A Sons Revenge 15

Die Rückkehr

„Was geht hier vor, Miss Swan? Wo sind wir?"Will schaute hilflos und gehetzt um sich, wusste nicht, wie ihm geschah.

„Will,"brachte sie nur heraus und starrte ihren Geliebten an.

Ihre nussbraunen Augen glänzten und die junge Frau war sich nicht sicher, was sie empfinden sollte. Trauer, Entsetzen oder Freude?

William stand noch immer zwischen ihr und dem sonderbar aussehenden Piraten, der ihn verdutzt ansah. Der Schmied legte den Kopf schief, als Jack Sparrow ihm eines seiner düsteren Lächeln schenkte und sein Atem zitterte.

„Wer seid ihr?"zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.

„Das ist interessant. Du erinnerst dich nicht an mich, Junge?"

„Sollte ich?"

„Ich bin Kapitän Jack Sparrow!"

Unbeeindruckt hob er den Kerzenständer höher und drohte stumm damit.

„Du scheinst verwirrt zu sein, Kleiner!"

Das war Will tatsächlich und unsicher sah er zu seiner Geliebten, die plötzlich aus der Erstarrung brach.

„Jack! Hör auf!"rief sie ihm zu und Jack verbeugte sich knapp vor ihr und wich langsam zurück.

„Elizabeth!"Will verstand rein gar nichts.

Alles drehte sich in seinem Kopf, alles war durcheinander. Elizabeth war sein einziger Fokus, als um ihn herum alles verschwamm und in Dunkelheit getaucht wurde.

„Elizabeth!"flüsterte er noch einmal und streckte die Hand nach ihr aus.

Die junge Swann reichte ihm die ihre und William brach in sich zusammen, wie ein nasser Sack. Jack konnte gerade noch nach vorne springen, um den Mann zu fangen, bevor er die drei Stufen herab stürzte.

Zusammen knieten sie neben Will und Jack tastete schnell nach seinem Puls.

„Er ist nur Ohnmächtig geworden,"beruhigte er die junge Frau und sie sah auf, so hilflos.

Doch ihr Gesichtsausdruck wandelte sich in ein Strahlen.

„Jack,"er sah sie an und Freude kehrte in ihre Augen wieder. „Er ist wieder da!"

*~*~*~*

Lara saß außerhalb des Altarraumes neben Iona und hielt sie, fest an sich gedrückt. Die Priesterin hatte ihr Gesicht in ihr dunkelgrünes Hemd vergraben und weinte bittere Tränen, was Lara nicht verstand. Sie verstand rein gar nichts! Alwyn stand vor der schweren Türe zum Altarsaal und starrte die Schnitzereien darauf an.

Plötzlich hörte er etwas und wich zurück. Die Tür wurde von innen geöffnet. Lara sah auf und sah, dass Elizabeth heraus kam und die Tür aufhielt, dann folgte Jack mit einem bewusstlosen Will in den Armen.

„Was ist passiert?"fragte die Rothaarige und ihre grünen Augen funkelten gefährlich zu Alwyn hin.

Elizabeth sprach nicht und Lara konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Aber Jack sah sie ernst an und seine dunklen Augenringe schienen noch schwärzer als sonst, was ein ungutes Zeichen war, wie Lara wusste.

„Unser Kleiner scheint unter Gedächtnisverlust zu leiden,"sagte Jack nur düster und Iona raffte sich auf und ging zu dem jungen Mann.

Sachte streichelte sie seine Stirn und fühlte die warme Haut des Waffenschmiedes.

„Gedächtnisverlust?"

Die Priesterin nickte. Alwyn trat zu ihr und besah sich den jungen Mann.

„Siehst du nicht, wie ruhig er scheint?"fragte er Iona und eine Träne löste sich und wanderte einsam über ihre Wange.

„Er ist so friedlich,"sagte sie.

Tatsächlich schien Will in einem tiefen Schlaf, ohne dass sein Körper zuckte oder, dass ein gequälter Ausdruck auf seinem Gesicht lag. In ihr regte sich Hoffnung.

„Ihr meint,"Lara brachte ihren Satz nicht zu Ende.

Alwyn nickte bestätigend und lächelte sanft, doch Lara ließ sich nicht besänftigen.

