Kapitel 9 Weihnachten in Hogwarts Teil II

Bis kurz vor dem Abendessen waren sie bei Hagrid geblieben, er plauderte über Grawp, der inzwischen gelernt hatte sich besser zu benehmen und im verbotenen Wald lebte. Irgendwie war Hermine froh, dass Hagrid heute so redselig war, denn somit war sie abgelenkt und musste nicht weiter darüber nachdenken, was vielleicht vorhin geschehen wäre, wenn Hagrid nicht dazwischen gekommen wäre.

Als es an der Zeit war wieder ins Schloss hochzugehen, ging Hagrid gleich mit. Manchmal warf Hermine Harry einen verstohlenen Blick zu und bemerkte, dass auch er sie immer wieder kurz ansah, woraufhin sie dann rasch den Kopf wegdrehte.

Das Weihnachtsessen war hervorragend. Gemeinsam mit den Lehrern saßen sie an einem großen Tisch und speisten genüsslich. Außer Harry und Hermine waren nur noch zwei Ravenclawschüler und ein Mädchen aus Hufflepuff in Hogwarts geblieben.

Müde und gesättigt, liefen Harry und Hermine spät am Abend zurück zum Gryffindorturm. Hermine gähnte, als sie durch das Poträtloch in den Gemeinschaftsraum geklettert waren.

"Ich glaube ich geh schlafen Harry!", murmelte sie schließlich.

Harry nickte zustimmend: "Ich auch war ein schöner Tag."

"Ja, das war es." Sie sah auf und blickte direkt in seine Augen. Ihr Herz pochte und dieses seltsame Kribbeln erfüllte ihren Bauch. "Ähm...." Sollte sie jetzt etwas zu ihm sagen?. "Ich....Gute Nacht Harry", sagte sie rasch und verschwand die Treppe hinauf.

"Gute Nacht Mine." Hörte sie ihn noch leise sagen.

Im Schlafsaal angekommen ließ sie sich keuchend gegen die geschlossene Tür fallen. Oh wie sollte sie es nur schaffen, es ihm zu sagen? Zwar hatte sie immer wieder das Gefühl, dass auch er ihr etwas sagen wollte, doch sie wusste einfach nicht, wie sie es anfangen sollte. Es war zum verzweifeln. "Du bist so blöd Hermine!" Schimpfte sie mit sich selbst und ließ sich seufzend auf ihr Bett fallen.

Mitten in der Nacht schreckte Hermine plötzlich aus ihrem Schlaf hoch. Was war das gewesen? Irgendetwas hatte sie geweckt. Aufrecht saß sie in ihrem Bett und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Da war es wieder! Ein seltsames Geräusch, es hörte sich an, als wenn eine Kette rasseln würde und es kam eindeutig aus der hinteren Ecke des Schlafsaals. Hastig griff Hermine nach ihrem Zauberstab, der auf dem Nachttisch lag.

"Wer ist da?" Fragte sie mit zitternder Stimme.

Dann hörte sie ein leises Kichern und wieder das rasselnde Geräusch.

"Hast wohl Angst hä?" Sagte eine Stimme.

"Lumos", flüsterte Hermine. Ein Lichtstrahl erschien an der Spitze ihres Zauberstabs und Hermine leuchtete in die Ecke. Auf einem Schrank saß mit grinsendem Gesicht Peeves der Poltergeist.

"Peeves! Lass den Unsinn!" Schrie Hermine ihn an.

Doch der Poltergeist schüttelte sich jetzt vor Lachen und zog eine Grimasse.

"Angsthase! Angsthase!" Rief er mit seiner nervtötenden kichernden Stimme.

"Wenn du mich nicht sofort in Ruhe lässt, rufe ich Professor McGonagall."

"Mach doch, mach doch. Die Lachen dich bestimmt aus, weil du Angst vor dem ollen Peeves hast." Gackerte er weiter.

