Kapitel 4 - Indianer
Er hatte einen stechenden Schmerz in der Seite. Nur langsam kehrte sein Bewusstsein wieder und mit ihm die Erinnerungen an den Flugzeugabsturz. Er öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder, weil sich die Sonnenstrahlen unbarmherzig und schmerzhaft in seine Augen gebohrt hatten. Diesmal öffnete er sie etwas langsamer. Hatte er das alles nur geträumt? War er in Wirklichkeit noch bei den Dursleys im Ligusterweg?
Er richtete sich langsam auf und sah sich um. Nein. Er befand sich in einer kleinen Senke und es hatte den Anschein, es handelte sich um eine Art Steppenlandschaft. Sein Rucksack lag unter ihm, deswegen auch die Schmerzen. Er hatte wahrscheinlich eine Weile in einer sehr unnatürlichen Haltung dagelegen. Er kroch die Anhöhe hinauf. Etwa fünfhundert Meter weiter sah er dicken schwarzen Rauch aufsteigen und Flammen hoch in den Himmel lodern. Also ist es wirklich passiert, dachte sich Harry. Das müssen die Reste des Flugzeuges sein. Nur wie ist er diesem Inferno entkommen? Es gab nur eine Erklärung dafür. Wider besseren Wissens musste er trotz des abstürzenden Flugzeuges irgendwie hierher appariert sein. Er sah an sich hinunter. Es schien alles in Ordnung zu sein. Die Schmerzen vergingen auch langsam. Sie schienen tatsächlich nur daher zu rühren, dass er auf dem Rucksack gelegen hatte.
Dann sah er erschrocken zum Himmel hinauf. Wo waren die Drachen mit den Todessern? Aber er konnte nichts erkennen.
Er beschloss, auf das Flugzeug zuzugehen. Vielleicht würden ja bald Rettungskräfte eintreffen, die könnten ihm sicher weiterhelfen. Er dachte kurz daran, was das in den Medien für einen Aufruhr verursachen würde, Harry Potter als einziger Überlebender des Flugzeugabsturzes. Dann wäre er nicht nur in der Zaubererwelt ‚der Junge der lebt', sondern auch in der Muggel-Welt. Na toll. Noch mehr Ruhm. Die Dursleys würden ihn wahrscheinlich für den Absturz verantwortlich machen. Seine Gedanken heiterten sich kurz etwas auf, als er daran denken musste, dass die Dursleys nun ohne Gepäck dastanden. Ein Ansatz eines Lächelns umspielte seine Lippen. Er war inzwischen am Flugzeug angekommen, beziehungsweise das was von ihm übrig war. Es lagen nur noch Trümmer verstreut. Harry war verzweifelt. So viele Leben, einfach ausgelöscht. Und das war nur der Anfang, von dem was der Welt, den Zauberern wie den Muggeln noch bevorstand, seit Voldemort wieder zu voller Macht gelangt war. Er würde ihn bekämpfen, und wenn es ihn das Leben kosten würde, schwor sich Harry. Gleichzeitig verließ ihn jedoch etwas der Mut. Er musste noch so viel lernen, bevor er sich Voldemort in den Weg stellen konnte, es gab so vieles, dass er noch nicht wusste. Harry hatte noch keine Ahnung, wie schnell sich die Gelegenheit dazu bieten sollte.
Plötzlich hörte er Schreie, Schreie, die in Todesangst ausgestoßen wurden. Er lief weiter, und als er den Rauch hinter sich gelassen hatte, sah er noch mal einen halben Kilometer weiter Zelte stehen, Indianerzelte, genau wie in den Filmen. Und zwischen den Zelten blitzte es immer wieder auf, als ob sich dort Zauberer bekämpfen würden. ‚Die Todesser' dachte Harry. Ohne weiter zu überlegen, griff er nach seinem Zauberstab und rannte zum Dorf. Seine Instinkte, die er sich in seinen Abenteuern und in ‚Dumbledores Armee' angeeignet hatte, übernahmen die Oberhand. Er hatte das Dorf erreicht, als sich ihm auch schon eine schwarze Gestalt in den Weg stellte. „Expilliarmus! Stupor!"rief Harry so schnell, als wäre das ein Zauberspruch. Zwei Blitze verließen seinen Zauberstab so schnell aufeinander, dass ein Außenstehender gemeint hätte, es wäre einer. Die Wucht des Entwaffnungszaubers traf den Todesser und schleuderte ihn nach hinten aber noch im Flug wurde der Todesser von dem Betäubungszauber getroffen. Leblos fiel er zu Boden. Es war, als würde in ihm ein Damm brechen. Erst, noch im Flugzeug, wurde er sich seiner Aufgabe, seiner Bestimmung bewusst und hatte beschlossen, sich seinem Schicksal zu stellen. Und nun war er sich plötzlich seiner Fähigkeiten bewusst. Er konnte es schaffen und er würde alles tun, um das Dorf zu retten. Er spürte seine Macht. Alle hatten ihm gesagt, er wäre ein mächtiger Zauberer und stets hatte er das als unverdienten Ruhm abgetan. Nun merkte er, dass etwas wahres daran war. Aber Harry wäre nicht Harry, wenn er nicht trotzdem auf dem Boden geblieben wäre. Er wusste genau, dass er nicht allmächtig war und schon gar nicht fehlerfrei, das war niemand. Das hatte er im letzten Schuljahr bitter erfahren müssen, als Dumbledore schwerwiegende Fehler gemacht hatte, Fehler die mit zu dem Tod von Sirius geführt hatten. Und so war Harry weit davon entfernt, in einen Machtrausch zu verfallen.
Er lief weiter auf die Schreie zu. Plötzlich lief vor ihm ein Indianer aus einem Zelt. Für einen Moment war Harry sichtlich perplex. Der Indianer hatte zwar Jeans und Turnschuhe an, aber er war mit Kriegsbemalung versehen und hatte Federn im Jahr, so wie man sich Indianer im allgemeinen vorstellt. Dann sah Harry einen Todesser näher kommen. Der richtete den Zauberstab auf den Indianer und rief „Cru..."Im selben Augenblick reagierte Harry. „Runter!"rief er und warf sich gegen den Indianer. „..cio!"Er hatte den Indianer umgerissen und damit aus dem Weg des Fluches gebracht. „Stupor!"rief Harry und der Fluch traf den Todesser genau in die Brust. Er war so überrascht, er hatte sicher nicht mit Widerstand in Form von Zauberern gerechnet. Langsam fiel er zu Boden. „Danke!"sagte der Indianer „Der Schamane!"rief er und zeigte in Richtung des Dorfzentrums. Dort sah Harry einen alten Indianer vollständig in traditioneller Lederkleidung mit einem großen Federschmuck stehen. An ihn kauerte sich eine junge schlanke Frau. Der Schamane hatte einen langen Stab in der Hand und hielt ihn wie einen Schutz vor sich. Harry sah, wie sich von der rechten Seite zwei Todesser auf ihn zu bewegten. Er schien mit einem Angriff zu rechnen. Dann sah Harry, wie sich zwei andere von hinten an den Schamanen heranschlichen. ‚Das macht sechs mit den beiden, die schon ausgeschaltet waren' dachte Harry. Es handelte sich wahrscheinlich um diejenigen, die den Flugzeugabsturz verursacht hatten.
