Kapitel 6 - Totems und Ahnen
Zwei Monate waren vergangen. Im Stockkampf stand Harry Idira in nichts mehr nach. Er beherrschte einen Teil seiner Zauber, die er in Dumbledores Armee geübt hatte, auch ohne Zauberstab. Schwierigkeiten bestanden zum Beispiel beim Patronus-Zauber. Es gelang ihm immer nur weißen Nebel zu beschwören. Auch andere komplexere Zauber bereiteten ihm noch Probleme. Aber er tröstete sich damit, dass viele erwachsene Zauberer diese Sprüche auch nicht mit einem Zauberstab hinbekommen, geschweige denn ohne. Selbst einige Transfigurationszauber schaffte er schon ohne Zauberstab. Wie sich herausstellte, beherrschte er alle Zauber, die er ohne Zauberstab ausführen konnte, mit Zauberstab in absoluter Perfektion und sie wirkten mit einer Macht, die schlichtweg beendruckend war.
Er ist inzwischen dazu übergegangen, zusammen mit Idira und Denron auf die Jagd zu gehen, um für Nahrungsvorräte zu sorgen. Sie benutzten nicht Pfeil und Bogen, sondern einen Zauberspruch, der die Nervenbahnen des Tieres unterhalb des Gehirns durchtrennte. Das Tier war sofort tot und es starb absolut schmerzfrei. Sie sahen ein Kaninchen zwischen zwei Büschen sitzen. „Soll ich es ohne Zauberstab probieren?"fragte Harry den Schamanen. „Nein. Das ist sehr komplexe Magie, auch wenn es einfach aussieht, der Spruch ist wesentlich mächtiger und komplizierter, als dein Patronus- Zauber. Außerdem sollte das Töten von Lebewesen auch niemals leicht sein. Benutze deinen Zauberstab." „Da ist was dran."murmelte Harry. Er richtete seinen Zauberstab auf das Kaninchen und sagte bestimmt, aber leise „Sheduk!"Es trat kein sichtbarer Strahl aus dem Zauberstab. Man hörte nur ein leichtes Knistern im Kaninchen. Es brach sofort tot zusammen. „Du beherrscht diesen Zauber sehr gut."sagte Denron nachdenklich, „Nur die mächtigsten und weisen Schamanen beherrschen diesen Zauber in dieser Perfektion. Idira zum Beispiel hat ihn erst nach einem Jahr erlernt und sie muss sich wesentlich stärker konzentrieren. Bitte setzte ihn nur zur Verteidigung ein!" „Das verspreche ich dir."antwortete Harry ernst. Harry hatte Denron gefragt, ob dies ein Zauberspruch der dunklen Magie sei. Denron hatte daraufhin geantwortet: „Dunkle Magie an sich gibt es nicht, mit wenigen Ausnahmen. Magie ist weder gut noch böse. Es kommt lediglich darauf an, wie man sie einsetzt. Nehmen wir zum Beispiel diesen Zauber. Zu unserem Zweck eingesetzt, tötet er ein Tier kurz und schmerzlos. Das ist keine Dunkle Magie, denn sie dient unserem Überleben und schadet keinem anderen Menschen. Würde man diesen Spruch jedoch einsetzen, um böswillig Menschen zu töten, dann könnte man von dunkler Magie sprechen. Würde man diesen Spruch zum Beispiel aus Notwehr einsetzen, um sich oder einen anderen zu retten, ist es dann keine dunkle Magie, wenn es keine andere Möglichkeit zur Verteidigung gab. Wäge also sorgfältig ab, ob du diesen Spruch jemals zu etwas anderem außer der Jagd einsetzt." „Wenn wir die Tiere so töten, durchtrennen wir die Nervenbahnen unterhalb des Gehirns. Das wirkt so schnell und schmerzlos, wie bei einem Genickbruch. Kann ich damit auch andere Nervenbahnen durchtrennen, ohne das Opfer gleich zu töten?" „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Wozu soll das gut sein?" „Der Zauber kann leise gesprochen werden und es entsteht kein sichtbarer Strahl, wie zum Beispiel beim Stupor-Zauber oder beim Expilliarmus-Zauber. Wenn ich zum Beispiel einen Arm lähmen könnte, würde ich einen Zauberer ausschalten können, ohne ihn zu töten. Er könnte seinen Zauberstab nicht mehr benutzen." „Das ist eine gute Idee, Endril."sagte Denron anerkennend. „Was ist mit den Nervenbahnen, kann man sie wieder verbinden, damit der Zauberer den Arm wieder benutzen kann?" „Ja, dafür gibt es auch einen Zauber. Der wirkt natürlich nicht, wenn das Opfer dadurch getötet wurde. Ich kann dir diesen Spruch heut Abend beibringen. Du hast gerade bewiesen, dass du wirklich ein gutes Herz hast und niemals einen Menschen leichtfertig töten würdest." „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt kann. Deswegen macht mir diese Prophezeiung ja soviel Angst. Wenn ich Voldemort nicht töten kann, werde ich sterben und er hat gewonnen. Alle meine Freunde werden leiden." sagte Harry bedrückt. Idira sah ihn traurig an. „Ich habe vollstes Vertrauen in dich, Endril. Du wirst einmal ein großer Zauberer werden und du wirst das richtige tun."antwortete Denron ernst. „Sag mal, kannst du mir diese Portalzauber beibringen? Ich bin zwar irgendwie aus dem Flugzeug appariert, aber die Tore sind praktischer, weil damit mehrere Leute reisen können, auch solche, die das Apparieren nicht beherrschen. Und haben diese Torzauber eine bestimmte Reichweite?" „Fragen über Fragen. Das Vorrecht der Jugend."schmunzelte Denron vergnügt. „Also gut, ich werde dir diesen Zauber beibringen. Ich werde dich demnächst den Geistern der Ahnen vorstellen. Wenn du würdig bist, werden sie dich die alte Magie lehren. Der Portalzauber ist ein Teil davon."
„Kannst du mir auch eine Animagus-Ausbildung geben?"fragte Harry. „Was ist das genau?" „Einige unsere Zauberer können sich durch das Animagus-Training in ein bestimmtes Tier verwandeln. Mein Vater konnte sich zum Beispiel in einen Hirsch verwandeln." „Ja, doch, davon habe ich gehört. Bei uns Schamanen ist das etwas anderes, als bei euch Zauberern. Wir sind mehr mit der Natur und der Ebene der Geister verbunden. Jeder Schamane sucht sich ein Totem, einen Geistverbündeten. Dabei handelt es sich um Tiere, bei einigen wenigen sind es sogar magische Tiere. Mein Geistverbündeter ist zum Beispiel der Bär. Mit diesem kann man kommunizieren, wenn man in Trance ist und wenn die Verbindung zwischen Totem und Schamanen sehr eng ist, dann kann man sich auch in das Tier verwandeln." „Behält man als Tier die Intelligenz des Menschen?" „Ja, trotzdem hat man alle Fähigkeiten des Tieres. Möchtest du dein Totem suchen?" „Ja, gern."Antwortete Harry begeistert. „Gut, wir werden dich dann heut Abend in Trance versetzten. Aber es kann sein, dass du dein Totem nicht beim ersten mal findest, ich habe ein halbes Jahr gesucht."
Sie hatten das Kaninchen geborgen und befanden sich auf dem Heimweg ins Lager. Idira blieb plötzlich stehen und sie hörten ein leises Zischen. Denron wurde plötzlich blass und bedeutete Harry er möge stehen bleiben. „Nicht bewegen."sagte er „eine Klapperschlange. Wenn wir uns bewegen, fühlt sie sich vielleicht angegriffen und beißt Idira. Wir haben in unserem Lager kein Gegengift. Ich muss mich ganz langsam an sie heranschleichen, vielleicht kann ich sie schnell genug töten." „Nein!"sagte Harry leise aber bestimmt. „Aber, du weißt..." „Lass mich das machen Denron!"sagte er und strahlte dabei eine Autorität aus, der Denron nichts entgegenzusetzen hatte. Harry war sich dessen allerdings nicht bewusst. „Wassss willssst du, Schlange"zischte er plötzlich in Parsel zu der Schlange. „Menssschenfrau macht mir Angssst! Ich mussss mich verteidigen"zischte die Schlange zurück, ohne ihren Blick von ihrem Opfer zu nehmen. „Sssschau mich an!"befahl Harry der Schlange Langsam und sichtlich widerwillig drehte die Schlange ihren Kopf in Richtung Harry. „Sssie wird dir nichtsss tun."zischte Harry. „Zzzieh dich zzzurück. Wir bleiben ssstehen." „Nein. Hier issst mein Nessst."zischte sie zurück. „Dann zzziehen wir unsss zzzurück. Und du verhälssst dich ruhig."zischte Harry die Schlange an. „Aber ganzzz langsssam."zischte die Schlange. „Idira. Du stehst vor dem Nest der Schlange, deswegen will die Schlange es beschützen. Wenn du langsam gehst, kannst du dich zurückziehen. Geh jetzt also langsam und vorsichtig rückwärts bis zu uns."sagte Harry und Idira handelte entsprechend. Als Idira bis zu Harry und Denron zurückgekehrt war, entspannte sich die Schlange sichtlich. „Danke sssehr"zischte sie Harry zu. „Jederzzzeit!"zischte Harry zurück. „Wir können gehen."sagte Harry. Denron und Idira sahen Harry ehrfurchtsvoll an.