„Wie lange reicht der Gedächtnisverlust zurück?"

Alwyn zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht, man kann es nicht auf den Punkt genau festlegen."

„Er erinnert sich nicht einmal mehr an mich,"meinte Jack fast stimmlos.

„Oh, Gott! Das heißt ja..."

Iona nickte traurig.

„Er kennt weder dich, Lara, noch mich, noch wird er sich an irgendein Ereignis der letzten beiden Jahre erinnern."

Lara starrte Jack nur an, der schweigsam dastand, mit seinem einstigen Freund in den Armen. Der Pirat war so ruhig und betrübt, wie Lara Jack Sparrow noch nie gesehen hatte. Den Körper, den er hielt, drückte er so fest an sich, als wollte er ihn nie mehr loslassen.

„Vielleicht kennt er euch nicht mehr, aber das ist die Chance,"meinte Elizabeth. „Die Chance, neu zu beginnen!"

Jack überwand sich und legte Will auf den Boden, ganz langsam, und zuletzt hielt er seinen Kopf, damit er nicht auf die harten Steinplatten aufschlug und legte auch diesen ab. Elizabeth packte Panik.

„Jack!"sie lief zu ihm und packte seinen Arm. „Was ist?"

Er sah sie an, sein Gesicht hart wie Stein, keine Emotion sprach daraus.

„Ein Neuanfang? Hast du nicht gesehen, wie er mich angeschaut hat? Welche Abscheu und Missachtung er mir entgegenbrachte? Denkst du, er wird diese so schnell wieder ablegen?"

Sie ließ seinen Arm los und er erhob sich.

„Er empfand den selben Hass, wie damals. Sollen wir dich wiederum entführen lassen, damit er in betracht zieht, sich mit mir zu verbünden, um dich zu eretten, Süße?"

„Du gibst ihn auf?!"schrie Elizabeth und Wut kochte in ihr auf.

Jack schüttelte den Kopf.

„Ich gebe ihn nicht auf, Teuerste, aber weder denke ich, dass er im Moment gewillt, noch dass er dazu im Stande ist, eine Freundschaft mit einem Piraten einzugehen."

„Nein, du irrst dich."

„Ich möchte, dass wir zurück kehren und ihr beiden erst einmal euer Leben weiter lebt, wie früher."

„Wie früher? Was denkst du? Der Commodore! Mein Vater! Nichts ist wie früher! Selbst die Leute auf der Straße werden ihn immer fragend anschauen! Ihm mit Argwohn begegnen!"

„Ich bin sicher, dass du und dein Vater das irgendwie regeln könnt. Er ist ja bereit, euch wieder aufzunehmen."

„Wie stellst du dir das vor?"schnappte die junge Frau.

Da trat Marley hervor, der die ganze Zeit schweigend in einer Ecke gestanden hatte und legte seine Hand auf ihre zarte Schulter.

„Kind,"sagte er ruhig und zwang sie, sich zu beruhigen. „Es gibt andere Möglichkeiten..."

*~*~*~*

Die Black Pearl segelte in vollem Wind und der erste Maat stand am Steuerrad und hielt das Schiff geradewegs auf Port Liberty zu. Der Hafen würde bald in Sicht kommen und dann hieß es Abschied nehmen. Leise seufzte er in den Wind und seine grauen Augen wandten sich nicht vom Horizont ab.

Er erinnerte sich an die überraschten Gesichter vor dem Altarsaal, als er einen Vorschlag unterbreitet hatte. Zuerst stand er erstaunten und unverständigen Gesichtern gegenüber, aber er hatte mit solch einer Reaktion gerechnet. In dieser Situation wäre kein Vorschlag gut angekommen. Nur Bruder Alwyn gab ihm stille Unterstützung indem er seinen Blick aufbauend erwidert hatte und ein zustimmendes Nicken riskiert hatte. Doch nach dem ersten Schock, hatte zunächst Lara ihm zugestimmt, dann Iona, dann Jack und schließlich hatte auch Elizabeth eingewilligt und mit schwerem Seufzen den Vorschlag angenommen, sich in Marleys Arme gestürzt und ihm gedankt.

