So für alle, die jetzt noch da sind, hab ich mir was ausgedacht. Manche werden glücklich damit, andere nicht. Aber das ist euer Bier *lol* *hicks*... Das vorletzte Chapi, wie ich endlich hoffe, denn es wird Zeit, diese Story enden zu lassen. Aber Eile mit weile, sonst wird's ein abgehacktes Ende und das ist net schön... doch im Gegensatz zu anderen Storys, wird's hier eines geben *zwinkert*. Hab mich auch mal an was Neues getraut, aber wenn's euch interessiert, könnt ihrs ja unter meinen written storys nachgucken...

Vorletztes Chapi! Lest so lange es noch heiß ist!

A Sons Revenge 14

Der Turm

Sie segelten nun schon eine Woche auf dem Meer dahin und es schien so, als wüßte niemand mehr, wo sie waren. Seit Tagen schon war kein Land mehr in Sicht gewesen und das Schiff dümpelte gelangweilt vor sich hin auf dem großen weiten Ozean.

Auch in dieser Nacht war es nicht anders und einige der Mannschaft hatten vor Langeweile schon Schlafstörungen und lungerten, wie es ihnen gerade gefiel, an Deck herum und starrten in die schwarze Unendlichkeit der Nacht.

„Nichteinmal mehr auf die Sterne ist Verlaß,"fluchte Marley vor sich hin, als er deprimiert am Steuer stand und versuchte, die Pearl nach Jacks Anweisungen zu dirigieren.

Wenn er aufsah, um Bestätigung für den richtigen Kurs zu suchen, fand er keine leitenden Lichter, wie sonst immer, sondern nur pechschwarzen Himmel, der die Farbe von Jacks Augen angenommen haben mußte.

Wenn jemand von der Mannschaft Jack fragte, wo sie denn wären, so lachte dieser nur laut und beantwortete die Frage stets mit einem knappen: Du bist auf der Black Pearl, dem gefürchtetsten Piratenschiff der ganzen Karibik!

Aber dann zog sich der Kapitän leise in seine Kabine zurück, sah auf die Landkarte vor sich, dann auf den Kompaß der sich immer nur beständig im Kreis drehte und schien schier zu verzweifeln. Sie mußten über dem Höllentor segeln! Er war völlig orientierungslos! Dann wenn er dachte, er würde nun gänzlich seinen Verstand verlieren, machte er sich auf, zu Ionas kleinem Zimmerchen.

Es war zu einem täglichen Ritual geworden, so daß Iona schon „herein"rief, als Jack noch gar nicht an die Türe geklopft hatte und noch draußen stand, überlegte, ob er sie schon wieder belästigen sollte.

Er ging hinein, sah die junge Novizin und sie strahlte ihn an.

„Keine Sorge Jack, ich weiß, wo wir sind, wo wir hinmüssen, und wie du wieder zurück kommst."

Dann gab sie ihm für gewöhnlich Anweisungen zur Korrektur ihres Kurses, bat ihn, hinaus zu gehen und wandte sich wieder dem kleinen Stein zu, den sie Tag für Tag in Händen hielt.

Einmal hatte Jack sie gefragt, was er denn für eine Kraft habe, die sie ständig gebrauchte. Sie hatte gegrinst und gemeint, er würde sie führen, ihr sagen, wo sie hin müßten.

Dem Kapitän war das gar nicht geheuer. Er zerbrach sich Tage und Nächte darüber seinen Kopf, wie dieses Ding sie führen konnte. Dann als sein Kopf fast zerbrochen war, hörte er auf und suchte seinen Lieblingsplatz auf dem Mast auf. Aber das wurde ihm unheimlich, da er nicht wußte, wohin sein Schiff von diesem Stein geführt wurde und es kam ihm in den Sinn, daß es ihm vielleicht nicht behagte, was da eines Tages vor ihnen aufragen könnte... also kam er wieder herunter und beschäftigte sich mit Rum. Das war gut... er mußte sich nun keine Gedanken mehr machen.

Seine neue Beschäftigung fand wenig Anklang bei Elizabeth oder Lara, die er immer wieder versuchte durch derbe Sprüche in Verlegenheit zu bringen. Zuerst hatte der Rum seine Zunge noch lockerer gemacht, als gewöhnlich und er hatte ihre Wortgefechte fast immer gewonnen. Nun aber, da dieser Zustand schon drei Tage anhielt, war sein Hirn schon so vernebelt, daß nicht eines an ihn ging, was ihm den Spaß raubte... also ließ er auch den Rum bei Seite und fing wieder an, sich den Kopf über den Stein zu zerbrechen.

