Sodala. Endlich wieder ein Kapitel. Jetzt kommt mal wieder etwas Plot.
Außerdem muß man ja auch irgendwann anfangen kleine Mysterien aufzubauen,
Intriegen und Geheimnisse. Aber damit ihr auch alles im blick behalten
könnt, fangen wir klein an... Die nächsten 2 Kapitel sind bereits
geschrieben auf meinem nervigen PC, der dauernd abstürzt. Jedenfalls, hoff
ich, daß es das nächste Mal net so lange dauert, bis das nächste Chap
hochgeladen werden kann... *bibbert, daß ihr net böse seid*... Have Fun!
@Liberty: Hm... Verschwinden von Lizzy? *evil grin*... Aber Monopoly kann ich auch ganz gut. Los zum Duell!
@Sparrow-666: Jupp, die Uni... Komme kaum zum schreiben. Hoffe, es entspannt dich wieder etwas *lol*.
@Elanor8: *stellt einen Ventilator auf*... obwohl.. eigentlich recht einfaches Kapitel. *packt das Ding wieder ein*. Man kann ja net nur spannende Szenen haben, also besteht keine Gefahr für dich.
@Minui: Naja, Storybord wieder verworfen. War mir zu langweilig und durchsichtig. Muß mir mehr Mühe machen *g* aber die Grundideen bleiben, du darfst dich freuen!
@Jenny: Ja, Jack tut mir auch leid, aber denkst du wirklich, daß er sich den Spaß entgehen läßt?
@Nilaihlah: *verbeug* Danke, danke! *wird ganz rot*... des tut dem Ego gut! Da schreib ich auch auf jeden Fall weiter!
@Vicky23: Sorry so ist nunmal des Leben. Außerdem sind um diese Jahreszeit doch sowieso alle krank, oder? *hüstel* nu ja... kannst ja gucken, ob se wieder gesund werden *reibt Hände*
@Azrael: Oooooooooohhh... des tut mich aber leid *pfeift*, taja, was mach ich denn da nur?
@Elle: Oki, hat dir net so gefallen? Mal sehn, ob ich's demnächst besser mach. *gibt sich Mühe*
*~*~*~*~*
A Sons Revenge 5
John Harington
"Norrington. Edward Norrington, Abgesannter des Gouverneurs von Port Royal," meldete der Commodore dem Hafenmeister, welcher seinen Namen aufnahm.
Sogleich zahlte er auch die Gebühr für das Anlegen bei Port Concordia. Sofort erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des dicklichen schwammigen Mannes und er strich die Groschen ein.
Norrington winkte ein paar Männer zu sich und wies sie an, ihn zu begleiten. Gilette blieb auf dem Schiff, der Commodore wußte, daß die Dauntless in guten Händen war. Zusammen mit seinen Soldaten verließ er den Pier und kam zur Straße. Tief sog er die süßliche Luft des Städtleins ein und genoß die Würze, die sich mit der salzigen Seeluft vermischte. Die Häuser hier sahen alles ziemlich gepflegt aus. Natürlich im Verhältnis gesehen, denn auch in Concordia wohnten die einfachen Leute, Handwerker und niederer Bürgerstand in Hafennähe. Die weiter am Rande des Hafens liegenden Häuser waren den Begüteten vorbehalten. Aber diese einfachen hier, waren nicht wirklich verfallen, die Straße war sauber und belebt. Kein Bettler saß am Rande, um für eine Mahlzeit zu beten. Selbst die Seemänner, welche ihre Ladung aufnahmen oder löschten, benahmen sich, sangen höchstens ein paar alte Lieder. Aber keiner von ihnen war betrunken, sie waren sogar relativ gut gekleidet.
*Haben wohl ihre Sonntagsklamotten herausgeholt,* dachte Norrington bei sich.
Diese Männer beluden ein dunkles, großes Schiff, welches der Dauntless ohne weiteres Konkurrenz machen konnte. Es war keines der Royal Navy, denn sonst hätte er es gekannt oder zumindest davon gehört. Aber etwas erregte seine Aufmerksamkeit: Die Männer nahmen auch Holz an Bord und ein Mast schien zu fehlen. Also sah er den Hauptmast hinauf, aber seine Vermutung wurde wie erwartet nicht erfüllt. Kein Jolly Roger. Aber Edward hätte sich auch nicht vorstellen können, daß ein Piratenschiff sich getraut hätte, hier anzulegen. Der hiesige Gouverneur hatte zu viel Macht, zu viel Stärke. Die Festung verfügte auch über gute Geschütze und einige gute Schiffe, ganz davon abgesehen über jede Menge Männer.
*Wunderschön, dieses Fleckchen Erde.*
Der Commodore hob eine Hand, um eine herannahende Kutsche auf sich aufmerksam zu machen. Langsam kam sie angefahren und stoppte vor den Kunden. Er warf einen Blick auf die braunen, großen Pferde, aber diese waren gut gepflegt und genährt. Er wunderte sich über den Wohlstand, den dieser sehr kleine Hafen erreicht hatte. Es war nicht zu glauben, aber man zählte die Einwohner hier auf weniger als 5000 und dennoch war dies ein sehr wichtiger Handelsplatz.
Er wandte den Blick von den prächtigen Tieren ab und bestieg die Kutsche, seine zwei Männer folgten. Sie war in dunklem Holz gehalten und innen mit grünem Stoff bezogen. Für eine einfache Kutsche nicht übel.
"Zum Schloß des Gouvernors," wies Norrington den Kutscher an.
Er war gespannt auf Harington. Zwar war er dem Mann noch nie begegnet, aber ihm war schon viel zu Ohren gekommen. Der Gouvernor mußte ein großer Mann sein, um viele Ecken mit der Königsfamilie verwandt, also von Adel, was aber nicht bedeutete, daß er nichts vom Kampf verstand. Im Gegenteil, es hieß, der Gouvernor wäre seinen taktischen Spezialisten weit überlegen. Wenn Norrington da an Swann dachte, überkam ihn ein kleines Lächeln. Er hegte großen Respekt für den Mann, der viel von seinem Amt als Gouvernor verstand. Er pflegte Beziehungen und kümmerte sich darum, daß Port Royal am Handel stets teilnahm. Aber von Taktischen Dingen verstand er nicht viel und selbst in der Regierung seines Bereiches kam er nicht an Harington heran.
Die Kutsche fuhr quer durch die ganze Stadt. John Harington wohnte in einem kleinen alten Schloß, das er einst gekauft und renoviert hatte. Anscheinend wollte er die Tradition fortführen, als Adeliger das Privileg zu haben, in einer solchen Residenz zu leben. Norrington staunte immer mehr. Sie kamen an einer Parkanlage vorbei, die über alle Maßen beeindruckend war. Das Grün war gut gepflegt und sogar ein Springbrunnen zierte die Mitte des Platzes, der mit Wegen übersät war. Leute flanierten darauf entlang, alle gut gekleidet und höheres Bürgertum, die Männer die Frauen höflich am Arm geleitend, die Frauen in schönen Kleidern und ihre Sonnenschirmchen über sich haltend.
Kurz hatte Norrington der Vorstellung nachgegeben, selbst dort zu laufen mit Elizabeth an seinem Arm, wie sie lachte und ihm zustimmte, als er seine Meinung über Piratentum vertrat.
Aber schnell schob er dieses Bild bei Seite. Zum einen war Miss Swann nicht hier, zum anderen hatte sie eine ganz eigene naive Einstellung zu Piraten. Sie war in dieser Beziehung immer noch wie das Kind, welches er damals an Bord gehabt hatte.
Die Kutsche hielt an und Edward schreckte aus seinen Gedanken hoch.
"Wir sind da, Sir," meldete der Kutscher und die Soldaten stiegen aus.
Der Commodore wies einen seiner Leute an, den Mann zu bezahlen und ging dann mit dem anderen voraus.
Dieses Anwesen war beeindruckend. Auch wenn das Schloß klein war, überbot es doch die Größe einer "gewöhnlichen" Villa bei weitem. Ein Zaun aus Eisenstäben umgaben das Haus an der Vorderseite. Jeder dieser Stangen endete in eine Spitze. Wenn man aber am Schloß vorbei sah, konnte man erkennen, daß dieser Zaun weiter hinten in eine Mauer über ging, auf der weniger lange Stäbe gleicher Machart waren.
Der Vorgarten war gepflegt und ein breiter Weg führte zur Tür des Hauptgebäudes, gesäumt mit starken Eichen, die Schutz vor Wind oder Sonne gewährten. Am Tor waren zwei Wachen der Royal Navy postiert, an die sich der Commodore wandte.
