Kapitel 25 – Ende gut alles gut?
Als sie dort ankamen, wartete Harry bereits auf sie. Auf seiner Schulter saß der Phönix, nun schon deutlich gewachsen. „Ah, du bist schon hier Harry." Harry nickte, sein Gesichtsausdruck ließ keinen Rückschluss auf seine Stimmung zu. Sirius ging auf ihn zu und umarmte ihn väterlich. „Ich mache mir Sorgen um dich, Harry." „Dafür gibt es keinen Grund."antwortete er nüchtern. Alle schauten ihn ernst an. „Harry, wir wissen, dass dich und Ginny ein starkes Band verbunden hat. Wir wissen auch, dass es für dich sehr schwer sein muss, damit umzugehen. Niemand sollte so leiden, wie du es getan hast. So viele Verluste, wie du schon ertragen musstest und nun das. Aber du darfst dich nicht selbst aufgeben Harry."sagte Dumbledore mit ruhiger, aber ernster Stimme. „Sie verstehen nicht, Professor. Das ist es ja gerade. Ich trauere um sie. Aber ich empfinde immer noch etwas für sie. Es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe, sie verloren zu haben. Das Band, das uns verbindet ist immer noch da, als ob sie nicht gestorben wäre. Als Cedric gestorben ist, als Sirius durch das Tor geschleudert wurde und als ich Idira verlor, jedes Mal wurde ich von furchtbaren Albträumen geplagt und nun ... nichts. Ich schlafe die Nacht durch und träume von ihr, aber nur schöne Sachen. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Vielleicht ist es so, dass sie in dem Phönix etwas von sich zurückgelassen hat. Jedes Mal, wenn meine Trauer um sie zu stark wird und ich weinen muss, fängt der Phönix an zu singen, und sein wunderschöner Gesang beruhigt mich wieder."sagte Harry mit fester Stimme. Dumbledore schaute ihn nachdenklich aber ernst an, „Ja, so wird es sein. Harry, der Zaubereiminister kommt übermorgen. Ich bitte dich, wenigstens nach dem Mittagessen in der großen Halle reinzuschauen. Er möchte dir danken." „Die Einsicht kommt wenig spät nicht"sagte Harry mit eisiger Stimme. Sirius zuckte überrascht zusammen. „Gewöhn dich daran. Er hat eine mächtige Ausstrahlung und er setzt sie oft so ein. Ganz unbewusst."flüsterte ihm Remus zu. „Ich weiß, dass ich es nicht verlangen kann, aber ich bitte dich darum." sagte Dumbledore niedergeschlagen. „Na gut. Ich komme für sie und für Ginny." „Schön. Bist du nun in dem Raum, den mir Hermine und Ron gezeigt haben?" fragte Dumbledore neugierig. Harry nickte. „Wieso hast du eine Wand anstelle der Tür gezaubert?" „Ich wollte allein sein." „Ist dir bewusst, dass das nur der Schuldirektor kann, also meine Wenigkeit. Ich meine, nicht dass du nicht schon genug über den Haufen geworfen hast, woran wir glauben. Zum Beispiel kann man in Hogwarts nicht apparieren." Harry lächelte „Ja, Hermine sagt uns ständig, das wüssten wir, wenn wir ‚Geschichte von Hogwarts' gelesen hätten." „Und doch tust du es. Wie machst du das?"fragte Dumbledore kopfschüttelnd. „Ich wollte allein sein. Ich habe nur daran gedacht, dem ganzen Trubel zu entkommen und in unserem Raum zurück zu sein. Da war ich plötzlich da. Dann wollte ich nicht gestört werden und habe die Tür in eine Wand umgewandelt." „Vielleicht sollte ich meinen Job an den Nagel hängen."meinte Dumbledore niedergeschlagen. „Ach, und Harry. Deine Freunde machen sich große Sorgen um dich. Vielleicht stattest du ihnen mal einen Besuch ab. Schließlich war Ginny auch Rons kleine Schwester."fügte Dumbledore hinzu. Harry sah beschämt zu Boden. „Selbstverständlich. Professor." „Wenn ich mich nicht irre, dürften sie gerade am See sein." „Danke. Dann gehen ich jetzt mal zu ihnen."sagte Harry leise und nickte den dreien zu. Er machte zwei Schritte in Richtung des Sees und verschwand, genau wie den Tag davor.
Ron und Hermine gingen langsam am See entlang. „Meinst du, er fängt sich wieder?"fragte Ron seine Freundin. „Ich weiß nicht. Normalerweise würde ich sagen schon. Bisher hat er alles überstanden und weg gesteckt. Aber seine Beziehung zu Ginny war so eng. Sie hat ihm so viel Lebensfreude vermittelt. Ich hoffe trotzdem, dass er es schafft." Er erschien gerade mal zehn Meter vor ihnen und ging ihnen entgegen, als hätte er genau gewusst, wo sie zu finden waren. „Hallo ihr beiden. Ihr habt mich gesucht?"fragte er leise. „Harry!"rief ihm Hermine freudig entgegen. „Hallo Harry, wie geht es dir?"fragte Ron. „Den Umständen entsprechend gut. Und dir?"fragte er teilnahmsvoll. „Es geht. Hermine tröstet mich und das hilft mir sehr." „Das freut mich. Ich hab auch ein wenig Hilfe, muss ich zugeben." Sie sahen ihn überrascht an. „Der Phönix. Er ist gewachsen und immer wenn ich in Trauer versinke, singt er für mich und beruhigt mich. Was mich am meisten wundert, ist, dass ich keine Albträume habe. Nach Cedrics Tod und nach Idiras Tod hatte ich schlimme Träume und konnte ewig nicht durchschlafen. Aber jetzt ist es so, als würde sie nachts neben mir liegen und ich wache morgens frisch und ausgeruht auf. Ich kann es nicht erklären. Auch meine Gefühle für sie sind noch da, als würde sie jetzt neben mir sitzen." „Es freut uns, dass es dir gut geht. Kommst du heut abend wieder in den Gemeinschaftsraum?"fragte Hermine. „Gib mir noch ein paar Tage. Vielleicht wenn diese ganze Zeremonie mit Fudge vorbei ist. Mal sehen." „Ob mir der Phönix auch helfen könnte? Ich würde ihn gern mal sehen."sagte Ron leise und traurig. Harry stellte sich aufrecht hin und stieß einen kurzen Pfiff aus. Sekunden später hörten sie Flügel schlagen und der Phönix landete sanft auf Harrys Schulter. Dann sah er Ron traurig an, als würde er teilen, was in ihm vorging. Er flog auf Rons Schulter und rieb seinen Kopf sanft an Rons Schläfe. Dann begann er zu singen und alle drei fühlten sich etwas besser. „Danke sehr. Es ist wirklich, als wäre Ginny jetzt hier. Es ist schön, dass du uns besuchst Harry. Wir haben uns Sorgen gemacht." „Es tut mir leid. Ich wollte nur allein sein. Ich habe nicht daran gedacht, dass ihr euch sorgen könntet. Entschuldigung." „Kein Problem. Sag mal, kommst du zu ihrer Beerdigung? Sie ist in vier Tagen. Mum und Dad würden sich freuen." Harry blickte ihn traurig an und wieder standen ihm Tränen in den Augen. „Natürlich Ron. Das ist das Mindeste." „Glaubst du, dass uns Voldemort jetzt in Ruhe lässt?"fragte Hermine vorsichtig. „Er ist entkommen und ich bezweifle, dass es dieses mal wieder fünfzehn Jahre dauert, bis er wieder zu voller Kraft gelangt. Ich sag euch was. Wir treffen uns morgen mit Dumbledore, Sirius und Remus in unserem Studienraum und dann probiere ich ihn zu finden, dann wissen wir vielleicht mehr." „Ist das nicht gefährlich für dich?"fragte sie besorgt. „Ich bin vorsichtig."antwortete er. Sie redeten noch eine Weile, bevor sich Harry von ihnen verabschiedete und sich zurückzog. Der Phönix folgte ihm natürlich.