Der Maat wusste, er hatte die beste Lösung gefunden. Dennoch war er mit Wehmut beseelt, denn auch für ihn war dies eine schwere Reise. Er wusste noch nicht, wie er sich verhalten würde, wenn er das erste mal seit Jahren zurückkehrte in seine Heimat, das ruhige Städtchen sah mit seinen kleinen liebenswerten Gassen, den nachbarschaftlichen Leuten, die man einfach alle kannte, da Port Liberty nun wirklich nicht groß war.

Und mehr noch. Er wusste nicht, was Lara wohl empfinden würde, wenn sie ihre Heimat sah und sich an ihre Kinder- und Jugendtage erinnern würde. Für den Maat stand fest, er wollte bei Jack bleiben, auf der Pearl. Doch wenn Lara sich entschied zu bleiben, würde es ihn sehr mitnehmen.

Er schüttelte den Kopf.

*Sie ist eine erwachsene Frau und weiß, was sie tut!*

Er konnte ihr nichts vorschreiben, sie musste ihren Weg finden und wenn dieser sie weg von ihm führte, so musste er es akzeptieren. Kinder lösten sich irgendwann von ihren Eltern, das war nun mal der Lauf des Lebens.

Lara stand vorn an Deck und ließ die raue Gischt ihr Gesicht befeuchten. Es kam ihr schon so vor, als konnte sie das Festland riechen und jeden Moment einen Fuß darauf setzen. Jedoch wagte sie nicht daran zu denken, was sein würde, wenn es tatsächlich so weit war. Etwas nagte an ihr, tief in ihr drin und sie wusste nicht was. Nicht dass sie sich danach gefragt hätte... Sie fürchtete, die Antwort darauf zu finden. Aber dieses furchtbar andauernde Gefühl wühlte sie auf, machte sie gereizt.

Seit ihr Vater diesen Vorschlag unterbreitet hatte, machte sie sich nur noch Gedanken darum, was sie tun würde, wenn sie in Port Liberty waren. Zunächst hatte sie sich von ihrem Vater verraten gefühlt. Wie hatte er nur vorschlagen können, dass Will und Elizabeth ihr altes Haus in Besitz nehmen konnten, sollten er und sie selbst nicht in Liberty bleiben. Doch dann erkannte sie, dass es die einzig gute Lösung war. Will konnte sicher Arbeit finden, beim ansässigen Schmied und wenn nicht dort, dann irgendwo anders. Kräftige Hände waren überall gefragt. Außerdem kümmerte sich dann jemand um das Haus. Schon viel zu lange stand es nun leer. Lara war sicher, dass selbst der Nachbar nicht viel Zeit hatte aufbringen können, um es einigermaßen in Schuss zu halten, denn wer hatte nicht viel zu tun?

Doch in einem war sie sich sicher: William und Elizabeth würden glücklich zusammen sein.

*~*~*~*

Fünf Tage waren sie nun unterwegs und Elizabeth wusste, dass ihre Reise bald enden würde. Noch nie war sie in Port Liberty gewesen und sie musste zugeben, dass sie Angst hatte. Große Angst. Dort war sie völlig fremd, hatte keinen Status mehr als Gouvernorstochter. Doch inzwischen machte sich Zuversicht in ihrem Herzen breit. Nichts konnte so schlimm sein, so lange Will bei ihr war. Zusammen würden sie alles bewältigen, was sich ihnen in den Weg stellte.

Sie saß an Williams Bett und sah ihrem Geliebten beim Schlafen zu. Er wirkte so friedlich und unschuldig, sein dunkles Haar umrahmte sein schönes schmales Gesicht, seine Brust hob und senkte sich langsam und beständig.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke.

*Miss Swann...*

So hatte er sie genannt. Will bewegte sich langsam unter ihr und gab ein Stöhnen von sich. Auf der Fahrt hatte er viel geschlafen. Nur hin und wieder war er wach gewesen und dann hatte Elizabeth ihm etwas zu Essen gegeben oder leise mit ihm gesprochen, ihn beruhigt und ihm zugesichert, dass sie ihm alles erklären würde, sobald er sich erholt hatte. Jedes Mal war er ihrer Unnachgiebigkeit erlegen und hatte sich wieder hingelegt, etwas gegessen und war langsam wieder in einen erholsamen Schlaf verfallen.