Zu seiner Überraschung wurde er sofort eingelassen. Er hätte zumindest damit gerechnet, warten zu müssen, bis einer ihn beim Herrn des Hauses gemeldet hatte. So trat er also ein und brachte den ganzen Weg zwischen Tor und Haustür hinter sich... es mußten beinahe 150 Meter gewesen sein. An der Türe angekommen wurde ihm geöffnet noch bevor er klopfen konnte.
Ein Mann in grauer Uniform öffnete und erwies sich als der Butler des Herrn Gouvernors persönlich. Norrington kam nicht umher, sich seine Überraschung anmerken zu lassen.
"Der Gouveror erwartet sie bereits Commodore Norrington, wenn ich recht vermute," sprach der Mann in einer feinen Stimme.
Norrington nickte und wurde eingelassen. Drinnen nahm sein Erstaunen kein Ende. Alles war unglaublich edel. Die Eingangshalle war groß und hell beleuchtet durch die großen Fenster. An den Wänden hingen Bilder in mächtigen und feingeschnitzten Rahmen. Des Gouvernors Vorfahren starrten auf sie hernieder, schienen jeden Besucher streng zu mustern. Ein edler Teppich führte die Treppe hinauf in weinrot gehalten. Die Treppe selbst war noch aus der Zeit vor der Renovierung, aus weißem Stein. Wahrscheinlich kein Mamor, dachte der Commodore, aber dennoch sehr eindrucksvoll. Er verfolgte den Teppich nach unten zurück, er endete direkt am Treppenanfang. Somit verdeckte er nicht das riesige Kunstwerk, welches Norrington nun auffiel. Es bestand aus zwei Teilen, die ineinander übergingen. Oberhalb, nahe der Treppe und besser vom Fenster her beleuchtet, war das Bild heller und freundlicher. Alle möglichen Pflanzen waren zu erkennen, wie sie sich auf dem Boden entlang schlängelten. Früchte und Vögel waren mit winzig kleinen Steinchen nachgebildet. Dieser Teil des Mosaiks zeigte die Erde, fruchtbar und schön.
Aber je weiter man den Blick sinken ließ, desto dunkler wurden die Steine, bis sie in ein Schwarz übergingen, welches mit feurigem Rot durchsetzt war. Ein großer Mann reckte sich dort empor zur Erde. Er war nackt und stark, aber von einer grausamen Schönheit. Er griff nach einer ebenfalls nackten, zarten Frau, welche zwischen Erde und dieser Unterwelt zu schweben schien an den Hüften, zog sie zu sich. Die Frau, verzweifelt die Hände nach oben gerichtet, konnte sich nicht wehren, mußte dem Mann nachgeben.
Etwas an diesem Mosaik machte den Commodore traurig. Er verstand nicht allzuviel von solcher Kunst, aber das Bild bewegte ihn dennoch. Er empfand Mitleid mit der hilflosen Frau.
Der Butler riß ihn aus seinen Gedanken.
"Bitte folgen sie mir, Sir," bat er ihn und Norrington stimmte zu.
Die Einladung war nur an ihn gegangen, also wies er seine Begleiter an, im Atrium zu bleiben.
Er wurde nun die Treppe hinauf geführt und spürte, wie der Teppich seine Schritte abfederte. Oben ging die Treppe in einen Gang über, dem entweder nach Links oder nach Rechts gefolgt werden konnte. Der Butler nahm ersteren Weg und sie schritten durch einen langen Gang. Links und rechts schienen alte Ritterrüstungen den Weg zu bewachen und zwischendrin hingen wiederum Bilder. Der Gang war nicht mehr hell erleuchtet, dafür fehlten die großen Fenster. Aber Unmengen an großen Kerzenständern standen in allen Ecken, schafften wahrscheinlich in der Nacht mehr als genug Licht. Hier und da war links oder rechts eine alte Eichentür.
Irgendwie beschlich den Commodore ein Gefühl, als wäre er um einige Jahrhunderte zurückgeworfen worden, in eine Zeit, die sehr viel rauher gewesen sein mußte, nicht so zivilisiert, wie die heutige.
Schließlich waren sie am Ende des Ganges angelangt und standen vor einer riesigen Tür. Der Bedienstete öffnete sie und wies Norrington an hinein zu gehen.
"Wollen sie mich nicht melden?" fragte er verdutzt.
Aber der Mann sagte nichts, wartete nur, bis er eintrat. Also tat Edward Norrington, was von ihm verlangt wurde und betrat den Raum, der ganz am linken Ende des Haupthauses gelegen sein mußte. Was sich ihm darbot, ließ ihn erstarren. Direkt vor ihm war ein riesiges Fenster, mindestens zehn Meter groß, von schweren lila Vorhängen eingerahmt. Der Raum war ziemlich tief und auch in der breite groß. Er konnte es gar nicht abschätzen. Die Decke war sicher fünfzehn Meter hoch, wenn seine Schätzung des Fensters in etwa zutraf. Die Wände waren mit Holz verkleidet, dort und an der hinteren Wand, neben dem Fenster hing jeweils ein bild links, eines rechts. Das Linke zeigte einen Mann mit breiten Schultern und markantem Kinn, ein brauner Bart hob dieses noch mehr hervor. Das Haar war voll und die Statur des Mannes selbst geschmeidig, aber sehr kräftig. Sein Blich schweifte stolz über den Raum. Das Bild links neben dem breiten Fenster bildete eine Frau ab, wunderschön und zart mit ernstem Gesicht. Sie war sehr schmal und blaß, aber saß aufrecht und erhaben. Ihre Augen waren irgendwie traurig, wie der Commodore fand, sie sahen in die Ferne, direkt durch ihn hindurch.
Er wandten den Blick von ihr und sah, daß an den Wänden rechts und links Regale in den Raum standen, die den Blick auf die tatsächliche Begrenzung des Raumes verdeckten. Etliche Bücher befanden sich darin, waren ordentlich aneinander gereiht. Edward Norrington staunte nicht schlecht. Es waren mehr Bücher auf einem Haufen, als er jemals gesehen hatte.
"Commodore Norrington," hallte eine dunkle und starke Stimme durch den Raum.
Sein Blick folgte der Stimme und erkannte nun, daß direkt vor dem Fenster ein großer Tisch auf einer Anhöhe stand zu dem zwei Stufen hinauf führten. Dahinter war die Figur eines Stuhles, aber mehr war nicht zu erkennen, da das Licht direkt in dessen Rücken war.
"Ich habe sie erwartet."
Der Commodore kniff die Augen zusammen, um vielleicht doch erkennen zu können, wer dort diesem Stuhl mit der großen Rückenlehne saß, aber vergeblich, die Sonne gab nur die Umrisse preis. Er hoffte, daß seine Antwort sicherer wirkte, als sie in seinen Ohren klang.
"Ich fühle mich geehrt, Euch endlich einmal kennenlernen zu dürfen, Gouvernor. Als Vertreter des Gouvernors von Port Royal überbringe ich Euch Grüße von Mister Swann. Er bedauert sehr, Euch nicht selbst besuchen zu können, aber..."
"Er ist sehr beschäftigt," schloß die dunkle Stimme nüchtern. "Kommt doch näher und nehmt Platz, Commodore."
Norrington konnte immer noch niemanden ausmachen und begrüßte es sehr, etwas näher treten zu dürfen. Er mochte es nicht, mit einem Unbekannten zu sprechen, dessen Gesicht er nicht sehen konnte. Aus dem Gesicht konnte man oftmals mehr über jemanden erfahren, als durch die Stimme. Augen und Züge verrieten meist, was Worte versteckten. Also schritt er über den hölzernen Boden, der an der Treppe endete und in dunklen Stein überging. Trotz dieser dunklen Farbe, war der Raum sehr hell, was an den Fenstern und den hellen Regalen liegen mußte. Als er hinauf stieg, klärten sich die Umrisse sofort. Norrington war beeindruckt, von dieser Konstruktion, die jedem, der unterhalb der Stufen stand, den Blick auf jeden verwehrte, der sich oben befand. Jedoch sobald man ebenfalls auf der Anhöhe war fiel das Licht ganz anders und man konnte gut erkennen, was sich dort befand.
Der Schreibtisch war geradezu riesenhaft und der Stuhl edel und mit lila Samt überzogen. Davor stand ein kleinerer, aber sicher nicht viel unbequemerer Stuhl, für einen eventuellen Gast... für ihn.
"Ich weiß um die Tochter des armen Gouvernors, Mister Norrington. Ich bin mir sicher, wäre ich auch Vater, so könnte ich das Leid dieses Mannes sicher noch besser nachvollziehen. Zu meinem Bedauern habe ich bis jetzt noch keine Frau gefunden, aber wir sind ja Männer in den besten Jahren, nicht wahr?"
