Anm: Der Text von Stan Shunpike im ersten Absatz ist zu größten Teilen aus "Der Gefangene von Askaban", Kapitel 3 entliehen und ist C by J.K. Rowling, nicht von mir (wie alles hier). Ich hab ihn nur ganz dreist geliehen, aber nur um der Authenzität willen, nicht um irgendwem auf den kreativen Schlips zu treten. Danke, danke, danke. *verneig*
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09: hands down
Irgendwo im Nirgendwo auf einer nächtlichen, nebligen Landstraße. Alles ist still. Nicht mal die wenigen welken Blätter in den Bäumen am Straßenrand machen auch nur das winzigste Geräusch.
Kein Laut, bis auf leise Schritte auf dem Asphalt.
Und dann -
Ein Krachen durchplatzt die nächtliche Stille, als etwas großes aus dem Nichts auftaucht. Kastig, unförmig und viel zu schnell schlittert es auf dem Asphalt entlang.
SKRRIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEKKRTSCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Schwarze, verschlingerte Reifenspuren auf dem Asphalt. Es riecht nach verbranntem Gummi.
Zischend öffnet sich ein rechteckiges Loch in der Seite des roten Ungetüms. Gelbes Licht ergießt sich über die Straße und die kleine berucksackte Gestalt, die gerade noch in Deckung gehen konnte.
"Willkommen im Knight Bus, dem Nottranspoter für gestrandete Hexen und Zauberer. Strecken Sie einfach ihre Zauberstabhand aus, steigen sie ein und wir fahren Sie, wohin Sie wollen. Mein Name ist Stan Shunpike und ich bin für heute Abend ihr Schaffner!"
"äääh..."
"Immer hereinspatziert, junger Freund. Wo soll es hingehen?"
"Ääääh... Muggellondon, bitte."
"Oha, Muggellondon. Eine ziemlich weite Strecke. Sind Sie sich auch sicher? Ja? Gut. Das macht drei Galleonen. Kommen Sie, kommen Sie nur herein."
"Kriegt man für zwei Sickel mehr immernoch heiße Schokolade?"
"Aber sicher... sag mal, hab ich dich nicht schon Mal gesehen?"
Mit erneutem Zischen schließen sich die Türen, spotzend, stotternd nimmt der Bus erneut fahrt auf, und verschwindet mit einem Knall in der Dunkelheit.
Stille.
Es kam Harry länger vor, seit er das erste Mal Bekanntschaft mit dem Knight Bus gemacht hatte. War das wirklich erst drei Jahre her? Damals, als er seine furchtbare Tante in einem Wutanfall unter die Decke gehext und wie ein Schwerverbrecher von den Dursleys geflohen war? Er erinnerte sich an die Sommernacht, die er am Straßenrand gesessen und nicht gewußt hatte, wohin. Und dann dieses... Ding hinter ihm.
Damals hatte er nicht gewußt, dass es Sirius gewesen war, der hinter ihm, vor einer verlassenen Garageneinfahrt gehockt und ihn beobachtet hatte. Harry hatte fürchterliche Angst gehabt.
Heute versetzte ihm die Erinnerung einen schrecklichen Stich ins Herz.
Schnell, weg mit den Erinnerungen.
Er setzte sich in seinem Bett auf.
Um ihn herum schnarchten etliche Zauberer und Hexen in ihren Messingbetten, die während der Fahrt immer mitschwankten und herumhopsten, denn Ernie, der Busfahrer, fuhr immernoch wie der allerletzte Henker. Man konnte eigentlich froh sein, dass sich Nachts kaum Muggel auf den Straßen herumtrieben. So waren sie wenigstens vor dem roten, mit mehr als nur überhöhter Geschwindigkeit durch die Straßen rasenden Doppeldeckerbus sicher... zumindest hoffte Harry das.
Harry zog die Beine an den Körper und schlang seine Arme darum. Seufzend lehnte er seine Stirn an das kalte Fensterglas neben seinem Bett und sah hinaus ins schwarze Draußen. Schlafen war hier nur schwer zu bewerkstelligen, Dank Ernies energischem Fahrstil. Man konnte schon froh sein, wenn man nicht see- beziehungsweise reisekrank wurde.
