Disclaimer: Keine der wundervollen Charaktere Tolkiens gehören mir, allerdings ist der Held der Geschichte meiner Phantasie entsprungen! Rating: PG 13, wegen teilweise blutigen Szenen...

@Auxia: Wow...eine deiner Lieblingsgeschichten...ich bin sprachlos! Was kann es für einen Autor schöneres und beflügelnderes geben als solch eine Aussage? Ich danke dir dafür! *sich verneigt*

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Ameron stand aufgeregt hinter einem der Bäume und sah zu, wie seine Freund vorsichtig zur Stadtmauer schlichen. Der junge Hauptmann hatte sich mit seinen Männern in dem kleinen Wäldchen versteckt, bereit beim ausgemachten Signal loszustürmen. Die Tore der alten Stadt waren nicht mehr funktionsfähig und würden sie nicht behindern. Der junge Mann wartete ungeduldig, dass er endlich einschreiten konnte, er machte sich große Sorgen um seine Freunde. Besonders, nachdem er von der Skrupellosigkeit des Anführers gehört hatte. Hoffentlich kamen sie nicht zu spät!

Endlich, nach einer Ewigkeit, hörte er einen langgezogenen Pfiff. Das Zeichen! Ameron und die Soldaten stürmten los, durch das Stadttor. Die ersten Wachen der Bande stellten sich ihnen entgegen. Ameron hatte sein Schwert gezogen, doch als die beiden Männer die Übermacht sahen, der sie gegenüberstanden, warfen sie ihre Schwerter zu Boden und ergaben sich. Ihnen wurden die Hände auf den Rücken gebunden und einer der Soldaten bewachte sie. Der junge Hauptmann war indessen weitergelaufen und sah schon von der Ferne, dass seine Freunde von einer ganzen Menge Feinde eingekreist worden war. Mit einem Schrei warf er sich auf den nächstbesten Mann und ein wilder Kampf entbrannte. Das Mitglied der Bande dachte im Traum nicht daran, aufzugeben, wütend ließ er sein Schwert auf Ameron niedersausen. Doch der junge Mann hatte die größere Erfahrung im Kampf als sein Gegner, alsbald lag er am Boden und bewegte sich nicht mehr.

Aus dem Augenwinkel sah er, dass Aragorn, Merry und Eowyn Seite an Seite standen und einen Gegner nach dem anderen ausschalteten. Sam und Liliane standen abseits von ihnen, der Gärtner hatte Frodos Frau hinter sich gestellt und focht gerade mit einem sehr jungen Mann, der kaum das Schwert richtig halten konnte. Liliane hatte ebenfalls ein Schwert in der Hand und half Sam nach Kräften.

Ameron sah, dass Faramir durch eine Tür gelaufen war, sie musste in den Kerker führen. Es dauerte gar nicht lange, da erschien der Statthalter und hielt jemanden in seinen Armen. Ameron erkannte sofort, dass es sich um Frodo handelte. Der Hobbit wand sich in den Armen des Mannes und Pippin lief mit panischem Gesichtsausdruck neben Faramir her. Ameron wollte zu ihnen, sehen was mit Frodo los war, aber in diesem Moment wurde er von der Seite angegriffen. Er fühlte, wie die Klinge des Gegners über seinen Arm schrammte und wandte sich sofort ihm zu. Vor ihm hatte sich ein recht kräftiger Mann aufgebaut, der ihn verachtend ansah. „Jetzt stirbst du, Jüngelchen!" knurrte er und grinste hämisch. „Versuch´s doch!" stieß Ameron hervor und wehrte den nächsten Schlag gekonnt ab. Der Mann erwies sich als ein starker Gegner, immer wieder entging der junge Hauptmann nur knapp dem tödlichem Streich, laut klirrten die Klingen ihrer Schwerter gegeneinander, die beiden waren sich an Können und Kraft durchaus ebenbürtig. Ameron merkte bereits, wie ihm die Arme schwer wurden und seine Bewegungen langsamer. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und der Feind hatte dem jungen Hauptmann das Schwert aus der Hand geschlagen und ihn zu Boden gestoßen.

