Disclaimer: Keine der wundervollen Charaktere Tolkiens gehören mir, allerdings ist der Held der Geschichte meiner Phantasie entsprungen! Rating: PG 13, wegen teilweise blutigen Szenen...

@Auxia: Und wieder muss ich meine Stammleserin um Vergebung bitten....es tut mir leid dass ich nicht eher geupdatet habe...

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"Hiermit ernenne ich Ameron zum Hauptmann der königlichen Leibwache Gondors! Er wird ein würdiger Nachfolger Hauptmanns Sethon, der sich nach der langen Zeit, in dem er immer treu Gondors Herrscher zur Seite gestanden war, in den wohlverdienten Ruhestand begeben wird." König Elessars Worte hallten durch den Saal, in dem sich eine große Anzahl von Soldaten befand, die nun laut zu rufen begannen: "Hoch Hauptmann Ameron!"

Ameron stand neben Aragorn, den Blick starr nach vorne gerichtet. Nun war er Hauptmann, er konnte es gar nicht fassen. Der junge Mann ahnte, dass Hauptmann Sethon nicht ganz freiwillig in den Ruhestand ging und es mit den Vorfällen zu tun hatte, die vor der Reise nach Rohan geschehen waren. Irgendwie hatte der König herausgefunden, dass Ameron Probleme mit der Leibwächtertruppe hatte und hatte so lange nachgefragt, bis der junge Mann schließlich sein Schweigen brach und von den Schikanen berichtete, die er zu erdulden hatte. Sothor, der nicht einmal vor Gewalt zurückschreckte, war bereits unehrenhaft aus dem Dienst entlassen worden und die anderen Kameraden hatten sich bei Ameron entschuldigt. Sie hatten aus Angst vor dem Sohn des Hauptmanns bei allen Quälereien mitgemacht.

Ameron nahm bewegt an der Zeremonie teil und schwor sich, das Vertrauen, das sein Freund ihm entgegenbrachte, niemals zu enttäuschen und sein bestes zu geben, diesem Rang, den er nun innehatte, gerecht zu werden.

"Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, hierher zu kommen!" sagte Ameron mit gedämpfter Stimme zu Aragorn. Der König hatte es sich in den Kopf gesetzt, persönlich in den untersten Stadtring zu reiten, um mit den Leuten zu sprechen. Seit einigen Tagen schwelte Unzufriedenheit unter den ärmeren Bürgern der Stadt, sie beneideten die Bürger der besseren Stadtteile um ihren Wohlstand und gaben König Elessar die Schuld an ihrem Elend. Aragorn hatte die Hoffnung, mit ihnen sprechen zu können. Aus diesem Grund sah er sich nun gemeinsam mit seinem treuen Leibwächter von einer grimmig dreinblickenden Menschenmasse umzingelt. "Ich mittlerweile auch nicht!" kam die knappe Antwort von ihm. "Macht Platz für König Elessar!" rief Ameron mit strenger Stimme und zog langsam sein Schwert um zu demonstrieren, dass er es bedenkenlos einsetzen würde, wäre der König in Gefahr. Einige der Männer um ihn begannen zurückzuweichen, als sie die Klinge in der Sonne blitzen sahen. Das wurde ihnen nun doch ein wenig gefährlich. Der junge Leibwächter trieb seine Stute Perian durch die Schneise, die nun langsam in der Menge entstand. Mit einem Blick nach hinten überzeugte er sich davon, dass Aragorn und die zwei Männer seiner Truppe dicht hinter ihm war. Der König hatte sein Schwert noch in der Scheide belassen und würde es nur im Notfall ziehen.

Die Männer hatten schon fast den Rand des Platzes erreicht, als plötzlich ein Stein Ameron an der Stirn traf und die Haut über der rechten Braue aufriss. Mit einem lauten Aufschrei griff er sich an die schmerzende Stelle und sah auf das Blut an seinen Fingern Erschrocken wendete er sein Pferd und ließ Aragorn den Vortritt, der seinen verletzten Freund Fassungslos anstarrte. Ameron schrie ihm zu, dass er sich in Sicherheit bringen sollte und befahl seinen beiden Leuten, den König zum Palast zu eskortieren. Die beiden Leibwächter nickten und ritten mit Aragorn in der Mitte los, der so entsetzt von der Wut seines Volkes war, dass er zu keiner Reaktion fähig war.