Er handelte. Er griff den Zauberstab des bewusstlosen Todessers. Leise schlich er um die Zelte herum und kam so in den Rücken der zwei Todesser, die sich von hinten an den Schamanen heranschlichen. Harry fragte sich, ob man auch mit zwei Zauberstäben gleichzeitig zaubern könnte. Er nahm den zweiten Zauberstab in die linke Hand, seinen behielt er in der rechten. Er hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde, aber er musste es probieren. Wenn es nicht klappte, hätte er wahrscheinlich trotzdem genug Zeit, um beide auszuschalten. Er konzentrierte sich so stark wie nie zuvor und zwar auf beide Arme und auf beide Zauberstäbe. Er versuchte sie zu fühlen, sich ihrer bewusst zu werden. Instinktiv wendete er dabei das an, was er in seinem Okklumentik-Training gelernt hatte, er leerte seinen Geist, konzentrierte sich auf beide Zauberstäbe und auf den Zauberspruch. „Stupor!"rief er und aus beiden Zauberstäben löste sich ein tiefroter Blitz. Beide Blitze trafen die beiden Todesser in den Rücken und beide gingen zu Boden. Das alles geschah in einem Sekundenbruchteil. Ohne weiter zu überlegen rannte er auf das Dorfzentrum zu. Er hörte „Avada Kedavra!" und sah, wie ein grüner Blitz einen Indianer traf, der versucht hatte die beiden verbleibenden Todesser zu überwältigen. Tod fiel er zu Boden. Der Todesser richtete seinen Zauberstab wieder auf die beiden Personen, den Schamanen und die Indianerfrau. „Du willst mir nicht sagen, wo er ist? Dann wird deine Tochter Schmerz spüren, wie ihn noch keiner von euch erlitten hat."hörte Harry den zweiten Todesser sagen. Er wusste, was jetzt kommen würde und wieder übernahmen seine Instinkte die Kontrolle. „Impedimentia!" schleuderte Harry auf den Todesser als dieser rief „CRU.." „Stupor!" schleuderte er auf den anderen Todesser, der gerade den Indianer getötet hatte. Beide Zauber trafen ihr Ziel, aber der erste Zauber hatte den Todesser nur langsamer gemacht und Harry hatte keine Zeit, anders zu reagieren, er warf sich vor das Mädchen „..CIO"vollendete der Todesser seinen Zauberspruch. Es fühlte sich an, als würden tausend Messer in seinen Körper gebohrt. Ein kurzer Schrei löste sich aus seinem Mund. Dieser Schmerz war so grausam. Überrascht darüber, was eben passiert war, beendete der Todesser den Zauber ohne es wirklich zu realisieren. Er wirkte entsetzt, dann sah er Harry erst wirklich. „Da bist du ja. Wir haben dich schon gesucht. Wie bist du überhaupt aus dem Flugzeug entkommen. Wir konnten deine Leiche nicht finden!"Harry war entsetzt. Sie hatten wirklich ihn angreifen wollen und es war kein Zufall, dass sie das Flugzeug angegriffen hatten, in dem er gesessen hatte.
„Gut. Dann werde ich es jetzt eben hier auf dem Boden beenden. Der dunkle Lord wird mit mir zufrieden sein."Er richtete seinen Zauberstab auf Harry. „Dann wird der alte Opa hier dran glauben. Und anschließend werde ich mich um das liebreizende Mädchen kümmern. Unter dem Imperiums-Fluch wird sie mir gefügig sein."lachte er. Harry riskierte einen kurzen Blick auf das Mädchen, sie schien in seinem Alter zu sein und war plötzlich mehr als nur blass. Aber der alte Schamane kochte vor Wut, auch wenn man das nur an seinen Augen sehen konnte. Wenn Blicke töten könnten, wäre der Todesser schon zu Asche verbrannt.
So aussichtslos Harrys Situation auch war, er würde nicht aufgeben. Er hielt seinen Zauberstab fest konzentrierte sich und rief „Protego"im selben Auganblick hörte er „Avada Kedavra"Der Fluch traf den Schild, den Harry um sich und die beiden Indianer errichtet hatte. Der Schild dient zwar dazu, Zauber abzuwehren, doch der Todesfluch gilt als unblockbar. Der Schild flackerte auf und brach zusammen. Der grüne Blitz des Todesfluches wurde zum Teil abgelenkt. Der Todesser wurde zurückgeworfen, aber der Rest des Fluches traf Harry in die Brust. Ein brennender Schmerz zerriss sein Bewusstsein. Dennoch kam er sofort wieder zu sich. Er hatte überlebt, aber er fühlte, dass er keine Kraft mehr hatte. Ihm war etwas unglaubliches gelungen, er hatte den Todesfluch abgeblockt und wieder war er der Junge, der den „Avada Kedavra"-Fluch überlebt hatte, ‚der Junge der lebt'.
„Ich kann ihn nicht ausschalten, ich habe keine Kraft mehr. Ihr müsst euch in Sicherheit bringen!"sagte Harry geschwächt. „Idira, hilf ihm auf!"forderte der Schamane das Mädchen auf. „Nein, ich behindere euch nur und sie sind hinter mir her! Geht!"rief Harry als er sah, dass sich der Todesser wieder regte. „Steh auf! Wir lassen dich nicht hier zurück. Idira, hilf ihm, ich öffne ein Tor!" Idira griff ihm unter die Arme und Harry schaffte es, sich aufzurichten. Er sah aus dem Augenwinkel, wie auch der Todesser aufstand und nach seinem Zauberstab griff. „Schengah Rata Neruh"rief der Schamane, seinen Stab über seinen Kopf erhoben. Ein Wirbel bildete sich vor ihm. Im Zentrum des Wirbels sah er einen Indianerfriedhof. Der Schamane sagte „Folgt mir! Schnell!"und schritt durch den Wirbel. Er war verschwunden und man sah ihn in dem Friedhof. Idira zog Harry auf das Tor zu und sie schritten hindurch. Im selben Augenblick hörten sie „Avada Kedavra!"hinter sich. Harry spürte kurz, wie sein Magen einen Sprung machte und fand sich mit Idira und dem Schamanen auf dem Friedhof wieder. Plötzlich sah er einen gleißenden Lichtschein, der sich hinter ihm ausbreitete und hörte den Schamanen noch rufen „Oh nein! Er hat das Tor getroffen!"dann ein reißender Schmerz und Harry verlor das Bewusstsein.