Am nächsten Morgen frühstückte Harry mit seinen Freunden zusammen in der großen Halle. Dann gingen sie zu Dumbledore und erklärten, was sie vorhatten. Er war einverstanden und folgte ihnen mit Remus und Sirius in den Studierraum. „Willst du es wirklich riskieren?"fragte Sirius besorgt. „Ich habe es schon einmal gemacht. Daher wussten wir, wann der Angriff stattfinden würde. Natürlich hatte mir Ginny vorher mit ihrem Traum überhaupt erst die Idee gegeben."fügte er leise hinzu. Dumbledore nickte ihm aufmunternd zu, Harry setzte sich und konzentrierte sich. Wie beim letzten mal, baute er sehr vorsichtig die Verbindung zu Voldemort auf. Es dauerte eine halbe Stunde, bis er wieder die Augen öffnete. Wieder war er schweißgebadet. „Es ist schlimmer als ich gedacht habe. Er hat bereits wieder einen neuen Körper. Er war auf diese Niederlage vorbereitet. Nachdem, was ich gerade erfahren habe, ist er in einem halben Jahr wieder einsatzfähig und hat spätestens in einem Jahr wieder seine volle Macht zurück. Das lässt uns nicht viel Zeit. Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Mum und Dad hatten uns schon gewarnt, dass Voldemort zu stark geworden ist. Sie sagten, nur Ginny und ich gemeinsam könnten ihn besiegen." sagte er trübselig. „Du hast mit Lily und James gesprochen?"fragte Dumbledore verblüfft. „Ja, bei Ginnys Initiierung." „Wir werden einen Weg finden, das versichere ich dir."sagte Dumbledore zuversichtlich. Sie diskutierten noch eine Weile, dann gingen sie zum Mittag in die Halle zurück. Nach dem Essen verabschiedete sich Harry und sagte, das wäre wohl die letzte Nacht, die er allein verbringen würde.
Er zog sich in den Raum zurück und setzte sich auf sein Bett. Er las noch ein wenig in dem Buch, das ihm Ginny geschenkt hatte. Er hatte viel daraus gelernt. So zum Beispiel die Alternative zum apparieren. Er ließ sich von Dobby Abendessen bringen und dann legte er sich hin. „Ach wenn, doch Ginny bei mir wäre. Ich vermisse sie so."seufzte er. Der Phönix sprang auf sein Bett und kuschelte mit seinem Kopf an Harrys. „Danke, dass du mir so hilfst. Ich weiß nicht, wie ich es sonst aushalten sollte."sagte Harry und streichelte sanft die Federn des Phönix. Irgendwann schlief er ein. Der Phönix wachte an seinem Bett. Spät am Morgen wachte er auf, als die Sonnenstrahlen seine Nase kitzelten. Er hatte seit Ginnys Tod nicht mehr so gut geschlafen. Irgendetwas war anders, dachte er verschlafen und öffnete die Augen. Er blickte in das Gesicht eines Engels. „Ginny?"flüsterte er perplex. „Ich muss träumen." „Harry."flüsterte nun Ginny im Halbschlaf. Er streichelte sanft ihre Wange. Sie war real, es war kein Traum. „Ginny!"rief er nun etwas lauter. Jetzt wachte sie auf und sah in die strahlendsten Augen, die sie je gesehen hatte. „Du lebst!"freute er sich. „Ja, natürlich."sagte sie und lächelte. „Aber wie?" „Ich war in meiner Phönix-Form. Aus der Asche wiedergeboren, du erinnerst dich?"sagte sie neckisch. „Aber..." „Oh, Harry. Ich konnte mich nicht eher zurückverwandeln. Wahrscheinlich wäre ich als Baby zurückgekommen. Du hast keine Ahnung, wie weh es mir tat, dich so leiden zu sehen, jedes mal, wenn du an mich gedacht hast. Ich habe alle meine Liebe in die Lieder gepackt, die ich dir gesungen habe. Ich wollte, ich hätte es dir irgendwie sagen können." „Also hat mich mein Herz doch nicht getrogen. Das Band unserer Liebe war tatsächlich nie zerrissen. Oh du hast mir so gefehlt, Ginny." Harry richtete sich auf, dabei rutschte die Decke von Ginnys Schultern. „Aber du hast ja gar nichts an, Liebling."stellte er überrascht fest. „Stört es dich?"fragte sie lachend. „Nein."versuchte er sie zu beruhigen. „Meine Sachen sind sicher mit mir verbrannt."stellte sie fest. „Nicht alles."sagte Harry lächelnd und gab ihr ihren Ring zurück, den er die ganze Zeit am kleinen Finger getragen hatte und die Kette von seinem Nachttisch. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Morgen?"fragte sie unschuldig. „Oh ich hätte da schon eine Idee."sagte Harry und entledigte sich seines Pyjamas. Sie vermissten das Frühstück nicht wirklich.
