HP gehört nicht mir,alles JK ihrs, ich weiß, dass ich nerve, na und?

Langsam wird das Ding ganz schön Psycho, aber so ist das Leben nun mal. ^^

Trotzdem viel Spaß beim Weiterlesen.

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06: Koma - amoK

"Kreislaufzusammenbruch."

Er sieht aus wie ein Zombie, dachte Draco, und betrachtete Harrys blasses Gesicht. Es war fast so weiß wie das Laken und die Kissen. Sein schwarzes, wirres Haar wirkte wie ein Trauerrand.

"Das kommt davon, wenn man tagelang nichts isst." Madame Pomfrey watschelte schimpfend hin und her, holte dies und das, und machte, was Krankenschwestern eben so tun. "Und nicht schläft. Gut, dass Sie ihn gleich hergebracht haben, Mr. Malfoy. Was treibt sich der Junge auch um die Uhrzeit in der Bibliothek rum!" seufzte sie entrüstet auf, als wäre von solch einem Ort noch nie etwas Gutes gekommen.

Draco nickte geistesabwesend.

Irgendwie war es ein schreckliches Bild gewesen, wie Harry grinsend die Augen verdreht hatte, und wie eine Marionette, der man die Fäden abgeschnitten hatte, vor ihm in sich zusammengefallen war. Gruselig. Und er war beunruhigend leicht gewesen. Zwar kein Fliegengewicht, Draco hatte doch ziemlich zu schleppen gehabt, aber man hätte eigentlich meinen können, dass Harry Potter ein wenig schwerer sein sollte, als er es war. Und jetzt, wo er bewegungslos und kalkweiß vor Draco lag, beinahe wie tot, sah er hilflos... ja schutzbedürftig aus, dass Draco sich ernsthaft fragte, wie er ihn jemals hatte hassen können. Er konnte einen höchstens furchtbar auf die Palme bringen mit seiner Sturheit, aber das war auch schon alles. Er fröstelte.

"Mr. Malfoy, ich habe sie gerade etwas gefragt." sagte Madame Pomfrey gerade ungeduldig und Draco blinzelte, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde.

"Verzeihung."

"Ich wollte wissen, was Sie eigentlich um die Uhrzeit in der Bibliothek zu suchen hatten?"

"Nachforschungen." sagte Draco prompt, was nicht einmal gelogen war. "Wissen Sie, ich dachte, ich mache noch einen abendlichen Rundgang, und dabei fiel mir ein, dass ich noch Material für ein Referat brauchte. Als ich in der Bibliothek ankam, lag Potter am Boden herum, keine Ahnung, wie lange schon; in die Muggelabtelung kommt ja nur selten jemand."

"Soso," Madame Pomfrey klang, als würde es sie nur am Rande interessieren. Sie fühlte gerade Harrys Puls. "Aha, naja, Glück für Mr. Potter, nicht wahr?"

"Sie sagen es." sagte Draco durch die Zähne; welche Ironie.

"So, aber jetzt gehen auch Sie zu Bett." die Krankenschwester deckte Harry gut zu. "Er hat einen Beruhigsungszauber bekommen, so dass er ruhig durchschlafen kann. Sie können dann morgen nach ihm sehen..." sie unterbrach sich mit einem Seitenblick auf den blonden Jungen neben ihr. "Das heißt, wenn sie wollen."

"Ja, ja..." machte Draco nur, und hatte es plötzlich eilig, das Krankenzimmer zu verlassen. "Gute Nacht, Madame Pomfrey."

"Gute Nacht, Mr. Malfoy."

... was schleichend begonnen hatte, ließ sich nicht mehr aufhalten, soviel war ihm jetzt klar.

Er hatte mit Harry niemals wirklich Körperkontakt gehabt; sah man mal von einigen Rangeleien ab, aber die zählten nicht. Und gestern nacht hatte es Draco tatsächlich einige Sekunden Überwindung gekostet, Harrys reglosen Körper vom Boden hochzuheben. Er hatte das Herz des Jungen schlagen hören, es fühlen können; sowas hatte er noch nie erlebt, er konnte sich nicht erinnern, jemals das Herz eines anderen Menschen so deutlich schlagen gefühlt zu haben. Nicht einmal bei seiner Mutter, die immer ein gewisses Maß an Distanz gewahrt hatte, selbst zu ihrem eigenen Sohn; und sein Vater... Draco wischte den Gedanken schnell beiseite.

