So, jetzt ist es endlich wieder so weit! Langsam wird die Handlung
eingeleitet und das Storyboard nimmt schon richtig Gestalt an, hehe... Ach,
ich liebe dieses Kapitel *blinzelt den Jackyfans zu*... Schnell lesen und
reviewen! Aber muß euch ja auch mal loben: Ihr seid so fleißige Leser, da
muß ich immer ganz schnell weiter schreiben. Eure Feedbacks motivieren auch
super toll!
@Kim: Joho! Schön, daß du noch da bist!
@Minui: kannst du auch mit Jack mitleiden? löl
@Nilaihlah: Joho! Endlich wieder da? Hey, danke für das - im wahrsten Sinne des Wortes - große Lob! Hat mich echt gefreut! Gut, daß dir die Fortsetzung bis jetzt so gut gefällt *freu*... werde mir alle Mühe geben, daß es kein "Abklatsch" wird *g*, aber das müßt ihr alle selbst entscheiden... Außerdem find ichs schön, daß du Bauchkribbeln hattest *lol*!!!!!!
@Liberty: Ach, ja... vielleicht leihe ich ihn dir ab und zu... aber ich kann ne ganz schöne Furie werden, wenn mir jemand meinen Will wegnehmen will... *grrrrr* *knurr*
@Elle: Oh, Mist! Hab ich das so oft geschrieben? *ist peinlich berührt* ich versuche in Zukunft drauf zu achten, net so viel zu wiederholen :)
@Elanor8: *luftzufächel* Geht's wieder? *Ventilator holt* *Wange tätschelt* Elanor? Alles io? Ja? Na dann geht's gleich weiter!
@Jenny: Ja, diese Geschichte wird wohl zu durchsichtig *neue Intrigen spinnt*... muß mir wohl etwas mehr einfallen lassen was? Aber was traust du mir zu? Jackylein umbringen? Muahahaha! Nein, nein... hab was ganz anderes mit ihm vor... LESEN!
@Sparrow: Hach, was soll ich sagen *g*!!!!!!! Aber mit der vielen Zeit isses leider vorbei... *heult* aber habe ja schon zwei Kapitel vorgeschrieben, dann müßt ihr net all zu lange warten *ggg*... Und Narben! *knuddel* Super!
A Sons Revenge 4
- Ruhe nach dem Sturm -
Lara tastete sich vorsichtig voran. Sie bewegte sich langsam von der Treppe weg, in Richtung Heck - wenn sie sich nicht irrte. Sie sah nichts. Ein unglaublicher Knall war gerade aus dem Nichts entstanden. Aber aus dem Stöhnen um sich herum entnahm sie, daß es auch ihren Feinden nicht besser ging.
Da spürte sie eine zarte, kühle Hand auf ihrem Arm und erschrak, drehte sich schnell um.
"Sch..." beruhigte sie eine vertraute Stimme.
"Iona?"
"Ja, ganz ruhig, das vergeht gleich. Laß dich von mir führen."
"Was zum Teufel hast du mit deinen Zaubersprüchen herauf beschworen?"
Sie schwieg und half Jade auf, führte sie herum und Lara verlor die Orientierung. Aber nicht für lange Zeit, schon kam ihre Sehfähigkeit zurück und ihre grünen Augen klärten sich. Sie erkannte erste schemenhafte Figuren.
"Bist du nicht davon betroffen, Iona? Siehst du etwas?"
"Ja, ich sehe. Und das Blatt hat sich gewendet."
Lara rieb ihre Augen, als könnte sie dadurch schneller wieder klar sehen. Aber es half nichts, sie mußte sich gedulden.
Holz fühle sie unter ihren Händen. Sie stand an der Reling! Und langsam verzog sich der Schleier von ihren Augen und ließ nur noch den des Nebels zurück. Vor ihr lag es, wie ein Geisterschiff. Einer der kleineren Masten war gebrochen, ein Loch klaffte auf dem Deck - ob das Schiff wohl ganz durchbohrt war? Der Nebel zog sich wie Geisterschwaden durch lose Bretter und das Segel, des abgebrochenen Mastes brannte, bis das Meer die Flammen zischend verschlang.
"Plan B!" hörte sie eine vertraute Stimme rufen und ihr Herz krampfte sich zusammen.
Was zum Geier war Plan B? Sie suchte das Deck der Pearl ab, aber ihre Augen sahen noch zu unscharf. Sie erkannte nur auf dem Boden liegende Gestalten, oder welche, die sich gerade aufrichteten und umher wankten. Nun liefen viele an die Reling. Der Feind verließ das Schiff. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie hatten gesiegt, auch wenn Lara sich nicht sicher war, wie.
Die rothaarige Frau drehte sich zu Iona - sie erkannte sie, da sie sehr nahe bei ihr stand - denn immer noch schwirrten hunderte von Fragen in ihrem Kopf. Sie wußte, die Novizin hatte mit dem Blitz zu tun, aber konnte sich keinen Reim darauf machen, wie sie es angestellt hatte, eine solche Macht zu entfesseln. Aber da dachte sie wieder daran, was die kleine Frau damals in der Höhle gesagt hatte, daß Bill einen Sturm herauf beschworen hätte, nur mit Hilfe der Steine. Das mußte des Rätsels Lösung sein. Sie wunderte sich, wie groß die Macht der Steine wohl wirklich war.
"Wie hast du das gemacht, Iona? Wie entfesselt man Blitz und Donner mit einem kleinen Stein."
Die Priesterin lächelte.
"Es ist ein seltenes Geschick. Nur sehr wenige in meinem Orden werden mit ihrem Umgang vertraut gemacht. Aber wer die Steine beherrscht, kann unglaubliches mit ihnen anstellen."
Ein kalter Schauer lief Jade über den Rücken und ließ sie erzittern. Wenn sie so stark waren, was geschähe nur, wenn sie in falsche Hände gerieten. Und wie mächtig mußte das Äternum Esse gewesen sein, wenn die Steine allein schon solche Mächte preis gaben? Ein Glück, daß Elizabeth es vernichtet hatte.
Wieder sah sie zu der zarten Frau hin. So klein und sanft und doch so mächtig durch ihre Gabe. Da bemerkte sie, wie eine dunkle Figur hinter ihr auftauchte. Ihre Hand glitt zu ihrem Schwert, denn sie konnte nicht ausmachen, ob der Mann zu Jacks oder zu der anderen Mannschaft gehörte. Aber sie hatte keine Gelegenheit, dessen Gesicht zu erkennen.
Sie spürte den harten Schlag an ihrem Hinterkopf und das letzte was sie sah, waren die weit aufgerissenen, blauen Augen Ionas. Dann versank die Welt um sie herum in Dunkelheit.
*~*
Seth irrte umher, fiel über Körper lebender und toter Piraten. Was war geschehen? Warum konnte er nicht sehen? Das Licht!
Aber beruhigt stellte er fest, daß sein Augenlicht zurück kehrte und mit ihm auch einiges Stöhnen um ihn herum. Auch andere Männer schienen sich langsam von diesem seltsamen Ereignis zu erholen. Aber was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht! Das Schiff des Kapitäns! Bills Schiff! Es lag in Trümmern! Er konnte es nicht glauben! Eben noch verunstaltete kein Kratzer dieses stolze Gefährt, und jetzt...
Angst befiel ihn. Hexenwerk war dies! Die Steine!
"Plan B!" schrie er und ließ dadurch Jack aufschrecken, der nicht wußte, was dieser Plan B besagte. "Rückzug!"
Es rauschte in seinen Ohren, aber nicht die an den Bug brandenden Wellen waren die Ursache.
Seine Männer rannten mehr oder weniger sicher umher. Zu plötzlich war diese Wende herbeigeführt worden, mit zu seltsamen Mitteln. Außerdem konnte noch niemand richtig sehen. Jeder, der ein Seil erfaßte, um sich hinüber zu schwingen, mußte einfach darauf vertrauen, daß es ihn auch hinüber bringen würde, denn sie konnten es nicht nachprüfen.
Einer fiel deswegen auch ins Wasser und mußte fast blind zu dem anderen Schiff schwimmen, wo sich dann irgendein Mannschaftskamerad erbarmte und ihn aus dem Meer zog. Alles ging so schnell. Jack sah nur die Schemen um sich herum wirren, wie sie alle in eine Richtung stürzten. Wie Dämonen, die den Schatten suchten, um der schrecklichen Sonne zu entgehen. Aber etwas war ihm klar: Sie verließen sein Schiff und das war das Wichtigste!
Erleichtert atmete er auf und stolperte nach vorn.
"Will! Will!" Er hatte Angst um seinen Freund. Das Blut!
Wenn er tot war? Elizabeth würde ihm die Hölle heiß machen... Was wenn sie tot war? Sie war unter Deck gewesen, als die beiden schweren Einschüsse gefallen waren! Marley! Sorge um Sorge beschwerte das Gemüt des Piraten und ließ ihn erblassen, so daß sogar seine sonnengegerbte Haut fast weiß war.
"Ich bin hier," kam eine Antwort direkt vor ihm.
Jacks Herz machte einen Freudenhüpfer und er wankte zu der Gestalt, von der er vermutete, daß sie sein Freund war.
"Gott sei Dank!" der Kapitän ließ sich neben den jungen Turner sinken und verschnaufte erst einmal.
