treu untergeben. Er brachte meine Nachrichten sehr oft nach Ithilien zu Suabien.
War es nur ein Alptraum oder doch Realität? War Niamh wirklich draußen, war sie vielleicht geschlafwandelt? Die Frage kann jeder für sich beantworten, denn ich möchte keine Interpretationen vorgeben. Habt etwas Fantasie!!!
Gehetzt wie ein wildes Tier lief ich mit wehenden Kleidern über die Ebene. Mir brannte die Lunge und ich konnte kaum mehr einen Fuß vor den anderen setzen, doch die Panik trieb mich weiter.
Mein Blut hämmerte in meinen Ohren und mir stiegen Tränen vor Angst in die Augen. Ich wurde verfolgt, wusste jedoch nicht, wie weit mein Verfolger noch hinter mir war. Ich hatte ihn noch nicht gesehen, doch ich hörte seinen Atem ganz nah. Wurde ich langsamer, spürte ich ihn sogar. Ich roch seine Anwesenheit, erkannte den schlechten Geruch jedoch nicht. Dennoch wusste ich, dass mein Tod bevorstand.
Am Himmel bildeten sich düstere Gewitterwolken, auf die ich geradewegs zulief. Es begann heftig zu regnen und ich sah nicht einmal mehr die Hand vor den Augen, als ich plötzlich über etwas stolperte und geradewegs hinfiel. Ich versuchte wieder aufzustehen und weiterzulaufen, doch mein Kleid war voller Wasser gesogen und tonnenschwer. Meine Beine waren aus Blei und ich bekam sie nicht einen Zentimeter vom Boden.
Mühsam krabbelte ich einige Meter vorwärts, bis ich erneut zusammenbrach und im Schlamm liegen blieb.
Panisch drehte ich mich um und sah eine große, dunkle Gestalt auf mich zukommen. Durch den strömenden Regen und die Dunkelheit der Nacht konnte ich nicht erkennen, um wen es sich handelte.
Ich zitterte am ganzen Körper, als er immer weiter auf mich zukam. Ich kroch etwas zurück, bis ich auf einen kahlen, glitschigen Stein fasste.
Angst überkam mich. Warum war ich hier allein? Ich hätte keinen Ton herausgebracht, auch wenn ich das Gefühl gehabt hätte, es wäre noch jemand anderes anwesend.
Niemand war bei mir. Ich war völlig allein.
Ich wollte die Augen schließen, doch ich konnte mich nicht von dem drohenden Unheil lösen, das auf mich zukam.
Ich tastete mit meinen eiskalten Händen über den Boden hinter mir.
Plötzlich war die Dunkelheit um mich herum. Ich konnte nichts mehr sehen, außer der Gestalt, die höhnisch langsam auf mich zukam, als würde sie mein Ende genießen.
Verzweifelt krallte ich meine Hände in den Stein. Der Schatten hatte seine schwarzen Hände um meinen Hals gelegt und würgte mich. Ich bekam Angst und rang verzweifelt nach Luft.
Mir schwanden die Sinne und ich hatte das Gefühl leicht zu werden, doch dann merkte ich den Stein in meiner Hand.
Mir letzter Kraft bäumte ich mich vor meinem Tod noch einmal auf und riss meine Hand nach vorne.
Mit einem Krachen schlug ich auf dem dunklen Schatten auf.
Sofort löste er sich um mich herum auf und wieder war ich im strömenden Regen auf dem freien Feld.
Fast glücklich atmete ich auf und betrachtete den Stein in meine Hand, der mir das Leben gerettet hatte.
Er war weiß und hatte Risse an seiner Oberfläche.
Vorsichtig drehte ich ihn, um zu sehen in welche Löchern meine Finger steckten.
Ich schrie auf und ließ den Stein fallen.
Zwei leere Augenhöhlen starrten mich aus einiger Entfernung an. Der Schädel hielt meinen Blick gefangen, doch ich krabbelte immer weiter rückwärts, bis ich wieder auf etwas Hartes hinter mir stieß. Erschrocken drehte ich mich um und wich entsetzt zurück.