Gegen Mittag löste sich Harry plötzlich aus ihrer sanften Umarmung. „Oh shit!" „Was hast du?" „Heut kommt Fudge und ich habe Dumbledore versprochen, zu kommen." „Soll ich mitkommen?"fragte sie. „Ja, wir wollen doch, dass auch Ron aus seiner Trauer erlöst wird." „Natürlich." Dann schlich sich ein teuflisches Funkeln in seine Augen. „Aber ich würde sagen, wir machen daraus einen Auftritt mit Erinnerungswert." Sie sah ihn fragend an. ‚Sagt mal Freunde, könnt ihr Ginnys Totem von mir eine Nachricht zukommen lassen?'. ‚Ja, das geht.' „Ich werde dir über Phönix eine Nachricht senden, wenn es so weit ist und wo du mich treffen sollst. Öffne dann ein Tor dorthin und komm zu mir. Wahrscheinlich ist es die Große Halle. Aber ich würde dir vorschlagen, du ziehst dir etwas an."sagte er mit einem Augenzwinkern. „Wir können über die Totems kommunizieren?"fragte sie entsetzt. „Ja, sieht so aus." „Oh nein. Ich hätte dich die ganze Zeit informieren können."sagte sie niedergeschlagen. Er streichelte sie beruhigend. „Das ist doch nicht so schlimm. Hauptsache, du bist wieder da."und gab ihr einen Kuss. „Jetzt muss ich mich aber sputen."
Währenddessen in der großen Halle. Die Schüler hatten alle ihr Mittagsmahl beendet und die Tische wurden geleert. Neben Dumbledore saß Minister Fudge und an einem extra Tisch saßen Molly, Arthur, Bill und Charlie Weasley und die Zwillinge. Hermine und Ron saßen wie immer am Gryffindor-Tisch. Hermine schaute sich nervös um: „Wo bleibt er nur? Erst war er nicht beim Frühstück, dann nicht beim Mittag. Er hat versprochen, zu der Zeremonie zu erscheinen. Ich mache mir Sorgen, Ron." Ron wirkte noch immer kraftlos und niedergeschlagen. „Harry hat noch nie sein Versprechen gebrochen. Er wird kommen, Hermine." „Werte Schüler!"sagte Dumbledore laut. „Wie ihr wisst, ist heute der Zaubereiminister hier, um euch für euren tapferen Einsatz zu danken. Ich übergebe das Wort an Cornelius Fudge." Die Lehrer und Fudge standen auf und stellten sich vor den Lehrertisch. Zwei Angestellte des Ministeriums traten dazu. „Werte Professoren, werte Schüler, liebe Gäste. Ich bin heute hierher gekommen, um meinen Dank auszusprechen für den mutigen Einsatz der Lehrer und Schüler im Kampf gegen den dunklen Lord. Professor Dumbledore und einige Auroren haben mir berichtet, wir ihr den dunklen Lord zurückgeschlagen habt. Dafür verdient ihr unser aller Anerkennung. Bei der Verteidigung der Schule haben sich einige Schüler besonders hervorgetan. Diese möchte ich im Nahmen des Ministeriums und der ganzen Zaubererschaft für ihre Verdienste auszeichnen. Aber zuvor möchte ich nochmals mein Beileid für den Verlust von Virginia Weasley aussprechen. Sie hat tapfer ihr Leben geopfert, um ein anderes zu retten und damit einen wesentlichen Teil zur Rettung von Hogwarts beigetragen. Dafür sind wir alle ihr sehr dankbar." Er ging zu den Weasleys herüber und gab jedem einzelnen die Hand. Dann flüsterte er etwas zu Dumbledore, doch der schüttelte den Kopf. „Er fragt sich bestimmt, wo Harry ist."flüsterte Hermine.
„Nun möchte ich folgende Schüler nach vorn bitten: Neville Longbottom und Luna Lovegood." Die beiden traten Hand in Hand vor. „Selten hat Hogwarts so tapfere Schüler wie euch gehabt. Für euren Einsatz bei der Verteidigung und speziell für euren Anteil bei der Niederschlagung der Riesen verleihe ich euch den Orden des Merlin dritter Klasse." Er hängte ihnen die Orden um und alle Schüler brachen in Jubel aus. Die beiden gingen strahlend an ihren Platz zurück. „Jetzt bitte ich die Schüler Hermine Granger und Ronald Weasley nach vorn." Auch sie traten Hand in Hand vor den Zaubereiminister. „Für euren tapferen Einsatz bei der Vernichtung der Riesen und der Vernichtung der Dementoren überreiche ich euch beiden den Orden des Merlins zweiter Klasse. Ich möchte euch nochmals für euren tapferen Einsatz danken. Wir sind sehr stolz auf euch." Trotz seines Verlustes strahlte Ron stolz. Seine ganze Familie zeigte ihm, dass sie stolz auf ihn waren. Sie gingen an ihren Platz zurück. „Nun last but noch least rufe ich Harry Potter. Mister Potter möge bitte vortreten." Es herrschte Stille in der Halle. Alle sahen sich suchend um.
Plötzlich flimmerte vor dem Zaubereiminister die Luft und Harry erschien wie aus dem Nichts. Die Augen des Ministers weiteten sich vor Schreck. Viele der Anwesenden sogen überrascht die Luft ein. In Dumbledores Augen lag ein spöttisches Glitzern und Sirius und Remus konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Sie wollten mich sprechen?"fragte Harry trocken. Das warf den Minister nun endgültig aus der Bahn. „Ähh... ja... ähh Mr. Potter. Ich verleihe ihnen den Orden des Merlins erster Klasse." „Wofür?"wunderte sich Harry „Ähh.. na für die Verteidigung der Schule, der Rettung Hogwarts und dafür, dass sie den dunklen Lord zurückgeschlagen haben." „Ihnen ist bewusst, dass er nicht endgültig besiegt ist?"sagte er mit autoritärer Stimme. Fudge zuckte sichtlich zurück, aber er nickte. „Gut. Dann nehme ich die Ehrung an."sagte Harry trocken. Fudge überreichte ihm den Orden mit zitternden Händen. Die ganze Halle war erst erstarrt, dann brach sie in Jubel aus. Harry brachte sie mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen. „Was ist mit Ginny?"fragte er den Zaubereiminister. Alle Anwesenden sahen ihn entsetzt an. „Ähh... nun, dazu wollte ich gerade kommen. Sie erhält auch den Orden erster Klasse, posthum."