„Aufwachen!"jemand rüttelte ihn an seinen Schultern. „Komm schon, wach auf. Bitte!"Langsam öffnete Harry die Augen. Er glaubte, in das Gesicht eines Engels zu schauen. „Ah, du bist wieder da." „Wer bist du?"fragte Harry leise und mit brüchiger Stimme. „Ich bin Idira. Erinnerst du dich nicht mehr? Du hast uns gerettet." Langsam kamen ihm die Ereignisse der letzten Stunden wieder ins Gedächtnis.
„Der Schamane! Wo ist er? Geht es ihm gut?" „Keine Sorge. Er ist in Ordnung. Er beobachtet die Sterne." „Was ist passiert?" „Nachdem du uns vor den bösen Zauberern beschützt hast, sind wir durch das Tor zur Ruhestätte unserer Vorfahren geflohen. In dem Augenblick, als wir aus dem Tor getreten sind, hat der Zauberer das Tor mit einem Zauberspruch getroffen. Es ist in einer gewaltigen Energieexplosion kollabiert und wir wurden von den Ausläufern der Energiewelle getroffen. Ich habe gesehen, wie es den bösen Zauberer auf der anderen Seite des Tores zerfetzt hat." „Wenigstens mal eine gute Nachricht." „Ja. Das heißt, die Überlebenden des Stammes sind in Sicherheit."
Einen Augenblick herrschte Schweigen und Harry betrachtete die Indianerin etwas genauer. Sie war schlank, hatte lange schwarze Haare und ein schönes Gesicht. Sie war sehr attraktiv, fand Harry. Sie bemerkte, wie Harry sie ansah und ihre Wangen röteten sich leicht.
„Oh. Entschuldige!"sagte Harry schüchtern „Ich wollte dich nicht anstarren, es ist nur... ähh... du bist sehr .... schön, weißt Du das?" Harry hatte einen großen Kloß im Hals. Ihre Wangen röteten sich noch mehr. „Das hat nur noch nie jemand zu mir gesagt. Ich bin Idira"antwortete sie. „Ich bin Harry. Harry Potter." „Die Zauberer haben dich gesucht. Bist du einer von ihnen, ich meine, du bist doch auch ein Zauberer?" „Nein. Ich meine ja... Also ich bin ein Zauberer, das heißt, ich will mal einer werden. Ich komme aus England und gehe dort nach Hogwarts, das ist eine Schule für Zauberei."antwortete Harry. „Du bist noch ein Schüler? Ich hätte gedacht, du wärst ein großer Zauberer, so, wie du diese Zauberer ausgeschaltet hast. Das war wirklich sehr tapfer von dir." Harry fühlte, wie sich sein Gesicht rötete. „Ich konnte doch nicht zusehen, wie sie euch quälen, oder?" „Was wollten diese Zauberer von dir?" „Diese anderen Zauberer waren böse Zauberer. Bei uns nennen sie sich Todesser. Sie dienen alle einem dunklen Zauberer, der sich Lord Voldemort nennt. Es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass ich seinen Untergang herbeiführen werde. Deswegen versucht er schon seit Jahren, mich zu vernichten."erklärte Harry. Er war erleichtert, dass es auch Leute gab, die ihn nicht wegen seiner blitzförmigen Narbe auf der Stirn anstarrten, oder ihn für einen Helden hielten. „Oh großer Manitu! Das ist ja grauenhaft."sagte Idira entsetzt. „Ist der Schamane dein Vater?"fragte Harry. „Nein. Er ist mein Großvater. Er wollte mich seine Magie lehren." „Was macht er jetzt?" „Er beobachtet die Sterne. Er sagt, irgendetwas ist sonderbar damit."
Sie gingen beide zu dem Schamanen herüber. „Ich wollte ihnen danken, dass sie mich gerettet haben"sagte Harry. „Unsinn. Du hast uns gerettet. Ohne dich wären wir nicht mehr am Leben. Wir stehen in deiner Schuld."antwortete der Schamane. „Idira sagte, mit den Sternen stimmt etwas nicht. Was ist mit den Sternen?" fragte Harry. „Sie stehen nicht so, wie sie sollten."antwortete der Schamane leise. „Inwiefern?"fragte Harry nach. „Nun, die Sternbilder sehen anders aus. Ich zerbreche mir schon die ganze Zeit den Kopf. Sie sehen so aus, wie sie vor einem Jahr ausgesehen haben..."sagte der Schamane nachdenklich „aber das kann nicht sein." „Das Tor!"sagte Harry „Ist es möglich, dass es etwas mit der Explosion zu tun hat?" „Du meinst, wir wurden in der Zeit zurück versetzt?"fragte Idira aufgewühlt. „Das ist die einzige mögliche Erklärung!"sagte der Schamane niedergeschlagen. „Was nun? Ich muss zurück. Ich habe Freunde in England, die mir sehr viel bedeuten und jetzt, wo Voldemort wieder an der Macht ist, muss ich ihnen helfen!"sagte Harry. „VOLDEMORT?"fragte der Schamane aufgebracht. „Ähh, ja. Wieso?"erwiderte Harry verblüfft. „Der dunkle Lord! Ich habe von ihm gehört. Es hieß, er sei vor fünfzehn Jahren vernichtet worden, als er den Todesfluch auf ein Baby sprach und dieser auf ihn zurückgeschleudert wurde."
