Kapitel 8 - Die Rückkehr

Am nächsten Morgen frühstückten Denron und Harry gemeinsam. Anschließend packte Harry seine verbliebenen Sachen zusammen, viel war es nicht mehr. Denron überreichte ihm noch ein Geschenk zum Abschied. „Besser du packst es aus, bevor du abreist.", sagte er.

Harry packte das Geschenk vorsichtig aus. In dem Päckchen waren einige neue Sachen enthalten. Feine schwarze Hosen, einige Hemden, eine Weste und ein Umhang. Die Robe war aus dunkelroter Seide. Das Rot war so dunkel, dass es fast schwarz war. Er zog die Sachen an, und sie passten wie angegossen. In der Robe befanden sich zwei Taschen für Zauberstäbe, die er auch gleich mit seinen beiden belegte.

„Danke, Denron. Die Sachen sind perfekt."

„Ja, ich dachte mir, dass du was neues brauchen würdest. Du hast dich nämlich etwas weiter entwickelt." sagte er und grinste.

Tatsächlich hatte sich Harry in dem Jahr verändert. Er war noch mal etwas gewachsen. Ron dürfte jetzt maximal einen halben Kopf größer sein als er. Außerdem hatte er durch das Training ordentlich Muskelmasse zugelegt. Unter den Sachen stachen die Muskeln nicht so sehr hervor, aber er war nun nicht mehr hager sondern schlank. Er war bei weitem kein Bodybuilder oder so, seine Figur war eher als athletisch und durchtrainiert zu beschreiben. Allein von seinem Aussehen, würde man jedoch seine tatsächliche Kraft immer noch unterschützen.

„Und du bist sicher, dass ich diese riesige Entfernung überbrücken kann?" fragte Harry.

„Mit dem Stab auf jeden Fall, aber ich möchte, dass du es mit dem normalen Zauberstab versuchst."

„In Ordnung. Also dann auf wiedersehen, Denron und noch einmal danke für alles."

„Auf wiedersehen, Endril." Sie umarmten sich noch einmal brüderlich.

Harry legte noch eine Blume an Idiras Grab nieder.

Dann nahm er seinen Zauberstab, konzentrierte sich und sagte „Schengah Rata Neruh"

Er sah durch das Tor einen leeren Raum mit einer Falltür im Boden.

Das war der Raum, in dem Fluffy in ihrem ersten Schuljahr untergebracht worden war. Es schien Harry sicherer zu sein, dort wieder durch das Tor zu treten, wo ihn keiner sehen könnte.

„Wir sehen uns wieder." sagte er zu Denron. Dieser nickte noch mal zum Abschied, dann trat Harry durch das Tor.

Er beschloss, erst einmal zu Dumbledores Büro zu gehen. Er öffnete leise die Tür und schlich durch den Korridor. Die Flure waren verlassen. Es war immerhin schon Abend, wenn es auch noch nicht so spät war, dass schon alle im Gemeinschaftsraum sein mussten.

Plötzlich meldete sich Wolf ‚Vor uns lauert Gefahr!'. Harry schlich leise und aufmerksam weiter, den Zauberstab in der Hand. Er hatte die Kapuze der Robe tief ins Gesicht gezogen, der Schatten der Kapuze würde sein Gesicht verdecken. Er hörte Stimmen.

„Lass mich in Ruhe!"

„Oh, ist dein Held nicht mehr da, dass er dich retten kommt?" ‚Malfoy!' dachte Harry.

„Friss Dreck, Malfoy!"

Wo Malfoy ist, konnten seine beiden Spatzenhirne Crabbe und Goyle nicht weit sein. Er hielt sich im Schatten und schlich weiter auf die Stimmen zu Es schien sich ein Mädchen in Bedrängnis zu finden. Er sah plötzlich zwei Gestalten vor sich im Gang. Seine Vermutung hatte sich bestätigt. Die beiden schauten glücklicherweise zu Malfoy. Er schlich langsam an die beiden heran und steckte den Zauberstab weg. Er hielt jeweils eine Hand in Richtung Crabbe's und Goyle's und murmelte so leise er konnte „Stupor". Beide fielen zu Boden. Malfoy war so beschäftigt, dass er es nicht mitbekam. Harry schaute genauer hin. ‚Ginny!' dachte er und Malfoy begrapschte sie schamlos.

„Jetzt wo Potty tot ist, kannst du dich ja mit mir vergnügen!"

Harry musste sich zusammenreißen, um nicht sofort auf Malfoy loszugehen und ihn mit bloßen Händen zu erwürgen. Aber die eiskalte Entschlossenheit, die sich schon bei Idiras Tod seiner bemächtigte, behielt die Oberhand.

Harry trat langsam aus dem Schatten heraus, sich wohl bewusst, dass die Kapuze sein Gesicht immer noch verdeckte.

„Oh, ich glaube da irren sie sich Mister Malfoy." sagte er mit einer eiskalten Stimme, die jedem eine Gänsehaut über den Rücken gejagt hätte. Malfoy erstarrte mitten in der Bewegung.

„Wer bist du denn?" fragte Malfoy baff.

„Das tut nichts zur Sache. Sie werden jetzt Miss Weasley hier in Ruhe lassen und verschwinden, oder ich melde sie dem Direktor!"

„Was denn, du sorgst dich wohl um den armen Rotschopf hier? Sie ist doch so allein, seitdem Potter tot ist, da dachte ich mir, ich kümmere mich ein wenig um sie."

Wenn Harrys Gesicht nicht durch die Kapuze verdeckt gewesen wäre, dann hätte Malfoy das unheimliche Glühen in Harrys Augen bemerkt und wäre sicher vor Schreck erstarrt.

„Harry Potter ist nicht tot, Mister Malfoy."

Ginny's Gesicht war vor Schreck erstarrt, doch in ihren Augen flammte die Hoffnung auf.

Malfoy war plötzlich blass. „Wer sagt das?"

„Ich. Und nun verschwinden sie."

„Crabbe. Goyle. Es gibt Arbeit für euch." rief Malfoy in den Flur hinein.

„Oh, Mister Malfoy, ich fürchte, die beiden können sie nicht hören."