„Was"fragte Harry ärgerlicher, als er es eigentlich gewollt hat, „glaubt ihr auch, ich sei ein böser Zauberer, nur weil ich mit Schlangen sprechen kann?" „Nein!"sagten beide sichtlich erschrocken. „Das Sprechen von Tiersprachen ist sehr selten und am seltensten ist die Schlangensprache. Die Schamanen, die das konnten waren alle sehr mächtig und immer gute Zauberer."
„Das ist mal eine gute Nachricht."sagte Harry erleichtert. „Entschuldigt meine harsche Reaktion."sagte Harry, man merkte ihm deutlich an, dass ihm sein Ausbruch gerade sehr peinlich war. „Bei uns werden die Zauberer, die Parsel sprechen im allgemeinen für böse gehalten."fügte er leise hinzu. „Ach, halb so wild."antwortete Denron mit einem freundlichen und aufmunternden Lächeln. „Ich geh schon mal voraus. Lasst euch Zeit."sagte Denron und zwinkerte seiner Enkelin zu. Ihm war nicht entgangen, dass sie Harry in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit schenkte und hatte ihren anhimmelnden Blick bemerkt.
Denron war schon ein paar Schritte weg. „Geht es dir gut?"fragte Harry. Idira nahm zärtlich seine Hände und sah ihm tief in die Augen. „Du hast mir nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet." „Ach, das war doch nichts."winkte Harry schüchtern ab, doch in seinem Bauch schwirrten schon wieder Schmetterlinge umher. „Harry... magst du mich?"fragte sie ihn leise, aber doch ernst. „Ich... ähhh..."seine Wangen färbten sich tiefrot. Er war sich nicht sicher, was er genau für sie empfand. Es war nicht das anhimmeln, das er für Cho empfunden hatte. Es war anders. Aber war es Liebe? Auf jeden Fall wollte er mehr als nur ein Freund für sie sein. „Ja, ich mag dich"sagte er leise. „und wie ist es mit dir?" Sie schaute ihm tief in die Augen und anstatt ihm zu antworten, küsste sie ihn zärtlich auf die Lippen. Harry schien im siebten Himmel zu schweben. Sein Magen schlug Purzelbäume. Er erwiderte ihren Kuss zärtlich. „Hmmm... Du küsst gut."sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, „Das sollten wir wiederholen." Das ließ sich Harry nicht zweimal sagen. Er war zwar schüchtern und eigentlich sehr zurückgezogen, aber das Gefühl war einfach zu schön. Er nahm all seinen Mut zusammen und küsste sie zum zweiten mal. Sie gab sich seinem Kuss völlig hin. Als sie sich wieder voneinander gelöst hatten, sagte sie „Wir sollten jetzt gehen." Und sie gingen Denron hinterher, ihre Hände hatten sich wie von selbst gefunden.
„Sind wir jetzt ein Paar?"fragte Harry schüchtern. „Harry Potter! Glaubst du, ich küsse einen Jungen nur so aus Spaß?" antwortete sie schnippisch und ihr Ton erinnerte ihn verdammt an Hermine. „Natürlich sind wir jetzt ein Paar. Oder willst du etwa nicht?" „Doch."beeilte er sich zu versichern. „Ich hatte nur noch nie eine Freundin und war mir nicht sicher."sagte er immer noch unsicher. „Mach dir nicht so viele Gedanken."antwortete sie lächelnd. „Das kommt ganz von allein." Einige Zeit später erreichten sie das Lager. Denron saß am Feuer und bereitete das Essen vor. „Na ihr Turteltauben,"begrüßte er sie als er ihr Händchen-Halten bemerkt hatte, „nehmt euch nicht so viel vor, es gibt gleich essen." Harry errötete sichtlich und selbst Idira sah schüchtern zu Boden, dann fing sie sich wieder „Großvater!" „Macht euch keine Sorgen. Es war nicht zu übersehen, wie ihr euch näher gekommen seid. Meinen Segen habt ihr."sagte er vergnügt.
Harry und Idira setzten sich ans Feuer und Harry legte seinen Arm um ihre Schultern. Im Augenblick war er der glücklichste Mensch auf der Welt. Er küsste ihr zärtlich auf die Stirn. „Ich habe mein Glück in dir gefunden." Sie schenkte ihm ein verliebtes Lächeln. „Das gleiche gilt auch für mich." Nach dem Essen fragte Denron „Nun Harry, bist du bereit, dein Totem zu finden?" „Äh, ja, nun... wie funktioniert das?" „Also ich werde dir helfen, dich in Trance zu versetzen. Dann wirst du dich in einem grauen Raum voller Nebel befinden. Irgendwann wird sich der Nebel lichten und du wirst dich in einer Landschaft befinden, die natürliche Umgebung deines Totems. Dort gehst Du auf die Reise und wirst hoffentlich dein Totem finden. Es wird mit dir in Verbindung treten und dich fragen, ob du mit ihm den Bund eingehen willst. Wenn du den Bund mit ihm eingehst, wird es dich fortan durch dein Leben begleiten und dich beraten und dich lehren. Es wird immer da sein, wenn du es brauchst, aber es wird dich nicht stören, oder deine Intimsphäre verletzten, falls du das jetzt fragen wolltest."sagte er, Harrys fragenden Gesichtsausdruck richtig deutend. „Und wann kann ich mich in die Form des Totems verwandeln?"fragte Harry neugierig. „Wenn Du es irgendwann richtig deutlich sehen kannst, musst du es studieren und kennen lernen. Das Totem sagt dir, wenn du bereit dazu bist. Aber mach dir nicht zu viele Hoffnungen. Nicht alle finden ihr Totem. Ich habe drei Meditationen gebraucht, nur um durch den Nebel zu kommen und sechs weitere, um mein Totem zu finden. Es hat letztendlich zwei Jahre gedauert, bis Bär mir gestattete, seine Form anzunehmen." Nun sah Harry etwas mutlos drein. Idira sah seine missliche Stimmung und versuchte ihn aufzuheitern „Hey, du bist sicher schneller. Du wirst mal ein großer und mächtiger Zauberer." „Ich kann es nicht mehr hören!"sagte Harry scherzhaft. „Na gut, fangen wir an."
Denron holte eine Trommel hervor und schlug einen ruhigen und stetigen Takt an. Idira warf ein paar bestimmte Kräuter ins Feuer, die sie aus dem Medizinbeutel des Schamanen entnommen hatte. „Beginne zu meditieren Endril. Leere deinen Geist. Dann denke an deine Suche." Harry tat was ihm geheißen wurde. Der Rauch der Kräuter benebelte ihn. Denron stimmte einen leisen Singsang an. Harry schloss die Augen und versetzte sich in die Meditation. Durch die beruhigende Wirkung der Kräuter gelang es ihm wunderbar schnell seinen Geist zu leeren. Plötzlich sah er den grauen Nebel im Geiste vor sich. Er versuchte sich nach vorn zu bewegen, den Nebel zu durchdringen. Auf einmal hatte er das Gefühl zu fallen. Er schloss kurz die Augen. Als das Gefühl nachließ, öffnete er die Augen wieder. Er befürchtete, er wäre aus der Trance erwacht. Doch es war heller Tag und um ihn herum waren Felsen, ein paar Bäume und er lag auf einem Grasboden. Er stand auf und ging in Richtung der Bäume. Er war eine Weile gegangen, hatte aber noch kein Tier gesehen. Immerhin bin ich schon durch den Nebel, dachte er sich. Plötzlich hörte er ein Geräusch.
