Viel zu früh wurde Harry geweckt und zum Direktor gerufen. Alle anderen schliefen noch, nur Ron bekam es mit. Er drehte sich dann aber um und schlief weiter.
Bei Professor Dumbledore berichtete er dann noch mal alles, was ihm wiederfahren war. Nur den Stab und die Totems ließ er aus. Als er von seiner Initiierung berichtete, leuchteten Dumbledores Augen anerkennend und vor Ehrfurcht.
Nachdem Harry seinen Bericht beendet hatte, sagte Dumbledore: „Harry, nach deinem Unterricht bei Professor McGonagall wird sie einen Animagustest mit dir durchführen. Der wird normalerweise erst im siebten Schuljahr gemacht, aber ich denke, du könntest es brauchen."
„Danke" sagte Harry begeistert.
‚Haltet ihr es für möglich, dass ich auch ein Animagus werde, zusätzlich zu der Totem-Tranformation' fragte er in seinem Geiste.
‚Ja.' antwortete Wolke ohne nähere Erläuterung.
„Nun, ich denke, es wird Zeit, dass wir der Schule deine Rückkehr verkünden." sagte Dumbledore und erhob sich. „Ich glaube, du solltest dir deine Kapuze aufsetzen, wir wollen uns doch nicht den Spaß verderben." fügte er mit einem Zwinkern hinzu.
Harry folgte Dumbledore bis in die große Halle und zum Tisch der Lehrer.
Dumbledore stellte sich an seinen Platz und schlug mit einem Löffel gegen seinen Silberkelch.
Fast alle Schüler waren zum Frühstück versammelt.
„Ich bitte um eure Aufmerksamkeit. Ich habe eine wichtige Ankündigung zu machen."
Das allgegenwärtige Schwatzen und Murmeln verstummte. Alle Augen waren auf Dumbledore und den Fremden gerichtet.
„Heute früh ist überraschend ein verloren geglaubter Schüler in unsere Reihen zurückgekehrt. Bitte begrüßt ihn, wie es sich gehört."
Harry nahm seine Kapuze ab. Hagrid war der erste, der reagierte. „Harry!" rief er laut aus.
Plötzlich waren überall rufe des Erstaunens zu hören „Harry?" „Potter!" „Harry, er ist zurück" und so fort. Den besten Anblick bot allerdings Malfoy, was außer Harry kaum jemand bemerkte. Ihm war vor Schreck das Essen aus dem Gesicht gefallen.
Harry ging zu seinem Tisch zurück und die Gryffindors fingen an zu klatschen. Alle begrüßten ihn fröhlich. Auch die Ravenclaws und die Hufflepuffs stimmten mit ein. Nur die Slytherins machten zum größten Teil betrübte Gesichter.
Er setzte sich neben Ginny, genau gegenüber von Hermine und Ron.
Er nahm unter dem Tisch ihre Hand und drückte sie zärtlich.
Nachdem sich der Trubel etwas gelegt hatte, konnte Harry endlich wieder mal richtig frühstücken. Alle wollten wissen, wie es ihm ergangen war. Er erzählte allen nur, dass er mit dem Flugzeug abgestürzt war, auf wundersame Weise überlebt hatte, sich vor den Todessern bei einem Indianer versteckt hatte und halt so lange gebraucht hatte, um wieder zurückzukehren.
Harry war wieder glücklich, insbesondere, weil Remus Lupin wieder den Posten als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste angetreten hatte. Er winkte ihm fröhlich zu.
Neville sagte dann an Ron und Hermine gewandt: „Ich hab mich schon gewundert, warum ihr heut alle so fröhlich wart und warum ihr unbedingt den Platz freihalten wolltet. Woher habt ihr das gewusst?"
„Oh," sagte Ron, „Wenn ihr nicht so tief geschlafen hättet, dann wäre euch nicht entgangen, dass Harry heute nacht zurückgekehrt ist und in unserm Zimmer geschlafen hat."