Natürlich hatte Hermine normalerweise keine Angst vor Peeves. Doch jetzt mitten in der Nacht und ganz alleine im Schlafsaal kam er ihr zum ersten mal wirklich sehr unheimlich vor und eigentlich wusste sie wirklich nicht, was sie gegen ihn tun sollte. Sie wollte McGongall eigentlich nicht wirklich mit so etwas in der Nacht stören.

"Raus jetzt hier!" Schrie Hermine laut und deutlich und zeigte mit dem Zauberstab auf Peeves.

"Kannst mir gar nichts anhaben! Los raus mit DIR!" Kicherte Peeves, er schwebte vom Schrank herunter griff nach einem Buch, das auf einem Tisch lag und warf es nach Hermine, schließlich bewarf er sie allem was er finden konnte.

"Hör auf!" Kreischte Hermine, als sie ein Kissen am Kopf traf. "Jetzt reichts ich hol McGongall!" Damit griff sie nach ihrem Umhang und stürmte aus dem Zimmer. Peeves lachte ihr laut hinter her.

Unentschlossen stand Hermine vor der Tür. Sie überlegte was zu tun sei. Dann fasste sie einen Entschluss, vielleicht konnte Harry ihr ja helfen. Sie lief die Treppe zum Jungenschlafsaal hoch und klopfte leise, als keine Antwort kam, öffnete sie vorsichtig die Tür. Harry lag in seinem Bett und schlief tief und fest. Sie ging zu ihm und betrachtete ihn, sollte sie ihn wirklich wecken? Sie hatte Harry schon früher ohne Brille gesehen, aber noch nie war er ihr so anziehend dadurch erschienen. Von weitem hörte sie Peeves komisches Lachen.

"Harry? Harry!" Rief sie und rüttelte leicht an seinem Arm.

"Was ist?" Nuschelte er verschlafen und wollte sich auf die anderen Seite drehen. "Lass mich schlafen Ron."

"Harry! Ich bins Hermine wach doch bitte auf."

Langsam öffnete Harry die Augen: "Hermine?" Fragte er mit verwundertem Tonfall. Er rieb sich die Augen und griff nach seiner Brille.

"Tut mir leid, dass ich dich wecke Harry."

"Was ist los?" Harry war jetzt vollkommen wach und sah sie besorgt an.

"Es ist nur wegen Peeves." Und Hermine erzählte ihm, was passiert war.

"Diese miese Ratte! Sir Nicolas hat gestern schon gesagt, dass Peeves im Moment echt fies drauf ist. Willst du zu McGonagall gehen?"

"Nein eigentlich nicht! Aber ich wusste nicht so recht was ich tun sollte...." Stammelte Hermine verlegen. Auf einmal kam es ihr albern vor, dass sie gerade noch Angst vor Peeves gehabt hatte. Sie saß hier auf Harrys Bett und überlegte, trotz des Umhangs, den sie über ihrem Nachthemd trug war es kalt und sie zitterte jetzt leicht.

"Es ist kalt, du wirst dich noch erkälten", sagte Harry rückte ein wenig zu Seite und hob die Bettdecke hoch, damit sie darunter schlüpfen konnte. "Du kannst hier bleiben, wenn du willst."

Hermine wusste nicht, ob es richtig war, aber ihr war kalt, in ihren Schlafsaal konnte sie nicht zurück und McGongall wollte sie nicht wecken. Außerdem wäre sie Harry nah. Also streifte sie den Umhang von ihren Schultern und krabbelte unter die Decke.

"Danke", murmelte sie verlegen, als sie sich unter die Decke gekuschelte hatte. Sie war ein wenig nervös, aber gleichzeitig war es auch so schön, so nah bei Harry zu sein.

"Kein Problem Mine. Du bist jederzeit in meinem Bett willkommen." Plapperte Harry unbedacht heraus. "Ähm... ich meine...." Stammelte er plötzlich verlegen, als er merkte, was er da gerade gesagt hatte.

Doch Hermine prustete los vor Lachen und schlug ihm mit der Faust auf die Schulter. Und auch Harry fiel jetzt in ihr Gelächter mit ein.