Entsetzt sah Ameron, dass der Mann seine Waffe erhoben hatte und dessen Spitze nun genau auf sein Herz zeigte. Ohne die Klinge aus den Augen zu lassen, tastete seine Rechte nach dem Messer in seinen Gürtel. Als er den glatten Holzgriff zwischen seinen Fingern fühlte, packte er in Sekundenbruchteilen zu und schleuderte die Waffen mit aller Kraft. Das Messer blieb in der Brust des Mannes stecken und ließ ihn zurücktaumeln, ehe er zusammenbrach. Erleichtert atmete Ameron aus und sprang wieder auf seine Füße. Ein kurzer Blick in die Runde, alle Feinde waren entweder gefangengenommen worden oder gefallen. Nun fiel Ameron wieder Frodo ein. Hastig lief er zu der Stelle, an der sein Freund in den Armen seiner Frau lag.

„Hauptmann! Hier sind die Männer, die wir festnehmen konnten! Die anderen sind tot, sie wollten sich nicht ergeben!" Der Soldat hatte Ameron aufgehalten, ehe er bei seinen Freunden angekommen war. „Ja, gut! Sorgt dafür, dass allen die Hände gebunden sind und passt gut auf, dass keiner entkommt!" befahl er und sah beunruhigt zu Frodo hinüber. Aragorn hatte sich über den Hobbit gebeugt und untersuchte ihn gerade, während er zu Pippin sprach. Plötzlich merkte Ameron, wie Aragorn erschrocken den Kopf hob und den neben sich stehenden Hobbit ansah.

Ein beklemmendes Gefühl machte sich in der Brust des Hauptmannes breit als er sah, dass der König den Kopf schüttelte. Was hatte das zu bedeuten, hieß es am Ende, dass Frodo...? Aber Ameron sah, dass Frodo sich langsam bewegte, also lebte er. Aber warum...?

Ein lauter Aufschrei riss ihn aus den Gedanken, verwirrt sah er, dass Pippin auf einen der Gefangenen zeigte und Sam mit Gebrüll und gezogenem Schwert auf ihn zukam. „ICH BRINGE IHN UM!" schrie der Hobbit außer sich und rannte an Ameron vorbei. Der junge Mann wusste nicht, was das alles zu bedeuten hatte, aber Sam musste gestoppt werden, ehe er den Gefangenen erreichen würde, das war Ameron klar. Er warf sich auf Sam und brachte ihn mit seinem vollen Gewicht zu Fall. Erschrocken schrie der Hobbit auf und als er erkannte, wer da auf ihm lag und ihn festhielt, begann er wie wild zu toben: „LASS MICH, AMERON! ER HAT FRODO VERGIFTET! ICH BRINGE IHN UM!" schrie Sam mit sich überschlagender Stimme und sah Ameron wütend an. Was? Vergiftet? Was war hier los? Amerons Gedanken überschlugen sich, das konnte nicht wahr sein, was der Hobbit da erzählte, er musste sich geirrt haben! Das durfte nicht passiert sein! Der Hauptmann sah Sam ungläubig an, machte aber keine Anstalten, den Griff zu lockern. Auf einmal begann Sam laut zu weinen: „Er wird sterben! Frodo wird sterben, sie haben ihn vergiftet!" schluchzte er laut auf.

Ameron gab den Hobbit frei und Sam klammerte sich verzweifelt an ihn. „Frodo vergiftet? Aber wie..." stammelte der junge Hauptmann und sah über Sams Kopf zu Frodo hinüber, der nun fast reglos in den Lilianes Armen lag. Er fühlte die Tränen kommen, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, stand Ameron schließlich auf und ging langsam mit Sam zu Frodo. Kaum hatten sie ihn erreicht, schrie plötzlich Liliane laut Frodos Namen und Aragorn beugte sich über den sich völlig verkrampften Hobbit. Amerons Herz schlug bis zum Hals, als er bemerkte, dass Frodos Kopf langsam zurücksank und seine Hand kraftlos neben ihn fiel. Der junge Mann hätte am liebsten laut aufgeschrieen, als Aragorn langsam den Kopf schüttelte und er Tränen in den Augen des Königs fand.