Nun waren Neville, Semus und Dean völlig baff. Harry, Hermine und Ginny konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Und das beste war, dass Harry die beiden beim Knutschen überrascht hat." fügte Ginny hinzu und zeigte auf Ron und Hermine.
Ron lief rot an und Hermine blaffte „Ginny!"
Harry hatte zu tun, sein Essen im Mund zu behalten und nun lachten Neville und Co.
Seamus meinte: „Ich habe schon seit Schulbeginn gesagt, sie sollen sich ein Zimmer suchen."
„Mein Reden." stimmte Harry zu.
Nach dem Frühstück erhielt Harry seinen Stundenplan und den Brief mit seinen ZAG's.
„Nun los Harry, mach schon auf!" drängte Hermine. Auch Ron schaute neugierig.
Harry sah nicht mehr ganz so fröhlich aus, aber irgendwann musste er sich ja doch mit den Ergebnissen vertraut machen. Er öffnete also den Brief.
Zauber-Grade
Harry J. Potter
Zaubertränke: Hervorragend 2 Prof. Snape
Zaubersprüche: Hervorragend 2 Prof. Flitwick
Transfiguration: Übertrifft Erwartungen 1 Prof. McGonagall
Kräuterkunde: Übertrifft Erwartungen 1 Prof. Sprout
Hellsehen: Akzeptabel 1 Prof. Firenze
Pflege magischer
Kreaturen: Hervorragend 2 Prof. Hagrid
Astronomie Akzeptabel 1 Prof. Sinistra
Verteidigung gegen
die dunklen Künste Hervorragend 1 diverse
Magische Geschichte Akzeptabel 1 Prof. Binns
„Mann Harry. Das ist Klasse. Du hast 12 ZAG's, nur einen weniger als Hermine." Beglückwünschte ihn Ron. Auch Hermine war begeistert. Zum Schluß gratulierte ihm Ginny stolz.
„Wenn ich nur wüsste, wie ich Zaubertränke bestanden habe." fragte Harry.
„Keine Ahnung. Aber ich habe es auch geschafft. Der Ausbildung zum Auror steht nun nichts mehr im Weg." freute sich Ron.
„Wenn ich meinen Stundenplan richtig lese, dann haben wir jetzt Zaubertränke. Wir sollten uns sputen." meinte Harry.
„Bis nachher." sagte er zu Ginny und dann gingen die drei in Richtung des Kellers.
Sie kamen pünktlich zum Unterricht und kaum saßen sie, stürmte Snape wie üblich in den Klassenraum.
„Wie ihr sicher festgestellt habt, hat sich Potter entschieden, doch wieder am Unterricht teilzunehmen. Ich fürchte, er hängt zu weit zurück, um noch gute Ergebnisse zu erreichen. Potter, sie nehmen direkt vor meinem Tisch Platz. Allein. Dann können sie vielleicht doch noch etwas lernen."
Harry schaute missmutig, besonders, da Malfoy wieder mal angefangen hatte, sich über ihn lustig zu machen.
„Wiederholen wir noch mal die Zutaten für den Wund-Heiltrank, den wir letzte Stunde besprochen haben."
Hermines Hand schoß in die Höhe, aber Snape ignorierte sie. Stattdessen sah er Harry giftig an „Die Zutaten, Potter!".
Ron und Hermine schauten entsetzt. Ron kochte vor Wut über soviel Ungerechtigkeit. Harry ist gerade glücklich dem Tode entronnen und Snape verlangte von ihm, die Zutaten zu kennen, wo sie selbst den Trank letzte Woche erst kennen gelernt hatten.
Harry überlegte kurz und dann wusste er es plötzlich:
„Eine drittel Alraunenwurzel, klein gehackt. Ein viertel Liter reines Quellwasser. Eine Unze zerstoßene Rattenohren. Zwei kleine Streifen Bitterpilz. Eine Unze Schimmel von Birkenholz und zwei Löffel Drachenblut."