„Warum wollen sie warten, bis sie tot ist?"fragte Harry ihn leise. Fudges Augen weiteten sich. Er keuchte überrascht. Harry hatte unterdessen das Signal gegeben. Direkt neben Harry erschien eine Gestalt aus dem Nichts. Sie war in Harrys dunkelrote Robe gehüllt, ihr Gesicht von der Kapuze verdeckt. „Dejavu."murmelte Dumbledore und ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht. Harry zwinkerte ihm zu. In der Halle entstand aufgeregtes Gemurmel. „Was..."rief Fudge entsetzt. Dann nahm Ginny die Kapuze ab. Fudge wurde blass. Molly rief laut „Ginny!"Wie einer stürmten alle Weasleys auf sie zu. Sie umarmten ihre Tochter beziehungsweise Schwester. „Du lebst."sagte Molly mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen. Dann sah sie Harry böse an: „Du hättest etwas sagen können!" Harry hob abwehrend die Hände: „Molly, bitte. Sie hat sich erst heute zurückverwandelt. Ich hab genau so gelitten und getrauert, wie ihr auch." „Oh, entschuldige bitte, ich habe es nicht so gemeint."dann umarmte sie ihn. „Klasse Auftritt ihr beiden."sagte Fred anerkennend. „Ja, das übertrifft glatt unseren Abgang im letzten Jahr."stimmte George zu. Ron und Hermine hatten auch Tränen in den Augen, nur diesmal nicht aus Trauer, sondern aus Freude.
Dumbledore räusperte sich laut. „Ich glaube, Minister Fudge war noch nicht ganz fertig."sagte er laut. Fudge sah ihn an und nickte dann verstehend. „Virginia Weasley, für deinen Einsatz im Kampf gegen Voldemort verleihe ich dir den Orden des Merlin, Erster Klasse. Du bist damit die jüngste Hexe, die je den Orden des Merlins erhalten hat. Gratuliere."sagte er voller aufrichtiger Anerkennung. Sie nahm den Orden dankbar an. Die ganze Halle brach in tosenden Applaus aus. Harry und Ginny gingen an den Gryffindor-Tisch, nachdem sie Molly und Arthur in Kurzform in Kenntnis gesetzt hatten. Fudge schüttelte nur immer wieder den Kopf und ging zu Dumbledore. „Ich werde zu alt für so etwas. Ich ziehe mich zurück"murmelte er. Dumbledore nickte bestätigend, „Mir geht es allmählich genau so mit den beiden Cornelius." „Was hat Harry gesagt, wie viel Zeit werden wir haben?" „Etwa ein halbes Jahr, im günstigsten Fall ein Jahr. Das heißt allerdings nicht, dass er seine verbliebenen Handlanger nicht schon früher einsetzt." Fudge nickte verstehend, „Diesmal sind wir auf der Hut. Ich verspreche es." Damit verließ er mit seinen Angestellten Hogwarts. „Danke für eure Aufmerksamkeit! Wie gesagt, heute findet keine Schule statt, der Unterricht wird morgen fortgesetzt."
Ginnys Rückkehr wurde im Gryffindor Gemeinschaftsraum ordentlich gefeiert, auch Fred und George waren da und verteilten Muster ihrer neuesten Scherzartikel. Ginny erzählte ihren Freunden noch mal genau, was nun passiert war und diese wiederum berichteten, was nach ihrem Tod passiert ist. Sie sah Harry überrascht an. „Du hast wirklich die ganze Magie der Umgebung in dich aufgesogen und dann Voldemort und Pettigrew gleichzeitig in Flammen aufgehen lassen?"Sie schüttelte den Kopf, „Ich hatte damals wohl recht, dass ich dich lieber nicht wirklich wütend erleben möchte." „Ja, es war grauenhaft. Zu schade nur, dass Voldemort entkommen ist."sagte Hermine und schüttelte sich bei der Erinnerung. „Ja, dann hatten deine Eltern wohl recht. Wir müssen nur noch herausfinden, wie wir ihn gemeinsam besiegen können."sagte Ginny. „Das Schuljahr ist nun fast zu ende und vor nächstem Jahr haben wir nichts von Voldemort zu befürchten. Ich werde eine Woche zu den Dursleys fahren, damit der Schutz aufrechterhalten wird und anschließend nach Potters Place. Möchtet ihr mich da besuchen kommen?"fragte er Ron und Hermine. „Gerne,"sagte sie, „Meine Eltern haben dieses Jahr keinen Urlaub geplant." „Ich komme auch gerne. Wir melden uns per Eule und geben dir Bescheid." An Ginny gewandt fuhr er fort: „Ich wünschte mir, du würdest die ganzen Ferien verbringen, selbst die Zeit mit den Dursleys." „Warum nicht? Ich würde deine Verwandten gern mal kennen lernen. Und wenn sie sich nicht benehmen, verhext du sie einfach. Du bist ja jetzt nicht mehr minderjährig."lachte sie. „Ernsthaft?"freute sich Harry überrascht. „Ja. Ich frage nachher meine Eltern. Sie wollten bis zum Abendessen bleiben." antwortete sie und küsste ihn. „Das wird schon, Mum konnte dir noch nie etwas abschlagen und Harry ist doch ihr Liebling. Aber ich würde vorschlagen, dass ihr auch eine Zeit im Fuchsbau verbringt. Das erhöht eure Chancen."sagte Ron grinsend und zwinkerte ihnen zu. Die beiden nickten. „Ach übrigens. Harry, ist der Raum jetzt wieder frei und betretbar?"fragte Hermine. Ron wurde rot. Harry lachte, „Ja, ihr könnt ihn benutzen." Hermine entführte Ron und Harry genoss mit Ginny das ausklingende Fest.
Die letzten Schultage vergingen wie im Flug. Das waren die ersten Ferien, auf die sich Harry freute, wenn es zugleich auch seine letzten Sommerferien sein würden, da ja mit dem nächsten Schuljahr seine Schulzeit vorüber sein würde. Ginny würde die ganzen Ferien mit ihm zusammen verbringen und vor den Dursleys hatte er keine Angst mehr. Er war noch nie so glücklich in seinem Leben. Blieb nur noch ein Problem... Voldemort.
To be continued....?