Er ist tot! Frodo ist gestorben und er hatte ihn nicht retten können! Amerons Gedanken überschlugen sich, er dachte wieder zurück, als er den Hobbit im Wasser treiben sah, da hatte er ihn retten können! Und als sich die Wunden so schwer entzunden hatten konnte er Frodo ebenfalls helfen. Aber warum hatte er es diesmal nicht geschafft? Er hätte schneller sein müssen, die Entführer hatten zu lange Zeit, um ihr teuflisches Werk zu vollenden! Ameron fühlte, dass sich Sam fest an ihn gepresst hatte und herzzerreißend weinte, das klarte seinen Blick wieder ein wenig und der junge Mann sah die Trauer in jedem einzelnen seiner Freunde. Liliane wiegte Frodo langsam in ihren Armen und flüsterte immer wieder seinen Namen. Was sollte sie nun anfangen? Ameron dachte an Sam und Titheniel, die Kleinen würden nun ohne Vater aufwachsen müssen, wie würden sie es verkraften, sie waren doch noch so klein und zerbrechlich.

Auf einmal hörte Ameron Lachen hinter sich und drehte sich entgeistert um. Wer wagte es, in diesem furchtbaren Moment zu lachen? Er sah, dass Merry und Eowyn freudestrahlend auf sie zukamen, aber ihre Freude wandte sich schlagartig in tiefe Trauer um, als die Beiden merkten, was mit Frodo war.

Ameron hielt es nicht mehr aus, er riss sich von Sam los, der mit verweinten Augen zu ihm aufsah und rannte los. Nur weg! Er konnte Frodos Anblick nicht mehr ertragen, die Trauer seiner Freunde bohrte sich wie ein Stachel in sein Herz. Der junge Mann kannte dieses Gefühl, es war das gleiche wie damals, als er seine Eltern in das Grab gelegt hatte...

Keuchend bog er um eine Hausecke und sank langsam auf die Knie, er schlang seine Arme um sich und begann laut zu schluchzen. Was hatten die Valar bloss gegen ihn? Warum musste er jeden, der ihm etwas bedeutete, verlieren? Was hatte er nur getan? Im nächsten Moment schämte er sich ob seiner selbstsüchtigen Gedanken. Wie konnte er nur an sich und seinen Kummer denken? Was war mit Frodos Familie? Sie waren es doch, die das meiste Leid erfahren mussten!

Eine sachte Berührung an der Schulter ließ ihn aufschauen. Sam war ihm gefolgt und legte nun die Hand auf die Schulter des verzweifelten jungen Mannes, der ihn nur ansah. Ameron sah die Trauer in seinen Augen, Sam war Frodos bester Freund, so viel hatten die Beiden miteinander ausgestanden, das die Freundschaft der beiden Hobbits so tief werden ließ, dass sich Ameron gar nicht vorstellen konnte, wie Sam den Tod Frodos je verkraften sollte. „Oh Sam, es...es tut mir so leid! Wäre ich nur schneller gewesen..." stammelte er verzweifelt. Sam schüttelte unter Tränen den Kopf: „Nein Ameron, gib nicht dir die Schuld...das wäre nicht richtig." sagte der Hobbit leise und nahm seinen Freund in die Arme. Ameron lehnte den Kopf an die Schulter des Gärtners und schluchzte laut auf. „Es ist alleine die Schuld der Mörder, was geschehen ist. Wir haben doch alles versucht..." Sam strich beruhigend über den bebenden Rücken des jungen Hauptmannes, er verstand ihn. Auch er gab sich irgendwie die Schuld an dem Unglück, hätte er Frodo bloss nie alleine gelassen! Aber es war nun zu spät.

Keiner der Beiden wusste, wie lange sie sich gemeinsam Halt gaben in ihrer Trauer, aber irgendwann stand Ameron schwankend auf und sie gingen langsam zu ihren Freunden zurück. Als sie um die Ecke bogen, sahen Ameron, wie Aragorn völlig aufgeregt Frodo auf seine Arme hob und sich hektisch umsah. „Ah Ameron! Wo ist der Kerl, der ihm das Gift gegeben hatte? Bring ihn sofort her!" rief er ihm zu und der Hauptmann lief zu den Gefangenen, wo er den jungen Mann namens Pergen, den ihm Pippin gezeigt hatte, am Kragen packte und zum König brachte, der soeben den leblosen Hobbit in Faramirs Arme gelegt hatte.

