Und es geht weiter.......

Ungebetener Besuch - Kapitel 3

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Vergnügt vor sich hinpfeifend ließ Rhea die schwere Tasche auf den Boden plumpsen. Dann schlüpfte sie aus dem Kapuzenumhang, den sie bei ihren Raubzügen immer trug und streifte sich die schwarze Satinmaske vom Gesicht.

Wohlig seufzend streckte sie sich und fuhr mit den Fingern durch ihre kinnlangen, schwarzen Haare.

Sie wollte sich gerade an der kleinen Bar einen Drink einschenken als es ihr mit einem Mal kalt den Rücken hinunterlief.

Sie war nicht allein. Sie fühlte einen recht unfreundlichen Blick, der sich genau zwischen ihre Schulterblätter zu bohren schien.

Jake konnte es auf keinen Fall sein. Wäre er hier, hätte Rhea kein so komisches Gefühl gehabt.

Sie blieb unschlüssig stehen, wusste nicht genau, was sie tun sollte.

„Guten Abend. Störe ich?" vernahm sie mit einem Mal eine Männerstimme, die ihr vage vertraut vorkam. Die Eiseskälte, die in den wenigen Worten lag, entging ihr nicht.

Instinktiv zog sie die Schultern ein wenig hoch, wappnete sich und drehte sich dann langsam um.

Nur um ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet vorzufinden. Denn hier, in einem ihrer schwarzen Ledersessel, saß niemand anderes als Lucius Malfoy höchstpersönlich.

„Oh verdammt. Wie in drei Teufels Namen bist du hier reingekommen?" fragte sie. Die Frage war ziemlich bescheuert, das wusste sie selbst, aber ihr fiel auf die Schnelle nichts besseres ein.

Das sah Lucius offenbar ähnlich denn er schnaubte nur abfällig. Aber dann ließ er sich doch zu einer Erklärung herab.

„Ich nehme an, auf dem gleichen Weg wie du nach deinen Raubzügen in deine Wohnung zurückzukehren pflegst."

Sein eiskalter Blick wanderte über ihren Körper und sie hatte das Gefühl, hier nackt vor ihm zu stehen, obwohl sie ja immer noch vollständig bekleidet war, auch wenn sich der Catsuit hauteng an sie schmiegte.

„Hm, ich hatte nicht erwartet, dass es ein derart ansehnlicher Einbrecher ist, der mich bestohlen hat". Wieder taxierten sie seine hellgrauen Augen, in denen kein Fünkchen Wärme zu sein schien.

Ihr missfiel diese Musterung sehr und nach der ersten Schrecksekunde kam ihr Eigensinn wieder zum Vorschein.

„Ich mag es nicht, wenn man mich so anstarrt. Und überhaupt, was fällt dir eigentlich ein, einfach so in meine Wohnung reinzuplatzen Lucius?" schnappte sie.

Lucius Gesichtsausdruck verhärtete sich bei diesen Worten noch etwas stärker.

„Ich bin lediglich hier, um mein Eigentum wiederzuholen, das du mir unvorsichtiger weise entwendet hast. Darüber hinaus schätze ich es überhaupt nicht, von Leuten, die unter meiner Würde sind, mit Vornamen angesprochen zu werden. Halte dich gefälligst daran" kam seine Antwort und seine Stimme troff förmlich vor Arroganz.

Das entlockte ihr nur ein müdes Schnauben.

„Wen glaubst du eigentlich vor dir zu haben, hm? Ich bin keine deiner Dienstboten oder sonst wer, den du herumkommandieren kannst. Merk *du* dir das gefälligst, *Lucius*" Sie benutzte absichtlich diese saloppen Worte, denn sein arrogantes Gehabe reizte sie bis aufs Blut und das machte sie unvorsichtig.

Lucius sagte zuerst nichts, sein Blick jedoch sprach Bände.

„Ich sehe schon, ich muss dir zuerst einmal ein paar Manieren beibringen". Seine Stimme war so bedrohlich leise, dass Rhea ihn beinahe nicht verstand.

Er nahm seinen Spazierstock, der neben ihm gelehnt hatte und mit einem kurzen Ruck am Knauf kam sein Zauberstab zum Vorschein. Er richtete ihn gegen Rhea und sagte nur ein einziges Wort.

„Crucio".

