Disclaimer: Keine der wundervollen Charaktere Tolkiens gehören mir,
allerdings ist der Held der Geschichte meiner Phantasie entsprungen!
Rating: PG 13, wegen teilweise blutigen Szenen...
@Daenor: Es ist eine sehr schwere Verletzung... **********************************************************
Ameron merkte nicht mehr, wie Aragorn erschrocken nach seinem Puls tastete und sich daran machte, die Blutung zum Stillstand zu bringen. Arwen hatte ihren Umhang auf die Wunde gepresst, doch der Stoff war schon kurze Zeit später getränkt von dem Blut des mutigen jungen Mannes. Mit jedem Herzschlag wurde mehr Blut aus der Verletzung gedrückt, Amerons Herz begann, unregelmäßig zu schlagen, der Puls wurde immer schwächer...
Endlich hatte Aragorn es geschafft, dass der Blutstrom immer schwächer wurde und schließlich doch noch versiegte. Er legte einen festen Verband um Amerons Brust an und sah seinen jungen Freund bekümmert an. Amerons Gesicht war leichenblass, seine Lippen hatten eine schwach bläuliche Farbe angenommen, der Atem war unwahrscheinlich flach und röchelnd. Aragorn wusste, dass der junge Mann dem Tode näher war als dem Leben, aber er hatte für ihn getan, was in seiner Macht stand. Ameron musste nun kämpfen! Der König von Gondor hatte keinen Zweifel daran, dass sein Freund kämpfte, doch würde er gegen einen so mächtigen Gegner bestehen können? Er hoffte es von ganzem Herzen.
Aragorn machte sich große Vorwürfe, hätte er nicht darauf bestanden, dass Ameron ihn und seine Familie nach Minas Tirith zurückbegleitete, wäre er bei seinen Schwestern in Edoras geblieben, gesund und munter. Er zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte. "Du hast keine Schuld an dieser Situation, Elessar!" Er wandte sich Arwen zu und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. "Aber ich habe von ihm verlangt, dass er mitkommt!" seufzte er und schloss die Augen. "Es war seine eigene Entscheidung. Ameron wusste, dass Gefahren auf dem Weg lauerten, er wäre niemals in Rohan geblieben." Arwen strich tröstend durch Aragorns Haare, sie wusste, wie schlecht er sich fühlte. Hinter sich hörten sie, dass die Soldaten zurückgekehrt waren, Aragorn löste sich von seiner Frau und ging zu den Männern, um ihnen Order zu geben, ein Lager zu errichten. Im Moment war eine Fortsetzung der Reise undenkbar, es wäre Amerons sicherer Tod!
Leise stöhnte Ameron auf, der Schmerz schien ihn zerreißen zu wollen. Er fühlte eine warme Hand auf seiner Stirn, der junge Mann versuchte die Augen zu öffnen, wollte sehen, wem sie gehörte, aber seine Lider gehorchtem seinen Willen nicht. Nach unendlicher Zeit schaffte es Ameron schließlich doch noch, langsam hoben sie sich und nur allmählich verzog sich die Dunkelheit. Über sich gebeugt konnte er Aragorn erkennen, dessen Hand noch immer auf seiner Stirn ruhte und zu ihm sprach. Aber der junge Mann verstand kein Wort, das Blut rauschte in seinen Ohren und überdeckte jeden anderen Laut. Ameron versuchte sich zu konzentrieren, er schloss die Augen und allmählich drang, wie durch dichten Nebel, die Stimme des Königs an sein Ohr.
Der Verletzte verstand die Worte nicht, die sein Freund zu ihm sprach, sie klangen so, als ob sie elbischen Ursprungs waren. Er wusste nicht, dass die elbischen Formeln, die Aragorn leise sprach, ihm helfen sollten, neue Kräfte zu sammeln, aber der junge Mann fühlte, dass ihm das Atmen ein wenig leichter fiel als zuvor und die Schmerzen hatten ein klein wenig nachgelassen. Erleichtert seufzte er leise auf und öffnete langsam wieder seine Augen, was ihm nun schon ein wenig leichter fiel. Ameron wollte Aragorn fragen, ob alle den Angriff überstanden hatten, wie es Arwen und Eldarion ging, aber er brachte keinen Ton heraus, nur seine Lippen bewegten sich langsam. Der König strich ihm übers Haar und schüttelte den Kopf: "Shht, nicht sprechen. Du bist noch zu schwach, alles ist in Ordnung, schlaf ein wenig." Sagte er mit sanfter Stimme. Ameron war am Ende seiner Kräfte, völlig erschöpft schloss er die Augen und war sofort eingeschlafen.