Immer weniger fremde Stimmen waren auf seinem Schiff zu vernehmen. Schließlich blieben nur seine eigenen stöhnenden Leute auf der Black Pearl zurück und versuchten sich tastend und krabbelnd, Klarheit über die Lage zu verschaffen.
"Jack! Was ist passiert?"
Der Kapitän erkannte die aufgeregte Stimme, konnte aber nicht sehen, zu welchem der Schatten um ihn herum sie gehörte.
Elizabeth stand in der Tür, erschrocken über die herum kriechenden Männer, die alle irgendwie orientierungslos schienen. Gerade zog sich vor ihr einer an einer Holzkiste hoch und ruhte sich erst einmal darauf aus. Ein schreckliches Bild bot sich ihr dar. Das Deck der Pearl war rot von Blut, das sich an manchen Stellen in Lachen sammelte. Etwa zwanzig Körper langen bewegungslos auf dem Boden und die Frau war sich sicher, daß viele davon nicht mehr aufstehen würden.
*Will!* schoß es ihr durch den Kopf.
"Will! Wo bist du? Jack!" schrie sie mit sich überschlagender Stimme.
"Wir sind hier!" antwortete der Kapitän rauh. "Entschuldige, Täubchen, aber ich kann dir leider zur Zeit keine Wegbeschreibung geben!"
Was war hier geschehen? Unter Deck war es kurz hell geworden. Durch die Holzspalten und Löcher in Wänden und Decke, war ein grelles Leuchten gedrungen. Der Knall hatte ihre Ohren schmerzen lassen. Zuerst hatte sie gedacht, daß eine weitere Salve die Pearl getroffen hatte und erwartete schon ihren sicheren Tod. Doch es war anders als ein Kanonentreffer! Keine Holzstücke waren umher geschleudert worden und hatten Männer getötet oder verletzt.
Ihr Magen krampfte sich zusammen.
*Oh, Marley! Ich hoffe, dir geht es bald wieder gut.*
Elizabeth verdrängte das Bild aus ihrem Gedächtnis. Der zweite Schuß hatte die Schiffswand durchbrochen und die Holzstücke flogen ihnen um die Ohren. Alles ging in Deckung, Wasser spritzte herein, vermischte sich mit Blut. Als sie aufsah, lag Marley vor ihr, ein Stück Holz steckte in seinem Bein, aber er war bei Bewußtsein und versuchte den Fremdkörper heraus zu ziehen. Als es ihm gelungen war, verband er die Wunde mit seinem Hemd. Dann kam das Licht und plötzlich verstummte das Kampfgeschrei. Marley und Elizabeth sahen sich einander fragend an.
"Ich gehe nach oben," hatte sie zögernd gesagt, denn sie konnte nicht wissen, was sie erwartete.
Er hielt sie am Arm fest.
"Sei vorsichtig, Kind."
Elizabeth rannte über das Deck. Nirgends war mehr ein feindlicher Pirat, zumindest kein lebender. Aber das schwarze Schiff lag immer noch direkt bei ihnen. Dort wimmelten die Männer verwirrt umher, versuchten die Segel zu hissen und den Anker zu lichten. Sie flüchteten! Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatten überlebt! Langsam, fast unmerklich fuhr das Schiff los und entfernte sich von der Pearl.
"Gott sei Dank!" schickte sie ein Stoßgebet gen Himmel.
Da entdeckte sie im Nebel die Gestalt mit den langen Zöpfen und daneben eine mit einem großen dunklen Umhang. Beide bewegten sich, was ihre Augen zum strahlen brachte. Sie rannte schneller und erreichte die beiden.
"Seid ihr verletzt? Was ist geschehen?"
Jack schüttelte den Kopf, der anfing zu schmerzen. Er stoppte in der Bewegung und griff sich an die Stirn.
"Uns geht's gut, aber was passiert ist, kann ich dir nicht sagen."
Die beiden Männer kniffen die Augen zusammen, als hätten sie ihre Brillen vergessen und sähen nun nicht klar. Elizabeth kniete sich vor William und tatsächlich! Er streckte ihr die Hand entgegen, als wollte er testen, wie weit sie entfernt war. Sie gab ihm ihre Hand, als er sie nicht erreichte und er ergriff sie.
"Was ist mit euren Augen?"
"Dieser Blitz. Alles war furchtbar grell. Ich schätze es hat uns so sehr geblendet, daß unsere Augen eine Weile brauchen, bis sie sich erholt haben," antwortete er ihr, während sie ihm auf die Beine half.
Irgendwie wankte ihr Geliebter ziemlich und erinnerte sie an Jacks Gangart. Als er einigermaßen sicher stand, wandte sie sich dem anderen Mann zu und versuchte ihm aufzuhelfen, aber es gelang ihr nicht, ihn auf die Beine zu bekommen. Immer wieder drehte er sich, die Knie wurden weich und er fiel wieder zu Boden, riß die Frau beinahe mit sich.
"Argh! In meinem Schädel dreht sich alles!"
Er hielt den Kopf mit den Händen, als könne er den Schwindel dadurch aus selbigem verbannen. Aber es drehte sich alles weiter. Er spürte Elizabeth` zarte Hände, die sich auf seine Ohren legten.
"Der laute Knall hat etwas damit zu tun. Selbst William steht nicht sicher. Aber du, der ja sowieso immer herum torkelt..."
"Ich torkele nicht." Unterbrach sie der Kapitän. "Ich schreite. Mein Gang huldigt dem Meer und seinen Wellen."
Die Frau lächelte sanft.
"Sicher. Ich hoffe, das bleibt nicht auf Dauer Jack, sonst hast du ein Problem."
Dem war wohl so und Sparrow erkannte dies auch. Obwohl er nicht viel sah wirbelte seine Umgebung, ihm wurde schlecht. Er wunderte sich, daß dieser Schwindel erst jetzt eingesetzt hatte, doch zuvor war er wohl einfach zu beschäftigt gewesen. Nun aber, da er hier saß, hatte das Chaos Zeit, sich seiner zu bemächtigen.
"Ich kann... nicht auf...stehen," stöhnte der Kapitän.
Elizabeth verschwamm vor seinen Augen zu einem verwirrten Klecks.
"Keine Sorge, das mußt du nicht, ich werde ein paar Männer suchen, die dich in deine Kabine tragen," meinte sie ruhig und wies einen halb blinden Will an, nachzusehen, wer dazu in der Lage war.
Da fiel der Oberkörper des Kapitäns zurück und der Kopf knallte hart aufs Deck.
"Jack!"
Die junge Swann war erschrocken, beugte sich über den Mann vor ihr. Seine Augen waren verdreht und er wand sich hin und her.
"Mir geht's... gar nicht gut," stöhnte er.
William beschleunigte seine Suche tastend nach einem einigermaßen sehfähigen Mann auch wenn er selbst ja fast blind war.
Elizabeth versuchte den Kopf des Kapitäns fest zu halten, aber das schien die ganze Sache nur noch schlimmer zu machen. Plötzlich fing er an zu würgen. Der Schwindel hatte seinen Magen verwirrt und dieser wehrte sich nun durch einen hartnäckigen Brechreiz. Zuerst erbrach der Kapitän nicht, aber als der Reiz zu stark wurde, konnte er nichts dagegen tun. Schnell drehte Elizabeth seinen Kopf zur Seite, damit er nicht erstickte. Es kümmerte sie nicht, daß etwas des Erbrochenen über ihre Hand lief, aber sie hatte sichtlich Mühe seinen Kopf in dieser Stellung zu halten.
"Oh mein Gott, Jack!" rief sie aus. "Was soll ich tun?"
Doch der Kapitän konnte ihr keine Antwort geben, konnte sie kaum hören. William kam zurück gewankt mit einem stämmigen Piraten, der selbst Schwierigkeiten hatte, sich auf den Füßen zu halten. Er ließ sich neben sie auf die Knie fallen. Sofort untersuchte er die Augen des Kapitäns, wozu er sehr nahe ans Gesicht heran mußte, da sein Sehvermögen noch nicht wieder hergestellt war. Er roch den sauren Geruch der Galle aus Jacks Mund. Die süßliche Rumfahne war völlig davon verdrängt. Die Augen waren verdreht und konnten keinen festen Punkt erfassen.
"Nimm die Hände von seinen Ohren!" wies er Elizabeth an.
Schnell zuckte sie weg und William übernahm es, Jacks Gesicht zur Seite zu drücken, ohne dessen Ohren zu berühren. Der junge Mann war sich sicher, daß es etwas mit ihnen zu tun hatte, wußte aber nicht, wie er ihm helfen konnte. Aber er vermutete jemanden, der es konnte...
"Sieh zu, ob du Iona findest!"
Elizabeth nickte heftig und rannte davon. Wo war die junge Frau? Vorhin war sie an der Kajüte gewesen, wo sie sich Waffen besorgt hatten... aber nun? Sie erinnerte sich, gesehen zu haben, daß sie zum Steuerrad hinauf gestiegen war, also hastete sie schnell die Treppe hinauf... und fiel!
Mit einem leisen Schrei ging sie zu Boden, als sie an etwas hängen blieb, aber sie konnte sich mit den Händen noch rechtzeitig abfangen. Schnell sah sie unter sich und erkannte, was ihr als Stolperfalle gedient hatte. Lara Jade lag bewußtlos am Boden. Schnell raffte sie sich auf und suchte nach dem Puls der Frau. Sie war blaß und Blut rann über ihr schönes Gesicht, hob sich extrem von der weißen Haut ab. Erleichtert stellte Elizabeth fest, daß der Puls noch vorhanden war. Sie packte sie an den Schultern und schüttelte sie sanft.