Als sie dort ankamen, wartete Harry bereits auf sie. Auf seiner Schulter saß der Phönix, nun schon deutlich gewachsen. „Ah, du bist schon hier Harry." Harry nickte, sein Gesichtsausdruck ließ keinen Rückschluss auf seine Stimmung zu. Sirius ging auf ihn zu und umarmte ihn väterlich. „Ich mache mir Sorgen um dich, Harry." „Dafür gibt es keinen Grund."antwortete er nüchtern. Alle schauten ihn ernst an. „Harry, wir wissen, dass dich und Ginny ein starkes Band verbunden hat. Wir wissen auch, dass es für dich sehr schwer sein muss, damit umzugehen. Niemand sollte so leiden, wie du es getan hast. So viele Verluste, wie du schon ertragen musstest und nun das. Aber du darfst dich nicht selbst aufgeben Harry."sagte Dumbledore mit ruhiger, aber ernster Stimme. „Sie verstehen nicht, Professor. Das ist es ja gerade. Ich trauere um sie. Aber ich empfinde immer noch etwas für sie. Es ist nicht so, dass ich das Gefühl habe, sie verloren zu haben. Das Band, das uns verbindet ist immer noch da, als ob sie nicht gestorben wäre. Als Cedric gestorben ist, als Sirius durch das Tor geschleudert wurde und als ich Idira verlor, jedes Mal wurde ich von furchtbaren Albträumen geplagt und nun ... nichts. Ich schlafe die Nacht durch und träume von ihr, aber nur schöne Sachen. Ich kann mir keinen Reim darauf machen. Vielleicht ist es so, dass sie in dem Phönix etwas von sich zurückgelassen hat. Jedes Mal, wenn meine Trauer um sie zu stark wird und ich weinen muss, fängt der Phönix an zu singen, und sein wunderschöner Gesang beruhigt mich wieder."sagte Harry mit fester Stimme. Dumbledore schaute ihn nachdenklich aber ernst an, „Ja, so wird es sein. Harry, der Zaubereiminister kommt übermorgen. Ich bitte dich, wenigstens nach dem Mittagessen in der großen Halle reinzuschauen. Er möchte dir danken." „Die Einsicht kommt wenig spät nicht"sagte Harry mit eisiger Stimme. Sirius zuckte überrascht zusammen. „Gewöhn dich daran. Er hat eine mächtige Ausstrahlung und er setzt sie oft so ein. Ganz unbewusst."flüsterte ihm Remus zu. „Ich weiß, dass ich es nicht verlangen kann, aber ich bitte dich darum." sagte Dumbledore niedergeschlagen. „Na gut. Ich komme für sie und für Ginny." „Schön. Bist du nun in dem Raum, den mir Hermine und Ron gezeigt haben?" fragte Dumbledore neugierig. Harry nickte. „Wieso hast du eine Wand anstelle der Tür gezaubert?" „Ich wollte allein sein." „Ist dir bewusst, dass das nur der Schuldirektor kann, also meine Wenigkeit. Ich meine, nicht dass du nicht schon genug über den Haufen geworfen hast, woran wir glauben. Zum Beispiel kann man in Hogwarts nicht apparieren." Harry lächelte „Ja, Hermine sagt uns ständig, das wüssten wir, wenn wir ‚Geschichte von Hogwarts' gelesen hätten." „Und doch tust du es. Wie machst du das?"fragte Dumbledore kopfschüttelnd. „Ich wollte allein sein. Ich habe nur daran gedacht, dem ganzen Trubel zu entkommen und in unserem Raum zurück zu sein. Da war ich plötzlich da. Dann wollte ich nicht gestört werden und habe die Tür in eine Wand umgewandelt." „Vielleicht sollte ich meinen Job an den Nagel hängen."meinte Dumbledore niedergeschlagen. „Ach, und Harry. Deine Freunde machen sich große Sorgen um dich. Vielleicht stattest du ihnen mal einen Besuch ab. Schließlich war Ginny auch Rons kleine Schwester."fügte Dumbledore hinzu. Harry sah beschämt zu Boden. „Selbstverständlich. Professor." „Wenn ich mich nicht irre, dürften sie gerade am See sein." „Danke. Dann gehen ich jetzt mal zu ihnen."sagte Harry leise und nickte den dreien zu. Er machte zwei Schritte in Richtung des Sees und verschwand, genau wie den Tag davor.
Ron und Hermine gingen langsam am See entlang. „Meinst du, er fängt sich wieder?"fragte Ron seine Freundin. „Ich weiß nicht. Normalerweise würde ich sagen schon. Bisher hat er alles überstanden und weg gesteckt. Aber seine Beziehung zu Ginny war so eng. Sie hat ihm so viel Lebensfreude vermittelt. Ich hoffe trotzdem, dass er es schafft." Er erschien gerade mal zehn Meter vor ihnen und ging ihnen entgegen, als hätte er genau gewusst, wo sie zu finden waren. „Hallo ihr beiden. Ihr habt mich gesucht?"fragte er leise. „Harry!"rief ihm Hermine freudig entgegen. „Hallo Harry, wie geht es dir?"fragte Ron. „Den Umständen entsprechend gut. Und dir?"fragte er teilnahmsvoll. „Es geht. Hermine tröstet mich und das hilft mir sehr." „Das freut mich. Ich hab auch ein wenig Hilfe, muss ich zugeben." Sie sahen ihn überrascht an. „Der Phönix. Er ist gewachsen und immer wenn ich in Trauer versinke, singt er für mich und beruhigt mich. Was mich am meisten wundert, ist, dass ich keine Albträume habe. Nach Cedrics Tod und nach Idiras Tod hatte ich schlimme Träume und konnte ewig nicht durchschlafen. Aber jetzt ist es so, als würde sie nachts neben mir liegen und ich wache morgens frisch und ausgeruht auf. Ich kann es nicht erklären. Auch meine Gefühle für sie sind noch da, als würde sie jetzt neben mir sitzen." „Es freut uns, dass es dir gut geht. Kommst du heut abend wieder in den Gemeinschaftsraum?"fragte Hermine. „Gib mir noch ein paar Tage. Vielleicht wenn diese ganze Zeremonie mit Fudge vorbei ist. Mal sehen." „Ob mir der Phönix auch helfen könnte? Ich würde ihn gern mal sehen."sagte Ron leise und traurig. Harry stellte sich aufrecht hin und stieß einen kurzen Pfiff aus. Sekunden später hörten sie Flügel schlagen und der Phönix landete sanft auf Harrys Schulter. Dann sah er Ron traurig an, als würde er teilen, was in ihm vorging. Er flog auf Rons Schulter und rieb seinen Kopf sanft an Rons Schläfe. Dann begann er zu singen und alle drei fühlten sich etwas besser. „Danke sehr. Es ist wirklich, als wäre Ginny jetzt hier. Es ist schön, dass du uns besuchst Harry. Wir haben uns Sorgen gemacht." „Es tut mir leid. Ich wollte nur allein sein. Ich habe nicht daran gedacht, dass ihr euch sorgen könntet. Entschuldigung." „Kein Problem. Sag mal, kommst du zu ihrer Beerdigung? Sie ist in vier Tagen. Mum und Dad würden sich freuen." Harry blickte ihn traurig an und wieder standen ihm Tränen in den Augen. „Natürlich Ron. Das ist das Mindeste." „Glaubst du, dass uns Voldemort jetzt in Ruhe lässt?"fragte Hermine vorsichtig. „Er ist entkommen und ich bezweifle, dass es dieses mal wieder fünfzehn Jahre dauert, bis er wieder zu voller Kraft gelangt. Ich sag euch was. Wir treffen uns morgen mit Dumbledore, Sirius und Remus in unserem Studienraum und dann probiere ich ihn zu finden, dann wissen wir vielleicht mehr." „Ist das nicht gefährlich für dich?"fragte sie besorgt. „Ich bin vorsichtig."antwortete er. Sie redeten noch eine Weile, bevor sich Harry von ihnen verabschiedete und sich zurückzog. Der Phönix folgte ihm natürlich.