So bekam er nicht mit, worüber Aragorn mit Arwen sprach. Der König hatte vor, am nächsten Tag die Reise fortzusetzen, Ameron musste dringend in die Häuser der Heilung, hier in der Wildnis hatte er kaum Chancen, zu überleben.
Ameron lag auf der Bahre und ein leiser Schrei entfuhr seiner Kehle. "Passt bitte auf, jede noch so kleine Erschütterung könnte seinen Zustand verschlimmern!" rief Aragorn dem unvorsichtigen Soldaten zu, der sich sofort für seinen Fehler entschuldigte. Es waren nur noch wenige Meilen bis Minas Tirith, bis jetzt hatte der Verletzte die Reise mehr schlecht als recht verkraftet. Jeder noch so kleine Stoß, was nun mal nicht zu vermeiden war, bereitete ihm unvorstellbare Qualen. Aragorn lief die ganze Zeit neben Amerons Bahre und beobachtete seinen jungen Freund aufmerksam. Er sah, wie sehr er litt, aber er konnte ihm nicht helfen, es musste sein.
Immer wieder konnte er Ameron leise stöhnen oder schreien hören, wenn er bei sich war. Aber meistens befand sich der Verletzte in einem Dämmerzustand zwischen Schlaf und Bewusstlosigkeit, der ihm die meisten Schmerzen ersparte. Im Moment war Ameron wieder bei sich und blinzelte schwach Aragorn an. Liebevoll strich der König über die schweißnasse Stirn des jungen Mannes und sprach ihm Mut zu.
Ameron wusste nicht, wie lange er schon diese Tortur über sich ergehen lassen musste, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die Schmerzen trieben ihn in den Wahnsinn, er wünschte sich, endlich von ihnen erlöst zu werden, egal wie, alles schien ihm richtig. Wenn nur diese schrecklichen Schmerzen ein Ende fanden! Das letzte, woran er sich erinnern konnte, ehe ihn erneut eine Ohnmacht von seinen Leiden erlöste, war der Ausruf eines der Soldaten: "Vor uns liegt Minas Tirith! Wir sind fast da!"
Als Ameron wieder zu sich kam, sah er über sich einen älteren Mann, der ihm eines seiner Lider hochgehoben hatte und ihm in das geöffnete Auge starrte. "Er muss sofort in die Häuser der Heilung, Herr. Es steht nicht gut um ihn!"
Teilnahmslos bekam Ameron mit, wie er vorsichtig in ein weiches Bett gelegt wurde. Er nahm kaum wahr, wie sein Verband geöffnet wurde und sich die Heiler mit seiner Wunde befassten, die Schmerzen waren übermächtig geworden, immer wieder entrang sich seiner Kehle ein leises Stöhnen. Endlich ließen die Männer von ihm ab und ließen Ameron alleine. Erleichtert schloss er seine Augen und wartete, dass der Schmerz langsam verebbte...
Aber statt dessen schien sich eine unsägliche Hitze in seinen Adern auszubreiten, die ihn verbrennen wollte. Ameron fühlte, wie er zitterte, obwohl ihm so schrecklich heiß war und vernahm wie aus weiter Ferne Aragorns Stimme: "Bitte gib nicht auf, Ameron! Denk an deine Familie, deine Schwestern brauchen ihren großen Bruder!" Seine Schwestern! Aber sie brauchten ihn nicht wirklich, all die Jahre waren sie ohne ihn ausgekommen, sie waren erwachsen und hatten eigene Familien. Ameron fielen wieder seine kleinen Neffen ein, wie gerne würde er sie wiedersehen! Und was Serinas Baby wohl werden würde? Zu gerne wüsste er es, eine kleine Nichte wäre ihm sehr Recht!
Langsam öffnete Ameron die Augen und sah in das besorgte Gesicht Aragorns, der ihm gerade ein nasses Tuch auf die Stirn legte, um das Fieber zu senken, das in ihm tobte. "Mach dir keine Sorgen um mich!" stammelte er tonlos und brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande, ehe er einschlief.
