Kapitel 10 - Draco

Als er seinen Freunden in Richtung Gryffindor-Turm nachging, hörte er plötzlich laute Stimmen. Als er um die Ecke kam sah er Hermine, Ron und Draco mit seinen ‚Schatten'

Ron brüllte Malfoy gerade an: „Nimm das zurück, du Bastard."

„Was, das Schlammblut oder das hässlich?" konterte Draco.

‚Shit' dachte Harry. Er eilte auf die Gruppe zu und stellte sich zwischen Ron und Draco. Er hielt sie ab, auf einander loszugehen.

„Stopp!" rief er und seine Stimme duldete keinen Widerspruch.

„Jetzt wo Voldemort zurück ist, sollten wir zusammen halten, anstatt aufeinander loszugehen."

„Ja, hör auf Potty, Rotschopf. Der dunkle Lord wird kommen, um deine kleine Freundin zu holen, Weasley."

„Du bist stolz auf deine Reinblütigkeit, nicht wahr, Draco?" fragte Harry mühsam beherrscht.

„Darauf kannst du wetten Potter."

„Wie klassifizierst du die Reinheit des Blutes?"

Draco überlegte, dann antwortete er: „Nun es gibt uns Reinblüter, deren Eltern schon seit Generationen beide Zauberer sind, dann Vollblüter, so wie dich, die weniger als drei Generationen magische Eltern haben, dann Mischblüter, wo ein Elternteil magisch ist und eins Muggel und die Schlammblüter, so wie deine Miss ‚Ich weiß alles' da."

„Gut. Würdest du sagen, dass die Mischblüter wesentlich besser sind, als Muggelgeborene?" hakte er nach.

„Nein, alles der gleiche Abschaum. Ein Zauberer, der sich mit Muggeln liiert ist nicht besser, als sie." sagte er und spuckte auf den Boden.

„Warum dienst du dann einem Mischblut?" fragte Harry kalt. Er strahlte in diesem Augenblick wieder eine Autorität aus, die sogar Dumbledore in den Schatten gestellt hätte.

„Was meinst Du?" fragte Draco irritiert.

„Nun, dein Lord Voldemort ist ein Mischblut!" Alle außer Harry zuckten zusammen.

„Niemals!"

„Der Name, mit dem er geboren wurde, lautet Tom Marvolo Riddle. Du kannst den Direktor fragen."

„Dumbledore würde ich nie glauben, und dir glaube ich auch nicht."

„Nun, du könntest auch Ginny fragen, aber ihr würdest du auch nicht glauben. Mal sehen, ah ja. Frag doch mal Pettigrew, der kann dir das bestätigen. Aber warte mal kurz. Ich zeig dir was."

Harry zog seinen Zauberstab. Draco zuckte zurück und Crabbe und Goyle machten sich bereit, auf ihn loszugehen.

„Keine Angst, ich tu dir nichts."

Er schrieb mit seinem Zauberstab glühende Buchstaben in die Luft

‚TOM MARVOLO RIDDLE', genau wie Riddle damals in der Kammer des Schreckens.

Dann tippte er die Wörter kurz mit dem Zauberstab an und sie gruppierten sich neu:

„I AM LORD VOLDEMORT"

Draco wich jede Farbe aus dem Gesicht und Hermine keuchte vor Schreck. Rons Augen waren schreckgeweitet. Ginny hatte ihm dieses Abenteuer scheinbar nie ausführlich erzählt.

„Das kann nicht sein." stammelte Draco unsicher „Es hat nie einen TOM RIDDLE gegeben. Den hast du erfunden."

„Weißt du, dass Voldemort hier in Hogwarts Schulsprecher war?"

Hermine und Ron schauten verblüfft.

„Ja, das war glaube ich... 1943"

„Dann komm mal mit." Er zerrte Draco in den Raum, wo die Pokale ausgestellt waren. Dort hing auch eine Tafel mit allen Schulsprechern Hogwarts.

„Hast du dir die Tafel schon mal angesehen?" fragte Harry.

Draco studierte die Tafel und beim Eintrag von 1943 zuckte er zusammen

„1942/1943: Tom Marvolo Riddle."

