Kapitel 7 - Die Initiierung

So zogen die Wochen ins Land. Harry und Idira setzten ihre Ausbildung fort und sie kamen sich auch viel näher. Eines nachts hatte sich Harry von dem Lagerfeuer entfernt und sah nachdenklich in die Sterne.

Idira folgte ihm etwas später. Sie sah, dass ihn etwas bedrückte.

„Was hast du, Harry?" fragte sie ihn leise.

Er sah sie an und sie konnte in seinen Augen unendlich tiefe Trauer erkennen. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß.

„Ich musste gerade an meine Eltern denken. So weit ich weiß, haben sie sich sehr auf mich gefreut und sie haben mich über alles geliebt. Voldemort hat sie aus ihrem Leben gerissen und sie konnten mich nicht aufwachsen sehen. Ich habe sie gebraucht und ich vermisse sie jetzt. Du bedeutest mir sehr viel, Idira. Wie gern hätte ich dich ihnen vorgestellt. Ich habe mir gerade überlegt, wie sie wohl reagiert hätten. Dann kam mir Sirius in den Sinn. Er war mein Patenonkel und sollte mein Vormund sein. Ich habe ihn nicht lange gekannt, aber in der kurzen Zeit ist er mir ans Herz gewachsen. Er hätte so etwas wie ein Vater für mich sein können, doch Voldemort hat auch ihn getötet. Er hätte sich sicher gefreut, dich kennenzulernen. Jeden, der mir nahe steht, hat er versucht umzubringen und bei einigen hat er es auch geschafft. Ich habe Angst, dich oder meine Freunde zu verlieren, nur, weil ihr mir etwas bedeutet." antwortete er leise.

„Oh, Harry..." sagte sie traurig.

„Jetzt habe ich dich kennengelernt und ich habe mich in dich verliebt. Du hast mich wirklich glücklich gemacht. Aber nun bist du in Gefahr." sagte Harry

Sie umarmte ihn und küsste ihn sanft.

„Harry, mach dir keine Sorgen. Als ich mich in dich verliebt hatte, wusste ich über diese Gefahr bescheid. Alles, was ich will ist, dir nahe zu sein. Ich nehme die Gefahr in Kauf. Ich liebe dich, Harry und das ist alles was zählt." sagte sie ernst.

„Ich weiß. Und ich weiß, dass ich dich nicht davon abbringen kann. Und ich möchte das Gefühl auch nicht missen. Du gibst mir Kraft und Hoffnung. Du hast keine Ahnung, wie viel du mir bedeutest, mein leuchtender Stern."

„Das mag sein, aber ich kann dir zeigen, wie viel du mir bedeutest. Komm mit in mein Zelt. Ich werde dich von deinen melancholischen Gedanken befreien."

Sie nahm ihn an der Hand und führte ihn in ihr Zelt. In dieser Nacht wurde aus ihrer zärtlichen Beziehung eine mehr physikalische Beziehung, als sie das Bett teilten.

Das war ein sehr glückliches Ereignis für Harry und Idira. Ihre Liebe wuchs Tag um Tag.

„Es wird Zeit für dich, die Geister der Ahnen zu treffen Harry" sagte Denron eines Tages.

„Fühlst du dich bereit?"

„Ja, wieso?"

„Nun, du lernst nicht im herkömmlichen Sinne, sondern das Wissen wird dir mehr oder weniger eingepflanzt. Es wird dir bewusst, wenn du es benötigst oder zum Teil, wenn du darüber meditierst. Das Problem ist, dass das nicht jeder übersteht, ohne geistigen Schaden zu nehmen."

„Ist die Gefahr sehr groß."

„Ich habe bei dir keine Bedenken. Du hast schon oft genug bewiesen, wie viel Macht du besitzt. Ich wolle dir das nur mitteilen."

„Dann habe ich keine Einwände."

„Gut, dann beginnen wir heut Nacht. Bei dieser Trance werde ich dich begleiten. Idira wird die Trommel schlagen."