Norrington nickte zustimmend und betrachtete sein Gegenüber, um abschätzen zu können, was wahres an dem gerade Gesagten war.
Der Gouvernor war etwas älter als er selbst, schätzte der Commodore, aber dennoch von gutem Aussehen und Körperbau. Er erkannte diese Züge, sie ähnelten dem Mann auf dem Bild, das er sich gerade betrachtet hatte. Es mußte seinen Vater zeigen... Das Kinn war genauso ausgebildet, sogar der Bart stimmte überein. Die Augen waren hart und unnachgiebig, grün und schienen viel Wissen zu bergen. Seine Schultern waren breit und kräftig und sein Haar von dunklem Braun, anscheinend hatte er es als unnötig empfunden, eine Perücke zu tragen. Seine Haltung ließ darauf schließen, daß er sich seiner Stellung wohl bewußt und stolz war. An der Uniform glänzten diverse Abzeichen, die darauf hindeuteten, daß er einmal zum Militär gehört hatte. Allem in allem gab er einen beeindruckenden Anblick ab. Norringtons Erwartungen waren nicht enttäuscht worden.
"Wie dem auch sei, ich hörte, ihr seid ein Meister Eures Faches und für Euer Pflichtbewußtsein bekannt," fuhr Harington fort.
Edward wurde aus seinen Gedanken gerissen, aber das Lob war ihm nicht entgangen, Stolz wuchs in ihm.
"Vielleicht ist dies etwas übertrieben, aber ich möchte schon sagen, daß ich versuche meinen Pflichten nachzukommen, ganz im Sinne der Royal Navy."
Beobachtend lehnte der Gouvernor sich zurück in den Stuhl und sank in die weiche Polsterung ein.
"So sehr, daß ihr sogar Eure Verlobte entführen laßt, ohne alles daran zu setzten, sie zurück zu bekommen?"
Norrington zog eine Braue hoch... Diese plötzliche Kritik hatte er nun nicht erwartet.
"Oh, versteht mich nicht Falsch, Commodore, aber ich hörte Ihr habt einst einen Handel mit Jack Sparrow ausgeschlagen, der die junge Turner hätte retten können. Ich sagte nicht, daß ich dieses Handeln als schlecht befinde..." der Mann überlegte kurz. "Nein, im Gegenteil. Ich bin beeindruckt, daß Ihr solchem Druck standhieltet. In erster Linie seid ihr Soldat."
Der Commodore entspannte sich langsam wieder.
"Nun, bei Gott, es ist mir nicht leicht gefallen, diesen Schund mit meiner Zukünftigen davon segeln zu sehen. Aber nichts führte mich dazu, ein Geschäft mit Sparrow zu machen... einem Piraten. Ich verabscheue dieses Gesindel!"
Wahrer Ekel war auf seinem Gesicht erschienen. Haringtons scharfe Augen lagen auf dem Commodore, wie Blei. Norrington fühlte sich, fast wie in einem Verhör, obwohl ihm sein Verstand sagte, daß dies lächerlich war. Als der Gouvernor diese grünen Funken nachdenklich schloß, fühlte er einen Stein vom Herzen fallen.
"Ja, aber dennoch ist dieser Pirat entkommen..." brummte der Mann vor ihm. "Jemand hat ihm geholfen nicht wahr?"
"Ihr seid ja blendend Informiert," etwas weckte gewissen Argwohn in ihm.
Hielt Harington etwa Spitzel in Port Royal? Oder hatte ihn Swann tatsächlich so gut informiert?
Da gingen diese grünen harten Augen wieder auf und ließen Edward innerlich zusammenzucken.
"Ich bemühe mich stets darum, um meine Handelspartner informiert zu sein," antwortete er mit außerordentlich scharfen Ton und der Commodore wurde sich seines Standes und seines Auftrages wieder bewußt.
"Natürlich, verzeiht mir meine Neugierde."
Der Gouvernor hob abwehrend seine große Hand.
"Kein Grund zum Verzeihen," doch dieser Blick war immer noch streng, wie zuvor. "Aber wenn jemand Fremdes in die Stadt kommt, dann wird mir davon bekannt. Außerdem versuche ich immer selbst Fragen an denjenigen zu stellen. Es ist niemals schlecht, zu wissen, was in der Welt so vor sich geht. Viele vergessen dies, beschränken sich nur auf das Hier und Jetzt. Dabei ist es heute umso wichtiger, auch zu wissen, wie es sonstwo steht."
Norrington nickte nachdenklich und überlegte, ob Gouvernor Swann dieser Notwendigkeit auch genügend nachkam. Doch bevor er zu einem Entschluß kommen konnte, wandte sein Gegenüber schon die nächste Frage an ihn.
"Wie ist Jack Sparrow entkommen?"
Ein Magen krampfte sich zusammen, als der Commodore schmerzlich an seine Nachlässigkeit erinnert wurde. Zudem wurde ihm übel, wenn er daran dachte, welche Konsequenzen dies gehabt hatte... auch für seine Beziehung zu Elizabeth Swann.
"Ein junger Mann hat ihm geholfen, getrieben von Liebe," gab er zu.
"Liebe?"
"Ja, der junge Schmied kannte sie schon seit Jahren. Eigentlich hatte er sich dadurch der Piraterie selbst schuldig gemacht, aber seine Beweggründe waren verständlich," Norrington versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn das Thema betrübte.
Wie gerne wäre er damals selbst auf die Suche nach Elizabeth gegangen. Dieser verdammte Schmied! Pirat, korrigierte er seine Gedanken. Noch mehr ärgerte ihn, daß er seinen Antrieb nun gut hieß.
"Die jungen Leute... nichts hält sie, nichts wissen sie. Aber ein Mann Eures Standes hätte dies nicht tun dürfen. Was ist mit diesem jungen Mann geschehen? Piraterie ist ein schweres Verbrechen."
"Der Gouvernor hatte Mitleid mit ihm, zumal seine Tochter ihn liebte. Gegen Liebe kann nicht einmal der mächtigste Mann der Welt etwas tun."
"Wahrscheinlich nicht. Wie habt ihr Euch eurem Konkurrenten entledigt?"
Wieder solch eine seltsame Frage...
"Gar nicht. Niemals würde mich eines Mannes "entledigen" aus solch selbstsüchtigen Gründen. Er war eines Tages einfach verschwunden."
Ein kühles Lächeln auf dem Gesicht des Gouvernors.
"Verschwunden... und Ihr wollt mir weis machen, daß ihr nichts damit zu tun habt? Welch glücklicher Zufall nicht wahr? Nein, nein... verzeiht. Mein Argwohn gewinnt manchmal die Oberhand gegen meinen Verstand. Ich habe kein Recht, Euch so etwas vorzuwerfen."
Norrington schnaubte. Dies war das einzige Zeichen seiner Gekränktheit, das er sich erlaubte.
"Aber es ist doch sehr interessant, wenn man verschiedensten Gedankengängen nachgeht, nicht wahr? Böse Zungen könnten ja auch behaupten, daß der Gouvernor und zukünftige Schwiegervater selbst dahinter steckte."
Aber der Commodore ging nicht auf diese indirekte Anschuldigung ein. Dazu war sie zu offensichtlich formuliert worden.
"Ich denke kaum, daß Mister Swann etwas damit zu tun hat, zumal er es war, der ihr Zusammensein genehmigt hatte und großzügig über das Vergehen des Schmiedes hinweg gesehen hat. Er wäre zu solchem nicht fähig."
Harington nickte zufrieden und da erkannte der Commodore, welch ausgeklügeltes Spiel er mit ihm trieb. Durch geschickte Fragen brachte der Gouvernor ihn dazu, seine eigene Meinung kundzutun und seine wirklichen Gedanken freizugeben. Unter diesem scharfen Blick traute sich wohl kaum einer zu lügen, ganz abgesehen davon, daß dieser damit erfolgreich sein könnte. Aber Edward behielt seine freundliche Miene bei.
"Ich weiß nicht, was dem jungen Mann widerfahren ist, aber so oder so, ob er nun entführt wurde, oder nur seiner Bestimmung zum Pirat nachgegeben hatte... es besteht wenig Hoffnung, daß er jemals wieder gesehen wird. Also schließe ich dieses Kapitel meines Lebens und wende mich Neuem zu," endlich hatte der Commodore Gelegenheit, das Thema auf ein anderes Gebiet zu lenken.
"Ein weiser Entschluß. Es ist kaum ratsam, Verlorenem hinterher zu jagen."
Norrington nickte zustimmend.
"So laßt uns zu angenehmeren Themen wechseln. Wie gefällt Euch meine Stadt?"
