Kapitel 14 - Wiedersehen

Am zweiten Samstag nach dem Angriff saß Hermine gerade an Harrys Bett. Sie las in einem Buch. Ginny kam in das Krankenzimmer, um sie abzulösen.

Sie küsste Harry auf die Stirn und setzte sich auf die Bettkante.

„Er bedeutet dir sehr viel, nicht wahr?" fragte Hermine verständnisvoll.

„Ja, ich liebe ihn aus tiefstem Herzen. Damals in der ersten Klasse, war ich einfach nur von seinem Ruhm angezogen. Der berühmte Harry Potter, der beste Freund meines Bruders, trotzdem wir arm und mittellos sind. Und dann hat er mich auch noch gerettet. Aber diese Verschossenheit habe ich überwunden. Dann haben wir uns angefreundet und ihr habt mich in eure Clique aufgenommen. Ich habe Harry kennen gelernt, wie er wirklich ist. Ich habe erkannt, dass ihm sein Ruhm nichts bedeutet, sondern, dass er ihm sogar zuwider ist. Ich habe verstanden, dass er sich nichts mehr wünscht, als ein normales Leben zu führen und Freunde und eine Familie zu haben. Ich habe seine Stärken und Schwächen gesehen. Letztes Jahr hat es mich dann richtig erwischt. Diesmal habe ich mich wirklich in ihn verliebt.

Du hast keine Ahnung, wie schwer es war, das zu verbergen, denn ich wollte ihn als Freund nicht verlieren. Außerdem war er ja hinter Cho her."

„Oh, Ginny." sagte Hermine sichtlich betroffen.

„Ich habe ihm gesagt, was ich für ihn empfinde, als er so überraschend wieder aufgetaucht war. Ich war so froh und so erleichtert. Ich hatte die ganze Zeit als er verschollen war solche Angst, dass ich nie die Gelegenheit haben würde ihm das zu sagen, dass es einfach aus mir herausgesprudelt ist."

„Und wie hat er reagiert?"

„Er war nicht sauer, wie ich eigentlich gedacht hatte. Schließlich hatte er mir ja klar gemacht, dass er sich nichts aus mir macht. Aber durch mein Geständnis war er scheinbar an seine Freundin Idira erinnert und seine Augen füllten sich mit Trauer. Als er sich etwas gefangen hatte, sagte er mir, dass er noch nicht wieder bereit für eine Beziehung ist. Das schmerzte mich sehr. Er schien das bemerkt zu haben. Er sagte mir dann, dass er mehr für mich empfindet, als nur Freundschaft, aber dass ich ihm Zeit geben müsste. Das hat mich mit Hoffnung erfüllt." wiederholte Ginny die damaligen Ereignisse. Im Groben hatte sie es ja ihren Freunden schon erzählt.

Hermines Augen strahlten vor Freude. „Das hat unseren schüchternen Helden sicherlich seinen ganzen Mut gekostet." lachte sie.

Ein Lächeln stahl sich auf Ginnys Gesicht „Ja, er stellt sich furchtlos Basilisken, Riesenspinnen und selbst dem dunklen Lord, aber wenn er eine Frau ansprechen soll, bekommt er weiche Knie. Dennoch war ich überrascht, dass er überhaupt etwas für mich empfindet, nachdem er in den letzten Jahren kein Interesse gezeigt hat. Insbesondere, nachdem er erst Tage vorher Idira verloren hatte. Er hat es zwar noch nicht wirklich gesagt, aber ich glaube, sie hatte sogar etwas damit zu tun, dass er mit seine Gefühle so offen gestanden hat."

„Er war zwar hinter Cho her, aber nachdem er das überwunden hatte, hat er dich öfter und anders angesehen. Mir ist das schon während des letzten Schuljahres aufgefallen." sagte Hermine lächelnd; „Aber ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen."

„Ja, ich glaube, das hätte mich umgebracht." sagte Ginny.

„In Hogsmeade hat er endlich gesagt, dass er dich liebt, nicht wahr?"

