Disclaimer: Keine der wundervollen Charaktere Tolkiens gehören mir,
allerdings ist der Held der Geschichte meiner Phantasie entsprungen!
Rating: PG 13, wegen teilweise blutigen Szenen...
@Auxia: *auf die Knie fall* Bitte nicht sauer sein dass es so lang gedauert hat! Ich werde mich bemühen schneller zu machen in Zukunft!
**********************************************************
Ameron brachte den Tag irgendwie hinter sich, meist in einer Ecke sitzend und still vor sich hin träumend. Er bemerkte nicht die fragenden Blicke oder das wissende Lächeln derer, die ihm begegneten, er reagierte kaum, wenn ihn jemand ansprach. Seine Gedanken waren weit weg gedriftet, hin zu ihr, Amrun. Aragorn hatte seinen jungen Freund immer wieder beobachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich wahrhaftig um eine Frau handeln musste, die für Amerons Zustand verantwortlich war. Mit einem Schmunzeln hatte er bemerkt, wie Ameron zu der Dienerin Amrun hinübersah, als sie zu Mittag im Speisesaal aufwartete. Sie war es also! Der König konnte seinen jungen Leibwächter gut verstehen, sie war eine Schönheit.
Gegen Abend hielt er es nicht mehr länger aus, er musste unbedingt mit ihr sprechen. Entschlossen ging Ameron zu dem Raum, in denen die Bediensteten sich befanden, hatten sie gerade keine Aufgabe zu erfüllen und klopfte zaghaft. Ein älterer Diener öffnete und sah ihn erstaunt an. "Herr Ameron, was kann ich für euch tun?" Der junge Mann holte tief Luft: "Ich würde mich gerne mit Amrun unterhalten, könntet ihr bitte..." Der Bedienstete nickte und entfernte sich. Ameron stand in der Tür und bemerkte zu seinem Unbehagen, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe Amrun erschien und mit ihm nach draußen ging.
In einem Nebengang nahm er sie an den Schultern und sah ihr tief in ihre blauen Augen: "Es tut mir leid, aber ich musste dich unbedingt sehen." Verliebt lächelte Ameron die junge Frau an. "Den ganzen Tag habe ich an dich denken müssen, nicht eine Sekunde hatte der Tag, in der ich dich nicht vor mir gesehen habe. Du...du...", er suchte verzweifelt nach Worten, die ihre Schönheit beschreiben konnten, aber es gab sie nicht. "du bist wunderschön, Amrun. Ich glaube, ich habe mich unsterblich in dich verliebt!" Amrun sah Aragorn tief in seine braunen Augen. Irritiert bemerkte der junge Mann ihren traurigen Blick. "Aber was...?" stotterte Ameron. "Es...es...Herr Ameron, das darf einfach nicht sein! Ihr dürft mich nicht lieben, ich bin doch nur eine einfache Dienerin! Das geht nicht!" sanft schüttelte Amrun den Kopf. "Es ist nicht rechtens." - "Amrun, es ist mir völlig gleich, was du bist, es ist doch viel wichtiger, wer du bist. Du bist die Frau, die ich liebe! Ein Mensch, so wie ich. Mir ist völlig egal, welchen Stellenwert du in der Gesellschaft hast!" Ameron nahm sie in die Arme und sah sie ernst an. "Das sollte es aber nicht, Herr Ameron. Immerhin seit ihr ein Leibwächter König Elessars." Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. Jedes Wort tat ihr weh, doch sie wusste, dass es nicht anders ging. Sie als Dienerin durfte sich in keinem Falle auf ein Verhältnis mit höhergestellten Herrschaften einlassen. Es war ihr verboten, auch wenn es ihr sehr wehtat, darauf hinweisen zu müssen.
"Ich wurde nur durch einen Zufall Leibwächter, ich war seit meiner Kindheit in der Wildnis, was stellt mich da über dich? Ich bin bestimmt nicht besser als du. Amrun, ich liebe dich!" Amrun hob ihren Kopf und sah ihn lächelnd an: "Ich liebe dich auch, Ameron. Aber wie soll das mit uns gut gehen? Wenn König Elessar von der Sache erfährt, jagt er mich auf die Strasse!" - "Du kennst ihn nicht, nie würde er ein Unrecht begehen. Ich werde gleich morgen mit ihm sprechen. Und er wird nichts dagegen haben." Ameron schenkte der jungen Frau einen tiefen Kuss, den sie leidenschaftlich erwiderte. Nach einer kleinen Ewigkeit löste sich Amrun aus seiner Umarmung und ging zurück in das Zimmer, wo ihre Schwester besorgt auf sie wartete.
"Aragorn? Ich würde gerne mit dir sprechen!" Ameron lief auf Aragorn zu und blieb jappsend und keuchend vor ihm stehen, eine Hand an die Brust gepresst. "Langsam, junger Freund! Komm, setzen wir uns auf die Bank." Der König führte den atemlosen Mann zu einer Steinbank im Garten und ließ ihn Platz nehmen. Während Ameron noch immer um Atem rang, beobachtete er ihn aufmerksam. Es musste sich ja um etwas mächtig wichtiges handeln, wenn sein junger Freund völlig vergaß, dass ihm schnellere Bewegung noch nicht besonders gut bekam. "E...es geht um...Amrun!" brachte Ameron mühsam hervor. "Die Dienerin? Was ist mit ihr?" - "Ich liebe sie!" platzte Ameron hervor und sah seinen Freund abwartend an. Aragorn bemühte sich sehr, ein überraschtes Gesicht zu machen. Hatte er doch Recht gehabt! "Erwidert sie deine Liebe?" fragte er und bemühte sich um eine unbewegte Miene. Der junge Mann nickte: "Ja, aber..." - "Aber was? Gibt es ein Problem?" Aragorn sah ihn irritiert an. "Sie hat Angst, entlassen zu werden. Weil sie eine Dienerin ist und ich ein Leibwächter! Amrun ist der festen Ansicht, dass ich mehr Wert in der Gesellschaft habe als sie!" Ameron sah Aragorn abwartend an, wartete auf seine Reaktion. Aber der König schüttelte den Kopf. " Das finde ich unsinnig, aber sie hat im Grunde Recht. Viele Menschen hier denken noch so. Aber lasst euch davon nicht beirren, ich finde, dass es völlig gleich ist, welcher Tätigkeit man nachgeht, solange es eine ehrliche Arbeit ist. Genießt eure Liebe, meinen Segen habt ihr Beiden!" sagte Aragorn und nahm seinen jungen Freund lachend in seine Arme. "Ich danke dir so sehr, Aragorn! Du bist ein echter Freund!"