Will hatte kein Wort zu ihm gesprochen. Es schien, als mied er den Kapitän, was aber nichts an seinem Fleiß machte, denn er bewältigte alle Aufgaben, die ihm Jack oder Marley gaben. Vielleicht tat er dies auch nur, weil die Langeweile und die Ungewißheit sonst aufgefressen hätten, aber Jack mußte dennoch über den jungen Turner den Kopf schütteln. Schließlich hatte er ihm das Leben gerettet! Er faßte sich an die Hüfte, wo einst eine Wunde gewesen war. Iona hatte tatsächlich gute Arbeit geleistet, denn er hatte noch nie gehört, daß sich eine Schußwunde in so kurzer Zeit geschlossen hatte und wieder bemächtigte sich ein kleiner- diesmal gelber- Stein seiner Gedanken. Er erinnerte sich daran, wie die Frau in einen melodischen und sehr angenehmen Singsang verfallen war und über Stunden hinweg, wie in Trance gewesen war. Er mußte auch geschlafen haben, denn irgendwann war er erwacht und fühlte keinen stechenden Schmerz mehr, der ihn aus den angenehmsten Träumen von den Bordellen Tortugas riß.

„Land in Sicht!"

Jack schrak vom großen Schreibtisch in seiner Kajüte hoch, auf dem er zahlreiche Karten ausgebreitet hatte.

„Land!"er sprang auf die Beine und stand zunächst einfach nur da und dachte über dieses Wort nach, ohne zu begreifen, warum er eigentlich so erschrocken aufgesprungen war.

„Ach ja... Land,"grübelte er und erfaßte schließlich, was es bedeutete.

Mit großen Schritten sprang er hinaus an Deck und sah sofort, wo es liegen mußte, denn ein ganzer Pulk von Männern stand nun an der Lufseite und gaffte aufs Meer hinaus. Jack zwängte sich zwischen die Männer und verschaffte sich auf grobe Weise Platz.

Dann sah auch er, was die anderen so anstarrten. Mitten im riesigen Ozean, einsam und still, lag ein kleiner Punkt, der immer größer wurde, als die Pearl sich ihm näherte. Irgendwann konnte man sogar den Strand und die Bäume ausmachen, welche die Insel säumten. Doch es war etwas anderes, daß Jacks Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. In der Mitte der Insel, so schien es, war ein großes graues etwas. Ein Turm ragte in die Höhe und die Mannschaft traute ihren Augen nicht. Wer zum Teufel lebte auf dieser nicht auffindbaren Insel?

„Wir sind da,"klang eine ruhige Stimme hinter Jack und er und seine gesamte Mannschaft von großen starken Kerlen drehten sich erschrocken um.

Manche zogen sogar ihre Säbel, bis sie erkannten, daß Iona hinter ihnen stand und mit großen Augen zur Insel sah.

„Mädchen, mach das nicht nochmal,"warnte Jack und fuchtelte ihr mit dem Zeigefinger vorm Gesicht herum.

Sie lächelte ihn nur an und wandte sich zu seinen Männern.

„Beiboot auslassen!"befahl sie mit starker Stimme und die Männer gehorchten sofort.

Jack war mehr als verdutzt, daß nicht er den Befehl gegeben hatte und die Männer ihm dennoch nachkamen.

„Beiboot auslassen!"wiederholte er schnell und sah zufrieden, daß die Mannschaft seinem Befehl nachkam.

„Wir sind also da,"meinte Will ruhig von einer kleinen Ecke her.

*~*~*~*~*

Zu sechst standen sie am Strand und sahen sich mißtrauisch um. Dann löste sich eine Figur aus der kleinen Gruppe und ging sicheren Schrittes in Richtung Dschungel.

Jack sah Lara und William an, zog sein silbernes Schwert und die beiden anderen taten es ihm gleich. Laras goldene Klinge glänzte in der Abendsonne und brannte so rot, wie ihre eigenen Haare. Will dagegen hatte sein elegantes silbernes eintauschen müssen gegen einen einfachen schon angelaufenen Säbel, der viel zu stumpf für seinen Geschmack war. Aber was sollte er tun? Seine eigene Waffe war gebrochen und völlig untauglich für einen Kampf. Dennoch hatte er darauf bestanden, es mit an Bord zunehmen.

Iona drehte sich um und ihre zarte Gestalt hob sich hell gegen das dunkle Grün in ihrem Rücken ab.

„Die braucht ihr nicht,"meinte sie und Jack ließ seine Waffe mit einem leisen Seufzen wieder in die Scheide sinken.

Will und Lara allerdings wollten sich nicht mit Ionas Zusicherung zufrieden geben, aber ließen die Waffen immerhin etwas sinken.

Marley war der erste, der ihr dann folgte. Lara fragte sich, wie ihr Vater nur so vertrauensseelig sein konnte, nach alledem, was sie bis jetzt erlebt hatten. Der gefährliche Dschungel auf der Insula Silentia kam ihr in den Sinn und mit grauen erinnerte sie sich an die dortigen Geschehnisse.

Elizabeth war froh, daß sie sich doch noch dazu entschieden hatte, eine Hose anzuziehen anstatt dem Rock, denn schon jetzt, daß die Gruppe durch den weichen Sand ging, hätte ihr dieses Kleidungsstück Probleme gemacht.

Iona verschwand vor ihnen im Dschungel und einer nach dem anderen wurden von dem grünen Dickicht verschluckt.

„Wie lange wird es dauern, bis wir da sind?"fragte Will und bahnte sich seinen Weg durch das Gestrüpp.