„Ja das hat er und das war der glücklichste Moment meines Lebens. Deswegen ist es ja so unfair. Gerade hat er mir seine Liebe gestanden und macht mich glücklich, schon wird er mir wieder genommen. Ich möchte ihn nicht verlieren, Hermine." Sie hatte Tränen in den Augen. Hermine umarmte sie, um sie zu trösten.

Plötzlich wurde die Stille durch eine leise Stimme durchbrochen: „Da brauchst du keine Angst haben. So schnell wirst du mich nicht los."

Ginny löste sich ruckartig von Hermine. „Harry! Du bist erwacht." und sie umarmte ihn vorsichtig.

Dann kam Madam Pomfrey auf sie zugestürzt „Was ist das hier für ein Krach?... Harry, du bist endlich aufgewacht."

Sie begann ihn schnurstracks zu untersuchen. Sie öffnete ungeniert sein Schlafanzugoberteil und untersuchte seinen Herzschlag und seine Lungentätigkeit.

Bei dem Anblick von Harrys durchtrainierten Oberkörper entfuhr Ginny ein „Wow!" Harry lief rot an.

Hermine klappte Ginny den Unterkiefer wieder hoch und sagte „Ja, da hast du dir einen hübschen Fisch an Land gezogen." Dann lachte sie.

Nun wurde Ginny rot.

Madam Pomfrey ging dazwischen „Aber meine Damen ich darf doch bitten. Ich dachte, sie wären erwachsen." aber auch sie hatte ein Lächeln auf den Lippen.

„Bloß gut, dass Ron nicht hier ist. Wenn er das mitbekommen hätte, dürfte ich wahrscheinlich gleich noch eine Woche hier bleiben." sagte Harry mit gespielter Furcht.

„Mach dir um Ron keine Sorgen. Ich kümmere mich schon um ihn." sagte Hermine.

„Weiß Ron es eigentlich schon?" fragte Harry.

„Weiß ich was schon?" fragte Ron, der gerade hereingekommen war und sich sichtlich freute, dass Harry wieder wach war.

„Dass Harry und ich jetzt offiziell ein Paar sind." sagte Ginny frei heraus. „Sind wir doch, oder Harry?" versicherte sie sich an Harry gewandt.

„Ja, sind wir." gab Harry mit strahlenden Augen zu. Ginny gab ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.

Dann fügte Harry hinzu: „Ich hätte es eigentlich nicht gern so offiziell gemacht, muss ich zugeben. Ich weiß schon eine Weile, was ich für Ginny empfinde, aber mir war klar, dass sie durch eine Beziehung mit mir zu einem Ziel für Voldemort werden würde. Sie hat mir allerdings klar gemacht, dass das kein Hindernis für sie wäre." Bei diesen Worten nahm er ihre Hand. „Doch ich hatte meine Zweifel daran. Aber durch den Angriff in Hogsmeade ist mir klar geworden, dass sie trotz alledem ein Ziel für Voldemort ist. Außerdem hat Voldemort schon gewonnen, wenn ich wegen ihm, meine Liebe aufgeben müsste." Ginny sah ihn glücklich und dankbar an.

Ron und Hermine schauten sehr ernst. Ron sah aus, als hätte er etwas einzuwenden, doch Hermine war schneller:

„Komm schon, Ron. Harry hat recht. Ginny ist bereits genau wie wir ein Ziel  für Voldemort. Da ändert ihre Beziehung nichts dran. Steh ihrem Glück nicht im Weg."

Ron war sichtlich baff, doch Hermine bedachte ihn mit einem warnenden Blick.

„Nun, jetzt weiß ich es." brachte er stotternd hervor, sichtlich um Fassung ringend.

„Ich versuch mich damit abzufinden und akzeptiere es." fügte er hinzu.

 „Nun musst du nur noch fünf Weasleys und meine Mutter überzeugen." sagte er mit einem teuflischen Grinsen.

„Fred und George werde ich schon überzeugen, schließlich habe ich ihnen auch geholfen und Bill und Charlie sehe ich nicht oft. Percy kann von mir aus im Dreieck springen, das lässt mich kalt." antwortete Harry.

