JAHA! Jetzt geht's mal wieder rund! Viel Action und Spannung wartet jetzt
und ich hoffe, es gefällt euch!
@Vicky23: Wuahahahaha! Nebel... nur für dich gaaaaanz alleine! Vergiß nicht die Nebelscheinwerfer einzuschalten, denn die Sichtweite beträgt unter 50 Meter *fg*
@Sparrow-666: Hm... fleißig? Da ich ja noch ein paar Tage Ferien habe, war es ja kein Problem mal hier und da ein paar Minuten zu schreiben *lol*... außerdem wollte ich auch etwas vorausschreiben, weil ich ja nicht weiß, wieviel Zeit während dem Semester noch bleibt. Natürlich waren sicherlich viele froh darüber, wenn du bei bestimmten Stzorys genauso hinterher wärest... ZUM BEISPIEL BEI NARBEN DER GEWALT!!!!!!!!!!
@Jenny: Heyho! Hab halt noch n bissel Zeit übrig *lol*... manchmal da muß man eben seinen Freund auch bei Seite schieben und Prioritäten setzen *g*... hmm... bekomme Lust auf Magnum...
@Elle: Was soll ich sagen? Na, du weiß schon... *knuddel*
@Minui: Keine Sorge, das mit dem Mitleiden kommt schon noch bald *evil grin*
@chrissy: kommt schon noch... jupp, Norrington hab ich am Anfang sehr unsympatisch dargestellt... mal sehen, wies weiter geht... Isser nun gut oder böse?
@Liberty: Will teilen? Niemals!
@Kristina: Jupp, Mara ist einfach supi! Und tja... was Norrington angeht... das mußt du schon mir überlassen *lol*. Schön, daß du wieder da bist!
*~*~*~*~*
A Sons Revenge 3
- Verräterischer Nebel -
Kapitän Jack Sparrow betrat das Deck, streckte sich und atmete tief die salzige Luft ein.
*Das Schläfchen hat echt gut getan.*
Diese Nacht hatte ziemlich an seinen Nerven gezerrt. Dieser ganze Hokuspokus war dem Piraten sowieso nicht geheuer.
Der Morgen war kalt und die Luft schien milchig vor lauter Nebel. Jack konnte nicht einmal bis zum Bug sehen. Wieder gähnte er laut und machte sich auf den Weg zum Steuerrad, ein wohliges Gefühl stellte sich ein. Wie oft hatte er Überfälle bei solchem Wetter geführt? Es war geradezu ideal! Nicht nur, daß das Annähern viel einfacher war, nein! Die Raubzüge im Nebel hatten erheblich zum Ruf der Black Pearl beigetragen, ließ sie gespenstisch erscheinen. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er mit den rauhen Händen über das Geländer der Treppe strich. Sein Schiff! Seine Pearl! Zufrieden seufzte er.
Hinter sich hörte er seine Männer lachen... ja, es würde sich alles zum Guten wenden. Mit so einer Mannschaft! Die Moral der Crew schien sehr gut zu sein, denn er hörte die Witze und dummen Sprüche hinter seinem Rücken. Innerlich lachte er mit über den letzten, wirklich blöden:
"Weißt du, ich kannte mal eine ganz besondere Hure in Tortuga," grölte einer.
"Ach, tatsächlich?" ging ein anderer darauf ein. "Und hast du sie geliebt?"
"Ja, weißt du... immer wenn ich sie geküßt habe, bekam ich so ein kribbelndes Gefühl!"
"Oha, vor Aufregung?"
"Nein! Wegen ihrem Damenbart?"
Sofort prusteten die beiden los und zwei weitere fielen in das Lachen ein.
*Zum Glück hat Elizabeth das nicht gehört,* dachte Sparrow bei sich und brachte die letzten Stufen hinter sich.
Vor ihm am Steuer stand Hank, der kleine, stämmige Pirat. Er sah aufs Meer, schien sehr konzentriert aus. Lara stand daneben und hielt sich ein Fernrohr vors Gesicht, versuchte durch den Nebel in die Ferne zu spähen, was wahrscheinlich ohne Erfolg war.
"Na, Hank, wie kommen wir voran?"
"Sehr langsam, Kapitän," meinte dieser ohne den Blick abzuwenden. "Miss Lara Jade versucht mich so gut zu lenken, wie es geht, aber in dieser Suppe... fast unmöglich. Ich würde es sowieso begrüßen, wenn wir einfach abwarten könnten, bis sich der Nebel verzogen hat."
"Ach was! Ich bin schon durch Nebel gesegelt, der die Dichte einer Wand hatte! Wir sind hier in absolut tiefen Gewässern, keine Gefahr!"
"Aye, Kapitän!" Hank sah Jack an...
Und fing an zu lachen, ein rauhes, dunkles Lachen. Der Pirat mußte sich den Bauch halten, um nicht vorn über zu fallen. Aber als er den bösen Blick Sparrows auf sich fühlte, schluckte er seine Erheiterung schnell herunter.
"Was ist los, du Landratte?"
"Nichts, Sir!" Aber die Antwort war durchzogen von Husten und Prusten, so daß er kaum ernst genommen werden konnte.
Jack zog die Augenbrauen hoch und wankte etwas, sah zu Lara Jade, die das Fernglas nicht herunter genommen hatte. Sie stand still und schweigend da, rührte sich nicht.
Doch da! Das verräterische Zeichen! Ihr rechter Mundwinkel hatte sich für kurze Zeit nach oben gezogen, kaum merklich. Aber Jack Sparrow hatte zu viel Erfahrung im Lesen von betrügerischen Gesichtern, als daß er das Zucken nicht wahrgenommen hätte.
"Was ist?"
Er sah an sich herunter, geriet dadurch nur noch mehr ins wanken und wiegte etwas zeitverzögert im Seegang der Pearl mit. Er fand nichts an sich. Es roch hier nach Verrat! Da lief er schnell die Treppe herunter, kam aber nicht weit, denn Elizabeth kam gerade herauf gestürzt und versperrte ihm den Weg. Jack wollte warten, bis die junge Frau an ihm vorbei war, aber sie machte keine Anstalten, hinauf zu wollen. Statt dessen blockierte sie absichtlich den Weg und Sparrow erkannte, daß sie zu ihm wollte. Er seufzte, hielt aber sofort inne, als ein Kichern sich aus Elizabeth` Mund stahl. Irgend etwas war hier so verdammt faul!
Aber dann wurde die Frau wieder ernst, sogar böse.
"Jack!" schimpfte sie. "Wohin zum Teufel fahren wir? Warum zum Teufel fahren wir? Man kann die Hand fast nicht vor Augen sehen und du läßt uns einfach weiter segeln? Ich glaube, du hast zu lange in der Sonne gestanden, mein Guter."
"Elizabeth, deine Anwesenheit beglückt mich immer wieder," seine dunklen Augen nahmen einen schmeichelhaften Ausdruck an, aber der Charme in seiner Stimme war zu rauh, für eine Lady, wie Elizabeth.
"Hör auf mit der Schleimerei!"
Jack ärgerte sich, aber zeigte es nicht. Wie konnte diese Frau ihm nur immer wieder widerstehen?
"Elizabeth, mein Schatz, warum so gereizt? Eine schöne Frau, wie du müßte doch immer empfänglich sein für Komplimente!"
"Jack! Hank da oben sieht keinen Meter weit, wo wir hinsegeln!"
"Mach dir keine Gedanken, Liebes. Marley hat den Kurs genau berechnet und Hank wird diesem auch gaaaaanz genau folgen."
Jack unterstützte seine Aussage mit einer weit ausholenden Handbewegung. Elizabeth verschränkte die Arme vor der Brust und sah böse drein. Aber Sparrow wollte sich im Moment nicht mit störrischen Weibsbildern rumschlagen. Er nahm sie vorsichtig aber bestimmend an den Schultern und drückte sie bei Seite. Dann rannte er weiter die Treppe hinunter. Im Fenster seiner Kajüte konnte er sich nicht ansehen, denn dieses beschlug von der feuchten Luft. Also lief er hinein und holte einen schon vor langer Zeit angelaufenen Spiegel heraus. Und da verstand er... Das Lachen, die Frauenwitze!
Wütend stampfte er hinaus.
"Ihr verdammten Penner! Wer von euch war das?!" die dunkle Stimme donnerte übers Deck der Pearl und durch den Nebel.
Elizabeth hatte den Kapitän noch nie so gesehen. Anscheinend machte er keine Witze, wenn es um seine Haarpracht ging. Unsicher sah sie zu Jade hinauf, die aber entspannt an der Reling lehnte, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Da war sie selbst beruhigt und kicherte wieder.
Jack tobte unten, sprang auf und nieder. Aber da lachten die Männer noch mehr. Selbst vom Ausguck kam schallendes Gelächter herunter, was Jack nur noch wütender machte.
Lara stand amüsiert neben einem grölenden Hank und sah zu, wie der Kapitän außer sich hin und her rannte, versuchte, jeden der da lachte, zum Schweigen zu bringen. Erfolglos, denn immer, wenn er sich dem nächsten zuwandte, fing der eine wieder an zu lachen. Die junge Frau fand es nur zu süß, wie die zu Zöpfen geflochtenen Haare bei jeder Kopfbewegung mitschwangen. Sie sah zu einer etwas ängstlich dreinschauenden Elizabeth, die es anscheinend bereute, solch üblen Scherz gespielt zu haben. Aber mit einem selbstsicheren Grinsen wischte sie die Angst der anderen bei Seite. Es war eine ausgezeichnete Idee von der jungen Miss Swann gewesen, die Haare auch noch zu flechten, denn Lara hatte eigentlich nur vorgehabt, sie mit diesen hübschen, weinroten Schleifen zu schmücken, die sie selbst gefertigt hatte. In der Tat, Lara Jade war höchst zufrieden mit ihrem Werk.
Da wurde Jack auf sie aufmerksam. Er starrte nach oben, seine schwarzen Augen sahen direkt in ihre grünen. Und da wußte er, wer die Urheberin des Streiches war.
Sparrow wollte gerade drohend die Faust heben und Rache schwören, als ein Schrei auf das Deck hernieder fiel!
"Piraten!" rief der eine Mann aus dem Ausguck und zeigte in die Richtung.
Jack sah nach links. Erschrak!