Allmählich sank das Fieber wieder und Ameron wurde jeden Tag ein klein wenig kräftiger. Er war Aragorn sehr dankbar, dass er ihm so zur Seite stand, jede freie Minute verbrachte der König an seinem Bett. Meist lehnte der Verletzte fast aufrecht, von vielen Kissen gestützt im Bett, was ihm ungeheuere Erleichterung beim Atemschöpfen brachte. Die Schwäche und die stete Atemnot, die ihn quälten, machten dem jungen Mann schwer zu schaffen. Er hatte von den Heilern erfahren, dass man nicht sagen könne, ob seine verletzte Lunge jemals vollständig heilen würde, denn solch eine Verwundung hatte bis jetzt noch niemand überlebt... Aber Ameron hatte sich vorgenommen, wieder ganz gesund zu werden, seine Gedanken galten den Kindern seiner Schwestern, denen er zu gerne beim Wachsen zusehen wollte!
Nervös blickte er sich um. Nun lag er schon so lange im Bett in diesem Zimmer, Ameron langweilte sich zu Tode. Es ging ihm mit jedem Tag ein wenig besser, das Essen begann ihm wieder zu schmecken, aber er wollte nicht länger in diesem Bett liegen bleiben. Durch das geöffnete Fenster konnte er nur ein Stückchen Himmel und einen Baum erkennen, dessen Zweige sich im leichten Wind bewegten. Wie gerne wollte er sehen, wie es draußen aussehen würde. Aragorn hatte ihm von einem Garten erzählt, in dem die Kranken herumwandeln konnten, wenn es ihre Kräfte zuließen. Ameron fühlte sich kräftig genug, was sollte ihn daran hindern, jetzt gleich aufzustehen und zumindest beim Fenster hinauszusehen? Er vermisste die Natur unsagbar.
Aber die Heiler hatten ihm Bettruhe verordnet, sie meinten, dass seine Verletzung zu schwer war, um so schnell wieder auf die Beine zu kommen, was Ameron für Unsinn befand. Amerons Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an, in der nächsten Zeit würde niemand ins Zimmer kommen, das wusste er genau, es war Mittagszeit, da sollten die Kranken ruhen. Aber er fühlte sich nicht krank, nur ein wenig schwach noch und atemlos, aber es war längst nicht mehr so schlimm wie zuvor.
Der junge Mann schlug die Decke zurück, setzte sich mühsam auf und ließ die Beine an der Bettkante herunterhängen. Leise stöhnend legte er die Hand auf die Brust, die Wunde zog und schmerzte heftig. Aber er versuchte es zu ignorieren, genauso wie er den Schwindel ignorierte. Ameron wartete einige Sekunden ab, ehe er alle Kraft zusammennahm und weiter nach vorne rutschte, sodass seine Sohlen den kalten Steinboden fühlen konnten. Als seine Beine das Gewicht seines Körpers spürten, begannen sie zu zittern, aber sie trugen ihn. Ameron hielt sich mit beiden Händen an dem Stuhl fest, der neben dem Bett stand und atmete tief durch. Sofort begannen seine Lungen wieder zu stechen und der Schmerz raubte ihm den Atem. Rote Nebel wogen vor seinen Augen, aber Ameron gab nicht auf, er wollte es bis zum Fenster schaffen! Er wollte sich selbst beweisen, dass er wieder ein vollwertiger Mensch werden würde!
Die Worte der Heiler klangen in seinen Ohren. "Es wäre möglich, dass sich die Lunge nie mehr erholen würde, die kleinste Anstrengung würde euch dann unmöglich sein." Nein! Ameron hatte eine Riesenangst davor, auf ewig ans Bett gefesselt zu sein, das durfte nicht sein, er war doch noch so jung! Verbittert biss der junge Mann die Zähne zusammen, und zwang sich, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Sein gesamter Körper rebellierte wütend ob der unmenschlichen Anstrengung, doch sein Wille zwang ihn weiter.
Nur noch ein paar Schritte, dann hatte er es geschafft! Das Fenster war zum Greifen nahe. Ameron wurde es schwarz vor Augen, der Boden schwankte unter seinen zittrigen Beinen, aber er wollte es schaffen! Ameron streckte seinen Arm aus und fühlte, dass er das Fenster erreicht hatte, ein glückliches Lächeln stahl sich auf seine Lippen, dass jedoch sofort erstarb. Ameron fühlte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und er zu Boden stürzte. Schwer schlug sein Körper auf den harten Boden auf, aber der junge Mann bekam es gar nicht mehr mit.