„Nun, dann wird ich mal Mum eine Eule schicken. Sie wollte informiert werden, sobald du aufwachst. Sie möchte sich bei dir für unsere Rettung bedanken." sagte Ron nun wieder etwas fröhlicher. „Schön, dass du wieder bei uns bist und danke, dass du uns gerettet hast."

„Jederzeit" sagte Harry ernst. Ron nickte ihm zu und verschwand in Richtung Eulerei.

„Wann kann ich hier raus?" fragte Harry an Madam Pomfrey gewandt.

„Wie fühlst du dich denn?"

„Als könnte ich Bäume ausreißen."

„Ich hatte keine andere Antwort erwartet. Also, du bist ausgeruht und ich kann keine Nachwirkungen feststellen. Wenn du mir versprichst, dich nicht zu überanstrengen und deine Freundin hier verspricht, auf dich aufzupassen, dann darfst du gleich gehen." sagte sie lächelnd.

Harry und Ginny nickten begeistert und auch Hermine freute sich überrascht.

Harry zog sich um, diesmal aber mit geschlossenen Vorhängen um das Bett, so dass die Mädchen ihn nicht sehen konnten.

Als er fertig war, kamen Hagrid, Remus und Dumbledore herein.

„Harry, ich freu mich so, dass es dir wieder gut geht." begrüßte ihn Hagrid freudig, „Ron hat mich auf dem Weg zur Eulerei getroffen und mir die Neuigkeiten berichtet. Ich habe Remus und Dumbledore eingesammelt und bin sofort hergeeilt. Reife Leistung, muss ich sagen, zehn Todesser auszuschalten. Ich wusste, du hast es in dir." Hagrid umarmte ihn kurz. „Ich muss aber gleich wieder weg. Euer Unterrichtsmaterial wartet auf mich." sagte er mit einem Augenzwinkern und verschwand so schnell, wie er gekommen war.

Auch Remus und Dumbledore beglückwünschten ihn zu seiner Genesung. Dumbledore wurde von Harry jedoch kühl und abweisend empfangen. Die anderen sahen sich überrascht an.

„Harry, es tut mir leid, wie ich dich behandelt habe. Ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe. Ich kann dir nur versprechen, in Zukunft offener zu dir zu sein, doch ich verstehe, wenn du deinen Glauben in mich verloren hast. Ich kann nur hoffen, dass du mir irgendwann verzeihen kannst." sagte Dumbledore ernst. Das fröhliche Funkeln, das sonst immer in seinen Augen zu sehen war, war erloschen.

Remus, Ginny und Hermine sahen Harry fragend an, nur Hermine konnte sich denken, worum es ging.

Harry hatte so viel von Dumbledore gehalten, er hatte stets zu ihm aufgesehen und Dumbledore hatte ihm oft geholfen. Es tat ihm leid, ihn so ehrlich leiden zu sehen und dennoch, er hatte sein Vertrauen einmal zu viel missbraucht.

„Sie haben einen großen Fehler gemacht, Professor. Wenn sie schon damit gerechnet haben, dass mir Voldemort in Hogsmeade auflauert, hätten sie auch erkennen müssen, das meine engsten Freunde dort in genauso großer Gefahr waren, wie ich. Ob sie es glauben oder nicht, aber wenn sie mir ihre Vermutung gesagt hätten, wäre ich freiwillig hier geblieben und meine Freunde sicher auch. Durch ihre fadenscheinige Täuschung hätten sie fast ihr Leben verloren." Die anderen zuckten bei seinen harten Worten zusammen. Er strahlte schon wieder unbewusst eine Macht und Stärke aus, die an keinem in dem Raum vorbeiging.

„Dennoch, sie haben mir schon oft geholfen und ohne sie wäre ich sicher nicht mehr am Leben. Ich weiß, dass sie alles tun würden, um Voldemort zu besiegen und dass ihnen das Wohl ihrer Schüler, ja der ganzen Zaubererschaft am Herzen liegt, aber ich warne sie zum letzten Mal, ich bin kein Bauer in ihrem Schachspiel sondern ein Mensch. Ich verzeihe ihnen aus tiefstem Herzen. Und wenn sie in Zukunft offen und ehrlich mit mir umgehen, dann werde ich auch weiter mit ihnen zusammenarbeiten, um Voldemort zu besiegen und Hogwarts zu beschützen. Aber mein Vertrauen haben sie einmal zu viel missbraucht. Sie werden nicht erwarten, dass ich das so einfach vergesse. Mein Vertrauen wiederzugewinnen, das wird sicher einige Zeit und vor allen Dingen einige Taten erfordern." sagte Harry todernst.