Von nun an waren Ameron und Amrun fast unzertrennlich. Den ganzen Winter über sah man das glückliche Paar jede freie Minute zusammen, oft eng umschlungen in einer Ecke am Kamin sitzen oder durch den verschneiten Garten wandeln. Ameron wohnte noch immer im Palast und war fast wieder im Vollbesitz seiner früheren Kräfte. Die Lunge war gut verheilt und man sah ihn oft mit seinen Waffen trainieren. Langsam wich der Winter dem Frühling, die Schneeschmelze hatte eingesetzt und überall sah man die ersten Blumen ihre kleinen Blüten verschlafen der Sonne entgegenstrecken.
Eines Abends, als Aragorn mit Ameron zusammen am Kamin saßen und sich über alles mögliche unterhielten, begann der junge Mann plötzlich versonnen zu lächeln. "Was ist, mein Freund?" fragte Aragorn und sah ihn prüfend an. "Nichts, ...ich meine nichts beunruhigendes. Ich habe mich entschlossen, Amrun um ihre Hand zu bitten. Ich liebe sie mehr als mein Leben und möchte sie heiraten." Der junge Mann sah seinen Freund mit strahlenden Augen an. "Na, das ist aber eine Überraschung! Dass du dich so schnell entscheiden wirst, hatte ich nicht gedacht!" sagte Aragorn staunend. "Ja, aber ich fühle, dass sie die Richtige ist. Aber ehe ich ihr einen Antrag mache, muss ich erst ein Heim für uns Beide schaffen." Ameron lächelte überglücklich. Er würde bald eine Familie gründen. Dieser Gedanke ließ sein Herz einen Sprung vor Freude machen.
Aragorn half seinem jungen Freund auf der Suche nach einem geeigneten Haus, und die Beiden wurden auch rasch fündig. Ganz in der Nähe des Palastes, unweit der Häuser der Heilung stand seit vielen Jahren ein kleines Häuschen leer. Ameron hatte alle Hände voll zu tun, das Gebäude wieder wohnbar zu machen, aber er schaffte es in kürzester Zeit. Der März ging seinem Ende zu, als es fertig hergerichtet hatte und sich nun ein Herz fassen wollte. Heute sollte es soweit sein! Ameron suchte Amrun stundenlang im Palast, doch jeden, den er fragte, schüttelte den Kopf. Die Frau schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Nachdenklich schritt Ameron in sein Zimmer und setzte sich aufs Bett, gedankenverloren schweifte sein Blick durch den Raum und blieb plötzlich am Tisch hängen. Ein Brief lag dort. Stirnrunzelnd stand der junge Mann auf und griff nach dem Papier. Mit zierlicher Handschrift hatte jemand seinen Namen darauf geschrieben. Amrun! Hastig riss Ameron den Umschlag auf und begann zu lesen:
Liebster Ameron
Es tut mir so unendlich leid, aber ich kann nicht bei dir bleiben. Heute habe ich die Nachricht erhalten, dass Kandor, mein todgeglaubter Verlobter, wiedergekommen ist. Ameron. Ich liebe dich sehr, mehr als ich dir jemals sagen könnte, aber ich hatte vor langer Zeit ihm und unseren Eltern ein Versprechen abgegeben, dass ich unmöglich brechen kann. Ich schreibe dir diesen Brief, denn ich kann es nicht ertragen, dich unglücklich zu sehen. Wenn ich meinem Herzen folgen dürfte, wäre ich bis an mein Lebensende bei dir geblieben. Du wirst auf Ewig meine einzige wahre Liebe bleiben. Verzeih mir bitte!
Amrun
Ameron ließ den Brief zu Boden fallen, er konnte es nicht fassen, was er soeben gelesen hatte. Es musste sich um einen Alptraum handeln, das durfte nicht wahr sein! Langsam schüttelte der junge Mann den Kopf, seine Amrun war weg, weg für immer! Die Frau, die er mehr liebt als sein eigenes Leben, sie, für die er ein Heim gerichtet hatte und die er heute um ihre Hand bitten wollte, hat ihn verlassen!
Alles in ihm krampfte sich zusammen, heiße Tränen rannen über seine Wangen. "Warum? Warum nur? Amrun, warum tust du mir das an?" stammelte er leise und schluchzte laut auf. Sie war doch sein Leben, ohne sie war sein Leben sinnlos geworden. Ameron sprang auf und eilte aus der Tür. Am Gang stieß er mit Aragorn zusammen, der ihn entgeistert ansah: "Ameron! Was bei den Valar ist los? Du siehst ja furchtbar aus!" rief er erschocken aus. "Es ist aus, Aragorn! Aus und vorbei, sie war doch mein Leben!" stieß er weinend hervor und lief wie von Sinnen davon. Aragorn sah ihm verdutzt nach, er hatte sich keinen Reim auf das wilde Gestammel machen können, aber in ihm keimte ein furchtbarer Verdacht auf.
Durch die offene Zimmertür sah er einen Brief am Boden liegen, mit wenigen Schritten hatte er ihn erreicht und las entsetzt, was darin stand. Also doch! Es ging um Amrun! Besorgt lief Aragorn aus dem Raum und sah sich um. Ameron sollte nicht alleine sein mit seinem Kummer, jetzt auf keinem Fall, wer weiß, wozu er in seinem Schock fähig ist.
Der König hastete den Gang entlang, den der junge Mann genommen hatte und hielt am Fuße der Treppe, die in den Turm führte. Aragorn ahnte, dass Ameron da oben zu finden sein würde und lief die Stufen hoch. Am Turmfenster sah er eine zusammengekauerte Gestalt sitzen, völlig in Gedanken versunken und in die Tiefe starrend. Der König trat langsam zu Ameron hin. "Sie ist fort, Aragorn. Für immer", sagte der verzweifelte junge Mann und sah Aragorn aus unendlich traurigen Augen an. "Sie war doch Alles für mich, mit ihr wollte ich mein Leben verbringen." Aragorn legte Ameron eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß, mein Junge. Ich habe ihren Brief gelesen, sie konnte nicht anders handeln, in manchen Ländern Mittelerdes ist es immer noch üblich, dass ein Mädchen früh einem Mann versprochen wird. Sie musste ihr Versprechen einhalten, hasse sie bitte nicht dafür."
Ameron schüttelte langsam den Kopf: "Nein, ich hasse sie nicht, ich liebe sie doch. Aber es tut so weh, Aragorn, so unwahrscheinlich weh!" Der junge Mann begann laut zu weinen. Aragorn zog ihn vom Fenster herunter und nahm ihn fest in den Arm. Amerons Beine gaben nach und er ließ sich einfach zu Boden sinken, Aragorn setzte sich mit ihm auf den Fußboden und hielt Ameron einfach nur fest. Verzweifelt klammerte sich der junge Mann an seinen Freund und schrie fast seine Verzweiflung heraus. Besänftigend strich Aragorn ihm immer wieder über seinen Rücken und murmelte beruhigende Worte. Irgendwann konnte der König seinen Freund auf die Beine ziehen und er brachte ihn in sein Zimmer, wo er Ameron aufs Bett legte und an seiner Seite blieb, bis der junge Mann völlig erschöpft eingeschlafen war. Lange sah Aragorn in das Gesicht des völlig Verzweifelten und seufzte. Es hatte so schön ausgesehen, er hätte nie geahnt, dass es so enden würde. Dabei waren die Beiden doch ein Traumpaar gewesen, sie ergänzten sich perfekt.