Wenige Minuten danach klopfte es an der Tür und eine Pflegerin trat ein. Sie wollte nur nach dem rechten sehen und schrie entsetzt auf, als sie ihren jungen Patienten regungslos auf dem Boden liegen sah. "Hilfe! Kommt schnell, ich brauche Hilfe!" rief sie verzweifelt und hastete zu Ameron.
In der Tür erschien Aragorn, er war gerade auf dem Weg zu seinem jungen Freund gewesen, erschrocken eilte er hinzu und drehte Ameron vorsichtig auf den Rücken. Er war ohnmächtig, kalter Schweiß klebte an seiner blassen Stirn. Beunruhigt tastete der König nach dem Puls und atmete dann hörbar auf. Aragorn nahm den jungen Mann behutsam auf seine Arme und trug ihn rasch zu seinem Bett.
Gerade als er Ameron wieder zugedeckt hatte, schlug er langsam seine Augen auf. Irritiert sah er den König an: "Aragorn? Was...was ist passiert?" fragte er mit matter Stimme. "Genau das würde ich zu gerne von dir wissen, mein junger Freund!" Aragorn sah, dass Ameron die Stirn runzelte und nachzudenken schien. "Das Fenster... ich wollte endlich wieder die Natur sehen." Sagte der junge Mann schließlich und sah seinen Freund aus traurigen Augen an.
"Ameron, du bist ein Narr! Du hättest dich umbringen können! Dein Körper ist noch zu schwach für so etwas!" Aragorn wollte schimpfen, aber seine Stimme verriet die Sorgen, die er sich um seinen jungen Freund machte. Langsam nickte Ameron und schloss erschöpft seine Augen. Schwach! Immer wieder diese verfluchte Schwäche! Er konnte es schon nicht mehr hören, alle sagten, dass er noch zu schwach war! Was, wenn er es immer bleiben würde? Ameron seufzte gereizt, aber er hielt seine Augen geschlossen, er wollte im Moment niemanden sehen.
Aragorn blickte nachdenklich auf den jungen Mann und konnte in seinem Gesicht lesen, was ihn so beschäftigte. Er war dabei gewesen, als die Heiler mit Ameron gesprochen hatten, er hatte die Reaktion gesehen, als der junge Mann vernommen hatte, dass er vielleicht nie wieder gesund werden würde. Panische Angst stand in dem blassen Gesicht des Verletzten geschrieben, Angst, die Aragorn verstehen konnte.
Ameron drohte ein grausames Schicksal, er würde kaum einen Schritt gehen können, ohne schwere Erstickungsanfälle zu bekommen. Genau aus diesem Grunde zwang Ameron seinen Körper zu Leistungen, die er noch gar nicht bewältigen konnte.
Aber er hatte es bis zum Fenster geschafft! Aragorn schätzte die Entfernung zum Bett ein und musste leise lächeln. Ein paar Meter, nicht schlecht für den Anfang, er hatte zum ersten Mal, seit Ameron verwundet wurde, richtig Hoffnung, dass sein junger Leibwächter wieder auf die Beine kommen würde. Amerons Willen war unbezwingbar!
"Du wirst es schaffen, Ameron. Ganz bestimmt. Aber lass dir Zeit, du hast viel ertragen müssen, dein Körper braucht noch Ruhe." Sagte Aragorn und hatte seine Hand auf die seines jungen Freundes gelegt. Ameron richtete seine braunen Augen auf seinen König. "Aber was, wenn ich es nicht schaffe? Aragorn, ich habe solch eine unbeschreibliche Angst, die Heiler haben doch gesagt..."- " Die Heiler sind auch nur Menschen, die nicht unfehlbar sind! Und sie haben doch auch gesagt, dass sie noch keinerlei Erfahrungen mit deiner Verletzung haben. Vertrau einfach, junger Freund. Vertrauen und Geduld, das ist es, was du brauchst, dann wirst du es schaffen." Aragorn nickte Ameron aufmunternd zu, und der junge Mann erwiderte es erleichtert. Die Worte seines Freundes hatten ihre Wirkung nicht verfehlt und ihm neuen Mut eingeflößt. Er war Aragorn dankbar, dass er bei ihm war.