Zuerst hatte er gedacht, der Wald würde ihnen Probleme am Vorankommen machen. Doch jetzt, da sie etwa zwanzig Minuten im Wald waren, hatten sie keine Probleme. Sie liefen auf einem freien, aber oft gewundenen Pfad, der sich hier und da mit anderen kreuzte. Wieder kamen sie an eine kleine Lichtung.

*Schon die siebente,* dachte Marley bei sich und wunderte sich darüber, wie weit sich dieses Pfad-Netz über die Insel erstreckte.

Will hatte gerade seine Frage gestellt, da tat sich vor ihnen im Dickicht der Bäume eine graue Steinmauer auf, die vom Licht der Untergehenden Sonne orange strahlte. Deutliche Überraschung war von des jungen Turners Gesicht zu lesen, denn er hatte kaum damit gerechnet, bei diesen verschlungenen und umständlich angelegten Wegen schon am Turm angekommen zu sein.

„Beantwortet dies deine Frage, Will?"lachte Iona und fing an zu rennen.

Sie war zu aufgeregt, um in diesem stetigen Tempo die letzten Schritte hinter sich zu bringen. Ihr Herz schlug wild und sie überhörte die vielen Schritte hinter sich vor lauter Freude.

*Endlich!* sie schnaufte hart, *endlich Zuhause!*

Sie hatte den Turm zu einem Viertel umgangen, als sie plötzlich anhielt und ihre Gefolgschaft ihr beinahe in den Rücken gelaufen wäre.

„Was ist?"fragte Jack und fiel fast hintenüber, als er versuchte das riesige Tor zu erfassen, welches sich vor ihnen auftat.

Soetwas hatte er beim Leibhaftigen noch nie gesehen... nichteinmal auf seinen vielen Reisen in der Welt. Unbewußt kam ihm Singapur in den Sinn, wo es in der Tat so viele Unglaublichkeiten gab, daß viele Leute in der Karibik sie als absurd abgetan hätten. Aber diese Tür hier schien alles Architektische zu übertreffen.

„Wow!"

Wenn einer von ihnen die Tür ermessen konnte, so konnte er es jedoch nicht bei weitem mit dem ganzen Turm. Von der Ferne hätte man dies nicht gedacht.

Iona griff nach einem großen eisernen Ring an dem reichbeschnitzten Holz und schlug damit drei Mal gegen das Tor. Ein Donnern schallte über die Insel und Lara überlegte sich, ob dies nicht reichlich überdramatisch gestaltet war. Als sich dann auch noch eine kleine Mannshohe Tür im Tor öffnete, hätte sie beinahe gelacht.

Ein kleiner stupsiger Mönch stand darin und guckte aus kleinen zugekniffenen Äuglein in das dämmrige Licht. Lara hätte gar nicht erwartet, daß hier irgendwer wohnte, hier am letzten Ort auf der Welt. Aber was ihr hier die Tür öffnete, verschlug ihr den Atem.

„Wer seid ihr?"fragte das kleine Männlein krächzend.

„Iona!"eine tiefe, kräftige Stimme hallte aus dem Tor heraus und das kleine Männlein drehte sich um, schaute in die Dunkelheit des Turmes.

Iona Lächelte und fiel dem kleinen verdutzen Männchen um den hals, welches etwa die Hälfte ihrer eigenen Größe beschrieb... und sie war ja schon nicht groß.

Das Männchen schien überrascht.

„Wie bitte?"machte es verwirrt.

„Aber Bruder Olfin! Ich bin es! Iona!"schrie die Novizin überglücklich und die Verwirrung wich aus dem kleinen Mann.

„Iona! Mein Kind! Du hier?!"

„Allerdings,"grollte es hinter dem kleinen Ordensbruders. „Was ist passiert? Wo ist das Buch?"

Ein großer Mönch hatte sich hinter den beiden kleineren Ordensangehörigen aufgebaut und stand nun da, die Arme vor dem dicken Bauch verschränkt.

„Keine Sorge, Burder Alwyn!"Iona richtete sich auf und war wieder weitgehend ernst, wenn man die Freude in ihren Augen außer Acht ließ.

Sie holte den Beutel von ihrem Gürtel und stellte ihren Stab an die Mauer. Dann ließ sie den kostbaren Inhalt in ihre Handfläche kullern. Der große Mönch entspannte sich sichtlich, als er die glitzernden Steine sah und wartete geduldig, bis wieder jeder einzelne seinen Plazt im Beutel gefunden hatte.

Doch dann brach er über die kleine Frau herein und man hätte denken können, daß der kleine Körper Ionas unter der großen kräftigen Umarmung des Mönches nicht standhalten könnte. Aber zu aller Erleichterung, stand die Novizin immernoch strahlend da, als der Mann sich wieder aufrichtete und grinste.

„Ach, mein Mädchen! Das war in der Tat ein kurzer Aufenthalt auf Silentia, aber nichts desto trotz bin ich froh, dich gesund wieder zu sehen."

Sein Gesicht wurde etwas ernster.

„Was ist denn geschehen? Die Äbtin wird sich sehr dafür interessieren. Was ist mit dem Buch? Und..."Er sah auf, „ wer sind deine Begleiter?"