Es wühlte ihn auf. Alles. Die Veränderung, die in ihm vorging, ließ ihn Dinge tun und fühlen, von denen er nie gedacht hätte, dass er sie mal fühlen oder tun würde. In jener Nacht war er wie gehetzt in sein Zimmer zurückgerannt, hatte sich die Decke über die Ohren gezogen und Schutz im Schlaf gesucht. Er war dankbar dafür gewesen, wenigstens in dieser Nacht nicht träumen zu müssen...

Und jetzt. Dienstag. Kurz vor Zaubertränke.

Draco lehnte träge an der Wand, seine Bücher unter den Arm geklemmt, und sah aus dem Fenster im Korridor.

Zur Abwechslung regnete es mal. Es passte gut zu Dracos Stimmung. Sonne hätte er jetzt nicht ertragen. Er war einfach zu durcheinander.

Woher, warum, wieso? Konnte nicht einfach alles wie früher sein? Warum fühlte er sich so, wie er sich fühlte? Woher dieser Sinneswandel? Warum konnte er die Taten der Todesser nicht mehr gutheißen, seit wann hatte er ein Gewissen, was das anging? Seit wann hatte er das Bedürfnis, seinen Vater zu kritisieren? Und warum verdammt, kümmerte er sich um Potter? Von allen Vollkoffern dieser Welt ausgerechnet dieser dummdreiste, altkluge, eingebildetete Vollidiot!!!

Es war nicht mehr zu leugnen! Aber er mußte leugnen! Wer hielt das denn aus??

"Arrgh!!!" wütend zerzauste er mit der freien Hand seine wohlgekämmte Frisur. Dieser blöde Kerl! Warum hatte er auch umkippen müssen? Warum konnte er ihn nicht in Ruhe lassen? Das war verrückt, das war absurd, es war einfach und in aller Einfachheit GROTESK!!

"Alles okay bei dir?"

Pansy Parkinsons naive Kulleraugen schoben sich in sein Blickfeld. Sie stand dierekt vor ihm, leicht nach vorn gebeugt, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Und jetzt ließ sie auch noch die Lider flattern. Pansy wie sie leibte und lebte. Hübsch, adrett und mit dem IQ eines Toastbrots; Draco fragte sich für den Bruchteil einer Sekunde, was zur Hölle er mal an ihr gefunden hatte.

"Bestens." knirschte er und dachte: "Bitte, nicht jetzt." Wenn er jetzt etwas, außer Sonne, schönem Wetter und guter Laune, nicht ertragen konnte, so war es Pansys seichtes Gequatsche.

Doch das hübsche Mädchen schien heute anscheinend einmal taktvoll zu sein; ob beabsichtigt oder nicht. "Beeil dich, Draco, der Unterricht fängt gleich an.", sagte sie lediglich, lächelte und folgte dann einer Gruppe Slytherinmädchen fröhlich schwatzend in Richtung der Treppe hinab zu Snapes Kerker.

Draco stöhnte. Jetzt sollte er sich auch noch konzentrieren! Gigantisch!

Wenigstens tauchte Harry nicht auf. Zumindest die Zaubertrankstunde war potterfrei. Aber im Gegensatz zu früher war sich Draco nicht sicher, ob das nun etwas Gutes war oder nicht. Während sie seltene chinesische Morcheln für einen Trank, der übermenschliche Kräfte verleihen sollte, in exakte Kubikmilimeter zu schnippeln hatten, warf Draco von seinem Tisch aus einen verstohlenen Blick hinüber zu Granger und Weasley; er hatte keine Ahnung, ob sie wußten, was mit Harry passiert war, aber die Frage, ob er ihnen vielleicht bescheid sagen sollte, beantwortete er sich selbst sofort mit Nein. Irgendwie war er erleichtert. Wenigstens den beiden gegenüber verspürte er noch ein normales Maß an Abneigung.