@Daenor: Es ist eine sehr schwere Verletzung... **********************************************************
Ameron merkte nicht mehr, wie Aragorn erschrocken nach seinem Puls tastete und sich daran machte, die Blutung zum Stillstand zu bringen. Arwen hatte ihren Umhang auf die Wunde gepresst, doch der Stoff war schon kurze Zeit später getränkt von dem Blut des mutigen jungen Mannes. Mit jedem Herzschlag wurde mehr Blut aus der Verletzung gedrückt, Amerons Herz begann, unregelmäßig zu schlagen, der Puls wurde immer schwächer...
Endlich hatte Aragorn es geschafft, dass der Blutstrom immer schwächer wurde und schließlich doch noch versiegte. Er legte einen festen Verband um Amerons Brust an und sah seinen jungen Freund bekümmert an. Amerons Gesicht war leichenblass, seine Lippen hatten eine schwach bläuliche Farbe angenommen, der Atem war unwahrscheinlich flach und röchelnd. Aragorn wusste, dass der junge Mann dem Tode näher war als dem Leben, aber er hatte für ihn getan, was in seiner Macht stand. Ameron musste nun kämpfen! Der König von Gondor hatte keinen Zweifel daran, dass sein Freund kämpfte, doch würde er gegen einen so mächtigen Gegner bestehen können? Er hoffte es von ganzem Herzen.
Aragorn machte sich große Vorwürfe, hätte er nicht darauf bestanden, dass Ameron ihn und seine Familie nach Minas Tirith zurückbegleitete, wäre er bei seinen Schwestern in Edoras geblieben, gesund und munter. Er zuckte zusammen, als er eine Hand auf seiner Schulter fühlte. "Du hast keine Schuld an dieser Situation, Elessar!" Er wandte sich Arwen zu und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. "Aber ich habe von ihm verlangt, dass er mitkommt!" seufzte er und schloss die Augen. "Es war seine eigene Entscheidung. Ameron wusste, dass Gefahren auf dem Weg lauerten, er wäre niemals in Rohan geblieben." Arwen strich tröstend durch Aragorns Haare, sie wusste, wie schlecht er sich fühlte. Hinter sich hörten sie, dass die Soldaten zurückgekehrt waren, Aragorn löste sich von seiner Frau und ging zu den Männern, um ihnen Order zu geben, ein Lager zu errichten. Im Moment war eine Fortsetzung der Reise undenkbar, es wäre Amerons sicherer Tod!
Leise stöhnte Ameron auf, der Schmerz schien ihn zerreißen zu wollen. Er fühlte eine warme Hand auf seiner Stirn, der junge Mann versuchte die Augen zu öffnen, wollte sehen, wem sie gehörte, aber seine Lider gehorchtem seinen Willen nicht. Nach unendlicher Zeit schaffte es Ameron schließlich doch noch, langsam hoben sie sich und nur allmählich verzog sich die Dunkelheit. Über sich gebeugt konnte er Aragorn erkennen, dessen Hand noch immer auf seiner Stirn ruhte und zu ihm sprach. Aber der junge Mann verstand kein Wort, das Blut rauschte in seinen Ohren und überdeckte jeden anderen Laut. Ameron versuchte sich zu konzentrieren, er schloss die Augen und allmählich drang, wie durch dichten Nebel, die Stimme des Königs an sein Ohr.
Der Verletzte verstand die Worte nicht, die sein Freund zu ihm sprach, sie klangen so, als ob sie elbischen Ursprungs waren. Er wusste nicht, dass die elbischen Formeln, die Aragorn leise sprach, ihm helfen sollten, neue Kräfte zu sammeln, aber der junge Mann fühlte, dass ihm das Atmen ein wenig leichter fiel als zuvor und die Schmerzen hatten ein klein wenig nachgelassen. Erleichtert seufzte er leise auf und öffnete langsam wieder seine Augen, was ihm nun schon ein wenig leichter fiel. Ameron wollte Aragorn fragen, ob alle den Angriff überstanden hatten, wie es Arwen und Eldarion ging, aber er brachte keinen Ton heraus, nur seine Lippen bewegten sich langsam. Der König strich ihm übers Haar und schüttelte den Kopf: "Shht, nicht sprechen. Du bist noch zu schwach, alles ist in Ordnung, schlaf ein wenig." Sagte er mit sanfter Stimme. Ameron war am Ende seiner Kräfte, völlig erschöpft schloss er die Augen und war sofort eingeschlafen.