Direkt neben ihnen, keine zehn Meter entfernt war die dunkle Silouette eines Schiffes. Die Piraten nahe der Reling starrten direkt in die schwarzen Löcher der Kanonen. Der Nebel hatte ihn verraten! Sonst war er ihm Vebündeter bei seinen Raubzügen und nun wandte er sich gegen ihn, hatte das fremde Schiff getarnt, bis es beinahe zu spät für die Pearl war.
*Verdammt!*
Jack Sparrow reagierte sofort.
"Voller Stop! Nehmt die Segel hoch! Voller Stop! Piraten an Deck!"
Gleich rannten die Männer umher, kletterten auf dem Mast, um die Segel einzuholen. Gleichzeitig wurde der Anker geworfen, obwohl Jack nicht wußte, ob das Wasser hier nicht zu tief war. Er sah auf das Schiff, welches größer war, als sein eigenes. Er erkannte es! Und als er aufschaute sah er die dunklen, verschwommenen Figuren auf der Reling des Schiffes tanzen, bereit zum entern. Und in ihrer Mitte, schlank und groß, mit wehendem Umhang, stand eine Gestalt, die ihm sehr bekannt vorkam.
"Seth," zischte der Kapitän.
Das Schiff war auf der Seite, an der die Pearl keine Geschütze hatte und Jack wußte, was dies bedeutete. Schon jetzt blutete sein Herz mit seinem Schiff. Aber mit einem Ruck, der einige Männer überrascht zu Boden gehen ließ, hielt die Pearl! Der Anker fand Halt! Die Segel konnten wieder runter gelassen werden, damit sie gegebenen Falls versuchen konnten zu Fliehen.
"Segel runter! An die Waffen!"
Der Halt war zu plötzlich gekommen, als daß die anderen Piraten darauf hätten reagieren können und so fiel die Black Pearl zurück und die erste Salve an Kanonenschüssen verfehlte sie um fünfzehn Meter. Erleichtert atmete Jack auf.
"Das war knapp," hörte er eine Stimme hinter sich zischen.
Jack mußte sich nicht umdrehen, um zu erraten, wer dies war, aber er tat es trotzdem und schaute in ein amüsiertes, blasses Gesicht.
"Du findest es witzig, gleich geentert zu werden, William? Ich denke unser Feind wird vor allem auf deinen Tod aussein! Und wenn sie dich in die Hände bekommen, wird er sicher langsam und qualvoll."
Aber der andere lächelte umso kälter.
"Nicht unser Feind amüsiert mich, Sparrow. Viel mehr bin ich von deiner hübschen Haarpracht fasziniert."
Wut wallte in Jack auf. Lara würde dafür büßen. Aber es war keine Zeit, das große Schiff vor ihnen leitete bereits ein Wendemanöver ein. Ihre Chance!
"Hart Steuerbord!" rief er Hank zu.
Männer rannten auf dem Deck herum, versuchten alles so gut es ging für den Angriff zu wappnen. Wenn sie Glück hatten würde die Strömung das Schiff trotz Anker noch weit genug herum reißen, so daß sie sich mit der Geschützseite parallel zum anderen Schiff bringen konnten. Langsam drehte sich die Pearl. Elizabeth kam herunter gestürzt.
"Ein Säbel ist in meiner Kabine, Mädel, direkt neben der Türe."
Die Frau nickte und Sparrow wußte, daß er ihr eine Waffe auf Dauer geben mußte, auch wenn diese sich dagegen wehren würde. Es war einfach zu gefährlich, sie unbewaffnet zu lassen. Da nahm er noch etwas anderes wahr.
Iona stand in der Türe zum Deck, nur mit ihrem Stab in der Linken. Der Kapitän winkte sie zu sich. Schmerzlich war er sich bewußt, daß die Schulter der jungen Frau zwar gut geheilt, aber noch nicht wieder vollständig genesen war.
"Hey, Kleine! Mit dem Stöckchen wirst du nicht weit kommen!"
Aber die zarte Frau schüttelte den Kopf, ihre schulterlangen Haare wippten. Fest stand sie da.
"Nein, Jack. Ich kämpfe mit anderen Waffen... mit stärkeren."
Sparrow schnaubte. Das konnte doch nicht wahr sein!
*Sture Weiber!*
Er konnte sich im Gefecht nicht auch noch um eine Frau kümmern. Langsam verstand er, was Gibbs einst gemeint hatte mit: "Frauen bringen Unglück!"
"Keine Widerrede!"
Er nahm sie am Handgelenk und zog sie zu seiner Kajüte. Unterwegs gab er den Befehl, die Kanonen klar zu machen, denn das Schiff schien sich weit genug zu drehen, aber dies war schon lange geschehen. Elizabeth kam ihm bewaffnet entgegen und er hielt sie an.
"Hey, mein Schatz! Sieh zu, daß die Kleine auch eine Waffe bekommt. In der Kajüte unter meinem Bett!"
Elizabeth nickte, ohne sich zu wundern, daß Jack so viele Waffen in seinem Raum hatte, und lief mit Iona zurück.
Der Kapitän richtete den Blick nach vorne und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Dort, kaum 50 Meter von seinem Schiff weg, war ein schwarzer Fleck, der immer näher kam. Jack zog seine Waffe, die sofort beschlug und hielt sie in die Luft. Männer rannten auf dem Deck umher! Die Pearl drehte sich.
"Bereit zum Feuern!"
Das dunkle Schiff war nahe, sehr nahe, fast in Angriffsposition!
*Noch ein kleines bißchen!*
Jack wartete nur auf den richtigen Augenblick, seine Hand bebte...
Er schlug nach unten!
"Feuer!"
Die Geschütze der Pearl feuerten ihre todbringenden Kugeln ab. Sofort erwiderte das andere Schiff und Jacks Herz krampfte sich mit jedem selbst eingesteckten Treffer zusammen. Aber daß es auf der anderen Seite mehr krachte, ließ ihn aufatmen. Licht durchbrach den Nebel mit jedem Schuß, es sah aus, als ginge ein Gewitter direkt über dem Wasser los.
Elizabeth und Iona kamen aus der Kajüte, jede einen Säbel in der Hand. Die junge Swann rannte sofort los, suchte sich einen Platz neben einem der Männer, die schon darauf warteten, daß der Ansturm kam. Link war sein Name, wenn sie sich recht erinnerte. Die Waffe hielt die junge Frau fest in Händen, ein letztes Mal strich sie sich Haarsträhnen aus dem Gesicht. Da spürte sie, daß jemand neben sie trat und mit ihr wartete. Sie schaute sich kurz um und wäre fast erschrocken.
Neben ihr stand Will, fest und entschlossen, völlig furchtlos. Er hatte seinen dunklen Umhang angelegt und unwillkürlich fragte sie sich, ob man ihm im Gefecht wohl von den anderen unterscheiden konnte. Ohne sie anzusehen, lächelte er.
"Gleich beginnt es," meinte er gelassen.
*~*
Iona ging zum Steuerrad hinauf. Sie wollte so weit oben, wie möglich stehen. Dort war auch Lara Jade, die das goldene Schwert bereits in der Hand hielt. Hank führte immer noch das Steuer, allerdings nur mit einer Hand. In der anderen hielt er schon ein Seil, um das Rad festzumachen, wenn das Schiff in Stellung war. Dann konnte er seine eigene Waffe ziehen. Die Kanonen feuerten schon die zweite Salve ab und einige Male erbebte das Schiff unter seinen Füßen.
Iona ging weit nach hinten und legte den Säbel auf eine Holzkiste. Jade drehte sich erschrocken um.
"Was soll das? Willst du dich nicht verteidigen, wenn diese Schweinehunde kommen?"
Empört stürzte sie zu ihr, nahm den Säbel und hielt ihn ihr hin. Aber Iona lächelte nur und griff in den Beutel an ihrem Gürtel.
"Ich kann euch von viel größerem Nutzen sein, wenn ich mit meinen eigenen Waffen kämpfe."
Sie hielt einen kleinen dunklen Stein hoch, der im matten Licht glänzte. Lara hätte ihn fast für den Stein gehalten, der diese dunkle Macht inne hatte, sogar den Geist eines guten Mannes zu verdrehen. Aber bei näherem Hinsehen, bemerkte sie, daß der Stein kleine weiße Adern hatte. Sie zog eine Augenbraue hoch, sah Iona fragend an.
"Du wirst schon sehen, aber jetzt laß mich meine Kraft konzentrieren. Es wird etwas Zeit benötigen."
Iona schloß die Augen und nahm den Stein fest in ihre zarte Faust. Dann begann sie zu murmeln... irgend etwas, das Lara nicht verstehen konnte.
*Mist, ich kann sie doch nicht so schutzlos hier stehen lassen!*
Es ärgerte Lara Jade, daß Iona so dumm war und sich in Gefahr brachte. Ohne eine Waffe konnte sie sich nicht gegen die Piraten verteidigen. Jetzt mußte sie auch noch die Beschützerin spielen!
*~*
Jack war bereit. Entschlossen, seine Pearl zu verteidigen bis aufs Blut! Es war sein Schiff, seine Crew! Niemand würde den großen Kapitän Jack Sparrow so einfach aus dem Nebel angreifen und dann auch noch sein Schiff entern! Er bleckte die Zähne und knurrte. Die goldenen glänzten, seine schwarzen Augen funkelten! Er sah aus wie ein Raubtier, das bereit war, auf seine Beute zu springen! Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt und das schöne Schwert, welches einst William Turner gehört hatte, lag fest in seiner Hand.
Ein Beben ging durch die Pearl, als eine Kanonenkugel ein Stück der hinteren Reling traf. Genauso traf sie direkt ins Herz des Kapitäns und hinterließ eine Wunde, die nicht eher heilen würde, bis auch die des Schiffes verheilt war. Sie würden dafür zahlen!
Die Figuren tanzten noch auf dem Schiff, warteten darauf, daß der Kapitän den Befehl gab. Die Seile, welche zum Herüberschwingen dienten, zappelten über ihren Köpfen. Die Gestalt in ihrer Mitte, Seth, wartete... wartete.
"Jetzt!" drang es von dem schwarzen Schiff herüber und die Umrisse der Figuren wurden klarer, als sie sich der Pearl näherten, den Nebel durchdrangen.
Zu duzenden kamen sie herüber, wie wenn eine Welle das Deck flutete. Aber Jacks Männer erwarteten sie bereits mit blanken Säbeln. Kampfgeschrei ertönte in dem Donnern der Kanonen. Blut spritzte schon in den ersten Sekunden, besudelte das Deck der Pearl.