„Nun... das Baby war ich"sagte Harry leise „er hat erst meine Eltern getötet und dann versuchte er, mich zu töten. Meine Mutter hat ihr Leben für mich geopfert, das hat mich gerettet und Voldemort fast den Untergang gebracht. Fast!" Der Schamane und Idira sahen sich beide entsetzt an. „Dann bist du der Junge der lebt..." „Ich kann es nicht mehr hören"sagte Harry plötzlich wütend. „Überall bin ich berühmt und ich selbst weiß am wenigsten darüber. Alle kennen mich ‚Oh seht mal da ist Harry Potter' oder ‚der Junge der lebt'. Ich hab das nicht gewollt. Selbst hier in Amerika! Ich bin doch nur Harry." Die beiden Indianer zuckten regelrecht zusammen unter dem Wutausbruch. „Entschuldigt!"sagte Harry. „Ich hab es nur satt, bloß wegen meines Namens berühmt zu sein. Es war die Liebe meiner Mutter, die mich gerettet hat und Voldemort fast vernichtete, nicht ich." „Er ist also noch am Leben."sagte der Schamane, der nun wieder die Fassung zurückgewonnen hatte. Idira blickte ihn voller Mitgefühl an. „Ja, und er ist im letzten Jahr wieder zu voller Macht gekommen."sagte Harry verbissen. Dann erzählte er ihnen die ganze Geschichte, von dem Tag, als er Hogwarts zum ersten Mal besuchte, vom Stein des Lebens, von der Kammer des Schreckens, von Sirius und Wurmschwanz und von dessen Verrat. Bei diesem Teil der Geschichte war an den Gesichtern der Indianer deutlich die Wut, aber auch die Anteilnahme für Harry abzulesen. Dann erzählte er vom trimagischen Turnier und wie Voldemort mit Hilfe seines Blutes wieder einen neuen Körper bekommen hat und schließlich von den Ereignissen des letzten Schuljahres, als Voldemort der Prophezeiung hinterhergejagt ist.
Als Harry seine Geschichte beendet hatte, bemerkte er erst, dass Idira ihren Arm um seine Schulter gelegt hatte und sich an ihn geschmiegt hatte. Er hatte plötzlich das Gefühl, als wäre in seinem Magen ein Vulkan voller heißer Lava ausgebrochen. Er sah ihr in die Augen und sah Tränen der Trauer um sein Schicksal und der Anteilnahme aber auch Bewunderung und Hoffnung und noch mehr? Schmetterlinge breiteten sich in seinem Bauch aus.
„Hem! Hem!"räusperte sich der Schamane. Er hatte plötzlich ein leichtes Glitzern im Auge, genau wie Dumbledore, wenn er etwas im Schilde führte. ‚Dumbledore!' dachte Harry. Er war immer noch wütend auf ihn, aber dennoch, er musste ihn informieren. „Wir müssen versuchen Professor Dumbledore zu benachrichtigen!"sagte Harry plötzlich. „Dumbledore! Ich habe schon von ihm gehört."sagte der Schamane nachdenklich „Er ist ein mächtiger Zauberer, nicht wahr?" „Er ist der Schuldirektor von Hogwarts und der Zauberer, den Voldemort am meisten fürchtet."bemerkte Harry „Nein, dich fürchtet Voldemort am meisten, Harry. Und das zu Recht!"sagte der Schamane bestimmt. „Mich? Das verstehe ich nicht. Ich meine, die Prophezeiung ist ja gut und schön, aber Dumbledore ist viel mächtiger als ich."sagte Harry irritiert. „Nein, das sicher nicht. Ich weiß, dass Dumbledore mächtig ist, ich habe schon viel über ihn gehört, aber du hast viel mehr Macht, als dir wahrscheinlich bewusst ist. Ich habe deine Macht heute gespürt Harry, solche Macht und Energie, wie hinter deiner Magie steckt, habe ich noch nie erlebt. Und wenn du mich auch für einen hinterwäldlerischen Möchtegernzauberer hältst, Harry, ich habe schon viele Zauberer gesehen und auch viele Kämpfe erlebt. Ich habe vorhin schon geglaubt, du wärst einer der Uralten, ja, vielleicht bist du das ja auch, ein Erbe der Uralten..." „Ich komm nicht mehr mit. Mir schwirrt schon der Kopf!"sagte Harry verwirrt „Uralte? Ich und mächtig?" „Wenn meine Befürchtung wahr ist, haben wir viel Zeit, dem auf den Grund zu gehen. Aber noch eins. Harry, du hast vorhin den Fluch des Todessers mit einem Schild geblockt oder nicht?" „Ja,... aber" „und ist der Fluch nicht normalerweise unblockbar, erst recht von einem so schwachen Schild?" „Ja" „Denk mal darüber nach!" „Ähh... sie haben da vielleicht recht. Was machen wir jetzt?"fragte Harry nach einem kurzen Zögern.
„Nun, ich denke du könntest recht haben mit deiner Vermutung, dass wir in der Zeit zurückgereist sind. Wenn das stimmt, dann etwa ein Jahr plus minus ein paar Wochen. Ich werde morgen kurz mal in die nächste Stadt gehen und das herausfinden." „Wenn das stimmt, dann könnten wir ja verhindern, dass Voldemort wieder zur Macht gelangt."sagte Harry enthusiastisch, „Wir wissen ja, was wann im nächsten Jahr passieren wird!" „Nein!"sagte der Schamane todernst „Den Ablauf der Zeit kann und darf man nicht verändern!"Irgendwie wirkte der Schamane in diesem Augenblick wieder genauso wie Dumbledore. Er strahlte dieselbe starke unanfechtbare Autorität aus. „Und was machen wir dann?" „Wir können Dumbledore nicht benachrichtigen, genauso wenig, wie ich zu meinem Stamm zurückkehren kann, denn dann würden wir den Ablauf der Zeit stören. Fühlst du dich denn bereit, Voldemort zu bekämpfen, wenn wir wieder in unserer Zeit sind?"fragte der Schamane. „Nun", sagte Harry zögerlich, „ich bin fest entschlossen dies zu tun. Ich muss ihn besiegen, sonst werden meine Freunde nie sicher sein. „ „Du bist sehr loyal Harry. Deine Freunde können sich glücklich schätzen. Du würdest Dein Leben geben, um sie zu schützen, nicht wahr?"warf der Schamane ein. „Sie würden das selbe für mich tun."sagte Harry ernst, „Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Aber die Zeit ist viel zu knapp dafür. Jederzeit muss man mit einem Angriff rechnen." „Ich denke, wir sollten jetzt schlafen. Morgen sehen wir weiter. Ich glaube, ich habe jetzt zwei Zauberlehrlinge"sagte der Schamane wieder mit dem spöttischen Glitzern in den Augen. Und plötzlich verstand Harry. ‚Ein Jahr in der Zeit zurück' war sein letzter Gedanke, bevor er neben Idira einschlief.