Rhea hatte das Gefühl, als hätte er ihr mit einer mit Eisenspitzen gespickten Faust in den Magen geboxt. Mit einem Aufschrei brach sie zusammen und wand sich unter heftigen Schmerzen auf dem Boden wie ein elender Wurm. Natürlich kannte sie die 3 unverzeihlichen Flüche. Und sie hätte eigentlich damit rechnen sollen, dass ein Mann wie Lucius skrupellos genug war und diese auch einsetzte.

Doch dann konnte sie keinen Gedanken mehr fassen, denn die Schmerzen waren einfach überwältigend. Sie begann haltlos zu wimmern und Tränen liefen aus ihren Augen.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis Lucius den Fluch gnädigerweise wieder von ihr nahm. Er wollte sie schließlich nicht sofort umbringen. Vorher wollte er noch in Erfahrung bringen, wo sie das Diebesgut versteckt hatte.

Geduldig wartete er, bis sie sich wieder etwas gefangen hatte und sich schniefend aufsetzte.

„Ist dir jetzt klar, wer hier das Sagen hat, oder brauchst du noch eine weitere Lektion?" fragte er, überaus höflich.

Rhea schüttelte nur stumm den Kopf. Niemals hätte sie geglaubt, dass sie einem Fluch derart hilflos ausgeliefert sein könnte, wie sie es jetzt gerade eben gewesen war.

Und es war sonnenklar, dass Lucius überhaupt keine Gnade kannte und den Fluch sofort wieder gegen sie richten würde, wenn sie auch nur noch ein unbedachtes Wort an ihn richtete.

Ihre Hilflosigkeit missfiel ihr. Rhea war jedoch auch klar, dass sie gegen Lucius derzeit keine Chance hatte. Das beste was sie jetzt tun konnte war mitzuspielen, dann würde er sie bald wieder in Ruhe lassen. Zumindest hoffte sie das.

„Gut. Dann verrate mir doch bitte, wo du meinen Ring, das Amulett und das Buch versteckt hast. Die Galleonen kannst du meinetwegen behalten; das war sowieso nur Kleingeld".

Es schmerzte Rhea, das Amulett und den Ring wieder an den ursprünglichen Besitzer übergeben zu müssen, denn es widersprach ihrer Diebesehre. Aber ihr Leben wollte sie dafür nun wirklich nicht riskieren.

Und so stand sie schwankend auf, ging zu ihrem Bücherregal hinüber und öffnete eine darin versteckte Geheimkammer.

Sie nahm die gewünschten Gegenstände heraus und legte sie wortlos vor Lucius auf den Tisch.

„Das Buch?" fragte er knapp.

„Ich habe es leider nicht mehr. Es wurde bereits vor 2 Tagen verkauft" erklärte sie matt.

Um Lucius' Auge zuckte es leicht.

„Schlecht für dich. Dann solltest du versuchen, es so schnell wie möglich wieder zu beschaffen, ansonsten wird es dir übel ergehen."

Rhea zweifelte keine Sekunde daran, dass er seine unverhohlene Drohung auch in die Tat umsetzen würde, wenn es ihr nicht gelang, das verflixte Buch wiederzubeschaffen.

„Du hast einen Tag".

Rhea schnappte nach Luft.

„Aber...das ist unmöglich zu schaffen in einem Tag. Ich brauche mehr Zeit und..." weiter kam sie nicht, denn Lucius gebot ihr mit einer Handbewegung zu schweigen.

Er stand auf und kam auf sie zu. Automatisch wich sie zurück.

„Ein Tag Rhea. Enttäusche mich nicht".

Dann flimmerte die Luft und Lucius Malfoy war wieder verschwunden.

Nachdem sie sich vom ersten Schock erholt hatte, verfiel Rhea in emsige Betriebsamkeit. Es musste ihr gelingen, diesen verdammten Mittelsmann aufzutreiben um herauszufinden, wer sein Auftraggeber war. Ohne diese Information war es unmöglich, das Buch wiederzubeschaffen.

Doch es war wie verhext. Keiner hatte den Mann gesehen, keiner schien ihn zu kennen. Sie verbrauchte mehrere Gefallen bei ihrer Suche und selbst ihre besten Verbindungen brachten nichts neues zu Tage.

Die Zeit, zu der sie Lucius wieder heimsuchen würde, rückte unaufhaltsam näher und sie war dem vermaledeiten Buch noch keinen Schritt näher gekommen.

Wütend vor sich hinfluchend stapfte sie in ihrer Wohnung auf und ab. Fast wäre sie mit Lucius zusammengeprallt, der auf einmal vor ihr aufgetaucht war. Sie konnte gerade noch abbremsen und wich dann mehrere Schritte zurück.