Wider stöhnte Will und drehte seinen Kopf.

„Schhhh..."Elizabeth streichelte ihm über den Kopf.

Da öffnete William die schwarzen Augen und sah sie fassungslos an, als konnte er es nicht fassen, dass sie an seiner Seite saß. Sie wollte mit ihrer Hand seine Augen bedecken, damit er weiter schliefe, aber Will erfasste diese und küsste sie sanft. Elizabeth spürte seine warmen schmalen Lippen und ein Schauer durch lief ihren ganzen Körper.

„Oh, Will,"seufzte sie.

Er sah auf und streichelte ihren zarten Handrücken.

„Womit habe ich das verdient?"

Elizabeth sah ihn erstaunt an.

„Was meinst du?"

„Dass Ihr bei mir seid, Miss Swann. Dass Ihr Euch so kümmert."

„Aber das ist doch ganz selbstverständlich."

„Nein, das ist es nicht. Was sagt Euer Vater dazu, dass Ihr so rührend und inniglich an meinem Bette wacht, wo ich doch nicht einmal weiß, warum ich darin liegen muß?"

Elizabeth lachte so herzlich und erfrischend, dass Will neue Lebenskräfte in sich spürte.

„Oh, mein Will! Wie kannst du so etwas nur fragen?"

William sah unverständig in ihre Augen. Dann beschloss sie, es zu riskieren.

„Ich weiß, du wirst das nicht verstehen, noch nicht. Aber sag mir Will Turner: Liebst du mich?"

Der junge Schmied schnappte nach Luft, die ihm schlagartig entwichen war und sein Puls schoss in die Höhe. Seine Hautfarbe ging in ein dunkles Rot über und er wandte den Blick ab von ihr.

Doch Elizabeth nahm sein Kinn in die Rechte und zwang ihn, sie anzusehen.

„Will,"hauchte sie und kam näher... und näher.

William schloss die Augen und ihm wurde heiß und kalt zugleich, als seine geliebte Elizabeth das tat, wonach er sich so lange gesehnt hatte. Sie küsste ihn so leidenschaftlich, dass der junge Mann befürchtete, ein weiteres Mal ohnmächtig zu werden. Es war ein erhebendes Gefühl völliger Schwerelosigkeit und als sie ihre Lippen den seinen entzog, so glaubte er zu sterben vor Sehnsucht nach einem weiteren Kuss.

Sie umarmte ihn und blieb in seinen Armen liegen. Will legte seine kräftigen Arme um sie und drückte sie an seine Brust, fühlte ihren Körper, roch ihr Haar. Er glaubte, nicht glücklicher sein zu können. Dann hob sie ihren Kopf an sein Ohr und flüsterte.

„Ich liebe dich, Will Turner. Willst du mich auch lieben?"

Überwältigt presste er sie noch härter an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem goldenen Haar. Tränen ergossen sich in es.

„Oh, ich will dich lieben, Elizabeth Turner, ich will dich lieben bis ans Ende dieser Welt und nie wieder von deiner Seite weichen, egal was sein wird, wenn du mich nur willst!"

*~*~*~*

„Land in Sicht!"

Die Pearl kam zum Halt. Zu nahe sollte sich ein Piratenschiff nicht an einen Hafen der Royal Navy trauen.

Jack nahm das Seil welches neben ihm am Mast herab hing und mit einem Satz fiel er in die Tiefe. Gerade noch rechtzeitig spannte das Tau und bremste seinen Fall, so dass er mit seinen Schweren Stiefeln fest auf dem Deck aufkam und es erschütterte. Der Kapitän der Black Pearl stampfte nach vorn und spähte auf den schmalen Streifen Festlandes, der sich vor ihnen auftat.

„Jetzt ist es also so weit,"sagte er zu sich selbst und fühlte wie Trauer ihn aufrührte.

Schnell drückte er das erstickende Gefühl nieder und schluckte hart den Klos herunter, der sich in seinem Halse gebildet hatte.

„Benachrichtigt Elizabeth! Wir sind da! Sie soll sich bereit machen, von Bord zu gehen."