Er hatte einen stechenden Schmerz in der Seite. Nur langsam kehrte sein Bewusstsein wieder und mit ihm die Erinnerungen an den Flugzeugabsturz. Er öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder, weil sich die Sonnenstrahlen unbarmherzig und schmerzhaft in seine Augen gebohrt hatten. Diesmal öffnete er sie etwas langsamer. Hatte er das alles nur geträumt? War er in Wirklichkeit noch bei den Dursleys im Ligusterweg?
Er richtete sich langsam auf und sah sich um. Nein. Er befand sich in einer kleinen Senke und es hatte den Anschein, es handelte sich um eine Art Steppenlandschaft. Sein Rucksack lag unter ihm, deswegen auch die Schmerzen. Er hatte wahrscheinlich eine Weile in einer sehr unnatürlichen Haltung dagelegen. Er kroch die Anhöhe hinauf. Etwa fünfhundert Meter weiter sah er dicken schwarzen Rauch aufsteigen und Flammen hoch in den Himmel lodern. Also ist es wirklich passiert, dachte sich Harry. Das müssen die Reste des Flugzeuges sein. Nur wie ist er diesem Inferno entkommen? Es gab nur eine Erklärung dafür. Wider besseren Wissens musste er trotz des abstürzenden Flugzeuges irgendwie hierher appariert sein. Er sah an sich hinunter. Es schien alles in Ordnung zu sein. Die Schmerzen vergingen auch langsam. Sie schienen tatsächlich nur daher zu rühren, dass er auf dem Rucksack gelegen hatte.
Dann sah er erschrocken zum Himmel hinauf. Wo waren die Drachen mit den Todessern? Aber er konnte nichts erkennen.
Er beschloss, auf das Flugzeug zuzugehen. Vielleicht würden ja bald Rettungskräfte eintreffen, die könnten ihm sicher weiterhelfen. Er dachte kurz daran, was das in den Medien für einen Aufruhr verursachen würde, Harry Potter als einziger Überlebender des Flugzeugabsturzes. Dann wäre er nicht nur in der Zaubererwelt ‚der Junge der lebt', sondern auch in der Muggel-Welt. Na toll. Noch mehr Ruhm. Die Dursleys würden ihn wahrscheinlich für den Absturz verantwortlich machen. Seine Gedanken heiterten sich kurz etwas auf, als er daran denken musste, dass die Dursleys nun ohne Gepäck dastanden. Ein Ansatz eines Lächelns umspielte seine Lippen. Er war inzwischen am Flugzeug angekommen, beziehungsweise das was von ihm übrig war. Es lagen nur noch Trümmer verstreut. Harry war verzweifelt. So viele Leben, einfach ausgelöscht. Und das war nur der Anfang, von dem was der Welt, den Zauberern wie den Muggeln noch bevorstand, seit Voldemort wieder zu voller Macht gelangt war. Er würde ihn bekämpfen, und wenn es ihn das Leben kosten würde, schwor sich Harry. Gleichzeitig verließ ihn jedoch etwas der Mut. Er musste noch so viel lernen, bevor er sich Voldemort in den Weg stellen konnte, es gab so vieles, dass er noch nicht wusste. Harry hatte noch keine Ahnung, wie schnell sich die Gelegenheit dazu bieten sollte.
Plötzlich hörte er Schreie, Schreie, die in Todesangst ausgestoßen wurden. Er lief weiter, und als er den Rauch hinter sich gelassen hatte, sah er noch mal einen halben Kilometer weiter Zelte stehen, Indianerzelte, genau wie in den Filmen. Und zwischen den Zelten blitzte es immer wieder auf, als ob sich dort Zauberer bekämpfen würden. ‚Die Todesser' dachte Harry. Ohne weiter zu überlegen, griff er nach seinem Zauberstab und rannte zum Dorf. Seine Instinkte, die er sich in seinen Abenteuern und in ‚Dumbledores Armee' angeeignet hatte, übernahmen die Oberhand. Er hatte das Dorf erreicht, als sich ihm auch schon eine schwarze Gestalt in den Weg stellte. „Expilliarmus! Stupor!"rief Harry so schnell, als wäre das ein Zauberspruch. Zwei Blitze verließen seinen Zauberstab so schnell aufeinander, dass ein Außenstehender gemeint hätte, es wäre einer. Die Wucht des Entwaffnungszaubers traf den Todesser und schleuderte ihn nach hinten aber noch im Flug wurde der Todesser von dem Betäubungszauber getroffen. Leblos fiel er zu Boden. Es war, als würde in ihm ein Damm brechen. Erst, noch im Flugzeug, wurde er sich seiner Aufgabe, seiner Bestimmung bewusst und hatte beschlossen, sich seinem Schicksal zu stellen. Und nun war er sich plötzlich seiner Fähigkeiten bewusst. Er konnte es schaffen und er würde alles tun, um das Dorf zu retten. Er spürte seine Macht. Alle hatten ihm gesagt, er wäre ein mächtiger Zauberer und stets hatte er das als unverdienten Ruhm abgetan. Nun merkte er, dass etwas wahres daran war. Aber Harry wäre nicht Harry, wenn er nicht trotzdem auf dem Boden geblieben wäre. Er wusste genau, dass er nicht allmächtig war und schon gar nicht fehlerfrei, das war niemand. Das hatte er im letzten Schuljahr bitter erfahren müssen, als Dumbledore schwerwiegende Fehler gemacht hatte, Fehler die mit zu dem Tod von Sirius geführt hatten. Und so war Harry weit davon entfernt, in einen Machtrausch zu verfallen.
Er lief weiter auf die Schreie zu. Plötzlich lief vor ihm ein Indianer aus einem Zelt. Für einen Moment war Harry sichtlich perplex. Der Indianer hatte zwar Jeans und Turnschuhe an, aber er war mit Kriegsbemalung versehen und hatte Federn im Jahr, so wie man sich Indianer im allgemeinen vorstellt. Dann sah Harry einen Todesser näher kommen. Der richtete den Zauberstab auf den Indianer und rief „Cru..."Im selben Augenblick reagierte Harry. „Runter!"rief er und warf sich gegen den Indianer. „..cio!"Er hatte den Indianer umgerissen und damit aus dem Weg des Fluches gebracht. „Stupor!"rief Harry und der Fluch traf den Todesser genau in die Brust. Er war so überrascht, er hatte sicher nicht mit Widerstand in Form von Zauberern gerechnet. Langsam fiel er zu Boden. „Danke!"sagte der Indianer „Der Schamane!"rief er und zeigte in Richtung des Dorfzentrums. Dort sah Harry einen alten Indianer vollständig in traditioneller Lederkleidung mit einem großen Federschmuck stehen. An ihn kauerte sich eine junge schlanke Frau. Der Schamane hatte einen langen Stab in der Hand und hielt ihn wie einen Schutz vor sich. Harry sah, wie sich von der rechten Seite zwei Todesser auf ihn zu bewegten. Er schien mit einem Angriff zu rechnen. Dann sah Harry, wie sich zwei andere von hinten an den Schamanen heranschlichen. ‚Das macht sechs mit den beiden, die schon ausgeschaltet waren' dachte Harry. Es handelte sich wahrscheinlich um diejenigen, die den Flugzeugabsturz verursacht hatten.