"Ameron!" rief Aragorn seinem jungen Leibwächter zu, der wieder einmal unter seinem Lieblingsbaum im Garten saß. Er schien nicht zu reagieren, so kam der König näher und setzte sich schließlich neben seinen Freund. "Das kann so nicht weitergehen, mein Freund. Du sprichst nicht, isst nicht, reagierst auf nichts mehr." Begann Aragorn vorsichtig. Ameron öffnete seine Augen, die er bis jetzt geschlossen gehalten hatte und sah ihn stumm an. Die braunen Augen spiegelten den Schmerz wieder, denn der junge Mann in seinem Herzen verspürte. "Ich weiß, dass das jetzt unsinnig klingt, aber akzeptiere es. Ihr wart nicht füreinander bestimmt, die Valar haben wohl andere Pläne für dich." - "Die Valar! Warum haben die Valar zugelassen, dass ich den verdammten Pfeil überlebt habe? Warum haben sie mir und meinen Schwestern die Eltern genommen? Die Valar haben keine Pläne, sie sind einfach nur grausam." Amerons Stimme klang scharf, aber zugleich auch unendlich müde. Seit Amrun ihn verlassen hatte, drohte der Schmerz seine Seele aufzufressen. "Ameron, ich verstehe, dass du verzweifelt bist, aber du darfst deinen Schmerz nicht übermächtig werden lassen, sonst wird er dich verschlingen. Du musst nach vorne sehen, ich brauche dich an meiner Seite, als meinen besten Leibwächter." Aragorn wählte seine Worte mit Bedacht, aber sprach sie mit Nachdruck aus. Er sah keine andere Möglichkeit mehr, als an Amerons Pflichtbewusstsein zu appellieren. "In einigen Tagen möchte ich nach Hobbingen aufbrechen und erwarte, dass du bis dahin wieder klar denken kannst!"
Der junge Mann sah erstaunt auf. "Zu Sam und Frodo? Ach ja, das Baby müsste doch bald zur Welt kommen!" Der König nickte und sah zu seiner Freunde, dass Ameron bei dem Gedanken an seine kleinen Freunde ein kleines Lächeln zustandebrachte. "Gut, ich werde bereit sein." Mit diesen Worten erhob sich der junge Mann und ging nach Hause, wo er mit seinem Waffentraining fortfuhr, dass er unterbrochen hatte, seit Amrun gegangen war.
Die Reise tat Ameron gut, er fand kaum Zeit,, an seinen Schmerz zu denken und die Gespräche mit Aragorn halfen ebenfalls sehr. Der junge Mann genoss die Freiheit wieder, auf dem Rücken seiner Falbstute, der er den Namen Perian gegeben hatte weil sie ja ein Geschenk von seinen Hobbitfreunden war, keine Menschen, kein Lärm. Nur mit seinem Freund Aragorn, Ameron fühlte, wie sich die Last der letzten Monate von seinen Schultern löste. Er konnte wieder an Amrun denken und von ihr sprechen, ohne dass er in Tränen ausbrach, er liebte sie zwar noch immer, aber er hatte sie gehen lassen.
Langsam änderte sich die Umgebung, je näher sie dem Auenland kamen. Amerons Herz begann vor Freude zu schlagen, als er endlich in der Ferne den großen Hügel mit der alten Eiche erkennen konnte - Beutelsend! Als Aragorn und Ameron an dem kleinen Gartentor die Pferde anhielten und abstiegen, kam ihnen auch schon Sam freudestrahlend entgegen: "Streicher! Ameron! Was für eine Überraschung euch zu sehen. Aber ihr seid genau zur rechten Zeit gekommen!" rief der Hobbit und schloss die beiden weitgereisten Freunde in die Arme. "Was meinst du, Sam? Ist am Ende wieder etwas geschehen?" fragte Aragorn irritiert. Er erinnerte sich an das letzte Wiedersehen mit den Hobbits, an dem Tag, an dem Frodo von einem Warg angefallen und verschleppt worden war. "Nun ja, geschehen ist in der Tat etwas, aber nichts Schlimmes! Nein, etwas Schönes, wenn ihr versteht, was ich meine!" Der Gärtner zwinkerte den Männern grinsend zu. "Frodos und Lilianes Baby ist gestern zur Welt gekommen. Aber nun kommt herein, ihr müsst bestimmt hungrig und durstig sein nach der langen Reise!" Sam lief durch die runde Tür von Beutelsend und die beiden Männer folgten ihm lachend.
Ameron hatte so seine Probleme, als er bei Tisch Platz nehmen wollte. Alles war viel zu klein, er wusste nicht, wo er seine langen Beine hinstecken sollte und kauerte schließlich irgendwie auf dem kleinen Stuhl. Der junge Mann sah sich sofort von einer riesigen Kinderschar umringt, die ihn freundlich begrüßten und musterten. "Ihr könnt kommen, sie sind wach!" rief Sam, der in Frodos Zimmer nach dem Rechten gesehen und Besuch angekündigt hatte. Ameron stand mühsam auf und ging leise hinter Aragorn her.
Als er Liliane im Bett sitzen sah, ein kleines Bündel in ihren Armen, begann sein Herz wie wild zu schlagen. Ergriffen sank er neben ihr auf die Knie und bestaunte mit offenem Mund das kleine Hobbitbaby, das ihn aus tiefblauen Augen musterte. Das kleine Mädchen schien keine Angst vor ihm zu haben und quietschte leise, ihre Augen waren fest auf den riesengroßen Mann gerichtet, der sie mit glänzenden Augen und einem fasziniertem Lächeln betrachtete. Sie war so winzig... nie hätte Ameron gedacht, dass ein Baby so klein sein konnte, er konnte gar nicht in Worte fassen, was ihm beim Anblick des Babys durch den Kopf ging. Er hörte, wie sich Aragorn nach dem Namen erkundigte...Titheniel hieß die Kleine, ein wundervoller Name... Ameron konnte sich kaum von dem Anblick losreißen, aber als die kleine Titheniel ihre Augen schloss und einschlief, ging er schließlich doch auf leisen Sohlen aus dem Zimmer, Mutter und Tochter brauchten noch ihre Ruhe, das wusste er.