Am nächsten Morgen frühstückte Harry mit seinen Freunden zusammen in der großen Halle. Dann gingen sie zu Dumbledore und erklärten, was sie vorhatten. Er war einverstanden und folgte ihnen mit Remus und Sirius in den Studierraum. „Willst du es wirklich riskieren?"fragte Sirius besorgt. „Ich habe es schon einmal gemacht. Daher wussten wir, wann der Angriff stattfinden würde. Natürlich hatte mir Ginny vorher mit ihrem Traum überhaupt erst die Idee gegeben."fügte er leise hinzu. Dumbledore nickte ihm aufmunternd zu, Harry setzte sich und konzentrierte sich. Wie beim letzten mal, baute er sehr vorsichtig die Verbindung zu Voldemort auf. Es dauerte eine halbe Stunde, bis er wieder die Augen öffnete. Wieder war er schweißgebadet. „Es ist schlimmer als ich gedacht habe. Er hat bereits wieder einen neuen Körper. Er war auf diese Niederlage vorbereitet. Nachdem, was ich gerade erfahren habe, ist er in einem halben Jahr wieder einsatzfähig und hat spätestens in einem Jahr wieder seine volle Macht zurück. Das lässt uns nicht viel Zeit. Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Mum und Dad hatten uns schon gewarnt, dass Voldemort zu stark geworden ist. Sie sagten, nur Ginny und ich gemeinsam könnten ihn besiegen." sagte er trübselig. „Du hast mit Lily und James gesprochen?"fragte Dumbledore verblüfft. „Ja, bei Ginnys Initiierung." „Wir werden einen Weg finden, das versichere ich dir."sagte Dumbledore zuversichtlich. Sie diskutierten noch eine Weile, dann gingen sie zum Mittag in die Halle zurück. Nach dem Essen verabschiedete sich Harry und sagte, das wäre wohl die letzte Nacht, die er allein verbringen würde.
Er zog sich in den Raum zurück und setzte sich auf sein Bett. Er las noch ein wenig in dem Buch, das ihm Ginny geschenkt hatte. Er hatte viel daraus gelernt. So zum Beispiel die Alternative zum apparieren. Er ließ sich von Dobby Abendessen bringen und dann legte er sich hin. „Ach wenn, doch Ginny bei mir wäre. Ich vermisse sie so."seufzte er. Der Phönix sprang auf sein Bett und kuschelte mit seinem Kopf an Harrys. „Danke, dass du mir so hilfst. Ich weiß nicht, wie ich es sonst aushalten sollte."sagte Harry und streichelte sanft die Federn des Phönix. Irgendwann schlief er ein. Der Phönix wachte an seinem Bett. Spät am Morgen wachte er auf, als die Sonnenstrahlen seine Nase kitzelten. Er hatte seit Ginnys Tod nicht mehr so gut geschlafen. Irgendetwas war anders, dachte er verschlafen und öffnete die Augen. Er blickte in das Gesicht eines Engels. „Ginny?"flüsterte er perplex. „Ich muss träumen." „Harry."flüsterte nun Ginny im Halbschlaf. Er streichelte sanft ihre Wange. Sie war real, es war kein Traum. „Ginny!"rief er nun etwas lauter. Jetzt wachte sie auf und sah in die strahlendsten Augen, die sie je gesehen hatte. „Du lebst!"freute er sich. „Ja, natürlich."sagte sie und lächelte. „Aber wie?" „Ich war in meiner Phönix-Form. Aus der Asche wiedergeboren, du erinnerst dich?"sagte sie neckisch. „Aber..." „Oh, Harry. Ich konnte mich nicht eher zurückverwandeln. Wahrscheinlich wäre ich als Baby zurückgekommen. Du hast keine Ahnung, wie weh es mir tat, dich so leiden zu sehen, jedes mal, wenn du an mich gedacht hast. Ich habe alle meine Liebe in die Lieder gepackt, die ich dir gesungen habe. Ich wollte, ich hätte es dir irgendwie sagen können." „Also hat mich mein Herz doch nicht getrogen. Das Band unserer Liebe war tatsächlich nie zerrissen. Oh du hast mir so gefehlt, Ginny." Harry richtete sich auf, dabei rutschte die Decke von Ginnys Schultern. „Aber du hast ja gar nichts an, Liebling."stellte er überrascht fest. „Stört es dich?"fragte sie lachend. „Nein."versuchte er sie zu beruhigen. „Meine Sachen sind sicher mit mir verbrannt."stellte sie fest. „Nicht alles."sagte Harry lächelnd und gab ihr ihren Ring zurück, den er die ganze Zeit am kleinen Finger getragen hatte und die Kette von seinem Nachttisch. „Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Morgen?"fragte sie unschuldig. „Oh ich hätte da schon eine Idee."sagte Harry und entledigte sich seines Pyjamas. Sie vermissten das Frühstück nicht wirklich.