„Ist da jemand?"fragte er. „Dreh dich um!"kam eine ruhige Stimme von hinten. Langsam drehte er sich um. Plötzlich erstarrte er vor Schreck. Hinter ihm stand ein großer Wolf, so groß, dass seine Augen auf Harrys Brusthöhe waren. Der Wolf war tiefschwarz. Aber der Wolf schien keine feindlichen Absichten zu haben. „Hast du Angst vor mir?"fragte der Wolf. Harry wunderte sich eigenartigerweise nicht, dass der Wolf zu ihm redete. „Nein, ich hab mich nur erschrocken."gab er zu. Nun lockerte sich Harrys Anspannung. „Bist du mein Totem?"fragte Harry. „Möchtest du denn, dass ich es bin?"antwortete der Wolf. Die Antworten sind genauso rätselhaft und indirekt, wie bei Dumbledore, dachte sich Harry, das kann ja heiter werden. „Du machst einen sympathischen, mächtigen und weisen Eindruck. Ich denke schon."sagte Harry. „Das ist gut. Dann bin ich dein Totem."sagte der Wolf, jetzt mit einem Leuchten in den Augen. „Und was nun?"fragte Harry. „Wir warten." „Worauf denn?" „Auf die anderen." „Auf die anderen?" „Das habe ich gesagt."antwortete der Wolf ruhig. „Ich dachte, ich würde hier nur mein Totem finden."sagte Harry verwirrt. „Das ist richtig." „Aber, wieso dann andere? Ich denke, man kann nur ein Totem haben." „Da denkst du verkehrt. Du wirst noch mehr Geistführer haben." „Gab es das schon mal?" „Nein. Aber du bist etwas besonderes und auf dich warten noch große Aufgaben. Ich allein kann dich nicht durch diese Aufgaben führen." Plötzlich hörte er ein Rauschen in der Luft. Von oben segelte elegant ein großer brauner Adler herab. Er strahlte eine wahrhaft königliche Würde aus. „Hallo Adler"sagte Harry höflich. „Ich grüße dich, Endril."antwortete der Adler. „Bist Du mein zweites Totem?" „Wenn Du mich akzeptierst." „Natürlich. Ich kann jede Hilfe brauchen." „Es ist mir eine Ehre." „Gibt es noch mehr?"fragte Harry. „Er ist neugierig."sagte der Adler. „Ohne Zweifel."antwortete der Wolf. Wieder ertönte ein Rauschen. Doch diesmal erschien eine Wolke aus Nebel, eine ziemlich große Wolke. „Ich grüße Dich, Endril"ertönte eine tiefe grollende Stimme aus dem Nebel. „Sei gegrüßt."antwortete Harry ehrfurchtsvoll. „Wieso kann ich dich nicht sehen. Bist du nicht mein Totem?" „Akzeptierst Du mich?" „Ähh...ja." „Dann ist es mir eine Ehre dein Totem zu sein. Ich werde für dich da sein und dir schon zur Seite stehen. Doch du bist noch nicht bereit, mich zu sehen. Du besitzt nun schon völlige Kontrolle über Adler und Wolf. Schon allein diese Macht verlangt viel Verantwortung. Du musst dich dieser erst würdig erweisen, bevor ich dir Kontrolle über mich gebe. Das wird dann passieren, wenn du mich brauchst. Also denk nicht weiter drüber nach." „Wie soll ich dich nennen?" „Nenn mich Wolke, bis ich mich dir offenbare." „Wir sind von nun an verbunden, Endril."sagten alle drei Totems synchron. „Wieso kann ich euch schon komplett sehen, Adler und Wolf? Ich dachte, es dauert länger, bis das geschieht."fragte Harry. „Es warten große Aufgaben auf dich und wir haben nicht viel Zeit. Außerdem hast du durch deine vergangenen Taten schon bewiesen, dass du unser Vertrauen verdienst."antwortete Adler. „Es wird Zeit für dich zu gehen."sagte Wolf. „Wann sehe ich euch wieder?"fragte Harry. „Wann immer du willst. Wenn du meditierst, kannst du uns rufen."antwortete Wolf. „Aber wir sind von nun an immer in deinem Geist. Du kannst uns auch so fragen. Konzentriere dich einfach auf einen von uns oder auf alle und stelle deine Frage im Geist. Wenn wir können, werden wir dir antworten." erklärte Adler. „Auf Wiedersehen Harry"sagte Wolke. Es wurde schwarz. Dann öffnete Harry die Augen. Er befand sich wieder im Lager. Der Morgen brach an und Harry stellte fest, dass er mit seinem Kopf auf Idiras Schoß lag und sie sanft seine Stirn streichelte. „Guten Morgen, Harry."sagte sie liebevoll. „Hallo, Idira."antwortete er. Sie küsste ihm zärtlich auf die Wange. „Wir haben uns Sorgen gemacht." „Wieso?" „Niemand vor dir ist bei diesem Ritual in eine solch tiefe Trance gefallen und diese dauern normalerweise nicht mehr als ein bis zwei Stunden. Du warst die ganze Nacht nicht aufzuwecken." Denron kam hinzu. „Hallo Harry."er setzte sich zu den beiden. „hier trink erst mal einen Schluck Wasser." „Danke." „Nun erzähl mal, was hast du erlebt?"fragte Denron. „Ich habe meine Totems gefunden."sagte Harry leise. „Nach nur einer Trance?"fragte Denron ungläubig. „Hast du gerade Totems gesagt?"fragte Idira verdutzt. ‚Sie ist helle, nicht wahr' sprach Wolf schnippisch im Geiste zu ihm. „Wolf!"sagte Harry entrüstet, aber auch laut, so dass ihn Idira und Denron deutlich hören. „Du hast mehrere Totems?"fragte Denron nun völlig von der Rolle. „Ja, Wolf, Adler und eines, dessen Gestalt ich noch nicht kenne. Er sagte, die Verantwortung wäre noch zu groß für mich, die seine Macht mit sich bringen würde." „Ich habe noch nie gehört, dass jemand mehr als ein Totem hat. Du musst wahrhaft ein mächtiger Zauberer sein." Harrys Wangen färbten sich schon wieder rot. „Was hat Wolf zu dir gesagt?"lenkte Idira von dem Thema ab. „Oh... ähh, er hat dir ein Kompliment gemacht und sagte, du hättest einen scharfen Verstand." ‚Elegant formuliert' sagte Adler, ohne dass man merkte, ob er es ernst meinte oder ironisch. ‚Das ist gewöhnungsbedürftig' dachte Harry. „Sag ihm danke von mir."sagte Idira nun lächelnd. ‚Du hast es gehört?' fragte Harry Wolf im Geiste ‚Ja. Gern geschehen.' „Er sagt gern geschehen." „Möchtest du etwas über die Bedeutung der Totems wissen?"fragte Denron. „Ja gern." „Nun, der Wolf steht für Kraft, Mut und List. Adler steht unter anderem für Edelmut, einen starken Charakter, Hilfsbereitschaft und einen scharfen Verstand. Außerdem fliegst du doch gern oder?"fügte er schelmisch hinzu. „Tja, über das dritte Totem kann ich dir nicht viel sagen. Die anderen Totems beschreiben deinen Charakter, so wie wir ihn kennen gelernt haben, ganz gut. Daher nehme ich an, dass das dritte Totem für Macht steht, vielleicht auch für Kampfgeist, denn diese Eigenschaften von dir fehlen offensichtlich noch." „Kannst du mir sagen, welche möglichen Totems für Macht stehen?" „Ich habe da so ein paar Ideen, ich halte eine davon sogar für sehr wahrscheinlich." „Und welche?" „Nun, wenn das zutrifft, was ich vermute, hat Wolke einen guten Grund, dir seine Gestalt vorerst zu verschweigen. Da ich diesen Wunsch respektiere und teile, wirst du sicher verstehen, dass ich dir nichts näheres darüber sage."