Jack erhob seine Waffe hoch und stürmte los. Mit einem Brüllen, das alle dunklen Piraten in seinem Weg erzittern ließ. Schwerter fielen zu Boden, Männer gingen mit ihnen. Der Nebel tauchte alles in seine milchige Luft, so daß es aussah, wie in einem Traum. Aber dies war kein Traum, dachte Sparrow bei sich. Dies war bittere Realität. Würde er einen Fehler machen, kein Erbarmen würde ihm widerfahren. Er nahm sich einen nach dem anderen vor. Schon drei riesenhafte Männer waren durch des Kapitäns Hand gefallen. Jacks Blick schweifte suchend umher, aber in diesem Nebel konnte er sein Ziel schwerlich ausmachen.
*Wo bist du nur, du Ausgeburt von einem Bastard!*
Ein weiterer Pirat verschloß ihm den Weg und stellte sich dem Kapitän zum Kampf. Jack parierte den Schlag und duckte sich unter dem nächsten hinweg. Dann holte er zu einem eigenen Schlag aus, trat aber gleichzeitig gegen die Beine des Mannes. Geschickt wich dieser der Waffe aus und sprang auch noch über das Bein hinweg. Dieser hier war etwas beweglicher, als die anderen drei.
Jack ärgerte sich, daß diese Mistkerle ihn aufhielten. Er hatte keine Zeit für diesen Abschaum. Aber zu seinem Bedauern war sein Gegner außerordentlich schnell. Jack ließ sich absichtlich zurückdrängen, ein Schritt... noch einer... er hielt an, zwang sein Gegenüber, auch stehen zu bleiben. In seinem Rücken spürte der Kapitän das feste Holz des Hauptmastes.
"Geh mir aus dem Weg, Wicht!"
Der Pirat lachte laut und grollend.
"Ich ein Wicht? Ich werde dich zerquetschen, kleines Mädchen!"
Hitze wallte in Jack auf, seine Wut wuchs ins unermeßliche!
"Lara, du verdammtes Biest," schie er auf und schlug hart auf den Piraten ein, so fest, daß dieser kaum dagegen halten konnte.
Jack legte seinen ganzen Zorn in den Kampf und überspielte so die Peinlichkeit des Scherzes. Der Pirat mußte sich so sehr auf Jacks Waffe konzentrieren, daß er nicht bemerkte, wie der Kapitän über sich ein Seil ergriff und an ihm riß. Schnell und leicht gab es nach.
"Rumms!"
Ein Flaschenzug war aus seiner Halterung gelöst worden und hatte mit Schwung den großen Piraten schwer am Kopf getroffen. Ein massiger Körper ging zu Boden.
Der Kapitän sah sich um. In dem Gemetzel war nichts zu erkennen, zum einen wegen der vielen Kämpfenden, zum anderen wegen dem dichten Nebel. Da griff Jack abermals über sich und ein weiteres Seil befand sich in seiner Hand. Schnell zog er sich nach oben. Dort war er erst mal außerhalb des Gefechtes und konnte nach seinem Ziel Ausschau halten.
Er erkannte die zarte Gestalt Elizabeth` in der nähe des Buges. Sie kämpfte gegen einen großen Piraten, mehr oder weniger gut, mehr oder weniger erfolgreich. Wenigstens kämpfte sie noch und lag nicht schon bereits tot auf dem Deck, so daß sich ihr Blut mit dem einiger anderer Piraten vermischte. Und als sein Blick noch etwas höher ging, glaubte er, den Mann zu sehen, den er gesucht hatte... Seth!
*~*
Jade stand direkt vor Iona. Wenige Piraten hatten sich bis jetzt herauf verirrt. Zu ihrem Glück war das schwarze Schiff, das sie angriff, schon etwas weiter voraus gefahren, so daß das Heck nicht von den Piraten erreicht werden konnte, die noch herüber schwangen. Und so bot die Treppe keinen großen Anlaufpunkt, um herauf ans Steuer zu kommen. Sie wehrte einen Schlag ab, den der große Pirat führte, der ihr gegenüber stand. Sein Haar war dunkelbraun und fettig, aus seinem Mund blitzten nur noch zwei Zähne. Dieses hier mußte das ekelhafteste Exemplar von Bills ehemaliger Crew sein. Er stank fürchterlich und an seiner Wange klaffte eine eitrige Wunde, seine Nase war schräg.
Iona hinter ihr murmelte immer noch stetig vor sich hin, ohne auf das Kampfgeschehen zu achten. Lara ärgerte sich. Dieses dumme Mädchen! Wie konnte man nur so naiv sein?
Wenn Lara fiel, würde auch Iona keinen Schutz mehr haben. Aber sie hielt sich tapfer. Die groben Männer waren ihr bis jetzt unterlegen gewesen... und auch dieser würde unterliegen!
Wieder erbebte die Pearl heftig, so daß einigen Männern die Beine wegriß und für drei dieser armen Hunde das Verderben bedeutete. Zum dritten Mal... Jade machte sich langsam Gedanken um das Schiff. Wie viele Treffer würde die Black Pearl noch aushalten? Und wenn sie einen Glückstreffer landeten? Schnell verdrängte sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf. Sie mußte sich auf den Kampf konzentrieren... zumal gerade ein weiterer dunkler Pirat die Treppe erklomm und einer ihrer eigenen Männer neben der Frau zu Boden ging.
*Verdammt!*
*~*
Jack landete auf dem Boden. Ein Seil hatte ihn einige Meter entfernt des Mastes befördert. Sofort wurde er angegriffen, aber mit einem Streich schickte der Kapitän den Mann zu Boden. Einen weiteren erstach er von hinten. Dann drängelte er sich durch das Kampfgewühl zum Bug. Unterwegs mußte er einige Male über tote Körper hinweg steigen. Über Piraten des anderen Schiffes, aber auch über eigene Männer. Als ein Pirat in schwarzen Kleidern neben ihm zu Boden ging, spritzte das Blut des Sterbenden in sein Gesicht, beschmutzte Haut und Kleidung. Aber Jack ließ sich davon nicht ablenken, sondern machte seinen Weg bis zu einem bestimmten kämpfenden Paar. Er näherte sich dem Feind von hinten und ging auf die Zehenspitzen, um dem Mann vor sich an die Schulter zu gelangen.
"Verzeihung?"
Der Pirat drehte sich überrascht um und schaute verdutzt in das blutverschmierte Gesicht des Kapitäns, der ihn angrinste. Doch nicht lange, denn sofort hatte er eine Faust im Gesicht, das er herunter gebeugt hatte. Der Riese ging zu Boden, wie ein nasser Sack. Marley kam dahinter zum Vorschein. Der erste Maat rannte zu seinem Kapitän, wankte unterwegs, als sich der Boden unter seinen Füßen bewegte. Aber er hielt sein Gleichgewicht und erreichte Jack.
"Kapitän, ich fürchte, die Pearl hat schon einige Schüsse wegstecken müssen!"
Jack nickte. Er wußte dies und sein Herz blutete.
"Komm mit!" befahl er dem Maat und zusammen kämpften sie sich weiter zum Bug.
Endlich! Jack trat gegen einen stämmigen Mann und schickte ihn zu Boden. Ein Stich genügte. Außer Atem stand Elizabeth da, befreit von dem hartnäckigen Angreifer, der einfach nicht hatte durch ihren Säbel sterben wollen. Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht.
"Danke, Jack!"
Der Kapitän zuckte mit den Schultern.
"Tja, mein Schatz, Piratenschiffe sind eben nichts für feine Damen..."
Die beleidigte Miene Elizabeth` blieb aus. Anscheinend war sie zum gleichen Entschluß gekommen. Zumindest was solche Kämpfe anging. Jack drehte sich zu Marley.
"Bleib bei ihr und sieh zu, daß sie auch noch den morgigen Tag erlebt!"
Marley nickte und sein graues Haar, welches nun wenige rote Strähnen hatte wippte schwer. Sofort stellte er sich an die Seite der jungen Swann und kaum war der Kapitän weg, nahm er auch schon den nächsten Kampf auf. Trotz seines Alters kämpfte der Mann noch außerordentlich geschickt und stark, von seiner über Jahre erlernte Technik ganz abgesehen. Elizabeth staunte über Marley, der doch etwa im Alter ihres eigenen Vaters sein mußte. Jedoch konnte man den Gouvernor nicht mit ihm vergleichen... ganz und gar nicht. Aber da besann sie sich wieder und eilte ihrem "Beschützer" zu Hilfe, warf eine herumstehende, kleine Kiste an den Kopf des schlanken Piraten, der den Maat angegriff.
"Treffer!" rief sie entzückt, als der Mann stolperte und Marley ein Leichtes hatte.
"Bei Mars! Ihr seid eine Kämpferin, Teuerste! Ganz gleich, was mein Kapitän über feine Damen denken mag!"
Die Frau errötete etwas.
*~*
"Ah, ich wußte, du würdest wieder kommen," meinte Will ruhig und hob herausfordernd sein schlankes Schwert.
Es richtete sich wie ein silberner Dorn auf den Mann vor ihm. Langsam begannen die Feinde, zu gehen... gaaanz langsam. Immer im Kreis.
"Natürlich komme ich wieder. Schließlich muß ich zu Ende führen, was ich bei unserer letzten Begegnung angefangen hatte."
Seth starrte Will mit eisigen, blauen Augen an. Haß stand darin geschrieben, blanker Haß. Seine feine Waffe zeigte auf den Arm des jungen Turners, wo er ihn das letzte Mal verwundet hatte.
Aber William zeigte sich unbeeindruckt. Sicher behinderte ihn diese Wunde noch etwas, aber längst nicht mehr so, als daß sie ihm wirklich im Weg war. Außerdem... er konnte immer noch mit links kämpfen. Beinahe genauso gut, wie mit rechts. In der Höhle hätte Seth es nicht leicht gehabt.
"Du bist mit eingezogenem Schwanz davon gerannt, wie ein Hund," machte sich Will über den Mann vor ihm lustig.
Seth schüttelte den Kopf. Einige seiner kurzen dunklen Haare bewegten sich mit.
"Du hast mich nur überrascht. Jetzt bin ich an der Reihe mit der Überraschung," ein grausiges Grinsen erschien auf dem schmalen Gesicht. "Mein Vater hätte dich töten sollen!"
Zuerst war William verwirrt über das gerade Gesagte, aber schnell klärte er seinen Geist.