Ameron ließ Perian steigen und verdeckte so den Schützen, die immer wieder faustgroße Steine schleuderten, das Ziel auf den König. Endlich, als er sah, dass Aragorn außer Reichweite war, wendete er die Stute und galoppierte hinterdrein, ohne sich um die aufschreienden Menschen zu kümmern, die vor ihm zur Seite sprangen. Leise fluchend lenkte Ameron das Tier durch die Stadtringe und hielt schließlich vor dem Palast, wo bereits von Aragorn und den beiden Leibwächtern erwartet wurde.

Er sprang aus dem Sattel und wäre beinahe gefallen, wenn ihn nicht Mardil, der neben ihm stand, aufgefangen hätte. Ein heftiger Schwindel drohte dem jungen Hauptmann die Beine unter sich wegzuziehen und heftiger Kopfschmerz hatte eingesetzt. "Bringt ihn herein!" forderte Aragorn die Männer auf, die ihren Hauptmann in die Mitte genommen hatten und ging vor ihnen die Treppen hoch. Ameron wurde auf eine Bank gelegt und der König sah sich seine Wunde genau an. "Wieviele Finger siehst du?" fragte Aragorn und hielt seine Hand vor die Augen des jungen Mannes. "Zwei" stöhnte er und hielt sich den schmerzenden Kopf. "Sieh dem Finger nach!" forderte ihn Aragorn wieder auf. "Was soll das? Wenn du spielen willst, such nach Eldarion!" brummte Ameron, gehorchte jedoch und sah dem Finger nach, der sich auf und ab bewegte. "Ich wollte nur sehen, ob dein Gehirn Schaden genommen hat. Aber bei deinem Dickschädel braucht´s dazu schon mehr als einen Stein!" grinste Aragorn, als er erkannte, dass sein Freund nicht schlimm verletzt war.

"Wirklich unglaublich komisch!" murmelte Ameron, aber er musste lächeln, das jedoch sofort wieder erstarb, als eine neue Schmerzwelle durch den Kopf jagte. Aragorn hatte inzwischen eine Schüssel mit Wasser genommen und begann, die blutende Kopfwunde auszuwaschen, was sich als gar nicht so leicht herausstellte, denn Ameron konnte seinen Kopf nicht ruhig halten und zuckte immer wieder zurück. Endlich hatte es sein Freund doch noch geschafft und schüttelte den Kopf. "Das muss genäht werden! Ich werde dich in die Häuser der Heilung bringen."

Ameron setzte sich mühsam auf und sah den König entsetzt an: "Oh nein, muss es nicht! Ein Verband genügt völlig!" - "Ameron, die Wunde klafft ziemlich auseinander, das würde nie gut heilen können!" sagte Aragorn ein wenig erstaunt. "Doch, das heilt schon, bestimmt! An meinem Kopf wird ganz bestimmt nicht mit einer Nadel herumgestochert!" Ameron hob abwehrend die Hände und sah ihn sehr bestimmt an. Aragorn schüttelte den Kopf, er konnte nicht glauben, was er da hörte. Sein Freund, der sich tapfer jedem noch so mächtigem Gegner furchtlos entgegenstellte, bekam Panik bei dem Gedanken, dass seine Wunde genäht werden musste!

Aber Ameron würde keine andere Möglichkeit haben, dafür würde er schon sorgen! "Ameron! Ich befehle dir sofort, mit mir in die Häuser der Heilung zu kommen und deine Wunde so versorgen zu lassen, wie es die Heiler für richtig erachten!" sagte Aragorn mit befehlender Stimme. Der junge Mann sah ihn erschrocken an: "Ein Befehl?" fragte er zögerlich. "Ja, ein Befehl!" erwiderte der König mit Nachdruck. Er wusste, dass Ameron niemals einen Befehl verweigern würde, den er ausgesprochen hatte. Aragorn sprach nicht gerne so mit seinen Freunden, aber hier musste er eine Ausnahme machen - zu Amerons Bestem.

