Titel: Wandlungen

Autor: velja

Zeitliche Einordnung: Die Story spielt Mitte der 3. Staffel Angel, als Connor gerade „geboren" worden ist, Wesley noch nicht an der unheilvollen Prophezeiung arbeitet und er und Gunn sich beide für Fred interessieren (ungefähr nach „Rätselraten", als Alternative zu „Liebe und andere Schwierigkeiten")

Paarungen: Wesley/Fred; Gunn/Fred??

Inhalt: Fred sieht sich plötzlich mit Gefühlsbekenntnissen konfrontiert, die sie aus der Bahn werfen. Für wen wird sie sich entscheiden, Wesley oder Gunn?

Disclaimer: Wesley & Co. Gehören mir leider immer noch nicht!

Feedback: aber immer doch, an velja@web.de

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Kapitel 1

Wesley arbeitete am Schreibtisch, vertieft in einen verstaubt aussehenden Artikel über Brachlot-Dämonen. Zumindest sah es so aus. In Wirklichkeit starrte er bereits seit zehn Minuten auf ein und dieselbe Textpassage, ohne überhaupt zu wissen, was er las. Seine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Gespräch zurück, das er am Morgen mit Cordelia geführt hatte.

Sie hatte ihm geraten, Fred seine Gefühle offen zu gestehen, und sie hatte bestimmt Recht. Allein durch sein schmachtendes Anhimmeln konnte er sie bestimmt nicht für sich gewinnen, da musste schon etwas mehr passieren. Aber die letzten Tage waren einfach zu hektisch gewesen, als dass er Zeit gehabt hätte, sich einen romantischen Plan auszudenken.

Der Brachlot-Dämon hatte sie ganz schön auf Trab gehalten, dazu die ungewohnte Situation mit einem Baby im Haus, dessen überbesorgter Vampirvater allen ziemlich auf die Nerven ging. Und zu allem Überfluss wohnte auch noch Lorne bei ihnen im Hotel. Er machte andauernd seltsame Bemerkungen über die ungewöhnlich deutliche Aura, die sie alle ausstrahlten. Eine verliebte Aura, pah! Wesley war sich überhaupt nicht sicher, ob er wirklich verliebt war. Fred war eine außergewöhnliche, junge Frau, das musste er zugeben. Sie war besonders klug, und mutig, und dazu noch wunderschön. Er bewunderte sie, ja, aber verliebt? Und selbst wenn, wie sollte er es ihr sagen?

„So etwas will gut überlegt sein!" murmelte er vor sich hin, während er seine Brille abnahm und sich die Augen rieb.

„Was will gut überlegt sein?" fragte Gunn, der in diesem Moment das Büro betrat. „Gibt es was zu tun? Monster jagen? Dämonen killen?" Erwartungsvoll blickte er Wesley an.

„Äh, nein, ich meine, ja. Also, äh...," stotterte Wesley verlegen.

„Hey, alles in Ordnung mit dir, Wes?" fragte Gunn und sah seinen Freund besorgt an.

„Ja, natürlich," versicherte er, „Alles..."

In diesem Moment ging Fred an der offenen Tür vorbei, warf den beiden ein schüchternes Lächeln zu und verließ das Hotel.

„...in....Ordnung." Wesley beendete den Satz mit Mühe, doch Gunn hörte schon gar nicht mehr zu. Sehnsüchtig blickte er Fred hinterher und seufzte. Unbewusst stimmte Wesley mit ein, ehe sich die Blicke der beiden Männer trafen. Verlegen räusperte Wesley sich und wandte das Gesicht ab.

„Vergiss es, man," bemerkte Gunn. „Bei ihr hast du nicht den Hauch einer Chance. Nach fünf Jahren in einer Höhle ist das letzte, was Fred gebrauchen kann, ein langweiliger Bücherwurm."

„Langweiliger Bücherwurm?" Aufgeregt fuhr Wesley von seinem Platz hoch und baute sich vor Gunn auf. Natürlich musste er trotzdem zu ihm hochgucken, um ihn zornig anzufunkeln, denn Gunn war nun mal ein bisschen größer als er.

„Ich bin ein Wächter gewesen, und ein freier Dämonenjäger, und jetzt bin ich immerhin der Chef hier, oder etwa nicht?" Wesley blitzte Gunn herausfordernd an.

„Wächter, alles klar, man! Auf die Zeit bist du wohl auch noch stolz, was?" versetzte Gunn triumphierend. „Nach wie vielen Tagen hat man dich noch mal gefeuert?"

„Ich, äh...das...." stotterte Wesley, dem wieder mal keine Retourkutsche einfallen wollte. Er schluckte und fügte mit einem grimmigen Lächeln hinzu:

„Ich habe wenigstens eine vernünftige Arbeit vorzuweisen! Du bist doch nur ein Straßentyp, der weiß, wie man sich prügelt!"

Gunns dunkelhäutiges Gesicht verblasste sichtlich und er schnappte nach Luft. So eine Antwort hatte er von dem sonst so steifen Briten nicht erwartet.

„Pass auf, du wirst gleich merken, wie gut ich mich prügeln kann!" stieß er zwischen den Zähnen hervor und holte zum Schlag aus. Doch wütendes Geschrei aus dem oberen Stock ließ ihn innehalten.

