Disclaimer: Keine der wundervollen Charaktere Tolkiens gehören mir, allerdings ist der Held der Geschichte meiner Phantasie entsprungen! Rating: PG 13, wegen teilweise blutigen Szenen...

@ Daenor: Ich eile...und verspreche, dass ich die Zeitsprünge in Zukunft besser kennzeichnen werde! @SweetDevil: Dank deiner Hilfe hab ich es doch noch hinbekommen! Schön, dass es dir noch gefällt! @Nessi: Jaja, die Technik...*g* Ameron steckt seine Nase überall hinein, nicht mal der Chat ist vor im sicher...*grins* AN ALLE REVIEWER: VIIIELEN DANK FÜR DAS MOTIVIERENDE FEEDBACK!!! *freut sich wie verrückt* - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

"Cuja, komm! Wir gehen zum Fluss!" rief Ameron über seine Schulter und lief los. Hinter ihm kam ein silbriger Schatten geschossen und überholte den Jungen mühelos. Der Winter hatte gegen den Frühling entgültig verloren, die Bäume hatten ein neues Blätterkleid bekommen und die Luft war erfüllt vom Duft der verschiedensten Blüten und dem Gesumme der Insekten, die sich von ihnen anlocken ließen. Ameron hatte seinen Bogen und den Köcher mit den Pfeilen geschultert, seit dem Vorfall mit dem Ork im Herbst zuvor hatte er ihn immer dabei und war fest entschlossen, ihn zu gebrauchen, sollte wieder einer der Mörder seiner Familie hier auftauchen in seinem Wald. Ameron hatte am Grab seiner Eltern einen Schwur geleistet, den er niemals brechen würde, er hatte es ihnen versprochen.

Am Ufer des Flusses angekommen, sah er sich erst einmal prüfend um, wie er es immer tat. Ameron war sich stets der Gefahr bewusst, die überall in der Wildnis auf ihn lauern konnte, aber er konnte nichts auffälliges entdecken. Er legte Bogen und Köcher am Ufer ab und zog rasch Hemd und Hose aus. Die Kleidung sah schon recht schäbig aus und war ihm auch schon um einiges zu klein geworden, aber er hatte nichts anderes. Das Wasser war noch sehr kalt, aber es kümmerte ihn nicht sehr. Er schnappte sich seinen Holzspeer, den er für den Fischfang geschnitzt hatte. Er hatte zwei Spitzen, die beide einen kleinen Widerhaken aufwiesen, so war es den Fischen unmöglich, sich loszuwinden und zu fliehen, wenn sie erst mal aufgespießt waren. Als er kopfüber ins Wasser sprang, traf ihn die Kälte mit voller Kraft und sein Körper verkrampfte sich kurz, doch schnell hatte sich Ameron an die Temperatur gewöhnt und tauchte ungerührt immer tiefer. Aufmerksam beobachtete er die Umgebung um sich und sah bald, kurz bevor er den Grund des Flusses erreicht hatte, einen großen Fisch. Wenn der Junge ihn fangen konnte, hatten er und Cuja für zwei Tage Nahrung! Ameron zielte mit seinem Speer und sein Arm schnellte nach vorne. Er fühlte, wie sich die Spitzen in den sich windenden Körper bohrten und den Fisch unnachgiebig festhielten. Das Tier kämpfte mit aller Kraft um sein Leben und der Junge hatte alle Mühe, den Speer festzuhalten. Ameron versuchte, mit seiner Beute an die Wasseroberfläche zu gelangen, doch der Fisch war stark, immer wieder zog er den Jungen mit sich. Langsam wurde ihm die Luft knapp, Ameron fühlte, wie seine Lungen zu brennen begannen und das Blut rauschte in seinen Ohren. Sein ganzer Körper verlangte nach Luft, doch er wollte nicht aufgeben. Verbissen schwamm er mit kräftigen Bewegungen nach oben, den Speer fest umklammert. Es schien, dass dem Fisch langsam die Kräfte verließen, das zappeln wurde schwächer und Ameron konnte die Oberfläche erreichen, wo er erst mal nach Luft schnappte. Am Ufer angelangt, ließ er sich in den nassen, kalten Sand fallen und atmete tief ein, langsam verebbte das Brennen in seinen Lungen und stolz sah er auf seine Beute, die neben ihm lag.