Harry verbrachte den ganzen Tag mit Idira. Sie tauschten Küsse und Zärtlichkeiten aus und genossen einfach das Zusammensein. Die Alpträume waren in den letzten Wochen verschwunden und seine negativen Erinnerungen wurden durch die positiven Erlebnisse, seine Lernerfolge und durch die Liebe zu Idira verdrängt. Mittlerweile war es Ende Juni. Wann immer er an seine Freunde dachte und sie ihm fehlten, kam ihm in den Sinn, dass er technisch gesehen, ja noch mit ihnen zusammen in Hogwarts war und sie ihn noch nicht vermissen würden.

Schließlich kam der Abend.

„Wir versetzen uns in Trance und ich führe dich zu den Ahnen."

„Ich werde dir folgen." Harry hatte sich an die intensiven Meditationen der Schamanen gewöhnt und gelernt, dass er durch sie sein Wissen vertiefen und sich selbst besser beherrschen konnte. Langsam lernte er auch seine Macht und seine Magie besser kennen, wenn auch bei weitem noch nicht zu verstehen. Sie hatten ihm auch geholfen, endlich die Okklumentik zu beherrschen, das Schützen seines Geistes vor Einflüssen von außen. Snape würde sich wundern.

„Viel Glück." wünschte Idira den beiden.

Schließlich erreichten sie die höchste Stufe der Trance.

Sie befanden sich wieder im Nebel. Harry konnte Denron deutlich erkennen. Der Schamane nahm ihn an der Hand und führte ihn durch den Nebel. Sie erreichten einen Torbogen im nichts.
"Hier müssen wir hindurch" sagte Denron. Der Torbogen kam Harry irgendwie bekannt vor.

Denron murmelte eine Beschwörung: „Ceta nui rah" und in dem Torbogen öffnete sich ein Feld aus Energie.

„Kann ich irgendwann allein hier durch?" fragte Harry aus einem Impuls heraus.

„Das hängt davon ab, ob und wie weit dich die Geister der Ahnen akzeptieren."

Sie schritten hindurch. Nun befanden sie sich in einer kargen Felsenlandschaft. Der Himmel war nicht blau, sondern gold- und rosafarben. Sie folgten einem Pfad entlang und kamen an eine Höhle. Vor dieser Höhle saßen ein paar Indianer mit prächtigem Kopfschmuck, einige hatten Tiermasken auf und verblüfft bemerkte Harry auch ein paar ‚normale' Zauberer. Einer kam ihm merkwürdig bekannt vor. Dieser kam direkt auf ihn zu.

„Hallo Endril. Hallo Denron." begrüßte er die beiden.

„Ähh...hallo." antwortete Harry, immer noch verwundert. „Kenne ich sie irgendwoher.?"

„Ich bin Godric Gryffindor."

„Ahh, ich habe ihr Bild in Hogwarts gesehen. Sie sind der Gründer des Hauses, in dem ich bin." antwortete Harry in Ehrfurcht.

„Ja, ich habe dich beobachtet. Wusstest du, dass wir verwandt sind?"

„Nein."

„Nun, wenn du mal den Stammbaum der Potter's verfolgst, wirst du darauf stoßen. Frag mal Albus danach, er müsste ihn irgendwo haben."

„Dumbledore!" sagte Harry wütend, als er sich erinnerte, wie er Harry benutzt hatte.

„Na, Na, Harry. Sei nicht böse auf ihn. Ich weiß, du fühlst dich benutzt. Aber er hat es nur gut gemeint. Er ist auch nur ein Mensch und macht Fehler. Hat er sich nicht die ganze Zeit gut um dich gekümmert?"

„Ja, schon."

„Dann versuche, ihn zu verstehen und ihm zu verzeihen." Nach kurzer Pause fuhr er fort.

„So, du möchtest lernen?"

„Ja, Denron erwähnte, dass ihr mir die alte Magie beibringen könnt."