"Lara! Lara! Wach auf!"
Benommen öffnete die rothaarige Frau die Augen. Diese waren matt und müde.
"Lara, wo ist Iona?"
"Sie... sie... da war ein Pirat. Er hat... nach ihr gegriffen."
Elizabeth erschrak.
"Wo ist sie jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Bevor ich etwas unternehmen konnte, muß mich einer von hinten nieder geschlagen haben. Ich... weiß nicht, wo sie nun ist."
Elizabeth sah sich um, so heftig, daß ihre Locken mitwirbelten. Aber die zarte Frau war nicht hier.
"Ich befürchte," meine Lara mit heißerer Stimme, "sie haben sie mitgenommen..."
"Nein!" flüsterte Elizabeth.
Jetzt hatten sie ein Problem. Nicht nur, daß es Jack schlecht ging und nun keiner da war, der ihm helfen konnte... sie hatten auch noch eine Freundin an den Feind verloren. Eine mächtige Verbündete. Was konnte Seth wohl anrichten, wenn er hinter das Geheimnis der Steine kam?
Die Frau in ihren Armen bewegte sich langsam und drehte sich aus der Umarmung. Dabei gab sie einen zischenden Laut von sich, als sie sich an den Kopf faßte.
"Kannst du laufen?"
"Ich glaube schon, wie sind die weiteren Verluste?"
Lara Jade sah die aufsteigende Besorgnis in Elizabeth` Augen und sofort ging sie in ihre eigenen über.
"Was ist?"
*~*
Sie kamen die Treppe herunter und fanden Will und Jack noch so vor, wie Elizabeth sie verlassen hatte, nur daß der Kapitän noch mehr erbrochen hatte. Der Brechreiz hielt an, aber der Magen war leer und so krampfte sich der Bauch umsonst zusammen, schmerzte. Jetzt erkannte Lara, wie ernst die Lage war. Schnell kniete sie neben William.
"Er ist nicht mehr ansprechbar," berichtete Will. "Er würgt immer noch, obwohl schon alles draußen ist. Wo ist Iona?"
"Sie ist nicht mehr da. Ich fürchte... Seth hat sie."
Will erstarrte und Jacks Kopf hatte die Möglichkeit, sich seinen starken Händen zu entreißen, wand sich dann hin und her. Schnell bemerkte der Mann seine Unaufmerksamkeit und wandte sich wieder dem Kapitän zu.
Aber es beschäftigte ihn, daß Iona dieses Schicksal ereilt hatte. Seth... Haß wallte immer wieder in ihm auf, wenn er an den jungen Mann und früheren Handlanger seines Vaters dachte. Was hatte er noch gleich gesagt? Hatte er Bill Turner als seinen eigenen Vater bezeichnet? Dieser Fanatiker! Er haßte ihn mit jeder Fiber seines Herzens und jetzt noch mehr, wenn dies möglich war. Er hatte diese zarte junge Frau entführt, die seine einzige Hoffnung war, diese furchtbaren Bilder aus dem Kopf zu bekommen. Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmte... Er mochte Iona. Trotz ihrer Jugend schien sie unendlich weise, so viel älter. Außerdem fand er sie faszinierend, ihr Wissen so geheimnisvoll... diese Sprache, die sie gemurmelt hatte in der Nacht ihrer ersten Sitzung, sie war so schön, so sehnsüchtig gewesen. Gerne hätte er mehr erfahren.
Sein Entschluß stand fest. Er würde auf die Jagd gehen. Unbewußt fletschte er die Zähne.
Hilflos standen sie um den Kapitän. Da wandte sich Lara zu Elizabeth.
"Wo ist mein Vater?"
Da schoß es durch ihren Kopf. Elizabeth zeigte mit einem schlanken Finger auf die Türe, die unter Deck führte.
"Er ist noch unten, sein Bein war verletzt. Aber abgesehen davon geht es ihm gut."
Schmerz brandmarkte Laras Gesicht nun.
"Du, komm mit!" befahl sie grob dem großen Piraten, den William kurz zuvor aufgetrieben hatte.
Dieser traute sich nicht der Frau zu widersprechen, auch wenn er lieber bei seinem Kapitän geblieben wäre und sowieso nicht gerne auf Anweisungen weiblicher Personen reagierte. Aber gegen Lara machte er keinen Widerlaut, sondern ging nur schnell hinter ihr her, als sie zielstrebig das Deck verließ.
"Lara!" rief Will verzweifelt.
Was sollte er denn nun tun? Jack sah nicht gut aus... Er konnte ihm nicht helfen.
Aber nach wenigen Minuten kehrte sie zurück, zusammen mit dem anderen Piraten ihren Vater stützend.
Marley humpelte, aber sein Geist war klar und er erkannte sofort, daß Jack böse Probleme hatte. Seine Stützen ließen ihn an der Seite des Kapitäns nieder. Er betrachtete sich den zuckenden Mann genau, wandte sich dann William zu.
"Nicht ansprechbar?"
"Nein."
"Wie lange schon?"
Will ließ die Luft langsam aus seinem Mund entweichen, als er nachdachte.
"Etwa zehn Minuten. Hat so lange erbrochen, bis er nichts mehr im Magen hatte."
Marley nickte und zog seine Tochter an der Hand zu sich.
"Geh zu meiner Hängematte im Mannschaftsraum. Darunter ist eine kleine Holzkiste, bitte bring sie mir."
Lara nickte und eilte sofort davon. Elizabeth betrachtete sich das Bein des ersten Maates. Er hatte es so gut es ging mit seinem Hemd verbunden und saß nun mit nacktem Oberkörper da. Gänsehaut bildete sich auf der Haut, ein Zeichen, daß er fror. Kein Wunder, dachte die Frau bei sich. Er hatte ja dazu auch noch Blut verloren. Sie eilte in Jacks Kajüte und schnappte sich zwei Decken, eine für Jack, eine für den Maat.
Als sie wieder nach draußen kam, rannte auch Lara gerade auf die Gruppe zu. Langsam sammelten sie auch schon Mannschaftsmitglieder beim Kapitän und verfolgten besorgt, wie es ihrem Kapitän erging. Aber Lara interessierten sie nicht. Sie sah in den Männern ein Hindernis.
"Na los! Macht Platz da, ihr Landratten!" schimpfte sie schroff. "Ihr würdet besser daran tun, das Schiff so gut wie möglich auszubessern, damit helft ihr eurem Kapitän mehr, als mit unnützen Gegaffe!"
Das schien einleuchtend. Zögernd, aber einsichtig machte sich ein Pirat nach dem andern daran, sich nützlich zu machen. Sei es, die Löcher provisorisch zu reparieren, oder das Deck vom Blut und Toten zu säubern.
Marley machte sich am Kapitän zu schaffen. Er nahm dessen Gesicht in seine Hände und sah ihn eindringlich an.
"Kapitän! Jack! Hey... zwecklos, er wird nichts herunter bekommen... sowieso fraglich, ob er es nicht sofort wieder ausspucken würde."
Er nahm einen Lappen aus der Kiste und eine kleine Flasche. Er tränkte das Tuch mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Der beißende Geruch, der in Laras Nase stieg, verriet ihr, was es damit auf sich hatte... Äther.
Als Marley den Stoff sachte über Jacks Mund und Nase legte, erstarben die Zuckungen, die seinen Körper nicht zur Ruhe kommen ließen, das Würgen hörte auf. Arme und Beine erschlafften und das Bewußtsein des Kapitäns glitt hinüber in die erlösende Dunkelheit, so fand er endlich Frieden.
"Jetzt kann er wenigstens schlafen und hat Zeit, sich zu erholen," meinte der erste Maat leise.
*~*
Edward Norrington spürte den Wind auf seiner Haut, wie er diese mit feinsten Wassertröpfchen benetzte und eine Salzschicht zurückließ. Er war aufgebrochen mit seinem größten Schiff, der Dauntless. Zwar hatte er ein weiteres Schiff unter seinem Kommando, aber er wollte Port Royal nicht unbeschützt lassen. Seine weiße Perücke saß perfekt, wie immer war sie ordentlich gekämmt und gelegt. Als Vertreter des Gouvernors mußte er auch würdig aussehen.
Bald würden sie Concordia erreichen. Nur noch zwei oder drei Tage. Er fragte sich, was ihn auf seiner Jagd begegnen würde, wie schnell es ihm möglich war, Kapitän Jack Sparrow zur Strecke zu bringen... Er freute sich darauf. Wieder etwas Abschaum weniger auf der Welt. Ein selbstsicheres Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er malte sich aus, wie es sein würde, diesen Halunken am Galgen baumeln zu sehen... und daß er diesmal auch daran glauben mußte.
Gilette kam zum Steuer herauf und salutierte vor dem Commodore, stand stramm und ordentlich vor ihm.
"Commodore Norrington, ich fürchte, es zieht Nebel auf!"
Ja, er hatte dies auch schon bemerkt, die Luft verdichtete sich in dieser Region und weiter vorne nahe des Horizonts war ein weißer Streifen zu sehen, wo der Nebel Herr über die Luft geworden war. Es paßte dem Mann nicht, aber wenn es sein mußte, würden sie eben abwarten, bis er sich verzogen hatte. Doch fürs erste konnten sie die Fahrt fortsetzten.