Ameron hatte sich Aragorns Willen gebeugt und saß nun auf einem Stuhl in einem der Behandlungszimmer. Nervös rutschte er hin und her und betrachtete skeptisch die verschiedenen Instrumente, die auf einem kleinen Tisch neben der Liege lagen, am liebsten wäre er einfach wieder verschwunden, aber Aragorn ließ ihn keine Sekunde aus den Augen, sodass er sich schließlich seufzend in sein Schicksal fügte.

Der junge Mann fuhr erschrocken zusammen, als plötzlich die Tür aufging und ein Heiler mit einer Pflegerin eintrat. "Ah, Herr Ameron! Die Platzwunde an der Stirn, die genäht werden muss!" rief der Mann freundlich und zog das Tuch weg, das die Wunde abgedeckt hatte. "Ich glaube nicht, dass sie das muss!" murmelte Ameron ein wenig störrisch, aber sein Protest verhallte ungehört. "Legt euch bitte auf die Liege hier, wir werden die Wunde nun säubern, ehe sie genäht wird!" Widerwillig gehorchte der junge Mann und sah Aragorn anklagend an, als er auf dem Rücken lag und sich der Heiler über ihn beugte. "Habt ihr irgendwelche Beschwerden?" fragte der Mann, während er Ameron tief in die Augen sah. "Nein, nichts!" war die kurze Antwort.

Aragorn atmete geräuschvoll aus und schüttelte den Kopf. "Ihm war furchtbar schwindlig und hatte starke Kopfschmerzen, als ich ihn mir ansah." - "Oh, das ist aber nicht so gut, aber nicht außergewöhnlich bei dieser Verletzung. Ein paar Tage Ruhe werden genügen, dass der junge Herr wieder auf die Beine kommt." Der Heiler blickte ein wenig irritiert auf seinen König, doch sein Gesichtsausdruck sagte alles. Er schüttelte kurz den Kopf und ging dann zu dem Tischchen, wo er eine gebogene Nadel und einen dünnen Faden nahm. Mit diesen Utensilien begab er sich wieder zu Ameron der den Mann misstrauisch ansah. Als er die Nadel in dessen Hand bemerkte, wollte der junge Mann aufspringen, das war dann doch zuviel für ihn.

"Ameron!" donnerte die Stimme des Königs durch den Raum und ließ ihn zusammenfahren. Erschrocken sah er Aragorn an, dessen Blick war unmissverständlich. Mit einem ergebenen Seufzer ließ er sich wieder auf die Liege zurücksinken und schloss ängstlich die Augen. Ergeben wartete er auf die Höllenqualen, die er nun erdulden würde und hoffte inständig, dass sie schnell vorübergehen würden. Aber nichts geschah, warum fing der Heiler nicht endlich an, damit die Folterei bald ein Ende fand? "Fertig, Herr Ameron. Nur noch der Verband, und ihr könnt wieder nach Hause!" hörte er die Stimme des Heilers. Irritiert öffnete er die Augen. "Fertig? Habt ihr doch nicht genäht?" Der Heiler musste lachen: "Doch, fünf Stiche waren nötig, die Wunde zu schließen!" Ameron sah zu Aragorn, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte und breit grinste. Er fühlte die Schamesröte aufsteigen, er hatte sich wie ein kleines Kind benommen.

Beschämt trottete Ameron neben Aragorn her zu seinem Haus, das ganz in der Nähe lag. Der König grinste noch immer vor sich hin, das kindische Verhalten seines besten Leibwächters hatte ihn doch sehr amüsiert. Im Grunde war es unvorstellbar, dass ein so mutiger Mann wie Ameron solch eine Angst vor dem versorgen einer Wunde haben konnte! "E...es tut mir leid, wie ich mich benommen habe." stotterte der junge Mann, als sie sich in der Küche an den Tisch gesetzt hatten. "Ich muss sagen, ich war mehr als erstaunt, dass du dich so benehmen kannst. Warum hattest du bloss solch eine Angst vor dem nähen?" Aragorn sah Ameron fragend an.