„Nun, wie funktioniert das mit der Verwandlung?"fragte Harry an Denron gewandt nach einer kurzen Denkpause. „Du kannst es wohl nicht erwarten?"antwortete Denron. „Nein, nicht wirklich."sagte Harry grinsend, „Außerdem, hat Adler gesagt, dass ich nicht viel Zeit zum Lernen habe."fügte er ernst hinzu. „Hast du denn die Totems schon deutlich gesehen?" „Deutlich bis ins kleinste Detail." „Und ich habe Jahre dafür gebraucht."murmelte Denron nachdenklich. „Es ist ganz einfach. Konzentriere dich auf dein Totem, stelle es dir bildlich vor und nimm Verbindung zu ihm auf. Teile ihm einfach mit, dass du dich verwandeln willst. Wenn es meint, du wärst bereit dazu, wird es dir helfen. Ich schlage vor, du fängst mit Wolf an." „Ok, ich versuche es."sagte Harry. Er konzentrierte sich auf Wolf, stellte sich Wolf bildlich vor, wie er ihn in der Trance gesehen hatte. ‚Wolf?' ‚Ja, ich bin da.' ‚Ich möchte mich in deine Form verwandeln.' ‚Warum?' Damit hatte Harry nicht gerechnet. ‚Nun, das könnte sich später nützlich erweisen und ich würde es gern lernen.' ‚In Ordnung. Du stellst dir meine Form bildlich vor. Gut. Hmm, das Bild ist perfekt. Du scheinst Talent dafür zu haben. Ahh, dein Vater war ein Animagus. Es liegt dir also im Blut. Nun, wo du das Bild vor Augen hast, stell dir einfach vor, wie sich dein Körper in den Wolf verwandelt.' ‚Ich versuche es.' Und er stellte sich vor, wie sein Körper sich in den Wolf transformiert. Plötzlich fühlte er, wie sich sein Körper nach unten bog. Seine Hände stützten sich auf dem Boden auf. Sein Geruchssinn schien zu explodieren. Er roch plötzlich das Gras, und nahm den Geruch der Indianer deutlich wahr. Der Duft Idiras schmeichelte seiner Nase. Er öffnete die Augen. Der Boden war nun deutlich näher und er konnte seine Nasenspitze sehen. ‚Wohl eher die Spitze seiner Schnauze' stellte er fest. Das Gefühl von Freude machte sich in ihm breit. Plötzlich hatte er ein Zucken an seinem Hintern. Er drehte den Kopf und stellte verblüfft fest, dass er mit dem Schwanz wedelte. „Er hat es geschafft."jubelte Idira. „Beeindruckend."sagte Denron. Harry rannte zum nahen Bach, um sich selbst zu sehen. Das laufen war eine sehr merkwürdige Erfahrung, weil er jetzt auf vier Beinen lief. Aber er ließ seinem Instinkt freien Lauf und so gewöhnte er sich schnell daran.
Er betrachtete die Spiegelung im Wasser. Er war genau so ein schwarzer Wolf, wie in seiner Trance. Er war auch genauso groß. Es gab nur einen Unterschied. Auf seiner Brust, auf dem tiefschwarzen Fell war in einem sehr dunklen Grauton ein blitzförmiges Muster zu sehen. Aber nur, wenn man sehr genau hinsah. Idira war ihm nach gelaufen und streichelte ihm sanft über das Fell. Sofort waren die Schmetterlinge in seinem Bauch wieder da. Ihm wurde plötzlich heiß. Ein sanftes Knurren löste sich aus seinem Rachen. „Das gefällt dir wohl Harry?"fragte Idira lachend und streichelte ihn noch ein wenig mehr. ‚Und wie verwandle ich mich wieder zurück?' dachte Harry. ‚Gefällt dir diese Form nicht?' fragte Wolf. ‚Doch, ich bin begeistert.' ‚Besonders, wenn dich Idira streichelt, nicht wahr?' gab Wolf schnippisch zurück. ‚Denron erwähnte bei deinen Eigenschaften nicht, dass du ein Schelm bist.' gab Harry schnippisch zurück. ‚Tochè! Konzentrier dich und stelle dir vor, wie du dich zurück verwandelst. Das geht einfacher, als die erste Transformation.' Harry tat wie ihm geheißen und tatsächlich klappte die Rückverwandlung viel einfacher. Harry umarmte Idira und küsste sie voller Verlangen. „Du solltest vorsichtig sein, was du mit deinen Händen machst, wenn ich ein Wolf bin."scherzte Harry glücklich. „Jetzt probiere Adler."sagte Idira begeistert. Er konzentrierte sich und stellte sich Adler vor. ‚Adler?' ‚Übertreibst du es nicht ein wenig?' fragte Ader ‚Ich kann es einfach nicht erwarten.' ‚Ok. Halte dich einfach an das, was dir Wolf gesagt hat.' Und Harry wiederholte die Prozedur.
Die Transformation war etwas eigentümlicher. Er fühlte, wie seine Beine Schrumpften und sich verbogen. Auch die Verwandlung seiner Arme war wesentlich deutlicher zu spüren. Sein Mund fühlte sich an, als würde er zu Stein erstarren. Dann öffnete er die Augen. Der Boden war nun noch näher als vorher. Aber an das Sehen musste er sich erst gewöhnen. Er sah alles viel schärfer als vorher und er hatte das Gefühl, bis in die Unendlichkeit sehen zu können. Am sonderbarsten jedoch war die Erweiterung seines Sichtfeldes. Was er früher nicht mal aus dem Augenwinkel bemerkt hätte, sah er jetzt ganz deutlich. Wieder betrachtete er sein Spiegelbild. Er sah aus, wie eine perfekte Kopie des Adlers aus der Trance, wiederum bis auf die blitzförmige Narbe. Sie erschien auf seinen Federn als Muster, die Form nicht so deutlich, wie als Mensch oder als Wolf, dafür hob sie sich von der Farbe her mehr ab als beim Wolf. Sein Federkleid war dunkelbraun und das blitzförmige Muster auf seiner Brust sehr hell, aber wie schon gesagt, die Form des Blitzes war nicht ganz so deutlich, so dass die Narbe nur einer wiedererkennen könnte, der gezielt danach suchte. Er sah Idira an. Sie sah genauso begeistert aus, wie beim Wolf. „Wie edel."sagte sie entzückt. „Versuch mal zu fliegen, Harry." „OK"wollte er sagen, aber heraus kam nur der Schrei eines Adlers. ‚Adler!'
'Ja, Endril.' ‚Wie fliege ich?' ‚Lauf einfach los und schlage gleichmäßig mit den Flügeln. Fühle, wie sich die Luft um deine Flügel schmiegt. Stell dir vor, du würdest schwimmen. Wenn du etwas Höhe erreicht hast, halte die Flügel gerade und versuche zu gleiten.' Und Harry machte es. Er rannte los, obwohl es mehr aussah, wie ein Hüpfen und schlug wie wild mit den Flügeln. Aus dem hüpfenden Laufen wurde ein Hopsen. ‚Ruhig bleiben. Du musst ruhiger Schlagen, du bist kein Kolibri und gleichmäßiger.' Harry konzentrierte sich und es klappte besser. Er hob vom Boden ab. Er fühlte, wie ihn seine Flügel immer höher trugen und wie die Luft seine Flügel umspielte. ‚Versuch zu gleiten!'
Er ließ sich von der Thermik erfassen und glitt dahin. Die Instinkte des Adlers hatten die Kontrolle übernommen. Harry hat sich noch nie so frei gefühlt. Das war etwas ganz anderes, als auf einem Besen zu reiten. Hier war er der Herrscher der Lüfte und konnte machen, was er wollte. Er flog einen Looping. Kein Problem. Dann ging er in einen Sturzflug in Richtung des Baches und zog erst kurz vor der Wasseroberfläche wieder an. Seine Krallen streiften sanft das Wasser. Dabei sah er eine Forelle im Wasser schwimmen. Der Jagdinstinkt erwachte. Er gewann wieder an Höhe und suchte den Bach nach der Forelle ab. Er war etwa fünfzig Meter hoch und dennoch sah er die Forelle so scharf, als wäre sie direkt vor seiner Nase. Wieder ging er auf den Sturzflug. Er ließ sich diesmal etwas tiefer tragen und als er über der Forelle war, schlug er mit seinen Krallen zu. Sofort zog er wieder nach oben. Diesmal musste er kräftiger mit den Flügeln schlagen. Er hatte die Forelle erwischt. Er flog auf Denron zu und ließ sie genau in seine Arme fallen. Dann flog er zu Idira und verwandelte sich zurück.
„Du bist wunderbar."rief sie Harry zu und umarmte ihn stürmisch. „Nun, um Nahrung brauchen wir uns jetzt wohl nicht mehr zu sorgen."sagte Denron beeindruckt. „Puh, jetzt bin ich aber ganz schön geschafft."sagte er, als er merkte, dass seine Arme ganz schön schmerzten, von der ungewohnten Belastung. „Ja, wir werden das noch etwas üben."meinte Denron.