Malfoys Gesicht verlor jede Farbe. Er griff nach seinem Zauberstab.

Harry hatte das kommen sehen, hatte sich jedoch nicht gerührt.

„Stupor!" rief Malfoy mit krächzender Stimme.

Harry hob lässig seine Hand und sagte: „Deflecto!"

Der rote Strahl aus Malfoys Zauberstab wurde an Harrys Hand reflektiert und traf harmlos die Decke.

Harry streckte seine Hand aus und rief „Expilliarmus!". Der Zauberstab flog aus Malfoys Hand und Malfoy flog gegen die Wand. Seine Augen waren von Schreck geweitet, dann wurde er ohnmächtig.

Harry wandte sich an Ginny. „Alles in Ordnung?"

Sie brach in Tränen aus „Ich hatte solche Angst."

Harry ging zu ihr und umarmte sie sacht „Es ist ja nun vorbei."

Dann wischte sie die Tränen aus dem Gesicht und ging einen Schritt zurück.

„Stimmt es? Ich meine, dass Harry noch lebt."

„Ja, ich kann es bezeugen." Innerlich musste er lachen, als er seine Maske aufrecht erhielt.

„Wir sollten Malfoy nehmen, und zum Direktor gehen. So ein Verhalten darf nicht ungestraft bleiben."

„Muss das sein? Er wird sich an mir rächen wollen."

„Ich bestehe darauf. Ich werde sie beschützen Miss Weasley." sagte er eisern, aber innerlich kämpfte er mit aller Macht, nicht schallend loszulachen.

‚Und mich nennst du einen Schelm' meldete sich Wolf nun noch zu Wort.

Das war fast zu viel. Er schob Ginny voran in Richtung des Cargoyle, stabilisierte Malfoy mit einem Petrificus Totalus und levitierte ihn hinter sich her.

Am Cargoyle angekommen, fiel ihm ein, dass er das Passwort nicht kannte.

Er konzentrierte sich, genau wie vor dem Felsen. Auch hier konnte er die Magie spüren, doch er veränderte sie nicht sondern appellierte im Geiste an das Bewusstsein des Cargoyle und bat ihn sie einzulassen. Sie gab nach und öffnete.

„Wie haben Sie das gemacht?" fragte Ginny.

„Ich habe die Statue gebeten, uns zu öffnen" antwortete er wahrheitsgemäß.

Ginny schüttelte nur fassungslos den Kopf.

Dumbledore saß wie immer an seinem Schreibtisch und zuckte sichtlich zusammen, als sie durch die Tür traten.

„Miss Weasley! Und wer sind sie? Und was ist mit Malfoy?" fragte er. Dumbledore war völlig durch den Wind, ganz entgegen seiner sonstigen stoischen Ruhe. Außerdem sah er viel älter aus, als Harry ihn in Erinnerung hatte.

„Oh, Mister Malfoy hier hat Miss Weasley sexuell belästigt." antwortete Harry cool.

„Ist das wahr, Miss Weasley?" fragte Dumbledore an Ginny gewandt.

„Ja, Professor." antwortete Ginny und schaute beschämt zu Boden.

Dumbledores Gesicht wurde kreidebleich. Er nahm etwas Flohpulver und warf es in den Kamin „Serverus Snape" rief er.

Snape's Gesicht erschien in den Flammen

„Ja, Professor."

„Bitte kommen sie umgehend in mein Büro."

Fünf  Minuten später war er da.

„Was haben sie mit Malfoy gemacht?" fuhr er Harry an, offenbar vermutend, dass er hinter der Sache steckte.

„Eigentlich nichts, Professor Snape. Er ist einfach ohnmächtig geworden nachdem ich ihn entwaffnet habe." antwortete Harry, dann wandte er sich in Richtung Malfoy und sagte „Finite Incantatem!"

Malfoy plumpste zu Boden und erwachte mit einem Stöhnen. Dann warf Harry ihm den Zauberstab hin, den er noch hatte. Snape und Dumbledore sahen ihn erschrocken an. Er hatte keinen Zauberstab benutzt.

Dumbledore gewann die Fassung wieder.

„Es sieht so aus, als hätte Mister Malfoy Miss Weasley sexuell belästigt, Serverus."

Snape wich jede Farbe aus dem Gesicht.

„Ist das wahr, Miss Weasley?"

„Ja, Professor."

„Was haben sie dazu zu sagen Mister Malfoy?" fauchte Snape seinen Schüler an.

Draco setzte eine Unschuldsmine auf und antwortete: „Ich bin ein Malfoy. Was denken Sie denn von mir. Ich würde mich nie mit so einem armen Schlucker, wie einer Weasley abgeben. Außerdem habe ich es nicht nötig, Frauen zu irgendwas zu zwingen."

Innerlich kochte Harry vor Wut und Ginny fing an zu schluchzen.

Dumbledore fuhr auf „Mister Malfoy, hüten Sie ihre Zunge!"

„Gibt es Zeugen?" fragte Snape unsicher.

„Ja, ich habe es gesehen." sagte Harry bestimmt.

„Wer sind sie überhaupt?" fragte Snape.

„Das tut nichts zur Sache. Ich werde ihnen meine Identität später preisgeben. Mein Wort sollte Ihnen genügen." sagte Harry mit einer Autorität in der Stimme, die Snape zurückweichen ließ. Selbst Dumbledore runzelte verblüfft die Stirn.

„Aber das ist nicht glaubwürdig." keuchte Draco.

„Oh, Professor Snape, glauben Sie eine solch schwere Anschuldigung rechtfertigt den Einsatz von Wahrheitsserum?" fragte Harry.

Snape schaute nachdenklich zu Draco herüber. Dieser wurde kreidebleich. Das wiederum entging Snape nicht. So sehr Snape die Gryffindors verabscheute, solche Taten, wie sie Draco gerade vorgeworfen werden, gingen selbst ihm zu weit.

„Ja, das würde ich in diesem Fall gutheißen und auch als Hauslehrer von Slytherin genehmigen. Jedoch habe ich im Augenblick keines und die Anfertigung des Serums würde vier Wochen dauern."

Draco wirkte sichtlich erleichtert und sein abfälliges Grinsen schlich sich wieder in sein Gesicht.