Stattdessen wühlte Harry in seinem Rucksack, fand sein Portemonnaie und checkte seine Finanzen.
Von den zehn Galleonen, die er noch bei sich gehabt hatte, waren drei für die Busfahrt draufgegangen, minus zwei Sickel für die heiße Schokolade. Wenn er seinen Plan mit dem Untertauchen und als normaler Muggel unter Muggeln leben, in die Tat umsetzen wollte, mußte er erstmal Gold aus Gringotts holen, das wiederum irgendwie in Muggelkohle umtauschen, und dann...
Soweit hatte Harry leider nicht gedacht, als er Hals über Kopf aus Hogwarts geflohen war.
Was dann? Einen Job suchen? Eine Wohnung? Am besten beides? Und dann so lange als Friteusenidiot bei Burgerking arbeiten und Whopper zusammenpuzzeln, bis sich das Voldemortproblem von selbst erledigt hatte? Und dann, dachte Harry trocken, schreibe ich ein Buch über mein Leben und meine Abenteuer in Hogwarts und werde stinkreich.
Er kicherte in sich hinein. Wer würde das schon lesen wollen?
Seufzend verstaute er sein Portemonnaie wieder im Rucksack und verkroch sich unter die Decke.
Warum war sein Leben nicht einfach normal? Vielleicht wäre er, wenn seine Eltern nicht gestorben wären, ein ganz normaler Junge geworden, ohne das Bündel an Neurosen, das untereinander die letzten zwei Jahre in seinem Kopf einen permanenten Kampf um die Vorherrschaft führte. Klar, denn das würde bedeuten, dass es Voldemort nie gegeben hätte, den Grund für den Tod seiner Eltern und somit sein ganzes verpfuschtes Leben. Folglich würde Sirius auch noch leben.
Harry schluckte. "Verdammt.", murmelte er.
Das Leben war nicht fair, die Welt erst recht nicht, egal, welche von beiden. Und je mehr er über sie erfuhr, desto weniger konnte er sie leiden.Je mehr man über Politik, Korruption, Geld, Macht und niedere Triebe herausfand, desto weniger erstrebenswert kam es einem vor, ein Mitglied dieser Gesellschaft zu werden, fuhr es Harry durch den Kopf. Das fasste alles richtig gut zusammen. In den letzten Jahren hatte er festgestellt, je älter er wurde, je weiter er sich von seiner Kindheit entfernte (die auch nicht allzu rosig gewesen war), desto mehr Elend, schlechte Eigenschaften, Traumen, Ängste und alle nur erdenklichen Formen des Hasses widerfuhren ihm.
Wenn der Trend anhielt...
Und Hogwarts? Schmerzlich aber wahr, Harry hatte gelernt, dass es dort auch nicht anders war. Sämtliche Werte, die man dort lernte, waren im Endeffekt auch nichts wert. Die Lehrer machten auch nur ihren Job, und der überforderte sie, so schien es, immens. Das einzige Mittel, was ihnen einfiel, um die Schule am Laufen zu halten, war anscheinend, die Schüler durch Bestrafungen gefügig zu machen. Und durch Konkurrenz und Mißgunst zwischen den Häusern bereiteten sie einen doch prima auf's wirkliche Leben vor, in dem es auch nur darum ging, der beste zu sein, und andere möglichst effektiv über den Tisch zu ziehen.
Was für ein herrliches Dasein.
Der Bus bremste so scharf, dass Harry um ein Haar aus seinem Bett gerollt wäre.
Während er seine Sachen, die aus dem Rucksack gerutscht waren und überall auf dem Bett vertreut herumlagen, hastig wieder zusammensammelte, drangen undeutlich Stan Shunpikes Stimme und die des neuen Fahrgastes an seine Ohren.
"Nach Muggellondon? Trifft sich gut, da müssen wir sowieso hin."
"Aha, und das macht?
"Von hier aus knapp zweieinhalb Galleonen."
"Vielen Dank fürs Anhalten, es ist verdammt kalt draußen."