"Sie ist sehr schön. Mich beeindruckt, wie viel Ihr auf die Beine gestellt habt, was ihr daraus gemacht habt, denn - die muß man sagen - so viele Einwohner zählt ihr gar nicht."
Ein tiefes Lachen.
"In der Tat, dies bekomme ich oft zu hören. Aber mit solch braven und fleißigen Bürgern kann ein Gouvernor fast nichts falsch machen."
"Ihr macht Euch kleiner, als ihr seid. Eine gute Führung macht es aus. Eurer Wissen und taktische Gewandtheit sind mir bekannt. Zu gerne würde ich mich mit Euch darüber austauschen."
Wieder ein Lachen.
"Immer der Soldat, Mr Norrington? Ich dachte Ihr wäret als Diplomat ausgesendet worden."
"Zu meinem Bedauern, verstehe ich mehr von der Navy, als vom Diplomatentum. Dennoch, hat sich bis jetzt noch keiner darüber beschwert."
"Oh, ich war weit davon entfernt, ich zu beschweren. Aber es erfreut mich, einen solch fleißigen Mann zu sehen. Ihr würdet gut hier her passen."
Und wieder hatte der Gouvernor es getan. Norrington schien es, als bestünde ein weiteres großes Geschick dieses Mannes darin, unterschwellige Botschaften zu vermitteln, die der Empfänger auslegen konnte, wie er wollte.
"Vielleicht, wie schon gesagt, ich bin hoch beeindruckt von Concordia. Das Städtchen macht seinem Namen große Ehre. Jedoch ist auch Port Royal nicht zu verschmähen."
"Natürlich nicht, erkennt ihr nicht, wenn jemand im Scherze spricht? Womit ich nun nicht sagen wollte, Ihr wäret Port Concordias nicht würdig."
"Die habe ich keineswegs so aufgegriffen... ich mag aber eher dem Ernst des Lebens zugewandt sein. Mit Scherzen bin ich nicht gewohnt umzugehen."
Der Gouvernor stand auf.
"Wie lange gedenkt ihr hier zu bleiben? Ich könnte Euch ein Zimmer herrichten lassen."
"Ich möchte keine Umstände bereiten..."
"Nicht doch, das tätet Ihr ganz und gar nicht."
"Dennoch ziehe ich es vor auf der Dauntless zu bleiben. Aber ich bin Euch sehr dankbar, für das Angebot."
"Immer der Soldat, nicht wahr?" ein freundliches Grinsen.
Zackig nickte der uniformierte Commodore, um diese Worte zu unterstützen.
"Die Dauntless bleibt noch zwei Tage. Wir wollen nicht abreisen, ohne den unwiderstehlichen Charme Concordias erfahren zu haben."
"Dann wollen wir morgen eine Stadtbesichtigung machen. Ich werde eine Kutsche zum Hafen schicken, die Euch zur frühen Mittagsstund abholt, die beste Zeit, um am Treiben in der Stadt teilzuhaben. Gegen ein Uhr wird uns dann ein Mahl hier auf Highground erwarten."
Höflich verbeugte sich der Commodore vor dem Gouvernor, zum Zeichen seiner Dankbarkeit für dieses Angebot. Mit einem Nicken entließ Harington ihn dann und Norrington machte sich auf den Weg zur Dauntless, zutiefst zufrieden mit dem, was er gerade als Diplomat erreicht hatte.
*Einfacher, als ich dachte.*
*~*~*~*~*
"Ich halte es für besser, wenn du mit gehst."
Marley zerrte an einem Tau, des großen Hauptsegels, aber es bewegte sich kein Stück. Er versuchte es weiter, darauf bedacht, sein Bein nicht mehr als nötig zu belasten. Lara Jade stand daneben, die Arme verschränkt. Für ihren Vater sah sie aus, wie ein kleines, schmollendes Kind, aber es störte ihn nicht weiter, denn er hatte ja schließlich den größten Teil von Laras Jugend verpaßt. Außerdem erinnerte sie ihn in dieser Pose so sehr an ihre Mutter, daß er ihren Anblick sogar genoß.
"Ich werde mich nicht in ein Kleid stecken lassen, Vater," stöhnte die schlanke Frau und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
"Lara, ich wüßte nicht, wem ich es besser anvertrauen könnte, als dir. Jack kann zur Zeit keinen Schritt machen, ohne daß er zusammenbricht. Unsere Männer würden auffallen, wie Kühe im Hühnerstall, diese Piraten sind zu rauh und ungehobelt, ganz zu schweigen von ihrem Aussehen. Genauso wenig verstehen sie sich auf Geldgeschäfte. Elizabeth ist eine starke Frau, aber alleine kann ich sie keineswegs los schicken... und nur mit William Turner..." eine nachdenkliche Pause setzte ein.
Lara wußte, daß es nicht gut war, den jungen Mann und Elizabeth alleine gehen zu lassen. Dafür war Will einfach zu unberechenbar, in seinem momentanen Zustand. Sie seufzte schwer.
"Um Himmels Willen! Dann gib schon her den Fummel!"
Das Tau gab nach und löste sich vollends aus der Halterung. Maat und Tochter mußten einen Schritt zur Seite machen, um dem Seil zu entgehen. Es schlug hart auf den Boden. Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Mannes.
"Es ist in Jacks Kabine. Elizabeth hat sich auch schon eines geholt," er drehte sich um und schloß eine Hand um die rechte Schulter seiner Tochter. "Du wirst es ja nicht lange anhaben müssen. Sobald ihr Holz aufgetrieben habt, schicke ich euch Männer, die es abholen und herbringen. Wir werden alles schnell über die Bühne bringen, du wirst sehen."
Lara Jades Blick wurde sanft. Sie konnte diesem Mann einfach nichts abschlagen. Sie fühlte die innige Verbindung zwischen ihnen... Vater und Tochter, nach solch langer Zeit vereint. Das Leben war zu kurz zum Streiten, sie wollte nicht noch mehr vergeuden.
*~*~*~*~*
"Wir sehen aus, wie eine Gesellschaft," meinte Elizabeth erfreut und sah in die kleine Runde.
William stand zu ihrer Rechten und war wie immer bekleidet mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Hose, nur daß nun der schwarze Umhang fehlte. Er hatte es für besser befunden, ihn nicht anzulegen, da ein solchen Kleidungsstück ziemlich auffällig war, zumal sie sich am Tage in der Stadt sehen lassen würden. Statt dessen hatte er eine braune Jacke angelegt, die in Elizabeth Erinnerungen weckte. Früher hatte der Schmied beinahe nur erdfarbene Sachen getragen. Erst nachdem sie ihn in schwarzer Kleidung gesehen hatte, war ihr auch aufgefallen, daß diese ihn sehr blaß machte... aber es sah auch sehr edel aus. Ihr Vater hätte ihn so wahrscheinlich für einen Höherständigen gehalten. Sein Haar war zusammen gebunden mit einem feinen Lederband, so daß keine Strähne in sein schmales Gesicht fiel.
Sie selbst hatte ein hellgelbes Kleid angelegt. Kleine Rüschen aus weißer Spitze zierten Brust- und Hüftbereich. Es war zwar nicht das Neueste und Schönste, welches sie jemals getragen hatte, aber schließlich wollten sie ja auch keine Aufmerksamkeit erregen. Im Gegenteil, deshalb hatte sie sich für dieses entschieden. Sie hatte keine Ahnung gehabt, welch eine Auswahl an Kleidern, Jack an Bord hatte. Es waren fünf gewesen. Anscheinen rechnete der Kapitän der Pearl jeder Zeit mit Damenbesuch. Auch das dunkellila Kleid war darunter gewesen, welches ihr einst Barbossa dargeboten hatte. Aber sie empfand Ekel dafür und würde diese Farbe nie wieder tragen, dessen war sie sich sicher. Ihr goldenes Haar hing herab und die feinen Locken verschönerten sie nur. Elizabeth fühlte sich irgendwie wohl. Sicher hatte sie es manchmal bedauert, nicht einfach Hosen tragen zu können, denn es ritt sich gar schlecht mit einem langen Rock, aber nun...
Neben William stand Lara und bot einen außergewöhnlichen Anblick. Es hatte Elizabeth beinahe die Sprache verschlagen, als sie die junge Frau so gesehen hatte und auch der Bestatzung war Verwunderung anzusehen gewesen. Sie hatte sich für das einfachste Kleid entschieden, welches zur Verfügung gestanden hatte, aber Elizabeth hätte darauf wetten können, daß sie dieses wählen würde, denn es war grün und war relativ grob gearbeitet. Der Stoff war aus Leinen, wahrscheinlich ziemlich strapazierfähig, wenig Zierde, bis auf ein einfaches schwarzes Satinband, das ihre Tallie umschmiegte. Ihr rotes wallendes Haar war hinten zusammen gebunden. Allem in allem hatte die Frau ihr Outfit so praktisch, wie möglich gehalten.