Er handelte. Er griff den Zauberstab des bewusstlosen Todessers. Leise schlich er um die Zelte herum und kam so in den Rücken der zwei Todesser, die sich von hinten an den Schamanen heranschlichen. Harry fragte sich, ob man auch mit zwei Zauberstäben gleichzeitig zaubern könnte. Er nahm den zweiten Zauberstab in die linke Hand, seinen behielt er in der rechten. Er hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde, aber er musste es probieren. Wenn es nicht klappte, hätte er wahrscheinlich trotzdem genug Zeit, um beide auszuschalten. Er konzentrierte sich so stark wie nie zuvor und zwar auf beide Arme und auf beide Zauberstäbe. Er versuchte sie zu fühlen, sich ihrer bewusst zu werden. Instinktiv wendete er dabei das an, was er in seinem Okklumentik-Training gelernt hatte, er leerte seinen Geist, konzentrierte sich auf beide Zauberstäbe und auf den Zauberspruch. „Stupor!"rief er und aus beiden Zauberstäben löste sich ein tiefroter Blitz. Beide Blitze trafen die beiden Todesser in den Rücken und beide gingen zu Boden. Das alles geschah in einem Sekundenbruchteil. Ohne weiter zu überlegen rannte er auf das Dorfzentrum zu. Er hörte „Avada Kedavra!" und sah, wie ein grüner Blitz einen Indianer traf, der versucht hatte die beiden verbleibenden Todesser zu überwältigen. Tod fiel er zu Boden. Der Todesser richtete seinen Zauberstab wieder auf die beiden Personen, den Schamanen und die Indianerfrau. „Du willst mir nicht sagen, wo er ist? Dann wird deine Tochter Schmerz spüren, wie ihn noch keiner von euch erlitten hat."hörte Harry den zweiten Todesser sagen. Er wusste, was jetzt kommen würde und wieder übernahmen seine Instinkte die Kontrolle. „Impedimentia!" schleuderte Harry auf den Todesser als dieser rief „CRU.." „Stupor!" schleuderte er auf den anderen Todesser, der gerade den Indianer getötet hatte. Beide Zauber trafen ihr Ziel, aber der erste Zauber hatte den Todesser nur langsamer gemacht und Harry hatte keine Zeit, anders zu reagieren, er warf sich vor das Mädchen „..CIO"vollendete der Todesser seinen Zauberspruch. Es fühlte sich an, als würden tausend Messer in seinen Körper gebohrt. Ein kurzer Schrei löste sich aus seinem Mund. Dieser Schmerz war so grausam. Überrascht darüber, was eben passiert war, beendete der Todesser den Zauber ohne es wirklich zu realisieren. Er wirkte entsetzt, dann sah er Harry erst wirklich. „Da bist du ja. Wir haben dich schon gesucht. Wie bist du überhaupt aus dem Flugzeug entkommen. Wir konnten deine Leiche nicht finden!"Harry war entsetzt. Sie hatten wirklich ihn angreifen wollen und es war kein Zufall, dass sie das Flugzeug angegriffen hatten, in dem er gesessen hatte.
„Gut. Dann werde ich es jetzt eben hier auf dem Boden beenden. Der dunkle Lord wird mit mir zufrieden sein."Er richtete seinen Zauberstab auf Harry. „Dann wird der alte Opa hier dran glauben. Und anschließend werde ich mich um das liebreizende Mädchen kümmern. Unter dem Imperiums-Fluch wird sie mir gefügig sein."lachte er. Harry riskierte einen kurzen Blick auf das Mädchen, sie schien in seinem Alter zu sein und war plötzlich mehr als nur blass. Aber der alte Schamane kochte vor Wut, auch wenn man das nur an seinen Augen sehen konnte. Wenn Blicke töten könnten, wäre der Todesser schon zu Asche verbrannt.
So aussichtslos Harrys Situation auch war, er würde nicht aufgeben. Er hielt seinen Zauberstab fest konzentrierte sich und rief „Protego"im selben Auganblick hörte er „Avada Kedavra"Der Fluch traf den Schild, den Harry um sich und die beiden Indianer errichtet hatte. Der Schild dient zwar dazu, Zauber abzuwehren, doch der Todesfluch gilt als unblockbar. Der Schild flackerte auf und brach zusammen. Der grüne Blitz des Todesfluches wurde zum Teil abgelenkt. Der Todesser wurde zurückgeworfen, aber der Rest des Fluches traf Harry in die Brust. Ein brennender Schmerz zerriss sein Bewusstsein. Dennoch kam er sofort wieder zu sich. Er hatte überlebt, aber er fühlte, dass er keine Kraft mehr hatte. Ihm war etwas unglaubliches gelungen, er hatte den Todesfluch abgeblockt und wieder war er der Junge, der den „Avada Kedavra"-Fluch überlebt hatte, ‚der Junge der lebt'.
„Ich kann ihn nicht ausschalten, ich habe keine Kraft mehr. Ihr müsst euch in Sicherheit bringen!"sagte Harry geschwächt. „Idira, hilf ihm auf!"forderte der Schamane das Mädchen auf. „Nein, ich behindere euch nur und sie sind hinter mir her! Geht!"rief Harry als er sah, dass sich der Todesser wieder regte. „Steh auf! Wir lassen dich nicht hier zurück. Idira, hilf ihm, ich öffne ein Tor!" Idira griff ihm unter die Arme und Harry schaffte es, sich aufzurichten. Er sah aus dem Augenwinkel, wie auch der Todesser aufstand und nach seinem Zauberstab griff. „Schengah Rata Neruh"rief der Schamane, seinen Stab über seinen Kopf erhoben. Ein Wirbel bildete sich vor ihm. Im Zentrum des Wirbels sah er einen Indianerfriedhof. Der Schamane sagte „Folgt mir! Schnell!"und schritt durch den Wirbel. Er war verschwunden und man sah ihn in dem Friedhof. Idira zog Harry auf das Tor zu und sie schritten hindurch. Im selben Augenblick hörten sie „Avada Kedavra!"hinter sich. Harry spürte kurz, wie sein Magen einen Sprung machte und fand sich mit Idira und dem Schamanen auf dem Friedhof wieder. Plötzlich sah er einen gleißenden Lichtschein, der sich hinter ihm ausbreitete und hörte den Schamanen noch rufen „Oh nein! Er hat das Tor getroffen!"dann ein reißender Schmerz und Harry verlor das Bewusstsein.