„Danke, Harry. Danke für dein Verständnis. Mehr, als deine Vergebung, konnte ich auch nicht erwarten und ich schwöre dir, ich werde nie wieder dein Vertrauen missbrauchen. Du hast heute mehr Verantwortungsbewusstsein bewiesen, als die meisten Erwachsenen haben. Ich bin stolz auf dich." sagte Dumbledore und die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen.

„Professor Dumbldeore. Was ist mit den beiden Zauberern geschehen, die ich mit dem Reduktor-Fluch belegt habe?" fragte er niedergeschlagen. Ginny und Hermine sahen ihn kreidebleich an. Sie hatten die Ereignisse verdrängt, doch sie schienen an Harrys Gewissen zu nagen.

„Sie sind in Gewahrsam. Sie haben schwere Verletzungen erlitten, doch sie leben. Mach dir keine Sorgen, Harry. Selbst wenn es anders gewesen wäre, du hast in Notwehr gehandelt." beruhigte Dumbledore ihn.

„Ich war so wütend. Ich hätte sei beinahe getötet. Wenn Ginny mich nicht aufgehalten hätte..."

„Das mag sein, aber du hast sie nicht getötet. Du hast ein gutes Herz, Harry. Du würdest einen Menschen nur töten, wenn es absolut nötig wäre und es keinen anderen Weg gibt. Habe ich das richtig verstanden, dass du den Reduktor-Fluch ohne Zauberstab ausgeführt hast und dazu noch beide gleichzeitig?"

Harry nickte. Remus sah ihn erschreckt an und Dumbledore wirkte plötzlich sehr alt und ernst.

„Harry, du verfügst über Kräfte und Fähigkeiten, wie ich sie noch nie gesehen habe. Du musst lernen, diese zu beherrschen und dosiert einzusetzen. Solche Kräfte bringen eine große Verantwortung mit sich. Setze sie weise ein."

Harry nickte ihm dankbar zu.

„Sag mal Harry, wen nimmst du eigentlich mit auf den Weihnachtsball?" versuchte Remus die Anspannung zu lösen.

Das traf Harry unerwartet. „Es gibt einen Ball?" fragte er perplex. Dann sah er Ginny an und seine Augen erstrahlten von innerem Feuer. „Ginny, möchtest du mit mir gehen?"

„Natürlich. Ich würde mit niemandem sonst gehen wollen."

„Gut. Aber ich brauche neue Sachen, ich fürchte mein alter Festumhang dürfte etwas zu kurz sein." bei diesen Worten grinste Ginny. Dann sah sie beschämt zu Boden, als wäre ihr grad etwas eingefallen, „und Ginny sicher auch." fügte Harry hinzu. Er konnte sich denken, dass Ginny etwas zum Anziehen brauchen würde, aber ihre Familie hatte kein Geld.

„Es ist viel zu gefährlich, nach Hogsmeade zu gehen. Ich habe alle Wochenenden abgesagt." gab Dumbledore zu bedenken.

„Remus, wann ist das nächste mal Vollmond?" fragte Harry.

„Kommende Woche." antwortete Remus verblüfft, „Warum?"

„Ich hatte dir versprochen, dir Gesellschaft zu leisten, erinnerst du dich?" fragte Harry. Remus nickte.

Doch Dumbledore warf ein: „Deine Ausbildung ist noch nicht weit genug fortgeschritten. Du musst erst noch deinen Körper richtig beherrschen lernen."

Harry ignorierte das erst einmal.

„Könntest du uns einen Gefallen tun, und Ginny und mich in die Winkelgasse begleiten, sagen wir nächsten Samstag? Wir könnten durch ein Portal reisen, so kann uns unterwegs nichts passieren und wir stehen unter Bewachung, falls uns zufällig jemand über den Weg läuft, der uns feindlich gesonnen ist." Remus nickte, wenn auch etwas verwirrt. „Wären sie damit einverstanden Professor Dumbledore?"