"Wahrscheinlich, weil ich als Kind schon einmal genäht worden bin." Der junge Mann zog sein linkes Hosenbein in die Höhe und gewährte dem König einen Blick auf seine Wade, wo eine lange, hässliche Narbe zu sehen war. "Ich war so vier oder fünf Jahre alt, da stürzte ich beim Heu machen direkt in die Sense meines Vaters. Ich weiß nicht mehr, wer meine Wunde genäht hatte, aber es tat furchtbar weh und alles entzündete sich. Ich konnte tagelang nicht laufen. Seitdem versorge ich meine Verletzungen lieber selbst."

Verstehend nickte Aragorn und legte eine Hand auf die Schulter seines jungen Freundes. "Ich kann dir versichern, dass in den Häusern der Heilung nur die besten Heiler ihr Handwerk versehen, du kannst ihnen ruhig trauen. Aber nun lege dich ins Bett und schone deinen Kopf." Seufzend nickte Ameron und legte sich nieder. Als er eingeschlafen war, schlich sich Aragorn leise durch die Tür und ging zurück zum Palast, wo er sich darum kümmerte, dass Soldaten in den unteren Ring gingen und die Leute dort wieder zur Besinnung brachten.

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"Hauptmann Ameron, vor dem Tor stehen zwei Halblinge, die euch zu sehen wünschen." Einer der Wachen vom Stadttor war zu ihm getreten. Ameron sah von den Berichten auf. "Halblinge? Haben sie einen Namen genannt?" fragte er aufgeregt. Es kamen nicht viele Halblinge nach Minas Tirith. "Peregrin Tuk und Meriadoc Brandybock aus dem Auenland, Hauptmann!" Der junge Mann sprang auf und warf seine Arbeit auf den Tisch. Merry und Pippin! Wie lange hatte er die Beiden schon nicht mehr gesehen? Im Geiste rechnete er nach, mindestens zwei Jahre musste es hersein! Vor dem Tor standen tatsächlich seine Freunde! "Merry, Pippin! Welch eine Überraschung! Ich wusste nicht, dass ihr kommt, ihr hättet natürlich einen anderen Empfang genossen!" Stürmisch umarmte er die Hobbits. "Ameron, du bist Hauptmann?" fragte Pippin erstaunt und sah seinen jungen Freund fragend an. "Ja, Hauptmann der Leibwache. Die Stadtwache untersteht ebenfalls meinem Befehl!" lachte Ameron und führte seine Freunde durch das Tor. "Was ist denn hier überhaupt los? Solch einen Empfang habe ich doch noch nie in Minas Tirith erlebt!" sagte Merry und blickte noch einmal zu dem Wächter, der ihn beleidigt hatte." - "Nehmt es meinen Männern nicht übel, sie haben strikte Befehle einzuhalten, und die Zeiten verlangen leider nach Wachsamkeit. Aber nun kommt, Aragorn wird sich freuen, euch zu sehen!"

Der König war nicht minder erfreut, Merry und Pippin wiederzusehen und bald saßen die Hobbits mit Aragorn und Ameron im Arbeitszimmer des Königs. "Was führt euch zu uns, Freunde?" fragte Aragorn und sah in zwei bedrückte Gesichter. "Es geht um Frodo, er war mit uns unterwegs und wurde kurz vor Minas Tirith entführt!"

Die Männer hielten die Luft an. "Die Bewahrer der alten Ordnung! Nur sie können es gewesen sein!" rief Ameron aus und sprang hoch. "Was ist passiert, wohin sind sie geritten?" Merry erzählte alles über den Vorfall, beschrieb die Männer so gut er kannte und berichtete, dass ihre Spuren an Minas Tirith vorbeigegangen waren. Ameron und Aragorn sahen sich an: "Osgiliath!" stieß Ameron aufgeregt hervor. "Die Ruinenstadt ist das geeignete Versteck für die Bande!"

Aragorn wandte sich wieder an die Hobbits: "Was hat euch überhaupt in diese Gegend geführt?" - "Wir sind wegen Frodo gekommen, wir hofften alle, dass du ihm helfen könntest!" sagte Pippin mit trauriger Stimme. "Helfen? Was ist mit ihm?" - "Im Winter hatte er einen schlimmen Unfall, ein Pony hat ihn überrannt und schwer am Kopf verletzt. Es dauerte Tage, ehe er wieder zu sich kam, aber dann sahen wir, dass die Verletzungen schlimmer waren, als wir angenommen hatten..." Pippin holte tief Luft und sah in die entsetzten Gesichter seiner großen Freunde. "Frodo ist blind!" Aragorn schüttelte den Kopf: "Oh nein! Das ist ja schrecklich! Aber wie könnte ich ihm helfen?"