„Aufwachen!"jemand rüttelte ihn an seinen Schultern. „Komm schon, wach auf. Bitte!"Langsam öffnete Harry die Augen. Er glaubte, in das Gesicht eines Engels zu schauen. „Ah, du bist wieder da." „Wer bist du?"fragte Harry leise und mit brüchiger Stimme. „Ich bin Idira. Erinnerst du dich nicht mehr? Du hast uns gerettet." Langsam kamen ihm die Ereignisse der letzten Stunden wieder ins Gedächtnis.
„Der Schamane! Wo ist er? Geht es ihm gut?" „Keine Sorge. Er ist in Ordnung. Er beobachtet die Sterne." „Was ist passiert?" „Nachdem du uns vor den bösen Zauberern beschützt hast, sind wir durch das Tor zur Ruhestätte unserer Vorfahren geflohen. In dem Augenblick, als wir aus dem Tor getreten sind, hat der Zauberer das Tor mit einem Zauberspruch getroffen. Es ist in einer gewaltigen Energieexplosion kollabiert und wir wurden von den Ausläufern der Energiewelle getroffen. Ich habe gesehen, wie es den bösen Zauberer auf der anderen Seite des Tores zerfetzt hat." „Wenigstens mal eine gute Nachricht." „Ja. Das heißt, die Überlebenden des Stammes sind in Sicherheit."
Einen Augenblick herrschte Schweigen und Harry betrachtete die Indianerin etwas genauer. Sie war schlank, hatte lange schwarze Haare und ein schönes Gesicht. Sie war sehr attraktiv, fand Harry. Sie bemerkte, wie Harry sie ansah und ihre Wangen röteten sich leicht.
„Oh. Entschuldige!"sagte Harry schüchtern „Ich wollte dich nicht anstarren, es ist nur... ähh... du bist sehr .... schön, weißt Du das?" Harry hatte einen großen Kloß im Hals. Ihre Wangen röteten sich noch mehr. „Das hat nur noch nie jemand zu mir gesagt. Ich bin Idira"antwortete sie. „Ich bin Harry. Harry Potter." „Die Zauberer haben dich gesucht. Bist du einer von ihnen, ich meine, du bist doch auch ein Zauberer?" „Nein. Ich meine ja... Also ich bin ein Zauberer, das heißt, ich will mal einer werden. Ich komme aus England und gehe dort nach Hogwarts, das ist eine Schule für Zauberei."antwortete Harry. „Du bist noch ein Schüler? Ich hätte gedacht, du wärst ein großer Zauberer, so, wie du diese Zauberer ausgeschaltet hast. Das war wirklich sehr tapfer von dir." Harry fühlte, wie sich sein Gesicht rötete. „Ich konnte doch nicht zusehen, wie sie euch quälen, oder?" „Was wollten diese Zauberer von dir?" „Diese anderen Zauberer waren böse Zauberer. Bei uns nennen sie sich Todesser. Sie dienen alle einem dunklen Zauberer, der sich Lord Voldemort nennt. Es gibt eine Prophezeiung, die besagt, dass ich seinen Untergang herbeiführen werde. Deswegen versucht er schon seit Jahren, mich zu vernichten."erklärte Harry. Er war erleichtert, dass es auch Leute gab, die ihn nicht wegen seiner blitzförmigen Narbe auf der Stirn anstarrten, oder ihn für einen Helden hielten. „Oh großer Manitu! Das ist ja grauenhaft."sagte Idira entsetzt. „Ist der Schamane dein Vater?"fragte Harry. „Nein. Er ist mein Großvater. Er wollte mich seine Magie lehren." „Was macht er jetzt?" „Er beobachtet die Sterne. Er sagt, irgendetwas ist sonderbar damit."
Sie gingen beide zu dem Schamanen herüber. „Ich wollte ihnen danken, dass sie mich gerettet haben"sagte Harry. „Unsinn. Du hast uns gerettet. Ohne dich wären wir nicht mehr am Leben. Wir stehen in deiner Schuld."antwortete der Schamane. „Idira sagte, mit den Sternen stimmt etwas nicht. Was ist mit den Sternen?" fragte Harry. „Sie stehen nicht so, wie sie sollten."antwortete der Schamane leise. „Inwiefern?"fragte Harry nach. „Nun, die Sternbilder sehen anders aus. Ich zerbreche mir schon die ganze Zeit den Kopf. Sie sehen so aus, wie sie vor einem Jahr ausgesehen haben..."sagte der Schamane nachdenklich „aber das kann nicht sein." „Das Tor!"sagte Harry „Ist es möglich, dass es etwas mit der Explosion zu tun hat?" „Du meinst, wir wurden in der Zeit zurück versetzt?"fragte Idira aufgewühlt. „Das ist die einzige mögliche Erklärung!"sagte der Schamane niedergeschlagen. „Was nun? Ich muss zurück. Ich habe Freunde in England, die mir sehr viel bedeuten und jetzt, wo Voldemort wieder an der Macht ist, muss ich ihnen helfen!"sagte Harry. „VOLDEMORT?"fragte der Schamane aufgebracht. „Ähh, ja. Wieso?"erwiderte Harry verblüfft. „Der dunkle Lord! Ich habe von ihm gehört. Es hieß, er sei vor fünfzehn Jahren vernichtet worden, als er den Todesfluch auf ein Baby sprach und dieser auf ihn zurückgeschleudert wurde."