„Hmmm... das können wir schon tun. Aber was wirst du damit anfangen?"

„Ich möchte Voldemort besiegen. Ich möchte meine Freunde beschützen, und alle anderen, denen er Leid zu fügt."

„So hast du dein Schicksal doch akzeptiert und die damit verbundene Verantwortung?"

„Ja. Ich werde alles tun, um meine Freunde zu schützen und ihn endlich zur Strecke zu bringen."

„Und Rache spielt keine Rolle."

Harry hielt inne. Er hatte natürlich Rachegefühle gegen Voldemort, schließlich hatte er seine Eltern getötet, war schuld am Tod von Sirius und war schuld, dass er sein Leben bei den Dursleys verbringen musste. Er beschloss, ehrlich zu bleiben.

„Doch, Rache ist auch ein Grund, warum ich mich ihm stellen werde, aber nicht der Hauptgrund." antwortete Harry.

„Jede andere Antwort wäre nicht ehrlich gewesen. Und so unrein dieses Motiv auch ist, dieser Wunsch nach Rache ist Teil deines Charakters. Da du offen und ehrlich warst, und nun dein Schicksal akzeptiert hast, werden wir dich ausbilden."

„Ihr akzeptiert mich?"

„Ja."

„Auch soweit, dass ich euch irgendwann einmal allein besuchen kann?"

„Nur, wenn es nötig sein sollte. Vorerst bist du zum Lernen hier."

„Wie funktioniert das?"

„Leg dich hin!" meinte Godric. Es erschien eine Liege aus dem nichts.

Harry gehorchte.

„Nun schließ die Augen und leere deinen Geist."

Auch das tat Harry. Die Zauberer inklusive Denron stellten sich um Harry herum auf und berührten seinen Körper mit den Händen. Silbrige Energie floss an den Armen der Zauberer und Schamanen herab in den Körper Harrys.

Einige Zeit später weckten sie Harry aus der Meditation.

„Du lernst sehr schnell Harry." sagte einer der Schamanen. „Du wirst uns noch zweimal im Abstand eines Mondes besuchen und beim zweiten Mal wirst du initiiert, dann wird dir unser Wissen zur Verfügung stehen. Denke daran, dieses Wissen bringt dir viel Macht. Missbrauche sie nicht."

„Das werde ich nicht."

Harry kehrte mit Denron in die Ebene der sterblichen zurück.

Idira umarmte ihren sichtlich geschafften Harry.

„Sie haben mich akzeptiert und bilden mich aus." sagte er glücklich.

„Das ist schön. Ich freue mich für dich." sagte sie und flüsterte ihm leise ins Ohr: „Und ich habe nachher noch eine Belohnung für dich."

Harry errötete im Schein des Feuers. Denron hatte es glücklicherweise nicht bemerkt. Und so entwickelte sich auch diese Nacht zu einer sehr glücklichen für ihn.

Der Juli und der August vergingen wie im Flug. Bald würde er nach Hogwarts zurückkehren und seine Schule fortsetzten. Er verfügte nun über ein umfangreicheres Wissen, als die meisten lebenden Zauberer, aber das war alte Magie und die spielte sich auf einer ganz anderen Ebene ab. Er war also gezwungen, auch das aktuelle Wissen weiter zu erlernen und nebenbei natürlich auch noch seine Prüfungen ablegen.

Anfang September stand nun die letzte Reise zu den Ahnen bevor. Es verlief alles so wie beim ersten Mal. Die Magier transferierten ihr Wissen und weckten ihn aus seiner Trance.

„Du hast jetzt unser geballtes Wissen in dir vereint, Endril. Es wird noch Jahre dauern, bis du alles begreifst, aber wenn es die Situation erfordert, wirst du wissen, was du zu tun hast. Nun wist du initiiert." sagte ihm Denron.

Die Geister der Ahnen formten einen Kreis um ihn herum. Denron legte seine Hände auf Harrys Kopf und sprach:

„Nach dem Willen der Alten wirst du nun berufen, nicht in den Stand eines Schamanen, sondern in den Stand eines Magus."