Der Hobbit erzählte von dem Heiler, der Frodos einzige Chance auf Heilung in den Heilkräften König Elessars sah. Er erklärte, dass er der Ansicht war, dass die Erblindung eine Schockreaktion von Frodos Körper war und vielleicht heilbar wäre. "Wir müssen ihn so schnell wie möglich da rausholen, wenn ihr wisst, wo sich die Bande aufhält, könnten wir doch..." Pippin war von seinem Stuhl aufgesprungen, doch Aragorn schüttelte den Kopf: "Nein Pippin, es ist nicht so einfach! Wenn sich Frodo in Osgiliath befindet, was noch immer nicht völlig sicher ist, wäre es äußerst schwierig, ihn dort zu finden. Die Stadt war immer darauf ausgerichtet, einem Feind Widerstand zu leisten, sie besitzt ein weitverzweigtes Tunnelsystem, die Stadtmauer kann nicht unbeobachtet erreicht werden und in der gesamten Stadt gibt es hunderte Verstecke, die wie geschaffen sind für Hinterhalte." - "Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass wir überhaupt nichts von den Bewahrern der alten Ordnung wissen. Bis vorhin wussten wir nicht einmal genau, dass sie wirklich existieren. Solange wir nicht ihre wahren Absichten und ihre Gewaltbereitschaft kennen, wäre es zu riskant!" Ameron hatte sich nun zu Wort gemeldet und Aragorns Bericht ergänzt. "Nein, wir würden Frodo nur unnötig gefährden, wenn wir einfach kopflos in Osgiliath einfallen. Wir brauchen jemanden, der die Stadt gut genug kennt. Ich werde Faramir bitten, uns zu helfen, sobald wir sicher sein können, dass Frodo in Osgiliath festgehalten wird." sagte Aragorn und lehnte sich mit einem seufzen zurück.

Ameron erhob sich indes und ging zur Tür: "Ich werde Späher ausschicken, die die Spuren verfolgen werden, die die Entführer hinterlassen haben!" Der König nickte ihm zu und der junge Mann verschwand sofort. Er ließ sofort die Soldaten zusammenkommen und wählte einen Spähtrupp aus, der sich sofort auf den Weg machte. Ameron setzte sich in sein Arbeitszimmer und legte den Kopf in die Hände, furchtbare Sorgen quälten ihn um seinen Freund. Der junge Hauptmann hatte die Briefe gelesen, in denen die "Bewahrer der alten Ordnung", wie sie sich nannten, Aragorns Familie offen bedrohten. Seit dem ersten Drohbrief hatte Ameron fast Tag und Nacht nach der Bande geforscht, bis in den Fangornwald war er gekommen, aber nirgends gab es auch nur das kleinste Anzeichen ihrer Existenz. Und nun hatten sie Frodo, ausgerechnet ihn, der im Moment nicht sehen konnte und schon soviel ertragen musste!