„Nun... das Baby war ich"sagte Harry leise „er hat erst meine Eltern getötet und dann versuchte er, mich zu töten. Meine Mutter hat ihr Leben für mich geopfert, das hat mich gerettet und Voldemort fast den Untergang gebracht. Fast!" Der Schamane und Idira sahen sich beide entsetzt an. „Dann bist du der Junge der lebt..." „Ich kann es nicht mehr hören"sagte Harry plötzlich wütend. „Überall bin ich berühmt und ich selbst weiß am wenigsten darüber. Alle kennen mich ‚Oh seht mal da ist Harry Potter' oder ‚der Junge der lebt'. Ich hab das nicht gewollt. Selbst hier in Amerika! Ich bin doch nur Harry." Die beiden Indianer zuckten regelrecht zusammen unter dem Wutausbruch. „Entschuldigt!"sagte Harry. „Ich hab es nur satt, bloß wegen meines Namens berühmt zu sein. Es war die Liebe meiner Mutter, die mich gerettet hat und Voldemort fast vernichtete, nicht ich." „Er ist also noch am Leben."sagte der Schamane, der nun wieder die Fassung zurückgewonnen hatte. Idira blickte ihn voller Mitgefühl an. „Ja, und er ist im letzten Jahr wieder zu voller Macht gekommen."sagte Harry verbissen. Dann erzählte er ihnen die ganze Geschichte, von dem Tag, als er Hogwarts zum ersten Mal besuchte, vom Stein des Lebens, von der Kammer des Schreckens, von Sirius und Wurmschwanz und von dessen Verrat. Bei diesem Teil der Geschichte war an den Gesichtern der Indianer deutlich die Wut, aber auch die Anteilnahme für Harry abzulesen. Dann erzählte er vom trimagischen Turnier und wie Voldemort mit Hilfe seines Blutes wieder einen neuen Körper bekommen hat und schließlich von den Ereignissen des letzten Schuljahres, als Voldemort der Prophezeiung hinterhergejagt ist.
Als Harry seine Geschichte beendet hatte, bemerkte er erst, dass Idira ihren Arm um seine Schulter gelegt hatte und sich an ihn geschmiegt hatte. Er hatte plötzlich das Gefühl, als wäre in seinem Magen ein Vulkan voller heißer Lava ausgebrochen. Er sah ihr in die Augen und sah Tränen der Trauer um sein Schicksal und der Anteilnahme aber auch Bewunderung und Hoffnung und noch mehr? Schmetterlinge breiteten sich in seinem Bauch aus.
„Hem! Hem!"räusperte sich der Schamane. Er hatte plötzlich ein leichtes Glitzern im Auge, genau wie Dumbledore, wenn er etwas im Schilde führte. ‚Dumbledore!' dachte Harry. Er war immer noch wütend auf ihn, aber dennoch, er musste ihn informieren. „Wir müssen versuchen Professor Dumbledore zu benachrichtigen!"sagte Harry plötzlich. „Dumbledore! Ich habe schon von ihm gehört."sagte der Schamane nachdenklich „Er ist ein mächtiger Zauberer, nicht wahr?" „Er ist der Schuldirektor von Hogwarts und der Zauberer, den Voldemort am meisten fürchtet."bemerkte Harry „Nein, dich fürchtet Voldemort am meisten, Harry. Und das zu Recht!"sagte der Schamane bestimmt. „Mich? Das verstehe ich nicht. Ich meine, die Prophezeiung ist ja gut und schön, aber Dumbledore ist viel mächtiger als ich."sagte Harry irritiert. „Nein, das sicher nicht. Ich weiß, dass Dumbledore mächtig ist, ich habe schon viel über ihn gehört, aber du hast viel mehr Macht, als dir wahrscheinlich bewusst ist. Ich habe deine Macht heute gespürt Harry, solche Macht und Energie, wie hinter deiner Magie steckt, habe ich noch nie erlebt. Und wenn du mich auch für einen hinterwäldlerischen Möchtegernzauberer hältst, Harry, ich habe schon viele Zauberer gesehen und auch viele Kämpfe erlebt. Ich habe vorhin schon geglaubt, du wärst einer der Uralten, ja, vielleicht bist du das ja auch, ein Erbe der Uralten..." „Ich komm nicht mehr mit. Mir schwirrt schon der Kopf!"sagte Harry verwirrt „Uralte? Ich und mächtig?" „Wenn meine Befürchtung wahr ist, haben wir viel Zeit, dem auf den Grund zu gehen. Aber noch eins. Harry, du hast vorhin den Fluch des Todessers mit einem Schild geblockt oder nicht?" „Ja,... aber" „und ist der Fluch nicht normalerweise unblockbar, erst recht von einem so schwachen Schild?" „Ja" „Denk mal darüber nach!" „Ähh... sie haben da vielleicht recht. Was machen wir jetzt?"fragte Harry nach einem kurzen Zögern.
„Nun, ich denke du könntest recht haben mit deiner Vermutung, dass wir in der Zeit zurückgereist sind. Wenn das stimmt, dann etwa ein Jahr plus minus ein paar Wochen. Ich werde morgen kurz mal in die nächste Stadt gehen und das herausfinden." „Wenn das stimmt, dann könnten wir ja verhindern, dass Voldemort wieder zur Macht gelangt."sagte Harry enthusiastisch, „Wir wissen ja, was wann im nächsten Jahr passieren wird!" „Nein!"sagte der Schamane todernst „Den Ablauf der Zeit kann und darf man nicht verändern!"Irgendwie wirkte der Schamane in diesem Augenblick wieder genauso wie Dumbledore. Er strahlte dieselbe starke unanfechtbare Autorität aus. „Und was machen wir dann?" „Wir können Dumbledore nicht benachrichtigen, genauso wenig, wie ich zu meinem Stamm zurückkehren kann, denn dann würden wir den Ablauf der Zeit stören. Fühlst du dich denn bereit, Voldemort zu bekämpfen, wenn wir wieder in unserer Zeit sind?"fragte der Schamane. „Nun", sagte Harry zögerlich, „ich bin fest entschlossen dies zu tun. Ich muss ihn besiegen, sonst werden meine Freunde nie sicher sein. „ „Du bist sehr loyal Harry. Deine Freunde können sich glücklich schätzen. Du würdest Dein Leben geben, um sie zu schützen, nicht wahr?"warf der Schamane ein. „Sie würden das selbe für mich tun."sagte Harry ernst, „Ich weiß, dass ich noch viel lernen muss. Aber die Zeit ist viel zu knapp dafür. Jederzeit muss man mit einem Angriff rechnen." „Ich denke, wir sollten jetzt schlafen. Morgen sehen wir weiter. Ich glaube, ich habe jetzt zwei Zauberlehrlinge"sagte der Schamane wieder mit dem spöttischen Glitzern in den Augen. Und plötzlich verstand Harry. ‚Ein Jahr in der Zeit zurück' war sein letzter Gedanke, bevor er neben Idira einschlief.