Wie auch schon gestern war Lucius ausschließlich in Schwarz gekleidet, ein langer Umhang lag um seine Schultern und der Spazierstock ruhte in seiner rechten Hand.

Er trug seine langen weißblonden Haare offen und einige Strähnen fielen nach vorne über die Schultern. An jedem anderen Mann hätte diese Mähne lächerlich gewirkt, doch Lucius sah einfach fantastisch aus.

Wäre da nicht sein kalter Blick gewesen, der nun wieder auf ihr ruhte.

„Und?" war alles was er sagte.

Niedergeschlagen schüttelte Rhea den Kopf.

„Ich habe es nicht. Du hast mir zu wenig Zeit gegeben" erklärte sie kleinlaut.

„Schlecht, sehr schlecht. Ich denke, du hast dir nicht genug Mühe gegeben" hörte sie Lucius' kalte Worte.

„Doch natürlich habe ich das, aber so einfach ist das nicht, es..." er schnitt ihr wieder mit einer Handbewegung das Wort ab.

„Du willst mir offenbar immer noch nicht gehorchen, obwohl du bereits den Crucitatus-Fluch zu spüren bekommen hast? Tja, dann muss ich wohl zu drastischeren Mitteln greifen". Und mit diesen Worten zog er wieder seinen Zauberstab hervor und richtete ihn gegen Rhea.

„Nein..." erschreckt wich sie noch ein paar Schritte zurück.

Ein winziges Lächeln erschien auf Lucius' Gesicht. Es gefiel ihm offenbar, dass sie Angst vor einem weiteren Fluch hatte.

Er hob den Zauberstab und sprach wieder nur ein einziges Wort.

„Imperio".

Rhea hatte mit einem Mal ein leeres, hallendes Gefühl in ihrem Kopf. Es gelang ihr nicht, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

„Komm her und knie vor mir nieder" befahl ihr Lucius.

Wie von unsichtbaren Fäden dirigiert, machte sie einen Schritt auf ihn zu, doch dann stockte sie.

Das ganze Ansinnen kam ihr völlig unsinnig vor. Warum sollte sie vor ihm niederknien? Er war doch schließlich kein König oder sonst was.

„Komm her!" wiederholte er, diesmal mit mehr Nachdruck.

Seine Worte zerrten an ihr, doch sie rührte sich nicht von der Stelle. Sie kämpfte dagegen an.

„Komm sofort hier her!!!" ungehalten erhob er seine Stimme etwas.

Rhea ballte die Fäuste, ein Zittern lief durch ihren Körper. Mit aller Macht stemmte sie sich gegen seinen Befehl.

„NEIN" brach es aus ihr heraus und sie spürte, wie die Leere aus ihrem Kopf verschwand. Sie hatte den Fluch gebrochen.

Keuchend stand sie da.

Lucius hob überrascht eine Augenbraue. In dieser kleinen Hexe steckte offenbar mehr Macht und Willen, als er geahnt hatte. Nur sehr wenigen gelang es, sich gegen den Imperius-Fluch zur Wehr zu setzten und noch seltener schaffte jemand es, ihn zu brechen.

Rhea gehörte offenbar zu diesen ganz wenigen Ausnahmen. Das machte die Sache etwas komplizierter, doch nicht aussichtslos. Er hatte noch andere Mittel zur Hand um zu erreichen was er wollte.

Lucius ging an Rhea vorbei, nicht ohne ihr einen bedeutungsschweren Blick zuzuwerfen, und machte es sich auf einem der Sessel bequem.

Die ganze Zeit über ließ Rhea ihn nicht aus den Augen. Ihre Körperhaltung verriet deutlich, unter welcher Anspannung sie stand.

Schweigend wartete sie darauf, was er als nächstes tun würde.

„Nun, da du das Buch nicht in der vorgegebenen Zeit finden konntest bedeutet das, du stehst in meiner Schuld. Und ich gedenke, diese bis zur Wiederbeschaffung meines Eigentums von dir einzufordern und zwar wie ich will, wann ich will und wie oft ich will" erklärte er.

Rheas Augen verengten sich. Was meinte er damit? Sie beschloss, es darauf ankommen zu lassen.

„Was soll das bedeuten? Und wenn ich mich weigere?" fragte sie deshalb.