Die Geister der Ahnen wiederholten „Nach unserem Willen wirst du berufen in den Stand eines Magus."

Ein gleißender Lichtschein breitete sich in Harrys Geist aus, er sah innerhalb von einem Sekundenbruchteil Tausende von Bildern, Sprüchen und Gesten, aber auch Erfahrungen, Freude, Schmerz und Leid.

„So sei es." sagten alle außer Harry.

Plötzlich kam Bewegung in die Geister.

„Schnell, ihr müsst gehen. Es droht Gefahr."

Harry spürte großes Unheil auf sie zu kommen. Beinahe fluchtartig kehrten sie in die wirkliche Welt zurück.

Sie erwachten aus der Trance und waren umringt von Todessern. Idira war nirgends zu sehen.

„Sieh an, was haben wir denn da? Wenn das nicht der verschollene Harry Potter und sein Indianerfreund ist." sagte einer der Todesser gehässig.

Es war einer der Todesser, die er im Indianerlager betäubt hatte. ‚Verdammt!' dachte Harry, damit hätten sie rechnen müssen, sie hatten ihre Zeit ja ‚eingeholt'.

„Crucio!" rief er und deutete mit seinem Zauberstab auf den Schamanen. Denron krümmte sich vor Schmerz und ging zu Boden, aber es löste sich kein Laut von seinen Lippen.

„Wo ist denn die Indianerschlampe, die bei euch war."

„Ich weiß nicht von wem du redest." sagte Harry trotzig. Innerlich kochte er vor Wut. Niemand redete so über Idira.

„Überleg dir das noch mal! - Crucio!"

Der Schmerz, der Harry durchflutete, war unvorstellbar. Er versuchte sich zu konzentrieren. Er redete sich ein, dass dieser Schmerz nur in seinem Geist existierte und nicht real war. Sein Körper wurde ja schließlich nicht verletzt. Diese Einsicht und das Training in der Meditation brachten es schließlich fertig diesen Fluch abzuschütteln. Dennoch ging Harry zu Boden, völlig bewusst, denn dort befand sich sein Zauberstab. Er krümmte sich ‚in Schmerzen' und griff den Zauberstab. Es gelang ihm, diesen so zu halten, dass ihn die Todesser nicht sehen konnten.

Plötzlich hörte er Idiras Stimme: „Harry! Hört auf ihr Bastarde!"

Sie kam hinter einem Felsen hervor und rannte auf Harry zu.

Aber bevor sie auch nur in die Nähe der Todesser kam, drehte der Anführer sich um und rief „REDUCTO!" und schwang den Zauberstab in ihre Richtung. Der Fluch traf sie mit voller Wucht in den Bauch, sie klappte zusammen, wie ein Taschenmesser und flog in weitem Bogen rückwärts. Sie landete mit einem übelerregendem Knacken an dem Felsen.

„NEIN!" rief Harry.

„Ooops! Das hat sich nicht gut angehört." lachte der Todesser.

Harry presste seine Kiefer vor Wut zusammen, dass die Zähne knirschten.

„Das werdet Ihr bereuen." sagte er mit eisiger Stimme. Seine grünen Augen glühten im Feuer der Rache.

Er hob seinen Zauberstab, drehte sich in einer fließenden Bewegung einmal um sich selbst und rief „AEGIS!" Dieser Spruch kam just in diesem Augenblick in sein Gedächtnis und er wusste in diesem Augenblick, dass er damit einen Schild um sich herum erzeugen würde, der die meisten Zaubersprüche reflektieren würde.

In dem Augenblick, in dem sich die blau schimmernde Wand um Harry und Denron erhob, rief der Anführer „Crucio!" doch der rote Strahl aus seinem Zauberstab wurde reflektiert und traf einen anderen Todesser. Dieser ging schreiend und sich krümmend zu Boden.

Dann war Harry schon wieder am Zug.