So bekam er nicht mit, worüber Aragorn mit Arwen sprach. Der König hatte vor, am nächsten Tag die Reise fortzusetzen, Ameron musste dringend in die Häuser der Heilung, hier in der Wildnis hatte er kaum Chancen, zu überleben.
Ameron lag auf der Bahre und ein leiser Schrei entfuhr seiner Kehle. "Passt bitte auf, jede noch so kleine Erschütterung könnte seinen Zustand verschlimmern!" rief Aragorn dem unvorsichtigen Soldaten zu, der sich sofort für seinen Fehler entschuldigte. Es waren nur noch wenige Meilen bis Minas Tirith, bis jetzt hatte der Verletzte die Reise mehr schlecht als recht verkraftet. Jeder noch so kleine Stoß, was nun mal nicht zu vermeiden war, bereitete ihm unvorstellbare Qualen. Aragorn lief die ganze Zeit neben Amerons Bahre und beobachtete seinen jungen Freund aufmerksam. Er sah, wie sehr er litt, aber er konnte ihm nicht helfen, es musste sein.
Immer wieder konnte er Ameron leise stöhnen oder schreien hören, wenn er bei sich war. Aber meistens befand sich der Verletzte in einem Dämmerzustand zwischen Schlaf und Bewusstlosigkeit, der ihm die meisten Schmerzen ersparte. Im Moment war Ameron wieder bei sich und blinzelte schwach Aragorn an. Liebevoll strich der König über die schweißnasse Stirn des jungen Mannes und sprach ihm Mut zu.
Ameron wusste nicht, wie lange er schon diese Tortur über sich ergehen lassen musste, er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Die Schmerzen trieben ihn in den Wahnsinn, er wünschte sich, endlich von ihnen erlöst zu werden, egal wie, alles schien ihm richtig. Wenn nur diese schrecklichen Schmerzen ein Ende fanden! Das letzte, woran er sich erinnern konnte, ehe ihn erneut eine Ohnmacht von seinen Leiden erlöste, war der Ausruf eines der Soldaten: "Vor uns liegt Minas Tirith! Wir sind fast da!"
Als Ameron wieder zu sich kam, sah er über sich einen älteren Mann, der ihm eines seiner Lider hochgehoben hatte und ihm in das geöffnete Auge starrte. "Er muss sofort in die Häuser der Heilung, Herr. Es steht nicht gut um ihn!"
Teilnahmslos bekam Ameron mit, wie er vorsichtig in ein weiches Bett gelegt wurde. Er nahm kaum wahr, wie sein Verband geöffnet wurde und sich die Heiler mit seiner Wunde befassten, die Schmerzen waren übermächtig geworden, immer wieder entrang sich seiner Kehle ein leises Stöhnen. Endlich ließen die Männer von ihm ab und ließen Ameron alleine. Erleichtert schloss er seine Augen und wartete, dass der Schmerz langsam verebbte...
Aber statt dessen schien sich eine unsägliche Hitze in seinen Adern auszubreiten, die ihn verbrennen wollte. Ameron fühlte, wie er zitterte, obwohl ihm so schrecklich heiß war und vernahm wie aus weiter Ferne Aragorns Stimme: "Bitte gib nicht auf, Ameron! Denk an deine Familie, deine Schwestern brauchen ihren großen Bruder!" Seine Schwestern! Aber sie brauchten ihn nicht wirklich, all die Jahre waren sie ohne ihn ausgekommen, sie waren erwachsen und hatten eigene Familien. Ameron fielen wieder seine kleinen Neffen ein, wie gerne würde er sie wiedersehen! Und was Serinas Baby wohl werden würde? Zu gerne wüsste er es, eine kleine Nichte wäre ihm sehr Recht!
Langsam öffnete Ameron die Augen und sah in das besorgte Gesicht Aragorns, der ihm gerade ein nasses Tuch auf die Stirn legte, um das Fieber zu senken, das in ihm tobte. "Mach dir keine Sorgen um mich!" stammelte er tonlos und brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande, ehe er einschlief.