Gegen Mittag löste sich Harry plötzlich aus ihrer sanften Umarmung. „Oh shit!" „Was hast du?" „Heut kommt Fudge und ich habe Dumbledore versprochen, zu kommen." „Soll ich mitkommen?"fragte sie. „Ja, wir wollen doch, dass auch Ron aus seiner Trauer erlöst wird." „Natürlich." Dann schlich sich ein teuflisches Funkeln in seine Augen. „Aber ich würde sagen, wir machen daraus einen Auftritt mit Erinnerungswert." Sie sah ihn fragend an. ‚Sagt mal Freunde, könnt ihr Ginnys Totem von mir eine Nachricht zukommen lassen?'. ‚Ja, das geht.' „Ich werde dir über Phönix eine Nachricht senden, wenn es so weit ist und wo du mich treffen sollst. Öffne dann ein Tor dorthin und komm zu mir. Wahrscheinlich ist es die Große Halle. Aber ich würde dir vorschlagen, du ziehst dir etwas an."sagte er mit einem Augenzwinkern. „Wir können über die Totems kommunizieren?"fragte sie entsetzt. „Ja, sieht so aus." „Oh nein. Ich hätte dich die ganze Zeit informieren können."sagte sie niedergeschlagen. Er streichelte sie beruhigend. „Das ist doch nicht so schlimm. Hauptsache, du bist wieder da."und gab ihr einen Kuss. „Jetzt muss ich mich aber sputen."
Währenddessen in der großen Halle. Die Schüler hatten alle ihr Mittagsmahl beendet und die Tische wurden geleert. Neben Dumbledore saß Minister Fudge und an einem extra Tisch saßen Molly, Arthur, Bill und Charlie Weasley und die Zwillinge. Hermine und Ron saßen wie immer am Gryffindor-Tisch. Hermine schaute sich nervös um: „Wo bleibt er nur? Erst war er nicht beim Frühstück, dann nicht beim Mittag. Er hat versprochen, zu der Zeremonie zu erscheinen. Ich mache mir Sorgen, Ron." Ron wirkte noch immer kraftlos und niedergeschlagen. „Harry hat noch nie sein Versprechen gebrochen. Er wird kommen, Hermine." „Werte Schüler!"sagte Dumbledore laut. „Wie ihr wisst, ist heute der Zaubereiminister hier, um euch für euren tapferen Einsatz zu danken. Ich übergebe das Wort an Cornelius Fudge." Die Lehrer und Fudge standen auf und stellten sich vor den Lehrertisch. Zwei Angestellte des Ministeriums traten dazu. „Werte Professoren, werte Schüler, liebe Gäste. Ich bin heute hierher gekommen, um meinen Dank auszusprechen für den mutigen Einsatz der Lehrer und Schüler im Kampf gegen den dunklen Lord. Professor Dumbledore und einige Auroren haben mir berichtet, wir ihr den dunklen Lord zurückgeschlagen habt. Dafür verdient ihr unser aller Anerkennung. Bei der Verteidigung der Schule haben sich einige Schüler besonders hervorgetan. Diese möchte ich im Nahmen des Ministeriums und der ganzen Zaubererschaft für ihre Verdienste auszeichnen. Aber zuvor möchte ich nochmals mein Beileid für den Verlust von Virginia Weasley aussprechen. Sie hat tapfer ihr Leben geopfert, um ein anderes zu retten und damit einen wesentlichen Teil zur Rettung von Hogwarts beigetragen. Dafür sind wir alle ihr sehr dankbar." Er ging zu den Weasleys herüber und gab jedem einzelnen die Hand. Dann flüsterte er etwas zu Dumbledore, doch der schüttelte den Kopf. „Er fragt sich bestimmt, wo Harry ist."flüsterte Hermine.
„Nun möchte ich folgende Schüler nach vorn bitten: Neville Longbottom und Luna Lovegood." Die beiden traten Hand in Hand vor. „Selten hat Hogwarts so tapfere Schüler wie euch gehabt. Für euren Einsatz bei der Verteidigung und speziell für euren Anteil bei der Niederschlagung der Riesen verleihe ich euch den Orden des Merlin dritter Klasse." Er hängte ihnen die Orden um und alle Schüler brachen in Jubel aus. Die beiden gingen strahlend an ihren Platz zurück. „Jetzt bitte ich die Schüler Hermine Granger und Ronald Weasley nach vorn." Auch sie traten Hand in Hand vor den Zaubereiminister. „Für euren tapferen Einsatz bei der Vernichtung der Riesen und der Vernichtung der Dementoren überreiche ich euch beiden den Orden des Merlins zweiter Klasse. Ich möchte euch nochmals für euren tapferen Einsatz danken. Wir sind sehr stolz auf euch." Trotz seines Verlustes strahlte Ron stolz. Seine ganze Familie zeigte ihm, dass sie stolz auf ihn waren. Sie gingen an ihren Platz zurück. „Nun last but noch least rufe ich Harry Potter. Mister Potter möge bitte vortreten." Es herrschte Stille in der Halle. Alle sahen sich suchend um.
Plötzlich flimmerte vor dem Zaubereiminister die Luft und Harry erschien wie aus dem Nichts. Die Augen des Ministers weiteten sich vor Schreck. Viele der Anwesenden sogen überrascht die Luft ein. In Dumbledores Augen lag ein spöttisches Glitzern und Sirius und Remus konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Sie wollten mich sprechen?"fragte Harry trocken. Das warf den Minister nun endgültig aus der Bahn. „Ähh... ja... ähh Mr. Potter. Ich verleihe ihnen den Orden des Merlins erster Klasse." „Wofür?"wunderte sich Harry „Ähh.. na für die Verteidigung der Schule, der Rettung Hogwarts und dafür, dass sie den dunklen Lord zurückgeschlagen haben." „Ihnen ist bewusst, dass er nicht endgültig besiegt ist?"sagte er mit autoritärer Stimme. Fudge zuckte sichtlich zurück, aber er nickte. „Gut. Dann nehme ich die Ehrung an."sagte Harry trocken. Fudge überreichte ihm den Orden mit zitternden Händen. Die ganze Halle war erst erstarrt, dann brach sie in Jubel aus. Harry brachte sie mit einer kurzen Handbewegung zum Schweigen. „Was ist mit Ginny?"fragte er den Zaubereiminister. Alle Anwesenden sahen ihn entsetzt an. „Ähh... nun, dazu wollte ich gerade kommen. Sie erhält auch den Orden erster Klasse, posthum."