"...frage mich, wo er beim Frühstück war." hörte er das Mädchen leise Ron zuflüstern. Er spitzte die Ohren um durch das Geklapper der Messer etwas hören zu können.

"Ich hab... gestern nachmittag nicht mehr gesehen..." -- "... furchtbar... keinen an sich ran... ckt ab, wenn ich mit ihm reden will... nicht mehr, was ich machen soll." -- " ...sorgen das... irgendwas antut..."

Natürlich machen sie sich Sorgen, dachte Draco ätzend. Immerhin sind sie Harrys tolle Superfreunde. Allzeit bereit und so. Bescheuert, an sich, aber plötzlich kam Draco der Gedanke, dass diese beiden Personen da drüben vermutlich die einzigen Leute waren, die Harry aus seiner Lethargie herausreißen konnten. Und vermutlich wußte Harry das auch. Aber warum ließ der Junge sich dann nicht helfen, immerhin hatte er jemanden, zu dem er mit seinem Kummer gehen konnte! Also warum tat er es nicht? Es war doch wirklich nicht zum aushalten!

Plötzlich klirrte es in die arbeitsame Stille hinein und aller Augen richteten sich auf Nevill Longbottom, sonst immer die Ursache für alles, was in Zaubertränke schief ging. Der inzwischen sehr hoch aufgeschossene Junge starrte verwirrt von einem zum andern. "Hey, ich war's diesmal nicht, okay?"

Nein, diesmal nicht. Stattdessen murmelte Snape: "So ein verdammter Mist!"

Draco mußte grinsen, genau wie der Rest der Klasse. Es kam selten vor, dass Snape etwas fallen ließ. Genau genommen konnte sich niemand wirklich daran erinnern, dass so etwas jemals geschehen war. Aber es gab ja bekanntlich für alles ein erstes Mal. Eine Ampulle des geheimnisvollen rosa Toxicums, welches bis eben noch auf Snapes Pult gestanden hatte, lag nun zersplittert und vergossen auf dem kalten Steinboden und begann bereits zu glitzern, wie starke Gifte es tun, wenn sie mit dem Luftsauerstoff reagieren.

Verärgert über sich selbst zückte der düstere Professor brummelnd seinen Zauberstab, um die Scherben und die Giftpfütze verschwinden zu lassen und sah dabei aus, als versuche er krampfhaft, einen Rest seiner Würde zu bewahren. Ein wütender Seitenblick zur Klasse genügte, und prompt wandte man sich mit ungeheurem Interesse wieder den Morcheln zu und schnippelte schneller als vorher. Niemand jedoch hörte deswegen zu Grinsen auf...

"Mr. Malfoy, kommen Sie doch mal bitte her."

Gerhorsam sprang Draco von seinem Platz auf und trabte zu seinem Lehrer herüber, der gerade dabei war, die Scherben in den Abfalleimer schweben zu lassen. Snape wühlte in seiner Umhangtasche und drückte Draco ein Schlüsselbund in die Hand. "Ich kann jetzt nicht weg, und das Gift einfach auf dem Boden liegen lassen." sagte er. " Ich muß es neutralisieren. Gehen Sie währenddessen bitte in mein Büro und holen Sie mir eine neue Flasche Anthracum Rosae. Es ist im Giftschrank neben den Akten."

Er brauchte knapp drei Minuten, um aus Snapes Büro eine neue Ampulle zu holen, und in die Kerker zurückzukehren. Als er jedoch Snape die Flasche und die Schlüssel in die Hand drückte, stellte er fest, dass er seine Arbeitshandschuhe auf dem Weg verloren haben mußten.

"Mr. Malfoy," fing Snape entnervt an. "Wir brauen hier einen Trank, bei dem starke Gifte verwendet werden. Handschuhe..."

"...sind unerlässlich, schon gut, schon gut." brummte Draco. "Ich geh sie suchen."

"Machen Sie nicht zu lange, meine Geduld hat Grenzen. So etwas ist verantwortungslos."

Blöder alter Penner, dachte Draco böse, als er die Tür krachend hinter sich zuwarf und erneut die vertrackten Treppen hinaufsprintete. Schmeißt Giftampullen um und erzählt mir was von Verantwortung.