Die Wölfin war zu ihm gelaufen und drängte sich eng an seinen kalten Körper. "Sieh mal, Cuja! Da haben wir eine Weile was zu futtern! Wie groß er ist!" Ameron merkte, dass er zitterte und erhob sich, um seine Kleidung wieder anzulegen. Er legte den Speer, an dem noch immer der riesige Fisch hing, über die Schulter und beide, Wolf und Junge trotteten nebeneinander nach Hause, wo der Fisch bald über dem Feuer briet und einen köstlichen Duft verströmte.

Früh am nächsten Morgen machte sich Ameron zu einem Erkundungsgang auf, er wollte Kräuter sammeln, besonders eines hatte ihm seine Mutter stets ans Herz gelegt. "Das beste von allen Kräutern, die hier existieren, ist das Königskraut, Ameron. Es vermag Verletzungen zu heilen und hilft bei schweren Erkrankungen, den Kranken zu beruhigen und ihm Kraft zu schenken. Du musst die Blätter trocknen und dann, wenn du sie benötigst, in heißes Wasser geben, und wenn du es mit Tierfett verkochst, hast du eine sehr gute Salbe, die dir immer gute Dienste leisten wird!" Amrin hatte ihrem Sohn vieles über ihre Kunst beigebracht, er war oft dabei gewesen, wenn sie Kräuter gesammelt und zubereitet hatte. Trotz seiner Jugend beobachtete er mit großem Interesse jeden Handgriff und konnte ihr schon bald eine große Hilfe sein. Die Frau war sich sicher, dass aus Ameron eines Tages ein ebenso tüchtiger Heiler werden würde, wie ihre Mutter und ihre Großmutter es waren.

Ameron hatte seinen Beutel umgehängt, in dem er Wegzehrung für sich und die Wölfin verstaut hatte, sie würden den ganzen Tag unterwegs sein, die Stellen, an dem das Königskraut wuchs, waren tief im Wald versteckt.

Die Beiden waren schon recht lange unterwegs, als Cuja plötzlich mitten in der Bewegung innehielt und die Nackenhaare aufstellte. Ihr leises Knurren alarmierte den Jungen und rasch nahm er den Bogen von der Schulter und legte einen Pfeil auf die Sehne. "Ruhig, Cuja. Er darf uns nicht entdecken." Flüsterte Ameron der Wölfin zu, die daraufhin auch zu knurren aufhörte, aber keinen Blick von der Gestalt wandte, die gerade über die Lichtung vor ihnen ging. Der Junge erkannte, dass es sich um einen Mann handelte, der wohl auf der Wanderschaft war. Er hatte einen Wanderstab in der Hand und einen schweren Rucksack auf dem Rücken. Ameron war sich nicht sicher, wie er sich verhalten sollte, war es einer von Saurons Männern oder nur ein einfacher Wanderer, den sein Weg zufällig durch seinen Wald führte? Misstrauisch beobachtete er jeden Schritt des Fremden, unter seinem Umhang sah er ein großes Schwert hervorragen, der Mann sah sich immer wieder um und als er in seine Richtung sah, bemerkte Ameron, dass er eiskalte Augen besaß, die scharf aus dem schmalen Gesicht hervorstachen. Quer über das Gesicht verlief eine lange Narbe. Dieser Mann war bestimmt kein harmloser Wanderer, da war sich der Junge sicher. Aber solange er ihn nicht entdeckte, würde Ameron nichts unternehmen. Orks töten war eine Sache, aber diese Gestalt hier war einer seines eigenen Volkes. Der Junge senkte den Bogen langsam, hielt jedoch den Pfeil in seiner Position, um im Zweifelsfall schnell schießen zu können. Doch er hatte Glück, der Mann verschwand so schnell wie er gekommen war, Ameron atmete auf und setzte seinen Weg fort, aber er war nun auf der Hut, es konnte sein, dass der Wanderer wiederkommen und ihm und Cuja gefährlich werden könnte. Aber er sah ihn nicht wieder. Lange dachte Ameron über diesen Vorfall nach, wenn der Mann nicht böse war, hätte er sich zeigen sollen, er hätte ihn bestimmt mit sich genommen, dorthin wo andere Menschen lebten. Aber wollte er das unbedingt? Was würde aus Cuja werden, er könnte sie nicht mitnehmen, Menschen hatten zu viel Angst vor Wölfen. Und was wäre passiert, wenn sich herausgestellt hätte, dass der Mann doch keine guten Absichten hegte? Dann wäre er verloren gewesen. "Nein, ich habe das richtige getan, nicht wahr, Cuja?" fragte er seine vierbeinige Freundin, die wie zur Bestätigung mit dem Schwanz wedelte und ihn freudig ansah.