Hank, der ziemlich traurig drein schaute, kam seinem Befehl nach und ging unter Deck. Jack verstand den Mann total. Die gesamte Crew hatte die junge Frau ins Herz geschlossen, wie auch...

„Kapitän..."

Jack drehte sich um und sah seinem ersten Maat ins Gesicht, dessen Haar im Wind hin und her schwang.

„Marley."

Der Maat stellte sich neben seinen Kapitän und sah hinüber zum Land. Ein grüner Streifen, nicht mehr.

Jack fühlte sich unbehaglich. Am liebsten hätte er Marley an der Schulter gepackt und gebeten, nicht zu gehen. Doch er wusste, dass dies nicht in seinem Ermessen lag und er den Mann tun lassen musste, was er wollte. Statt dessen umging er dieses Problem.

„Was ist mit Lara?"

Marley seufzte und sah den Mann neben sich zweifelnd an. Jack Sparrow war einer der erstaunlichsten Männer, die er je gesehen hatte und er wollte nicht von Bord gehen. Doch im Moment konnte er es sich nicht vorstellen, seine Tochter allein ziehen zu lassen, sie weg zu geben. So lange hatte er versucht, sich einzureden, dass er in jedem Falle bleiben würde, doch nun, da diese Entscheidung direkt vor ihm lag...

„Ich weiß es nicht,"gab er zu. „Sie wird tun, was sie für richtig hält. Wenn ihr Herz sie zurück gebietet, was kann ich da tun."

Jack fühlte, wie sich sein Magen zusammen krampfte. Das war es nun. Das Abenteuer war vorbei. Nie war es ihm so schwer gefallen, eines abzuschließen, denn schließlich stand immer ein neues bevor.

„Kapitän,"sagte Marley und wies mit dem Kinn zur Tür, die unter Deck führte.

Will und Elizabeth kamen heraus. Tatsächlich hatte Jack William nicht mehr zu Gesicht bekommen, seitdem sie die Insel verlassen hatten. Er hatte den jungen Mann nicht einschüchtern wollen. Mehr noch – aber er gab es nicht zu – hätte er seinen Anblick nicht ertragen können.

Elizabeth kam nun auf ihn zu während Will stehen blieb, sich sichtlich unwohl fühlend unter den Piraten. Abwertende Blicke schweiften hin und her und Unverständnis spiegelte sich in seinen Augen, als er Elizabeth mit Jack reden sah. Wie konnte eine Gouvernorstochter nur mit solchem Abschaum reden?

„Jack,"Elizabeth` Augen enthielten dicke Tränen, die sie gekonnt zurückzuhalten verstand.

Er nickte ihr zu und sie fiel ihm um den Hals, wodurch sich der wankende Pirat böse Blicke von Will einfing. Er drückte sie sanft, aber bestimmend von sich und hielt ihr Kinn.

„Du wirst doch auf den Kleinen aufpassen, nicht?"

Elizabeth lächelte schwach und atmete tief ein, um ihrer Trauer Herr zu werden.

„Ich werde auf ihn Acht geben, Kapitän."

Jack grinste sie zuversichtlich an.

„Versuch, es ihm schonend beizubringen. Er wird daran zu knabbern haben."

Die Frau nickte.

„Wenn er so weit ist, komme ich wieder. Vielleicht schaffst du es ja, ihn etwas empfänglicher für das Piratentum zu machen?"

„Ich werde ihm alles erzählen, wenn wir in Port Liberty sind. Auch dass sein Vater ein Pirat war."

Jack nickte und ein Windstoß wirbelte seine Haare durcheinander.

„Macht das Beiboot bereit! Wo ist Jade! Hey, Marley! Wo ist Lara!?"brüllte er über Deck.

Marley drehte sich um und zuckte mit den Schultern.

„Ich bin hier!"

Lara und Iona kamen gerade an Deck und die rothaarige Frau hatte ein kleines Bündel in der Hand.

Jack nickte ihr knapp zu und betrachtete ihre schlanken Hüften, ihre feurige Mähne, ihren kräftigen Körper, der sich mit Raubtierartiger Grazie bewegte.

„Das Beiboot ist bereit,"erklärte Jack und führte die Abreisenden zum Beiboot.