Zwei Monate waren vergangen. Im Stockkampf stand Harry Idira in nichts mehr nach. Er beherrschte einen Teil seiner Zauber, die er in Dumbledores Armee geübt hatte, auch ohne Zauberstab. Schwierigkeiten bestanden zum Beispiel beim Patronus-Zauber. Es gelang ihm immer nur weißen Nebel zu beschwören. Auch andere komplexere Zauber bereiteten ihm noch Probleme. Aber er tröstete sich damit, dass viele erwachsene Zauberer diese Sprüche auch nicht mit einem Zauberstab hinbekommen, geschweige denn ohne. Selbst einige Transfigurationszauber schaffte er schon ohne Zauberstab. Wie sich herausstellte, beherrschte er alle Zauber, die er ohne Zauberstab ausführen konnte, mit Zauberstab in absoluter Perfektion und sie wirkten mit einer Macht, die schlichtweg beendruckend war.
Er ist inzwischen dazu übergegangen, zusammen mit Idira und Denron auf die Jagd zu gehen, um für Nahrungsvorräte zu sorgen. Sie benutzten nicht Pfeil und Bogen, sondern einen Zauberspruch, der die Nervenbahnen des Tieres unterhalb des Gehirns durchtrennte. Das Tier war sofort tot und es starb absolut schmerzfrei. Sie sahen ein Kaninchen zwischen zwei Büschen sitzen. „Soll ich es ohne Zauberstab probieren?"fragte Harry den Schamanen. „Nein. Das ist sehr komplexe Magie, auch wenn es einfach aussieht, der Spruch ist wesentlich mächtiger und komplizierter, als dein Patronus- Zauber. Außerdem sollte das Töten von Lebewesen auch niemals leicht sein. Benutze deinen Zauberstab." „Da ist was dran."murmelte Harry. Er richtete seinen Zauberstab auf das Kaninchen und sagte bestimmt, aber leise „Sheduk!"Es trat kein sichtbarer Strahl aus dem Zauberstab. Man hörte nur ein leichtes Knistern im Kaninchen. Es brach sofort tot zusammen. „Du beherrscht diesen Zauber sehr gut."sagte Denron nachdenklich, „Nur die mächtigsten und weisen Schamanen beherrschen diesen Zauber in dieser Perfektion. Idira zum Beispiel hat ihn erst nach einem Jahr erlernt und sie muss sich wesentlich stärker konzentrieren. Bitte setzte ihn nur zur Verteidigung ein!" „Das verspreche ich dir."antwortete Harry ernst. Harry hatte Denron gefragt, ob dies ein Zauberspruch der dunklen Magie sei. Denron hatte daraufhin geantwortet: „Dunkle Magie an sich gibt es nicht, mit wenigen Ausnahmen. Magie ist weder gut noch böse. Es kommt lediglich darauf an, wie man sie einsetzt. Nehmen wir zum Beispiel diesen Zauber. Zu unserem Zweck eingesetzt, tötet er ein Tier kurz und schmerzlos. Das ist keine Dunkle Magie, denn sie dient unserem Überleben und schadet keinem anderen Menschen. Würde man diesen Spruch jedoch einsetzen, um böswillig Menschen zu töten, dann könnte man von dunkler Magie sprechen. Würde man diesen Spruch zum Beispiel aus Notwehr einsetzen, um sich oder einen anderen zu retten, ist es dann keine dunkle Magie, wenn es keine andere Möglichkeit zur Verteidigung gab. Wäge also sorgfältig ab, ob du diesen Spruch jemals zu etwas anderem außer der Jagd einsetzt." „Wenn wir die Tiere so töten, durchtrennen wir die Nervenbahnen unterhalb des Gehirns. Das wirkt so schnell und schmerzlos, wie bei einem Genickbruch. Kann ich damit auch andere Nervenbahnen durchtrennen, ohne das Opfer gleich zu töten?" „Ich habe noch nicht darüber nachgedacht. Wozu soll das gut sein?" „Der Zauber kann leise gesprochen werden und es entsteht kein sichtbarer Strahl, wie zum Beispiel beim Stupor-Zauber oder beim Expilliarmus-Zauber. Wenn ich zum Beispiel einen Arm lähmen könnte, würde ich einen Zauberer ausschalten können, ohne ihn zu töten. Er könnte seinen Zauberstab nicht mehr benutzen." „Das ist eine gute Idee, Endril."sagte Denron anerkennend. „Was ist mit den Nervenbahnen, kann man sie wieder verbinden, damit der Zauberer den Arm wieder benutzen kann?" „Ja, dafür gibt es auch einen Zauber. Der wirkt natürlich nicht, wenn das Opfer dadurch getötet wurde. Ich kann dir diesen Spruch heut Abend beibringen. Du hast gerade bewiesen, dass du wirklich ein gutes Herz hast und niemals einen Menschen leichtfertig töten würdest." „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt kann. Deswegen macht mir diese Prophezeiung ja soviel Angst. Wenn ich Voldemort nicht töten kann, werde ich sterben und er hat gewonnen. Alle meine Freunde werden leiden." sagte Harry bedrückt. Idira sah ihn traurig an. „Ich habe vollstes Vertrauen in dich, Endril. Du wirst einmal ein großer Zauberer werden und du wirst das richtige tun."antwortete Denron ernst. „Sag mal, kannst du mir diese Portalzauber beibringen? Ich bin zwar irgendwie aus dem Flugzeug appariert, aber die Tore sind praktischer, weil damit mehrere Leute reisen können, auch solche, die das Apparieren nicht beherrschen. Und haben diese Torzauber eine bestimmte Reichweite?" „Fragen über Fragen. Das Vorrecht der Jugend."schmunzelte Denron vergnügt. „Also gut, ich werde dir diesen Zauber beibringen. Ich werde dich demnächst den Geistern der Ahnen vorstellen. Wenn du würdig bist, werden sie dich die alte Magie lehren. Der Portalzauber ist ein Teil davon."
„Kannst du mir auch eine Animagus-Ausbildung geben?"fragte Harry. „Was ist das genau?" „Einige unsere Zauberer können sich durch das Animagus-Training in ein bestimmtes Tier verwandeln. Mein Vater konnte sich zum Beispiel in einen Hirsch verwandeln." „Ja, doch, davon habe ich gehört. Bei uns Schamanen ist das etwas anderes, als bei euch Zauberern. Wir sind mehr mit der Natur und der Ebene der Geister verbunden. Jeder Schamane sucht sich ein Totem, einen Geistverbündeten. Dabei handelt es sich um Tiere, bei einigen wenigen sind es sogar magische Tiere. Mein Geistverbündeter ist zum Beispiel der Bär. Mit diesem kann man kommunizieren, wenn man in Trance ist und wenn die Verbindung zwischen Totem und Schamanen sehr eng ist, dann kann man sich auch in das Tier verwandeln." „Behält man als Tier die Intelligenz des Menschen?" „Ja, trotzdem hat man alle Fähigkeiten des Tieres. Möchtest du dein Totem suchen?" „Ja, gern."Antwortete Harry begeistert. „Gut, wir werden dich dann heut Abend in Trance versetzten. Aber es kann sein, dass du dein Totem nicht beim ersten mal findest, ich habe ein halbes Jahr gesucht."
Sie hatten das Kaninchen geborgen und befanden sich auf dem Heimweg ins Lager. Idira blieb plötzlich stehen und sie hörten ein leises Zischen. Denron wurde plötzlich blass und bedeutete Harry er möge stehen bleiben. „Nicht bewegen."sagte er „eine Klapperschlange. Wenn wir uns bewegen, fühlt sie sich vielleicht angegriffen und beißt Idira. Wir haben in unserem Lager kein Gegengift. Ich muss mich ganz langsam an sie heranschleichen, vielleicht kann ich sie schnell genug töten." „Nein!"sagte Harry leise aber bestimmt. „Aber, du weißt..." „Lass mich das machen Denron!"sagte er und strahlte dabei eine Autorität aus, der Denron nichts entgegenzusetzen hatte. Harry war sich dessen allerdings nicht bewusst. „Wassss willssst du, Schlange"zischte er plötzlich in Parsel zu der Schlange. „Menssschenfrau macht mir Angssst! Ich mussss mich verteidigen"zischte die Schlange zurück, ohne ihren Blick von ihrem Opfer zu nehmen. „Sssschau mich an!"befahl Harry der Schlange Langsam und sichtlich widerwillig drehte die Schlange ihren Kopf in Richtung Harry. „Sssie wird dir nichtsss tun."zischte Harry. „Zzzieh dich zzzurück. Wir bleiben ssstehen." „Nein. Hier issst mein Nessst."zischte sie zurück. „Dann zzziehen wir unsss zzzurück. Und du verhälssst dich ruhig."zischte Harry die Schlange an. „Aber ganzzz langsssam."zischte die Schlange. „Idira. Du stehst vor dem Nest der Schlange, deswegen will die Schlange es beschützen. Wenn du langsam gehst, kannst du dich zurückziehen. Geh jetzt also langsam und vorsichtig rückwärts bis zu uns."sagte Harry und Idira handelte entsprechend. Als Idira bis zu Harry und Denron zurückgekehrt war, entspannte sich die Schlange sichtlich. „Danke sssehr"zischte sie Harry zu. „Jederzzzeit!"zischte Harry zurück. „Wir können gehen."sagte Harry. Denron und Idira sahen Harry ehrfurchtsvoll an.