Ameron wusste nicht, was das Ganze zu bedeuten hatte und wartete gespannt, was nun passieren würde. Aragorn begann, eindringlich auf den jungen Mann einzureden, aber der blickte den König nur aufsässig an. Ameron ballte die Faust, die er dem Kerl am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte, aber Aragorn packte Pergen am Kragen und zog ihn zu Faramir, der Frodo hielt, und Liliane, die neben ihm stand und die Hand ihres Mannes ergriffen hatte, die leblos herabhing. „Sieh ihn dir an! Willst du allen Ernstes daran Schuld sein, dass seine Kinder als Waisen aufwachsen müssen? Soll seine Frau hier Witwe werden? Willst du das wirklich?" Aragorns Stimme klang scharf und eindringlich. Das schien zu wirken, Pergen begann zu erzählen, welches Gift und wie viel davon er verabreicht hatte. Es erstaunte Ameron sehr zu hören, dass der junge Mann Frodo nur eine sehr geringe Dosis eingeflößt hatte, aber der König schien keinesfalls erleichtert zu sein. Die Giftmenge war immer noch zuviel für einen Halbling.

Aragorn schwang sich auf seinen Hengst und nahm Frodo vor sich in den Sattel. Dann galoppierte er in rasantem Tempo davon, nach Minas Tirith, wo er dem vergifteten Hobbit hoffentlich helfen konnte. Ameron sah den beiden Freunden nach und betete zu den Valar, dass sie Frodo beistehen würden. Er wollte sich gerade um den Transport der Bande nach Minas Tirith kümmern, als er ein Stück entfernt Sam sah, der nachdenklich auch sein Elbenschwert starrte und immer wieder langsam den Kopf schüttelte. Der Hauptmann trat zu ihm und legte seine Hand auf die Schulter des Hobbits: „Was ist los, Sam, du bist ja völlig durcheinander!" Sam sah zu Ameron auf und Tränen schimmerten in seinen Augen: „Ameron, beinahe hätte ich einen wehrlosen Mann getötet. Ich wollte ihn wirklich umbringen, als ich hörte, dass Frodo..." Der Hobbit schluchzte laut auf. „Sam, ich verstehe, was du meinst. Aber du hast den Mann nicht getötet, das allein ist wichtig. Ich hätte genauso gehandelt wie du. Als ich gemerkt habe, dass Frodo tot sein sollte, war ich völlig verzweifelt, aber ich kenne ihn nicht halb so gut oder so lange wie du! Du bist sein bester Freund, deine Trauer war nur zu verständlich. Aber er wird wieder gesund, ganz bestimmt! Aragorn wird mit ihm rechtzeitig die Stadt erreichen und ihm das Gegenmittel geben. Nun stecke Stich weg und reite mit Liliane nach Minas Tirith, Frodo wird euch brauchen, wenn er wieder zu sich kommt!" Ameron lächelte Sam aufmunternd zu. Der Hobbit nickte und erwiderte sein Lächeln: „Wahrscheinlich hast du Recht. Danke, Ameron!" Mit diesen Worten drehte sich Sam um und ging zu Liliane. Der Hauptmann sah, dass die beiden Hobbits auf ihre Ponys stiegen im gestreckten Galopp hinter Aragorn herritten. „Hoffentlich hab ich Recht!" dachte Ameron, als er seinen kleinen Freunden nachsah. Er wusste, wie heimtückisch dieses Gift wirkte, es stand wirklich nicht besonders gut um Frodo. Seufzend wandte er sich seinen Männern zu und gab laute Befehle.

Nach Stunden hatten sie die Stadt erreicht, Amerons Truppe hatte ihre Gefangenen zwischen den Pferden gehen lassen, sodass Flucht im Vorhinein schon unmöglich sein würde. Die gesamte Strecke lang war Ameron mit seinen Gedanken bei Frodo. Ob er es wirklich überstehen würde? Hoffentlich hatten die Heiler das Gegengift zur Hand und Frodo bekam es noch rechtzeitig. Als sie durchs Stadttor ritten, übertrug Ameron einem zuverlässigen Soldaten die Aufgabe, die Gefangenen in den Kerker zu bringen, er hielt die Ungewissheit nicht länger aus, er musste einfach wissen, was mit seinem kleinen Freund los ist!