"Also gut," William nickte zum Beiboot. "Los geht's!"
@Liberty: Hm... Verschwinden von Lizzy? *evil grin*... Aber Monopoly kann ich auch ganz gut. Los zum Duell!
@Sparrow-666: Jupp, die Uni... Komme kaum zum schreiben. Hoffe, es entspannt dich wieder etwas *lol*.
@Elanor8: *stellt einen Ventilator auf*... obwohl.. eigentlich recht einfaches Kapitel. *packt das Ding wieder ein*. Man kann ja net nur spannende Szenen haben, also besteht keine Gefahr für dich.
@Minui: Naja, Storybord wieder verworfen. War mir zu langweilig und durchsichtig. Muß mir mehr Mühe machen *g* aber die Grundideen bleiben, du darfst dich freuen!
@Jenny: Ja, Jack tut mir auch leid, aber denkst du wirklich, daß er sich den Spaß entgehen läßt?
@Nilaihlah: *verbeug* Danke, danke! *wird ganz rot*... des tut dem Ego gut! Da schreib ich auch auf jeden Fall weiter!
@Vicky23: Sorry so ist nunmal des Leben. Außerdem sind um diese Jahreszeit doch sowieso alle krank, oder? *hüstel* nu ja... kannst ja gucken, ob se wieder gesund werden *reibt Hände*
@Azrael: Oooooooooohhh... des tut mich aber leid *pfeift*, taja, was mach ich denn da nur?
@Elle: Oki, hat dir net so gefallen? Mal sehn, ob ich's demnächst besser mach. *gibt sich Mühe*
*~*~*~*~*
A Sons Revenge 5
John Harington
"Norrington. Edward Norrington, Abgesannter des Gouverneurs von Port Royal," meldete der Commodore dem Hafenmeister, welcher seinen Namen aufnahm.
Sogleich zahlte er auch die Gebühr für das Anlegen bei Port Concordia. Sofort erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des dicklichen schwammigen Mannes und er strich die Groschen ein.
Norrington winkte ein paar Männer zu sich und wies sie an, ihn zu begleiten. Gilette blieb auf dem Schiff, der Commodore wußte, daß die Dauntless in guten Händen war. Zusammen mit seinen Soldaten verließ er den Pier und kam zur Straße. Tief sog er die süßliche Luft des Städtleins ein und genoß die Würze, die sich mit der salzigen Seeluft vermischte. Die Häuser hier sahen alles ziemlich gepflegt aus. Natürlich im Verhältnis gesehen, denn auch in Concordia wohnten die einfachen Leute, Handwerker und niederer Bürgerstand in Hafennähe. Die weiter am Rande des Hafens liegenden Häuser waren den Begüteten vorbehalten. Aber diese einfachen hier, waren nicht wirklich verfallen, die Straße war sauber und belebt. Kein Bettler saß am Rande, um für eine Mahlzeit zu beten. Selbst die Seemänner, welche ihre Ladung aufnahmen oder löschten, benahmen sich, sangen höchstens ein paar alte Lieder. Aber keiner von ihnen war betrunken, sie waren sogar relativ gut gekleidet.
*Haben wohl ihre Sonntagsklamotten herausgeholt,* dachte Norrington bei sich.
Diese Männer beluden ein dunkles, großes Schiff, welches der Dauntless ohne weiteres Konkurrenz machen konnte. Es war keines der Royal Navy, denn sonst hätte er es gekannt oder zumindest davon gehört. Aber etwas erregte seine Aufmerksamkeit: Die Männer nahmen auch Holz an Bord und ein Mast schien zu fehlen. Also sah er den Hauptmast hinauf, aber seine Vermutung wurde wie erwartet nicht erfüllt. Kein Jolly Roger. Aber Edward hätte sich auch nicht vorstellen können, daß ein Piratenschiff sich getraut hätte, hier anzulegen. Der hiesige Gouverneur hatte zu viel Macht, zu viel Stärke. Die Festung verfügte auch über gute Geschütze und einige gute Schiffe, ganz davon abgesehen über jede Menge Männer.
*Wunderschön, dieses Fleckchen Erde.*
Der Commodore hob eine Hand, um eine herannahende Kutsche auf sich aufmerksam zu machen. Langsam kam sie angefahren und stoppte vor den Kunden. Er warf einen Blick auf die braunen, großen Pferde, aber diese waren gut gepflegt und genährt. Er wunderte sich über den Wohlstand, den dieser sehr kleine Hafen erreicht hatte. Es war nicht zu glauben, aber man zählte die Einwohner hier auf weniger als 5000 und dennoch war dies ein sehr wichtiger Handelsplatz.
Er wandte den Blick von den prächtigen Tieren ab und bestieg die Kutsche, seine zwei Männer folgten. Sie war in dunklem Holz gehalten und innen mit grünem Stoff bezogen. Für eine einfache Kutsche nicht übel.
"Zum Schloß des Gouvernors," wies Norrington den Kutscher an.
Er war gespannt auf Harington. Zwar war er dem Mann noch nie begegnet, aber ihm war schon viel zu Ohren gekommen. Der Gouvernor mußte ein großer Mann sein, um viele Ecken mit der Königsfamilie verwandt, also von Adel, was aber nicht bedeutete, daß er nichts vom Kampf verstand. Im Gegenteil, es hieß, der Gouvernor wäre seinen taktischen Spezialisten weit überlegen. Wenn Norrington da an Swann dachte, überkam ihn ein kleines Lächeln. Er hegte großen Respekt für den Mann, der viel von seinem Amt als Gouvernor verstand. Er pflegte Beziehungen und kümmerte sich darum, daß Port Royal am Handel stets teilnahm. Aber von Taktischen Dingen verstand er nicht viel und selbst in der Regierung seines Bereiches kam er nicht an Harington heran.
Die Kutsche fuhr quer durch die ganze Stadt. John Harington wohnte in einem kleinen alten Schloß, das er einst gekauft und renoviert hatte. Anscheinend wollte er die Tradition fortführen, als Adeliger das Privileg zu haben, in einer solchen Residenz zu leben. Norrington staunte immer mehr. Sie kamen an einer Parkanlage vorbei, die über alle Maßen beeindruckend war. Das Grün war gut gepflegt und sogar ein Springbrunnen zierte die Mitte des Platzes, der mit Wegen übersät war. Leute flanierten darauf entlang, alle gut gekleidet und höheres Bürgertum, die Männer die Frauen höflich am Arm geleitend, die Frauen in schönen Kleidern und ihre Sonnenschirmchen über sich haltend.
Kurz hatte Norrington der Vorstellung nachgegeben, selbst dort zu laufen mit Elizabeth an seinem Arm, wie sie lachte und ihm zustimmte, als er seine Meinung über Piratentum vertrat.
Aber schnell schob er dieses Bild bei Seite. Zum einen war Miss Swann nicht hier, zum anderen hatte sie eine ganz eigene naive Einstellung zu Piraten. Sie war in dieser Beziehung immer noch wie das Kind, welches er damals an Bord gehabt hatte.
Die Kutsche hielt an und Edward schreckte aus seinen Gedanken hoch.
"Wir sind da, Sir," meldete der Kutscher und die Soldaten stiegen aus.
Der Commodore wies einen seiner Leute an, den Mann zu bezahlen und ging dann mit dem anderen voraus.
Dieses Anwesen war beeindruckend. Auch wenn das Schloß klein war, überbot es doch die Größe einer "gewöhnlichen" Villa bei weitem. Ein Zaun aus Eisenstäben umgaben das Haus an der Vorderseite. Jeder dieser Stangen endete in eine Spitze. Wenn man aber am Schloß vorbei sah, konnte man erkennen, daß dieser Zaun weiter hinten in eine Mauer über ging, auf der weniger lange Stäbe gleicher Machart waren.
Der Vorgarten war gepflegt und ein breiter Weg führte zur Tür des Hauptgebäudes, gesäumt mit starken Eichen, die Schutz vor Wind oder Sonne gewährten. Am Tor waren zwei Wachen der Royal Navy postiert, an die sich der Commodore wandte.
Zu seiner Überraschung wurde er sofort eingelassen. Er hätte zumindest damit gerechnet, warten zu müssen, bis einer ihn beim Herrn des Hauses gemeldet hatte. So trat er also ein und brachte den ganzen Weg zwischen Tor und Haustür hinter sich... es mußten beinahe 150 Meter gewesen sein. An der Türe angekommen wurde ihm geöffnet noch bevor er klopfen konnte.