„Was"fragte Harry ärgerlicher, als er es eigentlich gewollt hat, „glaubt ihr auch, ich sei ein böser Zauberer, nur weil ich mit Schlangen sprechen kann?" „Nein!"sagten beide sichtlich erschrocken. „Das Sprechen von Tiersprachen ist sehr selten und am seltensten ist die Schlangensprache. Die Schamanen, die das konnten waren alle sehr mächtig und immer gute Zauberer."
„Das ist mal eine gute Nachricht."sagte Harry erleichtert. „Entschuldigt meine harsche Reaktion."sagte Harry, man merkte ihm deutlich an, dass ihm sein Ausbruch gerade sehr peinlich war. „Bei uns werden die Zauberer, die Parsel sprechen im allgemeinen für böse gehalten."fügte er leise hinzu. „Ach, halb so wild."antwortete Denron mit einem freundlichen und aufmunternden Lächeln. „Ich geh schon mal voraus. Lasst euch Zeit."sagte Denron und zwinkerte seiner Enkelin zu. Ihm war nicht entgangen, dass sie Harry in letzter Zeit viel Aufmerksamkeit schenkte und hatte ihren anhimmelnden Blick bemerkt.
Denron war schon ein paar Schritte weg. „Geht es dir gut?"fragte Harry. Idira nahm zärtlich seine Hände und sah ihm tief in die Augen. „Du hast mir nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet." „Ach, das war doch nichts."winkte Harry schüchtern ab, doch in seinem Bauch schwirrten schon wieder Schmetterlinge umher. „Harry... magst du mich?"fragte sie ihn leise, aber doch ernst. „Ich... ähhh..."seine Wangen färbten sich tiefrot. Er war sich nicht sicher, was er genau für sie empfand. Es war nicht das anhimmeln, das er für Cho empfunden hatte. Es war anders. Aber war es Liebe? Auf jeden Fall wollte er mehr als nur ein Freund für sie sein. „Ja, ich mag dich"sagte er leise. „und wie ist es mit dir?" Sie schaute ihm tief in die Augen und anstatt ihm zu antworten, küsste sie ihn zärtlich auf die Lippen. Harry schien im siebten Himmel zu schweben. Sein Magen schlug Purzelbäume. Er erwiderte ihren Kuss zärtlich. „Hmmm... Du küsst gut."sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, „Das sollten wir wiederholen." Das ließ sich Harry nicht zweimal sagen. Er war zwar schüchtern und eigentlich sehr zurückgezogen, aber das Gefühl war einfach zu schön. Er nahm all seinen Mut zusammen und küsste sie zum zweiten mal. Sie gab sich seinem Kuss völlig hin. Als sie sich wieder voneinander gelöst hatten, sagte sie „Wir sollten jetzt gehen." Und sie gingen Denron hinterher, ihre Hände hatten sich wie von selbst gefunden.
„Sind wir jetzt ein Paar?"fragte Harry schüchtern. „Harry Potter! Glaubst du, ich küsse einen Jungen nur so aus Spaß?" antwortete sie schnippisch und ihr Ton erinnerte ihn verdammt an Hermine. „Natürlich sind wir jetzt ein Paar. Oder willst du etwa nicht?" „Doch."beeilte er sich zu versichern. „Ich hatte nur noch nie eine Freundin und war mir nicht sicher."sagte er immer noch unsicher. „Mach dir nicht so viele Gedanken."antwortete sie lächelnd. „Das kommt ganz von allein." Einige Zeit später erreichten sie das Lager. Denron saß am Feuer und bereitete das Essen vor. „Na ihr Turteltauben,"begrüßte er sie als er ihr Händchen-Halten bemerkt hatte, „nehmt euch nicht so viel vor, es gibt gleich essen." Harry errötete sichtlich und selbst Idira sah schüchtern zu Boden, dann fing sie sich wieder „Großvater!" „Macht euch keine Sorgen. Es war nicht zu übersehen, wie ihr euch näher gekommen seid. Meinen Segen habt ihr."sagte er vergnügt.
Harry und Idira setzten sich ans Feuer und Harry legte seinen Arm um ihre Schultern. Im Augenblick war er der glücklichste Mensch auf der Welt. Er küsste ihr zärtlich auf die Stirn. „Ich habe mein Glück in dir gefunden." Sie schenkte ihm ein verliebtes Lächeln. „Das gleiche gilt auch für mich." Nach dem Essen fragte Denron „Nun Harry, bist du bereit, dein Totem zu finden?" „Äh, ja, nun... wie funktioniert das?" „Also ich werde dir helfen, dich in Trance zu versetzen. Dann wirst du dich in einem grauen Raum voller Nebel befinden. Irgendwann wird sich der Nebel lichten und du wirst dich in einer Landschaft befinden, die natürliche Umgebung deines Totems. Dort gehst Du auf die Reise und wirst hoffentlich dein Totem finden. Es wird mit dir in Verbindung treten und dich fragen, ob du mit ihm den Bund eingehen willst. Wenn du den Bund mit ihm eingehst, wird es dich fortan durch dein Leben begleiten und dich beraten und dich lehren. Es wird immer da sein, wenn du es brauchst, aber es wird dich nicht stören, oder deine Intimsphäre verletzten, falls du das jetzt fragen wolltest."sagte er, Harrys fragenden Gesichtsausdruck richtig deutend. „Und wann kann ich mich in die Form des Totems verwandeln?"fragte Harry neugierig. „Wenn Du es irgendwann richtig deutlich sehen kannst, musst du es studieren und kennen lernen. Das Totem sagt dir, wenn du bereit dazu bist. Aber mach dir nicht zu viele Hoffnungen. Nicht alle finden ihr Totem. Ich habe drei Meditationen gebraucht, nur um durch den Nebel zu kommen und sechs weitere, um mein Totem zu finden. Es hat letztendlich zwei Jahre gedauert, bis Bär mir gestattete, seine Form anzunehmen." Nun sah Harry etwas mutlos drein. Idira sah seine missliche Stimmung und versuchte ihn aufzuheitern „Hey, du bist sicher schneller. Du wirst mal ein großer und mächtiger Zauberer." „Ich kann es nicht mehr hören!"sagte Harry scherzhaft. „Na gut, fangen wir an."
Denron holte eine Trommel hervor und schlug einen ruhigen und stetigen Takt an. Idira warf ein paar bestimmte Kräuter ins Feuer, die sie aus dem Medizinbeutel des Schamanen entnommen hatte. „Beginne zu meditieren Endril. Leere deinen Geist. Dann denke an deine Suche." Harry tat was ihm geheißen wurde. Der Rauch der Kräuter benebelte ihn. Denron stimmte einen leisen Singsang an. Harry schloss die Augen und versetzte sich in die Meditation. Durch die beruhigende Wirkung der Kräuter gelang es ihm wunderbar schnell seinen Geist zu leeren. Plötzlich sah er den grauen Nebel im Geiste vor sich. Er versuchte sich nach vorn zu bewegen, den Nebel zu durchdringen. Auf einmal hatte er das Gefühl zu fallen. Er schloss kurz die Augen. Als das Gefühl nachließ, öffnete er die Augen wieder. Er befürchtete, er wäre aus der Trance erwacht. Doch es war heller Tag und um ihn herum waren Felsen, ein paar Bäume und er lag auf einem Grasboden. Er stand auf und ging in Richtung der Bäume. Er war eine Weile gegangen, hatte aber noch kein Tier gesehen. Immerhin bin ich schon durch den Nebel, dachte er sich. Plötzlich hörte er ein Geräusch.
