Wintermond (Kapitel 6)

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„Du weißt ganz genau, was ich meine!" ‚Oh-oh…sie meint es ernst…' Harry blickte sie verstört an. „Hör zu, ich bin ziemlich müde…"

„Du siehst mir eher noch ziemlich fit aus!", meinte Hermine mit einem gereizten Unterton und stierte ihn aus giftigen Augen an.

„Hermine, bitte-" „Bitte was? Sag uns einfach, was dich bedrückt."

Harry blinzelte. ‚Ist es so offensichtlich? Oh Gott…hoffentlich ahnen sie nix! Obwohl…Hermine bestimmt….' Er biss sich auf die Lippen. „Mir geht's gut, ja? Alles, was ich jetzt brauche ist mein Bett."

„Harry, nun komm schon, ich will doch nur-"

„Harry! Ich dachte schon, du wärst schon im Bett." Harrys Herz machte einen kleinen, freudigen Sprung. Er drehte sich um. Hinter ihm stand Lupin, mit einem Schal in der Hand.

„Professor!" Hermine starrte ihn verwundert an, nicht ohne einen kleinen Nebenblick auf Harry zu werfen. „Was-"

„Harry, kann ich dich noch kurz sprechen? ...Allein?" Der schwarzhaarige Wuschelkopf war überglücklich. „Na klar, Professor." Freudestrahlend hüpfte er ihm entgegen.

Als die beiden draußen waren, drehte sich Hermine um. Sie und Ron tauschten verwirrte Blicke.

Auf dem Gang blieb Remus stehen, Harry tat es ihm gleich. „Was gibt's, Prof.Lupin?", fragte er. Lupin deutete auf den Schal. „Den hast du in meinem Büro liegen lassen vorhin. Hier-" Er reichte ihn ihm. „Danke." Harry nahm ihn zurück und lächelte Lupin an. Eine Weile standen sie da und schauten sich an. „….Ja.", sagte Remus.

Harry nickte leicht und schaute zu Boden. Er hatte beschlossen, den Augenkontakt zu brechen bevor es peinlich werden konnte. „Genau."

Der Lehrer holte tief Luft und deutete hinter sich. „Ich…werd dann mal wieder." Gerade wollte er sich umdrehen, als Harry protestierte.

„Bitte warten Sie!" Lupin blieb stehen. Erwartungsvoll sah er seinen jungen Schüler an.

„Sie…Sie wollten doch sicher noch was mit mir besprechen, oder? Sie sagten doch, Sie wollten mich allein sprechen."

„Oh." Remus war leicht verwirrt. „Ja. Stimmt." Das hatte er nicht bedacht. „Ähm." Er fuhr sich nervös durch die Haare. ‚Ich wollte doch einfach nur allein mit dir sein…' Nein, das konnte er nicht sagen. „Ähm…"

„Vergessen, was?" Harry grinste leicht und Remus nickte, leicht errötend. „Ok, Professor. Dann wünsch ich Ihnen eben noch mal ne Gute Nacht. Vielen Dank fürs Bringen!"

Harry wollte zwar noch was sagen, aber er hielt inne, als Remus seinen Arm hob. Eigentlich wollte Remus ihm nur kurz auf die Schulter klopfen, aber zu seiner großen Überraschung kam der Junge näher zu ihm hin und schlang seine Arme um ihn. Vor lauter Verwunderung wusste Lupin im ersten Moment nicht, was geschah. Erstarrt blickte er auf den schwarzen Wuschelkopf, der sich an ihn schmiegte.

Harry drückte sich noch etwas näher an die angenehme Wärme und sog den schokoladigen Duft ein. Das wollte er schon seit längerer Zeit tun. ‚… langsam sollte ich loslassen, bevor es peinlich wird...' Gerade als er begann, seine Umarmung zu lockern, spürte er, wie Remus ebenfalls seine Arme um ihn lag.