„Warum wollen sie warten, bis sie tot ist?"fragte Harry ihn leise. Fudges Augen weiteten sich. Er keuchte überrascht. Harry hatte unterdessen das Signal gegeben. Direkt neben Harry erschien eine Gestalt aus dem Nichts. Sie war in Harrys dunkelrote Robe gehüllt, ihr Gesicht von der Kapuze verdeckt. „Dejavu."murmelte Dumbledore und ein Lächeln schlich sich in sein Gesicht. Harry zwinkerte ihm zu. In der Halle entstand aufgeregtes Gemurmel. „Was..."rief Fudge entsetzt. Dann nahm Ginny die Kapuze ab. Fudge wurde blass. Molly rief laut „Ginny!"Wie einer stürmten alle Weasleys auf sie zu. Sie umarmten ihre Tochter beziehungsweise Schwester. „Du lebst."sagte Molly mit zitternder Stimme und Tränen in den Augen. Dann sah sie Harry böse an: „Du hättest etwas sagen können!" Harry hob abwehrend die Hände: „Molly, bitte. Sie hat sich erst heute zurückverwandelt. Ich hab genau so gelitten und getrauert, wie ihr auch." „Oh, entschuldige bitte, ich habe es nicht so gemeint."dann umarmte sie ihn. „Klasse Auftritt ihr beiden."sagte Fred anerkennend. „Ja, das übertrifft glatt unseren Abgang im letzten Jahr."stimmte George zu. Ron und Hermine hatten auch Tränen in den Augen, nur diesmal nicht aus Trauer, sondern aus Freude.
Dumbledore räusperte sich laut. „Ich glaube, Minister Fudge war noch nicht ganz fertig."sagte er laut. Fudge sah ihn an und nickte dann verstehend. „Virginia Weasley, für deinen Einsatz im Kampf gegen Voldemort verleihe ich dir den Orden des Merlin, Erster Klasse. Du bist damit die jüngste Hexe, die je den Orden des Merlins erhalten hat. Gratuliere."sagte er voller aufrichtiger Anerkennung. Sie nahm den Orden dankbar an. Die ganze Halle brach in tosenden Applaus aus. Harry und Ginny gingen an den Gryffindor-Tisch, nachdem sie Molly und Arthur in Kurzform in Kenntnis gesetzt hatten. Fudge schüttelte nur immer wieder den Kopf und ging zu Dumbledore. „Ich werde zu alt für so etwas. Ich ziehe mich zurück"murmelte er. Dumbledore nickte bestätigend, „Mir geht es allmählich genau so mit den beiden Cornelius." „Was hat Harry gesagt, wie viel Zeit werden wir haben?" „Etwa ein halbes Jahr, im günstigsten Fall ein Jahr. Das heißt allerdings nicht, dass er seine verbliebenen Handlanger nicht schon früher einsetzt." Fudge nickte verstehend, „Diesmal sind wir auf der Hut. Ich verspreche es." Damit verließ er mit seinen Angestellten Hogwarts. „Danke für eure Aufmerksamkeit! Wie gesagt, heute findet keine Schule statt, der Unterricht wird morgen fortgesetzt."
Ginnys Rückkehr wurde im Gryffindor Gemeinschaftsraum ordentlich gefeiert, auch Fred und George waren da und verteilten Muster ihrer neuesten Scherzartikel. Ginny erzählte ihren Freunden noch mal genau, was nun passiert war und diese wiederum berichteten, was nach ihrem Tod passiert ist. Sie sah Harry überrascht an. „Du hast wirklich die ganze Magie der Umgebung in dich aufgesogen und dann Voldemort und Pettigrew gleichzeitig in Flammen aufgehen lassen?"Sie schüttelte den Kopf, „Ich hatte damals wohl recht, dass ich dich lieber nicht wirklich wütend erleben möchte." „Ja, es war grauenhaft. Zu schade nur, dass Voldemort entkommen ist."sagte Hermine und schüttelte sich bei der Erinnerung. „Ja, dann hatten deine Eltern wohl recht. Wir müssen nur noch herausfinden, wie wir ihn gemeinsam besiegen können."sagte Ginny. „Das Schuljahr ist nun fast zu ende und vor nächstem Jahr haben wir nichts von Voldemort zu befürchten. Ich werde eine Woche zu den Dursleys fahren, damit der Schutz aufrechterhalten wird und anschließend nach Potters Place. Möchtet ihr mich da besuchen kommen?"fragte er Ron und Hermine. „Gerne,"sagte sie, „Meine Eltern haben dieses Jahr keinen Urlaub geplant." „Ich komme auch gerne. Wir melden uns per Eule und geben dir Bescheid." An Ginny gewandt fuhr er fort: „Ich wünschte mir, du würdest die ganzen Ferien verbringen, selbst die Zeit mit den Dursleys." „Warum nicht? Ich würde deine Verwandten gern mal kennen lernen. Und wenn sie sich nicht benehmen, verhext du sie einfach. Du bist ja jetzt nicht mehr minderjährig."lachte sie. „Ernsthaft?"freute sich Harry überrascht. „Ja. Ich frage nachher meine Eltern. Sie wollten bis zum Abendessen bleiben." antwortete sie und küsste ihn. „Das wird schon, Mum konnte dir noch nie etwas abschlagen und Harry ist doch ihr Liebling. Aber ich würde vorschlagen, dass ihr auch eine Zeit im Fuchsbau verbringt. Das erhöht eure Chancen."sagte Ron grinsend und zwinkerte ihnen zu. Die beiden nickten. „Ach übrigens. Harry, ist der Raum jetzt wieder frei und betretbar?"fragte Hermine. Ron wurde rot. Harry lachte, „Ja, ihr könnt ihn benutzen." Hermine entführte Ron und Harry genoss mit Ginny das ausklingende Fest.
Die letzten Schultage vergingen wie im Flug. Das waren die ersten Ferien, auf die sich Harry freute, wenn es zugleich auch seine letzten Sommerferien sein würden, da ja mit dem nächsten Schuljahr seine Schulzeit vorüber sein würde. Ginny würde die ganzen Ferien mit ihm zusammen verbringen und vor den Dursleys hatte er keine Angst mehr. Er war noch nie so glücklich in seinem Leben. Blieb nur noch ein Problem... Voldemort.
To be continued....?