"Mein Vater ist tot und du hast ihn getötet!"
Schmerz und Schrecken erschienen auf dem Gesicht des anderen. Er starrte auf William.
"Er kann nicht tot sein!"
"Doch er ist tot. Gestorben durch die Klinge der Person, die du zu töten nicht im Stande warst. Bei Port Herold hast du alles ins Laufen gebracht, anstatt deine Pflicht zu erfüllen."
"Er ist nicht durch meine Schuld gestorben!" schrie Seth außer sich.
Seine Augen funkelten und etwas vom gleichen Wahn, wie in Bills, spiegelte sich in ihnen wieder. Will stand unberührt vor ihm und beschaute sich sein Opfer. Wenn er nicht Rache an Jack nehmen konnte, so würde doch wohl der Tod dieses Mannes seinen Rachedurst stillen können! Vorerst...
"War es Jade? Oder Sparrow?" schrie Seth außer sich. "Sag schon, bevor ich deine lügnerische Kehle mit meinem Eisen durchbohre!"
William lächelte und schwieg. Das brachte Seth nur noch mehr in Rage.
"Du verdammter Hurensohn!" Vom Zorn übermannt griff der Mann an.
Metall schlug auf Metall! Seth kam mit einem Ruck zum stehen und schaute hoch. Nicht Wills Waffe hatte er gerade gekreuzt!
*~*
Lara kämpfte, so gut sie konnte. Gleich zwei Männer hatten sich ihrer angenommen, sie konnte die Stellung nicht länger halten, denn schon drängten weitere Piraten zum Heck.
"Iona! Werd fertig mit dem, was du tust, oder wir werden gleich gelüncht!" schrie sie der jungen Frau zu.
Aber sie reagierte gar nicht.
"Iona!" brüllte Jade noch lauter.
Die Novizin bewegte die Lippen in einem monotonen Singsang, der im Kampfgeschrei unter ging. Sie stand starr da, bewegte sich kein Stück, sah nicht auf. Lara machte sich Sorgen.
Ein Schlag, ein Fußtr....
*~*
Elizabeth und Marley rannten durch die kämpfenden Männer.
"Marley! Wohin gehen wir?"
"Unter Deck! Dort ist es sicherer!"
Im Rennen setzte Elizabeth ihren Schmollmund auf.
"Dort unten können wir nicht kämpfen!"
"Oh, doch meine Liebe, können wir. Ihr könnt Euch bei den Kanonen nützlich machen!"
Sie hatte doch keine Ahnung von Geschützen! Der erste Maat hielt sie nur hin, aber im Moment blieb ihr nichts anderes übrig, als weiter zu laufen.
*~*
William stand einige Meter entfernt und hatte einen Schritt vor gemacht, verharrte aber in der Bewegung.
Seth besah sich denjenigen, der es wagen konnte, ihn aufzuhalten. Er blickte direkt in die ernsten, schwarzen Augen Jack Sparrows und einen Augenblick lang war es ihm, als sähe er in die tiefsten Abgründe der Hölle!
Mit einem Ruck löste er sich von der Klinge und wich zwei Schritte zurück. Der Kapitän grinste und seine Augen funkelten gefährlich.
"Ich war es, der deinen Kapitän niederstreckte, niemand anders. Und jetzt bist du an der Reihe!"
"Sparrow," knurrte Seth und fletschte die Zähne. "Ich werde dich häuten, wie eine Kuh und dann mache ich Pergament aus deiner Haut. Darauf halte ich eine Schwarze Liste fest mit allen Mitgliedern deiner Crew. Allen Männern, die heute sterben werden!"
Seth hieb fest auf Jack ein, aber dieser parierte mit Leichtigkeit und drehte sich weg. Sein Gegner setzte sofort nach und Jack wich auf die Reling aus, balancierte elegant darauf entlang.
"Bist du nicht schneller, Bubi?"
Da machte Seth einen Satz und Jack mußte zur Seite springen. Ein Hacken seines Stiefels rutschte leicht auf dem feuchten Holz entlang und der Kapitän wankte gefährlich auf dem schmalen Geländer. Wenn er runter fiel, würde er vom Bug seines eigenen Schiffes zerquetscht werden! Ein Tritt ging gegen Seth, der sich an dem Anblick des gefährdeten Kapitäns labte, und schickte ihn zu Boden.
Zwei Hände schlugen ineinander und Jack bekam Halt. Verdutzt schaute er in Wills schönes Gesicht, welches ihm nicht gerade freundlich entgegen sah. Er ließ dessen Hand schnell los und stieg von der Reling auf festes Deck.
"Womit habe ich das verdient?"
"Mit gar nichts!" zischte Will zurück und funkelte ihn an. "Seth gehört mir!"
"Läßt mir aber auch gar keinen Spaß, was?"
"Schau zu, daß du dein Schiff über See hälst, sonst stehen wir bald mit den Füßen im Wasser."
Das verletzte Jack Sparrow tatsächlich. Er erkannte zunächst nicht die Wahrheit, die in den Worten steckte, bis....
*~*
Lara Jade fand sich auf dem Boden wieder. Der plötzliche Ruck hatte sie von den Füßen gerissen, gerade, als sie nach einem der zwei Gegner treten wollte. Ihre Gegner!
Sie sah sich schnell um, aber beide lagen dicht bei ihr. Wo war ihr Schwert? Sie hatte die goldene Waffe verloren. Schnell suchte sie danach und fürchtete schon einer der schweren Piraten würde darauf liegen. Aber es bewahrheitete sich nicht und sie erblickte es nahe der Treppe. Schnell raffte sie sich auf, denn wenn einer der Männer ihr zuvor kam, konnte nicht einmal Juppiter selbst ihr helfen. Sie rannte los, doch da bäumte sich das Schiff erneut auf, schwankte wild hin und her, schickte sie auf alle viere.
Jade wußte was gerade geschehen war: die Pearl hatte Leck geschlagen! Und es mußte sehr groß sein! Zwei direkte Treffer. Von Unten hörte sie Schreie und stöhnende Stimmen. Die Black Pearl war schwer getroffen, vielleicht zu schwer... Laras Puls ging hoch. Sie kroch zur Treppe, ergriff die Waffe und hielt nach Jack Ausschau, aber er war nirgends zu sehen. Das Schiff war kurz davor, versenkt zu werden und wo zum Teufel steckte der Kapitän?! Er mußte etwas tun! Die Gegner waren gerade dabei zu gewinnen!
*~*
Seth und William waren gestürzt, nur Jack stand noch auf den Beinen, hatte aber sichtlich Mühe, sich zu halten. Der Boden unter seinen Füßen wankte gefährlich, er spürte, wie sich sein Schiff wie ein verwundetes Wesen wand. Aber sie konnte den Kanonen nicht entgehen. William sprang gerade auf und stürzte auf Seth zu, bluthungrig, als ein weiterer Treffer ihn niederwarf. Diesmal konnte auch der Kapitän sich nicht halten und ging auf die Knie.
"Mein Schiff!" rief er und hielt die Hände schützend um den Kopf. "Ihr Schweinehunde!"
Als sich die Pearl etwas beruhigt hatte rannte Sparrow zur Reling und schaute an der Seite seines Schiffes herunter. Dort klaffte, wie eine riesige Wunde, ein Loch und gab das Innere der Pearl preis, wo schon einige versuchten, es provisorisch zu schließen.. Jacks Herz wurde schwer, gleichzeitig geriet er in Panik. Sein Schiff! Wild schrie er herum und schlug auf Männer, Kisten und alles ein, was er finden konnte. Will und Seth schauten auf, rührten sich aber nicht. Nie hatte einer der beiden einen Mann so in Rage, so wild gesehen.
Wills Gesicht zeigte Besorgnis, während sich auf Seth` langsam ein Grinsen breit machte. Er erkannte, was der letzte Treffer bedeutete... sie würden gewinnen! Er bekam seine Rache! Jetzt!
William wurde sich der Gefahr zu spät gewahr, suchte sein Schwert, aber bevor er es fand spürte er schon kaltes Metall an seiner Kehle. Er hielt inne. Seth packte ihn an den braunen, lockigen Haaren und riß seinen Kopf zurück, so daß er die Kehle genau im Blick hatte, die Haut auf dem Hals war gespannt. Wills Augen weiteten sich. Er hatte einen Fehler begangen!
*~*
Jack war so wütend! So wütend!!! Rasend vor Wut! Er schlug, trat, warf! Tränen liefen ihm die Wange entlang. Wie hatte das passieren können? Wie hatte jemand die Pearl, diesen Mythos, zerstören können?
Sein Schiff, es war sein Schiff! Und er würde es nicht verlassen. Wenn die Zeit kam, unter zu gehen, er würde mit seinem Schiff in die Tiefen des Meeres sinken. Niemand würde sie jemals trennen können. Ein leeres Faß war das nächste Opfer Jacks und zerschellte am breiten Rücken eines großen Mannes vor ihm. Wenn er unterging, wenn sein Schiff unterging, dann würde er so viele der Drecksäcke mit sich nehmen, wie er konnte... dorthin, wo er selbst her kam. Direkt in die Hölle!
Und einen würde er nicht entkommen lassen! Er drehte sich um... und blieb stehen. Dort lagen Will und Seth auf dem Boden und sein Freund wurde mit einer Waffe bedroht. Nicht nur bedroht, das Metall war dabei sich in den Hals des jungen Turners zu bohren... Blut!
*Oh, Gott!*
*~*~*~*~*
Ein Krachen betäubte Ohren! Das grelle Licht ließ Männer erblinden! Geschrei ging durch beide Schiffe!
William sah nichts, hörte nichts, spürte nur den Schmerz an seinem Hals. Dies war seine Chance! Mit einem Ruck drückte er das Schwert von seinem Hals hinfort, schnappte nach Luft, nicht wissend, ob sie in seine Lungen gelangen würde... aber sie tat es! Tief nahm er einen weiteren Zug, glücklich, es noch tun zu können...
Dieses Licht! Es hatte ihn geblendet und die Nachwirkungen waren gewaltig. Er sah nichts! Gar nichts! Alles war schwarz! Ein Blitz war es gewesen, kam es ihm ins Bewußtsein. Ja, die Form war die eines Blitzes gewesen. Er war so hell, so gewaltig! Und William hatte direkt hinein geschaut. Unsicher tastete er sich umher, fand eine Waffe und schlug um sich. Nichts getroffen! Seine Sinne waren verwirrt, alles drehte sich.