„Ich werde euch von allem berichten, meine Brüder. Aber zunächst laßt uns ein, damit wir uns nicht weiterhin wie Fremde vorkommen!"

Der große Bruder lachte und suchte nach Olfin. Dieser stand direkt vor Jack Sparrow und schaute staunend zu ihm hinauf. Dann griff er sachte an seine Hose, versuchte die langen Haare des Mannes zu erreichen.

„Bruder, laßt das!"bat Alwyn, aber der alte ließ nicht von Jack ab, der sich irgendwie belästigt fühlte.

„Seht ihr das, Alwyn?"krächzte der kleine und griff immernoch nach dem Haar. „Der Heurent steht persönlich vor unserer Tür."

„Heurent?"fragte Jack Iona.

„Teufel,"meinte sie amüsiert.

Dem großen Bruder schien das ziemlich peinlich zu sein. Er stürzte nach vorn und versuchte Olfin von Jack abzubringen.

„Das tut mir sehr leid, aber er ist schon alt und etwas verwirrt."

Da drehte sich der kleine um und schalt den großen.

„Ich werde den Leibhaftigen doch erkennen, wenn er vor mir steht."

Jack war zu verdutzt, als daß er etwas hätte sagen können, aber die restliche Begleitung kicherte oder grinste er.

„Jetzt kommt aber herein!"rief Alwyn laut und zeigte ihnen die Tür. „Wenn die Mittagsstung vorüber ist, und die Äbtin mit ihren Studien zu Ende geht, kannst du zu ihr, Iona. Bis dahin, laßt uns essen und trinken... Ich habe Hunger."

„Wie immer,"lachte Iona den großen Bruder an und der schien etwas gekränkt zu sein.

In Jacks Ohren hallte immernoch dieses eine Wort wider... Trinken. Er hoffte, daß diese Leute ihm etwas angemessenes anbieten würden... schließlich war er der Teufel!

*~*

Iona war gerade bei der Äbtin. Als die Fremden eingelassen worden waren, hatte es nicht lange gedauert und eine ganze Traube von Priestern und Priesterinnen hatte sich um die Neuankömmlinge gebildet. Doch viele verschwanden mit Iona in einem Saal ganz oben im Turm. Alle waren sie gespannt auf ihre Geschichte und mußten nun entscheiden, ob Iona recht gehandelt hatte und ws sie nun tun sollten.

Den fünf Übriggebliebenen wurde in dieser Zeit eine Führung angeboten und sie dauerte nun schon eine Stunde an. Ein großer schlacksiger Priester führte sie herum und zeigte ihnen verschiedene Räume, Altäre und Wandteppiche. Aber Jakc ging etwas ganz anderes im Kopf herum. Als ihm gesagt wurde, daß darüber entschieden würde, ob Iona recht gehandelt hatte, hatte er an ihre Angst denken müssen... Sie hatte doch einst erwähnt, daß sie in ihrem Orden nicht mehr wilkommen sein würde. Warum war sie dann hier her zurück gekehrt?

Er beschloß sich Klarheit zu verschaffen.

Der Bruder führte sie gerade in den nächsten Raum, als er seine Frage stellte.

„Iona, hatte Angst hierher zu kommen. Sie sagte, sie würde dafür bestraft, daß sie das Äternum Esse nicht beschützt habe."

Der Bruder drehte sich um und lächelte sanft.

„Sie sprach sicherlich nicht von diesem Ort,"seine Hand wies auf einen alten Wandteppich, der in einer beleuchteten Ecke hing. „Sicher sprach sie von diesem..."

Jack sah sich den Teppich genauer an. Darauf war ein großes graues Gebäude mit drei Türmen, die ähnlich aussahen, wie der in dem sie sich gerade befanden.

„Und was ist das für ein Ort?"

„Das ist der Hauptsitzt unseres Ordens. Der Oberste wohnt dort. Ich bin mir sogar sicher, daß sie dort mit dem Tode bestraft würde, für das Vergehen am Orden. Aber bei uns hat sie nichts zu befürchten. Wir sind gewillt uns ihren Grund für das Vergehen anzuhören."

„Vergehen,"schnaubte Lara und sah verächtlich auf den Teppich.

Der Bruder lächelte breiter.

„Ja, der Oberste ist genauso verstaubt, wie der Teppich hier, solltet ihr mich fragen. Aber bringt dies ja niemals vor jemand anderem zur Sprache, sonst bin ich des Todes. Frevel ist ein ernstes Vergehen. Aber macht euch keine Sorgen. Iona ist hier nämlich aufgewachsen und unsere Verbindung zu ihr ist sehr groß. Wir werden sie nicht einfach in den Tod schicken."

Jack nickte erleichtert. Dann führte sie der Bruder weiter in den nächsten Raum.

Will folgte der Gruppe nicht. Er überdachte die Worte des Mannes und starrte weiter auf das Teppichgemälde. Das Bild war sehr aufwendig gewebt und er war sich sicher noch nie solch eine Kunst gesehen zu haben, auch wenn er nicht der bewandertste in Sachen Kunst war.

Die Stille in diesem Raum war irgendwie unheimlich. Das Bild war unheimlich. Er fragte sich, ob dieses ungute Gefühl eine Vorahnung war oder nur eine Folge des gerade Gehörten.