Ein Mann in grauer Uniform öffnete und erwies sich als der Butler des Herrn Gouvernors persönlich. Norrington kam nicht umher, sich seine Überraschung anmerken zu lassen.
"Der Gouveror erwartet sie bereits Commodore Norrington, wenn ich recht vermute," sprach der Mann in einer feinen Stimme.
Norrington nickte und wurde eingelassen. Drinnen nahm sein Erstaunen kein Ende. Alles war unglaublich edel. Die Eingangshalle war groß und hell beleuchtet durch die großen Fenster. An den Wänden hingen Bilder in mächtigen und feingeschnitzten Rahmen. Des Gouvernors Vorfahren starrten auf sie hernieder, schienen jeden Besucher streng zu mustern. Ein edler Teppich führte die Treppe hinauf in weinrot gehalten. Die Treppe selbst war noch aus der Zeit vor der Renovierung, aus weißem Stein. Wahrscheinlich kein Mamor, dachte der Commodore, aber dennoch sehr eindrucksvoll. Er verfolgte den Teppich nach unten zurück, er endete direkt am Treppenanfang. Somit verdeckte er nicht das riesige Kunstwerk, welches Norrington nun auffiel. Es bestand aus zwei Teilen, die ineinander übergingen. Oberhalb, nahe der Treppe und besser vom Fenster her beleuchtet, war das Bild heller und freundlicher. Alle möglichen Pflanzen waren zu erkennen, wie sie sich auf dem Boden entlang schlängelten. Früchte und Vögel waren mit winzig kleinen Steinchen nachgebildet. Dieser Teil des Mosaiks zeigte die Erde, fruchtbar und schön.
Aber je weiter man den Blick sinken ließ, desto dunkler wurden die Steine, bis sie in ein Schwarz übergingen, welches mit feurigem Rot durchsetzt war. Ein großer Mann reckte sich dort empor zur Erde. Er war nackt und stark, aber von einer grausamen Schönheit. Er griff nach einer ebenfalls nackten, zarten Frau, welche zwischen Erde und dieser Unterwelt zu schweben schien an den Hüften, zog sie zu sich. Die Frau, verzweifelt die Hände nach oben gerichtet, konnte sich nicht wehren, mußte dem Mann nachgeben.
Etwas an diesem Mosaik machte den Commodore traurig. Er verstand nicht allzuviel von solcher Kunst, aber das Bild bewegte ihn dennoch. Er empfand Mitleid mit der hilflosen Frau.
Der Butler riß ihn aus seinen Gedanken.
"Bitte folgen sie mir, Sir," bat er ihn und Norrington stimmte zu.
Die Einladung war nur an ihn gegangen, also wies er seine Begleiter an, im Atrium zu bleiben.
Er wurde nun die Treppe hinauf geführt und spürte, wie der Teppich seine Schritte abfederte. Oben ging die Treppe in einen Gang über, dem entweder nach Links oder nach Rechts gefolgt werden konnte. Der Butler nahm ersteren Weg und sie schritten durch einen langen Gang. Links und rechts schienen alte Ritterrüstungen den Weg zu bewachen und zwischendrin hingen wiederum Bilder. Der Gang war nicht mehr hell erleuchtet, dafür fehlten die großen Fenster. Aber Unmengen an großen Kerzenständern standen in allen Ecken, schafften wahrscheinlich in der Nacht mehr als genug Licht. Hier und da war links oder rechts eine alte Eichentür.
Irgendwie beschlich den Commodore ein Gefühl, als wäre er um einige Jahrhunderte zurückgeworfen worden, in eine Zeit, die sehr viel rauher gewesen sein mußte, nicht so zivilisiert, wie die heutige.
Schließlich waren sie am Ende des Ganges angelangt und standen vor einer riesigen Tür. Der Bedienstete öffnete sie und wies Norrington an hinein zu gehen.
"Wollen sie mich nicht melden?" fragte er verdutzt.
Aber der Mann sagte nichts, wartete nur, bis er eintrat. Also tat Edward Norrington, was von ihm verlangt wurde und betrat den Raum, der ganz am linken Ende des Haupthauses gelegen sein mußte. Was sich ihm darbot, ließ ihn erstarren. Direkt vor ihm war ein riesiges Fenster, mindestens zehn Meter groß, von schweren lila Vorhängen eingerahmt. Der Raum war ziemlich tief und auch in der breite groß. Er konnte es gar nicht abschätzen. Die Decke war sicher fünfzehn Meter hoch, wenn seine Schätzung des Fensters in etwa zutraf. Die Wände waren mit Holz verkleidet, dort und an der hinteren Wand, neben dem Fenster hing jeweils ein bild links, eines rechts. Das Linke zeigte einen Mann mit breiten Schultern und markantem Kinn, ein brauner Bart hob dieses noch mehr hervor. Das Haar war voll und die Statur des Mannes selbst geschmeidig, aber sehr kräftig. Sein Blich schweifte stolz über den Raum. Das Bild links neben dem breiten Fenster bildete eine Frau ab, wunderschön und zart mit ernstem Gesicht. Sie war sehr schmal und blaß, aber saß aufrecht und erhaben. Ihre Augen waren irgendwie traurig, wie der Commodore fand, sie sahen in die Ferne, direkt durch ihn hindurch.
Er wandten den Blick von ihr und sah, daß an den Wänden rechts und links Regale in den Raum standen, die den Blick auf die tatsächliche Begrenzung des Raumes verdeckten. Etliche Bücher befanden sich darin, waren ordentlich aneinander gereiht. Edward Norrington staunte nicht schlecht. Es waren mehr Bücher auf einem Haufen, als er jemals gesehen hatte.
"Commodore Norrington," hallte eine dunkle und starke Stimme durch den Raum.
Sein Blick folgte der Stimme und erkannte nun, daß direkt vor dem Fenster ein großer Tisch auf einer Anhöhe stand zu dem zwei Stufen hinauf führten. Dahinter war die Figur eines Stuhles, aber mehr war nicht zu erkennen, da das Licht direkt in dessen Rücken war.
"Ich habe sie erwartet."
Der Commodore kniff die Augen zusammen, um vielleicht doch erkennen zu können, wer dort diesem Stuhl mit der großen Rückenlehne saß, aber vergeblich, die Sonne gab nur die Umrisse preis. Er hoffte, daß seine Antwort sicherer wirkte, als sie in seinen Ohren klang.
"Ich fühle mich geehrt, Euch endlich einmal kennenlernen zu dürfen, Gouvernor. Als Vertreter des Gouvernors von Port Royal überbringe ich Euch Grüße von Mister Swann. Er bedauert sehr, Euch nicht selbst besuchen zu können, aber..."
"Er ist sehr beschäftigt," schloß die dunkle Stimme nüchtern. "Kommt doch näher und nehmt Platz, Commodore."
Norrington konnte immer noch niemanden ausmachen und begrüßte es sehr, etwas näher treten zu dürfen. Er mochte es nicht, mit einem Unbekannten zu sprechen, dessen Gesicht er nicht sehen konnte. Aus dem Gesicht konnte man oftmals mehr über jemanden erfahren, als durch die Stimme. Augen und Züge verrieten meist, was Worte versteckten. Also schritt er über den hölzernen Boden, der an der Treppe endete und in dunklen Stein überging. Trotz dieser dunklen Farbe, war der Raum sehr hell, was an den Fenstern und den hellen Regalen liegen mußte. Als er hinauf stieg, klärten sich die Umrisse sofort. Norrington war beeindruckt, von dieser Konstruktion, die jedem, der unterhalb der Stufen stand, den Blick auf jeden verwehrte, der sich oben befand. Jedoch sobald man ebenfalls auf der Anhöhe war fiel das Licht ganz anders und man konnte gut erkennen, was sich dort befand.
Der Schreibtisch war geradezu riesenhaft und der Stuhl edel und mit lila Samt überzogen. Davor stand ein kleinerer, aber sicher nicht viel unbequemerer Stuhl, für einen eventuellen Gast... für ihn.
"Ich weiß um die Tochter des armen Gouvernors, Mister Norrington. Ich bin mir sicher, wäre ich auch Vater, so könnte ich das Leid dieses Mannes sicher noch besser nachvollziehen. Zu meinem Bedauern habe ich bis jetzt noch keine Frau gefunden, aber wir sind ja Männer in den besten Jahren, nicht wahr?"
Norrington nickte zustimmend und betrachtete sein Gegenüber, um abschätzen zu können, was wahres an dem gerade Gesagten war.