@Vicky23: Wuahahahaha! Nebel... nur für dich gaaaaanz alleine! Vergiß nicht die Nebelscheinwerfer einzuschalten, denn die Sichtweite beträgt unter 50 Meter *fg*
@Sparrow-666: Hm... fleißig? Da ich ja noch ein paar Tage Ferien habe, war es ja kein Problem mal hier und da ein paar Minuten zu schreiben *lol*... außerdem wollte ich auch etwas vorausschreiben, weil ich ja nicht weiß, wieviel Zeit während dem Semester noch bleibt. Natürlich waren sicherlich viele froh darüber, wenn du bei bestimmten Stzorys genauso hinterher wärest... ZUM BEISPIEL BEI NARBEN DER GEWALT!!!!!!!!!!
@Jenny: Heyho! Hab halt noch n bissel Zeit übrig *lol*... manchmal da muß man eben seinen Freund auch bei Seite schieben und Prioritäten setzen *g*... hmm... bekomme Lust auf Magnum...
@Elle: Was soll ich sagen? Na, du weiß schon... *knuddel*
@Minui: Keine Sorge, das mit dem Mitleiden kommt schon noch bald *evil grin*
@chrissy: kommt schon noch... jupp, Norrington hab ich am Anfang sehr unsympatisch dargestellt... mal sehen, wies weiter geht... Isser nun gut oder böse?
@Liberty: Will teilen? Niemals!
@Kristina: Jupp, Mara ist einfach supi! Und tja... was Norrington angeht... das mußt du schon mir überlassen *lol*. Schön, daß du wieder da bist!
*~*~*~*~*
A Sons Revenge 3
- Verräterischer Nebel -
Kapitän Jack Sparrow betrat das Deck, streckte sich und atmete tief die salzige Luft ein.
*Das Schläfchen hat echt gut getan.*
Diese Nacht hatte ziemlich an seinen Nerven gezerrt. Dieser ganze Hokuspokus war dem Piraten sowieso nicht geheuer.
Der Morgen war kalt und die Luft schien milchig vor lauter Nebel. Jack konnte nicht einmal bis zum Bug sehen. Wieder gähnte er laut und machte sich auf den Weg zum Steuerrad, ein wohliges Gefühl stellte sich ein. Wie oft hatte er Überfälle bei solchem Wetter geführt? Es war geradezu ideal! Nicht nur, daß das Annähern viel einfacher war, nein! Die Raubzüge im Nebel hatten erheblich zum Ruf der Black Pearl beigetragen, ließ sie gespenstisch erscheinen. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, als er mit den rauhen Händen über das Geländer der Treppe strich. Sein Schiff! Seine Pearl! Zufrieden seufzte er.
Hinter sich hörte er seine Männer lachen... ja, es würde sich alles zum Guten wenden. Mit so einer Mannschaft! Die Moral der Crew schien sehr gut zu sein, denn er hörte die Witze und dummen Sprüche hinter seinem Rücken. Innerlich lachte er mit über den letzten, wirklich blöden:
"Weißt du, ich kannte mal eine ganz besondere Hure in Tortuga," grölte einer.
"Ach, tatsächlich?" ging ein anderer darauf ein. "Und hast du sie geliebt?"
"Ja, weißt du... immer wenn ich sie geküßt habe, bekam ich so ein kribbelndes Gefühl!"
"Oha, vor Aufregung?"
"Nein! Wegen ihrem Damenbart?"
Sofort prusteten die beiden los und zwei weitere fielen in das Lachen ein.
*Zum Glück hat Elizabeth das nicht gehört,* dachte Sparrow bei sich und brachte die letzten Stufen hinter sich.
Vor ihm am Steuer stand Hank, der kleine, stämmige Pirat. Er sah aufs Meer, schien sehr konzentriert aus. Lara stand daneben und hielt sich ein Fernrohr vors Gesicht, versuchte durch den Nebel in die Ferne zu spähen, was wahrscheinlich ohne Erfolg war.
"Na, Hank, wie kommen wir voran?"
"Sehr langsam, Kapitän," meinte dieser ohne den Blick abzuwenden. "Miss Lara Jade versucht mich so gut zu lenken, wie es geht, aber in dieser Suppe... fast unmöglich. Ich würde es sowieso begrüßen, wenn wir einfach abwarten könnten, bis sich der Nebel verzogen hat."
"Ach was! Ich bin schon durch Nebel gesegelt, der die Dichte einer Wand hatte! Wir sind hier in absolut tiefen Gewässern, keine Gefahr!"
"Aye, Kapitän!" Hank sah Jack an...
Und fing an zu lachen, ein rauhes, dunkles Lachen. Der Pirat mußte sich den Bauch halten, um nicht vorn über zu fallen. Aber als er den bösen Blick Sparrows auf sich fühlte, schluckte er seine Erheiterung schnell herunter.
"Was ist los, du Landratte?"
"Nichts, Sir!" Aber die Antwort war durchzogen von Husten und Prusten, so daß er kaum ernst genommen werden konnte.
Jack zog die Augenbrauen hoch und wankte etwas, sah zu Lara Jade, die das Fernglas nicht herunter genommen hatte. Sie stand still und schweigend da, rührte sich nicht.
Doch da! Das verräterische Zeichen! Ihr rechter Mundwinkel hatte sich für kurze Zeit nach oben gezogen, kaum merklich. Aber Jack Sparrow hatte zu viel Erfahrung im Lesen von betrügerischen Gesichtern, als daß er das Zucken nicht wahrgenommen hätte.
"Was ist?"
Er sah an sich herunter, geriet dadurch nur noch mehr ins wanken und wiegte etwas zeitverzögert im Seegang der Pearl mit. Er fand nichts an sich. Es roch hier nach Verrat! Da lief er schnell die Treppe herunter, kam aber nicht weit, denn Elizabeth kam gerade herauf gestürzt und versperrte ihm den Weg. Jack wollte warten, bis die junge Frau an ihm vorbei war, aber sie machte keine Anstalten, hinauf zu wollen. Statt dessen blockierte sie absichtlich den Weg und Sparrow erkannte, daß sie zu ihm wollte. Er seufzte, hielt aber sofort inne, als ein Kichern sich aus Elizabeth` Mund stahl. Irgend etwas war hier so verdammt faul!
Aber dann wurde die Frau wieder ernst, sogar böse.
"Jack!" schimpfte sie. "Wohin zum Teufel fahren wir? Warum zum Teufel fahren wir? Man kann die Hand fast nicht vor Augen sehen und du läßt uns einfach weiter segeln? Ich glaube, du hast zu lange in der Sonne gestanden, mein Guter."
"Elizabeth, deine Anwesenheit beglückt mich immer wieder," seine dunklen Augen nahmen einen schmeichelhaften Ausdruck an, aber der Charme in seiner Stimme war zu rauh, für eine Lady, wie Elizabeth.
"Hör auf mit der Schleimerei!"
Jack ärgerte sich, aber zeigte es nicht. Wie konnte diese Frau ihm nur immer wieder widerstehen?
"Elizabeth, mein Schatz, warum so gereizt? Eine schöne Frau, wie du müßte doch immer empfänglich sein für Komplimente!"
"Jack! Hank da oben sieht keinen Meter weit, wo wir hinsegeln!"
"Mach dir keine Gedanken, Liebes. Marley hat den Kurs genau berechnet und Hank wird diesem auch gaaaaanz genau folgen."
Jack unterstützte seine Aussage mit einer weit ausholenden Handbewegung. Elizabeth verschränkte die Arme vor der Brust und sah böse drein. Aber Sparrow wollte sich im Moment nicht mit störrischen Weibsbildern rumschlagen. Er nahm sie vorsichtig aber bestimmend an den Schultern und drückte sie bei Seite. Dann rannte er weiter die Treppe hinunter. Im Fenster seiner Kajüte konnte er sich nicht ansehen, denn dieses beschlug von der feuchten Luft. Also lief er hinein und holte einen schon vor langer Zeit angelaufenen Spiegel heraus. Und da verstand er... Das Lachen, die Frauenwitze!
Wütend stampfte er hinaus.
"Ihr verdammten Penner! Wer von euch war das?!" die dunkle Stimme donnerte übers Deck der Pearl und durch den Nebel.
Elizabeth hatte den Kapitän noch nie so gesehen. Anscheinend machte er keine Witze, wenn es um seine Haarpracht ging. Unsicher sah sie zu Jade hinauf, die aber entspannt an der Reling lehnte, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Da war sie selbst beruhigt und kicherte wieder.
Jack tobte unten, sprang auf und nieder. Aber da lachten die Männer noch mehr. Selbst vom Ausguck kam schallendes Gelächter herunter, was Jack nur noch wütender machte.
Lara stand amüsiert neben einem grölenden Hank und sah zu, wie der Kapitän außer sich hin und her rannte, versuchte, jeden der da lachte, zum Schweigen zu bringen. Erfolglos, denn immer, wenn er sich dem nächsten zuwandte, fing der eine wieder an zu lachen. Die junge Frau fand es nur zu süß, wie die zu Zöpfen geflochtenen Haare bei jeder Kopfbewegung mitschwangen. Sie sah zu einer etwas ängstlich dreinschauenden Elizabeth, die es anscheinend bereute, solch üblen Scherz gespielt zu haben. Aber mit einem selbstsicheren Grinsen wischte sie die Angst der anderen bei Seite. Es war eine ausgezeichnete Idee von der jungen Miss Swann gewesen, die Haare auch noch zu flechten, denn Lara hatte eigentlich nur vorgehabt, sie mit diesen hübschen, weinroten Schleifen zu schmücken, die sie selbst gefertigt hatte. In der Tat, Lara Jade war höchst zufrieden mit ihrem Werk.
Da wurde Jack auf sie aufmerksam. Er starrte nach oben, seine schwarzen Augen sahen direkt in ihre grünen. Und da wußte er, wer die Urheberin des Streiches war.
Sparrow wollte gerade drohend die Faust heben und Rache schwören, als ein Schrei auf das Deck hernieder fiel!
"Piraten!" rief der eine Mann aus dem Ausguck und zeigte in die Richtung.
Jack sah nach links. Erschrak!
Direkt neben ihnen, keine zehn Meter entfernt war die dunkle Silouette eines Schiffes. Die Piraten nahe der Reling starrten direkt in die schwarzen Löcher der Kanonen. Der Nebel hatte ihn verraten! Sonst war er ihm Vebündeter bei seinen Raubzügen und nun wandte er sich gegen ihn, hatte das fremde Schiff getarnt, bis es beinahe zu spät für die Pearl war.
