Wintermond (Kapitel 4)

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Lupin seufzte. Er konnte sich nicht konzentrieren. Wie auch, wenn er zum x-ten Mal schon wieder etwas falsches las. Er korrigierte gerade Aufsätze von Drittklässlern, was schon einige Stunden andauerte. Genervt lehnte er sich zurück und legte die Feder vor sich auf den Tisch. ‚Das wird heute nix mehr.' Er fuhr sich durch die Haare. Seine Gedanken schienen immer nur um eines zu kreisen…oder mehr um einen. Er konnte sich nicht einmal erinnern, wann das angefangen hatte, aber er war sich sicher, dass es so schnell wie möglich wieder aufhören musste.

Er fasste den Entschluss, sich eine Kanne Tee zu machen. ‚Vielleicht kommt ja Harry wieder und ich kann die Kanne mit ihm zusammen….' Er schalt sich selbst für diesen Gedanken. Zum Glück wusste der Junge nichts davon.

Es klopfte an der Tür. Remus wandte den Kopf. ‚Harry vielleicht?'

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„Du sag mal, Ron", meinte plötzlich Hermine.

„M-hm?", machte dieser nur. Er war vertieft in einen Zeitungsartikel.

„Ist dir an Harry was aufgefallen?" Ron blickte auf, nahm seinen Arm von ihr und schlug die Zeitung zu. „Wie, aufgefallen?"

„Von seinem Verhalten, mein ich."

„Wie denn, wenn er ständig weg ist?" Er blickte sie vorwurfsvoll an.

„Siehst du-" Einen Moment lang zögerte sie. „Genau das ist ja das Problem." Ron warf ihr einen verständnislosen Blick zu.

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Harry stand wieder einmal vor Prof.Lupins Büro. Er seufzte. Er hatte beschlossen, nicht mehr soviel drüber nachzudenken. Er wollte einfach nur noch bei Lupin sein, sonst nichts.

Harry klopfte an der Tür und als sie kurze Zeit darauf aufging, blickte ihn ein lächelnder Professor an.

„Hallo Harry. Komm rein."

„Hallo Professor."

„Ist ganz schön kalt draußen, kann ich Ihnen sagen. Kann ich gleich mal was Heißes zu trinken haben?" Lupin nickte. „Hab mir grad einen Tee gemacht." Er griff sogleich nach der Kanne und schenkte Harry eine große Tasse voll ein.

Harry griff gleich nach der Tasse, um sich die Hände aufzuwärmen. „Brr." Er schüttelte sich.

„Willst du deinen Mantel nicht ausziehen?" Er nickte und schlüpfte aus seinem dicken Wintermantel. „Gut, dass es bei Ihnen immer so warm ist." Er hängte ihn über den Stuhl. Lupin goss sich inzwischen selbst eine große Tasse voll ein. Wie es seine Gewohnheit war(wie Harry bald festgestellt hatte), nahm er sich noch ein paar Schokoriegel und Kekse aus der Schüssel, die er immer auf dem Tisch stehen hatte. Er hielt Harry einen Riegel hin, der dankend annahm und sogleich einen vorsichtigen Schluck Tee nahm. „Ich bin fast erfroren. Ich spüre Teile meines Gesichts schon nicht mehr."

Lupin lächelte. Plötzlich fuhr er mit dem Rücken seiner Hand an Harrys Wange entlang. Harry zuckte kurz überrascht zusammen, entspannte sich aber gleich wieder. „Stimmt. Fühlt sich an wie ein Eisblock." Kichernd drehte die Hand um und strich mit dem Daumen sanft gegen die Wange. Eine wohltuende Wärme stieg in Harry auf. Er hoffte, das würde noch lange andauern. Lupin schien mit seinen Blicken sein Gesicht abzutasten, bis er plötzlich an einem Punkt festzusitzen schien. ‚Er scheint mich nicht anschreien zu wollen. Ist schon mal ein gutes Zeichen…' Er hielt inne und blickte noch mal in Harrys Augen. Er schluckte. Sollte er es jetzt wagen?

„Harry-" Ein Klopfen ließ beide aufschrecken. Verwirrt blickte Lupin auf die Tür und wusste offensichtlich nicht, wo er seine Hände hintun sollte.

„Ja bitte?", rief er. Schließlich verschränkte er die Arme und atmete tief durch, bevor die Tür aufging.

„Remus, ich wollte dir nur was geben…" McGonagall trat mit einem Stapel Bücher herein. „Oh, hallo Harry." Sie schien etwas überrascht über seine Anwesenheit zu sein, sagte aber nicht mehr dazu. „Danke, Minerva. Genau die wollt ich haben." Remus nahm ihr die Bücher ab und stellte den Stapel auf seinen Schreibtisch. „Bitteschön. Wegen der anderen Sache reden wir am besten später." Sie warf einen weiteren Blick auf Harry und machte kehrt. Lupin schloss die Tür hinter ihr. Zögernd drehte er sich um.

„Ähm-" Verlegen sah er sich im Zimmer um. ‚Was ich ihm JETZT bitte sagen? Oh Gott…Wie er mich ansieht mit seinen hübschen Augen…' Er holte noch einmal tief Luft. „Setz dich doch bitte. Dein Tee wird kalt." Harry nickte und nahm Platz.

Eine lange Zeit saßen sie schweigend da. Lupin war meistens auf einen imaginären Punkt auf seinem Schreibtisch fixiert und Harry schaute verlegen in der Gegend rum. Als der Junge seinen Tee ausgetrunken hatte, wagte er den ersten Schritt. „Professor, äh…ich wollte Sie was fragen." Lupin sah ihn leicht ängstlich an. „Ja?"

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