„Expilliarmus! Petrificus Totalus Maximus! Incendio" rief Harry in so schneller Folge, dass es wie ein einziger Zauberspruch erschien. Der Zauberstab flog dem Anführer aus der Hand, er wurde vom Körperfesselzauber getroffen und erstarrte und im selben Moment gingen seine Roben in Flammen auf. Man konnte seinen Schmerz an den Augen ablesen doch er war nicht in der Lage zu schreien.

Dann schienen sich die anderen Todesser zu fangen, doch bevor sie reagieren konnten, rief Harry: „Stupor maximus circumcurro!"

Wo beim Stuporzauber normalerweise ein roter Blitz aus dem Zauberstab austrat, breitete sich hier eine kreisförmige Welle roten Lichts aus. Alle Todesser gingen paralysiert zu Boden. Nur Denron blieb verschont, da er noch auf dem Boden gelegen hatte. Er rappelte sich langsam wieder auf.

Harry sah, dass der Todesser, der Idira verletzt hatte, immer noch brannte und löschte die Flammen.

„Idira!" rief Harry und rannte zu ihr hinüber.

Denron folgte ihm.

Harry beugte sich zu ihr hinunter. Er hörte sie leise seinen Namen wimmern.

Er durchforstete sein Gedächtnis nach Heilzaubern. Er legte seine Hände auf sie und konzentrierte sich auf ihre Wunden. Er spürte, dass sie sich das Rückrat gebrochen hatte. Das hätte er heilen können, aber durch den Reduktor-Fluch hatte sie schwerste innere Verletzungen. Praktisch keines ihrer Organe war mehr heil. Harry hatte so viel Wissen über Heilmagie in sich, aber er wusste, dass es aussichtslos war, dennoch gab er nicht auf.

Denron legte seine Hand auf seine Schulter „Lass sie gehen!" sagte er traurig, aber bestimmt.

„Harry!" flüsterte sie leise. „Du kannst nichts mehr tun."

Tränenüberströmt stellte Harry seine Heilversuche ein.

„Ich liebe Dich." sagte er und streichelte ihre Wangen.

„Ich liebe dich auch Harry. Behalte mich und unsere schöne Zeit in Erinnerung, aber versprich mir, dass du nicht um mich trauerst. Es war nicht deine Schuld, Harry. Du hättest nichts tun können, um das zu verhindern. Bitte gib dir nicht die Schuld."

„Ich versuche es." sagte er mit gebrochener Stimme und er wusste auch, dass er sich dennoch die Schuld geben würde.

„Und Harry, ich habe dich geliebt. Aber ich weiß nun, da ich mich mit meinen Ahnen vereine, dass ich nicht deine wahre große Liebe bin. Jemand anderes wartet auf dich. Ich möchte, dass du diese Chance nicht aus Trauer um die Vergangenheit verpasst."

„Ich kann keine andere lieben! Das ist unmöglich." fuhr er auf.

„Harry, ich weiß, dass du jetzt mich liebst aber in Hogwarts wartet jemand auf dich. Sie ist für dich bestimmt. Bitte verleugne nicht dein Herz! Versprich es mir! Nur dann kann ich glücklich diese Gefilde verlassen. Bitte!"

„Ich verspreche es!" sagte Harry tränenüberströmt. „Du hast mir die glücklichste Zeit meines Lebens geschenkt Idira."

„Behalte diese glückliche Zeit in Erinnerung und gib dich nicht der Trauer hin, wie du es schon so oft getan hast. Es wartet eine Aufgabe auf dich und deine Freunde brauchen dich, lass sie nicht für die Vergangenheit im Stich."

„Das werde ich nicht" sagte er fest entschlossen. Er dachte an den Moment im abstürzenden Flugzeug, als er sich geschworen hatte, alles zu tun, was in seiner Macht stand, Voldemort aufzuhalten.