„Aber er ist doch der Erbe Slytherins!" stammelte Draco.

„Ja, seine Mutter stammte von Salazar Slytherin ab, aber sein Vater hieß Riddle und war ein Muggel. Was sogar noch besser ist, für die Auferstehung verwendete er einen Knochen seines Vaters und mein Blut. Das macht ihn noch mehr zu einem Muggel, als zu einem Reinblüter."

Draco war nur noch blass.

„Denk noch mal darüber nach, wem du deine Loyalität schenkst, einem machtbesessenen Halbblut, oder vertraust du auf deine eigene Stärke. Und wenn du noch einmal Hermine beleidigst, dann gnade dir Gott."

Damit beließ er es bewenden und wandte sich zum gehen.

„Ist das wahr?" fragte Draco leise.

„Ja, alles was ich dir erzählt habe ist wahr. Wenn du nachforscht, findest du die Wahrheit vielleicht selbst heraus. Die meisten Todesser werden nicht wissen, dass sie einem Halbblut folgen, denn das würde seine Position schwächen. Sei also vorsichtig, an wen du dich wendest."

Dann ging er und nahm Ron und Hermine mit.

Die Tage vergingen. Harry und Ginny waren sich immer noch nicht näher gekommen. Harry sah, dass Ginny darunter litt, dass sie zwar nun wusste, dass er etwas für sie empfand, sie ihn aber dennoch nicht haben konnte. Beide verhielten sich nach wie vor wie Freunde. Harry war einfach noch nicht so weit über Idira hinweg, als dass er Ginny all seine Aufmerksamkeit und Liebe schenken konnte.

Einen Samstag Nachmittag kam es dann zum Eklat. Harry und Ginny spielten eine Runde Zaubererschach, während Hermine und Ron auf der Couch saßen. Die beiden saßen dicht beieinander und umarmten sich zärtlich. Sie gaben ein schönes Paar ab, wenn sie sich nicht gerade über eine Kleinigkeit stritten. Harry sah, wie Ron seine Freundin zärtlich küsste und es war schön, zu sehen, wie sich die beiden anstrahlten.

Dann sah Harry wieder zurück zu Ginny. Auch sie hatte die beiden beobachtet und Harry sah, wie ihre Unterlippe anfing zu zittern und sich eine einzelne Träne aus ihren Augen löste und langsam ihre Wange hinunterlief.

‚Oh, Ginny' dachte Harry verzweifelt.

Er ging zu ihr hinüber und umarmte sie sanft.

„Ginny, es tut mir so leid."

Sie sah ihn mit rotgeränderten Augen an und er wusste, dass sie verbissen darum kämpfte, ihre Tränen zurückzuhalten.

„Ich kann einfach noch nicht. Ich möchte dir mein ganzes Herz schenken und all meine Liebe, glaube es mir. Doch solange, wie ich so sehr an Idira denken muss und so tiefe Trauer verspüre, kann ich es einfach nicht. Ich hätte das Gefühl, dir etwas vorzuenthalten, dich zu betrügen. Ich... es ist noch zu früh." sagte er mit stockender Stimme.

„Oh, Harry. Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Aber es tut so weh..." schluchzte sie. Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie sprang auf und rannte in ihr Zimmer. Harry stand da wie vom Donner gerührt. „Ginny..." sagte er leise.

Hermine und Ron hatten die letzten Sekunden gesehen, aber nicht gehört, worum es ging. Hermine rannte ihr hinterher, um herauszufinden, was los war.

„Was hast du mit ihr gemacht?" fuhr Ron ihn an.

„Ich... nichts. Ich habe nur versucht, sie zu beruhigen." sagte Harry leise.

So wütend und kalt war Ron ihm gegenüber noch nie gewesen.

„Ach, das nennst du beruhigen?" schrie Ron

Harry sah ihn entsetzt an.

„Was ist mit dir?"

Ron war rot vor Wut und seine Hände zitterten.

„Du hast sie verletzt. Ich hatte dich gewarnt." er schubste Harry grob.

„Ron... ich..."