Ameron erfuhr bald, wie klug seine Entscheidung gewesen war, sich diesem Mann nicht zu zeigen. Wenige Tage, nachdem er ihn durch den Wald wandern sah, tauchte der Mann wieder auf. Dieses Mal hatte er jedoch keinen Rucksack und Wanderstab bei sich, sondern war neben seinem Schwert auch mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Lauernd sah er sich immer wieder um, als ob er auf jemanden warten würde. Der Junge war wieder in diesem abgelegenen Teil des Waldes gekommen, er wollte die Höhlen, die er dort vor einiger Zeit entdeckt hatte, auskundschaften. Ameron wurde misstrauisch und beschloss, dem verdächtigen Mann zu folgen.

Geschickt jede Deckung nutzend, verfolgte ihm der Junge bis er an den Rand des Waldes gelangt war. Ameron wusste, dass hier des öfteren Wanderer durchzogen, er hielt sich eigentlich normalerweise fern von diesem Ort, zu groß war seine Angst, von bösen Menschen entdeckt zu werden. Aber nun war er zu neugierig, was dieser eigenartige Mann vor hatte, als dass er an seine Scheu dachte. " Der hat doch was vor, Cuja. Oder was meinst du?" flüsterte der Junge der Wölfin zu, die wie immer an seiner Seite war und den ihn ebenfalls zu beobachten schien. Stirnrunzelnd sah Ameron zu, wie der Mann sich hinter einem Gebüsch verbarg, das am Rande des ausgetretenen Pfades wuchs und einen Wanderer, der ein Packpferd am Halfter führte, zu beobachten schien. Langsam hatte der Mann seinen Bogen von der Schulter genommen und einen Pfeil auf die Sehne gelegt, er zielte und wartete kurz, bis sich sein Opfer genähert hatte.

Ameron hörte einen kurzen Aufschrei, der sofort in ein Röcheln überging. Mit großen Augen sah er, wie der Wanderer sich an die Brust griff und zu Boden fiel. Er hatte soeben beobachtet, wie einer seines Volkes einen unschuldigen, wehrlosen Menschen brutal ermordet hatte. Der Mann konnte nur dem Bösen dienen, er war einer von Saurons Dienern, da war sich der geschockte Junge sicher. Innerlich verfluchte er sich, dass er ihn vor einigen Tagen laufen ließ, diese Entscheidung hatte dem Wanderer das Leben gekostet. Aber Ameron würde nicht zulassen, dass dieser böse Mensch noch einmal töten würde, er nahm den Bogen seines Vaters, spannte einen Pfeil ein und zielte. Er hatte den Mörder genau vor sich, der Pfeil würde in direkt ins Herz treffen, er musste nur noch den Pfeil loslassen. Aber irgendwie gehorchten seine Finger nicht, eisern hielten sie das Geschoss zurück.

Ameron begann zu schwitzen und seine Hände zitterten leicht. Er ist ein Mörder, er verdient den Tod! Er hörte eine Stimme in sich. Aber er ist ein Mensch, einer deines Volkes! Sprach eine andere Stimme. Amerons Lippen begannen zu beben, er fühlte Tränen in sich aufsteigen. Was sollte er nur tun? In diesem Moment sah er, wie der Mann sich zu dem am Boden Liegenden beugte und ihm mit einer schwungvollen Bewegung die Kehle durchschnitt!