Schweigend hörte Ameron zu, wie sich Aragorn mit Frodo und Sam unterhielt, als plötzlich ein kleiner Junge seine Aufmerksamkeit erregte. Der junge Mann wusste, dass es der Sohn von Frodo war, der ihn neugierig musterte. Der Kleine hatte sich an Frodos Hosenbein geklammert und sah ihn aus großen, blauen Augen an, einen Daumen hatte er in den Mund gesteckt. "Na, wer bist denn du?" fragte Ameron und lächelte das Kind freundlich an. "Sam" kam die prompte Antwort aus dem Mund des kleinen Hobbits, der sich zu einem fröhlichen Lächeln verzogen hatte. Plötzlich begann Sam zu lachen und hopste zu Ameron hin, die Ärmchen ihm entgegen gestreckt. "Hoch!" jauchzte der Kleine und er quietschte vor Freunde, als ihm Ameron den Wunsch erfüllte und ihn auf seinen Schoß hob. Dort thronte Frodos Sohn überglücklich und wollte Kuchen haben. "Er scheint dich wirklich zu mögen, sonst ist Sam nämlich unwahrscheinlich schüchtern!" staunte Frodo und sah zu wie sich Sam von Ameron mit Kuchen füttern ließ. Der junge Mann strahlte übers ganze Gesicht, er liebte Kinder über alles und den kleinen Hobbit hatte er bereits fest in sein Herz geschlossen. Er wunderte sich, wie klein das Kind doch war, seine Neffen waren gleich alt, aber um einiges größer als Sam.
Ameron und Aragorn hielten sich einige Wochen in Beutelsend auf, der junge Mann fühlte sich so wohl inmitten der vielen Hobbitkinder, dass er am liebsten für immer geblieben wäre. Er machte bei den Spielen der kleinen Hobbits bereitwillig mit und ließ sich nur zu gerne als Pferd oder was den Kindern auch immer einfallen wollte, gebrauchen. Hier, bei ihnen, konnte er alles vergessen, was ihn bedrückte. Aber schließlich kam doch die Zeit des Abschiednehmens.
Frodo hatte die Veränderung bemerkt, die in Ameron vorgegangen war seit der letzten Begegnung. Er hatte mit Aragorn lange über alles gesprochen, hatte von der schweren Verwundung gehört, die der junge Mann nur durch sehr viel Glück überlebt hatte, den Problemen mit seinen Kameraden in der Leibwache, auch von Amrun erfuhr der Hobbit. Frodo war jedoch glücklich zu hören, dass Amerons Schwestern noch lebten und wiedergefunden worden waren.
Als er ein wenig später durch den Garten ging, sah er Ameron unter einen der Bäume sitzen, tief in Gedanken versunken. Langsam trat er zu ihm hin und sah in Amerons abwesendes Gesicht. Er vermeinte Wehmut darin zu erkennen und Frodo hatte das Gefühl, dass es sich um seine verlorene Liebe handeln musste. "Du hast sie sehr geliebt, habe ich recht?" begann der Hobbit vorsichtig das Gespräch. Er hatte sich neben Ameron auf den Boden gesetzt und sich seine Pfeife angesteckt. Ameron nickte langsam. "Ja, mehr als mein Leben. Ich wollte sie heiraten, aber daraus ist nichts geworden. Sie war bereits einem anderen Mann versprochen." Antwortete er mit leiser Stimme, die seine Traurigkeit verriet. Es schmerzte nicht mehr so stark, zumindest nicht immer. Am schlimmsten war es immer noch, wenn der junge Mann alleine war und zu grübeln begann. Dann sah er sie wieder vor sich, hörte ihr Lachen, fühlte ihren weichen Körper. Aber Amrun war unerreichbar für ihn geworden.
Frodo nickte verstehend und legte seine Hand auf die seines Freundes. "Ich hoffe sehr, dass du darüber hinwegkommst, ich weiß, dass es leicht dahingesagt ist, aber ..." Ameron sah den Hobbit traurig lächelnd an. "Ich werde darüber hinwegkommen, bestimmt. Manchmal fühle ich mich so einsam, aber ich bin es nicht, nicht mehr. Ich habe eine Menge wundervoller Freunde, denen ich nicht gleichgültig bin und die mir alle helfen wollen. Und ich habe das alles dir zu verdanken, Frodo. Wenn wir uns damals nicht getroffen hätten, würde ich noch immer tief im Wald sitzen und mich vor Feinden fürchten, die längst nicht mehr existieren." - "Und ohne dich wäre ich nicht mehr am leben, meine kleine Titheniel hätte ihren Vater nie kennenlernen können, wenn du nicht gewesen wärst. Ich werde auf ewig tief in deiner Schuld stehen." Sagte Frodo mit bewegter Stimme und umarmte Ameron herzlich.
Früh am nächsten Morgen brachen die Männer auf, zum Abschied schloss Ameron Frodo noch einmal fest in seine Arme und sagte mit bewegter Stimme: "Danke, Frodo." Der Hobbit wusste, was der junge Mann damit zum Ausdruck bringen wollte. "Ich hoffe, wir werden uns bald wiedersehen, Ameron. Leb wohl." Sie hatten das Auenland bereits hinter sich gelassen, Ameron hatte seit dem Abschiednehmen von den Hobbits kein Wort gesprochen. Aragorn sah ihn besorgt von der Seite an, aber zu seiner Überraschung sah er, dass sein Leibwächter still vor sich hinlächelte. "Ameron, was ist mit dir?" fragte der König schließlich. "Ich bin einfach nur glücklich, mir geht es gut." Gab der junge Mann zur Antwort. Das Auenland scheint einen besonderen Einfluss auf Ameron gehabt zu haben, oder waren es seine Freunde, die ihm sein fröhliches Gemüt wiedergegeben hatten?
In Rohan legten Aragorn und Ameron eine mehrtägige Rast ein, sodass Ameron seine Schwestern besuchen konnte. Samina hatte ihr Baby schon bekommen, ein kleines Mädchen. Ameron konnte kein Auge von seiner kleinen Nichte wenden, stundenlang trug er das Baby spazieren, sodass seine Schwester schon Angst hatte, dass die Kleine völlig verzogen wurde. Aber sie war froh, dass es ihrem Bruder so gut ging, die letzten Briefe von Ameron hatten ihr Sorgen bereitet. Aber er schien alles überwunden zu haben, worüber sie sehr froh war.
Wieder zurück in Minas Tirith, stürzte sich Ameron auf die Arbeit an seinem kleinen Haus, er war lange weggewesen, so musste er einiges wieder reparieren, auch der kleine Garten hatte sehr gelitten. Der junge Mann konnte vor lauter hochgewachsenem Gras und Unkraut kaum noch etwas erkennen. Jetzt wünschte sich Ameron Sam hierher, der hätte das Chaos in kürzester Zeit in den Griff bekommen, aber schließlich schaffte es auch er, dass der Garten wieder der Platz wurde, an dem er sich zurückziehen und träumen konnte.