„Das bedeutet, dass du dich in einem netten lauschigen Kerker in Askaban wiederfinden wirst, wenn du nicht genau das tust, was ich von dir verlange".

Rhea musste sich bei dem Wort Askaban zwar sehr beherrschen, um nicht zusammenzuzucken, doch wirklich beeindruckt war sie von seiner Drohung nicht.

Doch das änderte sich schlagartig, denn er fügte noch hinzu: „Haben wir uns verstanden...Rhea.....Deschaine?"

Sie erstarrte. Woher zum Teufel kannte er ihren richtigen Namen? Die ganzen Jahre über hatte sie einen Decknamen ‚Delacroix' benutzt und niemand war je hinter ihr Geheimnis gekommen.

Das musste nichts bedeuten. Er hatte vielleicht ihren wahren Namen herausgefunden. Das hieß aber noch lange nicht, dass er auch über ihre Vergangenheit Bescheid wusste.

Doch ihre Hoffnung zerschlug sich, als er lächelnd zu erzählen begann.

„Rhea Deschaine, jüngste Tochter von Alain und Margot Deschaine. Die Eltern, verhaftet und angeklagt der Konspiration mit Lord Voldemort. Beide unter bis jetzt ungeklärten Umständen bei einem missglückten Fluchtversuch von Askaban ums Leben gekommen. Die Anklage der Mitwisserschaft gegen Rhea Deschaine, die jedoch aus Mangel an Beweisen und auf Grund der Minderjährigkeit der Angeklagten fallen gelassen wurde, ihr aber zwei Nächte Untersuchungshaft in Askaban beschert hatte. Die 17-Jährige, die nach ihrer Freilassung auf mysteriöse Weise gleich nach ihrem Schulabschluss in Beauxbatons verschwunden ist. Stimmt es bis hier her?" fragte er gönnerhaft.

Rhea war unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen denn die dunklen Schatten ihrer Vergangenheit hatten sie eingeholt und drohten nun über ihr zusammenzuschlagen.

Wie konnte er das alles nur herausgefunden haben?

Leider hatten seine Worte vollkommen ausgereicht, um das Grauen, das sie noch immer manchmal in ihren Albträumen heimsuchte, wieder aus seinem Versteck hervortreten zu lassen. Sie hatte die beiden Nächte in Askaban fast nicht überlebt. Nur dem Umstand, dass sie die meiste Zeit über ohnmächtig gewesen war, war zu verdanken, dass sie unter dem Einfluss der Dementoren-Wachen nicht wahnsinnig geworden war. Dennoch, der Aufenthalt in Askaban hatte sie für immer gezeichnet und sie hatte sich geschworen eher zu sterben, als noch einmal auf diese Insel des Irrsinns gebracht zu werden. Deshalb war sie auch geflohen und hatte sich ein Leben unter Muggeln aufgebaut und seither den Kontakt zu anderen Magiern gemieden.

Ihr Geheimnis war gewahrt geblieben. Bis heute.

Da Lucius das alles offenbar wusste, hatte er ein gutes Druckmittel gegen sie in der Hand, gegen das sie nicht das Mindeste entgegensetzen konnte.

„Ich warte auf eine Antwort" sagte er und warf ihr einen durchdringenden Blick zu.

„Ja" hauchte sie matt.

Lucius schenkte ihr ein diabolisches Lächeln.

„Gut. Dann sind wir uns ja einig. Vergiss nicht: du gehörst fortan mir und ich werde mit dir machen, was immer mir beliebt. Solltest du dich widersetzen, nun ja...." er ließ den Satz unvollendet, doch Rhea hatte ihn nur zu gut verstanden.

„Ich habe verstanden" flüsterte sie leise.

Zufrieden nickte Lucius, dann stand er auf, ging zu ihr und blieb dicht vor ihr stehen. Mit einer behandschuhten Hand strich er ihr ganz leicht am Bogen des Unterkiefers entlang.

„Wir sehen uns bald wieder..." flüsterte er, dann flimmerte die Luft und Lucius war verschwunden.

Rhea blieb noch eine ganze Weile reglos stehen, dann wankte sie mit zittrigen Beinen hinüber zu ihrem Bett, brach darauf zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf.

*********to be continued*******************

Na, schon gespannt, was als nächstes passieren wird? Keine Bange, ich spanne euch nicht lange auf die Folter.

Kapitel 4 wird spätestens nächsten Montag (23.02.04) auf ff.net zu finden sein.

Ach ja, über reviews freue ich mich natürlich nach wie vor *fg*