*~*
"Was habt ihr nun vor?" fragte Will mit ruhiger Stimme und sah sich in der Runde um.
Sie hatten sich in der Kajüte des Kapitäns versammelt, der immer noch bewußtlos vom Äther auf dem Bett lag. Lara, Elizabeth, und Hank standen um den Schreibtisch, während der verwundete Marley im Stuhl des Kapitäns Platz genommen hatte. Er starrte auf die Karte vor ihm, sah nicht begeistert aus. Aber die Entscheidung lag bei ihm. Alle schauten den ersten Maat an, der nun das Kommando hatte. Alle waren sie bitter ernst, denn jeder von ihnen hatte einen Schaden von der Schlacht getragen, der eine offensichtlicher, der andere versteckt. Aber niemand war im Moment so zugerichtet, wie der Kapitän. Wäre er noch im Stande das Schiff zu führen, so wäre die Stimmung sicher besser gewesen. Will überlegte, warum es gerade ihn so schwer getroffen hatte. Es konnte nur mit seinem seltsamen Gang zu tun haben. Vielleicht war sein Gleichgewichtssinn schon früher in Mitleidenschaft gezogen worden und nun ganz zusammengebrochen. Er sah auf, als der alte Pirat sprach.
"Die Pearl hat großen Schaden genommen und muß schnell repariert werden," sein Finger wanderte auf der Karte entlang und verharrte an einer Bucht. "Dies ist der nächste Ort."
"Dann nichts wie hin," meinte seine Tochter.
Aber Elizabeth erkannte, was Marley zögern ließ, sie erinnerte sich an den Namen des Ortes, der gerade von der Fingerkuppe verdeckt war.
"Port Concordia," flüsterte sie.
Der erste Maat sah zu ihr auf mit fragendem Blick.
"Ihr kennt den Hafen?"
Sie nickte nachdenklich, ihre goldenen Locken fielen dadurch über ihre Schultern und hingen herab.
"Mein Vater führt Beziehungen mit dem hiesigen Gouvernor. Ich war vor Jahren einmal hier."
Marley nickte. Zum einen war es schlecht, daß sie mit Elizabeth Gefahr liefen, erkannt zu werden, vor allem, da sie als vermißt gelten mußte. Auf der anderen Seite... es war immer gut, einen Ortskundigen dabei zu haben.
"Denkt Ihr, er könnte Euch erkennen?"
Elizabeth zuckte mit den Achseln.
"Könnte sein, könnte nicht sein. Man erinnert sich normalerweise nicht gut an ein Gesicht, welches man nur zwei mal im Leben gesehen hat, wenn auch für zwei Wochen. Jedoch ist der Gouvernor ein sehr Aufmerksamer Mann mit Augen, die viel mehr in allem sehen, als ein normaler Mensch darin vermuten würde."
Ein Seufzen entfloh den Lippen des Maates. Es war ihm nicht geheuer. Er hatte schon einige Geschichten über John Harington gehört, die ihm nicht gerade Mut machten.
"Ein weiteres Problem ist, daß diese Stadt völlig sauber ist."
"Wie meinst du das?" fragte Hank.
"Ihr werdet dort kein Gesocks in den Hafenkneipen finden, keinen Bettler auf der Straße. Alles brave, feine Bürger und alles, was nicht in diese Idylle paßt, wird entfernt."
Entfernt. Das klang seltsam in den Ohren der jungen Swann, aber sie war schon lange darauf gekommen, warum dieses Hafenstädtchen so perfekt schien. Ihr Vater hatte sie bei ihrem Besuch dort nicht damit konfrontieren wollen und auch danach hatte er ihr nichts davon gesagt. Sie war mit den Jahren dahinter gekommen, hatte sich ihren Teil gedacht. Ihr Vater hatte diese Methode nicht wirklich gut gehießen, auch wenn sie sehr effektiv war. Aber er hatte niemals Menschlichkeit gegen Perfektion getauscht, dazu sah er zu klar.
"Lord Harington regiert mit starker Hand. Alles dort ist beinahe utopisch, aber eben nur fast. Die Mittel, mit denen dieser Zustand gehalten wird, sind alles andere, als gut. Bettler werden vertrieben und Trunkenbolde werden ins Gefängnis gesteckt oder wenn das nicht hilft, aus der Stadt geworfen. Die Menschen sagen nichts gegen diese Ungerechtigkeit, denn das sichert ihnen den ruhigen Lebensstandart."
"Dann können wir auf keinen Fall dort anlegen," meinte Will dunkel.
"Nein," Marley schüttelte den Kopf. "Die Black Pearl ist dafür zu bekannt. Kein Piratenschiff kommt in den Hafen. Aber wenn wir außerhalb anlegen und dort die Dinge kaufen, die wir brauchen, dann könnten wir die Pearl reparieren. Wird nur eine ganz schöne Schlepperei. Außerdem..." er sah zu Hank, der ziemlich schmuddelige Kleidung trug, "... müssen wir uns dann angemessen kleiden, um nicht aufzufallen."
"Was?" Hank schien empört. "Ich werde keinen feinen Fummel anziehen! Das zwickt und juckt an jeder Stelle, sogar..."
"Wahrscheinlich würden sie dich ins Gefängnis stecken, wenn du dort herum läufst, wie ein Vagabund," unterbrach ihn der Maat, bevor der Pirat zu Ende sprechen konnte.
Lara verdrehte die Augen, als sie erfaßte, was dies für sie bedeutete... vielleicht sollte sie lieber auf dem Schiff bleiben und beim Reparieren helfen. Ja, das wäre wahrscheinlich am Besten.
"Kaufen?" fragte Elizabeth. "Ihr wollt das Material kaufen? Mit welchem Geld? Ihr seid Piraten!"
"Oh, Jack hat schon für sein Schiff gesorgt. Wir führen immer eine kleine Truhe Gold mit, für eventuelle Notfälle."
Marley betonte das Wort "Notfälle" ziemlich stark, so daß Elizabeth keine Schwierigkeiten hatte, zu erraten, welche das sein konnten. Vorräte, Reparaturen... für eventuellen Rumschwund auszugleichen. Sie mochte die Vorstellung nicht wirklich, wieder an diesen Ort zurück zu kehren. Aber was sie doch erfreute, war die Aussicht, wieder einmal ein Kleid zu tragen. Die Mode, ein Spezialmodell aus Frankreich zu tragen, schickte ihr Schauer über den Rücken, aber ein ganz normales Kleid, aus zartem, leichten Stoff... diese Vorstellung war zu schön. Und dann eine kleine Teestunde in angenehmen Ambiente...
Aber schnell kehrte sie in die Gegenwart zurück. Marley fiel gerade die Entscheidung.
"Es muß sein, die Pearl muß repariert werden. Wir legen etwa in drei Tagen bei Concordia an und versuchen unser Glück."
"Und Iona?" fragte Will.
Marley seufzte.
"Ich fürchte, wir können die Verfolgung so nicht aufnehmen. Die Pearl würde es nicht sehr weit machen. Selbst auf dem Weg zum Hafen werden wir ziemliche Schwierigkeiten haben. Hank, teile die Mannschaft zu gleichen Teilen, daß sowohl Tags, als auch Nachts genug Männer zur Verfügung stehen. Iona, so leid es mir auch tut, muß warten, bis die Pearl wieder flott ist. Ich hoffe inständig, daß dieser Dreckskerl ihr nichts tut.... oder hinter die Macht der Steine kommt."
Eine winkende Handbewegung begleitete diesen letzten Satz des ersten Maates und alle erkannten das Zeichen, daß sie den Raum verlassen sollten.
Lara war beruhigt, daß ihr Vater diese Situation so gut meisterte und empfand Stolz. Außerdem war sie beeindruckt, mit welcher Selbstsicherheit er sich Jack angenommen hatte. Äther... nun ja, wenigstens hatte der Kapitän dadurch nicht mehr so sehr zu leiden. Hoffentlich erholte er sich bald. Sie kam der Aufforderung ihres Vaters - und nun auch Kommandeurs der Pearl - nach und wandte sich ab, um zusammen mit den anderen den Raum zu verlassen, lief direkt hinter dem jungen Turner, dessen langer Umhang leicht mit seinem Schritt schwenkte und wie das Gefieder einer schwarzen Krähe glänzte. Der Stoff mußte sehr fein sein, auf der anderen Seite sah der Umhang schwer aus, wie er über den Boden schleifte. Wahrscheinlich war er von schwerem Futter.
In ihren Gedanken verloren bemerkte sich nicht, wie Will zwischen Tür und Angel stehen blieb und lief direkt in ihn hinein.
"Paß doch..." sie sagte die Mahnung nicht zu Ende.
Elizabeth drehte sich um und schaute ihren Geliebten angsterfüllt an.
"Will?" fragte sie.
William hielt sich die Hand an die Stirne, hatte die Augen geschlossen. Elizabeth legte sachte ihre zarte Hand auf seine Wange. Der Mann ergriff diese aber mit seiner freien und zog sie vom Gesicht weg, gab ein leises Zischen von sich.
Marley, der darauf aufmerksam geworden war kam heran gehumpelt, sah besorgt auf die junge Frau, die im Griff des Mannes gefangen war.
"Was ist, Will?" fragte er ruhig mit dunkler, brummender Stimme.