„Das ist schade, Professor. Ich kann ihnen jedoch eine Alternative anbieten." sagte Harry ungerührt. Snape schaute nur fragend. „Ich kenne einen passenden Zauberspruch."

„Solch einen Spruch gibt es nicht." sagte Snape verunsichert. Auch Draco sah jetzt wesentlich unsicherer aus.

Harry ließ sich nicht erst bitten. Er zog lässig seinen Zauberstab heraus, richtete ihn auf Draco und rief: „Loqui Veritas!"

Ein blassblauer Lichtstrahl verband Harrys Zauberstab mit Dracos Brust.

Beide Professoren zuckten erschrocken zusammen.

„Ich weise sie darauf hin, dass Mister Malfoy immer noch über seinen freien Willen verfügt. Er muss die Fragen nicht beantworten. Nur wenn er die Fragen beantwortet, kann er nicht anders, als sie wahrheitsgemäß zu beantworten. Nun, Mister Malfoy, was haben sie gerade unten im Flur mit Miss Weasley gemacht?"

Draco schwieg natürlich. Snape fasste das richtig auf und reagierte zur Überraschung von Harry „Mister Malfoy, wenn sie die Frage nicht beantworten, nehme ich an, dass ihre vorherige Aussage eine Lüge war und fasse Ihr schweigen als Geständnis auf."

Nun musste Draco reagieren: „Ja, ich habe sie unsittlich berührt. Die Schlampe hat es doch nicht anders gewollt. Seitdem Potter tot ist, bettelt sie doch gerade darum." schrie er in den Raum. Snape und Dumbledore waren kreidebleich und Ginny fing wieder an zu schluchzen.

„Finite Incantatem!" sagte Harry trocken. Der blaue Strahl verschwand.

„Bringen Sie Draco bitte auf sein Zimmer." sagte Dumbledore müde, „ich werde mir eine angemessene Bestrafung überlegen."

„Jawohl Direktor. Ich würde einen Schulverweis vorschlagen und eine ausführliche Schilderung der Ereignisse an seinen Vater." sagte Snape mühsam beherrscht. Daraufhin schob er Draco durch die Tür, der offensichtlich weiche Knie hatte. Nicht ohne Grund, denn sein Vater sprang nicht gerade sanft mit ihm um.

 „Geh hinunter, ich komme gleich nach." blaffte Snape.

Sie hörten Draco die Treppe runter gehen.

„Direktor, Miss Weasley, ich muss mich für das Benehmen meines Schülers bei ihnen entschuldigen. Es tut mir aufrichtig leid." Er wandte sich zur Tür.

„Professor Snape" sagte Harry plötzlich. „Warten Sie."

Er ging auf Professor Snape zu und hatte nun Dumbledore und Ginny den Rücken zugewandt.

„Sie wollten doch wissen, wer ich bin, oder?" sagte Harry leise.

Snape nickte verblüfft. Harry nahm seine Kapuze ab.

„Oh mein Gott" war alles, was Snape hervorbrachte, plötzlich kreideweiß im Gesicht.

„Ich hatte viel Zeit nachzudenken, Professor. Ich weiß, dass sie Groll gegen mich hegen und dass ich auch nicht gerade nett zu ihnen war. Dennoch möchte ich Ihnen danken, Professor."

„Wofür?" fragte Snape verwundert.

„Mir ist letztes Jahr klar geworden, wie viel sie bei ihrem Einsatz gegen Voldemort riskieren und wie viel sie dafür aufgeben. Außerdem fand ich das, was sie gerade gemacht haben, mehr als nur fair und ich weiß, dass sie Gryffindors hassen. Dafür schulde ich ihnen meinen Dank."

Snape zuckte kurz zusammen, bei der Nennung des Namens des dunklen Lords. Dennoch war er nur noch mehr verwundert. So etwas hatte er nicht erwartet, am allerwenigsten von Potter.

„Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft etwas besser miteinander auskommen werden, letztendlich kämpfen wir auf der selben Seite. Ach ja, eins noch. Ich betrachte mein Okklumentik-Training als abgeschlossen. Ich mache ihnen keinen Vorwurf, dass sie sich nicht ernsthaft bemüht haben beziehungsweise mit sehr zweifelhaften Methoden gearbeitet haben, denn ich weiß, dass sie mich hassen. Ich möchte besser mit ihnen zusammenarbeiten und sie sollen wissen, dass ich sie respektiere und nicht hasse, wie sie vielleicht denken. Aber ich warne sie hiermit. Wenn sie noch einmal versuchen, meinen Geist mit Leglimenz oder wie auch immer zu kontrollieren, werde ich keine Gnade zeigen." sagte Harry leise, aber immer noch todernst.

Snape wurde blass angesichts des eisigen Tons von Harrys Stimme. Er strahlte eine unwiderstehliche Macht aus. Dann nickte er und war verwundert über Harrys Offenheit.

„Ich glaube sie gehen jetzt besser und bitte erwähnen sie niemandem gegenüber, was sie gerade gesehen haben. Das hat Zeit bis morgen."

Snape fing sich wieder etwas „Ich sehe sie morgen in meiner Klasse" sagte er sehr leise und nun war es an Harry, überrascht zu sein. Er wusste, dass Snape nur Schüler akzeptierte, die in den ZAG-Prüfungen mindestens ein ‚Hervorragend' bekommen. Snape ging ohne weiteres Kommentar.

Die Kapuze wieder in das Gesicht gezogen drehte er sich zu Dumbledore um und stellte sich genau hinter Ginny auf und legte beruhigend die Hände auf ihre Schultern.

„Ich würde von einem Rauswurf Dracos abraten, Professor. Trotz seines Verhaltens glaube ich nicht, dass er durchweg böse ist. Wenn wir in jetzt wegschicken, bringt ihn sein Vater entweder um, oder wir verlieren ihn entgültig an den dunklen Lord. Es wäre sinnvoller, ihn hart zu bestrafen und vielleicht zu einer öffentlichen Entschuldigung an Ginny zu zwingen." sagte Harry.

‚Das ist clever und edelmütig!' meinte Adler.

„Sie haben nicht ganz unrecht. Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen." sagte Dumbledore nachdenklich.