Er konnte es kaum erwarten, dass seine Männer zurückkehrten, immer wieder stand Ameron auf und lief zum Fenster, um Ausschau zu halten. Nach einer Ewigkeit war der Spähtrupp wieder in der Stadt eingetroffen und erstattete sofort Bericht. Der junge Hauptmann lief sofort in den Palast, um Aragorn von den Beobachtungen der Männer zu berichten: "Meine Männer haben die Spuren der Entführer bis knapp an die Stadtmauer Osgiliaths verfolgt, es steht außer Zweifel, dass sich Frodo in der Ruinenstadt befindet, Aragorn!" brachte er atemlos hervor. Aragorn nickte und wandte den Blick wieder seinen Karten zu, die über den Tisch ausgebreitet waren. "Aber wo genau haben sie ihn versteckt?" murmelte der König vor sich hin. "Wir brauchen Faramir! Lass ihn kommen, er wird es vielleicht wissen!" riet Ameron und sah seinen Freund an. Aragorn nickte und sandte einen Diener mit dem Befehl, Faramir herzuholen, aus. Der Bedienstete wäre beinahe mit Pippin zusammengeprallt, der gerade bei der Tür hereinmarschierte. "Was ist den mit dem los?" fragte er irritiert. "Frodo ist in Osgiliath, nun muss uns Faramir helfen." Gab Aragorn knapp zur Antwort. Der Hobbit wurde ganz aufgeregt, als er diese Nachricht vernahm und wollte sofort aufbrechen. Der König versuchte alles, seinen kleinen Freund zu überzeugen, dass es für Frodo eine Gefahr darstellte, wenn sie einfach dort einfallen würden. Pippin wurde wütend und riss sich von Aragorn los. Kopflos stürmte er aus dem Raum, Ameron wollte nachlaufen, mit ihm sprechen, aber er wurde zurückgehalten. "Lass ihn, Ameron. Er ist ein Hitzkopf, aber er wird sich wieder beruhigen, Ich werde nachher Merry bitten, mit ihm zu sprechen!" sagte Aragorn und wandte sich wieder den Plänen zu, als es an der Türe klopfte und ein Diener mit einem Brief eintraf. Entsetzt las Aragorn darin und reichte ihn fassungslos an Ameron weiter, der mit zusammengebissenen Zähnen die Nachricht der Entführer las. Als er fertig war, sah er seinen Freund mit schreckgeweiteten Augen an: "Sie haben Frodo also tatsächlich und wissen auch , wer er ist. Sie wollen ihn töten, wenn du nicht abdankst? Aber was haben die davon? Und wer ist dieser Goar, der den Brief geschrieben hat?" Aragorn schüttelte hilflos den Kopf: "Ich weiß es nicht. Ich kenne den Mann überhaupt nicht, aber ich werde Faramir nach ihm befragen, vielleicht hat er eine Ahnung, wer er ist!"

"Wenn doch Faramir nicht ausgerechnet in Edoras wäre! So vergehen wertvolle Tage, ehe wir Frodo zu Hilfe kommen können. Ich verstehe Pippin, wenn er enttäuscht und wütend ist." Bemerkte Ameron leise und sah Aragorn unruhig an. Dieses Gefühl, nichts tun zu können, machte den jungen Mann noch wahnsinnig. "Mir geht es nicht anders, aber es wäre viel zu riskant, jetzt schon einzugreifen. Wir müssen Geduld haben!" antwortete Aragorn bestimmt und sah seinem Freund fest in die Augen. "Ich weiß!" murmelte der junge Mann und starrte zum Fenster hinaus, ehe er sich erhob. "Ich werde wieder an meine Arbeit gehen, vielleicht finden meine Männer noch irgendetwas, was uns nützlich sein kann!" Er nickte Aragorn kurz zu und verließ dann den Raum, um sich wieder in sein Arbeitszimmer im Wachturm einzuschließen. Dort grübelte Ameron stundenlang über eine Lösung des Problems nach, aber es gab nur eine im Moment: Faramir. Doch der war noch weit weg in Rohan. Früh am nächsten Morgen riss ihn ein Klopfen aus dem Schlaf. Ameron hatte bis spät in der Nacht über den Stadtplänen Osgiliaths gebrütet und hatte sich dann auf die Liege im Arbeitszimmer gelegt, wo er eingeschlafen war. Der junge Mann setzte sich auf und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. "Ja?" rief er und sah einen der Wachen eintreten: "Hauptmann Ameron, vor den Stadttoren haben wir ein Pony eingefangen. Es war gesattelt und gezäumt und hat wohl seinen Reiter verloren." In Ameron keimte ein schlimmer Verdacht auf. Nur Kinder reiten hier Ponys...und Hobbits! Und wenn ein Kind über Nacht außerhalb der Stadt unterwegs gewesen wäre, hätte er es auf jeden Fall erfahren. Er lief nach draußen, wo einer der Soldaten das Pony am Zügel führte. Er erkannte es sofort, es war Pippins Pony! "Hat es der Narr also doch getan!" murmelte Ameron bestürzt, er machte sich sofort auf den Weg in den Palast, um Aragorn davon zu berichten. Nach einer kurzen Unterredung mit Merry war es gewiss: Pippin war in Osgiliath!