Erschrocken spitzte Harry die Ohren. Diese Stimme hätte er unter tausenden wiedererkannt, aber er hätte in tausend Jahren nicht erwartet, sie ausgerechnet HIER zu hören. Und er hätte auch nie erwartet, dass es tatsächlich Draco Malfoy war, der den hinteren Teil des Busses betrat, zerzaust und verfroren, seinen Besen unter den Arm geklemmt und einen Rucksack auf dem Rücken.
Es vertrichen einige Sekunden, in denen die beiden Jungs sich anstarrten wie zwei Basilisken (wobei das Versteinern allerdings wegfiel).
Harry hoffte dass er nicht annähernd so dämlich aus der Wäsche guckte, wie sein Gegenüber.
"Ach, ihr kennt Euch anscheinend?" mischte sich fröhlich Stan Shunpike ein und sagte zu Draco gewandt: "Da ist es doch günstig, dass das Bett neben deinem Freund gleich frei ist, nicht wahr?"
Draco antwortete nicht, er war immer noch mit Starren beschäftigt. Stan zuckte die Schultern und ging wieder nach vorne zum Fahrer. Als der Bus wieder anfuhr setzte sich Draco auf das ihm zugewiesene Bett, hielt sich an den Stangen des Messingrahmens fest und glotzte immernoch wie ein Auto.
Schließlich wurde es Harry zu blöd.
"Was?" fragte er und Draco schien sich wieder zu fangen. Auf seinem blassen Gesicht zeichnete sich ein ungläubiges Grinsen ab.
"Wie um alles..." begann der, "Ich meine, warum, ich mein, was machst du hier?"
"Sitzen." sagte Harry bockig.
"Es stimmt also tatsächlich." grinste Draco."Du bist abgehauen. Hätte nie gedacht, dass du dazu tatsächlich den Mut hast, Potter."
"Sie haben es schon entdeckt?" rief Harry panisch und stellte verärgert fest, dass sein Gegenüber anfing zu lachen. "Was ist so komisch?" fauchte er.
"Entdeckt?" sagte Draco zwischen zwei Lachern. "Scheiße, Potter, deine sauberen Gryffindorfreunde wollten mich umbringen."
Harry hob eine Augenbraue. Nicht, dass sie dazu kein Motiv gehabt hätten, dachte er angesäuert, fragte dann aber leicht verwirrt: "Wieso wollen sie dich umbringen, wenn ich abhaue?"
"Glaub mir, Potter, diesen Zusammenhang willst du gar nicht hören."
"Spuck's schon aus, Malfoy."
Überhebliches Lachen.
"Vertrau mir, das willst du wirklich nicht hören."
Blöder, gelackter Affe! dachte Harry. Es war echt immer dasselbe. Es war immer diese provokante Art von Oben herab, die die Wut immer auf's neue in ihm aufsteigen ließ. Ehe er sich's versah, stürzte er nach vorne und packte Malfoy am Kragen seines Umhangs, selber überrascht über seine heftige Reaktion. Die Nerven, die Nerven, meldete sich kurz der vernünftige Teil seines Hirns, der aber sogleich wieder ausgeblendet wurde, als er Draco ziemlich unsanft gegen die gegenüberliegende Buswand nagelte.
"Spuck's! Aus!" zischte er, seine Nase dicht vor der Malfoys.
"Mann, Potter." ächzte Draco, dem ganz offensichtlich der Nacken wehtat. "Seit wann so dramatisch?" Trotz seiner trockenen Antwort bemerkte Harry die Unsicherheit in den sturmgrauen Augen, was ihn auf seltsame Art zufrieden stellte. Draco schien ein wenig mit sich zu ringen, dann gab er auf. "Okay, okay, also, wenn du's genau wissen willst, habe ich dich angeblich gegen deinen Willen in der Besenkammer vernascht. Würdest du dich jetzt bitte von mir runterbegeben?"
Oh, verdammt! Harry war sich sicher, so knallrot wie jetzt war er in seinem ganzen Leben noch nicht angelaufen.
"Äh..."
"Glaub mir, das ganze ist mir mindestens so peinlich wie dir." grinste Draco fröhlich und sah überhaupt nicht danach aus. Mistkerl.