Eine Hand ließ sich auf seiner Schulter nieder. Erschrocken drehte sich der junge Pirat um. Er sah in die großen Haselnußbraunen Augen von Bruder Alwyn.

*~*~*~*~*

Zwei Stunden später ging die Führung zu Ende und nach einer einstündigen und erfolglosen Suche nach Will fanden sich vier erschöpfte Männer und Frauen in dem Speisesaal der Ordensleute ein und waren überrascht, wieviele doch diesen Turm bewohnten. Noch überraschender war das Durchschnittsalter, denn wer hätte schon gedacht, daß Leute aller Jahrgänge hier lebten?

Nach einem kurzen Gebet fingen alle an zu Essen. Nur die kleine Gemeinschaft saß still da und unterhielt sich.

„Wo kann er nur sein?"frage Elizabeth und stocherte in ihrem Essen herum.

Lara zuckte nur die Schultern.

„Vielleicht ist er zu Iona? Sie ist schließlich auch noch nicht hier..."

Doch auch Lara fragte sich, wo der junge Mann wohl abgeblieben war. Und ihre Sorge wurde noch größer, als Iona zu ihnen stieß und sich bei ihnen am Tisch nieder ließ.

„Wo ist Will?"fragte die Novizin überrascht als sie merkte, daß einer in der Runde fehlte.

„Wir hatten gehofft, du wüßtest das, mein Schatz,"meinte Jack, worauf Iona nur mit den Schultern zuckte. „Wie ists für dich gelaufen?"

„Nun, zumindest habe ich Zuspruch von der Äbtin bekommen, daß ich mich richtig verhalten habe in der Höhle. Sie hält es allerdings für falsch, daß ich mich nicht sofort auf dem Weg hierher gemacht habe."

Die Priesterin nahm ein Stück Brot und biß herzhaft hinein.

„Aber allem in allem würde ich sagen, es ist ganz gut gelaufen. Ich habe Ihnen eure Geschichte erzählt und sie sind froh, daß nun alle Steine wieder da sind. Sie werden getrennt werden und in die verschiedenen Sitze unseres Ordens geschickt."

„Und was ist mit dir?"fragte Marley.

„Ich werde von hier weg gehen. Wenn ich hier bleibe, bin ich früher oder später tot. Der Oberste wird sicher irgendwie davon Wind bekommen."

Sie sah nachdenklich zu Bruder Olfin, der weiter zur Tür hin saß. Dann zwang sie ihren Blick zurück.

„Ich hoffe, du nimmst mich mit zurück."

„Aber sicher mein Liebes! Ich wollte dich doch gar nicht mehr auf der Pearl missen! Außerdem,"Jack wurde etwas rot, „zweifle ich, daß wir den Weg finden würden."

Iona lachte.

„Jack, sieh auf deinen Kompaß!"

Der Pirat holte das kleine Kästchen mit dem Kompaß heraus und klappte es auf. Seine Augen wurden groß.

„Er funktioniert wieder!"

Iona nickte.

„Du kannst diese Insel nicht mit einem Kompaß finden, aber verlassen kannst du sie damit allemal."

Wenn Jack nicht wüßte, was es mit ihren Worten auf sich hatte, er hätte sie für verrückt erklärt, aber im Moment hoffte er nur, daß er bald diesen seltsamen Ort verlassen konnte. Dieser Zauberkram war ihm nicht geheuer.

„Was ist mit diesem Alwyn? Du scheinst ihm ziemlich nahe zu stehen."

Iona lächelte abermals und dachte an eine weit zurückliegende Vergangenheit.

„Er war mein Lehrer. Alles, was ich weiß, habe ich von ihm gelernt. Auch die Anwendung der Steine. Er war ein Vorgänger von mir."

Jack dachte darüber nach und überlegte, wo das Wissen über die Anwendung der Steine wohl her kam, wenn sie doch so lange verschollen waren. Aber bevor er diese Frage stellen konnte, erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Er sah auf, als Laras Blick sich interessiert an die Tür zum Speisesaal heftete.

„Na, sieh mal einer an!"meinte Lara. „Wo warst du denn?"

Elizabeth` Kopf war hochrot vor Wut. Will hätte ihnen ja bescheit sagen können, als er sich von der Gruppe abgesetzt hatte.

Doch der junge Mann beachtete ihre Verärgerung überhaupt nicht und setzte sich ruhig an den Tisch, nahm seinen Teller und fing langsam an zu essen.

„Ich war bei Bruder Alwyn,"sagte er leise und Iona zog eine Braue hoch, so dass Jack ihren Gesichtsausdruch eingehend musterte.

Seine Blicke wechselten zwischen der Novizin und dem jungen Piraten hin und her, misstrauisch, angespannt. Etwas schien hier faul. Er roch so was drei Meilen gegen den Wind.

„Und was habt ihr besprochen?"

Will sah die junge Novizin nicht an, sondern widmete sich voll und ganz seinem Mahl.

„Nichts weiter. Er hat mir ein bisschen über euren Orden erzählt."

„Hat er das?"