Der Weg zum Palast schien ihm endlos zu sein, mit klopfendem Herzen eilte er sie Stufen hinauf und lief durch die langen Gänge. Vor Frodos Zimmertür sah Ameron Sam sitzen. „Was ist mit Frodo?" stieß er atemlos hervor und sah seine Freunde ängstlich an. Der Hobbit zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, er hat das Gegenmittel bekommen, doch der Heiler konnte nicht sagen, wie es bei Hobbits wirkt. Es könnte für Frodo ebenfalls giftig sein!" antwortete Sam mit leiser Stimme und sah den jungen Mann verzweifelt an. „Aragorn lässt mich nicht zu ihm, er meint, dass Frodo Ruhe braucht, Nur er und Liliane sind bei ihm." Sagte der Gärtner und wischte sich eine Träne von der Wange. Ameron seufzte und setzte sich neben seinen Freund und gemeinsam warteten sie auf Neuigkeiten von Frodo.

Stunden waren vergangen, seit sich Ameron neben die Türe zu Frodos Zimmer gesetzt hatte. Sam war inzwischen eingeschlafen und hatte seinen Kopf an Amerons Schulter gelehnt, aber auch der junge Mann nickte immer wieder kurz ein. Als die Tür geöffnet wurde, fuhr Ameron in die Höhe und sah Aragorn erwartungsvoll an: „Was ist mit ihm?" fragte er ängstlich. „Frodo ist wieder bei Bewusstsein, er wird wieder gesund! Und er hat sein Augenlicht wieder zurück!" antwortete der König mit einem erleichterten Lächeln. Ameron atmete geräuschvoll aus und schloss einen Moment erleichtert die Augen. Frodo wird leben!

Der junge Hauptmann bekam von Aragorn die Erlaubnis, kurz durch die Tür zu blicken, wo er Frodo sehen konnte, zärtlich umsorgt von Liliane. Ameron hatte sich selten so glücklich gefühlt in seinem Leben als in dem Moment, wo er sah, dass sich Frodo bewegte! Er wollte aber nicht weiter stören und trat nicht näher, sondern wandte sich mit einem befreiten Lächeln an Aragorn. „Danke, nun weiß ich, dass es Frodo wirklich gut geht und er gesund wird. Wenn du mich im Moment nicht brauchst, werde ich für eine Weile nach Hause gehen und ausruhen. Die Gefangenen sind sicher verwahrt im Kerker. Meine Männer kümmern sich um sie." Der König nickte: „Gut. Ich danke dir, Ameron, du und deine Truppe habt eure Sache sehr gut gemacht."

Der junge Mann ließ sich auf sein Bett fallen und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. Er war todmüde, wann er das letzte Mal geschlafen hatte, wusste Ameron schon gar nicht mehr. Eigentlich knurrte sein Magen fürchterlich, aber er schaffte es nicht, sich etwas zu essen zu machen, das würde er später nachholen. Leise seufzend schloss der junge Mann die Augen und schlief bald darauf ein. Im Traum sah er sich wieder in seinem Wald, aber er war nicht allein. Um ihn herum standen finstere Männer und Orks, die mit ihren Schwertern auf ihn zeigten und hämisch grinsten. Erschrocken trat der junge Mann einen Schritt zurück und wäre beinahe über einen dicken Ast gestolpert, der sich bei näherem hinsehen als Frodo entpuppte. Der Hobbit lag genauso da, wie vor wenigen Stunden in Osgiliath, leichenblass und leblos. „Frodo!" schrie Ameron angstvoll aus und wollte sich zu ihm hinabbeugen, aber jedesmal, wenn er es versuchte, griff einer der Feinde an. „Lasst ihn am Leben!" seine Stimme zitterte vor Angst um den Freund, doch die Gegner lachten nur bösartig und griffen immer wieder an. Verzweifelt wehrte sich Ameron gegen die Übermacht, so gut er nur konnte, aber sobald er einen Feind erschlagen hatte, stand ein neuer da. Der Kampf war aussichtslos, Tränen rannen über Amerons Wangen und immer wieder sah er zu Frodo hinab, der zu seinen Füßen lag und sich nicht bewegte. Plötzlich vernahm er eine weinerliche Stimme hinter sich. „Hilf ihm, Ameron! Du musst ihn retten!" Der junge Mann wandte sich um und sah einige Meter entfernt Liliane mit den Kindern stehen. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, was hatte sie hier verloren! „Lauf weg, lauf!" gellte sein Schrei zu Liliane, aber sie schien es nicht zu hören, immer wieder rief sie Ameron zu, dass er Frodo retten müsste. Panik ergriff den jungen Mann, er war am Ende seiner Kraft angelangt, sein Schwert fiel klirrend zu Boden und auf einmal bohrte sich ein Pfeil in seinen Körper...