@Auxia: *auf die Knie fall* Bitte nicht sauer sein dass es so lang gedauert hat! Ich werde mich bemühen schneller zu machen in Zukunft!
**********************************************************
Ameron brachte den Tag irgendwie hinter sich, meist in einer Ecke sitzend und still vor sich hin träumend. Er bemerkte nicht die fragenden Blicke oder das wissende Lächeln derer, die ihm begegneten, er reagierte kaum, wenn ihn jemand ansprach. Seine Gedanken waren weit weg gedriftet, hin zu ihr, Amrun. Aragorn hatte seinen jungen Freund immer wieder beobachtet und war zu dem Schluss gekommen, dass es sich wahrhaftig um eine Frau handeln musste, die für Amerons Zustand verantwortlich war. Mit einem Schmunzeln hatte er bemerkt, wie Ameron zu der Dienerin Amrun hinübersah, als sie zu Mittag im Speisesaal aufwartete. Sie war es also! Der König konnte seinen jungen Leibwächter gut verstehen, sie war eine Schönheit.
Gegen Abend hielt er es nicht mehr länger aus, er musste unbedingt mit ihr sprechen. Entschlossen ging Ameron zu dem Raum, in denen die Bediensteten sich befanden, hatten sie gerade keine Aufgabe zu erfüllen und klopfte zaghaft. Ein älterer Diener öffnete und sah ihn erstaunt an. "Herr Ameron, was kann ich für euch tun?" Der junge Mann holte tief Luft: "Ich würde mich gerne mit Amrun unterhalten, könntet ihr bitte..." Der Bedienstete nickte und entfernte sich. Ameron stand in der Tür und bemerkte zu seinem Unbehagen, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe Amrun erschien und mit ihm nach draußen ging.
In einem Nebengang nahm er sie an den Schultern und sah ihr tief in ihre blauen Augen: "Es tut mir leid, aber ich musste dich unbedingt sehen." Verliebt lächelte Ameron die junge Frau an. "Den ganzen Tag habe ich an dich denken müssen, nicht eine Sekunde hatte der Tag, in der ich dich nicht vor mir gesehen habe. Du...du...", er suchte verzweifelt nach Worten, die ihre Schönheit beschreiben konnten, aber es gab sie nicht. "du bist wunderschön, Amrun. Ich glaube, ich habe mich unsterblich in dich verliebt!" Amrun sah Aragorn tief in seine braunen Augen. Irritiert bemerkte der junge Mann ihren traurigen Blick. "Aber was...?" stotterte Ameron. "Es...es...Herr Ameron, das darf einfach nicht sein! Ihr dürft mich nicht lieben, ich bin doch nur eine einfache Dienerin! Das geht nicht!" sanft schüttelte Amrun den Kopf. "Es ist nicht rechtens." - "Amrun, es ist mir völlig gleich, was du bist, es ist doch viel wichtiger, wer du bist. Du bist die Frau, die ich liebe! Ein Mensch, so wie ich. Mir ist völlig egal, welchen Stellenwert du in der Gesellschaft hast!" Ameron nahm sie in die Arme und sah sie ernst an. "Das sollte es aber nicht, Herr Ameron. Immerhin seit ihr ein Leibwächter König Elessars." Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und seufzte leise. Jedes Wort tat ihr weh, doch sie wusste, dass es nicht anders ging. Sie als Dienerin durfte sich in keinem Falle auf ein Verhältnis mit höhergestellten Herrschaften einlassen. Es war ihr verboten, auch wenn es ihr sehr wehtat, darauf hinweisen zu müssen.
"Ich wurde nur durch einen Zufall Leibwächter, ich war seit meiner Kindheit in der Wildnis, was stellt mich da über dich? Ich bin bestimmt nicht besser als du. Amrun, ich liebe dich!" Amrun hob ihren Kopf und sah ihn lächelnd an: "Ich liebe dich auch, Ameron. Aber wie soll das mit uns gut gehen? Wenn König Elessar von der Sache erfährt, jagt er mich auf die Strasse!" - "Du kennst ihn nicht, nie würde er ein Unrecht begehen. Ich werde gleich morgen mit ihm sprechen. Und er wird nichts dagegen haben." Ameron schenkte der jungen Frau einen tiefen Kuss, den sie leidenschaftlich erwiderte. Nach einer kleinen Ewigkeit löste sich Amrun aus seiner Umarmung und ging zurück in das Zimmer, wo ihre Schwester besorgt auf sie wartete.
"Aragorn? Ich würde gerne mit dir sprechen!" Ameron lief auf Aragorn zu und blieb jappsend und keuchend vor ihm stehen, eine Hand an die Brust gepresst. "Langsam, junger Freund! Komm, setzen wir uns auf die Bank." Der König führte den atemlosen Mann zu einer Steinbank im Garten und ließ ihn Platz nehmen. Während Ameron noch immer um Atem rang, beobachtete er ihn aufmerksam. Es musste sich ja um etwas mächtig wichtiges handeln, wenn sein junger Freund völlig vergaß, dass ihm schnellere Bewegung noch nicht besonders gut bekam. "E...es geht um...Amrun!" brachte Ameron mühsam hervor. "Die Dienerin? Was ist mit ihr?" - "Ich liebe sie!" platzte Ameron hervor und sah seinen Freund abwartend an. Aragorn bemühte sich sehr, ein überraschtes Gesicht zu machen. Hatte er doch Recht gehabt! "Erwidert sie deine Liebe?" fragte er und bemühte sich um eine unbewegte Miene. Der junge Mann nickte: "Ja, aber..." - "Aber was? Gibt es ein Problem?" Aragorn sah ihn irritiert an. "Sie hat Angst, entlassen zu werden. Weil sie eine Dienerin ist und ich ein Leibwächter! Amrun ist der festen Ansicht, dass ich mehr Wert in der Gesellschaft habe als sie!" Ameron sah Aragorn abwartend an, wartete auf seine Reaktion. Aber der König schüttelte den Kopf. " Das finde ich unsinnig, aber sie hat im Grunde Recht. Viele Menschen hier denken noch so. Aber lasst euch davon nicht beirren, ich finde, dass es völlig gleich ist, welcher Tätigkeit man nachgeht, solange es eine ehrliche Arbeit ist. Genießt eure Liebe, meinen Segen habt ihr Beiden!" sagte Aragorn und nahm seinen jungen Freund lachend in seine Arme. "Ich danke dir so sehr, Aragorn! Du bist ein echter Freund!"