Ein weites Feld voller Gebeine lag vor mir. Überall waren Knochen von Menschen und Tieren. Der braune Boden war durch die weißen, unwirklichen Knochen nicht mehr zu sehen.
Ich wollte einfach nur von diesem Ort entfliehen. Doch als ich vorsichtig aufstand, wuchsen plötzlich Mauern vor, hinter und neben mir aus dem Boden. Überall sahen mich die leeren Augenlöcher der Toten an. Ich spürte ihren kalten Atem auf meiner nassen Haut.
Einige Handknochen griffen nach mir, doch ich schrie auf und wich entsetzt zurück. Ich schlug auf die Gebeine ein, doch sie ließen nicht von mir ab. Immer mehr griffen nach mir und hielten mich fest.
Ich hörte die stimmen der Toten, die mir etwas zu flüsterten. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch selbst dann hörte ich ihre krächzenden Stimmen noch. Sie riefen mich. Sie riefen meinen Namen. Immer und immer wieder hörten ich ihn durch ihre toten Münder flüstern.
Es war kaum auszuhalten, bis ich plötzlich eine Vorwarnung hörte.
„Es wird dein Tod sein", rief ein mir ein Schädel zu, doch als ich die Hand nach ihm ausstreckte, um ihn zu berühren, griff ich durch Nebel.
Woher ich soviel Mut genommen hatte, wusste ich selbst nicht.
Plötzlich begannen alle Knochen um mich herum sich aufzulösen und ich blieb alleine im Nebel zurück.
Ich zitterte vor Kälte...
...und schlug die Augen auf. Ich saß senkrecht in meinem Bett, in meinem nächtlichen Schlafzimmer. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und ich holte tief Luft.
Ein Kratzen stieg mir die Luftröhre hinauf und ich gezwungen war zu husten, bis ich den Geschmack von Blut in meinem Mund hatte.
Ich machte schnell Licht und spuckte das Blut in die dafür bereitstehende Schüssel. Danach spülte ich meinen Mund mehrmals mit klarem Wasser aus und tupfte es mit einem Tuch ab.
Ich legte mich erschöpft wieder hin und wollte gerade das Licht löschen, als mir mein Alptraum wieder in den Sinn kam.
Ich sah die Toten immer noch vor mir. Ich konnte sie atmen hören, obwohl ich nun wach war. War das eine Warnung gewesen oder nur ein böser Alptraum?
Ich kuschelte mich tief in mein Kissen und zog die Decke bis zum Kinn.
Nichts würde mich noch einmal zum Schlafen bringen in dieser Nacht.
Immer wieder hörte ich ihre krächzenden Stimmen, die mir meinen Tod voraussagten. Ich spürte wie ich zitterte und merkte erst jetzt, dass ich völlig nass war.
Angstschweiß, wie ich dachte, doch als ich mühsam aufstand, um mir ein neues Nachthemd anzuziehen, merkte ich, dass meine Füße voller Schlamm und Dreck waren. Zu Tode erschrocken fuhr ich um, als plötzlich meine Zimmertür quietschte.
Sie stand einen Spalt breit offen, doch niemand ließ sich blicken. Langsam ging ich vorsichtig zur Tür und riss sie mit einem Mal auf, doch auch dann entdeckte ich niemanden. Als ich mich umdrehte und die Tür wieder schließen wollte, hielt etwas meinen Blick gefangen. Ich drehte mich ganz langsam zum Flur um und sah mich nochmals um. Ich hätte jederzeit mit Toten und Geistern gerechnet, doch dann sah ich auf den Boden. Der rote Teppich war voller dreckiger Fußspuren, die in mein Zimmer führten. Mein Blick schweifte an mir herunter und ich sah auf meine schlammigen Füße.
Ich konnte es kaum glauben! Sofort ging ich zurück in mein Zimmer und knallte meine Zimmertür zu.