„Ist da jemand?"fragte er. „Dreh dich um!"kam eine ruhige Stimme von hinten. Langsam drehte er sich um. Plötzlich erstarrte er vor Schreck. Hinter ihm stand ein großer Wolf, so groß, dass seine Augen auf Harrys Brusthöhe waren. Der Wolf war tiefschwarz. Aber der Wolf schien keine feindlichen Absichten zu haben. „Hast du Angst vor mir?"fragte der Wolf. Harry wunderte sich eigenartigerweise nicht, dass der Wolf zu ihm redete. „Nein, ich hab mich nur erschrocken."gab er zu. Nun lockerte sich Harrys Anspannung. „Bist du mein Totem?"fragte Harry. „Möchtest du denn, dass ich es bin?"antwortete der Wolf. Die Antworten sind genauso rätselhaft und indirekt, wie bei Dumbledore, dachte sich Harry, das kann ja heiter werden. „Du machst einen sympathischen, mächtigen und weisen Eindruck. Ich denke schon."sagte Harry. „Das ist gut. Dann bin ich dein Totem."sagte der Wolf, jetzt mit einem Leuchten in den Augen. „Und was nun?"fragte Harry. „Wir warten." „Worauf denn?" „Auf die anderen." „Auf die anderen?" „Das habe ich gesagt."antwortete der Wolf ruhig. „Ich dachte, ich würde hier nur mein Totem finden."sagte Harry verwirrt. „Das ist richtig." „Aber, wieso dann andere? Ich denke, man kann nur ein Totem haben." „Da denkst du verkehrt. Du wirst noch mehr Geistführer haben." „Gab es das schon mal?" „Nein. Aber du bist etwas besonderes und auf dich warten noch große Aufgaben. Ich allein kann dich nicht durch diese Aufgaben führen." Plötzlich hörte er ein Rauschen in der Luft. Von oben segelte elegant ein großer brauner Adler herab. Er strahlte eine wahrhaft königliche Würde aus. „Hallo Adler"sagte Harry höflich. „Ich grüße dich, Endril."antwortete der Adler. „Bist Du mein zweites Totem?" „Wenn Du mich akzeptierst." „Natürlich. Ich kann jede Hilfe brauchen." „Es ist mir eine Ehre." „Gibt es noch mehr?"fragte Harry. „Er ist neugierig."sagte der Adler. „Ohne Zweifel."antwortete der Wolf. Wieder ertönte ein Rauschen. Doch diesmal erschien eine Wolke aus Nebel, eine ziemlich große Wolke. „Ich grüße Dich, Endril"ertönte eine tiefe grollende Stimme aus dem Nebel. „Sei gegrüßt."antwortete Harry ehrfurchtsvoll. „Wieso kann ich dich nicht sehen. Bist du nicht mein Totem?" „Akzeptierst Du mich?" „Ähh...ja." „Dann ist es mir eine Ehre dein Totem zu sein. Ich werde für dich da sein und dir schon zur Seite stehen. Doch du bist noch nicht bereit, mich zu sehen. Du besitzt nun schon völlige Kontrolle über Adler und Wolf. Schon allein diese Macht verlangt viel Verantwortung. Du musst dich dieser erst würdig erweisen, bevor ich dir Kontrolle über mich gebe. Das wird dann passieren, wenn du mich brauchst. Also denk nicht weiter drüber nach." „Wie soll ich dich nennen?" „Nenn mich Wolke, bis ich mich dir offenbare." „Wir sind von nun an verbunden, Endril."sagten alle drei Totems synchron. „Wieso kann ich euch schon komplett sehen, Adler und Wolf? Ich dachte, es dauert länger, bis das geschieht."fragte Harry. „Es warten große Aufgaben auf dich und wir haben nicht viel Zeit. Außerdem hast du durch deine vergangenen Taten schon bewiesen, dass du unser Vertrauen verdienst."antwortete Adler. „Es wird Zeit für dich zu gehen."sagte Wolf. „Wann sehe ich euch wieder?"fragte Harry. „Wann immer du willst. Wenn du meditierst, kannst du uns rufen."antwortete Wolf. „Aber wir sind von nun an immer in deinem Geist. Du kannst uns auch so fragen. Konzentriere dich einfach auf einen von uns oder auf alle und stelle deine Frage im Geist. Wenn wir können, werden wir dir antworten." erklärte Adler. „Auf Wiedersehen Harry"sagte Wolke. Es wurde schwarz. Dann öffnete Harry die Augen. Er befand sich wieder im Lager. Der Morgen brach an und Harry stellte fest, dass er mit seinem Kopf auf Idiras Schoß lag und sie sanft seine Stirn streichelte. „Guten Morgen, Harry."sagte sie liebevoll. „Hallo, Idira."antwortete er. Sie küsste ihm zärtlich auf die Wange. „Wir haben uns Sorgen gemacht." „Wieso?" „Niemand vor dir ist bei diesem Ritual in eine solch tiefe Trance gefallen und diese dauern normalerweise nicht mehr als ein bis zwei Stunden. Du warst die ganze Nacht nicht aufzuwecken." Denron kam hinzu. „Hallo Harry."er setzte sich zu den beiden. „hier trink erst mal einen Schluck Wasser." „Danke." „Nun erzähl mal, was hast du erlebt?"fragte Denron. „Ich habe meine Totems gefunden."sagte Harry leise. „Nach nur einer Trance?"fragte Denron ungläubig. „Hast du gerade Totems gesagt?"fragte Idira verdutzt. ‚Sie ist helle, nicht wahr' sprach Wolf schnippisch im Geiste zu ihm. „Wolf!"sagte Harry entrüstet, aber auch laut, so dass ihn Idira und Denron deutlich hören. „Du hast mehrere Totems?"fragte Denron nun völlig von der Rolle. „Ja, Wolf, Adler und eines, dessen Gestalt ich noch nicht kenne. Er sagte, die Verantwortung wäre noch zu groß für mich, die seine Macht mit sich bringen würde." „Ich habe noch nie gehört, dass jemand mehr als ein Totem hat. Du musst wahrhaft ein mächtiger Zauberer sein." Harrys Wangen färbten sich schon wieder rot. „Was hat Wolf zu dir gesagt?"lenkte Idira von dem Thema ab. „Oh... ähh, er hat dir ein Kompliment gemacht und sagte, du hättest einen scharfen Verstand." ‚Elegant formuliert' sagte Adler, ohne dass man merkte, ob er es ernst meinte oder ironisch. ‚Das ist gewöhnungsbedürftig' dachte Harry. „Sag ihm danke von mir."sagte Idira nun lächelnd. ‚Du hast es gehört?' fragte Harry Wolf im Geiste ‚Ja. Gern geschehen.' „Er sagt gern geschehen." „Möchtest du etwas über die Bedeutung der Totems wissen?"fragte Denron. „Ja gern." „Nun, der Wolf steht für Kraft, Mut und List. Adler steht unter anderem für Edelmut, einen starken Charakter, Hilfsbereitschaft und einen scharfen Verstand. Außerdem fliegst du doch gern oder?"fügte er schelmisch hinzu. „Tja, über das dritte Totem kann ich dir nicht viel sagen. Die anderen Totems beschreiben deinen Charakter, so wie wir ihn kennen gelernt haben, ganz gut. Daher nehme ich an, dass das dritte Totem für Macht steht, vielleicht auch für Kampfgeist, denn diese Eigenschaften von dir fehlen offensichtlich noch." „Kannst du mir sagen, welche möglichen Totems für Macht stehen?" „Ich habe da so ein paar Ideen, ich halte eine davon sogar für sehr wahrscheinlich." „Und welche?" „Nun, wenn das zutrifft, was ich vermute, hat Wolke einen guten Grund, dir seine Gestalt vorerst zu verschweigen. Da ich diesen Wunsch respektiere und teile, wirst du sicher verstehen, dass ich dir nichts näheres darüber sage."