Und wie aus dem Nichts schlossen sich sanft zwei Hände um seinen Nacken, zogen ihn herunter. Dichter, und immer dichter zu Draco Malfoy...
Mooooment mal!
Ganz sicher würde Harry in den nächsten paar Sekunden einen Herzkasper kriegen. Wieso schlug das verdammte Ding auf ein Mal so schnell? Wieso rauschte es in seinen Ohren? Wieso verschwamm alles um ihn herum, warum konnte er nur noch Dracos Gesicht sehen, das immer näher kam?
Schweres, ganz schweres Schlucken.
Diese Hände, kühl und fordernd, mit sanften Finger in seinem Nacken.
Gänsehaut rinnt seinen Rücken hinab.
Warmer Atem kitzelt seine Wangen, wandert hin zu seinem Ohr. Diese Stimme... sie jagt ihm Schauer über seine Schultern.
"War es denn wenigstens schön für dich, mein Schatz?"
"Verdammter Bastard!", keuchte Harry, stieß den Körper des Jungen von sich und ruchtschte soweit von ihm weg wie nur möglich.
"Ruhe, verdammt." kam es dumpf von weiter hinten aus dem Bus und Harry sah sich schuldbewußt um.
Und erst jetzt merkte er, das der junge Slytherin ihn verarscht hatte und sich am anderen Bettende vor Lachen kugelte.
"Ehrlich, Alter, du solltest dein Gesicht sehen." prustete er, wischte sich ein paar Lachtränen weg und wurde plötzlich wieder ernst. "Nun Potter, falls du's genau wissen willst, scheinst du im Schlaf gewisse Dinge auszuplaudern und dein ulkiger Wieselfreund scheint daraus einige pikante, wenn auch ziemlich an den Haaren herbeigerissene Schlüsse gezogen zu haben."
Harry blickte verständnislos auf sein Gegenüber und Draco rollte die Augen.
"Okay, gehen wir es von der psychologischen Seite an. Du schüttest mir vor ein paar Wochen in der Besenkammer das Herz aus. Das schockt dich so sehr, dass du die ganze Sache verdrängst, aber das ganze tritt Nachts zu Tage, und während du schläfst plauderst du alles aus, phantasierst noch ein paar Details hinzu. Dein Wieselfreund hört sich dein zusammenhangloses Gestammel Nacht für Nacht mit wachsender Besorgnis an, seine eigene schmutzige Phantasie, die ich mir gar nicht näher vorstellen möchte, beginnt zu arbeiten, strickt noch ein paar weitere schlüpfrige Einzelheiten hinzu, und als du schließlich abhaust, sieht er das ganze als Beweis für seine These, dass ich, der böse Sittenstrolch, mich infamerweise am Goldjungen von Gryffindor in mehrfachen Akten vergangen haben soll. Du hast es einfach nicht mehr ausgehalten. Wolltest einfach nur weg von Hogwarts, von mir, deinem Peiniger. Beweise hin oder her, sie wollten mich anscheinend aufknüpfen. Solcherlei mittelalterliches Mobverhalten bringe ich sonst immer nur mit Hexenverbrennungen des vierzehnten Jahrhunderts in Verbindung, aber um solcherlei soziale Verhaltensweisen zu interpretieren, bin ich, so ungern ich es auch zugebe, leider nicht qualifiziert. Das hat man davon, wenn man ein Mal in seinem Leben nett ist."
Während Draco geredet hatte, war der Junge selbst immer mehr außer Atem geraten; Harry wußte nicht, ob es daran lag, aber eine leichte Röte hatte sich über das sonst so blasse Gesicht gezogen. Man konnte sehen, wie unangenehm es ihm sein mußte. Aber das war es nicht, was seine Aufmerksamkeit erregte.
"Was... was ist das?" hörte Harry sich fragen und rutschte wieder näher zu Draco. Fast ohne dass er es merkte, streckte er die Hand aus und fühlte, wie seine Fingerkuppen sacht, beinahe nur wie eine Ahnung, über die rote, aufgeschrammte Stelle auf Dracos linker Wange strichen.