Es klatschte, als Harry Rons Faust ins Gesicht bekam. Und es gab ein knackendes Geräusch, als ihn ein zweiter Schlag mitten auf die Nase traf.

Harry flog rückwärts zu Boden und riss einen Stuhl um. Er sah Ron mit vor Entsetzen geweiteten Augen an. Das Blut lief in Strömen aus seiner nun etwas schiefen Nase. Er war kreidebleich.

„Ich... dachte, du wärst mein Feund." stammelte Harry nun mit Tränen in den Augen.

Ron wollte sich schon wieder auf ihn stürzen, als er von einem lauten Schrei unterbrochen wurde.

„RON!" riefen Hermine und Ginny gleichzeitig.

Beide Jungs drehten sich überrascht zu den Mädchen. Ginny hatte aufgehört zu weinen, aber ihre Augen waren noch immer rot. Hermine war blass, aber ihr wütender Blick hatte sich in Rons Augen gebohrt.

Ginny stammelte nur: „Harry..." als sie ihn da so hilflos am Boden liegen sah.

Harry war verzweifelt. Er hatte Ginny weh getan und sein bester Freund hatte sich gegen ihn gewandt. Alles negative, was er in den letzten Wochen erlebt hatte, schlug wie eine Welle über ihm zusammen. Er wollte nur noch weg. Allein sein. Er sprang auf und taumelte, noch immer von Rons Schlägen benommen, aus dem Gemeinschaftsraum.

„Ron, was hast du nur getan..." stammelte Ginny. Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie musste sich setzen. Hermine setzte sich neben sie und starrte Ron wütend an.

„Wie konntest du nur?" fuhr sie ihn mit eisiger Stimme an. „Er ist dein bester Freund. Hast du überhaupt eine Vorstellung, was Harry durchgemacht hat? Er ist knapp dem Tode entronnen. Er hat seine Freundin verloren, die er aus tiefstem Herzen geliebt hat. Und was machst du? Du schlägst deinen besten Freund zusammen. Er braucht dich, er braucht uns und unsere Unterstützung. Du hättest mir ihm reden sollen und versuchen sollen, ihn zu beruhigen. Ginny war nicht verletzt, weil Harry ihr etwas getan hat, sondern sie war traurig, weil sie gesehen hat, wie glücklich wir zusammen sind und sie genau weiß, dass sie das in der nächsten Zeit nicht haben kann. Harry hat nur versucht sie zu trösten und als Dank dafür brichst du ihm seine Nase. Ein schöner Freund bist du. Springst du mit mir genauso um, wenn ich dich mal brauche?" fragte sie ihn mit kalter Wut.

Ron wurde blass und brach schluchzend zusammen.

„Wir müssen ihn finden." sagte Ginny verzweifelt.

Ron sprang auf, „Ich weiß nicht, ob er mir verzeihen kann oder ihr, aber du hast recht. Wo sollen wir anfangen zu suchen?"

„Der Astronomieturm!" sagte Ginny sicher, „Entweder zieht er sich dahin zurück, wenn er allein sein will oder vielleicht an den See. Wenn wir die Omnikluar-Gläser mitnehmen, können wie das Außengelände absuchen. Wenn wir ihn nicht finden, können wir anschließend die Lehrer alarmieren und das Schloss durchkämmen. Ich hoffe nur, er tut nichts dummes."

Ron sah sie entsetzt an. „Was hab ich nur getan?"

Er rannte in sein Zimmer und holte die Gläser, dann rannten sie in Richtung des Turmes.

„Wartet!" rief Hermine, als sie über den Hof rannten. Sie nahm eines der Gläser und richtete es auf den Turm.

„Er ist es. Er steht dort oben direkt am Rand. Schnell. Wir müssen uns beeilen."

Und sie rannten so schnell, wie sie ihre Beine trugen.

Harry hat sich noch nie so einsam gefühlt. Egal, was früher passiert war, seine Freunde waren immer da, um ihm zu helfen. Doch nun hatte er Ginny das Herz gebrochen und seinen besten Freund verloren.

Er überlegte ernsthaft, ob er dem nicht hier und jetzt ein Ende machen sollte.