Während er den Weg zu Snapes Büro absuchte und durch die leeren Flure der Schule trabte, erinnerte er sich an früher. Zaubertränke war immer sein Lieblingsfach gewesen. Aber das hatte eigentlich nicht an den Tränken gelegen, sondern schlicht und ergreifend daran, dass er Snapes Liebling und das Fach somit eine gute Gelegenheit gewesen war, den Gryffindors das Leben schwer zu machen und nebenbei noch ohne großen Aufwand gute Noten zu kassieren. Ihm war nie wirklich aufgefallen, dass Snape an sich auch nur ein egozentrischer alter Blödmann war, der seinen Lehrerjob sehr geliebt hätte, wären da die verdammten Kinder nicht gewesen.

Irgendwo in der Nähe von Snapes Büro waren ihm seine Handschuhe aus der Tasche gerutscht und lagen nun einsam und verlassen auf dem Boden. Draco hob sie auf und steckte sie gerade wieder ein, als...

Später hatte er keine Ahnung, was eigentlich gewesen war; ein Schatten, eine Einbildung, was auch immer hatte ihn dazu bewegt, nicht sofort zum Unterricht zurück zu kehren. Stattdessen bog er, dieser seltsamen Eingebung folgend, hinter Snapes Büro rechts um die Ecke, ging den Flur entlang, und fand schließlich was er gesucht hatte; zusammengekauert in einer Nische in der Wand, halb verborgen im Dunkel.

"Was machst du hier?"

Er sah immer noch aus wie der Tod auf Latschen, leichenblass und erschöpft.

"Die Wand anstarren." sagte Harry heiser. "Siehst du doch." Offensichtlich hatte man ihn aus dem Klassenzimmer entlassen, denn er hatte seine eigene Kleidung wieder an. Der beruhigende Geruch von Waschpulver stieg Draco in die Nase.

"Hat die Pomfrey dich rausgelassen?"

Harry nickte. "Heut morgen vor dem Frühstück hab ich sie gebeten, dass ich gehen darf. Ich soll in den großen Saal, etwas essen, hat sie gesagt."

"Du warst nicht da." stellte Draco fest.

Harry nickte. "Das ist richtig."

Draco verdrehte die Augen. Harry war fleischgewordenes Selbstmitleid. Er hasste sowas. "Und seit wann bist du hier?"

"...keine Ahnung. Wie spät ist es denn?" Harry erhob sich langsam und hielt sich dabei an der Wand fest, als hätte er Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten. Er versuchte, an Draco vorbeizugehen, strauchelte aber und wäre wohl gefallen, hätte Draco nicht schnell den Arm des Jungen ergriffen.

Er wußte nicht warum, aber Harrys Anblick machte ihn wütend. Wie konnte sich jemand so gehen lassen und in seinem Selbstmitleid baden? Wenn man so offensichtlich litt, sollte man sich Hilfe suchen. Wenn man keine Hilfe brauchte, sollte man seinen Ärger und seine Sorgen gefälligst für sich behalten.

"Potter, du bist so ein Idiot!" knurrte Draco und lehnte den Jungen, damit er nicht gleich wieder umfiel, gegen die Wand wie eine Leiter. "Warum machst du das?"

"Mache ich was?" fragte Harry desinteressiert und wich Dracos Blick aus, indem er auf den Boden starrte.

Was, ja was? Warum ist er mir nicht piepegal? Dann müßte ich mir keine Sorgen machen, dachte Draco, sprach es aber nicht aus.

"Warum gehst du nicht zu deinen Freunden?" fragte Draco zurück. "Warum willst du damit allein fertig werden? Was ist dein Problem?"

"Problem!" zischte Harry, und seine Augen wurden hellgrün vor Zorn. "Alles ist ein Problem! Die ganze verdammte Welt ist ein Problem!! Aber momentan bist du mein größtes, Malfoy!"