Will zwang die Hand von seinem Kopf, drehte sich aber nicht um. Statt dessen ließ er Elizabeth los und ging davon.
"Es ist nichts!"
@Kim: Joho! Schön, daß du noch da bist!
@Minui: kannst du auch mit Jack mitleiden? löl
@Nilaihlah: Joho! Endlich wieder da? Hey, danke für das - im wahrsten Sinne des Wortes - große Lob! Hat mich echt gefreut! Gut, daß dir die Fortsetzung bis jetzt so gut gefällt *freu*... werde mir alle Mühe geben, daß es kein "Abklatsch" wird *g*, aber das müßt ihr alle selbst entscheiden... Außerdem find ichs schön, daß du Bauchkribbeln hattest *lol*!!!!!!
@Liberty: Ach, ja... vielleicht leihe ich ihn dir ab und zu... aber ich kann ne ganz schöne Furie werden, wenn mir jemand meinen Will wegnehmen will... *grrrrr* *knurr*
@Elle: Oh, Mist! Hab ich das so oft geschrieben? *ist peinlich berührt* ich versuche in Zukunft drauf zu achten, net so viel zu wiederholen :)
@Elanor8: *luftzufächel* Geht's wieder? *Ventilator holt* *Wange tätschelt* Elanor? Alles io? Ja? Na dann geht's gleich weiter!
@Jenny: Ja, diese Geschichte wird wohl zu durchsichtig *neue Intrigen spinnt*... muß mir wohl etwas mehr einfallen lassen was? Aber was traust du mir zu? Jackylein umbringen? Muahahaha! Nein, nein... hab was ganz anderes mit ihm vor... LESEN!
@Sparrow: Hach, was soll ich sagen *g*!!!!!!! Aber mit der vielen Zeit isses leider vorbei... *heult* aber habe ja schon zwei Kapitel vorgeschrieben, dann müßt ihr net all zu lange warten *ggg*... Und Narben! *knuddel* Super!
A Sons Revenge 4
- Ruhe nach dem Sturm -
Lara tastete sich vorsichtig voran. Sie bewegte sich langsam von der Treppe weg, in Richtung Heck - wenn sie sich nicht irrte. Sie sah nichts. Ein unglaublicher Knall war gerade aus dem Nichts entstanden. Aber aus dem Stöhnen um sich herum entnahm sie, daß es auch ihren Feinden nicht besser ging.
Da spürte sie eine zarte, kühle Hand auf ihrem Arm und erschrak, drehte sich schnell um.
"Sch..." beruhigte sie eine vertraute Stimme.
"Iona?"
"Ja, ganz ruhig, das vergeht gleich. Laß dich von mir führen."
"Was zum Teufel hast du mit deinen Zaubersprüchen herauf beschworen?"
Sie schwieg und half Jade auf, führte sie herum und Lara verlor die Orientierung. Aber nicht für lange Zeit, schon kam ihre Sehfähigkeit zurück und ihre grünen Augen klärten sich. Sie erkannte erste schemenhafte Figuren.
"Bist du nicht davon betroffen, Iona? Siehst du etwas?"
"Ja, ich sehe. Und das Blatt hat sich gewendet."
Lara rieb ihre Augen, als könnte sie dadurch schneller wieder klar sehen. Aber es half nichts, sie mußte sich gedulden.
Holz fühle sie unter ihren Händen. Sie stand an der Reling! Und langsam verzog sich der Schleier von ihren Augen und ließ nur noch den des Nebels zurück. Vor ihr lag es, wie ein Geisterschiff. Einer der kleineren Masten war gebrochen, ein Loch klaffte auf dem Deck - ob das Schiff wohl ganz durchbohrt war? Der Nebel zog sich wie Geisterschwaden durch lose Bretter und das Segel, des abgebrochenen Mastes brannte, bis das Meer die Flammen zischend verschlang.
"Plan B!" hörte sie eine vertraute Stimme rufen und ihr Herz krampfte sich zusammen.
Was zum Geier war Plan B? Sie suchte das Deck der Pearl ab, aber ihre Augen sahen noch zu unscharf. Sie erkannte nur auf dem Boden liegende Gestalten, oder welche, die sich gerade aufrichteten und umher wankten. Nun liefen viele an die Reling. Der Feind verließ das Schiff. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Sie hatten gesiegt, auch wenn Lara sich nicht sicher war, wie.
Die rothaarige Frau drehte sich zu Iona - sie erkannte sie, da sie sehr nahe bei ihr stand - denn immer noch schwirrten hunderte von Fragen in ihrem Kopf. Sie wußte, die Novizin hatte mit dem Blitz zu tun, aber konnte sich keinen Reim darauf machen, wie sie es angestellt hatte, eine solche Macht zu entfesseln. Aber da dachte sie wieder daran, was die kleine Frau damals in der Höhle gesagt hatte, daß Bill einen Sturm herauf beschworen hätte, nur mit Hilfe der Steine. Das mußte des Rätsels Lösung sein. Sie wunderte sich, wie groß die Macht der Steine wohl wirklich war.
"Wie hast du das gemacht, Iona? Wie entfesselt man Blitz und Donner mit einem kleinen Stein."
Die Priesterin lächelte.
"Es ist ein seltenes Geschick. Nur sehr wenige in meinem Orden werden mit ihrem Umgang vertraut gemacht. Aber wer die Steine beherrscht, kann unglaubliches mit ihnen anstellen."
Ein kalter Schauer lief Jade über den Rücken und ließ sie erzittern. Wenn sie so stark waren, was geschähe nur, wenn sie in falsche Hände gerieten. Und wie mächtig mußte das Äternum Esse gewesen sein, wenn die Steine allein schon solche Mächte preis gaben? Ein Glück, daß Elizabeth es vernichtet hatte.
Wieder sah sie zu der zarten Frau hin. So klein und sanft und doch so mächtig durch ihre Gabe. Da bemerkte sie, wie eine dunkle Figur hinter ihr auftauchte. Ihre Hand glitt zu ihrem Schwert, denn sie konnte nicht ausmachen, ob der Mann zu Jacks oder zu der anderen Mannschaft gehörte. Aber sie hatte keine Gelegenheit, dessen Gesicht zu erkennen.
Sie spürte den harten Schlag an ihrem Hinterkopf und das letzte was sie sah, waren die weit aufgerissenen, blauen Augen Ionas. Dann versank die Welt um sie herum in Dunkelheit.
*~*
Seth irrte umher, fiel über Körper lebender und toter Piraten. Was war geschehen? Warum konnte er nicht sehen? Das Licht!
Aber beruhigt stellte er fest, daß sein Augenlicht zurück kehrte und mit ihm auch einiges Stöhnen um ihn herum. Auch andere Männer schienen sich langsam von diesem seltsamen Ereignis zu erholen. Aber was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht! Das Schiff des Kapitäns! Bills Schiff! Es lag in Trümmern! Er konnte es nicht glauben! Eben noch verunstaltete kein Kratzer dieses stolze Gefährt, und jetzt...
Angst befiel ihn. Hexenwerk war dies! Die Steine!
"Plan B!" schrie er und ließ dadurch Jack aufschrecken, der nicht wußte, was dieser Plan B besagte. "Rückzug!"
Es rauschte in seinen Ohren, aber nicht die an den Bug brandenden Wellen waren die Ursache.
Seine Männer rannten mehr oder weniger sicher umher. Zu plötzlich war diese Wende herbeigeführt worden, mit zu seltsamen Mitteln. Außerdem konnte noch niemand richtig sehen. Jeder, der ein Seil erfaßte, um sich hinüber zu schwingen, mußte einfach darauf vertrauen, daß es ihn auch hinüber bringen würde, denn sie konnten es nicht nachprüfen.
Einer fiel deswegen auch ins Wasser und mußte fast blind zu dem anderen Schiff schwimmen, wo sich dann irgendein Mannschaftskamerad erbarmte und ihn aus dem Meer zog. Alles ging so schnell. Jack sah nur die Schemen um sich herum wirren, wie sie alle in eine Richtung stürzten. Wie Dämonen, die den Schatten suchten, um der schrecklichen Sonne zu entgehen. Aber etwas war ihm klar: Sie verließen sein Schiff und das war das Wichtigste!
Erleichtert atmete er auf und stolperte nach vorn.
"Will! Will!" Er hatte Angst um seinen Freund. Das Blut!
Wenn er tot war? Elizabeth würde ihm die Hölle heiß machen... Was wenn sie tot war? Sie war unter Deck gewesen, als die beiden schweren Einschüsse gefallen waren! Marley! Sorge um Sorge beschwerte das Gemüt des Piraten und ließ ihn erblassen, so daß sogar seine sonnengegerbte Haut fast weiß war.
"Ich bin hier," kam eine Antwort direkt vor ihm.
Jacks Herz machte einen Freudenhüpfer und er wankte zu der Gestalt, von der er vermutete, daß sie sein Freund war.
"Gott sei Dank!" der Kapitän ließ sich neben den jungen Turner sinken und verschnaufte erst einmal.
Immer weniger fremde Stimmen waren auf seinem Schiff zu vernehmen. Schließlich blieben nur seine eigenen stöhnenden Leute auf der Black Pearl zurück und versuchten sich tastend und krabbelnd, Klarheit über die Lage zu verschaffen.
"Jack! Was ist passiert?"