Aber nein, er hatte sich geschworen, seine Freunde zu beschützen. Sie waren erst sicher, wenn Voldemort geschlagen war. Er würde diesen Schwur halten, egal was passieren würde. Er musste sich irgendwie ablenken. Fliegen! Das war das einzige, was ihn jetzt aufmuntern könnte. Er sah sich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Auch Hagrid konnte er nirgends erkennen.

Er verwandelte sich in Adler und schwang sich vom Turm herab.

Augenblicklich ging es ihm besser. Er fühlte sich frei und schwerelos. Vom Wind getragen, waren alle Sorgen wie weggeblasen. Er schraubte sich in die Höhe und ließ sich von der Thermik tragen. Freiheit.

Dann sah er seine drei Freunde durch die Tür auf den Turm stürzen. Sie schienen völlig außer Atem zu sein. Langsam ließ er sich nach unten tragen.

„Wo ist er?" fragte Ron verzweifelt.

Ginny ging an den Rand des Turmdaches und schaute nach unten.

„Ich hoffe, er ist nicht gesprungen." sagte sie leise. „Es sieht nicht so aus. Unten ist nichts zu sehen."

„Aber wo ist er?" fragte Hermine besorgt.

Ron brach zusammen und sein Gesicht war tränenüberströmt.

Die Mädchen schauten sich um.

„Schaut mal, der Adler." rief Ginny plötzlich „Ist er nicht wunderschön?"

Sie beobachteten, wie der Adler langsam in Kreisen nach unten glitt und sich hinter ihnen auf die Brüstung setzte. Er schaute sie mit ernsten grünen Augen an. Er schien sich nicht vor ihnen zu fürchten.

„Hast du unseren Harry gesehen?" fragte Ginny sanft.

Der Adler neigte leicht den Kopf und sah sie fragend an.

„Was hab ich nur getan?" schluchzte Ron. „Ich habe meinen besten Freund im Stich gelassen, als er mich gebraucht hat. Nicht nur das. Ich habe ihn verprügelt. Den entsetzten Blick seiner Augen, werde ich niemals vergessen. Er hatte immer so ein Leuchten in den Augen, als würden sie von innerer Energie erstrahlen. Dieser Funken war plötzlich weg. Nur noch Verzweiflung. Wie konnte ich nur so blind sein."

„Du musst dich bei ihm entschuldigen, Ron. Er wird verstehen, dass du nur mein Wohl im Sinn hattest." sagte Ginny, „Aber du hast vorschnell geurteilt. Er hat mir nicht getan und mich nicht verletzt. Stell dir mal vor, du würdest Hermine verlieren. Ich weiß, wie viel sie dir bedeutet. Würdest du nicht um sie trauern?" fragte sie ihn.

Ron sah sie entsetzt an „Doch natürlich. Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt überstehen würde."

„Siehst du, und Harry geht es genauso und noch schlimmer. Im vierten Schuljahr sah er, wie Cedric ermordet wurde. Im letzten Schuljahr musste er mit ansehen, wie Sirius umgebracht wurde und er gibt sich an beiden Ereignissen die Schuld. Jetzt hat er seine Liebe gefunden und musste erleben, wie auch sie ihm genommen wurde. Wie kann ein so junger Mensch so viel ertragen? Und was macht Harry? Er kämpft weiter. Er will, dass seine Freunde in Sicherheit leben können. Er gibt nicht auf. Jeder andere wäre unter dieser Last zusammengebrochen. Aber das ist nicht alles. Ein paar Tage nach Idiras Verlust trifft er auf ein junges Mädchen und errettet sie aus den Klauen eines Schurken. Als sie ihn erkennt, gesteht sie ihm endlich, dass sie ihn liebt. Er schien auch etwas für sie zu empfinden, trotzdem er gerade erst seine Liebe hinter sich gelassen hatte. Und was macht er? Er weist sie nicht zurück, weil er trauert. Er war ehrlich zu mir, Ron. Er hat mir gesagt, dass er etwas für mich übrig hat. Er hat mir aber ganz klar gesagt, dass es zu früh für ihn ist und das er noch Zeit braucht."

Ron und Hermine sahen sie teilnahmsvoll an.

