Disclaimer: Keine der wundervollen Charaktere Tolkiens gehören mir, allerdings ist der Held der Geschichte meiner Phantasie entsprungen! Rating: PG 13, wegen teilweise blutigen Szenen...

Der junge Hauptmann wanderte durch die Strassen der Stadt, ohne so recht zu wissen, wohin er eigentlich wollte. Seine Beine trugen ihn einfach durch die Gegend, er achtete gar nicht auf den Weg. Seine Gedanken kreisten immer wieder um Tabea, die wunderschöne Frau hatte es ihm wahrlich angetan.

Er stutzte. Ameron stand am Rande einer Treppe, und als er den Kopf hob, sah er, dass er vor den Häusern der Heilung angekommen war. Sofort begann sein Herz höher zu schlagen, er wollte im ersten Moment die Stufen hinauflaufen, zu ihr. Aber was, wenn sie ihn gar nicht mochte? Sie war zwar freundlich zu ihm gewesen, aber als Pflegerin. War er am Ende nichts mehr als ein störrischer Patient für sie? Vielleicht war sie ja auch schon vergeben! Tabea war so wunderschön, es schien Ameron unwahrscheinlich, dass sie noch keinen Partner hatte. Diese Gedanken brachten ihn in tiefste Verzweiflung, er ließ sich schwer auf die unterste Treppe fallen und stützte seinen Kopf in die Hand. Er fühlte Tränen aufsteigen und seufzte.

Ameron saß einige Zeit bewegungslos auf der Stufe und starrte vor sich hin, als er eine sanfte Berührung an seiner Schulter fühlte. Erschrocken sah er auf und sah in die wundervollsten rehbraunen Augen, die er jemals gesehen hatte! „Ist alles in Ordnung mit euch, Hauptmann Ameron?"Tabeas sanfte Stimme ließ ihn seine Zweifel im Moment vergessen.

„Habt ihr Schmerzen?"fragte sie nach einer Weile, nachdem er keine Antwort gegeben hatte. Ameron schluckte und nickte schließlich. Tabea runzelte kurz die Stirn. „Euer Arm?"Er schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Genau hier", er legte seine Hand auf die Brust, „mein Herz. Seit ich euch gestern gesehen habe, schlägt es wie verrückt und will nicht damit aufhören. Welchen Bann habt ihr auf mich gelegt, Tabea?"Amerons Stimme klang belegt und leise. Er sah ihr tief in die Augen und ein leises Lächeln umspielte seine Lippen.

Tabea musste lachen. „Ich glaube, das sollte ich mir mal genauer ansehen! Kommt mit mir hinein. Und euer Arm würde mich auch noch interessieren! Der hat mir gestern überhaupt nicht gefallen."Ameron grinste sie an: „Ich hoffe, ihr meintet damit wirklich nur den Arm!"Tabea sah ihn erschrocken an und er sah, dass ihre Wangen sich leicht röteten. Langsam folgte er der jungen Frau und setzte sich gehorsam auf den Stuhl im Behandlungszimmer.

Gebannt verfolgte er jede ihrer grazilen Bewegungen, sah zu, wie sie den Verband entfernte und sich die Wunde besah, die zwar um einiges besser aussah als gestern, aber noch immer entzunden war. „Besser, aber noch lange nicht zufriedenstellend...der Arm!"sagte sie und bedachte Ameron mit einem scheuen Blick.

Er lächelte als er das bemerkte, ganz uninteressiert schien sie doch nicht zu sein! Die junge Frau nahm die Flasche mit dem Desinfektionsmittel zur Hand und sah ihn aufmerksam an. Noch schien Ameron es nicht bemerkt zu haben, was sie nun vorhatte, aber sie machte sich auf einiges gefasst. Aber Ameron sah ihr nur tief in ihre Augen und merkte nichts um sich herum.

Als sie das getränkte Tuch an die Wunde brachte, zuckte er kurz zurück, aber er ließ sie gewähren. „Heute seid ihr ja gar nicht so empfindlich, Hauptmann Ameron."Bemerkte sie mit einem Lächeln. Er zuckte mit den Schultern. „Da seht ihr, euer Bann..."Tabea lachte leise auf. „Ihr seid verrückt!"– „Ja, anscheinend. Aber es gibt ein Mittel dagegen"antwortete er und mit einem Mal schlug sein Herz noch schneller. Sie hob die Augenbrauen: „Ach ja? Welches Mittel meint ihr?"Gespannt wartete sie, was nun kommen würde. Ihr gefiel das Gebaren des jungen Hauptmannes, es war so ganz anders als das der anderen Männer in seinem Alter.