Mein Haare waren klitschnass und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Wurde ich nun wirklich verrückt?
Ich ging schnell zum Kleiderschrank, schnappte mir das erstbeste Nachthemd und schlich schnell zurück zu meinem Bett. Mein gesamtes Zimmer nicht aus den Augen lassend, zog ich mich um und legte mich mit dreckigen Füßen wieder in mein Bett. Draußen stürmte und blitzte es.
Eigentlich hatte ich keine Angst vor Gewittern, doch in dieser Nacht lernte ich das Fürchten erneut.
Ich schlief immer wieder für einige Sekunden ein und war sofort wieder auf diesem Schlachtfeld. Ich hörte die Geister, der herumirrenden Toten, die für ihre Seelen Frieden suchten.
Dann schreckte ich immer wieder aus meinen Träumen hoch und fand mich in meinem Zimmer. Jedes kleine Geräusch, jeder Windstoß und jedes noch so kleine Knarren des alten Holzes ließen mich zusammen fahren. Ich wünschte mir, dass ich mehr Mut gehabt hätte, um zu Assentia oder meinen Eltern zu gehen, doch die Furcht ließ mich im Bett bleiben.
Mit der Decke bis zur Nasenspitze beobachtete ich mein nächtliches Zimmer. Es war außer mir leer, doch ich vermutete in jedem Schatten, den die Öllampe warf, einen Toten, der mich heimsuchen würde.
Ich hatte die Hoffnung, den Morgen noch lebend zu erleben, schon aufgegeben.
Selbst als der Regen nachgelassen hatte, wurde es nicht hell. Die Sonne konnte sich gegen die dicken Regenwolken nicht durchsetzen.
Als ich mich endlich traute, aufzustehen und die Läden vor den Fenstern zu entfernen, war ich schon steif vor Kälte und vor Angst.
Vorsichtig rollte ich mich aus meinem Bett und ging mit dem Rücken zur Wand zu meinen Fenstern und ließ das wenige Licht des frühen Morgens in mein Zimmer.
Dann nahm ich schnell Papier und Tinte mit und legte mich wieder in mein Bett. Ich hielt es nicht noch eine Nacht hier aus. Auch wenn ich wusste, dass Athaniel eine kranke Mutter hatte, ich musste ihm unbedingt sagen, was mit mir geschah. Ich wurde hier wahnsinnig, konnte kaum etwas Essbares bei mir behalten und niemand glaubte mir.
Ich verursachte durch meine zittrige Handschrift einige Tintenkleckse auf dem Papier, ehe ich überhaupt angefangen hatte zu schreiben.
In wenigen Worten schilderte ich Athaniel meinen Gemütszustand. Ich bat ihn, zu mir zu kommen, da ich den Verdacht hatte, dass mein Leben auf dem Spiel stand.
Mit der Öllampe und einem Messer bewaffnet, schlich ich vorsichtig zur Tür und spähte hinaus. Mehr als eine Handvoll Dienstmädchen war wach, sonst schienen alle noch zu schlafen. Ich ging durch die Gänge und hatte mein Ziel vor Augen.
Ich japste nach Luft und konnte wegen meiner Hustenanfälle kaum atmen, doch ich zwang mich weiterzugehen.
Auf dem Vorplatz waren große Pfützen durch den Regen der letzten Nacht. Ich lief unbeirrt durch sie hindurch, wobei der Dreck an meinen Füßen zu Schlamm wurde und ich Fußspuren hinterließ.
Die Wachen sahen mir ungläubig nach, doch ich musste diesen Brief sofort zu Athaniel schicken. Ich kannte den Boten sehr gut und er war mir treu untergeben. Er brachte meine Nachrichten sehr oft nach Ithilien zu Suabien.
War es nur ein Alptraum oder doch Realität? War Niamh wirklich draußen, war sie vielleicht geschlafwandelt? Die Frage kann jeder für sich beantworten, denn ich möchte keine Interpretationen vorgeben. Habt etwas Fantasie!!!