„Ihr wisst nicht, wie schwer es für mich ist. Das ganze letzte Schuljahr habe ich versucht, meine Gefühle für ihn zu verbergen. Nun weiß ich, dass er sie erwidert, aber ich kann ihn nicht haben. Dann sehe ich euch, wie glücklich ihr miteinander seid. Und ich freue mich für euch. Aber gleichzeitig brennt mein Herz vor Verlangen danach, genauso glücklich zu sein und mein Glück sitzt nicht mal einen Meter von mir entfernt. Harry hat das gesehen und wollte mich trösten. Er hat seine Trauer, die er in diesem Moment empfunden haben muss verdrängt, um mich zu trösten."

„Oh nein. Ich würde alles tun, damit er mir vergeben kann." schluchzte Ron.

„Ich hoffe, auch ihr könnt mir irgendwann verzeihen. Es tut mir wirklich leid. Ich habe mich wie ein Idiot benommen."

Hermine konnte nicht anders. Sie setzte sich neben ihn auf den Boden und umarmte ihn. „Ron, ich verzeihe dir. Ich liebe dich."

„Wir müssen ihn finden." sagte Ron, „Ich werde mir nicht verzeihen, wenn ihm irgendetwas passiert. Lass uns zu Dumbledore gehen, vielleicht kann er uns helfen."

Sie machten sich auf den Weg. Der Adler erhob sich und flatterte los.

In Harry überschlugen sich die Gefühle. Einerseits war wegen Rons Verhalten verletzt, andererseits tat er ihm leid. Natürlich wusste er, dass sich Ron um seine Schwester gesorgt hat. Aber er hätte mehr Verständnis von seinem besten Freund erwartet. Irgendwann würde er ihm sicher verzeihen können. Jedenfalls hatte es ihn ein wenig erleichtert, dass Ginny für ihn Verständnis hatte.

Er hatte immer noch Schmerzen. Deswegen flog er ungesehen in den Krankenflügel und verwandelte sich zurück. Seine Nase blutete immer noch und er rief nach Madam Pomfrey. „Oh, Harry. Was ist denn mit dir passiert?"

Sie untersuchte seine Nase und richtete sie. Dann stabilisierte sie die Nase mit einem Pflaster und murmelte einen Zauberspruch. Eine lindernde Wärme machte sich in seiner Nase breit, als sie ihn mit ihrem Zauberstab berührte.

„Morgen früh können sie das Pflaster abnehmen. Die Nase ist bis dahin geheilt. Was ist nun passiert?"

„Ich.. ähhh... bin gestolpert und mit der Nase aufgeschlagen, Madam Pomfrey" wand er sich heraus. Sie sah ihn zweifelnd an, aber sie nickte.

„Sie können gehen."

Seine Freunde hatten inzwischen Dumbledore aufgesucht.

„Wie kann ich ihnen helfen?" fragte er sie.

„Professor. Ich hatte einen Streit mit Harry....ich .... habe ihm die Nase gebrochen."

Dumbledore sah ihn ernst an.

„Wir suchen ihn. Er ist weggerannt. Ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, aber wir können ihn nicht finden. Wir haben ihn auf dem Turm gesehen, aber als wir ankamen, war er nicht mehr da. Wir haben schon gedacht, er hätte sich etwas angetan, aber er war nirgends zu sehen. Können sie uns helfen?"

Dumbledore wirkte sehr ernst.

„Mister Weasley. Sie wissen, dass ich das nicht ungestraft lassen kann?"

Ron nickte.

Dumbledore nahm ein Pergament aus seinem Schreibtisch.

„Sie wissen, was das ist?"

Ron sah ihn überrascht an „Die Karte!"

Dumbledore nickte. Er aktivierte sie und sie studierten sie.

Ginny war überrascht. Sie kannte diese Karte noch nicht und betrachtete staunend den Grundriss von Hogwarts und die vielen kleinen sich bewegenden Punkte, die alle mit einem Namen versehen waren.

„Er ist in der Krankenstation. Ich komme mit ihnen." sagte Dumbledore.

Sie machten sich auf den Weg.