Er gab sich geschlagen.

„Nun noch mal auf den Vollmond zurückzukommen, Professor Dumbledore. Ich hatte nicht vor, ihm als Greif Gesellschaft zu leisten. Mein Totem Adler kennen sie ja bereits?" Dumbledore nickte.

„Nun, ich folge nicht nur einem Totem, sondern drei." Nun war Dumbledore sichtlich erschrocken. „Ich demonstriere ihnen meine zweite Form."

Und augenblicklich verwandelte er sich in einen großen schwarzen Wolf. Hermine und Dumbledore zuckten erschrocken zurück. In diesem Augenblick kam Ron herein. Er sah den Wolf vor Hermine und Ginny stehen und sprang zwischen sie und zog seinen Zauberstab.

Ginny drückte ihn schnell herunter und ging zu dem Wolf. Sie kraulte ihm das Fell und er wedelte mit dem Schwanz. Ron schaute sie fragend an, als ob er sie für verrückt hielt.

Harry knurrte Ron einmal böse an und fletschte die Zähne. Ron wurde kreideweiß und sprang erschrocken zurück. Ginny lachte sich halb tot und Hermine fiel mit ein.

„Was ist hier eigentlich los? Und wo ist Harry?" fragte er verblüfft.

Selbst Dumbledore konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Er bekam noch einen Schock, als Harry sich zurückverwandelte. Auch Harry lachte jetzt und Dumbledore und Remus schmunzelten.

„Siehst du, ich kann auf deine Schwester aufpassen. Ach ja, wo wir gerade dabei sind, du weißt doch, dass Hermine wie eine Schwester für mich ist, oder?" Ron nickte verwirrt.

„Wenn du ihr weh tust, dann beiß ich dir in deinen Allerwertesten, ist das klar?" fragte er todernst und Ron nickte wieder. Der Schock saß ihm offenbar immer noch in den Knochen. Als Harry anfing zu grinsen, entspannte er sich.

Harry sah nun fragend zu Dumbledore. „Also gut. Ich glaube dir, dass du so in der Lage bist, Remus zu helfen. Ich habe keine Einwände, wenn du ihm in den Vollmondnächten Gesellschaft leistest. Und du und Ginny dürft mit seiner Begleitung in die Winkelgasse, wenn er zustimmt."

Remus gab freudig seine Zustimmung und so war alles perfekt gemacht.

Sie verließen den Krankenflügel und gingen in den Gemeinschaftsraum.

Dort wurden sie fröhlich von den anderen Gryffindors begrüßt.

Am Sonntag schauten Molly und Arthur Weasley sowie Fred und George vorbei.

Molly umarmte Harry mit Tränen in den Augen. Sie alle bedankten sich bei ihm, dass er Ron und Ginny gerettet hat.

„Aber Mrs. Weasley, ich würde alles tun, um sie zu retten. Ron und Hermine sind wie Geschwister für mich und Ginny..." er schaute unsicher zu Ginny herüber „...ist seine Freundin" führte Ginny den Satz für ihn zu Ende und nahm seine Hand.

Arthur schaute überrascht und Molly umarmte Harry glücklich „Ich hab es immer gewusst."

„Mr. Weasley, ich hoffe, sie haben nichts dagegen." sagte Harry vorsichtig.

„Bitte nenn mich Arthur. Du gehörst jetzt erst recht zu unserer Familie, Harry. Wenn Ginny glücklich ist, warum sollte ich dann etwas dagegen haben."

Fred und George sahen jedoch eher aus, als würden sie Harry den Hals umdrehen wollen.

Als Ginny ihre Blicke bemerkte stellte sie sich kampfeslustig vor Harry und Ron hielt Fred und George fest.

„Ich würde Harry keinen Ärger machen an eurer Stelle, sonst beißt er euch in den Hintern." sagte er todernst.