Der Gouvernor war etwas älter als er selbst, schätzte der Commodore, aber dennoch von gutem Aussehen und Körperbau. Er erkannte diese Züge, sie ähnelten dem Mann auf dem Bild, das er sich gerade betrachtet hatte. Es mußte seinen Vater zeigen... Das Kinn war genauso ausgebildet, sogar der Bart stimmte überein. Die Augen waren hart und unnachgiebig, grün und schienen viel Wissen zu bergen. Seine Schultern waren breit und kräftig und sein Haar von dunklem Braun, anscheinend hatte er es als unnötig empfunden, eine Perücke zu tragen. Seine Haltung ließ darauf schließen, daß er sich seiner Stellung wohl bewußt und stolz war. An der Uniform glänzten diverse Abzeichen, die darauf hindeuteten, daß er einmal zum Militär gehört hatte. Allem in allem gab er einen beeindruckenden Anblick ab. Norringtons Erwartungen waren nicht enttäuscht worden.
"Wie dem auch sei, ich hörte, ihr seid ein Meister Eures Faches und für Euer Pflichtbewußtsein bekannt," fuhr Harington fort.
Edward wurde aus seinen Gedanken gerissen, aber das Lob war ihm nicht entgangen, Stolz wuchs in ihm.
"Vielleicht ist dies etwas übertrieben, aber ich möchte schon sagen, daß ich versuche meinen Pflichten nachzukommen, ganz im Sinne der Royal Navy."
Beobachtend lehnte der Gouvernor sich zurück in den Stuhl und sank in die weiche Polsterung ein.
"So sehr, daß ihr sogar Eure Verlobte entführen laßt, ohne alles daran zu setzten, sie zurück zu bekommen?"
Norrington zog eine Braue hoch... Diese plötzliche Kritik hatte er nun nicht erwartet.
"Oh, versteht mich nicht Falsch, Commodore, aber ich hörte Ihr habt einst einen Handel mit Jack Sparrow ausgeschlagen, der die junge Turner hätte retten können. Ich sagte nicht, daß ich dieses Handeln als schlecht befinde..." der Mann überlegte kurz. "Nein, im Gegenteil. Ich bin beeindruckt, daß Ihr solchem Druck standhieltet. In erster Linie seid ihr Soldat."
Der Commodore entspannte sich langsam wieder.
"Nun, bei Gott, es ist mir nicht leicht gefallen, diesen Schund mit meiner Zukünftigen davon segeln zu sehen. Aber nichts führte mich dazu, ein Geschäft mit Sparrow zu machen... einem Piraten. Ich verabscheue dieses Gesindel!"
Wahrer Ekel war auf seinem Gesicht erschienen. Haringtons scharfe Augen lagen auf dem Commodore, wie Blei. Norrington fühlte sich, fast wie in einem Verhör, obwohl ihm sein Verstand sagte, daß dies lächerlich war. Als der Gouvernor diese grünen Funken nachdenklich schloß, fühlte er einen Stein vom Herzen fallen.
"Ja, aber dennoch ist dieser Pirat entkommen..." brummte der Mann vor ihm. "Jemand hat ihm geholfen nicht wahr?"
"Ihr seid ja blendend Informiert," etwas weckte gewissen Argwohn in ihm.
Hielt Harington etwa Spitzel in Port Royal? Oder hatte ihn Swann tatsächlich so gut informiert?
Da gingen diese grünen harten Augen wieder auf und ließen Edward innerlich zusammenzucken.
"Ich bemühe mich stets darum, um meine Handelspartner informiert zu sein," antwortete er mit außerordentlich scharfen Ton und der Commodore wurde sich seines Standes und seines Auftrages wieder bewußt.
"Natürlich, verzeiht mir meine Neugierde."
Der Gouvernor hob abwehrend seine große Hand.
"Kein Grund zum Verzeihen," doch dieser Blick war immer noch streng, wie zuvor. "Aber wenn jemand Fremdes in die Stadt kommt, dann wird mir davon bekannt. Außerdem versuche ich immer selbst Fragen an denjenigen zu stellen. Es ist niemals schlecht, zu wissen, was in der Welt so vor sich geht. Viele vergessen dies, beschränken sich nur auf das Hier und Jetzt. Dabei ist es heute umso wichtiger, auch zu wissen, wie es sonstwo steht."
Norrington nickte nachdenklich und überlegte, ob Gouvernor Swann dieser Notwendigkeit auch genügend nachkam. Doch bevor er zu einem Entschluß kommen konnte, wandte sein Gegenüber schon die nächste Frage an ihn.
"Wie ist Jack Sparrow entkommen?"
Ein Magen krampfte sich zusammen, als der Commodore schmerzlich an seine Nachlässigkeit erinnert wurde. Zudem wurde ihm übel, wenn er daran dachte, welche Konsequenzen dies gehabt hatte... auch für seine Beziehung zu Elizabeth Swann.
"Ein junger Mann hat ihm geholfen, getrieben von Liebe," gab er zu.
"Liebe?"
"Ja, der junge Schmied kannte sie schon seit Jahren. Eigentlich hatte er sich dadurch der Piraterie selbst schuldig gemacht, aber seine Beweggründe waren verständlich," Norrington versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn das Thema betrübte.
Wie gerne wäre er damals selbst auf die Suche nach Elizabeth gegangen. Dieser verdammte Schmied! Pirat, korrigierte er seine Gedanken. Noch mehr ärgerte ihn, daß er seinen Antrieb nun gut hieß.
"Die jungen Leute... nichts hält sie, nichts wissen sie. Aber ein Mann Eures Standes hätte dies nicht tun dürfen. Was ist mit diesem jungen Mann geschehen? Piraterie ist ein schweres Verbrechen."
"Der Gouvernor hatte Mitleid mit ihm, zumal seine Tochter ihn liebte. Gegen Liebe kann nicht einmal der mächtigste Mann der Welt etwas tun."
"Wahrscheinlich nicht. Wie habt ihr Euch eurem Konkurrenten entledigt?"
Wieder solch eine seltsame Frage...
"Gar nicht. Niemals würde mich eines Mannes "entledigen" aus solch selbstsüchtigen Gründen. Er war eines Tages einfach verschwunden."
Ein kühles Lächeln auf dem Gesicht des Gouvernors.
"Verschwunden... und Ihr wollt mir weis machen, daß ihr nichts damit zu tun habt? Welch glücklicher Zufall nicht wahr? Nein, nein... verzeiht. Mein Argwohn gewinnt manchmal die Oberhand gegen meinen Verstand. Ich habe kein Recht, Euch so etwas vorzuwerfen."
Norrington schnaubte. Dies war das einzige Zeichen seiner Gekränktheit, das er sich erlaubte.
"Aber es ist doch sehr interessant, wenn man verschiedensten Gedankengängen nachgeht, nicht wahr? Böse Zungen könnten ja auch behaupten, daß der Gouvernor und zukünftige Schwiegervater selbst dahinter steckte."
Aber der Commodore ging nicht auf diese indirekte Anschuldigung ein. Dazu war sie zu offensichtlich formuliert worden.
"Ich denke kaum, daß Mister Swann etwas damit zu tun hat, zumal er es war, der ihr Zusammensein genehmigt hatte und großzügig über das Vergehen des Schmiedes hinweg gesehen hat. Er wäre zu solchem nicht fähig."
Harington nickte zufrieden und da erkannte der Commodore, welch ausgeklügeltes Spiel er mit ihm trieb. Durch geschickte Fragen brachte der Gouvernor ihn dazu, seine eigene Meinung kundzutun und seine wirklichen Gedanken freizugeben. Unter diesem scharfen Blick traute sich wohl kaum einer zu lügen, ganz abgesehen davon, daß dieser damit erfolgreich sein könnte. Aber Edward behielt seine freundliche Miene bei.
"Ich weiß nicht, was dem jungen Mann widerfahren ist, aber so oder so, ob er nun entführt wurde, oder nur seiner Bestimmung zum Pirat nachgegeben hatte... es besteht wenig Hoffnung, daß er jemals wieder gesehen wird. Also schließe ich dieses Kapitel meines Lebens und wende mich Neuem zu," endlich hatte der Commodore Gelegenheit, das Thema auf ein anderes Gebiet zu lenken.
"Ein weiser Entschluß. Es ist kaum ratsam, Verlorenem hinterher zu jagen."
Norrington nickte zustimmend.
"So laßt uns zu angenehmeren Themen wechseln. Wie gefällt Euch meine Stadt?"
"Sie ist sehr schön. Mich beeindruckt, wie viel Ihr auf die Beine gestellt habt, was ihr daraus gemacht habt, denn - die muß man sagen - so viele Einwohner zählt ihr gar nicht."
Ein tiefes Lachen.
"In der Tat, dies bekomme ich oft zu hören. Aber mit solch braven und fleißigen Bürgern kann ein Gouvernor fast nichts falsch machen."