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„Na, was gibt's so wichtiges, dass Prof.Lupin mit Harry zu besprechen hat?" Ron blickte interessiert von seiner Zeitung auf, als Hermine gerade wieder in den Gemeinschaftsraum zurückkam.

Wortlos ließ sie sich in dem großen Sessel neben ihn fallen.

„Was gibt's, Herm'?"

„Och…nichts Wichtiges…" Ihre Blicke wanderten nervös im Raum herum, als würde sie etwas suchen.

„Na komm schon… Was reden sie?"

„Ähm" Sie zuckte leicht mit den Schultern. „Belanglose Sachen…" Der Rotschopf hob eine Augenbraue. „Ich glaub, ich belausch sie lieber selbst-" Schon stand er auf, doch in diesem Moment sprang auch Hermine auf und fuchtelte wild mit den Armen. „Nicht nötig! Ehrlich! Bleib hier!"

„Aber was-"

„Setz dich wieder hin, Ron! Harry kommt sowieso gleich wieder!" Widerwillen machte Ron, was sie verlangte. „Du kommst mir leicht irrtiert vor, meine Liebe."

„Ehrlich, das ist nichts Wichtiges… Wetter, Bücher, Aufsätze…" Um sich zu entspannen, griff Hermine erstmal nach einem dicken Schmöker. „Nichts… Wichtiges…", murmelte sie, als sie darin zu blättern begann.

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Lupin lockerte als erster seine Umarmung nach einer… seltsam langen Zeit. Widerwillig zog sich auch Harry zurück. Remus' Hände strichen beim Zurückgehen an Harrys Armen entlang, so als wollte er versuchen, den Moment so lange wie möglich hinauszuzögern. Der junge Gryffindor blickte etwas verschämt zu Boden, seine Wangen purpurrot.

„…Ich wünsch dir eine Gute Nacht, Harry." Dieser nickte nur. „Ihnen auch, Professor." Remus ging aber nicht, wie er erwartete, sondern blieb zögernd stehen. Nach einer Weile legte der Lehrer seine Hände auf Harrys Schultern. „Da ist doch noch was." Harry blickte auf. Was wollte er ihm jetzt sagen? Sein Herz begann, schneller zu schlagen.

„Ich wollte dir etwas sagen, und zwar…" Remus zögerte, als er in die verzaubernden grünen Augen blickte. „Also ich-" Er atmete noch einmal tief durch. „Harry, ich hoffe, du wirst jetzt nicht- …… Was war das?" Ein Geräusch hatte seine Aufmerksamkeit erregt. „Hast du das auch gehört?"

Harry schüttelte verwirrt den Kopf. Er horchte in die Dunkelheit, die ab und zu von Kerzenschein durchbrochen war. Zweifelnd blickte er seinen Lehrer an, als er nach einer Weile immer noch nichts vernommen hatte. War es Absicht gewesen von ihm? Leicht enttäuscht suchte er nach irgendwelchen Anzeichen von geräuschverursachenden Dingen. ‚Was wollte er mir sagen? Etwas Schlimmes? Ob ich ihm zu aufdringlich bin? Vielleicht hab ich was Falsches gemacht……ohje…ich hätte ihn nicht umarmen sollen…' In Selbstzweifeln versunken, bekam er nicht mit, wie plötzlich Lupin vor ihn gekommen war. „Harry, ich muss jetzt gehen. Am Besten du machst das auch. Ich will nicht, dass du noch Ärger mit Filch bekommst oder so was…" Harry nickte. „Gute Nacht noch mal."

„Gute Nacht, wir sehen uns." Er klopfte Harry noch aufmunternd auf die Schulter, reichte dem Jungen noch eine große Tafel Schokolade und ging dann zögerlich davon.

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Hoffe es hat euch wieder gefallen! ^.^

Danke nochmal an alle, die mir reviewt haben!

Das nächste Kapitel folgt auch bald, da es sich am Wochenende bekanntlich leichter schreiben lässt...

-Jibril