Harry war sich fast sicher, dass sie neulich noch nicht dagewesen war. Als hätte jemand versucht, Draco etwas ins Gesicht zu stempeln. Er spürte, wie der Junge kurz zusammenzuckte.
"Waren das..."
"Nein, Potter, das waren nicht die Gryffindorks, sei beruhigt." zischte Draco patzig.
"Und wer..."
"Das geht dich zwar nichts an, aber da ich weiß, dass du keine Ruhe geben, und mich vielleicht so lange würgen wirst, bis ich mit der Wahrheit rausrücke, das war mein Vater. Oder besser eine seiner fossilen Erziehungsmethoden." brummelte er vor sich hin und verdeckte die rote Stelle mit seiner Hand. "Und jetzt guck nicht so betroffen. Wenn ich etwas hasse, dann sind es mitleidige Idioten."
Stille. Harry erhob sich, stakste über den schwankenden Boden zu seinem Bett zurück und ließ sich darauf fallen.
"Und nun?", fragte er.
"Wie, und nun." fragte Draco zurück und lächelte. "Wir fahren nach London."
"Äh-also-wie"
"Nach Muggellondon, ich nehme zumindest an, dass du da hin willst. Und ich werde dich begleiten."
Harry hoffte inständig, dass er nicht so blöd glotzte, wie er es befürchtete.
"Du wirst mich-"
" - begleiten, ja, Potter." Dracos Grinsen wuchs in die Breite. "Wir hätten natürlich die Option, uns gegenseitig zu verpfeifen, womit aber keinem von uns gedient wäre, meinst du nicht?"
"Äh..." Harry dachte nach. "Soll das heißen, du bist mir gar nicht hinterher gewesen, sondern nur zufällig hier? Du bist selbst aus Hogwarts abgehauen??"
"Du kriegst 'nen Keks, Streber." knurrte Draco, der langsam ungeduldig wurde.
"Aber wieso sollte ich wollen, dass du mich begleitest?" fragte Harry. Sollte der Blödmann doch sehen, wo er blieb, er war immerhin nicht für ihn verantwortlich.
"Pass auf, Potty." begann Draco langsam, als würde er mit einem zweijährigen Kind sprechen. "Du kannst wählen. Entweder, du nimmst mich mit, und deine Flucht bleibt unentdeckt, oder aber du ziehst alleine los, wohin auch immer, und in weniger als einer halben Stunde, wissen Dumbledore und seine Kegelbrüder, wo du dich befindest, darauf kannst du wetten." Er lächelte zuckersüß.
Harry konnte es nicht fassen. Da saß ein zerrupfter Draco Malfoy vor ihm auf einem Messingbett im Knight Bus, offensichtlich ebenfalls ausgerissen, aus welchen Gründen auch immer, erzählte ihm wirres Zeug von Vergewaltigungen in Besenschränken und amoklaufenden Gryffindors, und hatte auch noch dir Nerven, seelenruhig zu grinsen, während er ihn erpresste. Er konnte nicht anders und Harry lachte auf.
"Wie bitte?" Er ließ sich rückwärts in die Laken fallen, setzte sich wieder auf und starrte entgeistert. "Malfoy..." er lachte wieder. "Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, du wärst ganz versessen darauf, mich zu begleiten."
"Sei nicht albern." sagte Draco gelassen. "Lieber würde ich Maulende Myrte ehelichen, als länger als nötig mit dir rumzuhängen."
"Und wieso dann?"
"Ich brauche dich."
Dieser Kerl machte ihn wahnsinnig. Konnte er sich nicht mal so ausdrücken, dass ein normaler Mensch verstehen konnte, worauf er hinauswollte?
"Jetzt guck mich nicht so an, Potter. " Draco schüttelte den Kopf. "Als hätt' ich mit dir Schluß gemacht.Ts."
Harry konnte nur starren und wußte nicht, ob er lachen, oder Malfoy den Kopf abreißen sollte.
"Aber ich will es dir erklären."
Na endlich.
"Also, "sagte Draco seelenruhig und betrachtete seine Fingernägel. "Es wird dich vielleicht schockieren, aber ich habe in den letzten Wochen eine gewisse Neigung Muggel betreffend entwickelt. Was ist denn bitte so komisch??"