„Ihr erlaubt mir, euch zum Essen einzuladen, Frau Tabea! Das würde euren Bann zumindest lindern können."Sagte er und sah sie fragend an. Hoffentlich erteilte sie ihm keine Abfuhr! Gebannt wartete er auf ihre Reaktion darauf, Tabea sah ihn eine Weile an und schien zu überlegen. Schließlich nickte sie leicht und lächelte. „Wenn es euren Zustand hilft, wäre es mir eine Ehre, euch zu begleiten, Hauptmann Ameron!"

Sein Herz machte einen Sprung vor Freude und er begann zu strahlen. „Schön, ich freue mich sehr darauf! Ich werde euch heute Abend abholen. Aber bitte nennt mich einfach nur Ameron. Das genügt völlig, Frau Tabea."– „ Gut, Ameron, ich werde euch erwarten. Und ich bin einfach nur Tabea."Sie lächelte ihn warm an und erhob sich schließlich langsam. Der Arm war fertig verbunden und er bewegte ihn probehalber hin und her. „Danke, Tabea. Ich spüre die Wunde fast nicht mehr, ihr habt heilende Hände!" Ameron musste sich mit aller Gewalt von ihrem Anblick losreißen und gehen. Sie hat ihn nicht abgewiesen! Tabea würde heute noch mit ihm zu Abend essen! Mit ihm! Ameron hätte die Welt umarmen mögen.

Ein Blick gen Himmel ließ seine Laune ein wenig trüben, es war noch nicht einmal Mittag! Enttäuscht seufzte er laut auf und trottete nach Hause, wo er sich erst mal um seine Garderobe kümmerte. Was sollte er bloss anziehen? Seine Uniform? Oder lieber doch die Zivilkleidung? Nach langem Hin und Her entschloss sich Ameron, seine Uniform anzuziehen, sie war um einiges eleganter als seine Alltagskleidung. Es sollte alles perfekt werden, er wollte Tabea beeindrucken.

Als die Sonne hinterm Horizont versank, stand Ameron nervös vor den Häusern der Heilung und wischte sich immer wieder seine feuchten Hände an der Hose ab. Er konnte es kaum erwarten, dass Tabea kam und sah immer wieder erwartungsvoll zum Tor hin. Schließlich öffnete sich die Pforte und die junge Frau trat hindurch. Sofort begann Amerons Herz wieder wie verrückt zu schlagen und er fühlte, wie ihm der Mund trocken wurde. „Ameron, wartet ihr schon lange?"fragte Tabea und lächelte ihm zu.

„Ja...Nein...Nein, ich bin eben erst gekommen!"Der junge Mann stotterte und wollte sich dafür am liebsten die Zunge abbeißen. Tabea musste leise lachen, als sie die Verlegenheit des Hauptmannes bemerkte. „Ihr seht einfach atemberaubend aus."Brachte Ameron mühsam hervor und bewunderte sie von Kopf bis Fuß. Sie hatte ein elegant geschnittenes Kleid an, das ihre schlanke Figur betonte und in einem hellen Grün gehalten war. Der Ausschnitt war geradezu verführerisch, aber nicht zu tief geraten...Als Ameron bemerkte, dass er geradezu auf ihren Ausschnitt gestarrt hatte, wurde er hochrot im Gesicht und räusperte sich verlegen. „Tabea, wenn ihr wollt, können wir gehen."Er hielt ihr seinen Arm entgegen und sie hängte sich lächelnd bei ihm ein.

Schweigend liefen die Beiden durch die Straßen, bis sie vor einem gemütlich aussehenden Gasthaus Halt machten und Ameron der jungen Frau zuvorkommend die Türe aufhielt. Es war ein kleiner Gastraum, in dem nicht allzu viele Menschen versammelt waren. Ameron sprach mit dem Wirt, der ihnen schließlich in einer kleinen, gemütlichen Ecke einen Platz anbot.

Ameron saß eine ganze Weile da und sah Tabea einfach nur an. Er hätte stundenlang so sitzen können, aber er fühlte sich gezwungen, etwas zu sagen, das Schweigen zu durchbrechen. „Wie..."Erstaunt sahen sich die Beiden an, sie hatten zur gleichen Zeit zu sprechen begonnen. „Ihr..." Tabea musste kichern, es war schon wieder geschehen, auch Ameron verzog den Mund zu einem Lächeln. Er machte eine einladende Handbewegung und Tabea begann schließlich. „Wie geht es eurem Arm?"fragte sie leise und sah ihm tief in die Augen dabei. Ameron nickte langsam und antwortete mit ebenso leiser Stimme: „Danke, seit ihr ihn behandelt, fühle ich keinen Schmerz mehr."Er wollte in ihren Augen versinken, er konnte gar nicht beschreiben, was er empfand, wenn er in diese Augen sehen konnte...