„Nun, wie funktioniert das mit der Verwandlung?"fragte Harry an Denron gewandt nach einer kurzen Denkpause. „Du kannst es wohl nicht erwarten?"antwortete Denron. „Nein, nicht wirklich."sagte Harry grinsend, „Außerdem, hat Adler gesagt, dass ich nicht viel Zeit zum Lernen habe."fügte er ernst hinzu. „Hast du denn die Totems schon deutlich gesehen?" „Deutlich bis ins kleinste Detail." „Und ich habe Jahre dafür gebraucht."murmelte Denron nachdenklich. „Es ist ganz einfach. Konzentriere dich auf dein Totem, stelle es dir bildlich vor und nimm Verbindung zu ihm auf. Teile ihm einfach mit, dass du dich verwandeln willst. Wenn es meint, du wärst bereit dazu, wird es dir helfen. Ich schlage vor, du fängst mit Wolf an." „Ok, ich versuche es."sagte Harry. Er konzentrierte sich auf Wolf, stellte sich Wolf bildlich vor, wie er ihn in der Trance gesehen hatte. ‚Wolf?' ‚Ja, ich bin da.' ‚Ich möchte mich in deine Form verwandeln.' ‚Warum?' Damit hatte Harry nicht gerechnet. ‚Nun, das könnte sich später nützlich erweisen und ich würde es gern lernen.' ‚In Ordnung. Du stellst dir meine Form bildlich vor. Gut. Hmm, das Bild ist perfekt. Du scheinst Talent dafür zu haben. Ahh, dein Vater war ein Animagus. Es liegt dir also im Blut. Nun, wo du das Bild vor Augen hast, stell dir einfach vor, wie sich dein Körper in den Wolf verwandelt.' ‚Ich versuche es.' Und er stellte sich vor, wie sein Körper sich in den Wolf transformiert. Plötzlich fühlte er, wie sich sein Körper nach unten bog. Seine Hände stützten sich auf dem Boden auf. Sein Geruchssinn schien zu explodieren. Er roch plötzlich das Gras, und nahm den Geruch der Indianer deutlich wahr. Der Duft Idiras schmeichelte seiner Nase. Er öffnete die Augen. Der Boden war nun deutlich näher und er konnte seine Nasenspitze sehen. ‚Wohl eher die Spitze seiner Schnauze' stellte er fest. Das Gefühl von Freude machte sich in ihm breit. Plötzlich hatte er ein Zucken an seinem Hintern. Er drehte den Kopf und stellte verblüfft fest, dass er mit dem Schwanz wedelte. „Er hat es geschafft."jubelte Idira. „Beeindruckend."sagte Denron. Harry rannte zum nahen Bach, um sich selbst zu sehen. Das laufen war eine sehr merkwürdige Erfahrung, weil er jetzt auf vier Beinen lief. Aber er ließ seinem Instinkt freien Lauf und so gewöhnte er sich schnell daran.
Er betrachtete die Spiegelung im Wasser. Er war genau so ein schwarzer Wolf, wie in seiner Trance. Er war auch genauso groß. Es gab nur einen Unterschied. Auf seiner Brust, auf dem tiefschwarzen Fell war in einem sehr dunklen Grauton ein blitzförmiges Muster zu sehen. Aber nur, wenn man sehr genau hinsah. Idira war ihm nach gelaufen und streichelte ihm sanft über das Fell. Sofort waren die Schmetterlinge in seinem Bauch wieder da. Ihm wurde plötzlich heiß. Ein sanftes Knurren löste sich aus seinem Rachen. „Das gefällt dir wohl Harry?"fragte Idira lachend und streichelte ihn noch ein wenig mehr. ‚Und wie verwandle ich mich wieder zurück?' dachte Harry. ‚Gefällt dir diese Form nicht?' fragte Wolf. ‚Doch, ich bin begeistert.' ‚Besonders, wenn dich Idira streichelt, nicht wahr?' gab Wolf schnippisch zurück. ‚Denron erwähnte bei deinen Eigenschaften nicht, dass du ein Schelm bist.' gab Harry schnippisch zurück. ‚Tochè! Konzentrier dich und stelle dir vor, wie du dich zurück verwandelst. Das geht einfacher, als die erste Transformation.' Harry tat wie ihm geheißen und tatsächlich klappte die Rückverwandlung viel einfacher. Harry umarmte Idira und küsste sie voller Verlangen. „Du solltest vorsichtig sein, was du mit deinen Händen machst, wenn ich ein Wolf bin."scherzte Harry glücklich. „Jetzt probiere Adler."sagte Idira begeistert. Er konzentrierte sich und stellte sich Adler vor. ‚Adler?' ‚Übertreibst du es nicht ein wenig?' fragte Ader ‚Ich kann es einfach nicht erwarten.' ‚Ok. Halte dich einfach an das, was dir Wolf gesagt hat.' Und Harry wiederholte die Prozedur.
Die Transformation war etwas eigentümlicher. Er fühlte, wie seine Beine Schrumpften und sich verbogen. Auch die Verwandlung seiner Arme war wesentlich deutlicher zu spüren. Sein Mund fühlte sich an, als würde er zu Stein erstarren. Dann öffnete er die Augen. Der Boden war nun noch näher als vorher. Aber an das Sehen musste er sich erst gewöhnen. Er sah alles viel schärfer als vorher und er hatte das Gefühl, bis in die Unendlichkeit sehen zu können. Am sonderbarsten jedoch war die Erweiterung seines Sichtfeldes. Was er früher nicht mal aus dem Augenwinkel bemerkt hätte, sah er jetzt ganz deutlich. Wieder betrachtete er sein Spiegelbild. Er sah aus, wie eine perfekte Kopie des Adlers aus der Trance, wiederum bis auf die blitzförmige Narbe. Sie erschien auf seinen Federn als Muster, die Form nicht so deutlich, wie als Mensch oder als Wolf, dafür hob sie sich von der Farbe her mehr ab als beim Wolf. Sein Federkleid war dunkelbraun und das blitzförmige Muster auf seiner Brust sehr hell, aber wie schon gesagt, die Form des Blitzes war nicht ganz so deutlich, so dass die Narbe nur einer wiedererkennen könnte, der gezielt danach suchte. Er sah Idira an. Sie sah genauso begeistert aus, wie beim Wolf. „Wie edel."sagte sie entzückt. „Versuch mal zu fliegen, Harry." „OK"wollte er sagen, aber heraus kam nur der Schrei eines Adlers. ‚Adler!'
'Ja, Endril.' ‚Wie fliege ich?' ‚Lauf einfach los und schlage gleichmäßig mit den Flügeln. Fühle, wie sich die Luft um deine Flügel schmiegt. Stell dir vor, du würdest schwimmen. Wenn du etwas Höhe erreicht hast, halte die Flügel gerade und versuche zu gleiten.' Und Harry machte es. Er rannte los, obwohl es mehr aussah, wie ein Hüpfen und schlug wie wild mit den Flügeln. Aus dem hüpfenden Laufen wurde ein Hopsen. ‚Ruhig bleiben. Du musst ruhiger Schlagen, du bist kein Kolibri und gleichmäßiger.' Harry konzentrierte sich und es klappte besser. Er hob vom Boden ab. Er fühlte, wie ihn seine Flügel immer höher trugen und wie die Luft seine Flügel umspielte. ‚Versuch zu gleiten!'
Er ließ sich von der Thermik erfassen und glitt dahin. Die Instinkte des Adlers hatten die Kontrolle übernommen. Harry hat sich noch nie so frei gefühlt. Das war etwas ganz anderes, als auf einem Besen zu reiten. Hier war er der Herrscher der Lüfte und konnte machen, was er wollte. Er flog einen Looping. Kein Problem. Dann ging er in einen Sturzflug in Richtung des Baches und zog erst kurz vor der Wasseroberfläche wieder an. Seine Krallen streiften sanft das Wasser. Dabei sah er eine Forelle im Wasser schwimmen. Der Jagdinstinkt erwachte. Er gewann wieder an Höhe und suchte den Bach nach der Forelle ab. Er war etwa fünfzig Meter hoch und dennoch sah er die Forelle so scharf, als wäre sie direkt vor seiner Nase. Wieder ging er auf den Sturzflug. Er ließ sich diesmal etwas tiefer tragen und als er über der Forelle war, schlug er mit seinen Krallen zu. Sofort zog er wieder nach oben. Diesmal musste er kräftiger mit den Flügeln schlagen. Er hatte die Forelle erwischt. Er flog auf Denron zu und ließ sie genau in seine Arme fallen. Dann flog er zu Idira und verwandelte sich zurück.
„Du bist wunderbar."rief sie Harry zu und umarmte ihn stürmisch. „Nun, um Nahrung brauchen wir uns jetzt wohl nicht mehr zu sorgen."sagte Denron beeindruckt. „Puh, jetzt bin ich aber ganz schön geschafft."sagte er, als er merkte, dass seine Arme ganz schön schmerzten, von der ungewohnten Belastung. „Ja, wir werden das noch etwas üben."meinte Denron.