„Das ist richtig..." stammelte Snape und Malfoy keuchte überrascht.
Snape fing sich wieder. „Sie fertigen jetzt diesen Trank an. Die Zutaten sind im Schrank. Sie haben diese Doppelstunde Zeit. Anfangen."
Snape, der immer noch sichtlich erschüttert war, ließ Harry in Ruhe. So hatte Harry keine Probleme mit dem Trank und war nach einer dreiviertel Stunde als erster fertig. Er hatte von dem Schamanen viel über Kräuter und Tränke gelernt. Dafür war er jetzt dankbar.
Das haute Snape nun fast vom Hocker. Er wollte es nicht glauben. „Nun, Potter glaubt, er sei fertig." Alle schauten überrascht von ihrer Arbeit auf. „Wir werden seinen Trank an ihm testen. Er sollte in der Lage sein, einen zentimeterlangen Schnitt in fünf Minuten komplett zu heilen."
Die Gryffindors schauten entsetzt, die Slytherins lachten in Vorfreude.
„Ihren Arm, Potter." Harry stand auf und streckte seinen Arm aus. Snape machte mit einem Messer einen kleinen Schnitt. Harry verzog keine Miene, er hatte schon schlimmeres überstanden. Dann träufelte Snape etwas von Harry's Trank auf die Wunde. Sie hörte augenblicklich auf zu bluten und schloss sich innerhalb von zwei Minuten. Snape war baff, wie auch der Rest der Klasse.
„Setzen sie sich, Potter!"
„Danke Professor."
Harry überlegte kurz. „Professor?"
„Ja, Potter."
„Der Trank erscheint mir nicht effektiv."
Zunächst war Snape baff. „Wieso nicht effektiv? Das ist der beste Wundheiltrank, den es gibt. Überhaupt, mit welcher Arroganz wagen sie es die Effektivität dieses Tranks zu beurteilen?"
„Wir haben noch eine Stunde Zeit, oder? Gestatten Sie mir ein Experiment?"
Snape war sichtlich hin- und hergerissen, Harry auszulachen oder ihm die Chance zu geben, nach der er verlangte. Harry wirkte so sicher.
„Also gut. Ich bezweifle aber, dass dabei mehr herauskommt, als die Verschwendung von Ingredienzien.. Granger! Sie protokollieren den Versuch, für den Fall dass ich mich irre."
Hermine setzte sich zu Harry. Dieser reinigte seinen Kessel und ging um sich neue Zutaten zu holen. Er beschloss, auf dem Trank aufzubauen. Als er nach den Rattenohren greifen wollte hielt er inne. Irgendetwas sagte ihm, dass es etwas besseres gab. Er ging die Zutaten durch und bei den Spinnenbeinen hatte er ein besseres Gefühl. So erging es ihm bei vielen der Zutaten. Von den Originalen nahm er nur die Alraunenwurzel und das Wasser sowie das Drachenblut. Dann ging er an seinen Platz zurück. Snape sah sich die Zutaten an. Er schien nun weniger Zweifel an Potters Idee zu haben. Er bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Draco Harry etwas in das Drachenblut mischen wollte.
Er fuhr ihn an: „Malfoy!"
Malfoy hielt auf halbem Weg inne. „Sie werden sich nicht erdreisten, die Forschungsarbeit eines Mitschülers zu ruinieren, auch wenn es sich um ein so hoffnungsloses Exemplar wie Potter handelt."
Snape entging das gehässige Grinsen von Draco nicht, während sich Potter weder durch Draco noch durch seine Beleidigung von der Arbeit abhalten ließ. Wenn es etwas gab das Snape hasste, war es, wenn jemand ihm in seine Forschungsarbeit reinpfuschte. Daher reagierte er völlig Snape-untypisch „Das kostet zehn Punkte von Slytherin."