Als Harry aus der Krankenstation trat, hörte er die Schritte und die Stimmen seiner Freunde. ‚Noch nicht!' sachte Harry verzweifelt und verzog sich um die Ecke in die entgegengesetzte Richtung. Wie hatten sie ihn gefunden? Ach ja, Dumbledore war bei ihnen. Er hatte sicher die Karte der Marauder. Aber er wollte allein sein. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als in Ruhe gelassen zu werden. Unbewusst verschloss er seinen Geist.

Dumbledore und Harrys Freunde betraten die Krankenstation und riefen nach Madam Pomfrey.

„Ist Harry hier?" fragte Ron verzweifelt.

Sie schüttelte den Kopf „Sie habe ihn gerade verpasst. Er ist vor einer halben Minute raus. Ich staune, dass sie ihm nicht über den Weg gelaufen sind."

Sie sah Ron ernst an.

„Er ist wohl doch nicht einfach nur gefallen, wie er mir gesagt hat?"

Ron sah sie schuldig an und schüttelte den Kopf „Wir haben uns gestritten."

Dumbledore zog die Karte heraus und aktivierte sie wieder.

„Da ist er... Moment, was ist das? Der Punkt ist verschwunden." sagte er erschüttert.

Er stürzte aus dem Raum und eilte mit den anderen zu dem Punkt, wo er Harry zu letzt gesehen hatte.

Harry war nicht zu sehen. Sie folgten dem Gang und sahen Neville und Luna.

„Miss Lovegood, Mister Longbottom. Habt ihr Harry gesehen?" fragte sei Dumbledore.

„Ja, Professor Dumbledore. Er ist in Richtung der Großen Halle gegangen. Er sah betrübt aus und wir fragten ihn, was los sei. Er winkte ab und meinte, es wäre nichts ernstes. Er wolle nur ein wenig allein sein." antwortete Neville nervös.

„Wir machen uns Sorgen um ihn." sagte Ron ernst.

„Ahh, ich sehe Schuld, Sorge und Angst, Ronald." sagte Luna, „Harry wird sich nichts antun, wenn es das ist, was ihr fürchtet. Er wirkte verletzt, das ist war, doch auch besorgt. Aber was hervorstach, war Entschlossenheit. Was auch immer geschehen ist, er wird seine Ziele nicht aufgeben." fügte sie mit ihrer abwesenden und verträumten Stimme hinzu.

„Miss Lovegood, sie erstaunen mich immer wieder. Stehlen ihnen ihre Mitschüler eigentlich immer noch ihre Sachen?"

Sie sah ihn lächelnd an.

„Nein, Professor. Neville und Harry haben sich meine Mitschülerinnen zur Brust genommen. Sie müssen ihnen einen gewaltigen Schrecken eingejagt haben. Danke noch mal Neville." Sie gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange.

Neville wurde rot und wollte vor Scham im Boden versinken.

„Gern geschehen, Luna." stammelte er verlegen.

„Dann wünsche ich noch einen schönen Abend." sagte Dumbledore.

Sie gingen langsam weiter.

„Das ist merkwürdig. Laut der Karte ist Harry in diese Richtung gegangen, aber er hat sich schon vor einigen Metern scheinbar in Luft aufgelöst. Er scheint sich von der Karte abzublocken. Ich denke, die Einschätzung von Miss Lovegood könnte richtig sein. Harry hat sich sehr verändert. Er ist wesentlich entschlossener und selbstsicherer geworden. Er möchte wahrscheinlich wirklich nur allein sein. Er hat einige sehr beeindruckende Fähigkeiten gewonnen, wie es scheint. Die Karte sollte eigentlich alle anzeigen, die im Schloss sind. Wie auch immer. Sie sollten die Suche abbrechen und zurückkehren. Mister Weasley, sie sollten sich schämen. So verhält sich ein Gryffindor nicht. Da es auch Harry schaden würde, werde ich keine Punkte von ihrem Haus abziehen. Sie werde heut abend die Pokale putzen und keine Magie. So haben sie Zeit, über ihr Verhalten nachzudenken. Am besten fangen sie sofort an."

Damit entließ er sie.