"Nichts." japste Harry. "Gar nichts. Red - pfrrt - red ruhig weiter."
Draco verdrehte ein weiteres Mal die Augen, bevor er fortfuhr. "Du bist bei Muggeln aufgewachsen. Du weißt wie sie leben. Ich will, dass du es mir zeigst."
Stille. Harry kam in dieser Nacht aus dem Glotzen wirklich nicht heraus. Alle drehen durch, dachte er amüsiert.
"Warum?" quetschte er ungläubig hervor. Das war absolut absurd. Ein Malfoy, der Supertodesser, der mehr über Muggel wissen wollte.
"Ich hab meine Gründe." grinste Draco. "Und du, mein lieber Potter, wirst mich mitnehmen. Du hast gar keine
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09: hands down
Irgendwo im Nirgendwo auf einer nächtlichen, nebligen Landstraße. Alles ist still. Nicht mal die wenigen welken Blätter in den Bäumen am Straßenrand machen auch nur das winzigste Geräusch.
Kein Laut, bis auf leise Schritte auf dem Asphalt.
Und dann -
Ein Krachen durchplatzt die nächtliche Stille, als etwas großes aus dem Nichts auftaucht. Kastig, unförmig und viel zu schnell schlittert es auf dem Asphalt entlang.
SKRRIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEKKRTSCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Schwarze, verschlingerte Reifenspuren auf dem Asphalt. Es riecht nach verbranntem Gummi.
Zischend öffnet sich ein rechteckiges Loch in der Seite des roten Ungetüms. Gelbes Licht ergießt sich über die Straße und die kleine berucksackte Gestalt, die gerade noch in Deckung gehen konnte.
"Willkommen im Knight Bus, dem Nottranspoter für gestrandete Hexen und Zauberer. Strecken Sie einfach ihre Zauberstabhand aus, steigen sie ein und wir fahren Sie, wohin Sie wollen. Mein Name ist Stan Shunpike und ich bin für heute Abend ihr Schaffner!"
"äääh..."
"Immer hereinspatziert, junger Freund. Wo soll es hingehen?"
"Ääääh... Muggellondon, bitte."
"Oha, Muggellondon. Eine ziemlich weite Strecke. Sind Sie sich auch sicher? Ja? Gut. Das macht drei Galleonen. Kommen Sie, kommen Sie nur herein."
"Kriegt man für zwei Sickel mehr immernoch heiße Schokolade?"
"Aber sicher... sag mal, hab ich dich nicht schon Mal gesehen?"
Mit erneutem Zischen schließen sich die Türen, spotzend, stotternd nimmt der Bus erneut fahrt auf, und verschwindet mit einem Knall in der Dunkelheit.
Stille.
Es kam Harry länger vor, seit er das erste Mal Bekanntschaft mit dem Knight Bus gemacht hatte. War das wirklich erst drei Jahre her? Damals, als er seine furchtbare Tante in einem Wutanfall unter die Decke gehext und wie ein Schwerverbrecher von den Dursleys geflohen war? Er erinnerte sich an die Sommernacht, die er am Straßenrand gesessen und nicht gewußt hatte, wohin. Und dann dieses... Ding hinter ihm.
Damals hatte er nicht gewußt, dass es Sirius gewesen war, der hinter ihm, vor einer verlassenen Garageneinfahrt gehockt und ihn beobachtet hatte. Harry hatte fürchterliche Angst gehabt.
Heute versetzte ihm die Erinnerung einen schrecklichen Stich ins Herz.
Schnell, weg mit den Erinnerungen.
Er setzte sich in seinem Bett auf.
Um ihn herum schnarchten etliche Zauberer und Hexen in ihren Messingbetten, die während der Fahrt immer mitschwankten und herumhopsten, denn Ernie, der Busfahrer, fuhr immernoch wie der allerletzte Henker. Man konnte eigentlich froh sein, dass sich Nachts kaum Muggel auf den Straßen herumtrieben. So waren sie wenigstens vor dem roten, mit mehr als nur überhöhter Geschwindigkeit durch die Straßen rasenden Doppeldeckerbus sicher... zumindest hoffte Harry das.