Mit einem Schrei erwachte Ameron schweißgebadet und sah sich verwirrt um. Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass er in seinem Bett lag. Nur ein Alptraum! Nichts weiter. Erleichtert atmete Ameron auf und ließ sich wieder in die Kissen sinken. Er musste eingeschlafen sein, wie spät mochte es wohl sein? Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihm, dass die Sonne gerade im Begriff war, aufzugehen. Er hatte seit gestern Nachmittag geschlafen und fühlte sich um einiges frischer. Erneut meldete sich sein Magen, diesmal allerdings lauter als je zuvor. Wann hatte er die letzte Mahlzeit zu sich genommen? Am Tag zuvor hatte er sich keine Zeit dazu genommen und vorher... Ameron schwang seine Beine aus dem Bett und zog sich um, nachdem er sich gründlich gewaschen hatte. Nun, da er sauber und erfrischt war, nahm er sich in der Küche Brot, ein wenig geräuchertes Fleisch und Käse fand sich auch noch in der Speisekammer und setzte sich damit an den Tisch. Heute würde er seine Vorräte wieder auffüllen müssen, das hatte er in letzter Zeit stark vernachlässigt gehabt. Aber Ameron war in den letzten Tagen so gut wie nie zu Hause gewesen, wie hätte er sich darum kümmern sollen!

Nachdenklich kauend saß der junge Mann da und dachte nach. Über diesen seltsamen Traum, Frodos Heilung von seiner Blindheit und dass er diesen gemeinen Mordanschlag überlebt hat. Ein wenig später würde er wieder in den Palast gehen und nach Frodo sehen, aber vorher wollte Ameron noch in den Kerker. Den Männern in die Augen sehen, die so kaltblütig waren, einen wehrlosen Blinden zu entführen und zu vergiften. Dieser Pergen kam dem Hauptmann wieder in den Sinn, er war es, der Frodo die Flüssigkeit eingeflößt hatte.

Aber warum hatte er nicht die volle Dosis verabreicht? Was hatte der Mann bloß vor? Vielleicht war das Teil eines wohldurchdachten Planes, um an den König heranzukommen? Denn es war ziemlich sicher, dass Aragorn mit Pergen sprechen würde. Wenn es der Mann schaffen würde, das Vertrauen des Königs zu erschleichen, würde irgendwann einmal die Möglichkeit bestehen, ihn anzugreifen und zu töten. Aber das würde Ameron schon zu verhindern wissen!

Grimmig lächelnd stand er auf und machte sich auf den Weg zu den Kerkern. Der Hauptmann vergewisserte sich, dass alle Gefangenen gut versorgt waren und nicht schlecht behandelt wurden, obwohl sie es seiner Meinung nach verdient hätten. Nie würde er ihnen vergeben können, was sie mit Frodo gemacht hatten, aber Ameron musste seine Gefühle verbergen und seiner Pflicht nachkommen.