Nachdem sich beide wieder beruhigt hatten, redeten sie noch ein wenig, bevor sie beide einschliefen.

Ein Sonnenstrahl, der zwischen den Vorhängen hindurchgeschlüpft war, kitzelte Hermine in der Nase und blinzelnd öffnete sie die Augen. Sie hatte geträumt, dass sie bei Harry geschlafen hätte und er sie dabei in seinen Armen hielt. Sie spürte den Druck eines Armes um ihre Taille und blickte an sich herab, da lag ein Arm um ihre Hüfte und hielt sie fest. Träumte sie immer noch. Sie sah sich in dem Zimmer um, das war nicht ihr Schlafsaal. Und dann viel ihr alles wieder ein. Nein sie hatte nicht geträumt, sie lag wirklich in Harrys Bett und als sie nach hinten blickte, merkte sie, dass er an sie gekuschelte neben ihr lag, seinen Arm um ihre Taille geschlungen. Ihr Herz ließ aufgeregte kleine Hüpfer in ihrer Brust. Sie spürte wie Harry sich bewegte, er wachte auf. Rasch tat Hermine so, als ob sie noch schlafen würde. Was würde er tun? Sie fühlte, dass er sie anstarrte, vermutlich überlegte er auch gerade wie sie in sein Bett gekommen war. Doch bisher machte er keinerlei Anstalten, sie loszulassen. Genoss er es etwa? Hermine tat so, als wenn sie aufwachen würde und streckte sie leicht, aber immer noch spürte sie den Druck seines Armes. Unschuldig gähnend drehte sie sich um und öffnete die Augen, er starrte sie an und ihre Blicke trafen sich. Keiner von beiden sprach ein Wort und Hermine konnte es mit einmal in seinen Augen lesen, er mochte sie wirklich. Seine Augen waren so voller Liebe und irgendwie hatte sie keinen Zweifel daran, dass diese Liebe ihr galt. Sie sah, wie er schluckte, er schien ebenfalls nicht zu wissen, wie er es anfangen sollte, er war sich genauso unsicher wie sie.

"Guten Morgen Mine", sagte er mit einer Stimme, die recht seltsam klang und ein Schauer fuhr ihr den Rücken hinunter.

"Morgen Harry", antwortete Hermine und fand, dass auch ihre Stimme seltsam klang.

Harrys Blick wanderte zu seinem Arm, der immer noch auf ihr lag: "Entschuldigung... ich wollte... ich wollte nicht...." Stammelte er und seine Wangen wurden rot, dann nahm er den Arm weg und rappelte sich hoch. Hastig stand er auf, als wolle er weg rennen. Auch Hermine stand auf und griff nach ihrem Umhang und krabbelte aus dem Bett. Beide wirkten aufeinmal sehr verlegen.

"Ich geh mich jetzt besser anziehen. Wir sehen uns gleich!" Sagte Hermine und ging mit roten Wangen zur Tür. Doch bevor sie hinausging drehte sie sich nochmals um: "Danke, dass ich heute nacht hier bleiben durfte. Und du brauchst dich für nichts zu entschuldigen Harry. Wirklich nicht..." Sie lächelte leicht und ging.

Mit rasendem Herzen betrat sie ihren eigenen Schlafsaal. Es sah furchtbar hier drin aus, Peeves hatte alles durcheinander gebracht. Doch Hermine regte sich nicht darüber auf, sie spürte noch immer Harrys Arm um sich und dieses wunderbare Gefühl, als sie sich angesehen hatten, ließ sie fast schweben. Seufzend schwang sie ihren Zauberstab und brachte das Zimmer wieder in Ordnung. Eigentlich sollte sie Peeves dankbar sein, sie hatte eine wundervolle Nacht erlebt.

(Danke für alle Euren lieben Kommis. Es macht tausendmal mehr Spaß zu schreiben, wenn es Leute gibt, denen die Geschichte gefällt. Danke auch für Euren lieben Glückwünsche. ~knuddel~)