Ameron und Tabea bemerkten kaum, dass der Wirt zu ihnen an den Tisch kam und nach ihren Wünschen fragte. Der Mann sah, dass das Pärchen vor ihm heftig verliebt zu sein schien und grinste breit. Junge Liebe war doch etwas wundervolles! Irgendwann konnte er die Aufmerksamkeit der Beiden auf sich ziehen und mit leicht geröteten Wangen gaben Ameron und Tabea ihre Bestellung auf.

Sie sprachen über vielerlei belanglose Dinge, Ameron erzählte einige lustige Geschichten, die er irgendwann einmal erlebt hatte, aber er vermied es, von seiner Vergangenheit zu sprechen. Ameron wollte Tabea nicht mit seinen schlimmen Erlebnissen abschrecken. Gebannt hörte er zu, als Tabea über sich zu sprechen begann. Sie erzählte von ihrer Familie, bei der sie noch immer lebte, ihr Vater war einer der Heiler der Stadt und ihre Mutter kümmerte sich um den Haushalt. Tabea hatte noch einen älteren Bruder, der ebenfalls Heiler in den Häusern der Heilung war. „Ihr habt eine sehr angesehene Familie wie mir scheint."Bemerkte Ameron, als sie ihren Bericht geendet hatte. Es hatte ihn sehr beeindruckt, wie liebevoll die junge Frau von ihrer Familie gesprochen hatte.

„Und was ist mit euch, Ameron? Wo lebt eure Familie?"Tabea stellte die Frage, vor der sich der junge Mann im Grunde bereits den ganzen Abend gefürchtet hatte. Ameron holte tief Luft und sah sie ein wenig unsicher an, ehe er antwortete. „ Meine Eltern sind bereits vor langer Zeit gestorben. Mein Vater war, ehe er meine Mutter heiratete und in sein Heimatdorf zurückging, Soldat hier in Minas Tirith, später bewirtschaftete er unseren Hof, während sich meine Mutter um meine Schwestern und mich kümmerte. Meine Schwestern leben mittlerweile mit ihren Familien in Rohan."

Betroffen sah Tabea den jungen Hauptmann an. „Das ist ja schrecklich, Ameron. Ihr habt beide verloren, Mutter und Vater?"Ameron nickte und sah in ihre fragenden Augen. Natürlich wollte sie nun wissen, was geschehen war! Er seufzte leise und fuhr fort: „Es war ein Überfall von Saurons Truppen, damals, in der Zeit des Ringkriegs. Sie töteten alle, die nicht fliehen konnten. Von meiner Familie haben nur meine Schwestern und ich überlebt. Sie haben sich unter Stroh verborgen, während ich im Wald war und erst später gemerkt habe, was los war."

Seine Stimme war leise geworden, sein Blick war starr in die Kerzenflamme vor ihm gerichtet. „Aber", Ameron sah auf und lächelte Tabea traurig an, „das liegt schon sehr lange zurück. Wir sollten die Vergangenheit ruhen lassen. Zuviele schreckliche Dinge sind damals geschehen." Tabea legte ihre Hand auf die Seine, die er auf den Tisch liegen hatte und drückte sie leicht. „Es tut mir aufrichtig leid, ich hätte nicht fragen sollen."– „Ist schon in Ordnung. Meine Eltern haben ihren Frieden gefunden und in meinem Herzen werden sie immer bei mir sein."Ameron zuckte mit den Schultern und griff nach der Karaffe mit dem Rotwein und goss Tabea ein wenig in ihr Glas.

Die Stunden vergingen für die zwei Verliebten wie im Fluge, sie merkten gar nicht, wie sich die Gaststube allmählich leerte. Erst als sie der Wirt freundlich an die Zeit erinnerte, brachen sie auf und schlenderten Arm in Arm durch die still gewordene Stadt. Der Mond stand am Himmel und die Sterne funkelten, aber Ameron hatte diesmal keinen Blick dafür, gebannt sah er in Tabeas Augen und er fühlte sein Herz heftig klopfen.