„Schade, dass Harry nicht mehr hier ist." murmelte Dumbledore unbewusst.

Harry versteifte sich merklich.

„Professor, mein Retter hier hat gesagt dass Harry noch lebt.' Sie drehte sich kurz zu ihm herum. Dumbledores Kopf zuckte hoch.

„Ist das wahr?" fragte er.

„Ja." Antwortete Harry bestimmt.

Ginny drehte sich wieder um brach wieder in Schluchzen aus und sagte tränenüberströmt „Wir müssen ihn finden Professor." Sie war nun völlig aufgelöst.

Harry nahm seine Robe ab und hängte sie Ginny um, um sie ein wenig zu wärmen. Dumbledore erstarrte.

 „Oh Gott!" sagte er leise. Er blickte mit fragenden Augen auf Ginny. Harry zwinkerte ihm zu und nickte.

„Miss Weasley. Haben sie ihrem Retter eigentlich schon gedankt?" fragte er, jetzt mit einem belustigten Zwinkern in den Augen.

„Oh, nein, das habe ich ganz vergessen." schluchzte sie und drehte sich zu Harry um.

„Ich danke ihnen..." brachte sie noch heraus, als sie plötzlich wie vom Donner gerührt dastand. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. „Harry..."

Dann warf sie sich ihm um den Hals und er erwiderte ihre Umarmung sachte. Dann löste sie sich von ihm und gab ihm einen Fausthieb auf den Oberarm. „Das ist dafür, das du mich so lange hast zappeln lassen." Und schon umarmte sie ihn wieder.

„Du hast mir so gefehlt." schluchzte sie leise „beinahe hätte ich dir nie sagen können, was ich wirklich für dich empfinde, dass ich.... dass ich" sie zögerte und dann flüsterte sie „dich liebe!"

Plötzlich hatte er Schmetterlinge im Bauch und sein Magen machte einen Sprung. und doch hatte er ein Gefühl, als hätte ihm gerade jemand mit einem glühenden Messer mitten ins Herz gestochen. Er hatte schon am Ende des letzten Schuljahres Ginny mit anderen Augen betrachtet und festgestellt, wie sie sich von einem kleinen vernarrten Mädchen in eine schöne junge Frau verwandelte. Aber es konnte nicht sein, nicht jetzt.

„Ich lass euch mal kurz allein und hole Professor McGonagall." sagte Dumbledore und verließ leise das Büro.

Ginny sah Harry in die Augen und dann erschrak sie zutiefst. Sie sah kein spöttisches oder freundlich ablehnendes Lächeln in seinen Augen, was sie eigentlich erwartet hatte, aber sie sah auch keine Erwiderung ihrer Gefühle. Was sie sah, war abgrundtiefe Trauer, die Augen eines gebrochenen Menschen.

„Harry! Was hast du denn?" fragte sie besorgt.

„Ginny... ich..." er setzte sich und sammelte sich kurz. Was sollte er sagen? Er hat in diesem Moment realisiert, dass Ginny mehr für ihn war als nur eine Freundin, dass er sie vielleicht auch lieben könnte. Aber die Erinnerung an Idira kam wieder mit der Gewalt eines Vorschlaghammers.

‚Denk daran, was sie gesagt hat' sagte Wolf. ‚Sie hat dir gesagt, dass sie dich freigibt und sie hat es so gemeint' sagte nun Adler.

‚Wenn du deine Gefühle für Ginny jetzt unterdrückst, verrätst du nicht nur dich, sondern auch Idira' fügte Wolke nun hinzu.

‚Ist Ginny die große Liebe, von der Idira sprach?' fragte er seine Totems.

‚Das weißt nur du selbst' antwortete Wolke für alle drei.

Harry versuchte sich zusammenzureißen.

„Ginny, was du gerade gesagt hast, bedeutet mir sehr viel. Ich empfinde für dich mehr als nur Freundschaft oder geschwisterliche Liebe. Ich weiß, dass du es ehrlich meinst und dass das nichts mehr mit deiner Verschossenheit in deinem ersten Schuljahr in mich zu tun hat. Aber bitte sei mir nicht böse, wenn ich dir sage, es ist noch zu früh für mich. Was du nicht weißt ist, dass ich nicht nur zwei Monate verschollen war, sondern ein Jahr. In diesem Jahr habe ich mich verliebt in eine Indianerin. Wir waren sehr glücklich. Vor einer knappen Woche musste ich mit ansehen, wie sie grausam von amerikanischen Todessern umgebracht wurde."

Ginny hielt sich vor Schreck und Schmerz die Hand vor ihren Mund.

„Oh Gott, Harry... ich… ich hatte keine Ahnung. Das tut mir so leid."

„Es ist schon gut. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich mag und ich glaube, es könnte eine reale Chance für uns beide geben, falls mich Ron nicht dafür umbringt" fügte er schmunzelnd hinzu. Selbst Ginny konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Aber ich brauche noch etwas Zeit, um das zu verarbeiten."

Ginny schaute ihn verständnisvoll und voller Anteilnahme an. „Ich bin für dich da, Harry" sagte sie ernst.

„Ich weiß" antwortete er und umarmte sie sanft.

 „Was ist eigentlich mit Dean Thomas? Hattest du im Hogwarts Express nicht gesagt, du würdest mit ihm gehen?" fragte Harry.

„Ach was. Ich habe es nur gesagt, um Ron aufzuziehen. Selbst mit Michel Corner war es nichts ernstes. Genaugenommen habe ich versucht, meine Gedanken von dir abzulenken. Aber immer wenn ich mit ihm zusammen war, musste ich an dich denken. Es hat nicht funktioniert."

Harry schaute sie ernst an. „Liebst du mich wirklich so sehr?" fragte er sie.

Sie war über seine plötzliche offene Frage etwas überrascht. Sie fühlte sich unwohl, weil sie ihre Gefühle für ihn so herausgeplappert hatte, besonders, wo er gerade einen so schweren Verlust erlitten hatte. Doch sie spürte auch, dass es ihm mit dieser Frage sehr ernst war.