Der Kapitän erkannte die aufgeregte Stimme, konnte aber nicht sehen, zu welchem der Schatten um ihn herum sie gehörte.
Elizabeth stand in der Tür, erschrocken über die herum kriechenden Männer, die alle irgendwie orientierungslos schienen. Gerade zog sich vor ihr einer an einer Holzkiste hoch und ruhte sich erst einmal darauf aus. Ein schreckliches Bild bot sich ihr dar. Das Deck der Pearl war rot von Blut, das sich an manchen Stellen in Lachen sammelte. Etwa zwanzig Körper langen bewegungslos auf dem Boden und die Frau war sich sicher, daß viele davon nicht mehr aufstehen würden.
*Will!* schoß es ihr durch den Kopf.
"Will! Wo bist du? Jack!" schrie sie mit sich überschlagender Stimme.
"Wir sind hier!" antwortete der Kapitän rauh. "Entschuldige, Täubchen, aber ich kann dir leider zur Zeit keine Wegbeschreibung geben!"
Was war hier geschehen? Unter Deck war es kurz hell geworden. Durch die Holzspalten und Löcher in Wänden und Decke, war ein grelles Leuchten gedrungen. Der Knall hatte ihre Ohren schmerzen lassen. Zuerst hatte sie gedacht, daß eine weitere Salve die Pearl getroffen hatte und erwartete schon ihren sicheren Tod. Doch es war anders als ein Kanonentreffer! Keine Holzstücke waren umher geschleudert worden und hatten Männer getötet oder verletzt.
Ihr Magen krampfte sich zusammen.
*Oh, Marley! Ich hoffe, dir geht es bald wieder gut.*
Elizabeth verdrängte das Bild aus ihrem Gedächtnis. Der zweite Schuß hatte die Schiffswand durchbrochen und die Holzstücke flogen ihnen um die Ohren. Alles ging in Deckung, Wasser spritzte herein, vermischte sich mit Blut. Als sie aufsah, lag Marley vor ihr, ein Stück Holz steckte in seinem Bein, aber er war bei Bewußtsein und versuchte den Fremdkörper heraus zu ziehen. Als es ihm gelungen war, verband er die Wunde mit seinem Hemd. Dann kam das Licht und plötzlich verstummte das Kampfgeschrei. Marley und Elizabeth sahen sich einander fragend an.
"Ich gehe nach oben," hatte sie zögernd gesagt, denn sie konnte nicht wissen, was sie erwartete.
Er hielt sie am Arm fest.
"Sei vorsichtig, Kind."
Elizabeth rannte über das Deck. Nirgends war mehr ein feindlicher Pirat, zumindest kein lebender. Aber das schwarze Schiff lag immer noch direkt bei ihnen. Dort wimmelten die Männer verwirrt umher, versuchten die Segel zu hissen und den Anker zu lichten. Sie flüchteten! Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie hatten überlebt! Langsam, fast unmerklich fuhr das Schiff los und entfernte sich von der Pearl.
"Gott sei Dank!" schickte sie ein Stoßgebet gen Himmel.
Da entdeckte sie im Nebel die Gestalt mit den langen Zöpfen und daneben eine mit einem großen dunklen Umhang. Beide bewegten sich, was ihre Augen zum strahlen brachte. Sie rannte schneller und erreichte die beiden.
"Seid ihr verletzt? Was ist geschehen?"
Jack schüttelte den Kopf, der anfing zu schmerzen. Er stoppte in der Bewegung und griff sich an die Stirn.
"Uns geht's gut, aber was passiert ist, kann ich dir nicht sagen."
Die beiden Männer kniffen die Augen zusammen, als hätten sie ihre Brillen vergessen und sähen nun nicht klar. Elizabeth kniete sich vor William und tatsächlich! Er streckte ihr die Hand entgegen, als wollte er testen, wie weit sie entfernt war. Sie gab ihm ihre Hand, als er sie nicht erreichte und er ergriff sie.
"Was ist mit euren Augen?"
"Dieser Blitz. Alles war furchtbar grell. Ich schätze es hat uns so sehr geblendet, daß unsere Augen eine Weile brauchen, bis sie sich erholt haben," antwortete er ihr, während sie ihm auf die Beine half.
Irgendwie wankte ihr Geliebter ziemlich und erinnerte sie an Jacks Gangart. Als er einigermaßen sicher stand, wandte sie sich dem anderen Mann zu und versuchte ihm aufzuhelfen, aber es gelang ihr nicht, ihn auf die Beine zu bekommen. Immer wieder drehte er sich, die Knie wurden weich und er fiel wieder zu Boden, riß die Frau beinahe mit sich.
"Argh! In meinem Schädel dreht sich alles!"
Er hielt den Kopf mit den Händen, als könne er den Schwindel dadurch aus selbigem verbannen. Aber es drehte sich alles weiter. Er spürte Elizabeth` zarte Hände, die sich auf seine Ohren legten.
"Der laute Knall hat etwas damit zu tun. Selbst William steht nicht sicher. Aber du, der ja sowieso immer herum torkelt..."
"Ich torkele nicht." Unterbrach sie der Kapitän. "Ich schreite. Mein Gang huldigt dem Meer und seinen Wellen."
Die Frau lächelte sanft.
"Sicher. Ich hoffe, das bleibt nicht auf Dauer Jack, sonst hast du ein Problem."
Dem war wohl so und Sparrow erkannte dies auch. Obwohl er nicht viel sah wirbelte seine Umgebung, ihm wurde schlecht. Er wunderte sich, daß dieser Schwindel erst jetzt eingesetzt hatte, doch zuvor war er wohl einfach zu beschäftigt gewesen. Nun aber, da er hier saß, hatte das Chaos Zeit, sich seiner zu bemächtigen.
"Ich kann... nicht auf...stehen," stöhnte der Kapitän.
Elizabeth verschwamm vor seinen Augen zu einem verwirrten Klecks.
"Keine Sorge, das mußt du nicht, ich werde ein paar Männer suchen, die dich in deine Kabine tragen," meinte sie ruhig und wies einen halb blinden Will an, nachzusehen, wer dazu in der Lage war.
Da fiel der Oberkörper des Kapitäns zurück und der Kopf knallte hart aufs Deck.
"Jack!"
Die junge Swann war erschrocken, beugte sich über den Mann vor ihr. Seine Augen waren verdreht und er wand sich hin und her.
"Mir geht's... gar nicht gut," stöhnte er.
William beschleunigte seine Suche tastend nach einem einigermaßen sehfähigen Mann auch wenn er selbst ja fast blind war.
Elizabeth versuchte den Kopf des Kapitäns fest zu halten, aber das schien die ganze Sache nur noch schlimmer zu machen. Plötzlich fing er an zu würgen. Der Schwindel hatte seinen Magen verwirrt und dieser wehrte sich nun durch einen hartnäckigen Brechreiz. Zuerst erbrach der Kapitän nicht, aber als der Reiz zu stark wurde, konnte er nichts dagegen tun. Schnell drehte Elizabeth seinen Kopf zur Seite, damit er nicht erstickte. Es kümmerte sie nicht, daß etwas des Erbrochenen über ihre Hand lief, aber sie hatte sichtlich Mühe seinen Kopf in dieser Stellung zu halten.
"Oh mein Gott, Jack!" rief sie aus. "Was soll ich tun?"
Doch der Kapitän konnte ihr keine Antwort geben, konnte sie kaum hören. William kam zurück gewankt mit einem stämmigen Piraten, der selbst Schwierigkeiten hatte, sich auf den Füßen zu halten. Er ließ sich neben sie auf die Knie fallen. Sofort untersuchte er die Augen des Kapitäns, wozu er sehr nahe ans Gesicht heran mußte, da sein Sehvermögen noch nicht wieder hergestellt war. Er roch den sauren Geruch der Galle aus Jacks Mund. Die süßliche Rumfahne war völlig davon verdrängt. Die Augen waren verdreht und konnten keinen festen Punkt erfassen.
"Nimm die Hände von seinen Ohren!" wies er Elizabeth an.
Schnell zuckte sie weg und William übernahm es, Jacks Gesicht zur Seite zu drücken, ohne dessen Ohren zu berühren. Der junge Mann war sich sicher, daß es etwas mit ihnen zu tun hatte, wußte aber nicht, wie er ihm helfen konnte. Aber er vermutete jemanden, der es konnte...
"Sieh zu, ob du Iona findest!"
Elizabeth nickte heftig und rannte davon. Wo war die junge Frau? Vorhin war sie an der Kajüte gewesen, wo sie sich Waffen besorgt hatten... aber nun? Sie erinnerte sich, gesehen zu haben, daß sie zum Steuerrad hinauf gestiegen war, also hastete sie schnell die Treppe hinauf... und fiel!
Mit einem leisen Schrei ging sie zu Boden, als sie an etwas hängen blieb, aber sie konnte sich mit den Händen noch rechtzeitig abfangen. Schnell sah sie unter sich und erkannte, was ihr als Stolperfalle gedient hatte. Lara Jade lag bewußtlos am Boden. Schnell raffte sie sich auf und suchte nach dem Puls der Frau. Sie war blaß und Blut rann über ihr schönes Gesicht, hob sich extrem von der weißen Haut ab. Erleichtert stellte Elizabeth fest, daß der Puls noch vorhanden war. Sie packte sie an den Schultern und schüttelte sie sanft.
"Lara! Lara! Wach auf!"