An Tabeas Gesicht konnte er sehen, dass es ihr nicht anders erging, ihre Augen sprachen Bände. Viel zu schnell für seinen Geschmack hatten sie Tabeas Heim erreicht und vor der Türe standen die Beiden noch eine ganze Weile, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich trat Tabea einen Schritt zurück und seufzte leise. „Ich muss jetzt ins Haus...Es war wunderschön, Ameron. Ich Danke euch!"– „Nein, ich muss mich bedanken, der Abend war wunderschön in eurer Begleitung. Könnten wir das vielleicht einmal wiederholen?" Amerons Stimme klang belegt und leise, er hoffte inständig, dass sie zustimmen würde. Die junge Frau nickte lächelnd. „Ich würde mich sehr freuen..."Dann drehte sie sich abrupt um und öffnete die Tür. „Gute Nacht, Ameron."Raunte Sie und schenkte ihn noch einen verliebten Blick, ehe sie die Tür hinter sich schloss. Wie angewurzelt blieb Ameron stehen und starrte das Holz an. „Gute Nacht, Tabea"murmelte er wie zu sich selbst und ging langsam nach Hause.

Ameron ging wie auf Wolken, Tabeas Blick ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er hätte singen und tanzen mögen, so glücklich war er in diesem Moment. Sie mochte ihn also auch! Und sie wollte ihn wiedersehen! Zu Hause angekommen, setzte sich der junge Mann auf einen Stuhl und starrte ins Leere, er war überhaupt nicht müde, er wollte mit jemandem sprechen, aber um diese Zeit schliefen alle tief und fest.

Seufzend ging er in den Garten und setzte sich an die Wand des kleinen Stalles, in dem seine Stute Perian stand. „Ach Perian, du hättest sie sehen sollen! Wie schön Tabea doch war!"Ameron hatte den Kopf in den Nacken geworfen und an die Wand gelehnt. Die Stute schnaubte zärtlich und stupste ihn mit ihren samtigen Nüstern an. „Ach, Perian! Du bist sowieso meine Beste! Kein Grund eifersüchtig zu werden!"lachte der junge Mann und strich ihr zärtlich übers Maul. Zufrieden schnaubend schloss das Tier seine Augen und senkte den Kopf noch ein wenig. Ameron holte aus einer seiner Taschen einen saftigen Apfel, den er Perian unter die Nase hielt und sah zu, wie ihn die Stute genüsslich verspeiste. Er klopfte noch einmal den Hals und ging wieder ins Haus, wo er sich schließlich aufs Bett fallen ließ und gegen die Decke starrte. Sie wollte ihn wiedersehen! Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief der junge Hauptmann schließlich ein.

„Hauptmann Ameron?"Der Soldat stand ein wenig ratlos Ameron gegenüber und zuckte mit den Schultern. „Hauptmann!"seine Stimme wurde allmählich lauter, bis Ameron erschrocken hochfuhr und ihn verdutzt ansah. „Ja, was ist los?"fragte er und runzelte die Stirn. Halbherzig verfolgte er den Bericht des Mannes, der von den Vorkommnissen des letzten Abends handelte. Es war ja doch nichts Neues, alles verhielt sich im Moment ruhig. „Danke, euer Bericht war sehr aufschlussreich!"sagte der Hauptmann schließlich und schickte den Soldaten wieder an seine Arbeit. Seufzend lehnte sich Ameron in seinem Stuhl zurück und verschränkte seine Hände im Nacken. Mit geschlossenen Augen lauschte er den Geräuschen, die durch das geöffnete Fenster drangen und begann wieder zu träumen.

„Hauptmann Ameron, wie kommt ihr dazu, im Dienst zu schlafen!"Eine befehlsgewohnte Stimme ließ den jungen Mann hochfahren und beinahe wäre er mit seinem Stuhl umgekippt. „W...was ist...?" Verwirrt starrte Ameron auf Aragorn, der lachend vor ihm stand und mit dem Kopf schüttelte. „Dein Gesicht solltest du einmal sehen, mein Freund!"Dann grinste er: „Früher hätte ich es nie geschafft, dich so zu erschrecken, Ameron. Entweder wirst du alt oder es steckt jemand hinter den Tagträumen!"

Der junge Hauptmann war rot im Gesicht geworden und grinste verschämt Aragorn an. „Du hast Recht, es steckt jemand dahinter."– „Lass mich einmal raten...die Häuser der Heilung...Tabea! Habe ich recht, mein Freund?"der König sah ihn amüsiert an und lächelte noch mehr, als Ameron nickte. „Ja, Tabea...Ich war gestern mit ihr aus, sie ist ja so..."Ameron wollte kein Wort einfallen, das auf Tabea zutreffen könnte, aber Aragorn verstand, was sein junger Freund meinte. Er klopfte ihn auf die Schulter. „Ich weiß, was du sagen willst. Ich freue mich für dich, Ameron." Der König unterhielt sich noch eine Weile mit seinem Hauptmann, ehe er sich wieder auf den Weg in den Palast machte. Er wünschte Ameron von ganzem Herzen, dass ihm eine erneute Enttäuschung, wie damals mit Amrun, erspart bliebe und der junge Mann endlich sein Glück fand!