"Okay, mach nur weiter." knurrte Draco. "Ich kann warten, bis deine übliche Schimpftirade vorbei ist, aber lass dir vorher noch was gesagt sein: Du benimmst dich wie ein Arschloch. Ich mag deine Freunde nicht, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass sie dir helfen könnten, wenn du sie nur lassen würdest. Aber stattdessen liest du Bücher, die einem vorrechnen, wie viele Muggel pro Tag sterben, wie groß das Loch im Himmel und wie viel Gift in den Meeren ist, weil du glaubst, dass das deine Laune hebt oder dich ablenkt! Und du merkst nicht mal, dass es dir kein Stück besser geht, dadurch. Im Gegenteil, ich wette, du jammerst insgeheim rum, wie schlecht die Welt doch ist, dabei ist es auch deine Schuld, wenn sie so bleibt, oder? Aber das kümmert dich nicht. Du weigerst dich einfach weiterzumachen, bläst trübsal, vergräbst dich in deinem eigenen Elend und lässt keinen an dich ran. Ich kann ja nachvollziehen, dass du nicht unbedingt Bock hast, dich ausgerechnet mir mitzuteilen, aber du könntest aufhören, Granger und das Wiesel vor den Kopf zu stoßen! Du könntest... einfach zugeben, was mit dir los ist. Ich..." er zögerte. Er wußte selber nicht, wo all diese Worte herkamen. Aber sie waren da und er konnte nichts dagegen tun. "...ich will dir helfen..."

Während all dem sah Harry aus wie gestern nacht, als sich seine Augen mit heißen Zorn gefüllt hatten. Er starrte Draco böse an und seine Züge verhärteten sich. Man konnte hören, wie er mit den Zähnen knirschte. Man konnte förmlich spüren, wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte, wie ein Gummiband oder ein Bogen, mehr und mehr, immer stärker, bis er zurückschnappen würde -

Und dann war alles ganz anders.

Als würde ein feiner Sprung durch schwarzes Glas fahren.

Kein Widerstand mehr.

Harrys Augen wurden ganz leer und dunkel. Und sein Gesicht... Draco hatte es noch nie so gesehen. So traurig, so endlos traurig und verzweifelt. "Ich..." hörte er ihn sagen. "Du..." Er konnte sehen, wie Harry innerlich kämpfte, aber er konnte nichts dagegen tun, als seine Augen überschwappten es anfing. Tränen perlten seine blassen Wangen hinab, tropften und kullerten, fielen schließlich und zerplatzten auf dem kalten Steinboden. Draco starrte entgeistert und fasziniert zugleich auf seinen weinenden Feind, konnte fühlen, wie etwas in Harry zerbrach, wie etwas in ihm selbst zerbrach. Langsam, wie ein gefällter Baum, unwirklich, trügerisch, neigte sich Harrys Körper nach vorne, wurde schneller, fiel, und schließlich spürte Draco Harrys Gesicht an seiner Schulter. Spürte, wie sich der Junge gegen ihn lehnte, wie ein Spatzierstock an einer Wand, stocksteif. Fühlte warme Haut an seinem Hals. Schwarzes Haar kitzelte in seinem Ohr.

Und dann ging alles ganz schnell.

Die Stunde war zu Ende, Lärm brandete über die Gänge, als überall gleichzeitig Schüler aus ihren Klassenräumen strömten, sich unzählige Füße gleichzeitig in Bewegung setzten. Harry wehrte sich nicht und Draco dachte nicht nach, sondern griff einfach hinter sich und erwischte etwas, das sich wie ein Türknauf anfühlte, stieß das, was eine Tür war, auf und zog Harry kurzerhand mit hinein in die Schwärze des dahinter liegenden Raumes

Und während draußen die Welt sich weiterdrehte, der Organismus der Schule sich fortbewegte, Leute hin- und herrannten, zu ihren Klassenzimmern, der Bücherrei, nach draußen, zum Klo, rauf und runter und nirgenwohin, während all dies geschah, drückte in einem Besenschrank in der Nähe der Lehrerbüros, zwischen Schrubbern, Eimern und Putzmitteln, ein verwirrter Junge einen anderen verwirrten Jungen an sich, der an der Welt verzweifelt war und weinte, als hätte er schon Ewigkeiten nicht mehr geweint.

Kein Widerstand mehr.