„Ja, ich bin mir sicher. Erst war ich in dich verschossen, im ersten Jahr, aber nur, weil du der berühmte Harry Potter warst. Doch ich habe mich wirklich in dich verliebt. Die letzten Monate waren die schlimmsten meines Lebens."

Er sah sie ernst an und streichelte sanft ihre Wange. Er hatte einen Kloß im Hals.

„Ich wünschte mir, dass du über deine Gefühle noch einmal nachdenken würdest, Ginny. Du bedeutest mir schon jetzt sehr viel, als Freundin. Aber bist du dir auch dessen bewusst, dass du schon jetzt ein Ziel auf Voldemorts Abschussliste stehst, geschweige denn, wenn uns mehr als nur eine Freundschaft verbindet?" fragte er ernsthaft besorgt.

„Harry, ich weiß, dass du dir Sorgen machst. Ich kenne die Gefahr. Ich war schließlich diejenige, die er in die Kammer des Schreckens verschleppt hat oder?

Und du hast mich gerettet Harry. Ich weiß worauf ich mich einlasse und du kannst mir das nicht ausreden."

„Und wenn ich dich nächstes mal nicht retten kann? Wenn es dir so ergeht, wie Idira?" fragte Harry den Tränen nahe.

„Oh, Harry. Selbst wenn es sich wiederholt, wenn ich sterbe, dann weiß ich, dass du nichts unversucht gelassen hast, mich zu retten. Aber eins sage ich dir hier und jetzt, auch wenn wir nicht in nächster Zeit ein Paar werden. Ich möchte lieber deine Freundin oder mehr sein und sterben, als mein ganzes Leben ohne dich zu verbringen." Dann umarmte sie ihn zärtlich. Er erwiderte die Umarmung.

„Ich wusste, dass du das sagen würdest. Es ist nur, dass ich mich wegen Idira schuldig fühle und ich habe Angst, dass dir oder Ron und Hermine das gleiche passieren könnte."

Dann ließ er den Tränen freien Lauf. Er hatte Idiras Tod noch nicht wirklich betrauert und nun tat er es.

Eine halbe Stunde später klopfte es an der Tür.

Harry hatte sich wieder gefangen, obwohl man ihm seine Tränen sehr wohl ansah.

„Kommen sie herein!" rief Harry.

Dumbledore und McGonagall traten in das Büro ein. McGonagall verhielt auf einmal mitten im Schritt als sie Harry sah.

„Oh mein Gott!" sagte sie.

„Wie oft hab ich das heut schon gehört?" fragte sich Harry laut und Ginny konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Selbst Dumbledore schmunzelte.

„Hallo Professor McGonagall." begrüßte Harry sie höflich.

„Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, um ehrlich zu sein, alle hatten die Hoffnung aufgegeben, sie lebend wiederzusehen. Alle, bis auf Miss Weasley hier." fügte sie noch hinzu.

„Minerva, bitte bereiten Sie bis morgen früh Harrys Stundenplan vor und den Brief mit seinen ZAG's" bei letzterem verzog Harry schmerzhaft den Mund aber McGonagall grinste leicht, „Wenn ich recht verstehe, hat Miss Granger alles nötige für sie eingekauft, trotzdem sie als verschollen bzw. sogar tot galten. Ihr Koffer ist in ihrem Zimmer. Ich denke, alles weitere besprechen wir morgen nach der Schule. Mister Potter möchte bestimmt in den Gryffindor-Turm zurückkehren und ein paar Freunde begrüßen. Minerva, wenn sie so freundlich wären, ihn zu begleiten." sagte Dumbledore zwinkernd.

„Oh, das wird nicht nötig sein." antwortete Harry, „Kommst du, Ginny? Der ganze Weg zum Gemeinschaftsraum ist mir zu weit, nachdem ich gerade aus Amreika gekommen bin." sagte er mit einem schelmischen Grinsen.

Ginny, Dumbledore und McGonagall schauten gleichermaßen verwundert.

„Und außerdem kenn ich das Passwort nicht."

„Das lautet ‚Salientes'" sagte Ginny verdattert.

„Ehrlich gesagt, brauchen wir es nicht. Kommst du?" fragte Harry. Und Ginny stand endlich auf.

Harry nahm seinen Zauberstab.

„Du kannst hier nicht apparieren!" warf Ginny ein.

„Ich weiß, das steht in Geschichte von Hogwarts. Du hörst dich schon an, wie Hermine." sagte er lachend. „Apropos. Hat Ron es endlich übers Herz gebracht, sich Hermine zu öffnen?"

„Ja, hat er. Als sie ihn in den Ferien im Fuchsbau besucht hat, hat er seine Zuneigung gestanden. Also eigentlich hat er sich eher verplappert würde ich sagen, aber Hermine hat die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und ihn darauf festgenagelt. Es schien, als hätte sie schon lange darauf gewartet." sagte sie lächelnd und fügte ernster hinzu „doch dein Verschwinden hat sie sehr mitgenommen und das hat sich natürlich auf ihre Beziehung ausgewirkt. Außerdem fragen sie sich ständig, was du wohl dazu gesagt hättest und so weiter."

„Nun, dann werde ich ihnen die Frage endlich beantworten."

„Du hast nichts dagegen?"

„Nein, ich wusste schon am ersten Tag in Hogwarts, dass die beiden füreinander bestimmt sind. Es war nur eine Frage der Zeit und ich gönne es ihnen von ganzem Herzen. Ich wünsche mir nichts mehr, dass die beiden glücklich werden." sagte er, aber er lachte jetzt nicht mehr.

Dumbledore und McGonagall, die den Wortwechsel fröhlich verfolgt hatten, machten jetzt sehr ernste Gesichter.

„Irgendetwas ist passiert." flüsterte er ernst. McGonagall nickte leicht.

Harry drehte sich in Richtung Tür.

„Hat sich eigentlich mal jemand von euch gefragt, wie ich von Amerika hierher gekommen bin?" Alle scheuten ihn entsetzt an.

„SCHENGAH RATA NERUH" sagte er laut. Vor der Tür öffnete sich ein Portal dessen Öffnung den Gryffindor-Gemeinschaftsraum zeigte. Passenderweise sahen sie Ron und Hermine auf einem Sofa mit dem Rücken zum Portal sitzen. Sonst schien keiner im Zimmer zu sein. Hermine hatte ihren Kopf auf Rons Schulter gelegt. Nun beugte sie sich etwas herüber, um Ron zu küssen.

