Titel: Wandlungen
Autor: velja
Inhalt: Fred zwischen allen Stühlen; entscheidet sie sich für Gunn oder Wes? ********************************
Kapitel 5
Wesley erreichte schwer atmend Freds Zimmertür. Er hörte, wie sie drinnen mit jemandem sprach. War das Gunn? Kam er etwa zu spät? Nein, das war nicht seine Stimme.
Vielleicht redete Fred mit sich selbst?
Bei dem Gedanken huschte ein leichtes Lächeln über Wesleys Gesicht. Es verschwand jedoch sofort, als eindeutig eine zweite Stimme erklang. Eine männliche.
Wesley hatte nicht vor, zu lauschen. Die typisch britische Korrektheit, die er wahrscheinlich niemals ganz würde ablegen können, verbat es. Aber er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Er wollte Fred offen gestehen, dass er sie liebte, und dann....
Gegen die Wand gelehnt ließ er die Luft aus seinen Lungen weichen.
„Was ist mit Wesley?"hörte er Fred fragen.
Die Erinnerung kam ganz plötzlich, er konnte nichts dagegen machen. Er schloss die Augen, aber das Bild verschwand nicht.
Er war wieder acht und kauerte vor der Schlafzimmertür seiner Eltern. „Was ist mit Wesley?"Die Stimme seiner Mutter klang ängstlich, sie fürchtete sich genauso vor seinem Vater wie er, der zitternd draußen stand.
Er fror, seine nackten Füße steckten in zu großen Filzpantoffeln und sein Schlafanzug war dünn und aufgescheuert am Rücken. Dünne blutige Striemen zeichneten sich unter dem leichten Stoff ab und durchtränkten die Baumwolle feucht-klebrig.
Die Wunden auf dem Rücken waren genauso frisch wie die auf seiner Kinderseele.
„Der Junge wird es überleben, so etwas bringt einen Wyndam-Pryce nicht um. Das Leben ist hart. Es besteht aus Enttäuschungen. Und Entbehrungen. Der Junge ist zu alt, um sich hinter einem Rockzipfel zu verstecken. Er muss auf eigenen Füßen stehen. Und er muss lernen, die Konsequenzen für sein Verhalten selbst zu tragen. Ich habe ihm das deutlich gezeigt. Er weiß jetzt, dass er die Strafe verdient hat. Und er *hat* sie verdient. Oder bist du anderer Meinung?"
Die Stimme seines Vaters hallte laut durch seinen Kopf.
„Auch in Eton wird er für seine Fehler zur Verantwortung gezogen werden. Niemand wird ihm beistehen, dort ist jeder auf sich allein gestellt. Und das ist auch gut so. Im Leben ist man immer allein. Besonders als Wächter. Je früher er das begreift, desto besser. Und er *wird* Wächter werden, soviel steht fest.
Ja, und Wesley war Wächter geworden, Wächter und....allein.
Er hatte alles getan, was sein Vater von ihm verlangt hatte. Er hatte sich auf seine Ausbildung konzentriert und nicht auf die Mitmenschen. Er hatte keine Freundschaften geschlossen, Freunde konnte er als Wächter nicht gebrauchen. Er hatte sich an die Bücher gehalten, an Aufzeichnungen und Theorien.
Er hatte seine Lektion gelernt. Das hatte er zumindest gedacht. Doch was hatte es ihm gebracht? Nichts.
Er hatte versagt, als Wächter.... und nicht nur als Wächter. Immer wieder.
Hätte sein Vater damals, als er seinem achtjährigen Sohn die ersten Narben gab, gewusst, dass sie nichts ändern würden, hätte er ihn dann nicht geschlagen?
Die Wunden waren schnell verheilt, zumindest die auf dem Rücken.
Seine Seele....
Wesley wurde ruckartig in die Wirklichkeit zurückgeholt, als sich die Tür öffnete und Fred auf den Flur trat.
„Wesley", rief sie erleichtert, als sie ihn sah. „Du bist wieder da, Gott sei Dank! Ich habe mir solche Sorgen gemacht." Mit einem Blick über die Schulter fügte sie schnell hinzu:: „Ich meine natürlich, wir alle."