*Verdammt!*
Jack Sparrow reagierte sofort.
"Voller Stop! Nehmt die Segel hoch! Voller Stop! Piraten an Deck!"
Gleich rannten die Männer umher, kletterten auf dem Mast, um die Segel einzuholen. Gleichzeitig wurde der Anker geworfen, obwohl Jack nicht wußte, ob das Wasser hier nicht zu tief war. Er sah auf das Schiff, welches größer war, als sein eigenes. Er erkannte es! Und als er aufschaute sah er die dunklen, verschwommenen Figuren auf der Reling des Schiffes tanzen, bereit zum entern. Und in ihrer Mitte, schlank und groß, mit wehendem Umhang, stand eine Gestalt, die ihm sehr bekannt vorkam.
"Seth," zischte der Kapitän.
Das Schiff war auf der Seite, an der die Pearl keine Geschütze hatte und Jack wußte, was dies bedeutete. Schon jetzt blutete sein Herz mit seinem Schiff. Aber mit einem Ruck, der einige Männer überrascht zu Boden gehen ließ, hielt die Pearl! Der Anker fand Halt! Die Segel konnten wieder runter gelassen werden, damit sie gegebenen Falls versuchen konnten zu Fliehen.
"Segel runter! An die Waffen!"
Der Halt war zu plötzlich gekommen, als daß die anderen Piraten darauf hätten reagieren können und so fiel die Black Pearl zurück und die erste Salve an Kanonenschüssen verfehlte sie um fünfzehn Meter. Erleichtert atmete Jack auf.
"Das war knapp," hörte er eine Stimme hinter sich zischen.
Jack mußte sich nicht umdrehen, um zu erraten, wer dies war, aber er tat es trotzdem und schaute in ein amüsiertes, blasses Gesicht.
"Du findest es witzig, gleich geentert zu werden, William? Ich denke unser Feind wird vor allem auf deinen Tod aussein! Und wenn sie dich in die Hände bekommen, wird er sicher langsam und qualvoll."
Aber der andere lächelte umso kälter.
"Nicht unser Feind amüsiert mich, Sparrow. Viel mehr bin ich von deiner hübschen Haarpracht fasziniert."
Wut wallte in Jack auf. Lara würde dafür büßen. Aber es war keine Zeit, das große Schiff vor ihnen leitete bereits ein Wendemanöver ein. Ihre Chance!
"Hart Steuerbord!" rief er Hank zu.
Männer rannten auf dem Deck herum, versuchten alles so gut es ging für den Angriff zu wappnen. Wenn sie Glück hatten würde die Strömung das Schiff trotz Anker noch weit genug herum reißen, so daß sie sich mit der Geschützseite parallel zum anderen Schiff bringen konnten. Langsam drehte sich die Pearl. Elizabeth kam herunter gestürzt.
"Ein Säbel ist in meiner Kabine, Mädel, direkt neben der Türe."
Die Frau nickte und Sparrow wußte, daß er ihr eine Waffe auf Dauer geben mußte, auch wenn diese sich dagegen wehren würde. Es war einfach zu gefährlich, sie unbewaffnet zu lassen. Da nahm er noch etwas anderes wahr.
Iona stand in der Türe zum Deck, nur mit ihrem Stab in der Linken. Der Kapitän winkte sie zu sich. Schmerzlich war er sich bewußt, daß die Schulter der jungen Frau zwar gut geheilt, aber noch nicht wieder vollständig genesen war.
"Hey, Kleine! Mit dem Stöckchen wirst du nicht weit kommen!"
Aber die zarte Frau schüttelte den Kopf, ihre schulterlangen Haare wippten. Fest stand sie da.
"Nein, Jack. Ich kämpfe mit anderen Waffen... mit stärkeren."
Sparrow schnaubte. Das konnte doch nicht wahr sein!
*Sture Weiber!*
Er konnte sich im Gefecht nicht auch noch um eine Frau kümmern. Langsam verstand er, was Gibbs einst gemeint hatte mit: "Frauen bringen Unglück!"
"Keine Widerrede!"
Er nahm sie am Handgelenk und zog sie zu seiner Kajüte. Unterwegs gab er den Befehl, die Kanonen klar zu machen, denn das Schiff schien sich weit genug zu drehen, aber dies war schon lange geschehen. Elizabeth kam ihm bewaffnet entgegen und er hielt sie an.
"Hey, mein Schatz! Sieh zu, daß die Kleine auch eine Waffe bekommt. In der Kajüte unter meinem Bett!"
Elizabeth nickte, ohne sich zu wundern, daß Jack so viele Waffen in seinem Raum hatte, und lief mit Iona zurück.
Der Kapitän richtete den Blick nach vorne und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Dort, kaum 50 Meter von seinem Schiff weg, war ein schwarzer Fleck, der immer näher kam. Jack zog seine Waffe, die sofort beschlug und hielt sie in die Luft. Männer rannten auf dem Deck umher! Die Pearl drehte sich.
"Bereit zum Feuern!"
Das dunkle Schiff war nahe, sehr nahe, fast in Angriffsposition!
*Noch ein kleines bißchen!*
Jack wartete nur auf den richtigen Augenblick, seine Hand bebte...
Er schlug nach unten!
"Feuer!"
Die Geschütze der Pearl feuerten ihre todbringenden Kugeln ab. Sofort erwiderte das andere Schiff und Jacks Herz krampfte sich mit jedem selbst eingesteckten Treffer zusammen. Aber daß es auf der anderen Seite mehr krachte, ließ ihn aufatmen. Licht durchbrach den Nebel mit jedem Schuß, es sah aus, als ginge ein Gewitter direkt über dem Wasser los.
Elizabeth und Iona kamen aus der Kajüte, jede einen Säbel in der Hand. Die junge Swann rannte sofort los, suchte sich einen Platz neben einem der Männer, die schon darauf warteten, daß der Ansturm kam. Link war sein Name, wenn sie sich recht erinnerte. Die Waffe hielt die junge Frau fest in Händen, ein letztes Mal strich sie sich Haarsträhnen aus dem Gesicht. Da spürte sie, daß jemand neben sie trat und mit ihr wartete. Sie schaute sich kurz um und wäre fast erschrocken.
Neben ihr stand Will, fest und entschlossen, völlig furchtlos. Er hatte seinen dunklen Umhang angelegt und unwillkürlich fragte sie sich, ob man ihm im Gefecht wohl von den anderen unterscheiden konnte. Ohne sie anzusehen, lächelte er.
"Gleich beginnt es," meinte er gelassen.
*~*
Iona ging zum Steuerrad hinauf. Sie wollte so weit oben, wie möglich stehen. Dort war auch Lara Jade, die das goldene Schwert bereits in der Hand hielt. Hank führte immer noch das Steuer, allerdings nur mit einer Hand. In der anderen hielt er schon ein Seil, um das Rad festzumachen, wenn das Schiff in Stellung war. Dann konnte er seine eigene Waffe ziehen. Die Kanonen feuerten schon die zweite Salve ab und einige Male erbebte das Schiff unter seinen Füßen.
Iona ging weit nach hinten und legte den Säbel auf eine Holzkiste. Jade drehte sich erschrocken um.
"Was soll das? Willst du dich nicht verteidigen, wenn diese Schweinehunde kommen?"
Empört stürzte sie zu ihr, nahm den Säbel und hielt ihn ihr hin. Aber Iona lächelte nur und griff in den Beutel an ihrem Gürtel.
"Ich kann euch von viel größerem Nutzen sein, wenn ich mit meinen eigenen Waffen kämpfe."
Sie hielt einen kleinen dunklen Stein hoch, der im matten Licht glänzte. Lara hätte ihn fast für den Stein gehalten, der diese dunkle Macht inne hatte, sogar den Geist eines guten Mannes zu verdrehen. Aber bei näherem Hinsehen, bemerkte sie, daß der Stein kleine weiße Adern hatte. Sie zog eine Augenbraue hoch, sah Iona fragend an.
"Du wirst schon sehen, aber jetzt laß mich meine Kraft konzentrieren. Es wird etwas Zeit benötigen."
Iona schloß die Augen und nahm den Stein fest in ihre zarte Faust. Dann begann sie zu murmeln... irgend etwas, das Lara nicht verstehen konnte.
*Mist, ich kann sie doch nicht so schutzlos hier stehen lassen!*
Es ärgerte Lara Jade, daß Iona so dumm war und sich in Gefahr brachte. Ohne eine Waffe konnte sie sich nicht gegen die Piraten verteidigen. Jetzt mußte sie auch noch die Beschützerin spielen!
*~*
Jack war bereit. Entschlossen, seine Pearl zu verteidigen bis aufs Blut! Es war sein Schiff, seine Crew! Niemand würde den großen Kapitän Jack Sparrow so einfach aus dem Nebel angreifen und dann auch noch sein Schiff entern! Er bleckte die Zähne und knurrte. Die goldenen glänzten, seine schwarzen Augen funkelten! Er sah aus wie ein Raubtier, das bereit war, auf seine Beute zu springen! Jeder Muskel in seinem Körper war angespannt und das schöne Schwert, welches einst William Turner gehört hatte, lag fest in seiner Hand.
Ein Beben ging durch die Pearl, als eine Kanonenkugel ein Stück der hinteren Reling traf. Genauso traf sie direkt ins Herz des Kapitäns und hinterließ eine Wunde, die nicht eher heilen würde, bis auch die des Schiffes verheilt war. Sie würden dafür zahlen!
Die Figuren tanzten noch auf dem Schiff, warteten darauf, daß der Kapitän den Befehl gab. Die Seile, welche zum Herüberschwingen dienten, zappelten über ihren Köpfen. Die Gestalt in ihrer Mitte, Seth, wartete... wartete.
"Jetzt!" drang es von dem schwarzen Schiff herüber und die Umrisse der Figuren wurden klarer, als sie sich der Pearl näherten, den Nebel durchdrangen.
Zu duzenden kamen sie herüber, wie wenn eine Welle das Deck flutete. Aber Jacks Männer erwarteten sie bereits mit blanken Säbeln. Kampfgeschrei ertönte in dem Donnern der Kanonen. Blut spritzte schon in den ersten Sekunden, besudelte das Deck der Pearl.