Alle sahen ihn entsetzt an, sogar Harry sah auf. Dankbarkeit spiegelte sich in seinen Augen wieder, wie Snape erkannte. Dann konzentrierte er sich wieder auf seine Arbeit. Hermine schrieb alles fleißig mit. Harry schien genau zu wissen, was er tat. Er nahm jede Zutat in die Hand und schien sie zu fühlen. Irgendwie wusste er, wann er sie in welcher Menge dem Trank hinzufügen musste. Durch die Ausbildung mit den Ahnen kannte er außerdem sehr gut die Eigenschaften der einzelnen Zutaten.
Zwanzig Minuten vor Unterrichtende waren alle Zutaten in den Trank gewandert. Harry überlegte kurz. Der Trank war tiefbraun und blubberte vor sich hin. Irgendetwas stimmte noch nicht, er war sich jedoch sicher, dass er alles richtig gemacht hatte. Plötzlich standen zwei Worte, wie mit Flammen geschrieben in seinem Geist. „consanesco vulni" Er wusste, was er zu tun hatte. Er zog seinen Zauberstab.
Snape griff plötzlich ein: „Was tun sie da, Potter! Nur Meister der Zaubertränke behandeln Tränke mit Magie. Das ist extrem gefährlich und unsicher."
„Es ist nötig! Außerdem weiß ich was ich tue." bestand Harry und bevor Snape irgendetwas tun konnte, schwang er seinen Zauberstab und rief „CONSANESCO VULNI".
Es gab einen Lichtblitz und einen Knall, dann breitete sich eine kleine grüne Wolke über dem Trank aus. Der Trank änderte seine Farbe in ein leuchtendes Blau. Snape stand wie erstarrt.
„Und wie wissen wir nun, dass das Zeug da funktioniert?" fragte Malfoy gehässig.
Snape sah Harry unsicher an. Dieser streckte lässig seine Hand aus.
Snape stutzte, dann begriff er und gab ihm das Messer. Harry zog seine Robe aus, darunter trug er nur ein kurzärmliges T-Shirt. Hermine (und die anderen Mädchen) waren kurz von den Muskeln und dem athletischen Körperbau irritiert. Einige Mädchen begannen zu kichern. Auch Ron schaute überrascht, genau wie Malfoy. Jeder kannte Harry nur als zu kleinen und viel zu dünnen Jungen. Harry schien davon nichts zu bemerken.
Er nahm das Messer in die rechte Hand. Er würde Snape beweise, dass er mehr war, als nur ein arroganter kleiner Junge. Diesmal biss er die Zähne zusammen. Er machte einen langen und vor allem tiefen Schnitt in seinen Unterarm. Als ob das nicht schon genug war, setzte er einen zweiten Schnitt so an, dass eine tiefe keilförmige Wunde entstand. Er hatte sich einen zehn Zentimeter langen Streifen Fleisch aus seinem Arm geschnitten und die Wunde blutete stark.
Snape war kreidebleich. „Potter!" flüsterte er.
Harry war selbst etwas blass geworden durch den Blutverlust und die Schmerzen. Die Mädchen waren grün im Gesicht geworden und Hermine hatte ihre Hand vor den Mund genommen um einen Aufschrei zu unterdrücken. Der Rest starrte Harry ungläubig an.
Er nahm etwas von dem Zaubertrank in eine Pipette und verteilte ihn gleichmäßig über der Wunde. Es bildete sich ein weißer Schaum und es zischte etwas. Nach einer Minute hörte das zischen auf. Harry entspannte sich und wischte den Rest des Schaums ab. Darunter war der Arm völlig wiederhergestellt, wenn sich auch die Wunde durch eine blassere Haut deutlich abzeichnete. Alle Gryffindors fingen begeistert an zu klatschen.
Harry blieb gelassen und sagte leise zu Snape „Ich denke, das könnten wir im Kampf gegen den dunklen Lord gut gebrauchen."
Snape nickte anerkennend. „Ich wusste gar nicht, dass sie soviel Mumm haben, Potter. Zwanzig Punkte für Gryffindor!"