Unter anderen Umständen wäre Wesley bei diesen Worten hochrot angelaufen, aber jetzt schien es, als habe er sie nicht einmal gehört. Mit undurchdringlichem Blick sah er auf Fred herunter.
Sie starrte verwirrt zurück und trat einen Schritt zur Seite, als Angel hinter ihr erschien. Wes hatte ihn vorher nicht bemerkt.
Alles, was er Fred hatte anvertrauen wollen, war aus seinem Kopf verschwunden.
Angel hatte mit Fred geredet, über ihn. Dessen war er sich völlig sicher.
Genauso sicher war er, dass so ein Gespräch nicht gut sein konnte. Angel hatte versucht, Fred davon zu überzeugen, sich nicht auf ihn einzulassen. Es konnte gar nicht anders sein.
Angel hatte kein Vertrauen in ihn, das hatte er Wesley vorhin in der Hotellobby deutlich zu verstehen gegeben. Sie konnten zwar zusammen arbeiten, und Angel konnte Wesley als offiziellen Boss von Angel Investigations akzeptieren, aber vertrauen?
Nein, *vertrauen* konnte er ihm nicht. Wie auch? Er war ein Versager!
Natürlich musste Angel versuchen, Fred von ihm fernzuhalten. Das war nur zu klar, das verstand er.
All das spiegelte sich sekundenschnell in Wesleys Gesichtsausdruck wieder, Verunsicherung, Kränkung, Niedergeschlagenheit, Resignation und schließlich Kapitulation.
Angel, der von alldem nichts bemerkte, ging auf Wesley zu und murmelte: „Wes,... ich.....also.....was ich sagen wollte......"
Er brach ab und starrte verlegen auf den Fußboden. Das hatte bei Wesley immer funktioniert, und er hoffte, er würde sich auch dieses Mal vor einem „Es tut mir leid"drücken können.
Wesleys Gedanken wirbelten wie wild durcheinander, und er tat das für ihn einzig Logische. „Überspiele -die- Unsicherheit".
Mit kühler Stimme und undurchdringlichem Gesicht fragte er: „Ja?"
„Wegen vorhin.....das mit deinem Gesicht...."
Wesleys Blick verfinsterte sich, als er an die Schnitte und Kratzer in seinem Gesicht dachte. Er funkelte den Vampir überheblich an: „Ja?"
Angel seufzte und gab sich geschlagen. „Es tut mir leid!"
„Das sollte es auch, Angel", brachte Wesley hervor. „Ich hatte gehofft, dass ich in den drei Jahren unserer, ähm, *Zusammenarbeit*, dein Vertrauen erworben hätte. Ich dachte wir wären eine Art Familie. Oder zumindest Freunde. Ich... ach, du hast ja Recht!"
Plötzlich fiel die Überheblichkeit von Wesley ab wie eine Maske, und zurück blieb ein Blick, einsam und verletzlich, aber zugleich entschlossen und unerbittlich kalt.
Ein Blick, als würde Wesley von tausend Dämonen umzingelt seinem letzten unerbittlichen Kampf entgegentreten. Aussichtslos, den eigenen Tod unausweichlich vor Augen, aber entschlossen, so viele Feinde wie möglich mitzureißen.
Es war ein Blick, der Angel erschreckte.
Auch Fred erstarrte, als sie den Ausdruck in Wesleys Gesicht sah, ihn wiedererkannte. Sie forschte in den eisblauen Augen Wesleys nach der Unschuld und Sanftheit, die sonst aus seinem Blick sprachen. Doch sie fand nur Härte und eisige Kälte.
Ohne ein weiteres Wort wandte Wesley sich um ließ Fred und Angel stehen. Die beiden starrten ihm hinterher, dann rannte Fred den Flur entlang, stürzte die Treppe hinunter und verschwand nach draußen. Sie lehnte sich an die Außenmauer des Hyperions, schloss die Augen und blieb einen Moment regungslos stehen. Dann begann sie zu schluchzen.