Benommen öffnete die rothaarige Frau die Augen. Diese waren matt und müde.
"Lara, wo ist Iona?"
"Sie... sie... da war ein Pirat. Er hat... nach ihr gegriffen."
Elizabeth erschrak.
"Wo ist sie jetzt?"
"Ich weiß es nicht. Bevor ich etwas unternehmen konnte, muß mich einer von hinten nieder geschlagen haben. Ich... weiß nicht, wo sie nun ist."
Elizabeth sah sich um, so heftig, daß ihre Locken mitwirbelten. Aber die zarte Frau war nicht hier.
"Ich befürchte," meine Lara mit heißerer Stimme, "sie haben sie mitgenommen..."
"Nein!" flüsterte Elizabeth.
Jetzt hatten sie ein Problem. Nicht nur, daß es Jack schlecht ging und nun keiner da war, der ihm helfen konnte... sie hatten auch noch eine Freundin an den Feind verloren. Eine mächtige Verbündete. Was konnte Seth wohl anrichten, wenn er hinter das Geheimnis der Steine kam?
Die Frau in ihren Armen bewegte sich langsam und drehte sich aus der Umarmung. Dabei gab sie einen zischenden Laut von sich, als sie sich an den Kopf faßte.
"Kannst du laufen?"
"Ich glaube schon, wie sind die weiteren Verluste?"
Lara Jade sah die aufsteigende Besorgnis in Elizabeth` Augen und sofort ging sie in ihre eigenen über.
"Was ist?"
*~*
Sie kamen die Treppe herunter und fanden Will und Jack noch so vor, wie Elizabeth sie verlassen hatte, nur daß der Kapitän noch mehr erbrochen hatte. Der Brechreiz hielt an, aber der Magen war leer und so krampfte sich der Bauch umsonst zusammen, schmerzte. Jetzt erkannte Lara, wie ernst die Lage war. Schnell kniete sie neben William.
"Er ist nicht mehr ansprechbar," berichtete Will. "Er würgt immer noch, obwohl schon alles draußen ist. Wo ist Iona?"
"Sie ist nicht mehr da. Ich fürchte... Seth hat sie."
Will erstarrte und Jacks Kopf hatte die Möglichkeit, sich seinen starken Händen zu entreißen, wand sich dann hin und her. Schnell bemerkte der Mann seine Unaufmerksamkeit und wandte sich wieder dem Kapitän zu.
Aber es beschäftigte ihn, daß Iona dieses Schicksal ereilt hatte. Seth... Haß wallte immer wieder in ihm auf, wenn er an den jungen Mann und früheren Handlanger seines Vaters dachte. Was hatte er noch gleich gesagt? Hatte er Bill Turner als seinen eigenen Vater bezeichnet? Dieser Fanatiker! Er haßte ihn mit jeder Fiber seines Herzens und jetzt noch mehr, wenn dies möglich war. Er hatte diese zarte junge Frau entführt, die seine einzige Hoffnung war, diese furchtbaren Bilder aus dem Kopf zu bekommen. Wenn er ihr auch nur ein Haar krümmte... Er mochte Iona. Trotz ihrer Jugend schien sie unendlich weise, so viel älter. Außerdem fand er sie faszinierend, ihr Wissen so geheimnisvoll... diese Sprache, die sie gemurmelt hatte in der Nacht ihrer ersten Sitzung, sie war so schön, so sehnsüchtig gewesen. Gerne hätte er mehr erfahren.
Sein Entschluß stand fest. Er würde auf die Jagd gehen. Unbewußt fletschte er die Zähne.
Hilflos standen sie um den Kapitän. Da wandte sich Lara zu Elizabeth.
"Wo ist mein Vater?"
Da schoß es durch ihren Kopf. Elizabeth zeigte mit einem schlanken Finger auf die Türe, die unter Deck führte.
"Er ist noch unten, sein Bein war verletzt. Aber abgesehen davon geht es ihm gut."
Schmerz brandmarkte Laras Gesicht nun.
"Du, komm mit!" befahl sie grob dem großen Piraten, den William kurz zuvor aufgetrieben hatte.
Dieser traute sich nicht der Frau zu widersprechen, auch wenn er lieber bei seinem Kapitän geblieben wäre und sowieso nicht gerne auf Anweisungen weiblicher Personen reagierte. Aber gegen Lara machte er keinen Widerlaut, sondern ging nur schnell hinter ihr her, als sie zielstrebig das Deck verließ.
"Lara!" rief Will verzweifelt.
Was sollte er denn nun tun? Jack sah nicht gut aus... Er konnte ihm nicht helfen.
Aber nach wenigen Minuten kehrte sie zurück, zusammen mit dem anderen Piraten ihren Vater stützend.
Marley humpelte, aber sein Geist war klar und er erkannte sofort, daß Jack böse Probleme hatte. Seine Stützen ließen ihn an der Seite des Kapitäns nieder. Er betrachtete sich den zuckenden Mann genau, wandte sich dann William zu.
"Nicht ansprechbar?"
"Nein."
"Wie lange schon?"
Will ließ die Luft langsam aus seinem Mund entweichen, als er nachdachte.
"Etwa zehn Minuten. Hat so lange erbrochen, bis er nichts mehr im Magen hatte."
Marley nickte und zog seine Tochter an der Hand zu sich.
"Geh zu meiner Hängematte im Mannschaftsraum. Darunter ist eine kleine Holzkiste, bitte bring sie mir."
Lara nickte und eilte sofort davon. Elizabeth betrachtete sich das Bein des ersten Maates. Er hatte es so gut es ging mit seinem Hemd verbunden und saß nun mit nacktem Oberkörper da. Gänsehaut bildete sich auf der Haut, ein Zeichen, daß er fror. Kein Wunder, dachte die Frau bei sich. Er hatte ja dazu auch noch Blut verloren. Sie eilte in Jacks Kajüte und schnappte sich zwei Decken, eine für Jack, eine für den Maat.
Als sie wieder nach draußen kam, rannte auch Lara gerade auf die Gruppe zu. Langsam sammelten sie auch schon Mannschaftsmitglieder beim Kapitän und verfolgten besorgt, wie es ihrem Kapitän erging. Aber Lara interessierten sie nicht. Sie sah in den Männern ein Hindernis.
"Na los! Macht Platz da, ihr Landratten!" schimpfte sie schroff. "Ihr würdet besser daran tun, das Schiff so gut wie möglich auszubessern, damit helft ihr eurem Kapitän mehr, als mit unnützen Gegaffe!"
Das schien einleuchtend. Zögernd, aber einsichtig machte sich ein Pirat nach dem andern daran, sich nützlich zu machen. Sei es, die Löcher provisorisch zu reparieren, oder das Deck vom Blut und Toten zu säubern.
Marley machte sich am Kapitän zu schaffen. Er nahm dessen Gesicht in seine Hände und sah ihn eindringlich an.
"Kapitän! Jack! Hey... zwecklos, er wird nichts herunter bekommen... sowieso fraglich, ob er es nicht sofort wieder ausspucken würde."
Er nahm einen Lappen aus der Kiste und eine kleine Flasche. Er tränkte das Tuch mit einer durchsichtigen Flüssigkeit. Der beißende Geruch, der in Laras Nase stieg, verriet ihr, was es damit auf sich hatte... Äther.
Als Marley den Stoff sachte über Jacks Mund und Nase legte, erstarben die Zuckungen, die seinen Körper nicht zur Ruhe kommen ließen, das Würgen hörte auf. Arme und Beine erschlafften und das Bewußtsein des Kapitäns glitt hinüber in die erlösende Dunkelheit, so fand er endlich Frieden.
"Jetzt kann er wenigstens schlafen und hat Zeit, sich zu erholen," meinte der erste Maat leise.
*~*
Edward Norrington spürte den Wind auf seiner Haut, wie er diese mit feinsten Wassertröpfchen benetzte und eine Salzschicht zurückließ. Er war aufgebrochen mit seinem größten Schiff, der Dauntless. Zwar hatte er ein weiteres Schiff unter seinem Kommando, aber er wollte Port Royal nicht unbeschützt lassen. Seine weiße Perücke saß perfekt, wie immer war sie ordentlich gekämmt und gelegt. Als Vertreter des Gouvernors mußte er auch würdig aussehen.
Bald würden sie Concordia erreichen. Nur noch zwei oder drei Tage. Er fragte sich, was ihn auf seiner Jagd begegnen würde, wie schnell es ihm möglich war, Kapitän Jack Sparrow zur Strecke zu bringen... Er freute sich darauf. Wieder etwas Abschaum weniger auf der Welt. Ein selbstsicheres Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er malte sich aus, wie es sein würde, diesen Halunken am Galgen baumeln zu sehen... und daß er diesmal auch daran glauben mußte.
Gilette kam zum Steuer herauf und salutierte vor dem Commodore, stand stramm und ordentlich vor ihm.
"Commodore Norrington, ich fürchte, es zieht Nebel auf!"
Ja, er hatte dies auch schon bemerkt, die Luft verdichtete sich in dieser Region und weiter vorne nahe des Horizonts war ein weißer Streifen zu sehen, wo der Nebel Herr über die Luft geworden war. Es paßte dem Mann nicht, aber wenn es sein mußte, würden sie eben abwarten, bis er sich verzogen hatte. Doch fürs erste konnten sie die Fahrt fortsetzten.
*~*
"Was habt ihr nun vor?" fragte Will mit ruhiger Stimme und sah sich in der Runde um.