„Wesley! Gunn! Verflucht noch mal!" brüllte Angel. „Was fällt euch ein?"

Rasch stürmten die beiden Streithähne aus dem Büro und rannten die Treppe hinauf. Auf dem Absatz trafen sie auf Angel, der vor Wut schäumte. Sein Gesicht hatte sich in eine zornige Vampirfratze verwandelt, als er Gunn mit einem einzigen Schlag niederstreckte. Dann stürzte er sich auf Wesley und riss ihn im Sprung die Treppe hinunter. Unten verpasste er ihm einen solchen Faustschlag, dass die Brille des Engländers zersplitterte und kleine blutige Schnitte in dessen Gesicht hinterließ.

„Angel!" rief Cordelia. „Bist du verrückt geworden? Lass ihn los!" Sie stürzte sich auf den Vampir, der widerwillig von Wesley abließ und sie zornig abschüttelte.

Gunn hatte sich inzwischen wieder gefangen und lehnte sich stöhnend gegen das Treppengeländer.

„Kannst du mir mal verraten, was um Himmels Willen los ist? Was haben wir verbrochen?" Er sah Angel fragend an, dessen Gesicht sich mittlerweile wieder zurückverwandelt hatte.

„Connor ist verschwunden!" fauchte Angel.

Er blickte von Gunn zu Wesley, der sich noch immer auf dem Boden krümmte, das Gesicht in den Händen. Wütend fuhr Angel fort: „Ihr solltet auf ihn aufpassen, während ich weg bin, und jetzt ist er nicht in seinem Bettchen! Wie konntet ihr nur zulassen, dass ihn jemand entführt! Ich hab euch vertraut, und ihr....ihr mit euren blödsinnigen Eifersüchteleien, ihr habt nichts Besseres zu tun, als euch gegenseitig anzugiften und meinen Sohn allein zu lassen!"

Verzweifelt lief Angel durch die Halle und redete sich immer mehr in Rage. „Ihr beide habt ja nur noch Augen für Fred, alles andere zählt für euch nicht mehr....Ihr schwärmt und schmachtet sie an, ihr stichelt gegeneinander und merkt nicht, wenn jemand meinen Sohn klaut!"

Angel holte Luft und blickte rüber zu den anderen. Cordy hatte sich neben Wesley gekniet und tupfte die Schnittwunden mit einem Tuch ab. Gunn lehnte immer noch am Treppenpfosten, blickte jedoch anstatt zu Angel auf die Eingangstür.

Angel folgte seinem Blick und erstarrte. In der Tür stand Fred mit Connor auf dem Arm und musterte verängstigt die Szene.

„Ich...," stammelte sie, „Ich war mit ihm draußen. An der frischen Luft." Ihre Stimme erstarb. Ohne jemanden direkt anzusehen, ging sie durch die Halle und legte Connor in seine Wiege. Dann erst sah sie Angel an. Ihre Augen sagten ihm, dass sie seine Worte gehört hatte.

Erstaunen verwandelte sich in Begreifen, Angst in Hilflosigkeit.

Traurig schaute Fred zu Wesley, der sich inzwischen aufgesetzt hatte und ihrem Blick beschämt auswich.

Auch Gunn hielt ihren traurigen Augen nicht stand, als sie ihn bohrend musterten.

Mit einem letzten verzweifelten Blick in die Runde rannte Fred die Treppenstufen hinauf und stürzte in ihr Zimmer.

Cordelia brach die folgende Stille als erste indem sie aussprach, was alle dachten: „Ach du dickes Ei!"

******************** Keiner rührte sich. Angel blickte wie erstarrt auf die Treppe, als hoffe er, Fred tauche wieder auf. Aber sie kam nicht.

Er sah sich hilfesuchend um. Cordy musterte ihn entgeistert, Wesley fixierte finster den Fußboden und Gunn funkelte ihn fassungslos an. Dann trat er entschlossen vor Angel. „Ey man, du tickst doch wohl nicht mehr richtig, oder?"

Angel gab keine Antwort. Plötzlich hielt Gunn nichts mehr zurück. Mit voller Wucht prallte seine Faust in Angels Gesicht.

„Das ist für dein Vertrauen in mich!" Er holte erneut zum Schlag aus. „Und das ist dafür, dass du mit Fred alles kaputt gemacht hast."

Noch einmal schlug er auf den Vampir ein, der sich nicht wehrte. Mit hängenden Schultern steckte er die Prügel ein.

Schließlich hielt Gunn erschöpft inne und warf Wesley einen Blick zu, als ob er sagen wolle: „Willst du auch?"

Er ging auf ihn zu und reichte ihm die Hand, um ihn hochzuziehen. Doch Wesley wehrte die Hilfe ab und erhob sich mühsam allein. Ein paar Reste seiner Brille fielen klirrend zu Boden, doch er beachtete es nicht und ging, ohne sich noch mal umzusehen, aus dem Hotel.

Einen Moment lang starrte Gunn Wesley hinterher, dann drehte er sich um und warf Angel einen finsteren Blick zu. „Wenn die Freundschaft jetzt auch noch im Eimer ist, dann...."

Gunn ließ den Satz unvollendet und stürmte hinter Wesley her aus dem Hotel.