Autor: velja
Inhalt: Fred zwischen allen Stühlen; entscheidet sie sich für Gunn oder Wes? ********************************
Kapitel 5
Wesley erreichte schwer atmend Freds Zimmertür. Er hörte, wie sie drinnen mit jemandem sprach. War das Gunn? Kam er etwa zu spät? Nein, das war nicht seine Stimme.
Vielleicht redete Fred mit sich selbst?
Bei dem Gedanken huschte ein leichtes Lächeln über Wesleys Gesicht. Es verschwand jedoch sofort, als eindeutig eine zweite Stimme erklang. Eine männliche.
Wesley hatte nicht vor, zu lauschen. Die typisch britische Korrektheit, die er wahrscheinlich niemals ganz würde ablegen können, verbat es. Aber er brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Er wollte Fred offen gestehen, dass er sie liebte, und dann....
Gegen die Wand gelehnt ließ er die Luft aus seinen Lungen weichen.
„Was ist mit Wesley?"hörte er Fred fragen.
Die Erinnerung kam ganz plötzlich, er konnte nichts dagegen machen. Er schloss die Augen, aber das Bild verschwand nicht.
Er war wieder acht und kauerte vor der Schlafzimmertür seiner Eltern. „Was ist mit Wesley?"Die Stimme seiner Mutter klang ängstlich, sie fürchtete sich genauso vor seinem Vater wie er, der zitternd draußen stand.
Er fror, seine nackten Füße steckten in zu großen Filzpantoffeln und sein Schlafanzug war dünn und aufgescheuert am Rücken. Dünne blutige Striemen zeichneten sich unter dem leichten Stoff ab und durchtränkten die Baumwolle feucht-klebrig.
Die Wunden auf dem Rücken waren genauso frisch wie die auf seiner Kinderseele.
„Der Junge wird es überleben, so etwas bringt einen Wyndam-Pryce nicht um. Das Leben ist hart. Es besteht aus Enttäuschungen. Und Entbehrungen. Der Junge ist zu alt, um sich hinter einem Rockzipfel zu verstecken. Er muss auf eigenen Füßen stehen. Und er muss lernen, die Konsequenzen für sein Verhalten selbst zu tragen. Ich habe ihm das deutlich gezeigt. Er weiß jetzt, dass er die Strafe verdient hat. Und er *hat* sie verdient. Oder bist du anderer Meinung?"
Die Stimme seines Vaters hallte laut durch seinen Kopf.
„Auch in Eton wird er für seine Fehler zur Verantwortung gezogen werden. Niemand wird ihm beistehen, dort ist jeder auf sich allein gestellt. Und das ist auch gut so. Im Leben ist man immer allein. Besonders als Wächter. Je früher er das begreift, desto besser. Und er *wird* Wächter werden, soviel steht fest.
Ja, und Wesley war Wächter geworden, Wächter und....allein.
Er hatte alles getan, was sein Vater von ihm verlangt hatte. Er hatte sich auf seine Ausbildung konzentriert und nicht auf die Mitmenschen. Er hatte keine Freundschaften geschlossen, Freunde konnte er als Wächter nicht gebrauchen. Er hatte sich an die Bücher gehalten, an Aufzeichnungen und Theorien.
Er hatte seine Lektion gelernt. Das hatte er zumindest gedacht. Doch was hatte es ihm gebracht? Nichts.
Er hatte versagt, als Wächter.... und nicht nur als Wächter. Immer wieder.
Hätte sein Vater damals, als er seinem achtjährigen Sohn die ersten Narben gab, gewusst, dass sie nichts ändern würden, hätte er ihn dann nicht geschlagen?
Die Wunden waren schnell verheilt, zumindest die auf dem Rücken.
Seine Seele....
Wesley wurde ruckartig in die Wirklichkeit zurückgeholt, als sich die Tür öffnete und Fred auf den Flur trat.
„Wesley", rief sie erleichtert, als sie ihn sah. „Du bist wieder da, Gott sei Dank! Ich habe mir solche Sorgen gemacht." Mit einem Blick über die Schulter fügte sie schnell hinzu:: „Ich meine natürlich, wir alle."