Dort umarmte Elizabeth Jack ein letztes Mal und roch die charakteristische Rumfahne, die jeden Feind betäuben konnte, der sich dem Kapitän in den Weg stellte.

„Oh, Jack!"

Er hielt ihren Kopf an seine Brust und sah düster William an, nicht auch ohne ein kleines Grinsen, welches Will unsicher machte. Dann flüsterte Jack ihr zu, so dass ihr Verlobter es nicht hörte.

„Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe."

Und Elizabeth sah ihn mit Tränen in den Augen an. Sie vergaß es nicht!

Mit einem Kuss auf Jacks Wange verabschiedete sie sich von ihm, umarmte noch einmal Marley, Iona und Hank und stieg in das Boot. Will folgte ihr ohne ein Wort, aber bedachte den Piraten nochmals mit einem dunklen Blick.

Dann wandte sich Jack Lara zu.

„Du machst alles für sie klar?"

Lara nickte.

„Ich werde ihnen unser Haus zeigen und sehen, was davon noch übrig ist."

Jack sah sie lange an und versuchte ihre Gefühle zu erforschen, ihr Vorhaben zu erahnen, aber musste feststellen, dass er es nicht vermochte. Alles war so bedrückend, alles so schwer! Warum? Warum zerfiel diese außerordentliche Gemeinschaft nun? Er wollte das nicht! Er wollte nicht alle ziehen lassen! Er fühlte, wie seine Gefühle in ihm aufstiegen, wie sie ihn zu übermannen drohten. Gleich würde er brechen! Das konnte er nicht zulassen!

Er beschloss das einzige zu tun, was seiner gerecht wurde und seine Würde bestehen lassen würde. Er ergriff Laras Hand und zog sie an sich, so schnell, dass sie nicht reagieren konnte. Und dann... Dann nahm er sie unverschämt zu einem solch leidenschaftlichen Kuss, dass sie in seinen Händen so weich wie Butter wurde und sich ihm hingab. Der Kuss dauerte lange. Fast zu lange, aber Jack glaubte, sich gerade noch rechtzeitig von der feurigen Frau gelöst zu haben, dass ein ernsthafter Verdacht nicht gerechtfertigt war.

Schnell schob er ein Grinsen hinterher, um sein mangelndes Interesse zu unterstützen.

„Kapitän!"meinte Lara empört.

„Tja, mein Mädchen, ich muss doch sicher gehen, dass dich wenigstens einmal ein richtiger Mann geküsst hat!"

„Das soll ein Kuss gewesen sein?!"gab sie erbost zurück und sah Jack abwertend an.

Ohne dass Jack sich wehren konnte, nahm sie nun ihn, erstickte seinen Protest mit einem Kuss, den der Kapitän sein ganzes Leben lang nicht vergessen würde, der sich tief in sein Gedächtnis einbrannte, wie das Eisen sich einst in seinen Unterarm eingebrannt hatte und ein Brandmal zurück gelassen hatte.

Als sie sich löste, schien der Kapitän einen Moment lang zu wanken und zuerst zweifelte Marley daran, dass er tatsächlich auf den Beinen bleiben würde. Aber er fasste sich wieder und Lara lächelte ihn verschmitzt an. Dann umarmte sie ihren Vater und entschuldigte sich unhörbar für das, was sie gerade Ungehöriges getan hatte. Natürlich war Marley ihr nicht böse, aber in höchstem Maße stolz auf sie, dass seine Tochter den großen Kapitän sprachlos gemacht hatte.

Dann ließ er sie gehen. Als nächstes stieg noch Hank ein, der dafür sorgen würde, dass das Beiboot auf jeden Fall wieder zur Pearl zurückkäme.

*~*~*~*

Iona lehnte mit beiden Ellenbogen auf der Reling und sah dabei zu, wie das Beiboot immer kleiner und kleiner wurde. Das Wasser glitzerte weiß und sie hörte das sanfte Plätschern der Wellen.

Jack sah seinen Maat an und zog eine Augenbraue hoch. Marley sah in nicht an, aber sprach mit ruhiger und kontrollierter Stimmer, als er dem kleinen Boot nachschaute.

