Wintermond (Kapitel 7)

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Mit gemischten Gefühlen ging dann der junge Gryffindor zurück in den Gemeinschaftsraum, wo seine beste Freundin wiedermal in einem Sessel hockte und in ein dickes Buch vertieft war. Ron war zu seiner Überraschung allerdings nicht mehr dort.

„Ron schon im Bett?", fragte Harry. Hermine blickte ihn, für seinen Geschmack etwas sehr seltsam, an und nickte kurz. „Tja…" Er blickte sich um. „Ich denke, ich geh dann auch. Du solltest auch gehen, wenn du morgen nicht einschlafen willst in Zaubertränke."

Mit einem lauten Knall, der Harry zusammenzucken ließ, wurde das Buch zusammengeschlagen und Hermine stand auf.

„Harry, ich finde, du solltest mit mir reden." In ihrer Stimme lag etwas drohendes, das Harry leicht ängstigte.

„Ähm…ja. Morgen dann, ne?"

„Auf gar keinen Fall. Und wenn ich dich die ganze Nacht ausquetschen muss." Überrascht blickte Harry sie an. „Ausquetschen? Ich versteh nicht, worauf du hinauswillst!" ‚Vermutlich ahnt sie wirklich was. Ob ich mich tot stellen sollte?' Doch zu weiteren Überlegungen ließ ihm das Mädchen keine Gelegenheit.

„Ich hab euch gesehen."

Ein Schauer fuhr ihm über die Wirbelsäule nach unten. Jetzt war er wirklich in der Zwickmühle! Obwohl…vielleicht meinte sie ja etwas anderes! „Wen gesehen… mich, und…?"

„Prof.Lupin."

Spätestens in diesem Moment war Harry klar, dass sie nur eines meinen konnte.

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‚Was soll ich nur tun? ' Nachdenklich betrachtete Lupin seine Hände, als er auf der Bettkante saß. ‚Ob ich es ihm doch hätte sagen sollen? Er sollte es erfahren…oder nein, lieber doch nicht…Wie kann ich nur so von Harry denken? Aaaaaaach!' Es war zum Verzweifeln. Er wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Seufzend griff er nach seinem Schokoladenvorrat. Er wünschte sich so sehr, Harry nun bei sich zu haben, seine Haut zu berühren, ihm nahe zu sein… Er wünschte sich nun doch, er hätte es gesagt.

‚Verdammt, so kann das nicht weitergehen!' Remus lehnte den Kopf zurück und starrte an die Decke. „Harry.", flüsterte er tonlos.

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Harry hatte sich inzwischen auf einem Sessel Platz genommen. Er hatte es bereits aufgegeben, sich gegen Hermines Diskussionsbedarf zur Wehr zu setzten, er würde ja doch wieder verlieren und irgendwas Blödes als Ausrede hervorbringen.

„Deiner Reaktion nach zu urteilen, wissen wir beide, worum es geht.", stellte sie fachlich fest.

„Nun komm schon!", drängte das Mädchen. „Ich mein es doch nur gut. Wir sind doch Freunde, also können wir ruhig über so was reden. Und versuch jetzt jaaa nicht, wieder auszuweichen! Ich weiß was ich gesehen habe und dein Verhalten ist relativ auffällig. Ich bin ja nicht mal sauer deswegen…nur weil du nicht mit mir drüber reden willst. Also raus damit, Kumpel." Genervt blickte Harry sie an. „Ich will aber nicht."

Hermine seufzte. „Und warum nicht? Das braucht dir doch nicht peinlich zu sein…"

Harry drehte den Kopf zur Seite und betrachtete das Kaminfeuer. „Ich weiß es selbst nicht, klar?"

„Gut. Versuchen wir es von der anderen Seite…" ‚Dieser sture Bock!' Um ruhig zu bleiben, zählte sie innerlich bis 10. „Also… von vorn. Ich denke mal du liebst ihn, oder?"

Harry schluckte und blickte demonstrativ an ihr vorbei.

„Ich werte das als Ja. Hast du schon mal mit ihm geredet? Meinst du, er-"

„Hermine…ich weiß wirklich nicht…."

„Er hat dich doch sicher auch sehr gern."

Harry zuckte mit den Schultern. „Vielleicht."

„Natürlich… so oft wie ihr euch trefft. Wir sind schon neidisch, weil er dir immer so viel Schokolade schenkt.", meinte sie grummelig und deutete auf die Tafel in Harrys Hand. „Wie gern hätt ich auch solche Geschenke…"

Harry lächelte kurz. „Das muss doch nicht bedeuten, dass… dass…"

„Warum nicht? Ist dir schon mal aufgefallen, dass du der einzige bist, der… nun, sagen wir ihn so gut kennenlernen darf?"

„Ziemlich, aber... Ich denke nicht, dass er-" Harry seufzte. „Dass er so was wie ich empfindet."

„Warum nicht? Umgekehrt hats doch schon hingehauen. Du solltest nicht immer so negativ denken." Sie machte eine kurze Pause und fügte dann fröhlich hinzu: „Aber immerhin hast du jetzt zugegeben, dass du ihn liebst." Triumphierend grinsend stand sie auf. Harry machte den Mund auf, um zu protestieren, doch Hermine fuhr gleich fort.