Unter anderen Umständen wäre Wesley bei diesen Worten hochrot angelaufen, aber jetzt schien es, als habe er sie nicht einmal gehört. Mit undurchdringlichem Blick sah er auf Fred herunter.
Sie starrte verwirrt zurück und trat einen Schritt zur Seite, als Angel hinter ihr erschien. Wes hatte ihn vorher nicht bemerkt.
Alles, was er Fred hatte anvertrauen wollen, war aus seinem Kopf verschwunden.
Angel hatte mit Fred geredet, über ihn. Dessen war er sich völlig sicher.
Genauso sicher war er, dass so ein Gespräch nicht gut sein konnte. Angel hatte versucht, Fred davon zu überzeugen, sich nicht auf ihn einzulassen. Es konnte gar nicht anders sein.
Angel hatte kein Vertrauen in ihn, das hatte er Wesley vorhin in der Hotellobby deutlich zu verstehen gegeben. Sie konnten zwar zusammen arbeiten, und Angel konnte Wesley als offiziellen Boss von Angel Investigations akzeptieren, aber vertrauen?
Nein, *vertrauen* konnte er ihm nicht. Wie auch? Er war ein Versager!
Natürlich musste Angel versuchen, Fred von ihm fernzuhalten. Das war nur zu klar, das verstand er.
All das spiegelte sich sekundenschnell in Wesleys Gesichtsausdruck wieder, Verunsicherung, Kränkung, Niedergeschlagenheit, Resignation und schließlich Kapitulation.
Angel, der von alldem nichts bemerkte, ging auf Wesley zu und murmelte: „Wes,... ich.....also.....was ich sagen wollte......"
Er brach ab und starrte verlegen auf den Fußboden. Das hatte bei Wesley immer funktioniert, und er hoffte, er würde sich auch dieses Mal vor einem „Es tut mir leid"drücken können.
Wesleys Gedanken wirbelten wie wild durcheinander, und er tat das für ihn einzig Logische. „Überspiele -die- Unsicherheit".
Mit kühler Stimme und undurchdringlichem Gesicht fragte er: „Ja?"
„Wegen vorhin.....das mit deinem Gesicht...."
Wesleys Blick verfinsterte sich, als er an die Schnitte und Kratzer in seinem Gesicht dachte. Er funkelte den Vampir überheblich an: „Ja?"
Angel seufzte und gab sich geschlagen. „Es tut mir leid!"
„Das sollte es auch, Angel", brachte Wesley hervor. „Ich hatte gehofft, dass ich in den drei Jahren unserer, ähm, *Zusammenarbeit*, dein Vertrauen erworben hätte. Ich dachte wir wären eine Art Familie. Oder zumindest Freunde. Ich... ach, du hast ja Recht!"
Plötzlich fiel die Überheblichkeit von Wesley ab wie eine Maske, und zurück blieb ein Blick, einsam und verletzlich, aber zugleich entschlossen und unerbittlich kalt.
Ein Blick, als würde Wesley von tausend Dämonen umzingelt seinem letzten unerbittlichen Kampf entgegentreten. Aussichtslos, den eigenen Tod unausweichlich vor Augen, aber entschlossen, so viele Feinde wie möglich mitzureißen.
Es war ein Blick, der Angel erschreckte.
Auch Fred erstarrte, als sie den Ausdruck in Wesleys Gesicht sah, ihn wiedererkannte. Sie forschte in den eisblauen Augen Wesleys nach der Unschuld und Sanftheit, die sonst aus seinem Blick sprachen. Doch sie fand nur Härte und eisige Kälte.
Ohne ein weiteres Wort wandte Wesley sich um ließ Fred und Angel stehen. Die beiden starrten ihm hinterher, dann rannte Fred den Flur entlang, stürzte die Treppe hinunter und verschwand nach draußen. Sie lehnte sich an die Außenmauer des Hyperions, schloss die Augen und blieb einen Moment regungslos stehen. Dann begann sie zu schluchzen.