Man hätte plötzlich die berühmte Stecknadel fallen hören können. Hatte Snape das wirklich gerade gesagt? Er hatte noch nie Punkte an ein anderes Haus außer Slytherin vergeben, insbesondere nicht an Gryffindor.
Harrys Einsatz war für den Rest des Tages Schulgespräch und Dumbledore deutete bei der Mittagstafel anerkennend einen Applaus an. Nur Harry und seine Freunde bemerkten es.
Wann immer Harry in den nächsten Wochen Zaubertränke hatte, Snape ließ ihn in Ruhe und schien ihn mit Respekt zu betrachten. Seine Leistungen in Zaubertränke stiegen sprunghaft an, wenn er auch keine weiteren Experimente durchführte.
Auch der Transfigurations-Unterricht verlief reibungslos. Harry schaffte alle anstehenden Verwandlungen problemlos. Er stellte fest, dass er den Unterricht im allgemeinen wesentlich interessanter fand, als in den letzten Jahren und war entsprechend aufmerksamer und lernwilliger.
Nach der Stunde behielt ihn McGonagall zurück. Harry sagte seinen Freunden, sie sollten schon mal voraus gehen.
Sie holte einen Kristall aus ihrem Schreibtisch und stellte ihn vor Harry hin. „Legen sie ihre Hand auf den Kristall Mister Potter. Dann wiederholen sie den Spruch, den ich ihnen sage. Färbt sich der Kristall danach grün, sind sie ein Animagus, färbt er sich rot, sind sie keiner."
Harry tat, wie ihm geheißen. Er legte die Hand auf den Kristall und sprach McGonagall nach
„REVELATIO INGENIUM!"
Er nahm die Hand vom Kristall. Er strahlte in gleißendem grünen Licht.
McGonagall zuckte zusammen. „Solch eine starke Ausstrahlung hab ich noch nie gesehen."
„Wie erkennen wir meine Animagus-Form?"
„Sie füllen dieses Formular aus. Damit wird ihr Charakter und andere ihrer Eigenschaften geprüft. Daraus erkennen wir die Form. Das können sie jetzt gleich machen. Sie haben keine Stunden mehr nach mir."
Harry füllte das Formular aus und überreichte es McGonagall neugierig. Sie nahm es, rollte es zusammen und sprach einen Zauberspruch darauf „Revelatio animalis"
Die rolle leuchtete kurz grün auf. Dann rollte McGonagall sie auseinander und schaute auf da Pergament.
„Unglaublich"
Sie gab das Pergament Harry.
Er las selbst. Anstelle des Textes standen dort nur zwei Worte: „aureum gryphon"
„Was ist das?" fragte er.
„Ein goldener Greif. Er sieht aus, wie ein Löwe mit Flügeln, nur etwas größer und mit goldgelbem Fell. Es ist das Wappentier Gryffindors."
„Krass!" sagte Harry begeistert.
McGonagall schaute jedoch trübe drein.
„Wir haben nur ein Problem. Normalerweise lernen sie in den nächsten Wochen das Tier kennen und wenn sie sich alle Details gemerkt haben, üben sie die Verwandlung. Aber es wurde schon seit Jahren kein Greif mehr gesehen, geschweige denn ein goldener. Ich fürchte ich kann sie nicht ausbilden."
‚Wir können dir helfen!' sagte Wolke. ‚Versetz dich in Meditation! Wir zeigen dir den Greifen.'
„Wie viel Zeit haben wir noch?" fragte Harry.
„Zirka anderthalb Stunden" antwortete die Professorin. „Wieso?"
„Ich glaube es gibt eine Möglichkeit, Professor. Vielleicht beschäftigen sie sich die nächste halbe Stunde oder so." McGonagall schaute unsicher.
Harry ließ sich nicht ablenken. Er setzte sich einfach im Schneidersitz auf den Boden, legte seine Hände auf seine Knie und versank in Meditation. Er reiste im Geiste wieder in die Landschaft, die er auch in seiner Trance gesehen hatte.