Das warf sie völlig aus der Bahn und Ginny und Hermine fingen an zu kichern. Molly hatte auch die Anspannung der Zwillinge bemerkt: „Fred und George Weasley. Akzeptiert, dass eure Schwester erwachsen wird! Sie und nicht ihr entscheidet, wem sie ihr Herz schenkt. Seid froh, dass es Harry ist, denn ich bezweifle, dass es einen ehrlicheren und besseren Menschen gibt. Ich habe vollstes Vertrauen zu ihm und das solltet ihr auch haben. Schließlich ward ihr bisher auch immer seine Freunde oder."

Sie sahen sich hilflos an.

„Also Fred, sie hat zweifellos einen Punkt, ich würde zwar Gin nicht als erwachsen bezeichnen..." sagte George

„aber er ist ein ehrlicher und vertrauenswürdiger Kerl..." fuhr Fred fort

„...und es hätte auch ein schlimmerer sein können..." jetzt wieder George

„...und unser Freund ist er auch...."

„...und wir schulden ihm etwas, dass er uns das Geld für unseren Joke-Shop geschenkt hat..."

hier entgleiste Molly das Gesicht „Was?"

„...also eigentlich haben wir nichts dagegen..." fuhr Fred ungerührt fort,

„...aber wehe, wenn du ihr weh tust, dann gnade dir Gott." Beendeten beide synchron ihre Rede. Harry und Ginny waren erleichtert.

„Was sollte das mit dem beißen nun bedeuten?" fragte Fred.

Ginny trat beiseite und Harry verwandelte sich in den Wolf.

George und Fred zuckten zurück. Um den Moment richtig auszukosten knurrte er sie böse an und fletschte die Zähne. Fred und George verließ jegliche Gesichtsfarbe und Molly schien der Ohnmacht nahe. Diesmal war Ron derjenige der lachte, obwohl er sich gestern noch in der selben Situation befunden hatte. Harry verwandelte sich zurück. ‚Die haben die Hose voll' lachte Wolf.

„Ein Animagus!" rief Fred entzückt. „Und was für einer!" fügte George hinzu.

Harry vergewisserte sich, dass wirklich niemand fremder in der Nähe war.

„Animagus ja. Aber Wolf, nein" sagte er cool.

„Wie jetzt?" fragte Fred perplex.

„Wollt ihr meine Animagusform sehen?"

Ginny und Hermine sahen ihn überrascht an. „Du lernst doch erst seit vier Wochen. Noch niemand hat seine Ausbildung unter sechs Monaten abgeschlossen!" sagte Hermine perplex.

Harry lächelte verschmitzt. Er gab Ginny einen Kuss. Fred und George zuckten schon wieder in Richtung Harry doch der drehte sich um und drohte ihnen mit dem Zeigefinger. Molly und Arthur waren sprachlos.

Harry konzentrierte sich und führte seine Transformation durch. Als Löwe war er noch wesentlich größer als in seiner Wolf-Form. Er hatte auch als Löwe seine grünen Augen und sie strahlten verschmitzt.

Wieder wich die Farbe aus dem Gesicht der Zwillinge und als er ein schauriges Brüllen ertönen ließ schlossen sich Hermine, Ginny und Ron an.

„Ein Löwe!" riefen Fred und George aus.

„Ähhh... das ist kein Löwe" sagte Ron unsicher.

Er entfaltete seine beeindruckenden Flügel, die sie vorher nicht bemerkt hatten.

„Ein Greif!" rief Arthur überrascht aus.

Harry verwandelte sich wieder zurück. Er war sichtlich geschafft.

„Ist alles in Ordnung?" fragte Ginny besorgt.

„Ja, die Animagus-Transformation ist nur wesentlich anstrengender als die andere. Ich muss dass noch üben, dann wird es besser. Und fliegen kann ich auch noch nicht. Mein Training ist also noch nicht ganz abgeschlossen." sagte er.

Plötzlich trat Dumbledore in den Raum. Er sah ihre bleichen Gesichter und Harrys Grinsen.

„Ich dachte ich hätte etwas gehört" sagte er mit einem Funkeln in den Augen, „Das hat sich verdächtig nach einem Löwen angehört. Du kannst mir nicht manchmal etwas dazu sagen, Harry" fragte er fröhlich.