Allmählich sank das Fieber wieder und Ameron wurde jeden Tag ein klein wenig kräftiger. Er war Aragorn sehr dankbar, dass er ihm so zur Seite stand, jede freie Minute verbrachte der König an seinem Bett. Meist lehnte der Verletzte fast aufrecht, von vielen Kissen gestützt im Bett, was ihm ungeheuere Erleichterung beim Atemschöpfen brachte. Die Schwäche und die stete Atemnot, die ihn quälten, machten dem jungen Mann schwer zu schaffen. Er hatte von den Heilern erfahren, dass man nicht sagen könne, ob seine verletzte Lunge jemals vollständig heilen würde, denn solch eine Verwundung hatte bis jetzt noch niemand überlebt... Aber Ameron hatte sich vorgenommen, wieder ganz gesund zu werden, seine Gedanken galten den Kindern seiner Schwestern, denen er zu gerne beim Wachsen zusehen wollte!
Nervös blickte er sich um. Nun lag er schon so lange im Bett in diesem Zimmer, Ameron langweilte sich zu Tode. Es ging ihm mit jedem Tag ein wenig besser, das Essen begann ihm wieder zu schmecken, aber er wollte nicht länger in diesem Bett liegen bleiben. Durch das geöffnete Fenster konnte er nur ein Stückchen Himmel und einen Baum erkennen, dessen Zweige sich im leichten Wind bewegten. Wie gerne wollte er sehen, wie es draußen aussehen würde. Aragorn hatte ihm von einem Garten erzählt, in dem die Kranken herumwandeln konnten, wenn es ihre Kräfte zuließen. Ameron fühlte sich kräftig genug, was sollte ihn daran hindern, jetzt gleich aufzustehen und zumindest beim Fenster hinauszusehen? Er vermisste die Natur unsagbar.
Aber die Heiler hatten ihm Bettruhe verordnet, sie meinten, dass seine Verletzung zu schwer war, um so schnell wieder auf die Beine zu kommen, was Ameron für Unsinn befand. Amerons Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an, in der nächsten Zeit würde niemand ins Zimmer kommen, das wusste er genau, es war Mittagszeit, da sollten die Kranken ruhen. Aber er fühlte sich nicht krank, nur ein wenig schwach noch und atemlos, aber es war längst nicht mehr so schlimm wie zuvor.
Der junge Mann schlug die Decke zurück, setzte sich mühsam auf und ließ die Beine an der Bettkante herunterhängen. Leise stöhnend legte er die Hand auf die Brust, die Wunde zog und schmerzte heftig. Aber er versuchte es zu ignorieren, genauso wie er den Schwindel ignorierte. Ameron wartete einige Sekunden ab, ehe er alle Kraft zusammennahm und weiter nach vorne rutschte, sodass seine Sohlen den kalten Steinboden fühlen konnten. Als seine Beine das Gewicht seines Körpers spürten, begannen sie zu zittern, aber sie trugen ihn. Ameron hielt sich mit beiden Händen an dem Stuhl fest, der neben dem Bett stand und atmete tief durch. Sofort begannen seine Lungen wieder zu stechen und der Schmerz raubte ihm den Atem. Rote Nebel wogen vor seinen Augen, aber Ameron gab nicht auf, er wollte es bis zum Fenster schaffen! Er wollte sich selbst beweisen, dass er wieder ein vollwertiger Mensch werden würde!
Die Worte der Heiler klangen in seinen Ohren. "Es wäre möglich, dass sich die Lunge nie mehr erholen würde, die kleinste Anstrengung würde euch dann unmöglich sein." Nein! Ameron hatte eine Riesenangst davor, auf ewig ans Bett gefesselt zu sein, das durfte nicht sein, er war doch noch so jung! Verbittert biss der junge Mann die Zähne zusammen, und zwang sich, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Sein gesamter Körper rebellierte wütend ob der unmenschlichen Anstrengung, doch sein Wille zwang ihn weiter.
Nur noch ein paar Schritte, dann hatte er es geschafft! Das Fenster war zum Greifen nahe. Ameron wurde es schwarz vor Augen, der Boden schwankte unter seinen zittrigen Beinen, aber er wollte es schaffen! Ameron streckte seinen Arm aus und fühlte, dass er das Fenster erreicht hatte, ein glückliches Lächeln stahl sich auf seine Lippen, dass jedoch sofort erstarb. Ameron fühlte, wie seine Beine unter ihm nachgaben und er zu Boden stürzte. Schwer schlug sein Körper auf den harten Boden auf, aber der junge Mann bekam es gar nicht mehr mit.