Von nun an waren Ameron und Amrun fast unzertrennlich. Den ganzen Winter über sah man das glückliche Paar jede freie Minute zusammen, oft eng umschlungen in einer Ecke am Kamin sitzen oder durch den verschneiten Garten wandeln. Ameron wohnte noch immer im Palast und war fast wieder im Vollbesitz seiner früheren Kräfte. Die Lunge war gut verheilt und man sah ihn oft mit seinen Waffen trainieren. Langsam wich der Winter dem Frühling, die Schneeschmelze hatte eingesetzt und überall sah man die ersten Blumen ihre kleinen Blüten verschlafen der Sonne entgegenstrecken.
Eines Abends, als Aragorn mit Ameron zusammen am Kamin saßen und sich über alles mögliche unterhielten, begann der junge Mann plötzlich versonnen zu lächeln. "Was ist, mein Freund?" fragte Aragorn und sah ihn prüfend an. "Nichts, ...ich meine nichts beunruhigendes. Ich habe mich entschlossen, Amrun um ihre Hand zu bitten. Ich liebe sie mehr als mein Leben und möchte sie heiraten." Der junge Mann sah seinen Freund mit strahlenden Augen an. "Na, das ist aber eine Überraschung! Dass du dich so schnell entscheiden wirst, hatte ich nicht gedacht!" sagte Aragorn staunend. "Ja, aber ich fühle, dass sie die Richtige ist. Aber ehe ich ihr einen Antrag mache, muss ich erst ein Heim für uns Beide schaffen." Ameron lächelte überglücklich. Er würde bald eine Familie gründen. Dieser Gedanke ließ sein Herz einen Sprung vor Freude machen.
Aragorn half seinem jungen Freund auf der Suche nach einem geeigneten Haus, und die Beiden wurden auch rasch fündig. Ganz in der Nähe des Palastes, unweit der Häuser der Heilung stand seit vielen Jahren ein kleines Häuschen leer. Ameron hatte alle Hände voll zu tun, das Gebäude wieder wohnbar zu machen, aber er schaffte es in kürzester Zeit. Der März ging seinem Ende zu, als es fertig hergerichtet hatte und sich nun ein Herz fassen wollte. Heute sollte es soweit sein! Ameron suchte Amrun stundenlang im Palast, doch jeden, den er fragte, schüttelte den Kopf. Die Frau schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Nachdenklich schritt Ameron in sein Zimmer und setzte sich aufs Bett, gedankenverloren schweifte sein Blick durch den Raum und blieb plötzlich am Tisch hängen. Ein Brief lag dort. Stirnrunzelnd stand der junge Mann auf und griff nach dem Papier. Mit zierlicher Handschrift hatte jemand seinen Namen darauf geschrieben. Amrun! Hastig riss Ameron den Umschlag auf und begann zu lesen:
Liebster Ameron
Es tut mir so unendlich leid, aber ich kann nicht bei dir bleiben. Heute habe ich die Nachricht erhalten, dass Kandor, mein todgeglaubter Verlobter, wiedergekommen ist. Ameron. Ich liebe dich sehr, mehr als ich dir jemals sagen könnte, aber ich hatte vor langer Zeit ihm und unseren Eltern ein Versprechen abgegeben, dass ich unmöglich brechen kann. Ich schreibe dir diesen Brief, denn ich kann es nicht ertragen, dich unglücklich zu sehen. Wenn ich meinem Herzen folgen dürfte, wäre ich bis an mein Lebensende bei dir geblieben. Du wirst auf Ewig meine einzige wahre Liebe bleiben. Verzeih mir bitte!
Amrun
Ameron ließ den Brief zu Boden fallen, er konnte es nicht fassen, was er soeben gelesen hatte. Es musste sich um einen Alptraum handeln, das durfte nicht wahr sein! Langsam schüttelte der junge Mann den Kopf, seine Amrun war weg, weg für immer! Die Frau, die er mehr liebt als sein eigenes Leben, sie, für die er ein Heim gerichtet hatte und die er heute um ihre Hand bitten wollte, hat ihn verlassen!
Alles in ihm krampfte sich zusammen, heiße Tränen rannen über seine Wangen. "Warum? Warum nur? Amrun, warum tust du mir das an?" stammelte er leise und schluchzte laut auf. Sie war doch sein Leben, ohne sie war sein Leben sinnlos geworden. Ameron sprang auf und eilte aus der Tür. Am Gang stieß er mit Aragorn zusammen, der ihn entgeistert ansah: "Ameron! Was bei den Valar ist los? Du siehst ja furchtbar aus!" rief er erschocken aus. "Es ist aus, Aragorn! Aus und vorbei, sie war doch mein Leben!" stieß er weinend hervor und lief wie von Sinnen davon. Aragorn sah ihm verdutzt nach, er hatte sich keinen Reim auf das wilde Gestammel machen können, aber in ihm keimte ein furchtbarer Verdacht auf.
Durch die offene Zimmertür sah er einen Brief am Boden liegen, mit wenigen Schritten hatte er ihn erreicht und las entsetzt, was darin stand. Also doch! Es ging um Amrun! Besorgt lief Aragorn aus dem Raum und sah sich um. Ameron sollte nicht alleine sein mit seinem Kummer, jetzt auf keinem Fall, wer weiß, wozu er in seinem Schock fähig ist.
Der König hastete den Gang entlang, den der junge Mann genommen hatte und hielt am Fuße der Treppe, die in den Turm führte. Aragorn ahnte, dass Ameron da oben zu finden sein würde und lief die Stufen hoch. Am Turmfenster sah er eine zusammengekauerte Gestalt sitzen, völlig in Gedanken versunken und in die Tiefe starrend. Der König trat langsam zu Ameron hin. "Sie ist fort, Aragorn. Für immer", sagte der verzweifelte junge Mann und sah Aragorn aus unendlich traurigen Augen an. "Sie war doch Alles für mich, mit ihr wollte ich mein Leben verbringen." Aragorn legte Ameron eine Hand auf die Schulter. "Ich weiß, mein Junge. Ich habe ihren Brief gelesen, sie konnte nicht anders handeln, in manchen Ländern Mittelerdes ist es immer noch üblich, dass ein Mädchen früh einem Mann versprochen wird. Sie musste ihr Versprechen einhalten, hasse sie bitte nicht dafür."
Ameron schüttelte langsam den Kopf: "Nein, ich hasse sie nicht, ich liebe sie doch. Aber es tut so weh, Aragorn, so unwahrscheinlich weh!" Der junge Mann begann laut zu weinen. Aragorn zog ihn vom Fenster herunter und nahm ihn fest in den Arm. Amerons Beine gaben nach und er ließ sich einfach zu Boden sinken, Aragorn setzte sich mit ihm auf den Fußboden und hielt Ameron einfach nur fest. Verzweifelt klammerte sich der junge Mann an seinen Freund und schrie fast seine Verzweiflung heraus. Besänftigend strich Aragorn ihm immer wieder über seinen Rücken und murmelte beruhigende Worte. Irgendwann konnte der König seinen Freund auf die Beine ziehen und er brachte ihn in sein Zimmer, wo er Ameron aufs Bett legte und an seiner Seite blieb, bis der junge Mann völlig erschöpft eingeschlafen war. Lange sah Aragorn in das Gesicht des völlig Verzweifelten und seufzte. Es hatte so schön ausgesehen, er hätte nie geahnt, dass es so enden würde. Dabei waren die Beiden doch ein Traumpaar gewesen, sie ergänzten sich perfekt.