Lange hatte er seinen Blick auf den jungen Mann namens Pergen gerichtet, der vergebens versuchte, seine Furcht hinter einer Maske zu verbergen, es war ein leichtes für Ameron, seine wahren Empfindungen zu erkennen. Ohne ein Wort mit dem Gefangenem zu wechseln, ging der junge Hauptmann schließlich wieder und marschierte schnell die kurze Strecke zum Palast, wo er seinen Freund Frodo besuchte, der, gestützt von mehreren Kissen, im Bett saß und von Liliane gefüttert wurde. „Frodo, wie geht es dir? Ich hatte furchtbare Sorge um dich!" sagte Ameron, als er beim Bett angekommen war. Der Hobbit war zwar noch schwach, aber man sah, dass er auf dem Weg der Besserung war. Sie unterhielten sich eine kleine Weile, ehe einer der Diener erschien und Ameron etwas ins Ohr flüsterte. Der junge Mann sah kurz auf, in seinen Augen blitzte für einen kurzen Moment Unruhe auf, aber er nickte nur. „Es tut mir leid, Frodo, aber die Pflicht ruft! Aber ich komme so bald als möglich wieder um dich zu besuchen." Frodo lächelte: „Ist schon in Ordnung, Ameron. Bis bald!"

Als Ameron alleine am Gang stand, verfinsterte sich seine Miene mit einem Mal. Er hatte es gewusst! Aragorn hatte den Diener geschickt, um ihm zu befehlen, dass er Pergen zu ihm schaffen sollte. Dem jungen Hauptmann gefiel das Ganze überhaupt nicht, aber er musste dem Befehl Folge leisten,, also trottete er wieder in den Kerker und befahl einem der Soldaten, Pergen aus der Zelle zu holen. Wortlos band er dem jungen Mann die Hände auf den Rücken. „König Elessar wünscht dich zu sehen." Sagte Ameron knapp und führte ihn zum Palast. Er klopfte an der Tür zu Aragorns Arbeitszimmer und trat nach der Aufforderung mit dem Gefangenen ein. „Hier ist er, wie ihr befohlen habt, Herr." Sagte der Hauptmann und verneigte sich kurz. Jetzt waren die beiden Freunde offiziell König und Hauptmann, es war nicht gut, im Beisein von fremden Personen zu vertraut miteinander umzugehen. „Hauptmann Ameron, bitte nehmt dem jungen Mann die Fesseln ab und lasst mich mit ihm allein!" befahl Aragorn.

Ameron wollte Einwände erheben, aber der König sah ihn streng an, sodass der Hauptmann die Lippen zusammenkniff und die Fesseln des Gefangenen löste. Höchst widerwillig verließ Ameron den Raum, stellte sich aber neben der Türe auf und konzentrierte sich auf die Geräusche, die aus Aragorns Arbeitszimmer drangen. Beim kleinsten Anzeichen einer Gefahr für den König würde er den Raum stürmen!

Aber es geschah nichts dergleichen. Gedämpft hörte Ameron, dass sich Aragorn mit Pergen unterhielt, aber ihre Stimmen klangen ruhig und es schien keine Gefahr zu bestehen. Nach geraumer Zeit rief der König nach ihm und Ameron trat ein. „Hauptmann Ameron, bitte bringt den jungen Pergen in eines der Zimmer im Südtrakt. Er wird dort einquartiert, vorerst noch als Gefangener, bis ich mir überlegt habe, wie er zu bestrafen sein wird!" Ameron tat, wie ihm geheißen wurde, ging dann aber sofort zu Aragorn zurück, um mit ihm zu sprechen: „Aragorn, es war unwahrscheinlich leichtfertig von dir, alleine mit einem nicht gefesselten Gefangenem zu sprechen. Zuviel hätte passieren können!" sagte der junge Mann mit vorwurfsvoller Stimme. Aragorn hob beschwichtigend die Arme und musste lachen. „Du tust ja gerade so, als könnte ich nicht auf mich aufpassen! Ich hatte die Sache die ganze Zeit über unter Kontrolle!" – „Aragorn, ich bin dein Leibwächter! Es ist meine Pflicht, bei solchen Situationen immer an deiner Seite zu bleiben. Dafür bin ich hier. Da tut es nichts zur Sache, dass du auf dich selbst achten kannst! Ich traue ihm nicht, warum dieser Sinneswandel von Pergen? Es könnte durchaus ein heimtückischer Plan von Goar hinter der Sache stecken." Amerons Blick hatte sich bei diesen Worten verfinstert.