„Ich gehöre an Eure Seite und auf das Meer. Lara ist nicht mehr mein kleines Kind und wird gut allein zurrecht kommen."

„Ich bin froh, dass ihr bleibt,"gab Jack zu und drehte sich um, damit er auf seinen Mast klettern konnte. „Wir warten, bis Hank morgen früh zurück kommt, dann stechen wir in See."

*~*~*~*

Die Sonne berührte das Wasser sachte und legte einen schimmernden Teppich glitzernden Goldes auf dem Meer aus. Der Morgen war kalt und windstill, noch stand der Mond verblassend am Himmel und erwehrte sich ohne Erfolg gegen den nahenden Tag.

Jack saß auf dem Quermast und lehnte am Hauptmast, spähte in den Sonnenaufgang. Er fühlte sich schwer. Wie konnte es sein, dass er diesem Abendteuer so sehr nachhing? Er beschloss als nächstes erst mal nach Tortuga zu segeln und diese... furchtbaren... ekelhaften... unnötigen Gefühle mit ein paar Flaschen Rum hinfort zu spülen und sich dem Trubel der Stadt ergeben würde.

Sofort, wenn Hank zurück war.

Wie Elizabeth wohl mit der neuen Situation zurrecht kam? Er machte sich eine mentale Notiz, Norrington eine Botschaft zukommen zu lassen, in der er sich mehr oder weniger erklärte.

Plötzlich hörte er eine Stimme über sich.

„Das Boot kommt zurück!"schrie der Mann im Ausguck und Jack sah auf. „Und Hank ist nicht alleine, Kapitän!"

Jack war überrascht und drehte sich um. Tatsächlich! In der Ferne trieb das Boot, aber nicht einer war am Ruder, nein noch eine zweite Person hatte das linke übernommen. Jack stand auf und schirmte mit der Hand seine Augen ab, damit er besser sehen konnte, aber es half nichts. Nichts zu erkennen.

„Wer ist es?"schrie er hinauf und kurze Zeit herrschte Stille auf dem schwarzen Schiff.

Jacks schwarze Augen suchten vergeblich, die Gestalt zu erkennen.

„Es ist... Lara Jade!"

Jacks Brust schnürte sich zu und beinahe verlor er das Gleichgewicht. Doch er konnte sich gerade noch rechtzeitig halten, um sich vor dem Absturz zu bewahren. So schnell er konnte, kam er an Deck und verhädderte sich dabei noch zwei Mal in den Tauen.

„Jade!"rief er aus. „Marley! Deine Tochter ist zurück! Komm schon aus den Federn!"

Nach einer Minute stand Marley an Deck, noch völlig verschlafen und taumelnd.

„Was ist los, Kapitän?"

Jack packte ihn stürmisch an den Armen und rüttelte ihn wach.

„So mach doch die Augen auf! Lara kommt an Bord!"

Da wurden Marleys Augen groß und er stürmte an die Reling.

„Oh, bei Juppiter!"

Das Beiboot kam näher und als es nahe genug war, winkte Lara ihrem Vater zu und rief seinen Namen.

Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis das Boot endlich da war. Aber dann endlich kletterte Lara mit behänder Geschicklichkeit herauf und fiel ihrem Vater in die Arme.

„Lara, du bist zurück!"seufzte Marley und drückte sie fest an sich.

„Ich konnte dich doch nicht so einfach ziehen lassen, Vater!"

Marley lachte herzlich und war so glücklich, wie am ersten Tag, ihres Aufeinandertreffens. Jack stand daneben, überragend und stolz, beobachtete das rührende Spiel mit seinem typischen Grinsen. Sein Goldzahn funkelte.

Als Lara von ihrem Vater abließ, wandte sie sich ihm zu.

„Dass du dir ja nichts darauf einbildest, Jack!"

Mit einem Mal war Jacks Grinsen weggewischt und er stand erstaunt da. Dann besann er sich schnell auf seine Rolle und verbeugte sich höflich und überschwänglich.

„Würde ich mir niemals erlauben, Teuerste!"

Dann setzte er das Grinsen wieder auf und zog seinen alten Hut.

„Hisst die Segel, lichtet den Anker, ihr Kielschweine! Auf nach Tortuga!"