William antwortete nicht.

„Was hat er dir erzählt?"fragte Elizabeth mit echtem Interesse.

Will zögerte bevor er aufsah und leicht lächelte.

„Von den Verbrechen der Kirche."

Elizabeth schien sichtlich enttäuscht von der Antwort und senkte nun ihrerseits den Blick.

Lara stöhnte.

„Wenn du das noch einmal tust, mein Lieber, gnade dir Gott, denn ich werde das nicht tun,"drohte Lara. „Wehe, du setzt dich noch mal einfach so ab."

Ein Lächeln umspielte des jungen Piraten feine Lippen und seine schwarzen Augen blitzten unter den losen Haaren hervor, hielten Laras fest.

„Ihr könnt bleiben bis morgen,"schaltete sich Iona ein, „dann solltet ihr euch auf die Heimreise machen."

„Heimreise,"zischte Elizabeth, wohlwissend, was ihr vielleicht bevostand.

Nicht nur, dass sie ihrem Vater unter die Augen treten musste und wieder Gefahr lief, mit Norrington verlobt zu werden. Darüberhinaus machte ihr etwas ganz anderes Sorgen. Sie sah auf zu Will, der immer noch seinen scharfen Blick mit Lara kreuzte. Und ihr Herz fiel in eine schwarze Schlucht, so tief, wie die Gräben der See. Plötzlich wusste sie, was ihr bevorstand.

Sie hielt es nicht länger aus. Es drängte sie zu sehr, aufzustehen, ihren Gefühlen in aller Abgeschiedenheit freien Lauf zu lassen. Sie wollte dies nicht hier tun, denn er war hier und sollte es auf keinen Fall sehen.

Elizabeth erhob sich und verabschiedete sich höflich, ging gemäßigten Schrittes und die Nase etwas höher als sonst erhoben hinaus, hinauf in ihr zugewiesenes einfaches Zimmer, welches außer Bett, Tisch und Stuhl nur gähnende Leere enthielt. Dort sank sie kraftlos und von der Trauer überwältigt zu Boden.

Alles war umsonst gewesen! Sie hatte nichts erhalten, nachdem sie gesucht hatte! Weder Will, noch Unabhängigkeit von ihrem Vater nach der sie schon so lange suchte.

„Oh Will! Es war alles umsonst! Du bist... nicht mehr...".

*~*~*~*~*

Am nächsten Tag versammelte sich die kleine Gruppe vor dem Tor und viele Priester und Priesterinnen standen an Fenstern und Türen, um die Besucher zu verabschieden. Auch der kleine Olfin wohnte dem Abschied bei und hing an Jacks Bein. Immer und immer wieder beschwörte er irgendeinen Gott, der den Wahrhaftigen austreiben sollte. Jack hatte wahrlich Mühe, sich zu beherrschen, denn allmählich fing dieser kleine verwirrte Mönch an, lästig zu werden.

„Laß mich! Ich muß zur Pearl!"schalt er, aber der kleine ließ nicht ab.

Bis Alwyn kam und den Alten mit sanften und für solche Pranken ungewöhlich sachtem Griff von Jack löste und ihr in den Hof geleitete.

Iona schloß sich ihnen an.

„Sind wir vollständig?"Iona übersah die Gruppe und ging sicher, dass alle da waren.

Dann nickte sie und griff ihren Stab fester. Leichten Schrittes ging sie voran und leitete die Gruppe sicher und schnell durch den Wald. Wehmut nagte an ihr, aber auch etwas anderes. Abenteuer standen ihr nun bevor und sie musste nicht ihr ganzes Leben in dieser stillen Höhle auf Silentia verbringen. Für den Augenblick war sie glücklich.

Iona fasste wieder Atem und beruhigte ihren Geist, wie sie es im Tempel gelernt hatte. Dann drehte sie sich um, damit sie sich mit einem letzten Blick auf den Turm von der Insel verabschieden konnte. Sie verharrte in der Bewegung, als ihr ewtas auffiel. Ihre Augen sahen verwirrt umher und suchten den Strand ab.

„Wo ist Will?"

Am Strand standen Lara, Jack, Elizabeth, Marley und Iona. Aber keine Spur von Will.

„Er war vorhin noch bei uns. Vor dem Turm. Er hat mit Alwyn gesprochen," meinte Elizabeth und sah sich ratlos um.

„Alwyn,"zischte Iona. Ihr sonst so stoischer Gesichtsausdruck wandelte sich. Ihr zarter Körper verspannte sich und zitterte.

„Wir müssen zurück,"sagte sie gefährlich ruhig. „Schnell."

Dann rannte sie los und verschwand nach wenigen leichten Schritten im dichten Wald. Jack blieb fast keine Zeit, diesen verwirrten Blick mit Lara auszutauschen, bevor die beiden merkten, dass sie den Anschluß an die Priesterin verlieren würden, wenn sie noch länger zögerten.

Zusammen rannten sie los, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Elizabeth und Marley taten es ihnen gleich, aber sie waren zu langsam, als dass sie hätten mithalten können.