"Ameron!" rief Aragorn seinem jungen Leibwächter zu, der wieder einmal unter seinem Lieblingsbaum im Garten saß. Er schien nicht zu reagieren, so kam der König näher und setzte sich schließlich neben seinen Freund. "Das kann so nicht weitergehen, mein Freund. Du sprichst nicht, isst nicht, reagierst auf nichts mehr." Begann Aragorn vorsichtig. Ameron öffnete seine Augen, die er bis jetzt geschlossen gehalten hatte und sah ihn stumm an. Die braunen Augen spiegelten den Schmerz wieder, denn der junge Mann in seinem Herzen verspürte. "Ich weiß, dass das jetzt unsinnig klingt, aber akzeptiere es. Ihr wart nicht füreinander bestimmt, die Valar haben wohl andere Pläne für dich." - "Die Valar! Warum haben die Valar zugelassen, dass ich den verdammten Pfeil überlebt habe? Warum haben sie mir und meinen Schwestern die Eltern genommen? Die Valar haben keine Pläne, sie sind einfach nur grausam." Amerons Stimme klang scharf, aber zugleich auch unendlich müde. Seit Amrun ihn verlassen hatte, drohte der Schmerz seine Seele aufzufressen. "Ameron, ich verstehe, dass du verzweifelt bist, aber du darfst deinen Schmerz nicht übermächtig werden lassen, sonst wird er dich verschlingen. Du musst nach vorne sehen, ich brauche dich an meiner Seite, als meinen besten Leibwächter." Aragorn wählte seine Worte mit Bedacht, aber sprach sie mit Nachdruck aus. Er sah keine andere Möglichkeit mehr, als an Amerons Pflichtbewusstsein zu appellieren. "In einigen Tagen möchte ich nach Hobbingen aufbrechen und erwarte, dass du bis dahin wieder klar denken kannst!"
Der junge Mann sah erstaunt auf. "Zu Sam und Frodo? Ach ja, das Baby müsste doch bald zur Welt kommen!" Der König nickte und sah zu seiner Freunde, dass Ameron bei dem Gedanken an seine kleinen Freunde ein kleines Lächeln zustandebrachte. "Gut, ich werde bereit sein." Mit diesen Worten erhob sich der junge Mann und ging nach Hause, wo er mit seinem Waffentraining fortfuhr, dass er unterbrochen hatte, seit Amrun gegangen war.
Die Reise tat Ameron gut, er fand kaum Zeit,, an seinen Schmerz zu denken und die Gespräche mit Aragorn halfen ebenfalls sehr. Der junge Mann genoss die Freiheit wieder, auf dem Rücken seiner Falbstute, der er den Namen Perian gegeben hatte weil sie ja ein Geschenk von seinen Hobbitfreunden war, keine Menschen, kein Lärm. Nur mit seinem Freund Aragorn, Ameron fühlte, wie sich die Last der letzten Monate von seinen Schultern löste. Er konnte wieder an Amrun denken und von ihr sprechen, ohne dass er in Tränen ausbrach, er liebte sie zwar noch immer, aber er hatte sie gehen lassen.
Langsam änderte sich die Umgebung, je näher sie dem Auenland kamen. Amerons Herz begann vor Freude zu schlagen, als er endlich in der Ferne den großen Hügel mit der alten Eiche erkennen konnte - Beutelsend! Als Aragorn und Ameron an dem kleinen Gartentor die Pferde anhielten und abstiegen, kam ihnen auch schon Sam freudestrahlend entgegen: "Streicher! Ameron! Was für eine Überraschung euch zu sehen. Aber ihr seid genau zur rechten Zeit gekommen!" rief der Hobbit und schloss die beiden weitgereisten Freunde in die Arme. "Was meinst du, Sam? Ist am Ende wieder etwas geschehen?" fragte Aragorn irritiert. Er erinnerte sich an das letzte Wiedersehen mit den Hobbits, an dem Tag, an dem Frodo von einem Warg angefallen und verschleppt worden war. "Nun ja, geschehen ist in der Tat etwas, aber nichts Schlimmes! Nein, etwas Schönes, wenn ihr versteht, was ich meine!" Der Gärtner zwinkerte den Männern grinsend zu. "Frodos und Lilianes Baby ist gestern zur Welt gekommen. Aber nun kommt herein, ihr müsst bestimmt hungrig und durstig sein nach der langen Reise!" Sam lief durch die runde Tür von Beutelsend und die beiden Männer folgten ihm lachend.
Ameron hatte so seine Probleme, als er bei Tisch Platz nehmen wollte. Alles war viel zu klein, er wusste nicht, wo er seine langen Beine hinstecken sollte und kauerte schließlich irgendwie auf dem kleinen Stuhl. Der junge Mann sah sich sofort von einer riesigen Kinderschar umringt, die ihn freundlich begrüßten und musterten. "Ihr könnt kommen, sie sind wach!" rief Sam, der in Frodos Zimmer nach dem Rechten gesehen und Besuch angekündigt hatte. Ameron stand mühsam auf und ging leise hinter Aragorn her.
Als er Liliane im Bett sitzen sah, ein kleines Bündel in ihren Armen, begann sein Herz wie wild zu schlagen. Ergriffen sank er neben ihr auf die Knie und bestaunte mit offenem Mund das kleine Hobbitbaby, das ihn aus tiefblauen Augen musterte. Das kleine Mädchen schien keine Angst vor ihm zu haben und quietschte leise, ihre Augen waren fest auf den riesengroßen Mann gerichtet, der sie mit glänzenden Augen und einem fasziniertem Lächeln betrachtete. Sie war so winzig... nie hätte Ameron gedacht, dass ein Baby so klein sein konnte, er konnte gar nicht in Worte fassen, was ihm beim Anblick des Babys durch den Kopf ging. Er hörte, wie sich Aragorn nach dem Namen erkundigte...Titheniel hieß die Kleine, ein wundervoller Name... Ameron konnte sich kaum von dem Anblick losreißen, aber als die kleine Titheniel ihre Augen schloss und einschlief, ging er schließlich doch auf leisen Sohlen aus dem Zimmer, Mutter und Tochter brauchten noch ihre Ruhe, das wusste er.