Jack erhob seine Waffe hoch und stürmte los. Mit einem Brüllen, das alle dunklen Piraten in seinem Weg erzittern ließ. Schwerter fielen zu Boden, Männer gingen mit ihnen. Der Nebel tauchte alles in seine milchige Luft, so daß es aussah, wie in einem Traum. Aber dies war kein Traum, dachte Sparrow bei sich. Dies war bittere Realität. Würde er einen Fehler machen, kein Erbarmen würde ihm widerfahren. Er nahm sich einen nach dem anderen vor. Schon drei riesenhafte Männer waren durch des Kapitäns Hand gefallen. Jacks Blick schweifte suchend umher, aber in diesem Nebel konnte er sein Ziel schwerlich ausmachen.
*Wo bist du nur, du Ausgeburt von einem Bastard!*
Ein weiterer Pirat verschloß ihm den Weg und stellte sich dem Kapitän zum Kampf. Jack parierte den Schlag und duckte sich unter dem nächsten hinweg. Dann holte er zu einem eigenen Schlag aus, trat aber gleichzeitig gegen die Beine des Mannes. Geschickt wich dieser der Waffe aus und sprang auch noch über das Bein hinweg. Dieser hier war etwas beweglicher, als die anderen drei.
Jack ärgerte sich, daß diese Mistkerle ihn aufhielten. Er hatte keine Zeit für diesen Abschaum. Aber zu seinem Bedauern war sein Gegner außerordentlich schnell. Jack ließ sich absichtlich zurückdrängen, ein Schritt... noch einer... er hielt an, zwang sein Gegenüber, auch stehen zu bleiben. In seinem Rücken spürte der Kapitän das feste Holz des Hauptmastes.
"Geh mir aus dem Weg, Wicht!"
Der Pirat lachte laut und grollend.
"Ich ein Wicht? Ich werde dich zerquetschen, kleines Mädchen!"
Hitze wallte in Jack auf, seine Wut wuchs ins unermeßliche!
"Lara, du verdammtes Biest," schie er auf und schlug hart auf den Piraten ein, so fest, daß dieser kaum dagegen halten konnte.
Jack legte seinen ganzen Zorn in den Kampf und überspielte so die Peinlichkeit des Scherzes. Der Pirat mußte sich so sehr auf Jacks Waffe konzentrieren, daß er nicht bemerkte, wie der Kapitän über sich ein Seil ergriff und an ihm riß. Schnell und leicht gab es nach.
"Rumms!"
Ein Flaschenzug war aus seiner Halterung gelöst worden und hatte mit Schwung den großen Piraten schwer am Kopf getroffen. Ein massiger Körper ging zu Boden.
Der Kapitän sah sich um. In dem Gemetzel war nichts zu erkennen, zum einen wegen der vielen Kämpfenden, zum anderen wegen dem dichten Nebel. Da griff Jack abermals über sich und ein weiteres Seil befand sich in seiner Hand. Schnell zog er sich nach oben. Dort war er erst mal außerhalb des Gefechtes und konnte nach seinem Ziel Ausschau halten.
Er erkannte die zarte Gestalt Elizabeth` in der nähe des Buges. Sie kämpfte gegen einen großen Piraten, mehr oder weniger gut, mehr oder weniger erfolgreich. Wenigstens kämpfte sie noch und lag nicht schon bereits tot auf dem Deck, so daß sich ihr Blut mit dem einiger anderer Piraten vermischte. Und als sein Blick noch etwas höher ging, glaubte er, den Mann zu sehen, den er gesucht hatte... Seth!
*~*
Jade stand direkt vor Iona. Wenige Piraten hatten sich bis jetzt herauf verirrt. Zu ihrem Glück war das schwarze Schiff, das sie angriff, schon etwas weiter voraus gefahren, so daß das Heck nicht von den Piraten erreicht werden konnte, die noch herüber schwangen. Und so bot die Treppe keinen großen Anlaufpunkt, um herauf ans Steuer zu kommen. Sie wehrte einen Schlag ab, den der große Pirat führte, der ihr gegenüber stand. Sein Haar war dunkelbraun und fettig, aus seinem Mund blitzten nur noch zwei Zähne. Dieses hier mußte das ekelhafteste Exemplar von Bills ehemaliger Crew sein. Er stank fürchterlich und an seiner Wange klaffte eine eitrige Wunde, seine Nase war schräg.
Iona hinter ihr murmelte immer noch stetig vor sich hin, ohne auf das Kampfgeschehen zu achten. Lara ärgerte sich. Dieses dumme Mädchen! Wie konnte man nur so naiv sein?
Wenn Lara fiel, würde auch Iona keinen Schutz mehr haben. Aber sie hielt sich tapfer. Die groben Männer waren ihr bis jetzt unterlegen gewesen... und auch dieser würde unterliegen!
Wieder erbebte die Pearl heftig, so daß einigen Männern die Beine wegriß und für drei dieser armen Hunde das Verderben bedeutete. Zum dritten Mal... Jade machte sich langsam Gedanken um das Schiff. Wie viele Treffer würde die Black Pearl noch aushalten? Und wenn sie einen Glückstreffer landeten? Schnell verdrängte sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf. Sie mußte sich auf den Kampf konzentrieren... zumal gerade ein weiterer dunkler Pirat die Treppe erklomm und einer ihrer eigenen Männer neben der Frau zu Boden ging.
*Verdammt!*
*~*
Jack landete auf dem Boden. Ein Seil hatte ihn einige Meter entfernt des Mastes befördert. Sofort wurde er angegriffen, aber mit einem Streich schickte der Kapitän den Mann zu Boden. Einen weiteren erstach er von hinten. Dann drängelte er sich durch das Kampfgewühl zum Bug. Unterwegs mußte er einige Male über tote Körper hinweg steigen. Über Piraten des anderen Schiffes, aber auch über eigene Männer. Als ein Pirat in schwarzen Kleidern neben ihm zu Boden ging, spritzte das Blut des Sterbenden in sein Gesicht, beschmutzte Haut und Kleidung. Aber Jack ließ sich davon nicht ablenken, sondern machte seinen Weg bis zu einem bestimmten kämpfenden Paar. Er näherte sich dem Feind von hinten und ging auf die Zehenspitzen, um dem Mann vor sich an die Schulter zu gelangen.
"Verzeihung?"
Der Pirat drehte sich überrascht um und schaute verdutzt in das blutverschmierte Gesicht des Kapitäns, der ihn angrinste. Doch nicht lange, denn sofort hatte er eine Faust im Gesicht, das er herunter gebeugt hatte. Der Riese ging zu Boden, wie ein nasser Sack. Marley kam dahinter zum Vorschein. Der erste Maat rannte zu seinem Kapitän, wankte unterwegs, als sich der Boden unter seinen Füßen bewegte. Aber er hielt sein Gleichgewicht und erreichte Jack.
"Kapitän, ich fürchte, die Pearl hat schon einige Schüsse wegstecken müssen!"
Jack nickte. Er wußte dies und sein Herz blutete.
"Komm mit!" befahl er dem Maat und zusammen kämpften sie sich weiter zum Bug.
Endlich! Jack trat gegen einen stämmigen Mann und schickte ihn zu Boden. Ein Stich genügte. Außer Atem stand Elizabeth da, befreit von dem hartnäckigen Angreifer, der einfach nicht hatte durch ihren Säbel sterben wollen. Ein Lächeln zog sich über ihr Gesicht.
"Danke, Jack!"
Der Kapitän zuckte mit den Schultern.
"Tja, mein Schatz, Piratenschiffe sind eben nichts für feine Damen..."
Die beleidigte Miene Elizabeth` blieb aus. Anscheinend war sie zum gleichen Entschluß gekommen. Zumindest was solche Kämpfe anging. Jack drehte sich zu Marley.
"Bleib bei ihr und sieh zu, daß sie auch noch den morgigen Tag erlebt!"
Marley nickte und sein graues Haar, welches nun wenige rote Strähnen hatte wippte schwer. Sofort stellte er sich an die Seite der jungen Swann und kaum war der Kapitän weg, nahm er auch schon den nächsten Kampf auf. Trotz seines Alters kämpfte der Mann noch außerordentlich geschickt und stark, von seiner über Jahre erlernte Technik ganz abgesehen. Elizabeth staunte über Marley, der doch etwa im Alter ihres eigenen Vaters sein mußte. Jedoch konnte man den Gouvernor nicht mit ihm vergleichen... ganz und gar nicht. Aber da besann sie sich wieder und eilte ihrem "Beschützer" zu Hilfe, warf eine herumstehende, kleine Kiste an den Kopf des schlanken Piraten, der den Maat angegriff.
"Treffer!" rief sie entzückt, als der Mann stolperte und Marley ein Leichtes hatte.
"Bei Mars! Ihr seid eine Kämpferin, Teuerste! Ganz gleich, was mein Kapitän über feine Damen denken mag!"
Die Frau errötete etwas.
*~*
"Ah, ich wußte, du würdest wieder kommen," meinte Will ruhig und hob herausfordernd sein schlankes Schwert.
Es richtete sich wie ein silberner Dorn auf den Mann vor ihm. Langsam begannen die Feinde, zu gehen... gaaanz langsam. Immer im Kreis.
"Natürlich komme ich wieder. Schließlich muß ich zu Ende führen, was ich bei unserer letzten Begegnung angefangen hatte."
Seth starrte Will mit eisigen, blauen Augen an. Haß stand darin geschrieben, blanker Haß. Seine feine Waffe zeigte auf den Arm des jungen Turners, wo er ihn das letzte Mal verwundet hatte.
Aber William zeigte sich unbeeindruckt. Sicher behinderte ihn diese Wunde noch etwas, aber längst nicht mehr so, als daß sie ihm wirklich im Weg war. Außerdem... er konnte immer noch mit links kämpfen. Beinahe genauso gut, wie mit rechts. In der Höhle hätte Seth es nicht leicht gehabt.
"Du bist mit eingezogenem Schwanz davon gerannt, wie ein Hund," machte sich Will über den Mann vor ihm lustig.
Seth schüttelte den Kopf. Einige seiner kurzen dunklen Haare bewegten sich mit.
"Du hast mich nur überrascht. Jetzt bin ich an der Reihe mit der Überraschung," ein grausiges Grinsen erschien auf dem schmalen Gesicht. "Mein Vater hätte dich töten sollen!"
Zuerst war William verwirrt über das gerade Gesagte, aber schnell klärte er seinen Geist.