Aragorn musterte seinen jungen Freund ernst, so kannte er ihn noch gar nicht, so aufgeregt. Es schien ihm wirklich Kopfzerbrechen zu bereiten, die ganze Sache mit Frodos Entführung. „ Ameron, du darfst dir nicht voreingenommen ein Urteil erlauben, dass vielleicht gar nicht zutrifft! Ich habe mit Pergen gesprochen, seine Lebensgeschichte ist traurig, er ist als Junge zu den falschen Leuten gekommen. Aber er hat ein gutes Herz, glaube mir. Er wollte Frodo nichts Böses tun, er hat ihm das Leben gerettet. Es war nicht Pergens Schuld, dass die Dosis noch immer zu hoch war, aber wenn er nicht gewesen wäre, hätte ihm ein anderer die volle Giftmenge verabreicht!"

Ameron sah betreten zu Boden und nagte an seiner Unterlippe. Es klang schlüssig, was er hier hörte. Vielleicht tat er Pergen tatsächlich Unrecht, aber trotzdem konnte es nicht schaden, wenn er auf der Hut war. „Vielleicht hast du Recht, Aragorn." Sagte er leise und ging nach draussen, wo er erst mal tief Luft holte. Ameron wusste nicht, was er glauben sollte. Sollte er Aragorns Menschenkenntnis vertrauen oder seinem eigenen Instinkt? Er wusste es nicht, aber er kam zu dem Schluss, dass es nicht schaden könnte, wenn Pergen wusste, dass es einen Menschen hier gab, der ihm nicht blind vertraute!

Ameron wusste genau, dass er im Grunde gegen den Willen Aragorns handelte, aber er sah keinen anderen Weg. Er musste sich vergewissern, dass von dem jungen Mann keine Gefahr ausging. Der Hauptmann ging schweigend hinter dem Diener her, der auf einem Tablett Pergens Mittagessen trug. Der Wächter an der Tür nahm Haltung an, als er Ameron erkannte, und ließ die beiden Männer in das Zimmer eintreten. Pergen stand am Fenster und sah zu, wie der Bedienstete das Tablett auf den Tisch stellte und wieder verschwand. Dann schwenkte sein Blick zu Ameron, der ihn kühl musterte und ihm bedeutete, am Tisch Platz zu nehmen. „Komm und iss etwas. Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich mich währenddessen mit dir unterhalten!" sagte Ameron und sah zu, wie der junge Mann Platz nahm und zögerlich begann zu essen. Er scheint sehr hungrig zu sein. Dachte sich der Hauptmann, als er schweigend zusah, wie Pergen den Teller leerte. Schließlich brach Ameron das Schweigen zwischen ihnen: „Ich weiß, was du für Frodo Beutlin getan hast, er ist auch mein Freund. Aber ich kann mir nicht sicher sein, ob ich dir trauen kann. König Elessar ist der Ansicht, dass in deiner Brust ein gutes Herz schlägt, enttäusche ihn nicht, Pergen." Sagte er mit ruhiger Stimme und sah dem jungen Mann fest in die Augen. Er sah, dass Pergen ihn erstaunt ansah. „Mir hat der Halbling leidgetan, das war alles! Ich wollte nicht, dass er stirbt." Gab der junge Mann patzig zur Antwort und vermied es, Ameron anzusehen.

„Ich weiß nicht Pergen... was spricht dagegen, dass das Ganze nicht einfach ein Plan deines Meisters Goar ist? Vielleicht ist die ganze Giftangelegenheit nur geschehen, damit du König Elessars Vertrauen gewinnen kannst und bei passender Gelegenheit ein Attentat auf ihn verübst!" Nach diesen Worten studierte Ameron aufmerksam die Reaktion des jungen Mannes. Er sah Bestürzung in den Augen seines Gegenübers, Pergen schluckte kurz, ehe er antwortete: „Nichts spricht dagegen. Ich kann dir nur mein Wort geben, dass dem nicht so ist!" – „Was ist das Wort eines Entführers wert? Sei dir gewiss Pergen, dass ich stets in deiner Nähe sein und dich genau beobachten werde!" Ameron stand auf und ging zur Tür. „Denke immer daran!" Damit verließ der Hauptmann den Raum und ließ Pergen mit seinen Gedanken alleine zurück.