"Ihr macht Euch kleiner, als ihr seid. Eine gute Führung macht es aus. Eurer Wissen und taktische Gewandtheit sind mir bekannt. Zu gerne würde ich mich mit Euch darüber austauschen."
Wieder ein Lachen.
"Immer der Soldat, Mr Norrington? Ich dachte Ihr wäret als Diplomat ausgesendet worden."
"Zu meinem Bedauern, verstehe ich mehr von der Navy, als vom Diplomatentum. Dennoch, hat sich bis jetzt noch keiner darüber beschwert."
"Oh, ich war weit davon entfernt, ich zu beschweren. Aber es erfreut mich, einen solch fleißigen Mann zu sehen. Ihr würdet gut hier her passen."
Und wieder hatte der Gouvernor es getan. Norrington schien es, als bestünde ein weiteres großes Geschick dieses Mannes darin, unterschwellige Botschaften zu vermitteln, die der Empfänger auslegen konnte, wie er wollte.
"Vielleicht, wie schon gesagt, ich bin hoch beeindruckt von Concordia. Das Städtchen macht seinem Namen große Ehre. Jedoch ist auch Port Royal nicht zu verschmähen."
"Natürlich nicht, erkennt ihr nicht, wenn jemand im Scherze spricht? Womit ich nun nicht sagen wollte, Ihr wäret Port Concordias nicht würdig."
"Die habe ich keineswegs so aufgegriffen... ich mag aber eher dem Ernst des Lebens zugewandt sein. Mit Scherzen bin ich nicht gewohnt umzugehen."
Der Gouvernor stand auf.
"Wie lange gedenkt ihr hier zu bleiben? Ich könnte Euch ein Zimmer herrichten lassen."
"Ich möchte keine Umstände bereiten..."
"Nicht doch, das tätet Ihr ganz und gar nicht."
"Dennoch ziehe ich es vor auf der Dauntless zu bleiben. Aber ich bin Euch sehr dankbar, für das Angebot."
"Immer der Soldat, nicht wahr?" ein freundliches Grinsen.
Zackig nickte der uniformierte Commodore, um diese Worte zu unterstützen.
"Die Dauntless bleibt noch zwei Tage. Wir wollen nicht abreisen, ohne den unwiderstehlichen Charme Concordias erfahren zu haben."
"Dann wollen wir morgen eine Stadtbesichtigung machen. Ich werde eine Kutsche zum Hafen schicken, die Euch zur frühen Mittagsstund abholt, die beste Zeit, um am Treiben in der Stadt teilzuhaben. Gegen ein Uhr wird uns dann ein Mahl hier auf Highground erwarten."
Höflich verbeugte sich der Commodore vor dem Gouvernor, zum Zeichen seiner Dankbarkeit für dieses Angebot. Mit einem Nicken entließ Harington ihn dann und Norrington machte sich auf den Weg zur Dauntless, zutiefst zufrieden mit dem, was er gerade als Diplomat erreicht hatte.
*Einfacher, als ich dachte.*
*~*~*~*~*
"Ich halte es für besser, wenn du mit gehst."
Marley zerrte an einem Tau, des großen Hauptsegels, aber es bewegte sich kein Stück. Er versuchte es weiter, darauf bedacht, sein Bein nicht mehr als nötig zu belasten. Lara Jade stand daneben, die Arme verschränkt. Für ihren Vater sah sie aus, wie ein kleines, schmollendes Kind, aber es störte ihn nicht weiter, denn er hatte ja schließlich den größten Teil von Laras Jugend verpaßt. Außerdem erinnerte sie ihn in dieser Pose so sehr an ihre Mutter, daß er ihren Anblick sogar genoß.
"Ich werde mich nicht in ein Kleid stecken lassen, Vater," stöhnte die schlanke Frau und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
"Lara, ich wüßte nicht, wem ich es besser anvertrauen könnte, als dir. Jack kann zur Zeit keinen Schritt machen, ohne daß er zusammenbricht. Unsere Männer würden auffallen, wie Kühe im Hühnerstall, diese Piraten sind zu rauh und ungehobelt, ganz zu schweigen von ihrem Aussehen. Genauso wenig verstehen sie sich auf Geldgeschäfte. Elizabeth ist eine starke Frau, aber alleine kann ich sie keineswegs los schicken... und nur mit William Turner..." eine nachdenkliche Pause setzte ein.
Lara wußte, daß es nicht gut war, den jungen Mann und Elizabeth alleine gehen zu lassen. Dafür war Will einfach zu unberechenbar, in seinem momentanen Zustand. Sie seufzte schwer.
"Um Himmels Willen! Dann gib schon her den Fummel!"
Das Tau gab nach und löste sich vollends aus der Halterung. Maat und Tochter mußten einen Schritt zur Seite machen, um dem Seil zu entgehen. Es schlug hart auf den Boden. Ein kleines Lächeln erschien auf den Lippen des Mannes.
"Es ist in Jacks Kabine. Elizabeth hat sich auch schon eines geholt," er drehte sich um und schloß eine Hand um die rechte Schulter seiner Tochter. "Du wirst es ja nicht lange anhaben müssen. Sobald ihr Holz aufgetrieben habt, schicke ich euch Männer, die es abholen und herbringen. Wir werden alles schnell über die Bühne bringen, du wirst sehen."
Lara Jades Blick wurde sanft. Sie konnte diesem Mann einfach nichts abschlagen. Sie fühlte die innige Verbindung zwischen ihnen... Vater und Tochter, nach solch langer Zeit vereint. Das Leben war zu kurz zum Streiten, sie wollte nicht noch mehr vergeuden.
*~*~*~*~*
"Wir sehen aus, wie eine Gesellschaft," meinte Elizabeth erfreut und sah in die kleine Runde.
William stand zu ihrer Rechten und war wie immer bekleidet mit einem weißen Hemd und einer schwarzen Hose, nur daß nun der schwarze Umhang fehlte. Er hatte es für besser befunden, ihn nicht anzulegen, da ein solchen Kleidungsstück ziemlich auffällig war, zumal sie sich am Tage in der Stadt sehen lassen würden. Statt dessen hatte er eine braune Jacke angelegt, die in Elizabeth Erinnerungen weckte. Früher hatte der Schmied beinahe nur erdfarbene Sachen getragen. Erst nachdem sie ihn in schwarzer Kleidung gesehen hatte, war ihr auch aufgefallen, daß diese ihn sehr blaß machte... aber es sah auch sehr edel aus. Ihr Vater hätte ihn so wahrscheinlich für einen Höherständigen gehalten. Sein Haar war zusammen gebunden mit einem feinen Lederband, so daß keine Strähne in sein schmales Gesicht fiel.
Sie selbst hatte ein hellgelbes Kleid angelegt. Kleine Rüschen aus weißer Spitze zierten Brust- und Hüftbereich. Es war zwar nicht das Neueste und Schönste, welches sie jemals getragen hatte, aber schließlich wollten sie ja auch keine Aufmerksamkeit erregen. Im Gegenteil, deshalb hatte sie sich für dieses entschieden. Sie hatte keine Ahnung gehabt, welch eine Auswahl an Kleidern, Jack an Bord hatte. Es waren fünf gewesen. Anscheinen rechnete der Kapitän der Pearl jeder Zeit mit Damenbesuch. Auch das dunkellila Kleid war darunter gewesen, welches ihr einst Barbossa dargeboten hatte. Aber sie empfand Ekel dafür und würde diese Farbe nie wieder tragen, dessen war sie sich sicher. Ihr goldenes Haar hing herab und die feinen Locken verschönerten sie nur. Elizabeth fühlte sich irgendwie wohl. Sicher hatte sie es manchmal bedauert, nicht einfach Hosen tragen zu können, denn es ritt sich gar schlecht mit einem langen Rock, aber nun...
Neben William stand Lara und bot einen außergewöhnlichen Anblick. Es hatte Elizabeth beinahe die Sprache verschlagen, als sie die junge Frau so gesehen hatte und auch der Bestatzung war Verwunderung anzusehen gewesen. Sie hatte sich für das einfachste Kleid entschieden, welches zur Verfügung gestanden hatte, aber Elizabeth hätte darauf wetten können, daß sie dieses wählen würde, denn es war grün und war relativ grob gearbeitet. Der Stoff war aus Leinen, wahrscheinlich ziemlich strapazierfähig, wenig Zierde, bis auf ein einfaches schwarzes Satinband, das ihre Tallie umschmiegte. Ihr rotes wallendes Haar war hinten zusammen gebunden. Allem in allem hatte die Frau ihr Outfit so praktisch, wie möglich gehalten.
"Also gut," William nickte zum Beiboot. "Los geht's!"