Ein Aufschrei entrang sich seiner Kehle, er sah mit einem Male seinen Vater wieder vor sich, die klaffende Wunde am Hals würde er in seinem gesamten Leben nicht vergessen können! Ameron merkte, dass sich der Mörder aufgerichtet hatte und nun mit dem blutverschmierten Messer in der Hand auf ihn zulief. Grauen packte den Jungen, als er in dessen Gesicht blickte. Erneut schrie er auf und ließ den Pfeil von der Sehne schnellen. Der Mann blieb mitten im Lauf stehen und sah das Kind an, das mit schreckgeweiteten Augen ihn anstarrte, den Bogen noch immer wie zum Schuss bereit in den kleinen Händen. "Du kleiner Bastard!" brachte er heiser hervor, ehe er in sich zusammensackte, er war tot, noch ehe er den Boden erreicht hatte.

Fassungslos starrte Ameron auf den Mann, der vor ihm am Boden lag und sich nicht mehr bewegte, seine Augen waren starr ins Leere gerichtet. Der Junge realisierte erst allmählich, dass er ihn getötet hatte. Ein Schluchzen entrann seiner Kehle, er ließ den Arm mit dem Bogen langsam sinken und die Tränen liefen ihm über die Wangen. Der geschockte Junge fiel auf die Knie und konnte keinen Blick von dem Toten wenden. Er hatte einen Menschen getötet! Dieser Gedanke hämmerte ihm durchs Gehirn.

Ameron fühlte Cujas kalte Schnauze in seinem Gesicht, zärtlich leckte sie ihm über die Wange und winselte leise. Laut weinend fiel der Junge der Wölfin um den Hals und vergrub sein nasses Gesicht in ihrem weichen Fell, sie ließ ihn gewähren. Langsam versiegten die Tränen und Ameron stand mit zitternden Knien auf. Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und wischte sich die Tränen aus den Augen. Ein letzter Blick noch auf den toten Mörder, dann ging der Junge langsam zu dem ermordeten Wanderer, der noch immer am Waldweg lag. Ameron vermied es, ihn anzusehen, er wollte um keinen Preis seinen durchschnittenen Hals sehen. Die Aufmerksamkeit des Jungen galt dem Packpferd, das neben ihm stand und leise schnaubte. Ameron strich ihm liebevoll über die Nüstern und begann, die Taschen zu durchsuchen. Das meiste in ihnen war für ihn wertlos, Pfeifenkraut, Wein und einige andere Sachen traten zum Vorschein. In der anderen Packtasche fand er Kleidung, einige Hemden und Hosen, sogar ein Paar Stiefel fand er. Diese Tasche und noch eine andere, in der sich Brot, Käse und andere Lebensmittel befanden, schnallte er ab und ließ das Pferd frei. Noch einmal ging er zu dem toten Mörder und nahm alle Pfeile aus dessen Köcher, er würde sie auf jeden Fall gut brauchen können. Auch seinen eigenen Pfeil wollte er wiederhaben, aber es brachte es nicht übers Herz, den Toten zu berühren, er hatte ja nun einige Pfeile mehr, da würde er den Verlust des einen schon verschmerzen können. Schwer bepackt machte sich Ameron mit Cuja wieder zurück auf den Heimweg.

In seiner Hütte angekommen, begann Ameron, seine Beute auf dem Bett auszubreiten. Je zwei Hosen und Hemden, eine lederne Jacke ohne Ärmel und ein Paar Lederstiefel waren in der Tasche zu finden. Alle Kleidungsstücke waren schwarz. Auch einen Beutel mit Nähzeug hatte der Junge entdeckt, was er auch gut gebrauchen konnte. Die Kleidung war ihm noch um einiges zu groß, aber eines Tages würde er schon hineinpassen, da war sich Ameron sicher, auch um die Stiefel tragen zu können musste er noch kräftig an Größe zulegen müssen. Mit den Nahrungsmitteln jedoch konnte er sofort etwas anfangen. Wie gut schmeckte das Brot! Ameron wusste gar nicht mehr, wann er zuletzt Brot gegessen hatte.

Nachdenklich betrachtete es der Junge, er hatte doch schon oft seiner Mutter zugesehen, wie sie Brot gebacken hatte, es schien nicht schwer zu sein. Aber woher bekam er Mehl? Im Wald wuchs nun mal kein Getreide, soviel war sicher, er würde es von den Feldern holen müssen. Aber das hieße, sich in die Nähe von Menschen wagen zu müssen, und von denen hatte Ameron die Nase ziemlich voll. Seit dieser Begegnung hegte er nur noch mehr Misstrauen gegen Angehörige seines eigenen Volkes.