Jack sah Iona immer nur hinter der nächsten Lichtung verschwinden und hoffte, dass sie sie nicht aus den Augen verlieren würden. So kurz ihm der Weg zum Turm vorhin erschienen war, so lang war er diesmal.

„Iona!"rief er, als er glaubte, sie zu verlieren und versuchte noch schneller zu rennen.

Doch da tat sich groß und grau in dem Moment, als er ihn am wenigsten erwartet hatte, der Tempel vor ihm auf.

„Aaah!"stieß er vor Schreck hervor, denn der Turm war wie ein großes Ungeheuer.

Lara rannte an dem erschrockenen Piraten vorbei und befand sich schon bald an der Tür, an der sie kurz zuvor noch gewesen war. Noch immer standen einige Priesterinnen am Tor und schauten überrascht und verwirrt.

„Wo ist sie hin?"rief Lara ihnen zu.

Eine große Schlanke Novizin in langer Hellblauer Robe hob ihre Hand und wies zum Inneren des Turmes.

„Der Altarsaal,"ihre Stimme bebte.

Lara rannte an ihr vorbei und versuchte aus ihrem Gedächtnis den Weg zu besagtem Raum herauszukruschen. Sie war sich nicht sicher, ob es gelang, vertraute aber ihrem Instinkt, der die Oberhand über sie gewonnen hatte. Jack war ihr dicht auf den Fersen und – auch wenn die beiden es nicht wissen konnten – Elizabeth und Marley waren gerade unten im Hof angekommen, als das Paar die Treppen hinauf in den dreizehnten Stock stürzten. Sie durchquerten den großen Vorraum zum Altarsaal. Sie kamen abrupt zum Halt, als sie Iona vor der großen reichbeschnitzten Tür sitzen sahen. Ihre Knie waren angezogen und ihr Gesicht dazwischen und zwischen ihren Armen vergraben.

„Er ist da drin?"fragte Lara und war fassungslos, die junge Frau so vorzufinden.

Sie hob den Kopf und nickte.

„Warum gehst du nicht hinein?"Jack war etwas außer Atem und seine Stimme klang heißer.

„Aus Furcht nur noch größeren Schaden anzurichten, als es sowieso wird."

Jack schüttelte den Kopf und seine Haare wanden sich wild in der wütenden Gebärde.

„Was soll denn das schon wieder heißen?! Wir hetzen hier her, aus irgendeinem Grund, den ich sowieso nicht verstehen würde, auch wenn ich ihn wüsste und was dann? Nichts? Was zum Teufel geht hier vor?!"

Auch Lara schien zornig zu werden. Der Tempel hatte nicht nur Jacks Geduld strapaziert. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und ihre Knöchel traten weiß hervor.

Sie starrte die junge Frau an. Lara haßte diese Geheimnistuerei. Das zog alles nur in die Länge... Außerdem ging es hier um jemanden, den sie „zu schätzen"gelernt hatte.

Da knackte es hinter ihr und die Tür wurde leise und vorsichtig geöffnet. Bruder Alwyn spähte heraus und blieb in hinter der Tür in Deckung, bis er sich versichert hatte, dass er nicht unvorbereitet angegriffen wurde. Besonders Jack beäugte er misstrauisch, doch die größere Gefahr ging von Iona aus.

Langsam verließ er seine Deckung und setzte sich neben Iona, die ihn mit Zornestränen in den Augen anstarrte.

„Was hast du getan?!"warf sie ihm vor.

„Was mir das richtige erschien."

Bruder Alwyn klang ruhig und gefasst. Er suchte Ionas Nähe und nicht Schutz vor ihr. Der dickliche Priester saß im Schneidersitz neben ihr und seine Hände ruhten in seinem Schoß.

„Ich weiß, du heißt es nicht gut..."

„Nicht gut!?"schrie Iona. „Nicht gut?! Was hast du getan!!!"

„Ich verstehe deinen Vorwurf... aber ich musste einfach tun, was mein Gewissen mir gebot. Jeder entscheidet anders."

„So ist es! Warum respektierst du meine Entscheidung nicht?!"

„Weil es nicht die deine ist."

Ionas Wangen waren naß von Tränen, ihr Körper zitterte.

„Es ist also deine?!"sie war empört.

Aber Alwyn schüttelte den Kopf und sah auf seine kräftigen Hände, die sich langsam öffneten.

Als Iona gewahr wurde, was sie darin sah, brach sie in lautes Schluchtzen aus.

„Es war allein Williams,"flüsterte Alwyn und Jack trat etwas näher, um zu sehen, was sich in seinen Händen befand.

Der Pirat trat wieder zurück. Lara hatte nicht vortreten müssen, um zu sehen, was da in der Handfläche lag, klein glänzend und hell. Der Bergkristall. Der Seelenstein.

„Was habt ihr getan,"Jacks Stimme war dunkel und furchterfüllt.

Seine Augen schienen in diesem Moment noch dunkler umrandet, als sonst. Langsam näherte er sich der Tür, seine Hand ergriff die Klinke.

„Jack!"Elizabeth japste nach Luft und stolperte mehr, als dass sie lief durch den Raum. „Jack! Was ist passiert?"

Jack hielt inne, während Elizabeth in die Runde schaute. Alwyn begegnete ihrem Blick.