Schweigend hörte Ameron zu, wie sich Aragorn mit Frodo und Sam unterhielt, als plötzlich ein kleiner Junge seine Aufmerksamkeit erregte. Der junge Mann wusste, dass es der Sohn von Frodo war, der ihn neugierig musterte. Der Kleine hatte sich an Frodos Hosenbein geklammert und sah ihn aus großen, blauen Augen an, einen Daumen hatte er in den Mund gesteckt. "Na, wer bist denn du?" fragte Ameron und lächelte das Kind freundlich an. "Sam" kam die prompte Antwort aus dem Mund des kleinen Hobbits, der sich zu einem fröhlichen Lächeln verzogen hatte. Plötzlich begann Sam zu lachen und hopste zu Ameron hin, die Ärmchen ihm entgegen gestreckt. "Hoch!" jauchzte der Kleine und er quietschte vor Freunde, als ihm Ameron den Wunsch erfüllte und ihn auf seinen Schoß hob. Dort thronte Frodos Sohn überglücklich und wollte Kuchen haben. "Er scheint dich wirklich zu mögen, sonst ist Sam nämlich unwahrscheinlich schüchtern!" staunte Frodo und sah zu wie sich Sam von Ameron mit Kuchen füttern ließ. Der junge Mann strahlte übers ganze Gesicht, er liebte Kinder über alles und den kleinen Hobbit hatte er bereits fest in sein Herz geschlossen. Er wunderte sich, wie klein das Kind doch war, seine Neffen waren gleich alt, aber um einiges größer als Sam.
Ameron und Aragorn hielten sich einige Wochen in Beutelsend auf, der junge Mann fühlte sich so wohl inmitten der vielen Hobbitkinder, dass er am liebsten für immer geblieben wäre. Er machte bei den Spielen der kleinen Hobbits bereitwillig mit und ließ sich nur zu gerne als Pferd oder was den Kindern auch immer einfallen wollte, gebrauchen. Hier, bei ihnen, konnte er alles vergessen, was ihn bedrückte. Aber schließlich kam doch die Zeit des Abschiednehmens.
Frodo hatte die Veränderung bemerkt, die in Ameron vorgegangen war seit der letzten Begegnung. Er hatte mit Aragorn lange über alles gesprochen, hatte von der schweren Verwundung gehört, die der junge Mann nur durch sehr viel Glück überlebt hatte, den Problemen mit seinen Kameraden in der Leibwache, auch von Amrun erfuhr der Hobbit. Frodo war jedoch glücklich zu hören, dass Amerons Schwestern noch lebten und wiedergefunden worden waren.
Als er ein wenig später durch den Garten ging, sah er Ameron unter einen der Bäume sitzen, tief in Gedanken versunken. Langsam trat er zu ihm hin und sah in Amerons abwesendes Gesicht. Er vermeinte Wehmut darin zu erkennen und Frodo hatte das Gefühl, dass es sich um seine verlorene Liebe handeln musste. "Du hast sie sehr geliebt, habe ich recht?" begann der Hobbit vorsichtig das Gespräch. Er hatte sich neben Ameron auf den Boden gesetzt und sich seine Pfeife angesteckt. Ameron nickte langsam. "Ja, mehr als mein Leben. Ich wollte sie heiraten, aber daraus ist nichts geworden. Sie war bereits einem anderen Mann versprochen." Antwortete er mit leiser Stimme, die seine Traurigkeit verriet. Es schmerzte nicht mehr so stark, zumindest nicht immer. Am schlimmsten war es immer noch, wenn der junge Mann alleine war und zu grübeln begann. Dann sah er sie wieder vor sich, hörte ihr Lachen, fühlte ihren weichen Körper. Aber Amrun war unerreichbar für ihn geworden.
Frodo nickte verstehend und legte seine Hand auf die seines Freundes. "Ich hoffe sehr, dass du darüber hinwegkommst, ich weiß, dass es leicht dahingesagt ist, aber ..." Ameron sah den Hobbit traurig lächelnd an. "Ich werde darüber hinwegkommen, bestimmt. Manchmal fühle ich mich so einsam, aber ich bin es nicht, nicht mehr. Ich habe eine Menge wundervoller Freunde, denen ich nicht gleichgültig bin und die mir alle helfen wollen. Und ich habe das alles dir zu verdanken, Frodo. Wenn wir uns damals nicht getroffen hätten, würde ich noch immer tief im Wald sitzen und mich vor Feinden fürchten, die längst nicht mehr existieren." - "Und ohne dich wäre ich nicht mehr am leben, meine kleine Titheniel hätte ihren Vater nie kennenlernen können, wenn du nicht gewesen wärst. Ich werde auf ewig tief in deiner Schuld stehen." Sagte Frodo mit bewegter Stimme und umarmte Ameron herzlich.
Früh am nächsten Morgen brachen die Männer auf, zum Abschied schloss Ameron Frodo noch einmal fest in seine Arme und sagte mit bewegter Stimme: "Danke, Frodo." Der Hobbit wusste, was der junge Mann damit zum Ausdruck bringen wollte. "Ich hoffe, wir werden uns bald wiedersehen, Ameron. Leb wohl." Sie hatten das Auenland bereits hinter sich gelassen, Ameron hatte seit dem Abschiednehmen von den Hobbits kein Wort gesprochen. Aragorn sah ihn besorgt von der Seite an, aber zu seiner Überraschung sah er, dass sein Leibwächter still vor sich hinlächelte. "Ameron, was ist mit dir?" fragte der König schließlich. "Ich bin einfach nur glücklich, mir geht es gut." Gab der junge Mann zur Antwort. Das Auenland scheint einen besonderen Einfluss auf Ameron gehabt zu haben, oder waren es seine Freunde, die ihm sein fröhliches Gemüt wiedergegeben hatten?
In Rohan legten Aragorn und Ameron eine mehrtägige Rast ein, sodass Ameron seine Schwestern besuchen konnte. Samina hatte ihr Baby schon bekommen, ein kleines Mädchen. Ameron konnte kein Auge von seiner kleinen Nichte wenden, stundenlang trug er das Baby spazieren, sodass seine Schwester schon Angst hatte, dass die Kleine völlig verzogen wurde. Aber sie war froh, dass es ihrem Bruder so gut ging, die letzten Briefe von Ameron hatten ihr Sorgen bereitet. Aber er schien alles überwunden zu haben, worüber sie sehr froh war.
Wieder zurück in Minas Tirith, stürzte sich Ameron auf die Arbeit an seinem kleinen Haus, er war lange weggewesen, so musste er einiges wieder reparieren, auch der kleine Garten hatte sehr gelitten. Der junge Mann konnte vor lauter hochgewachsenem Gras und Unkraut kaum noch etwas erkennen. Jetzt wünschte sich Ameron Sam hierher, der hätte das Chaos in kürzester Zeit in den Griff bekommen, aber schließlich schaffte es auch er, dass der Garten wieder der Platz wurde, an dem er sich zurückziehen und träumen konnte.