Harry zog die Beine an den Körper und schlang seine Arme darum. Seufzend lehnte er seine Stirn an das kalte Fensterglas neben seinem Bett und sah hinaus ins schwarze Draußen. Schlafen war hier nur schwer zu bewerkstelligen, Dank Ernies energischem Fahrstil. Man konnte schon froh sein, wenn man nicht see- beziehungsweise reisekrank wurde.
Stattdessen wühlte Harry in seinem Rucksack, fand sein Portemonnaie und checkte seine Finanzen.
Von den zehn Galleonen, die er noch bei sich gehabt hatte, waren drei für die Busfahrt draufgegangen, minus zwei Sickel für die heiße Schokolade. Wenn er seinen Plan mit dem Untertauchen und als normaler Muggel unter Muggeln leben, in die Tat umsetzen wollte, mußte er erstmal Gold aus Gringotts holen, das wiederum irgendwie in Muggelkohle umtauschen, und dann...
Soweit hatte Harry leider nicht gedacht, als er Hals über Kopf aus Hogwarts geflohen war.
Was dann? Einen Job suchen? Eine Wohnung? Am besten beides? Und dann so lange als Friteusenidiot bei Burgerking arbeiten und Whopper zusammenpuzzeln, bis sich das Voldemortproblem von selbst erledigt hatte? Und dann, dachte Harry trocken, schreibe ich ein Buch über mein Leben und meine Abenteuer in Hogwarts und werde stinkreich.
Er kicherte in sich hinein. Wer würde das schon lesen wollen?
Seufzend verstaute er sein Portemonnaie wieder im Rucksack und verkroch sich unter die Decke.
Warum war sein Leben nicht einfach normal? Vielleicht wäre er, wenn seine Eltern nicht gestorben wären, ein ganz normaler Junge geworden, ohne das Bündel an Neurosen, das untereinander die letzten zwei Jahre in seinem Kopf einen permanenten Kampf um die Vorherrschaft führte. Klar, denn das würde bedeuten, dass es Voldemort nie gegeben hätte, den Grund für den Tod seiner Eltern und somit sein ganzes verpfuschtes Leben. Folglich würde Sirius auch noch leben.
Harry schluckte. "Verdammt.", murmelte er.
Das Leben war nicht fair, die Welt erst recht nicht, egal, welche von beiden. Und je mehr er über sie erfuhr, desto weniger konnte er sie leiden.Je mehr man über Politik, Korruption, Geld, Macht und niedere Triebe herausfand, desto weniger erstrebenswert kam es einem vor, ein Mitglied dieser Gesellschaft zu werden, fuhr es Harry durch den Kopf. Das fasste alles richtig gut zusammen. In den letzten Jahren hatte er festgestellt, je älter er wurde, je weiter er sich von seiner Kindheit entfernte (die auch nicht allzu rosig gewesen war), desto mehr Elend, schlechte Eigenschaften, Traumen, Ängste und alle nur erdenklichen Formen des Hasses widerfuhren ihm.
Wenn der Trend anhielt...
Und Hogwarts? Schmerzlich aber wahr, Harry hatte gelernt, dass es dort auch nicht anders war. Sämtliche Werte, die man dort lernte, waren im Endeffekt auch nichts wert. Die Lehrer machten auch nur ihren Job, und der überforderte sie, so schien es, immens. Das einzige Mittel, was ihnen einfiel, um die Schule am Laufen zu halten, war anscheinend, die Schüler durch Bestrafungen gefügig zu machen. Und durch Konkurrenz und Mißgunst zwischen den Häusern bereiteten sie einen doch prima auf's wirkliche Leben vor, in dem es auch nur darum ging, der beste zu sein, und andere möglichst effektiv über den Tisch zu ziehen.
Was für ein herrliches Dasein.
Der Bus bremste so scharf, dass Harry um ein Haar aus seinem Bett gerollt wäre.
Während er seine Sachen, die aus dem Rucksack gerutscht waren und überall auf dem Bett vertreut herumlagen, hastig wieder zusammensammelte, drangen undeutlich Stan Shunpikes Stimme und die des neuen Fahrgastes an seine Ohren.