Dann winkte er mit seinem Hut gen Liberty und schritt stolz ans Steuer, nahm es in die Hände, liebkoste es und holte den Kompass heraus.

„Wir sind schlimme Schurken..."

*~*~*~*

Elizabeth und Will standen auf einem Hügel des neuen Landes, das sie beschritten hatten und sahen hinaus aufs Meer. Elizabeth sah dem Schiff mit Sehnsucht hinterher und atmete tief, aber auch frei. Das war es also gewesen. Nun begann ihr neues und ruhigeres Leben. Viel lag vor ihnen. Lara hatte ihnen ein altes Haus am Rande Libertys gewiesen. Nichts außergewöhnliches, aber ausreichend für einen Neuanfang. Darinnen sah es schlimm aus, Pflanzen und Getier hatte sich des Hauses bemächtigt, aber Elizabeth war sicher: mit etwas Fleiß und dem Geld, welches Jack ihnen hatte zukommen lassen, würden sie es schaffen. Will schien alles immer noch nicht zu verstehen, aber wie sollte er auch? Dennoch vertraute er Elizabeth und ihrem Liebesgeständnis und folgte ihr ohne ein Wort des Zweifels an ihr oder ihren Entscheidungen.

Elizabeth war so glücklich, wie noch nie und sogar William schien zufrieden.

Ein wohliges Gefühl hatte sich seiner bemächtigt, seit Elizabeth ihm ihre Liebe geschworen hatte und er wollte ihr überall hin folgen, sie nie mehr verlassen. Wie er nun hier in dieser neuen Stadt gelandet war, war ihm immer noch fremd, aber er würde sein Glück finden, so lange sie nur bei ihm war. Er hatte nie irgendwelche Wurzeln gehabt, seit seine Mutter gestorben war. Weder in England noch in Port Royal.

Doch auch er fühlte ein kleines bisschen Heimweh, auch wenn es nicht nach irgendeinem Lande war, als er diesem dunklen unheimlichen Schiff nachsah.

Was ihm ein Rätsel aufgab und Elizabeth nicht wusste, war, dass er ein zerbrochenes altes Schwert mitgenommen hatte und dieses jetzt unter seinem Hemd verborgen in seinem Hosenbund steckte. Es war so alt und stumpf, so angelaufen. Aber irgendetwas in Will sagte ihm, dass er es neu schmieden sollte.

Joho!

@Strumpfhase: Tjaja... da siehste! Immer mal wieder für eine Überraschung gut, oder? Freut mich, dass du dabei geblieben bist und dir zumindest das letzte Chapi noch gefallen hat, hehe. Machs gut Strumpfi!

@chrissy9: Bitte vergib mir! *heult* Vergib mir! Ich hab ja net für extra da aufgehört *zwinker*... Lange, lange warst du dabei, von FF bis A Sons Revenge... oioioi! Danke dir, chrissy!

Das war`s! Endlich habe ich es über mich gebracht, das letzte Chapi online zu stellen! Ich hoffe, ihr seid zufrieden damit. *heult rum* oh, das wars jetzt also... endlich fertig! Buhuhu!

Um Reviews bitte ich immer noch, auch wenn es jetzt zu Ende ist. Sollte jemand die Abenteuer von Jack und Jade weiterspinnen wollen, fühlt euch frei dazu. Natürlich ist es jedes einzelnen Interpretation, für wen Lara nun Gefühle hatte, jedoch wäre ich gespannt, wer sie so verstanden hat, wie ich es gemeint habe...

Trauriger Abschied, aber wer weiß, vielleicht kommt mal wieder eine PotC Story von mir? Sehen wir, was der zweite Film bringt!

Ansonsten darf ich hier noch auf eine weitere Story von mir verweisen, die alle LotR-Fans interessieren könnte. „Midiels Fluch"ist in Arbeit und wird immer dann fortgeführt, wenn ich zwischen dem Umzugsstress Zeit finde. Die Story wird sich intensiv mit allen Figuren des HdR-Epos beschäftigen, doch vor allem mit Faramir. Und ich wäre nicht ich, wenn ich nicht eine ganz besondere Überraschung für unsere Helden bereithalten würde... *evilgrin*

Bis zur nächten Story also!

May