Und was sollen wir nun tun? Es wird noch einige Zeit dauern, ehe Faramir hier eintrifft. Das dauert viel zu lange!" gab Merry zu bedenken. Aragorn sah den Hobbit fest in die Augen: "Nein, Merry! Es ist viel zu riskant ohne Faramir. Wir warten auf ihn, ich habe nicht vor, das Leben der Beiden unnötig zu gefährden!" Sein scharfer Tonfall ließ Ameron ihn erschrocken ansehen. Er verstand allerdings, dass der König nur aus einem Grunde so streng gesprochen hatte: Er wollte Merry vor Dummheiten bewahren! Der Hobbit nickte ergeben, er war nicht ganz so hitzköpfig wie Pippin und sah ein, dass Aragorn rechthatte.

Ameron nutzte die Zeit, in der sie auf Faramir warteten, indem er einen Trupp von Soldaten zusammenstellte, die den Angriff auf Osgiliath begleiten würden. Seine Späher beobachteten Tag und Nacht die Stadtmauer der Ruinenstadt und meldeten jede Bewegung, die sie registrierten. So wussten Aragorn und Ameron stets, wenn einer der Bewahrer die Stadt verließ.

"Hauptmann Ameron, Herr Faramir und Frau Eowyn passieren gerade das Stadttor!" Erfreut sprang der junge Mann vom Stuhl hoch. "Rasch, lass im Palast Bescheid geben! Endlich sind sie da!" Ameron hatte noch nicht ausgesprochen, als er auch schon zur Tür gelaufen war. Freudig begrüsste er den Statthalter Gondors und seine Frau. Erstaunt bemerkte er dass die Beiden nicht alleine gekommen waren. Neben ihnen ritten...Sam, Liliane und drei Hobbitkinder! "Sam, Liliane! Was treibt ihr hier? Ich dachte doch, dass ihr zu Hause geblieben wärt!" rief der junge Mann überrascht aus. " Das ist eine lange Geschichte, Ameron! Wir werden sie später erzählen!" sagte Sam und schloss seinen jungen Freund in die Arme. "Wisst ihr schon etwas von Frodo?" wollte Liliane wissen, nachdem der junge Hauptmann auch sie begrüßt hatte. "Leider Nein. Aber jetzt, wo Faramir hier ist, wird alles schnell gehen, ganz gewiss! Aber nun kommt! Aragorn wartet schon ungeduldig!" Ameron ging voraus und begleitete seine Freunde zum Palast, an dessen Stufen tatsächlich bereits Aragorn Ausschau hielt. "Sam, Liliane! Was..." Der König glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können, als er seine Freunde erkannte. Aragorn ließ den Hobbits erst einmal Zimmer geben und mit Essen versorgen, ehe sie sich alle zusammensetzten und Sam von Lilianes Alpträumen berichtete, in denen sie Frodo in großer Gefahr gesehen hatte. Der Hobbit erklärte auch, dass Frodo und Liliane fühlen konnten, wenn es einem von ihnen nicht gut ging. Deshalb waren Sam und Frodos Frau Merry; Pippin und Frodo nachgeritten. Mit dabei waren noch Sams ältester Sohn Frodo sowie Sam und Titheniel, Frodos Kinder. Liliane ließ Sam den Bericht vollenden, ehe sie sich zu Wort meldete: "Wie geht es nun weiter? Wird Frodo nun befreit?" Aragorn legte ihr seine Hand auf die Schulter: "Wir werden sofort mit der Planung beginnen, hab keine Angst, Frodo wird bestimmt bald bei dir sein, Liliane!"