„Nun, ich habe ihnen den Wolf und meine Animagustransformation gezeigt." sagte er bescheiden.

Dumbledores Augen weiteten sich überrascht. „Du beherrscht die Transformation bereits vollständig?" fragte er beeindruckt.

Harry nickte.

„Könntest du mir das mal vorführen, oder strengt es dich zu sehr an?"

„Ich schaff das schon." sagte er sicher.

Und er verwandelte sich erneut. Diesmal schlug er sogar mit den Flügeln, um es mal auszuprobieren. Er erhob sich dabei mit dem Oberkörper in die Luft, aber es machte so viel Wind in dem Raum, dass es alles durcheinanderwirbelte, was nicht niet- und nagelfest war.

Da ließ er es lieber bleiben und verwandelte sich zurück. Die Frisuren der Frauen waren etwas durcheinandergeraten.

Dumbledore nickte anerkennend. „Morgen wirst du mit dem Flugtraining beginnen?" Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.

„Ich möchte euch bitten, kein Wort darüber zu verlieren, was Harry euch gezeigt hat. Ich bin mir sicher, das sein Vertrauen in euch gerechtfertigt ist. Das Ministerium weiß, dass Harry ein Animagus ist, aber er hat Erlaubnis, mit der Registrierung zu warten, bis er die Schule verlässt, oder Voldemort endgültig besiegt ist. So lange bleibt seine Fähigkeit inoffiziell. Für Totem-Transformationen gibt es keine Gesetze bei uns und so weiß das Ministerium auch nichts davon."

Als alle ihre Zustimmung bekundet hatten, ging Dumbledore.

Harry nahm wieder Ginnys Hand.

‚Warte mal ab, was die für Augen machen, wenn sie dich in meiner Gestalt sehen' scherzte Wolke.

‚Was ist deine Gestalt' hakte er nach.

‚Noch nicht, junger Freund, noch nicht.'

Sie unterhielten sich noch eine Weile. Fred und George gingen ein paar Freunde besuchen und wollten natürlich auch ein paar ihrer neuesten Scherzartikel unters Volk bringen.

Ron und Hermine hatten sich zu einem Spaziergang zurückgezogen.

Irgendwann sagte Ginny:

„Mum, Harry hat mich zum Weihnachtsball eingeladen!"

Molly freute sich sichtlich.

Doch als sie dann fragte, ob sie schon wüsste was sie anziehen würde, schaute Ginny verlegen zu Boden.

„Harry wollte mit mir einkaufen gehen." sagte sie leise.

Molly sah hilfesuchend zu Arthur. Harry konnte das nicht mitansehen. Er berührte Ginny sanft mit dem Zeigefinger an der Schulter und murmelte leise: „Stupor!" sie sackte bewusstlos zusammen. Molly und Arthur schauten ihn entsetzt an.

„Bleibt bitte ruhig, ich wecke sie gleich wieder auf. Ich möchte nur nicht, dass sie das mitbekommt." Sie nickten ihm zu.

„Erstens: Ich dulde jetzt keinen Widerspruch!" sagte er bestimmt. Molly und Arthur sahen ihn fragend an.

„Ich werde Ginnys Kleider bezahlen."

Molly wollte dagegen aufbegehren.

Harry sagte nur trocken: „Siehe ‚Erstens'"

„Aber..." Molly ließ nicht locker.

„Kein Aber!" fuhr Harry dazwischen. Er strahlte wieder seine Aura aus.

„Ihr habt schon so viel für mich getan und ich schulde es euch einfach. Außerdem liebe ich Ginny und ich möchte es einfach für sie tun. Sie soll glücklich mit mir sein und einen schönen Abend verbringen. Außerdem kann ich es mir leisten. Mein Vater hat mir genug Geld hinterlassen und Sirius hat mir auch sein Vermögen vererbt. Wenn ich volljährig bin, erbe ich das Anwesen der Potters und das Haus von Sirius. Und nicht zuletzt suche ich noch ein Weihnachtsgeschenk für Ginny."

Arthur und Molly gaben sich geschlagen.