Wenige Minuten danach klopfte es an der Tür und eine Pflegerin trat ein. Sie wollte nur nach dem rechten sehen und schrie entsetzt auf, als sie ihren jungen Patienten regungslos auf dem Boden liegen sah. "Hilfe! Kommt schnell, ich brauche Hilfe!" rief sie verzweifelt und hastete zu Ameron.
In der Tür erschien Aragorn, er war gerade auf dem Weg zu seinem jungen Freund gewesen, erschrocken eilte er hinzu und drehte Ameron vorsichtig auf den Rücken. Er war ohnmächtig, kalter Schweiß klebte an seiner blassen Stirn. Beunruhigt tastete der König nach dem Puls und atmete dann hörbar auf. Aragorn nahm den jungen Mann behutsam auf seine Arme und trug ihn rasch zu seinem Bett.
Gerade als er Ameron wieder zugedeckt hatte, schlug er langsam seine Augen auf. Irritiert sah er den König an: "Aragorn? Was...was ist passiert?" fragte er mit matter Stimme. "Genau das würde ich zu gerne von dir wissen, mein junger Freund!" Aragorn sah, dass Ameron die Stirn runzelte und nachzudenken schien. "Das Fenster... ich wollte endlich wieder die Natur sehen." Sagte der junge Mann schließlich und sah seinen Freund aus traurigen Augen an.
"Ameron, du bist ein Narr! Du hättest dich umbringen können! Dein Körper ist noch zu schwach für so etwas!" Aragorn wollte schimpfen, aber seine Stimme verriet die Sorgen, die er sich um seinen jungen Freund machte. Langsam nickte Ameron und schloss erschöpft seine Augen. Schwach! Immer wieder diese verfluchte Schwäche! Er konnte es schon nicht mehr hören, alle sagten, dass er noch zu schwach war! Was, wenn er es immer bleiben würde? Ameron seufzte gereizt, aber er hielt seine Augen geschlossen, er wollte im Moment niemanden sehen.
Aragorn blickte nachdenklich auf den jungen Mann und konnte in seinem Gesicht lesen, was ihn so beschäftigte. Er war dabei gewesen, als die Heiler mit Ameron gesprochen hatten, er hatte die Reaktion gesehen, als der junge Mann vernommen hatte, dass er vielleicht nie wieder gesund werden würde. Panische Angst stand in dem blassen Gesicht des Verletzten geschrieben, Angst, die Aragorn verstehen konnte.
Ameron drohte ein grausames Schicksal, er würde kaum einen Schritt gehen können, ohne schwere Erstickungsanfälle zu bekommen. Genau aus diesem Grunde zwang Ameron seinen Körper zu Leistungen, die er noch gar nicht bewältigen konnte.
Aber er hatte es bis zum Fenster geschafft! Aragorn schätzte die Entfernung zum Bett ein und musste leise lächeln. Ein paar Meter, nicht schlecht für den Anfang, er hatte zum ersten Mal, seit Ameron verwundet wurde, richtig Hoffnung, dass sein junger Leibwächter wieder auf die Beine kommen würde. Amerons Willen war unbezwingbar!
"Du wirst es schaffen, Ameron. Ganz bestimmt. Aber lass dir Zeit, du hast viel ertragen müssen, dein Körper braucht noch Ruhe." Sagte Aragorn und hatte seine Hand auf die seines jungen Freundes gelegt. Ameron richtete seine braunen Augen auf seinen König. "Aber was, wenn ich es nicht schaffe? Aragorn, ich habe solch eine unbeschreibliche Angst, die Heiler haben doch gesagt..."- " Die Heiler sind auch nur Menschen, die nicht unfehlbar sind! Und sie haben doch auch gesagt, dass sie noch keinerlei Erfahrungen mit deiner Verletzung haben. Vertrau einfach, junger Freund. Vertrauen und Geduld, das ist es, was du brauchst, dann wirst du es schaffen." Aragorn nickte Ameron aufmunternd zu, und der junge Mann erwiderte es erleichtert. Die Worte seines Freundes hatten ihre Wirkung nicht verfehlt und ihm neuen Mut eingeflößt. Er war Aragorn dankbar, dass er bei ihm war.