„Schon gut. Ich werd damit klar kommen." Sie dachte nach. „Glaub ich zumindest...", meinte sie schulterzuckend. „Aber ich finde, du solltest es ihm sobald wie möglich sagen. Ok, Harry, Gute Nacht." Wie der Wind war sie auch schon wieder davon und ließ einen nachdenklichen Harry zurück.

Er lehnte sich zurück. Das Feuer war schon fast niedergebrannt. Gedankenversunken blickte er zum Fenster hinaus. Der zunehmende Mond warf ein blasses Licht auf den Boden und durchs Fenster. Bis auf ein paar Wolken war es eine klare Nacht und mit Sicherheit auch ganz schön kalt, überlegte Harry. ‚In ein paar Tagen wird Vollmond sein…'

Langsam packte er die Schokolade aus und brach ein Stück ab. Es war eine ziemlich gute, bestimmt aus dem Honigtopf. ‚Hermine hat wohl Recht, er hat mich wirklich sehr gern. Aber so?' Er betrachtete noch mal den Mond, ehe er eine Entscheidung fällte.

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Am nächsten Morgen wurde Harry unsanft wachgerüttelt. Als er die Augen aufmachte, stand Ron vor ihm, ziemlich genervt aussehend.

„Mann, was ist bloß los mit dir in letzter Zeit? Pennst einfach vor dem Kamin ein."

Erst jetzt fiel Harry auf, dass er gar nicht mehr in den Schlafraum gegangen war.

„Gut, dass du dich nicht mehr umziehen brauchst. So, und jetzt ab! Wir müssen los, sonst verpassen wir das Frühstück!", drängelte der rothaarige Junge, woraufhin Harry widerwillig aufstand und ihm zur großen Halle folgte.

Am Gryffindortisch angekommen, wurden sie sogleich von umherfliegenden, lilafarbenen Reisbällchen begrüßt. „Igitt." Harry wischte sich den Rest aus dem Auge, Ron wurde daraufhin an der Schulter getroffen. „Wäähh!" Bevor auch Harry noch was abbekam, duckte er sich.

„Seamus, jetzt hör endlich auf!" Hermine kam gerade rechtzeitig, um dem Ganzen Einhalt zu gebieten, komischerweise hörte er sogar auf sie. „Wag es jaaaa nicht!" Sie deutete auf Dean, der gerade zu einem Wurf auf sie ansetzte und sogleich ließ er seinen Arm sinken.

Ron quälte sich wieder auf. „Wo kommst du denn jetzt her? Ich dachte, wir wollten uns im Gemeinschaftsraum treffen?"

Seine Freundin zuckte mit den Schultern. „Och… Ich hab nur noch kurz was Wichtiges erledigt." Sie zwinkerte Harry unauffällig zu.

„Na egal. Essen wir.", sagte Ron und mit einem Satz saß er da und schaufelte schon in sich rein, bevor Harry und Hermine sich auch nur von der Stelle rühren konnten. Harry setzte sich dann neben Seamus, der nun versuchte, die Reisbällchen gesprenkelt zu färben, jedoch kamen nur Karos und Streifen heraus, soviel Harry erkennen konnte.

So richtigen Hunger hatte er irgendwie nicht, also nahm er nur eine Scheibe Brot. Instinktiv blickte er zum Lehrertisch hinüber, um jemand ganz bestimmtes zu suchen. Enttäuschte wandte sich Harry wieder seinem Frühstück zu, als er Lupin nicht erblickte. Ein leichter Schubser gegen seine Schulter ließ ihn zu Hermine blicken, die ihm wieder zuzwinkerte. Sie beugte sich näher zu ihm ihn und flüsterte: „Keine Sorge, heute Nachmittag siehst du ihn ja sowieso."

Er konnte spüren, wie das Blut in seine Wangen schoss. Er räusperte sich. „Sag mal, was soll eigentlich das ganze Gezwinkere?" Hermine machte den Mund auf, um ihm zu antworten, doch Ron kam ihr zuvor - mitten unterm Essen.

„Hääääiii! Waff giffftsss?" Die beiden mussten aufpassen, um nicht von seinen Essensresten getroffen zu werden. „Ron, schluck erstmal runter!", kreischte Hermine entsetzt, als sie ein Stück zerkautes Butterbrot mit Streichwurstaufstrich, Marmelade und Käse auf ihrem Unterarm sah. Sie versuchte es abzuschütteln, denn anfassen traute sie sich nicht. „Iiiiiiiieeehhhhh" Es ging nicht so leicht runter, wie sie gedacht hatte. Harry fand, sie sah den Tränen nahe aus.

Ron hatte inzwischen runtergeschluckt. „Ich wollte wissen, was ihr so tuschelt."

„Das ist jetzt egal! Sieh dir meinen Ärmel an!" Hermine deutete wütend auf ihren Arm und hielt ihn Ron hin. „Mach das sofort weg, hörst du?"

„Das mach ich nicht! Ich- Hey, wo willst du denn jetzt hin?"

Harry war plötzlich aufgestanden. „Äh…..auf die Toilette."

Verwundert sah der Rotschopf ihm nach, bis er hinter der Tür verschwunden war. „So, Ron! Jetzt mach es weg!" „Nein, tu ich nicht!" „Doch!" „Nein!"

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Puuuhhh....ein neues Kapitel fertig. Hab heute stundenlang geschrieben... Hoffe euch gefällts!^__^

-Jibril