„Ein passender Augenblick" flüsterte Harry Ginny zu. Sie freute sich diebisch.

Sie schritten durch das Portal. Dumbledore und McGonagall waren baff, aber das sahen die beiden aber nicht mehr.

„Sucht euch ein Zimmer!" sagte Harry laut und todernst.

Ron und Hermine zuckten zusammen. Ron drehte sich um und sagte wütend: „Kümmere dich um deinen eigenen Kram, du...Harry?"

Hermines Kopf flog herum.

„Harry? ... Harry!" rief sie als sie ihn erkannte.

Ginny ging zu Ron und klappte ihm den Unterkiefer wieder hoch. Harry fing an schallend zu lachen und Ginny stimmte mit ein. Hermine eilte um die Couch herum und warf sich Harry um den Hals.

„Du lebst!" rief sie und fing an zu schluchzen.

„Hey, ist ja schon gut." er klopfte ihr beruhigend auf den Rücken. „Nun lass ab. Wir wollen Ron doch nicht eifersüchtig machen." sagte er scherzhaft. Ron wurde leicht rot und Hermine schaute etwas betreten drein.

„Was ist? Ich habe Gerüchte aus erster Hand gehört, die besagen, dass ihr beide ein Paar geworden seid. Stimmt das etwa nicht?" fragte Harry, nur scheinbar perplex.

„Doch schon" gab Hermine zaghaft nach, „Wir waren uns nur nicht sicher, ob es dich stört."

„Hermine, du weißt doch, dass ich dich liebe..." Ron und Hermine sahen ihn entsetzt an und Harry kostete diesen Augenblick aus bevor er fortfuhr „...wie meine Schwester. Nein, mich stört es nicht." sagte Harry ernst „Das war schon längst überfällig." Er lächelte.. Unbewusst hatte er Ginnys Hand ergriffen. Ron und Hermine waren erleichtert.

„Harry, was ist denn nun passiert?" fragte Ron, aufgeregt „Und wie bist du hier hereingekommen? Wir haben nichts gehört und die Tür ist nicht zu überhören."

Harry und Ginny setzten sich auf eine Couch und Ron und Hermine auf eine andere. Ron legte seinen Arm um Hermines Schulter. Sie schien sich in Harrys Anwesenheit noch etwas unwohl zu fühlen, doch als Harry ihr zuzwinkerte, entspannte sie sich.

Harry erzählte von dem Absturz und wie er ihm entkommen war. Dann berichtete er über den Angriff auf das Indianerdorf, wie er den Schamanen und Idira gerettet hatte und wie sie ihn dann gerettet hatten.

Hier warf Hermine ein: „Bist du so hier herein gekommen, durch solch ein Tor?" fragte Hermine ungläubig. Ginny konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Ja, so ist es." gab Harry freimütig zu „Aber behaltet es besser für euch, es ist nicht gut, wenn jeder weiß, dass man in Hogwarts doch so etwas wie Apparieren kann."

Alle drei nickten ernst. Und Harry erzählte weiter, darüber wie er mit der Ausbildung begann, wie er mit Idira Stockkampf lernte und dass er nun viele Zauber auch ohne Zauberstab beherrschte.

„Malfoy war vorhin ganz schön geschockt kann ich euch sagen."

„Was hattest du mit Malfoy zu tun?" fragte Ron neugierig.

Harry sah Ginny kurz an, aber sie schaute zu Boden.

„Ich ... habe ihm ein paar Manieren beigebracht. Zum Beispiel, wie man sich gegenüber einer Dame benimmt." Harry wusste genau, was jetzt kommt.

„Wie... etwa Ginny?" tobte Ron vor Wut.

 „Ja, Harry hat mich gerettet und Malfoy in den Allerwertesten getreten. Und jetzt ist es gut damit." fuhr Ginny dazwischen.

Harry ergriff ihre Hand, um sie zu beruhigen.

„Dem reiß ich..." wollte Ron sagen.

„Schluss!" fuhr Harry mit fester Stimme dazwischen. Ron und Hermine zuckten sichtlich zusammen. So selbstsicher und autoritär kannten sie Harry nicht. Seine Kämpfe und Verluste und letztendlich auch sein neues Wissen hatten ihm das nötige Selbstvertrauen gegeben.

„Ich habe es dir erzählt, weil du es morgen sowieso erfährst. Und wir haben das schon mit Dumbledore geklärt. Malfoy wird bestraft und du verhältst dich ruhig. Hast du verstanden?" sagte Harry mit einer eisigen Stimme und seine Augen glühten von innerem Feuer, dass Ron nicht zu widersprechen wagte.

„Diese Sache ist geklärt, ein für alle mal."

Ron schluckte sichtbar und nickte.

Dann erzählte Harry weiter. Als er an die Stelle kam, wo er Idira vor der Schlange gerettet hatte kam er ins Stocken. Ginny nickte ihm aufmunternd zu und so erzählte er weiter. Er erzählte auch, dass er sich in Idira verliebt hatte.

„Voll Krass!" fuhr Ron dazwischen. „Wann stellst du uns diese Idira denn vor?"

Harry schossen die Tränen in die Augen. Ginny legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm beruhigend zu „Ist schon gut. Er wusste es nicht besser."

„Was hab...." weiter kam er nicht, denn Hermine starrte ihm mit einem eisernen Blick in die Augen und schüttelte mit dem Kopf.

Harry fing sich wieder und fuhr mit seiner Geschichte fort. Er erzählte kurz von den Trance-Sitzungen. Hermine schaute sehr ungläubig. Das ist mit ihrem Lerneifer wohl nicht zu vereinbaren, dass man Wissen nur ‚eingepflanzt' bekommt.

Als er berichtete, dass er in den Stand eines Magus aufgenommen wurde, entfuhr Hermine ein „Was?"

Ron fragte dann Hermine „Was ist ein Magus?"