„Ich liebe Dich, Harry"

Er gab ihr einen letzten Kuss, bevor ihre Augen brachen und sie verschied. Er schloss ihre Augen und trug sie zum Feuer. Dann schaute er nach den Todessern. Sie waren alle bewusstlos. Der Todesser, der Idira auf dem Gewissen hatte, war durch schwere Verbrennungen gekennzeichnet, aber er lebte.

‚Mein Gott!' dachte Harry ‚Beinahe hätte ich einen Menschen getötet.'

‚Er hätte es nicht anders verdient, wer weiß, wie viele er schon auf dem Gewissen hatte' sagte Wolf.

‚Nein! Es ist gut, dass du ihn nicht getötet hast Harry. Das bist nicht du. Du hättest dich auf die gleiche Stufe gestellt, wie sie.'

‚Und was ist mit Voldemort? In der Prophezeiung heißt es, ich müsste ihn töten, oder ich würde sterben.' dachte Harry verbittert.

‚Über die Brücke gehen wir, wenn wir sie erreicht haben.' sagte Wolke.

Denron und Harry bestatteten Idira auf dem Indianerfriedhof im Kreise ihrer Vorfahren nachdem Denron die Auroren informiert hatte.

Harry hielt sein Versprechen. Er trauerte einen Tag um sie, dann machte sich eine eiserne Entschlossenheit in ihm breit. Er würde nicht zulassen, dass er noch einen seiner Freunde verliert. Er würde ihre Liebe ehren, indem er alles daran setzten würde, das Böse aus dieser Welt zu vertreiben, namentlich Voldemort.

Auch Denron trauerte einen Tag in Andenken an seine Enkelin.

Dann sprach er Harry an. „Wir müssen noch eine Aufgabe erfüllen, Endril." Er sprach Harry mit seinem Indianernamen an, das hieß, es wurde wieder mal ernst.

„Die Ahnen haben mir verraten, wo der Stab ‚Si' verborgen ist. Wir müssen ihn zurückholen."

Er überlegte, was er über den Stab wusste und durchforstete sein neu erworbenes Wissen. Dann hatte er es. Der Stab war einer der alten großen Zauberstäbe, der zuletzt in Besitz eines Schamanen war.

„Ich dachte die großen alten Stäbe wären verloren."

„Nein," antwortete Denron „dieser nicht. Er ist sogar hier auf diesem Friedhof. Das Problem ist nur, dass er nur einem der ‚Alten' zugänglich ist. Folge mir."

Harry ging Denron nach. „Aber wie sollen wir ihn dann bekommen?" fragte Harry verwirrt.

Ein Lächeln umspielte die Mundwinkel von Denron. „Nun, du hast das Wissen der Alten, du hast Macht, die der der Alten wenigstens ebenbürtig ist, vielleicht sogar noch mehr. Du hast mehr Potential als selbst Godric Gryffindor. Du bist einer der ‚Alten', Harry. Hast du dich nicht gewundert, warum du nicht in den Stand eines Schamanen berufen wurdest, wie ursprünglich geplant? Du bist mehr als das, Harry. Du bist ein Magus. Der erste wahre Magus seit tausend Jahren. Es gab viele, wie zum Beispiel Albus Dumbledore, die viel Macht und Potential haben oder hatten. Sie hatten vielleicht halb soviel Macht wie Du, sie waren halbe Magier und ihre Fähigkeiten gingen über die normaler Zauberer weit hinaus, aber Du, du bist ein wahrer Magus. Deswegen war es auch so wichtig, dass du das alte Wissen erwirbst, direkt von den Ahnen, denn zu viel davon ist schon verloren gegangen. Du hättest anders nie dein ganzes Potential nutzen können. Deswegen hat dich dein Schicksal hierher geführt. Und du wirst den Stab ‚Si' zurückholen."

Sie kamen an eine kunstvoll bemalte Felswand, wenn auch die Farben sehr verblasst waren.

„Öffne die Wand, Harry!"

„Wie?"