Der König wandte sich nun an Faramir: "Ehe wir beginnen, hätte ich eine Frage: Kennst du einen Mann namens Goar?" Faramir wurde blass, und ob er diesen Mann kannte! "Goar sagtest du? Er hatte, kurz bevor der Ringkrieg begonnen hatte, den Plan, meinen Vater, Boromir und mich zu töten um an den Thron von Gondor zu gelangen. Aber dein Auftauchen hatte seinen Plan zerstört und wir jagten ihn bis weit über die Grenzen Gondors hinaus. Ich dachte all die Jahre, dass er im Anduin ertrunken wäre!" - "Aber er ist her und hat Frodo, wahrscheinlich auch Pippin in seiner Gewalt!" erwiderte Aragorn leise. "Dann sind die Beiden in größter Gefahr. Aragorn, Goar macht keine leeren Drohungen! Er ist skrupellos genug, Frodo und Pippin zu töten! Die einzige Möglichkeit ist die, in Osgiliath heimlich einzudringen und hoffen, die Beiden eher zu finden, als die Bande uns findet!" sagte Faramir mit eindringlicher Stimme und wandte sich den Stadtplänen zu, wo er Aragorn und Ameron die möglichen Verstecke zeigte. "Am wahrscheinlichsten werden die Hobbits im Kerker sein! Das ist die einzige Möglichkeit in den Tunneln, Gefangene sicher zu verwahren!" Er sah Aragorn an und zeigte mit dem Finger auf eine Stelle der Karte. "Und das ist genau hier. Eindringen werden wir durch diese kleine Geheimtür in der Mauer", sein Finger fuhr auf dem Plan ein Stückchen weiter, " so werden sie uns nicht sofort bemerken, was uns vielleicht die nötige Zeit verschaffen wird. Werden wir erwischt, wird es sehr gefährlich für Frodo werden. Er ist es doch, den Goar als Druckmittel gegen dich einsetzt, oder?" Aragorn nickte bedrückt.

"Ameron, wieviele Männer werden mitkommen?" wandte sich Faramir an den jungen Hauptmann. "Ich habe zwanzig sehr gute Männer ausgewählt, die jederzeit bereit sind!" kam die prompte Antwort von Ameron. "Gut. Wissen wir überhaupt, wie groß diese Bande ist?" Der Statthalter sah fragend auf. "Nein, das ist das Hauptproblem, aber wenn wir uns in Osgiliath einschleichen und es schaffen, Frodo zu finden, ehe wir entdeckt werden, ist ihre Größe nicht mehr ausschlaggebend. Die Soldaten werden außerhalb in einem Versteck auf ein Signal von uns warten, ehe sie angreifen." Erklärte Aragorn und sah, dass Faramir anerkennend nickte. "Das ist gut, diesen Vorschlag wollte auch ich machen. Dann lasst uns alles vorbereiten, wir Drei", er schlug kurz Aragorn und Ameron auf die Schulter, "werden die Vorhut sein und sehen, dass wir Frodo da rausholen können!" - "Und was ist mit uns? Sam und ich werden auf jeden Fall mit dabei sein!" rief Merry nach einem kurzen Blickwechsel mit dem Gärtner. "Und ich werde auch mitkommen!" Liliane war aufgestanden und hatte sich neben Sam und Merry gestellt. "Oh nein, Liliane, das wirst du ganz bestimmt nicht! Die Sache ist viel zu riskant, du hast Kinder, vergiss das bitte nicht!" widersprach ihr Aragorn heftig. Die Hobbitfrau baute sich vor dem König auf: "Das vergesse ich niemals, aber Frodo ist in Lebensgefahr und ich werde bestimmt nicht tatenlos hier herumsitzen und um ihn zittern! Ich gehe auf jeden Fall, Aragorn, ob mit oder ohne deiner Zustimmung!" Liliane hatte die Arme vor ihrer Brust verschränkt und sah den König bestimmt an. Aragorn wusste, dass Frodos Frau nicht mehr von ihrem Vorhaben abzubringen sein würde und nickte schließlich ergeben. "Dann komme ich auch mit und passe auf Liliane auf!" sagte Eowyn und trat neben die Hobbitfrau. Faramir wollte Protest erheben, aber ein Blick seiner Frau genügte, er wusste, dass Einwände zu gar nichts führen würden. Ergeben seufzte er und wandte sich an Ameron: "Wann können deine Männer aufbrechen?" Der junge Hauptmann sah auf: "In längstens einer Stunde, sie warten bereits auf einen Befehl!" - "Gut, wir brechen in einer Stunde auf, macht euch bereit!" Aragorn nickte seinen Freunden zu.