„Magi sind die ‚alten' Zauberer. Sie verfügten über mehr Macht, als die heutigen Zauberer und waren unter anderem in der Lage, stablose Magie zu wirken. Hmmm.... soweit ich weiß, hatten sie auch andere Zauberstäbe als wir. Sie waren anderthalb bis zwei Meter lang. Diese haben die Magie um ein vielfaches verstärkt, gegenüber unseren Zauberstäben. Jeder heutige Zauberer würde innerlich ausbrennen, wenn er versuchen würde, einen solchen Stab einzusetzen. Wir haben einfach nicht mehr das nötige Wissen und die nötige Macht, um einen solchen Stab zu beherrschen. Aber nach meinen Quellen gibt es solche Stäbe auch nicht mehr." führte Hermine aus.

Harry griff in seine Robe und zog den Stab ‚Si' heraus und flüsterte „Engorgio". Der Stab wuchs auf seine ursprüngliche Größe heran.

„Und was ist das dann?" fragte er völlig unschuldig.

„Harry, das ist kein..." setzte Hermine an.

„Doch. Das ist der Stab ‚Si'. Vielleicht kannst du noch etwas über ihn herausfinden. Aber es ist wichtig, das niemand, außer euch etwas davon erfährt. Voldemort würde töten, um an solch einen Stab zu gelangen."

„Harry, du kannst diesen Stab nicht einsetzen. Du hast doch gehört, was Hermine gesagt hat." sagte Ginny ängstlich.

„Mach dir keine Sorgen Gin. Ich habe den Stab von den Alten empfangen und ich kann ihn einsetzen. – LUMOS" rief er. Der Gemeinschaftsraum wurde in helles Licht getaucht.

„NOX" und der Raum wurde wieder dunkler. „Siehst du?".

„Nun kommt das schlimmste" sagte er leise. Ginny drückte leicht Harrys Hand.

„Nachdem ich als Magus initiiert wurde, haben uns die Ahnen praktisch aus der Trance gejagt. Sie meinten wir wären in Gefahr. Als wir aufwachten, waren wir von Todessern eingeschlossen... sie haben Denron und mich mit dem Crucatius-Fluch belegt, um Idira zu finden."

Hermine und Ginny schossen die Tränen in die Augen. Ron war blass.

„Oh, mein Gott."

 Niemand von den dreien hatte den Crucatuis-Fluch bisher gespürt, doch alle wussten, dass dieser Fluch nur dazu diente, dem Opfer unmenschliche Schmerzen zuzufügen, um sie zu quälen. Harry fuhr fort, nun wie in Trance.

„Sie hatte sich wohlweislich versteckt. Doch sie konnte unser Leiden nicht mitansehen und kam hervor. Als sie auf uns zu rannte, hat sie einer der Todesser mit einem Reduktor-Fluch getroffen. Sie wurde gegen einen Felsen geschleudert und hat sich das Rückgrat gebrochen. Durch den Fluch waren alle inneren Organe verletzt. Ich.... Ich... konnte nichts mehr für sie tun. Sie ist in meinen Armen gestorben." schluchzte er. Ginny und Hermine weinten nun richtig und Ron war kreidebleich. Ginny umarmte Harry Trost spendend.

"Wie seid ihr entkommen?" fragte Ron vorsichtig.

Jetzt wurde Harrys Gesicht hart. „Ich habe uns mit einem Schild-Zauber geschützt und alle Todesser mit einem einzigen Stupor-Fluch betäubt." Alle schauten etwas ungläubig, aber niemand zweifelte wirklich daran. „Aber vorher hab ich den Anführer, der Idira auf dem Gewissen hatte, entwaffnet und paralysiert. Dann hab ich ihn in Flammen aufgehen lassen. Ich war so wütend, ich habe mich von meinen Rachegelüsten hinreißen lassen. Ich wollte, dass er leidet, für das, was er ihr angetan hatte." sagte er leise.

Seine Freunde waren blass.

„Schon gut, Harry. Wir machen dir keine Vorwürfe. So hätte jeder von uns gehandelt." sagte Ginny beruhigend, als sie bemerkte, wie sehr er sich dafür schämte, dass er so grausam Rache geübt hatte.

„Hast du ihn getötet?" fragte Ron verbissen.

Harry schüttelt den Kopf. „Nein. Er wurde wie die anderen kurz nach dem Flammenzauber betäubt. Dann habe ich die Flammen gelöscht. Aber er hat schlimme Verbrennungen erlitten." sagte er leise.

„Er hat es verdient." sagte Ron mit harter Stimme.

„Niemand hat es verdient, so zu leiden." sagte Harry leise.

Ginny und Hermine schauten ihn verständnisvoll an.

„Was ist mit Denron? Geht es ihm gut?" fragte Ginny um von dem Thema abzulenken.

„Ja, den Umständen entsprechend. Er ist zu seinem Stamm zurückgekehrt."

„Du hast nun scheinbar alles gelernt, was nötig ist, um ‚Du-weißt-schon-wen' zu besiegen. Es sieht aus, als wäre es Schicksal, dass du nach Amerika gegangen bist." sagte Ginny, „Es ist schön, dass du wieder bei uns bist." und sie umarmte ihn wieder.

‚Sie ist sehr lieb und einfühlsam' sagte Wolf plötzlich, ‚und sehr scharfsinnig' fügte Adler hinzu.

Ein leichtes Lächeln schlich sich in Harry's Gesicht und er sagte leise zu sich selbst „Da habt ihr beiden recht."

Ginny hat das gehört, konnte aber nichts damit anfangen.

„Was hast du gesagt?" hakte sie nach.

„Oh, ähh, das waren zwei meiner drei Totems. Sie haben etwas zu mir gesagt."

„Drei Totems? Ich dachte immer man kann nur einem Totem folgen." sagte Ginny verblüfft.

Harry war überrascht. Die Suche nach dem Totem hatte er bei seinem Bericht übersprungen.

„Woher kennst du dich mit Totems aus?" fragte er.

„Ach, ich hab mal darüber gelesen." sagte sie bescheiden.

„Du wirst doch nicht Hermine Konkurrenz machen wollen, oder?" sagte er schnippisch.

„Du wärst überrascht." sagte Hermine und zwinkerte Ginny zu.