„Geh hinein, Mädchen. Geh hinein und schau nach deinem Geliebten. Ich glaube, er ist verwirrt,"sagte der Mönch und wies zur Tür.

Elizabeth schluckte den Klos in ihrer Kehle herunter und musste erst tief Luft holen, bis sie wieder Kontrolle über ihre Beine hatte. Jack trat zur Seite, als sie auf ihn zukam und in den Altarsaal eintrat.

Sie befand sich in dem ehrfurchteinflößenden Raum, der ihr gestern kurz gezeigt worden war. Zu ihrer Rechten und Linken war nur kalter kahler Stein. Der Raum war weitgehend rechteckig und von einer Holzdecke überragt. Die Wände des vorderen drittels, wo sie sich im Augenblick befand, waren mit den gleichen Steinstatuen behauen, wie sie auf der Schweigenden Insel waren. Die Dunkelheit in der Halle machte die Schatten beinahe lebendig, die die Ungeheuer unschmiegten.

Vor ihr, am Ende des Raumes war das einzige Fenster, welches den Saal erhellte. Es war riesig und sah aus, wie ein Mosaik. Dennoch schien es wenig Licht herein zu lassen. Das wenige, welches hereintrat, beleuchtete den Altar auf der Empore. Unwillkürlich musste die junge Swann an das Büro des Gouvernours denken. Plötzlich war ihr kalt und einsam zu Mute. Sie drehte sich um, in der Hoffnung dass Jack ihr gefolgt war. Aber dem war nicht so. Der Kapitän stand in der Tür und beobachtete sie. Als er jedoch ihren suchenden Blick bemerkte, trat er ein, gewiß, dass er erwünscht war. Doch er hielt mehr als genug Abstand von Elizabeth. Sie ging langsam und so leise sie konnte durch den Saal. Ihre leichten Schritte hallten dennoch laut und bei jedem musste Jack zusammenzucken.

Sie stieg die drei Stufen empor und stand nun direkt vor dem Altar. Darauf lag, mit rosigen Wangen und friedlich ruhend, Will.

Elizabeth streckte ihre Hand aus und berührte seine Stirn, ganz sachte. Sie fühlte sich warm an. Davon ermutigt strich sie ihm etwas fester aber immer noch sehr sanft über das schwarze gelockte Haar.

Dann erschrak sie und zog ihre Hand zurück.

Wills Mund zuckte und eine Sekunde später schlug er die Augen auf. Er war erstaunt, erschrocken und... irgendwie erfreut.

„Will?"

„Miss Swann,"seufzte er und lächelte schüchtern.

Dann fiel ihm auf, wie verändert sie war. Die sonst so blasse Haut war etwas brauner und die blonden Strähnen ihres Haares glänzten etwas heller, waren etwas zerzaust. Ihre Augen hatten ein Feuer, welches er zwar gekannt, aber noch nie so gesehen hatte... so ... entfesselt.

„Miss Swann, Ihr tragt ja Hosen!"Entsetzen war in sein Gesicht geschrieben.

Und dieses wuchs, als er sich gewahr wurde, wo er war... Irgendwo.

„Will, was ist mit dir?"Elizabeth schüttelte den Kopf, als könnte sie dadurch alle bösen Träume abwerfen.

Will schien so verändert, schien so verschüchtert. Wegen ihr. Er sah sie an, als wäre sie eine Madonna, die er anbeten musste, als wäre sie ein Heiligtum, das er verehrte, aber nicht berührten durfte. Ihr Geliebter war.... Er selbst.

„Will!"ein Freudenschrei entrann ihrer Kehle und sie stürzte an seinen Hals, umarmte ihn, küsste ihn tausend Mal, was den jungen Mann in sichtliche Verlegenheit brachte, Röte schoß in seine Wangen. Aber er wagte es nicht sie von sich zu stoßen, genoß viel zu sehr ihre Berührungen, ihre zarten Hände. Bis...

Er packte ihren Arm und riß sie von sich herunter. Schützend stellte er sich vor sie und vor dem Altar auf und suchte nach irgendetwas. Er fand nichts besseres, als einen Kerzenständer, der den Altar schmückte, doch das sollte ihm als Waffe gereichen. Drohtend hielt er das goldene Schmuckstück vor sich.

„Keinen Schritt weiter, Pirat!"schrie er.

Der verwahrloste Mann vor ihm schien verblüfft und wich tatsächlich zurück. Wankend. Hatte er getrunken?

Aber dieser Abschaum griff nicht nach seinem Säbel... Sein eigenes Schwert!!! Will stutze, als er seine eigene Waffe am Gürtel des Piraten sah.

„Was?"Jack legte den Kopf schief und begriff nicht, was los war.

„Will! Was tust du da?"rief Elizabeth und drängte sich zwischen ihn und den Piraten.

„Ich werde nicht zulassen, dass Euch dieser Schurke ein Leid zufügt!"

Wäre die Situation nicht so unheimlich gewesen, Elizabeth hätte sich auf dem Boden gekugelt vor Lachen. Aber im Moment machte Will ihr Angst. Was stimmte hier nicht?