Wintermond (Kapitel 10)

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Es klopfte leise an der Tür. Remus hob den Kopf. „Herein?" Zuerst dachte er, er hätte sich geirrt, aber dann sah er, wie sich langsam die Tür einen Spalt öffnete und Harry hereinschaute. „Professor? Haben Sie kurz Zeit für mich?"

Dieser nickte freudestrahlend. „Für dich immer!" Langsam machte Harry die Tür zu und ging zögerlich zum Schreibtisch, wo er sich dann in den Stuhl sinken ließ.

„Willst du was zu trinken?" Der Junge schüttelte den Kopf.

Verwundert schaute Remus ihn an. „Äh…was Süßes vielleicht?"

„Hören Sie, ich bin eigentlich nur gekommen, weil ich" Er zögerte. „Weil ich… ich wollte Ihnen doch heute was sagen!"

„Ich bin ganz Ohr."

Harry wippte nervös mit dem Fuß, während er sich im Büro genau umsah. „Gut.", meinte er schließlich. „Dann fang ich mal an, was?" Lupin nickte ihm aufmunternd zu.

„Ja… ich- also Sie sollten wissen, dass ich Ihre Gesellschaft sehr schätze und ich auch immer wieder gern zu Ihnen komme, und…na ja…" ‚Das war ein blöder Anfang!', schalt er sich selbst. ‚Ohje…Er kuckt mich schon so seltsam an… Ich sollte das anders aufwickeln…'

„Ich…äh…hoffe, ich bin Ihnen nicht zu aufdringlich oder so!"

Lupin blickte ihn verständnislos an. „Nein, ich mag es, wenn du da bist…"

„Oh…gut. Also… was ich sagen wollte,… ist, dass… ich…. Sie-"

Ein Schock fuhr durch seine Glieder, als es laut an der Tür pochte. Als sie aufging, bekam er einen noch größeren, denn es kam kein geringerer als Prof.Snape herein. Dieser warf gleich als erstes einen misstrauischen Blick auf Harry.

„Lupin, ich hab hier ihren… Drink." Er stellte das Gefäß sorgsam auf dem Tisch ab und saß den Jungen wieder hasserfüllt an. „Sollten Sie nicht bei Ihren Freunden sein, Potter? Es ist schon spät."

„Äh-"

„Ich hab ihn gebeten, mir Gesellschaft zu leisten. Ich werde schon dafür sorgen, dass er rechtzeitig zurückkehrt, keine Sorge.", sagte Remus.

Harry blinzelte. So spät war es doch wirklich noch nicht! 18 Uhr oder so? Es war noch nicht mal richtig dunkel…

„Oh. Na wenn das so ist… Nicht vergessen: Schnell austrinken."

Remus nickte. „Vielen Dank."

Als Snape draußen war, nahm er den Trank und kippte ihn sich runter. „Widerliches Zeug.", meinte er dann mit verzogenem Gesicht.

„Entschuldige, Harry… Jetzt bist du schon wieder unterbrochen worden!"

Harry zuckte mit den Schultern. „Hmm."

„Also, du wolltest sagen, dass du…" Lupin wartete auf seine Antwort.

„Dass ich…" Er senkte seine Stimme. „Sie-sehr-gern-habe-und-ich-beim-nächsten-Mal-gern-dabei-wäre-wenn-Sie-Filch-beklauen." Er hatte so schnell und leise alles heruntergerattert, dass Remus ihn kaum verstanden hatte. „Was?"

„Filch…die…die Schokolade… ich würd gern-"

„Nein, das davor…"

„Ähm… A-ach wissen Sie, ich glaub es wirklich schon viel zu spät! I-ich sollte gehen…" Ruckartig stand er auf.

„Nein, keine Sorge, wir haben noch etwas Zeit."

„Wie?"

„Du kannst es ruhig noch sagen, bevor ich dich rausschmeißen muss."

„Rausschmeißen?"