„Ich möchte aber, dass ihr Ginny sagt, dass ihr die Sachen bezahlt. Ich kläre das mit Madam Malkin und ihr werdet Ginny klarmachen, dass das Geld keine Rolle spielt. Ach und noch etwas. Ich möchte, dass ihr Ron auch einen Umhang auf meine Kosten schickt, vielleicht als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk. Geht das in Ordnung?"

Arthur und Molly war das sichtlich peinlich, aber irgendwie kamen sie nicht gegen Harry an.

Er sagte, jetzt viel versöhnlicher, „Ihr wisst gar nicht, was mir das bedeutet."

Molly umarmte ihn, „Wir wollen doch auch, dass Ginny und Ron glücklich sind, es ist nur nicht so leicht."

„Molly ich verstehe das. Aber wenn ich Gin oder euch eine Freude machen kann, dann akzeptiert es einfach, wenn ich es tue. Ihr habt selbst gesagt, wir sind eine Familie."

Molly und Arthur schauten sichtlich gerührt.

„Ich werde Ginny jetzt aufwecken." Sie nickten.

Er nahm sie wieder zärtlich in den Arm und murmelte „Enervate" und sie erwachte verstört.

„Hi mein Schatz, du bist ohnmächtig geworden." sagte er liebevoll. „Ist alles in Ordnung mit dir?"

Sie nickte und er küsste ihr sanft auf die Stirn.

„Arthur und ich haben beschlossen, dass eine neue Festrobe für dich schon längst überfällig ist. Du gehst mit Harry einkaufen zu Madam Malkin's und wir bezahlen das dann."

„Aber, Mum, das geht doch..."

„Papperlapapp, keine Widerrede." sagte sie stur, „Arthur hat eine Gratifikation bekommen und du wirst dir ein schönes Kleid aussuchen. Einverstanden?"

Ginnys Augen leuchteten vor Glück. Sie nickte gerührt.

Etwas später verabschiedeten sich Arthur und Molly.

Und so ging auch der Sonntag irgendwann zu Ende.

Harry nahm Montag wieder am Unterricht teil und führte nun mit McGonagall und Hagrid endlich das Animagustraining weiter.

Hagrid führte sie auf eine geräumige Lichtung, die von hohen Bäumen umgeben war, so dass sie ungestört waren. Die Lichtung lag ein ganzes Stück im Wald drin.

„So, Harry, nun zeig mal, was du kannst" sagte Hagrid vergnügt. McGonagall bedachte ihn mit einem missbilligendem Blick, nickte Harry aber bestätigend zu.

Harry verwandelte sich in den Greifen. Hagrid war überrascht.

Harry empfand die Transformation schon als wesentlich weniger unangenehm, als sonst.

Er schaute McGonagall fragend an.

„Nun würde ich vorschlagen, dass sie versuchen zu fliegen. Der Adler hat ihnen sicherlich schon gezeigt, wie es geht." sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln.

Harry trabte locker los und begann mit den Flügeln zu schlagen. Sekunden später war er in der Luft. Dann ging er in einen Gleitflug über und gewann an Höhe.

‚Das Fliegen als Greif ist viel einfacher, als das als Adler und fast genau so anmutig'.

‚Das liegt daran, dass der Greif durch seine magischen Eigenschaften unterstützt wird.' klärte ihn Adler auf.

‚Kann ich eigentlich auch jemanden auf dem Rücken mitnehmen?' fragte er.

‚Ja. Ein Greif kann große Lasten tragen, nicht ganz so gut, wie ein Phönix, aber dennoch beeindruckend. Es sollte keine Probleme geben, wenn dich jemand „Reitet"' erklärte er.

McGonagall winkte ihn herunter und Harry landete. Beide Lehrer waren sichtlich beeindruckt. Harry verwandelte sich zurück.

„Ich würde sagen, damit ist ihr Training beendet. Wenn sie die Verwandlung von Zeit zu Zeit durchführen, gewöhnen sie sich an die Veränderung und die Schmerzen werden verschwinden. Sie können das nach jeder Transfigurationsstunde machen."

Dann kehrten sie zum Schloss zurück.