Wolke, Adler und Wolf warteten schon auf ihn.
‚Hallo. Schön euch wiederzusehen.' begrüßte er sie freundlich.
Sie grüßten zurück.
‚Wie könnt ihr mir helfen?'
Statt einer Antwort verschwammen die drei Totems und verschmolzen zu einer Wolke, dann verwandelte sich die Wolke in einen Löwen, einen sehr großen Löwen... mit Flügeln. Harry war überrascht. Er ging langsam um den Greifen herum und betrachtete ihn genau. Dann schlug der Greif mit den Flügeln und hob leicht ab. Anschließend stieg er höher und glitt in einer sanften Spirale wieder zum Boden. Zum Abschluss ließ er noch ein kräftiges Brüllen hören. Dann machte er einen Satz in die Luft und im Flug teilte sich der Greif wieder in seine drei Totems. ‚Du weißt nun alles, was du wissen musst' sagte Wolf. Harry löste sich aus der Trance. Es waren zwanzig Minuten vergangen.
„Wir können beginnen." sagte er trocken. McGonagall schreckte hoch, sie hatte über einer Hausaufgabe gebrütet.
„Was meinen Sie?" fragte sie verstört.
„Ich hab alle Details des Greifen verinnerlicht."
„Das ist unmöglich. Wie?"
„Meditation, und es ist möglich. Probieren sie es doch einfach und testen sie mich." sagte Harry sicher.
„Ich warne sie, wenn sie nicht alle Details kennen und noch nicht bereit sind, kann es passieren, dass sie sich nicht korrekt verwandeln. In vielen solcher Fälle, bleiben Körperliche Missbildungen zurück. Sind sie sicher, Mister Potter?"
„Ja."
„Gut. Dann schließen sie die Augen. Konzentrieren sie sich vorerst nur auf ihre Hände. Versuchen sie diese zu transformieren. Stellen sie sich vor, wie das Fell wächst, wie sich die Fingernägel in Krallen verwandeln und wie ihre Hände ihre Form verändern."
Harry schloss die Augen und stellte sich die Verwandlung seiner Hände vor. Zunächst konzentrierte er sich auf das Fell. Es war erst ein prickelndes Gefühl zu spüren, dann kitzelte es auf seiner Haut. Schließlich verebbte das Gefühl. Er öffnete die Augen. Auf seinen Händen war goldgelbes Fell gewachsen. Er konzentrierte sich auf die Finger und die Nägel und dann auf die Handfläche und sah diesmal zu, wie sich seine Hände veränderten und in große Pfoten verwandelten. Es war ein sehr schmerzhaftes Gefühl, als sich seine Knochen umgruppierten und wuchsen. Das hatte nichts mit der Totem-Transformation gemein.
„Und jetzt wieder zurück bitte!" forderte McGonagall.
Er konzentrierte sich auf die Rückverwandlung. Es lief alles reibungslos.
„Würden sie es bitte noch einmal versuchen?"
Diesmal ließ Harry die Augen von Anfang an offen und er konzentrierte sich auf die Transformation der Hand als ganzes, nicht die Transformation der einzelnen Bestandteile. Er stellte sich einfach vor, wie sich seine Hand in einer fließenden Bewegung in eine Pfote verwandelte. Das klappte viel besser, als vorher und war weniger schmerzhaft. Dann verwandelte er sich wieder zurück.
„Beeindruckend. Kommen sie nächsten Montag wieder. Dann fahren wir fort. Wenn sie unbeobachtet sind, können sie etwas üben, aber übertreiben sie nicht und behalten sie es für sich. Diese Fähigkeit ist nützlicher, wenn sie keiner kennt, wenn auch diese spezielle Animagusform nicht gerade sehr unauffällig ist."
„Danke, Professor." Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln, bevor er den Raum verließ.
„Ich muss mit Dumbledore reden" sagte sie leise zu sich selbst.