„Ja…heute ist Vollmond."

„Oh….. OOHH!" Daran hätte er auch selbst denken können, als Snape mit dem Trank kam. „Daran hab ich echt nicht mehr gedacht…"

„Macht doch nix. - Schokolade?" Er hielt Harry ein großes Stück hin. „Danke." Er nahm es lächelnd an und streifte kurz Lupins Finger dabei. Er lächelte.

„Mhh… heißt das, dass wir morgen wieder Snape als Vertretung bekommen?", meinte er dann plötzlich.

„Öhm…ich hätte euch morgen gar nicht, soviel ich weiß…" Lupin sah nachdenklich aus. „Nein. Erst übermorgen."

„Hach! Ich kann mir in letzter Zeit gar nix mehr merken!" Harry nahm einen großzügigen Biss vom Schoko.

„Willst du mir dein Anliegen eigentlich noch darbringen oder… willst du warten, bis wir wieder unterbrochen werden?", fragte Lupin lächelnd.

Harry schluckte. „Es ist nicht ganz leicht für mich…"

„Das hab ich schon gemerkt. Aber du brauchst echt keine Angst vor mir zu haben, egal, was es ist!"

Harry hätte losheulen können. ‚Wenn der wüsste, was ich ihm zu sagen habe…' Eigentlich wünschte er sich nichts sehnlicher, als bei Lupin zu sein, trotzdem kam es ihm gerade so vor, als wolle er ganz weit weg sein.

„Ich seh schon… du kannst ja jederzeit kommen…na ja, ab morgen Abend dann eben wieder.", sagte Remus dann, nachdem Harry ziemlich lange geschwiegen hatte. Er seufzte. „Nein, es hat keinen Sinn. Ich….ich muss es Ihnen jetzt sagen.", antwortete er entschlossen.

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„Hey, wo ist Harry schon wieder?" Ron sah sich im Gemeinschaftsraum um. Hermine zwinkerte. „Der sucht sein Glück."

Als er sie verständnislos anschaute, kam sie auf ihn zu. „Ist doch gut! Er wird sicher noch länger brauchen. Wir haben Zeit für uns…", meinte sie mit einem vielsagendem Blick. Als Antwort wurde Rons Grinsen immer breiter.

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„Was ist denn hier los?", fragte Prof.McGonagall entsetzt, als Harry verzweifelt aufschrie, als sie Lupins Büro betrat. „So schlimm bin ich auch wieder nicht, Potter!"

Harry war den Tränen nahe. Lupin blickte ihn mitleidig an. „Was gibt's, Minerva?"

„Als aller erstes würd ich mal vorschlagen, dass Mr Potter sofort zum Gryffindor-Turm geht, weil ich ihm sonst ein paar Punkte abziehen werde.", antwortete sie schroff mit einem Blick auf Harry, der, verzweifelt und genervt dasaß und hilflose Gestiken machte.

Lupin seufzte. „Tut mir leid, Harry… Du musst auf deine Hauslehrerin hören." Wortlos stand der Junge auf und verließ das Zimmer.

Wütend kickte er gegen die Wand, bevor er sich auf den Weg zurück machte. Irgendeine überirdische Macht versuchte ihn, von seinem Vorhaben abzubringen! Den ganzen Weg dachte er nach, wie er ungestört mit Lupin sein konnte. Kein Schaufelmörder. Kein Fürst der Finsternis. Keine…McGonagall. Fast hätte er noch ein paar andere Schüler umgerannt, die vereinzelt durch die Gänge wuselten und bevor die fette Dame auch nur ein Wort sagen konnte, sagte er genervt: „Rhododendronbrillenputzmittelduft." Sofort schwang das Bild auf und gab den Weg frei.

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Meine Güte, Leute! Das zieht sich mehr, als ich selbst erwartet habe! oO Ich hoffe ihr habt gute Nerven und viel Lese-ausdauer!^^;;;;

-Jibril