‚Schau dir das Bild an!' antwortete Wolke in seinem Geist ‚Lass deinen Geist frei arbeiten'

Harry vertiefte sich in das Bild. Er leerte seinen Geist. Er spürte die Magie um ihn herum. Er verstand plötzlich das Bild, es zeigte, dass der Stab in den Felsen geschoben wurde und der Felsen vor dem Loch wieder verschlossen worden war. Er sah förmlich die Magie dieses Ortes. Sie hing wie ein Tor vor dem Felsen. Er hob seine Hände und ‚schob' die Torflügel auseinander und sagte dabei „Öffne Dich!"

Vor seinen Augen teilte sich der Felsen und offenbarte ein Loch mit zirka zehn Zentimeter Durchmesser.

Er ließ seine Sinne hineinwandern und spürte den Stab. Er öffnete seine Hand und rief „Accio Si" und der Stab flog in seine Hand. Der Felsen schloss sich langsam wieder.

Der Stab war aus einem dunklen, fast schwarzen Holz und war gedreht, so als wären zwei oder drei Holzstäbe umeinander gedreht worden. Am oberen Ende war ein blutroter Rubin eingefasst, wobei die Einfassung aussah, wie das Auge eines Drachen. Der Rubin schien von innen heraus zu leuchten. Unterhalb der Einfassung waren drei Runen zu sehen.

Er wusste, was die Runen bedeuteten: Ehre, Mut und Weisheit.

Er wusste auch, dass dieser Stab nie zu bösen Zwecken verwendet werden könnte.

Harry staunte in Ehrfurcht. Auch Denron war sichtlich beeindruckt.

Nach einer Weile sagte er: „Es wäre sicher besser, wenn vorerst keiner davon erfahren würde. Am besten du schrumpfst ihn auf die Größe eines normalen Zauberstabs und trägst ihn so bei dir. Soweit ich weiß, kannst du ihn auch so verwenden, wie einen normalen Zauberstab. Seine wahre Macht jedoch entfaltet er nur in seiner originalen Größe."

Harry folgte dem Vorschlag des Schamanen: Er nahm den Stab in der Mitte in die Hand, stellte sich die Größe vor und sagte „Reductio!" Der Stab schrumpfte auf die Größe seines Zauberstabes.

„Du hast nun alles gelernt, was ich dir beibringen konnte Endril." sagte Denron auf einmal.

„Ich glaube, morgen solltest du zu deinen Freunden zurückkehren und ich zu meinem Stamm."

Das kam alles so plötzlich und doch sehnte er sich nach Hogwarts.

„Ich danke dir für alles, Denron. Werde ich dich wiedersehen?"

„Wer weiß? Die Möglichkeit steht dir offen. Ob du sie nutzt liegt bei dir."

Heute war nun der 28.Oktober, vorgestern am 26. Oktober war Idira gestorben, Harrys erste Liebe. Und am 29. Oktober würde Harry nach Hogwarts zurückkehren.

„Wie kehre ich eigentlich zurück?" wollte Harry wissen.

„Fällt dir nichts ein?"

„Der Portalzauber!" rief Harry aus. Er wusste plötzlich, wie er funktionierte. „Aber kann ich damit direkt nach Hogwarts gelangen? Nach Hogwarts kann man nämlich nicht apparieren."

Er beantwortete die Frage selbst. Das Apparieren versetzt den eigenen Körper durch Magie an einen bestimmten Ort. Der Portalzauber krümmt dagegen den Raum so, dass sich Startpunkt und Zielpunkt berühren und schafft eine Öffnung im Raum, so dass man praktisch jegliche Entfernung mit einem Schritt überwindet. Natürlich musste man auch den Zielort kennen oder ihn anhand von geografischen Daten bestimmen können. Der Vorteil gegenüber dem Apparieren ist, dass diese Art der Fortbewegung für den Körper wesentlich angenehmer ist und ermöglicht außerdem, den Zielort vor dem Durchschreiten des Portals zu sehen. Es würde funktionieren.