Überlebt!

Am Himmel jagten dunkle Wolken, das Gras war noch nass vom Regen, als sich eine Gruppe von elf Leuten durch die Steppe schlug. Sechs Männer, fünf Frauen. Der erste räumte den Weg frei, die nächsten Zwei trugen eine, die recht mitgenommen aussah, der Kleinste stütze ein weiteres Mädchen, dahinter kamen Zwei, die ihre Sachen geschultert hatten, ein weiterer redete ständig auf sie ein und das Schlusslicht bildeten ein Mädchen und ein Junge, die sich ständig umsahen

"Senshei, wo sollen wir denn nun hin?", wandte sich der dunkelhaarige Lockenkopf an den Ersten.

Der Senshei sah den Dunklen an.

"Wir sind, soweit ich das sehe, die einzigen Überlebenden, Thunder. Reicht dir das nicht erstmal?"

Dann blieb er stehen und sah sich prüfend um.

"Hier können wir heute Nacht bleiben. Lion, Red Dragon, setzt sie dort ab!"

Die Beiden trugen Orchidee zu einem Baumstamm und ließen sich erschöpft ins Gras fallen.

Nun waren auch die anderen heran, Silence führte Little Rose zu einem weicheren Platz und setzte sich schüchtern neben sie. Die zwei anderen, Moon-Eye und Sunflower, warfen ihre Sachen ins Gras weit von sich und ließen sich erschöpft vom langen Laufen, zu Boden sinken.

"Müssen wir noch weit, Senshei? Ich kann nämlich nicht mehr!", schnaufte Moon-Eye.

"Ich auch nicht", ließ sich Sunflower vernehmen.

Senshei Ai-Shayou lächelte: "Nein ihr Beiden, heute bleiben wir hier!"

Er runzelte die Stirn und sah sich um. Als er die beiden Letzten erblickte, die nun eintrafen, erhellte sich sein Gesicht."Ah, nun sind wir ja komplett."

Angel öffnete mit einem Seufzer ihr Haarband und schüttelte ihre lange Mähne. Neben ihr zog Satan sich das verschwitzte Hemd vom Leib. Sogleich hingen sämtliche Blicke an ihm, nur Angel wandte sich ab.

" Angeber!", dachte sie.

Ai sah sich um.

"Gut, ich habe euch gesagt, was ich weiß, keiner außer uns scheint diesen Einschlag überlebt zu haben, also sind wir die, die jetzt hier für Ordnung zu sorgen haben. Ich schlage vor, jeder bekommt hier eine Aufgabe, die er mit Zuverlässigkeit ausfüllt.", er musterte Lion, der sein Messer zur Hand hatte und an einem Langspeer schnitzte, "du Lion, wirst das Lager verteidigen, du kannst gut mit dem Speer umgehen! Und Silence ist ein toller Schütze, er wird dir helfen."

Silence und Lion nickten und grinsten. Ai sah sich weiter um. Sein Blick blieb kurz an Thunder hängen: "Du bist ein Mensch, der sehr leise sein kann, du übernimmst die Aufgabe, die Gegend auszukundschaften, und wenn's Nacht wird, nimm dir Moon-Eye mit... und keine Widerworte!", schnitt er dem aufgesprungenen Thunder das Wort ab, "hier muss sich jeder mit dem anderen vertragen, ist das klar?" Thunder nickte und setzte sich. Er mochte Moon- Eye, das war nicht das Problem, aber sein Stolz ließ es nicht zu, Hilfe von einer Frau anzunehmen. Moon-Eye sah aus, als hätte sie auch lieber was anderes zu tun, als mit Thunder die Gegend zu durchstreifen, aber sie sagte nichts.

Ai musterte Red Dragon: "Ich kenne deine Kochkunst, also wirst du dich um die Verpflegung kümmern, dabei bekommst du Sunflower zur Hilfe, einverstanden?" Red Dragon nickte und Sunflower schien auch zufrieden zu sein.

"Ich mach' gern von allem etwas!", meldete sich Little Rose zu Wort. Ai lächelte. Little Rose war ein Wesen, das es äußerst selten gab, immer bedacht, allen zu helfen.

Er sah Angel und Satan an, die ausgestreckt im Gras lagen: "Wir brauchen auch was zu essen, da ihr beiden ein gutes Team seid, kümmert ihr euch um unsere Nahrung!"

Angel fuhr sich durch ihre Mähne.

"Warum muss er mich und Satan immer zusammenstecken? Hofft er immer noch, dass aus uns was wird? Aus diesem Idioten und mir? Niemals!"

Satan sah sie an und in seinen grauen Augen lag ein leichtes Lächeln. Angel erwiderte seinen Blick kühl.

"So, dann wäre ja alles geregelt!", Ai lehnte sich zurück, "Moon-Eye, heute hilfst du mir, du hast großes Geschick, was Architektur angeht. Thunder schafft's heute auch allein!"

Thunder stand auf, nickte und verschwand im Gebüsch.

Ai sah sich um und entwarf im Kopf einen Plan für ein Lager, als sein Blick auf die, auf dem Baumstamm thronende Orchidee fiel.

"Ach du Sch...", dachte er, "die ist sich doch zu fein, nur einen Knopf anzunähen und das Einzige was sie zu beherrschen meint, ist Design!"

Orchidee setzte ein zuckersüßes Lächeln auf: "Ach ich würde dir so gerne helfen, Satan, aber ich kann nicht laufen. Hilfst du mir bitte?"

Satan erhob sich schweigend, aber in seinen Augen lag ein Ausdruck der Verzweiflung, der Angel zum Lachen brachte. Sie verstand ihn. Orchidee war schwierig... nein sie war nervig!

Nun kniete er vor ihr nieder, befühlte ihren Fuß und drehte ihn unter ständigen "Au's" und Gejammer seitens Orchidee hin und her.

"Du hast ihn dir nur verdreht", stellte er sachkundig fest, "lass dir von Ai eine Bandage machen." Dann stand er auf, klopfte sich den Staub von der Hose und sah Angel an: "Gehen wir?"

Angel erhob sich elegant und war froh, dass Satan das Knirschen ihrer Zähne nicht hörte.

Sie hasste es, wenn er so großkotzig tat und sich als Chef aufspielte.

Aber sie zwang sich, zu lächeln und hakte sich bei ihm ein.

"Suchen wir was zu essen, Satan!" - und weg waren sie.

Little Rose ging Moon-Eye zur Hand, die in den Bäumen saß und bereits dabei war, einige Bretter zu einer Hütte zusammen zu zimmern. Red Dragon und Sunflower kamen mit einem Korb voller Wurzeln, Obst und Gemüse wieder und machten sich daran, sie zu schälen.

Orchidee starrte immer noch auf die Stelle, wo Angel und Satan verschwunden waren.

"Dieses Miststück!", dachte sie verbittert, "Satan gehört mir!"