„Nun, was sind denn nun deine Totems?" fragte Ginny interessiert.

„Ich kenne bisher nur zwei der Totems, kann mich aber mit allen dreien unterhalten. Die zwei die ich kenne, sind Adler und Wolf, das dritte erscheint bisher nur als Wolke." antwortete Harry.

Sie sah ihm in die Augen „Und was haben sie nun zu dir gesagt?"

Er schmunzelte leicht. „Sie haben etwas über dich gesagt." Er flüsterte ihr ins Ohr: „Adler meinte, du hättest einen scharfen Verstand und Wolf meinte, du wärst sehr lieb und einfühlsam."

Ron und Hermine konnten es nicht hören, aber sie sahen, wie sich ihre Wangen rosa färbten.

„Und dem kann ich nur zustimmen" sagte er etwas lauter. Ihre Augen strahlten innerlich.

„Hab ich irgendwas verpasst?" fragte Ron misstrauisch. „Seid ihr beide jetzt ein Paar, oder was?" Er schoss Harry einen warnenden Blick zu.

„RON!" sagte Ginny harsch. Harry legte beruhigend eine Hand auf ihren Arm.

„Lass nur." sagte er zu ihr.

An Ron gewandt fuhr er fort: „Hättest Du etwas dagegen, wenn wir ein Paar wären?"

Ginny sah Harry verblüfft an.

„Lass die Finger von meiner Schwester!" warnte ihn Ron.

Hermine trat ihm gegen das Schienbein.

„Ich weiß, dass du für deine Schwester nur das beste willst."

„Genau so ist es." sagte Ron giftig.

„Und du hältst mich für nicht gut genug für sie?"

„Ähh, doch." sagte er nun zögerlich. Schließlich war Harry sein bester Freund.
„Aber du meinst, es gibt einen besseren?"

„Hmmm, wahrscheinlich nicht." gab er zu.

„Wäre es dir lieber, sie würde mit jemandem wie Malfoy gehen?"

„Auf keinen Fall."

„Also meinst Du doch, ich könnte der richtige für sie sein?"

„Ja" gab Ron kleinlaut zu.

„Was hast du dann für ein Problem?"

„Sie... sie ist noch nicht alt genug."

„Ach. Ich dachte immer sie sei fünfzehn. Hast du dich in dem Alter nicht auch zum ersten Mal verliebt?"

„Ich, nein."

„Ach und wie alt warst du, als du Fleur hinterhergerannt bist?"

„Vierzehn."

„Also ist sie nun alt genug, für sich selbst zu entscheiden?"

„Nun...ja."

„Hast du immer noch etwas dagegen, dass ich mit Ginny gehen könnte?"

„Nun..."

Ginnys Augen leuchteten immer mehr.

„Ich werde dir die Entscheidung noch etwas erleichtern. Würdest du es gutheißen, wenn dir jemand vorschreiben würde, wann du dich in wen verlieben darfst?"

„Das soll mal jemand versuchen!" sagte er grimmig.

„Aha. Und wie hättest du dich gefühlt, wenn ich versucht hätte dich oder Hermine von eurer Beziehung abzuhalten?"

„Ich hätte mich von dir verraten gefühlt!... Oh je, du musst mich ja für ein ziemliches Scheusal halten."

„Nein, ich weiß, dass du dich nur um deine kleine Schwester sorgst. Also hast du immer noch etwas gegen eine Beziehung einzuwenden."

„Nein. Aber ich werde mich an den Gedanken erst noch gewöhnen müssen. Aber solltest du ihr jemals weh tun, dann gnade dir Gott!"

Ginny rannte nun zu Ron herüber und umarmte ihn heftig. Harry schaute sehr zufrieden.

„Seid ihr nun ein Paar oder nicht?" wollte Ron nun wissen.

Ginny schaute nun traurig zu Boden.

„Nein." sagte Harry leise „ich bin einfach noch nicht so weit."

Ginny war ihre Enttäuschung anzusehen.

„Aber du empfindest etwas für Ginny, oder?" versuchte Hermine die Situation zu retten. Harry fühlte sich nicht wohl dabei, diese Frage so offen zu beantworten, aber er wollte nicht lügen und die Situation nicht schlimmer machen, als sie ohnehin schon war: „Ja, das tue ich."

„Und du schließt eine spätere Beziehung nicht aus?" hakte Hermine nach.

„Hermine, bitte..." flehte Harry.

Ginny schaute Harry hoffnungsvoll in die Augen.

„Ich weiß, was Ginny für mich empfindet. Sie hat es mir vorhin gesagt. Ich weiß auch, dass ich etwas für Ginny empfinde, aber ich kann einfach nicht. Ich habe noch nicht mal Sirius Tod überwunden, geschweige denn Idiras. Ich brauche Zeit" sagte er leise und Tränen liefen über seine Wangen.

Nun fing Ginny ganz offen an zu weinen. Harry ging zu ihr hinüber und umarmte sie sanft.

„Ginny... bitte. Gib mir noch etwas Zeit. Ich muss das alles erst verarbeiten. Freunde?"

Sie nickte und dann lehnte sie schluchzend ihren Kopf an seine Schulter.

Hermine und Ron sahen sich betreten an. Sie hatten sich noch nie so hilflos gefühlt.

Es dauerte eine Weile, bis Ginny und auch Harry sich wieder etwas beruhigt hatten.

 „Sag mal, Ron, ist mein Bett noch frei?" fragte Harry gähnend.

„Ja, klar. Es wird langsam Zeit, ins Bett zu gehen."

„Ich wünsch euch eine gute Nacht" sagte Harry und küsste nun Ginny zum Abschied auf die Stirn. Dann ging er in Richtung Treppe und auch Ginny ging in ihre Unterkunft. Als Harry sich noch einmal umdrehte, sah er, wie Ron Hermine leidenschaftlich küsste. Sie wirkten jetzt beide viel gelassener.

Harry konnte es sich nicht verkneifen: „Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber sucht euch ein Zimmer!" Als die beiden verschreckt voneinander abließen, lachte Harry und ging endlich in sein Zimmer. Sean, Neville und Seamus schliefen schon fest, so dass sie seine Rückkehr nicht bemerkten.