Sie hatten sich in der Kajüte des Kapitäns versammelt, der immer noch bewußtlos vom Äther auf dem Bett lag. Lara, Elizabeth, und Hank standen um den Schreibtisch, während der verwundete Marley im Stuhl des Kapitäns Platz genommen hatte. Er starrte auf die Karte vor ihm, sah nicht begeistert aus. Aber die Entscheidung lag bei ihm. Alle schauten den ersten Maat an, der nun das Kommando hatte. Alle waren sie bitter ernst, denn jeder von ihnen hatte einen Schaden von der Schlacht getragen, der eine offensichtlicher, der andere versteckt. Aber niemand war im Moment so zugerichtet, wie der Kapitän. Wäre er noch im Stande das Schiff zu führen, so wäre die Stimmung sicher besser gewesen. Will überlegte, warum es gerade ihn so schwer getroffen hatte. Es konnte nur mit seinem seltsamen Gang zu tun haben. Vielleicht war sein Gleichgewichtssinn schon früher in Mitleidenschaft gezogen worden und nun ganz zusammengebrochen. Er sah auf, als der alte Pirat sprach.
"Die Pearl hat großen Schaden genommen und muß schnell repariert werden," sein Finger wanderte auf der Karte entlang und verharrte an einer Bucht. "Dies ist der nächste Ort."
"Dann nichts wie hin," meinte seine Tochter.
Aber Elizabeth erkannte, was Marley zögern ließ, sie erinnerte sich an den Namen des Ortes, der gerade von der Fingerkuppe verdeckt war.
"Port Concordia," flüsterte sie.
Der erste Maat sah zu ihr auf mit fragendem Blick.
"Ihr kennt den Hafen?"
Sie nickte nachdenklich, ihre goldenen Locken fielen dadurch über ihre Schultern und hingen herab.
"Mein Vater führt Beziehungen mit dem hiesigen Gouvernor. Ich war vor Jahren einmal hier."
Marley nickte. Zum einen war es schlecht, daß sie mit Elizabeth Gefahr liefen, erkannt zu werden, vor allem, da sie als vermißt gelten mußte. Auf der anderen Seite... es war immer gut, einen Ortskundigen dabei zu haben.
"Denkt Ihr, er könnte Euch erkennen?"
Elizabeth zuckte mit den Achseln.
"Könnte sein, könnte nicht sein. Man erinnert sich normalerweise nicht gut an ein Gesicht, welches man nur zwei mal im Leben gesehen hat, wenn auch für zwei Wochen. Jedoch ist der Gouvernor ein sehr Aufmerksamer Mann mit Augen, die viel mehr in allem sehen, als ein normaler Mensch darin vermuten würde."
Ein Seufzen entfloh den Lippen des Maates. Es war ihm nicht geheuer. Er hatte schon einige Geschichten über John Harington gehört, die ihm nicht gerade Mut machten.
"Ein weiteres Problem ist, daß diese Stadt völlig sauber ist."
"Wie meinst du das?" fragte Hank.
"Ihr werdet dort kein Gesocks in den Hafenkneipen finden, keinen Bettler auf der Straße. Alles brave, feine Bürger und alles, was nicht in diese Idylle paßt, wird entfernt."
Entfernt. Das klang seltsam in den Ohren der jungen Swann, aber sie war schon lange darauf gekommen, warum dieses Hafenstädtchen so perfekt schien. Ihr Vater hatte sie bei ihrem Besuch dort nicht damit konfrontieren wollen und auch danach hatte er ihr nichts davon gesagt. Sie war mit den Jahren dahinter gekommen, hatte sich ihren Teil gedacht. Ihr Vater hatte diese Methode nicht wirklich gut gehießen, auch wenn sie sehr effektiv war. Aber er hatte niemals Menschlichkeit gegen Perfektion getauscht, dazu sah er zu klar.
"Lord Harington regiert mit starker Hand. Alles dort ist beinahe utopisch, aber eben nur fast. Die Mittel, mit denen dieser Zustand gehalten wird, sind alles andere, als gut. Bettler werden vertrieben und Trunkenbolde werden ins Gefängnis gesteckt oder wenn das nicht hilft, aus der Stadt geworfen. Die Menschen sagen nichts gegen diese Ungerechtigkeit, denn das sichert ihnen den ruhigen Lebensstandart."
"Dann können wir auf keinen Fall dort anlegen," meinte Will dunkel.
"Nein," Marley schüttelte den Kopf. "Die Black Pearl ist dafür zu bekannt. Kein Piratenschiff kommt in den Hafen. Aber wenn wir außerhalb anlegen und dort die Dinge kaufen, die wir brauchen, dann könnten wir die Pearl reparieren. Wird nur eine ganz schöne Schlepperei. Außerdem..." er sah zu Hank, der ziemlich schmuddelige Kleidung trug, "... müssen wir uns dann angemessen kleiden, um nicht aufzufallen."
"Was?" Hank schien empört. "Ich werde keinen feinen Fummel anziehen! Das zwickt und juckt an jeder Stelle, sogar..."
"Wahrscheinlich würden sie dich ins Gefängnis stecken, wenn du dort herum läufst, wie ein Vagabund," unterbrach ihn der Maat, bevor der Pirat zu Ende sprechen konnte.
Lara verdrehte die Augen, als sie erfaßte, was dies für sie bedeutete... vielleicht sollte sie lieber auf dem Schiff bleiben und beim Reparieren helfen. Ja, das wäre wahrscheinlich am Besten.
"Kaufen?" fragte Elizabeth. "Ihr wollt das Material kaufen? Mit welchem Geld? Ihr seid Piraten!"
"Oh, Jack hat schon für sein Schiff gesorgt. Wir führen immer eine kleine Truhe Gold mit, für eventuelle Notfälle."
Marley betonte das Wort "Notfälle" ziemlich stark, so daß Elizabeth keine Schwierigkeiten hatte, zu erraten, welche das sein konnten. Vorräte, Reparaturen... für eventuellen Rumschwund auszugleichen. Sie mochte die Vorstellung nicht wirklich, wieder an diesen Ort zurück zu kehren. Aber was sie doch erfreute, war die Aussicht, wieder einmal ein Kleid zu tragen. Die Mode, ein Spezialmodell aus Frankreich zu tragen, schickte ihr Schauer über den Rücken, aber ein ganz normales Kleid, aus zartem, leichten Stoff... diese Vorstellung war zu schön. Und dann eine kleine Teestunde in angenehmen Ambiente...
Aber schnell kehrte sie in die Gegenwart zurück. Marley fiel gerade die Entscheidung.
"Es muß sein, die Pearl muß repariert werden. Wir legen etwa in drei Tagen bei Concordia an und versuchen unser Glück."
"Und Iona?" fragte Will.
Marley seufzte.
"Ich fürchte, wir können die Verfolgung so nicht aufnehmen. Die Pearl würde es nicht sehr weit machen. Selbst auf dem Weg zum Hafen werden wir ziemliche Schwierigkeiten haben. Hank, teile die Mannschaft zu gleichen Teilen, daß sowohl Tags, als auch Nachts genug Männer zur Verfügung stehen. Iona, so leid es mir auch tut, muß warten, bis die Pearl wieder flott ist. Ich hoffe inständig, daß dieser Dreckskerl ihr nichts tut.... oder hinter die Macht der Steine kommt."
Eine winkende Handbewegung begleitete diesen letzten Satz des ersten Maates und alle erkannten das Zeichen, daß sie den Raum verlassen sollten.
Lara war beruhigt, daß ihr Vater diese Situation so gut meisterte und empfand Stolz. Außerdem war sie beeindruckt, mit welcher Selbstsicherheit er sich Jack angenommen hatte. Äther... nun ja, wenigstens hatte der Kapitän dadurch nicht mehr so sehr zu leiden. Hoffentlich erholte er sich bald. Sie kam der Aufforderung ihres Vaters - und nun auch Kommandeurs der Pearl - nach und wandte sich ab, um zusammen mit den anderen den Raum zu verlassen, lief direkt hinter dem jungen Turner, dessen langer Umhang leicht mit seinem Schritt schwenkte und wie das Gefieder einer schwarzen Krähe glänzte. Der Stoff mußte sehr fein sein, auf der anderen Seite sah der Umhang schwer aus, wie er über den Boden schleifte. Wahrscheinlich war er von schwerem Futter.
In ihren Gedanken verloren bemerkte sich nicht, wie Will zwischen Tür und Angel stehen blieb und lief direkt in ihn hinein.
"Paß doch..." sie sagte die Mahnung nicht zu Ende.
Elizabeth drehte sich um und schaute ihren Geliebten angsterfüllt an.
"Will?" fragte sie.
William hielt sich die Hand an die Stirne, hatte die Augen geschlossen. Elizabeth legte sachte ihre zarte Hand auf seine Wange. Der Mann ergriff diese aber mit seiner freien und zog sie vom Gesicht weg, gab ein leises Zischen von sich.
Marley, der darauf aufmerksam geworden war kam heran gehumpelt, sah besorgt auf die junge Frau, die im Griff des Mannes gefangen war.
"Was ist, Will?" fragte er ruhig mit dunkler, brummender Stimme.
Will zwang die Hand von seinem Kopf, drehte sich aber nicht um. Statt dessen ließ er Elizabeth los und ging davon.
"Es ist nichts!"