"Mein Vater ist tot und du hast ihn getötet!"
Schmerz und Schrecken erschienen auf dem Gesicht des anderen. Er starrte auf William.
"Er kann nicht tot sein!"
"Doch er ist tot. Gestorben durch die Klinge der Person, die du zu töten nicht im Stande warst. Bei Port Herold hast du alles ins Laufen gebracht, anstatt deine Pflicht zu erfüllen."
"Er ist nicht durch meine Schuld gestorben!" schrie Seth außer sich.
Seine Augen funkelten und etwas vom gleichen Wahn, wie in Bills, spiegelte sich in ihnen wieder. Will stand unberührt vor ihm und beschaute sich sein Opfer. Wenn er nicht Rache an Jack nehmen konnte, so würde doch wohl der Tod dieses Mannes seinen Rachedurst stillen können! Vorerst...
"War es Jade? Oder Sparrow?" schrie Seth außer sich. "Sag schon, bevor ich deine lügnerische Kehle mit meinem Eisen durchbohre!"
William lächelte und schwieg. Das brachte Seth nur noch mehr in Rage.
"Du verdammter Hurensohn!" Vom Zorn übermannt griff der Mann an.
Metall schlug auf Metall! Seth kam mit einem Ruck zum stehen und schaute hoch. Nicht Wills Waffe hatte er gerade gekreuzt!
*~*
Lara kämpfte, so gut sie konnte. Gleich zwei Männer hatten sich ihrer angenommen, sie konnte die Stellung nicht länger halten, denn schon drängten weitere Piraten zum Heck.
"Iona! Werd fertig mit dem, was du tust, oder wir werden gleich gelüncht!" schrie sie der jungen Frau zu.
Aber sie reagierte gar nicht.
"Iona!" brüllte Jade noch lauter.
Die Novizin bewegte die Lippen in einem monotonen Singsang, der im Kampfgeschrei unter ging. Sie stand starr da, bewegte sich kein Stück, sah nicht auf. Lara machte sich Sorgen.
Ein Schlag, ein Fußtr....
*~*
Elizabeth und Marley rannten durch die kämpfenden Männer.
"Marley! Wohin gehen wir?"
"Unter Deck! Dort ist es sicherer!"
Im Rennen setzte Elizabeth ihren Schmollmund auf.
"Dort unten können wir nicht kämpfen!"
"Oh, doch meine Liebe, können wir. Ihr könnt Euch bei den Kanonen nützlich machen!"
Sie hatte doch keine Ahnung von Geschützen! Der erste Maat hielt sie nur hin, aber im Moment blieb ihr nichts anderes übrig, als weiter zu laufen.
*~*
William stand einige Meter entfernt und hatte einen Schritt vor gemacht, verharrte aber in der Bewegung.
Seth besah sich denjenigen, der es wagen konnte, ihn aufzuhalten. Er blickte direkt in die ernsten, schwarzen Augen Jack Sparrows und einen Augenblick lang war es ihm, als sähe er in die tiefsten Abgründe der Hölle!
Mit einem Ruck löste er sich von der Klinge und wich zwei Schritte zurück. Der Kapitän grinste und seine Augen funkelten gefährlich.
"Ich war es, der deinen Kapitän niederstreckte, niemand anders. Und jetzt bist du an der Reihe!"
"Sparrow," knurrte Seth und fletschte die Zähne. "Ich werde dich häuten, wie eine Kuh und dann mache ich Pergament aus deiner Haut. Darauf halte ich eine Schwarze Liste fest mit allen Mitgliedern deiner Crew. Allen Männern, die heute sterben werden!"
Seth hieb fest auf Jack ein, aber dieser parierte mit Leichtigkeit und drehte sich weg. Sein Gegner setzte sofort nach und Jack wich auf die Reling aus, balancierte elegant darauf entlang.
"Bist du nicht schneller, Bubi?"
Da machte Seth einen Satz und Jack mußte zur Seite springen. Ein Hacken seines Stiefels rutschte leicht auf dem feuchten Holz entlang und der Kapitän wankte gefährlich auf dem schmalen Geländer. Wenn er runter fiel, würde er vom Bug seines eigenen Schiffes zerquetscht werden! Ein Tritt ging gegen Seth, der sich an dem Anblick des gefährdeten Kapitäns labte, und schickte ihn zu Boden.
Zwei Hände schlugen ineinander und Jack bekam Halt. Verdutzt schaute er in Wills schönes Gesicht, welches ihm nicht gerade freundlich entgegen sah. Er ließ dessen Hand schnell los und stieg von der Reling auf festes Deck.
"Womit habe ich das verdient?"
"Mit gar nichts!" zischte Will zurück und funkelte ihn an. "Seth gehört mir!"
"Läßt mir aber auch gar keinen Spaß, was?"
"Schau zu, daß du dein Schiff über See hälst, sonst stehen wir bald mit den Füßen im Wasser."
Das verletzte Jack Sparrow tatsächlich. Er erkannte zunächst nicht die Wahrheit, die in den Worten steckte, bis....
*~*
Lara Jade fand sich auf dem Boden wieder. Der plötzliche Ruck hatte sie von den Füßen gerissen, gerade, als sie nach einem der zwei Gegner treten wollte. Ihre Gegner!
Sie sah sich schnell um, aber beide lagen dicht bei ihr. Wo war ihr Schwert? Sie hatte die goldene Waffe verloren. Schnell suchte sie danach und fürchtete schon einer der schweren Piraten würde darauf liegen. Aber es bewahrheitete sich nicht und sie erblickte es nahe der Treppe. Schnell raffte sie sich auf, denn wenn einer der Männer ihr zuvor kam, konnte nicht einmal Juppiter selbst ihr helfen. Sie rannte los, doch da bäumte sich das Schiff erneut auf, schwankte wild hin und her, schickte sie auf alle viere.
Jade wußte was gerade geschehen war: die Pearl hatte Leck geschlagen! Und es mußte sehr groß sein! Zwei direkte Treffer. Von Unten hörte sie Schreie und stöhnende Stimmen. Die Black Pearl war schwer getroffen, vielleicht zu schwer... Laras Puls ging hoch. Sie kroch zur Treppe, ergriff die Waffe und hielt nach Jack Ausschau, aber er war nirgends zu sehen. Das Schiff war kurz davor, versenkt zu werden und wo zum Teufel steckte der Kapitän?! Er mußte etwas tun! Die Gegner waren gerade dabei zu gewinnen!
*~*
Seth und William waren gestürzt, nur Jack stand noch auf den Beinen, hatte aber sichtlich Mühe, sich zu halten. Der Boden unter seinen Füßen wankte gefährlich, er spürte, wie sich sein Schiff wie ein verwundetes Wesen wand. Aber sie konnte den Kanonen nicht entgehen. William sprang gerade auf und stürzte auf Seth zu, bluthungrig, als ein weiterer Treffer ihn niederwarf. Diesmal konnte auch der Kapitän sich nicht halten und ging auf die Knie.
"Mein Schiff!" rief er und hielt die Hände schützend um den Kopf. "Ihr Schweinehunde!"
Als sich die Pearl etwas beruhigt hatte rannte Sparrow zur Reling und schaute an der Seite seines Schiffes herunter. Dort klaffte, wie eine riesige Wunde, ein Loch und gab das Innere der Pearl preis, wo schon einige versuchten, es provisorisch zu schließen.. Jacks Herz wurde schwer, gleichzeitig geriet er in Panik. Sein Schiff! Wild schrie er herum und schlug auf Männer, Kisten und alles ein, was er finden konnte. Will und Seth schauten auf, rührten sich aber nicht. Nie hatte einer der beiden einen Mann so in Rage, so wild gesehen.
Wills Gesicht zeigte Besorgnis, während sich auf Seth` langsam ein Grinsen breit machte. Er erkannte, was der letzte Treffer bedeutete... sie würden gewinnen! Er bekam seine Rache! Jetzt!
William wurde sich der Gefahr zu spät gewahr, suchte sein Schwert, aber bevor er es fand spürte er schon kaltes Metall an seiner Kehle. Er hielt inne. Seth packte ihn an den braunen, lockigen Haaren und riß seinen Kopf zurück, so daß er die Kehle genau im Blick hatte, die Haut auf dem Hals war gespannt. Wills Augen weiteten sich. Er hatte einen Fehler begangen!
*~*
Jack war so wütend! So wütend!!! Rasend vor Wut! Er schlug, trat, warf! Tränen liefen ihm die Wange entlang. Wie hatte das passieren können? Wie hatte jemand die Pearl, diesen Mythos, zerstören können?
Sein Schiff, es war sein Schiff! Und er würde es nicht verlassen. Wenn die Zeit kam, unter zu gehen, er würde mit seinem Schiff in die Tiefen des Meeres sinken. Niemand würde sie jemals trennen können. Ein leeres Faß war das nächste Opfer Jacks und zerschellte am breiten Rücken eines großen Mannes vor ihm. Wenn er unterging, wenn sein Schiff unterging, dann würde er so viele der Drecksäcke mit sich nehmen, wie er konnte... dorthin, wo er selbst her kam. Direkt in die Hölle!
Und einen würde er nicht entkommen lassen! Er drehte sich um... und blieb stehen. Dort lagen Will und Seth auf dem Boden und sein Freund wurde mit einer Waffe bedroht. Nicht nur bedroht, das Metall war dabei sich in den Hals des jungen Turners zu bohren... Blut!
*Oh, Gott!*
*~*~*~*~*
Ein Krachen betäubte Ohren! Das grelle Licht ließ Männer erblinden! Geschrei ging durch beide Schiffe!
William sah nichts, hörte nichts, spürte nur den Schmerz an seinem Hals. Dies war seine Chance! Mit einem Ruck drückte er das Schwert von seinem Hals hinfort, schnappte nach Luft, nicht wissend, ob sie in seine Lungen gelangen würde... aber sie tat es! Tief nahm er einen weiteren Zug, glücklich, es noch tun zu können...
Dieses Licht! Es hatte ihn geblendet und die Nachwirkungen waren gewaltig. Er sah nichts! Gar nichts! Alles war schwarz! Ein Blitz war es gewesen, kam es ihm ins Bewußtsein. Ja, die Form war die eines Blitzes gewesen. Er war so hell, so gewaltig! Und William hatte direkt hinein geschaut. Unsicher tastete er sich umher, fand eine Waffe und schlug um sich. Nichts getroffen! Seine Sinne waren verwirrt, alles drehte sich.