"Nach Muggellondon? Trifft sich gut, da müssen wir sowieso hin."
"Aha, und das macht?
"Von hier aus knapp zweieinhalb Galleonen."
"Vielen Dank fürs Anhalten, es ist verdammt kalt draußen."
Erschrocken spitzte Harry die Ohren. Diese Stimme hätte er unter tausenden wiedererkannt, aber er hätte in tausend Jahren nicht erwartet, sie ausgerechnet HIER zu hören. Und er hätte auch nie erwartet, dass es tatsächlich Draco Malfoy war, der den hinteren Teil des Busses betrat, zerzaust und verfroren, seinen Besen unter den Arm geklemmt und einen Rucksack auf dem Rücken.
Es vertrichen einige Sekunden, in denen die beiden Jungs sich anstarrten wie zwei Basilisken (wobei das Versteinern allerdings wegfiel).
Harry hoffte dass er nicht annähernd so dämlich aus der Wäsche guckte, wie sein Gegenüber.
"Ach, ihr kennt Euch anscheinend?" mischte sich fröhlich Stan Shunpike ein und sagte zu Draco gewandt: "Da ist es doch günstig, dass das Bett neben deinem Freund gleich frei ist, nicht wahr?"
Draco antwortete nicht, er war immer noch mit Starren beschäftigt. Stan zuckte die Schultern und ging wieder nach vorne zum Fahrer. Als der Bus wieder anfuhr setzte sich Draco auf das ihm zugewiesene Bett, hielt sich an den Stangen des Messingrahmens fest und glotzte immernoch wie ein Auto.
Schließlich wurde es Harry zu blöd.
"Was?" fragte er und Draco schien sich wieder zu fangen. Auf seinem blassen Gesicht zeichnete sich ein ungläubiges Grinsen ab.
"Wie um alles..." begann der, "Ich meine, warum, ich mein, was machst du hier?"
"Sitzen." sagte Harry bockig.
"Es stimmt also tatsächlich." grinste Draco."Du bist abgehauen. Hätte nie gedacht, dass du dazu tatsächlich den Mut hast, Potter."
"Sie haben es schon entdeckt?" rief Harry panisch und stellte verärgert fest, dass sein Gegenüber anfing zu lachen. "Was ist so komisch?" fauchte er.
"Entdeckt?" sagte Draco zwischen zwei Lachern. "Scheiße, Potter, deine sauberen Gryffindorfreunde wollten mich umbringen."
Harry hob eine Augenbraue. Nicht, dass sie dazu kein Motiv gehabt hätten, dachte er angesäuert, fragte dann aber leicht verwirrt: "Wieso wollen sie dich umbringen, wenn ich abhaue?"
"Glaub mir, Potter, diesen Zusammenhang willst du gar nicht hören."
"Spuck's schon aus, Malfoy."
Überhebliches Lachen.
"Vertrau mir, das willst du wirklich nicht hören."
Blöder, gelackter Affe! dachte Harry. Es war echt immer dasselbe. Es war immer diese provokante Art von Oben herab, die die Wut immer auf's neue in ihm aufsteigen ließ. Ehe er sich's versah, stürzte er nach vorne und packte Malfoy am Kragen seines Umhangs, selber überrascht über seine heftige Reaktion. Die Nerven, die Nerven, meldete sich kurz der vernünftige Teil seines Hirns, der aber sogleich wieder ausgeblendet wurde, als er Draco ziemlich unsanft gegen die gegenüberliegende Buswand nagelte.
"Spuck's! Aus!" zischte er, seine Nase dicht vor der Malfoys.
"Mann, Potter." ächzte Draco, dem ganz offensichtlich der Nacken wehtat. "Seit wann so dramatisch?" Trotz seiner trockenen Antwort bemerkte Harry die Unsicherheit in den sturmgrauen Augen, was ihn auf seltsame Art zufrieden stellte. Draco schien ein wenig mit sich zu ringen, dann gab er auf. "Okay, okay, also, wenn du's genau wissen willst, habe ich dich angeblich gegen deinen Willen in der Besenkammer vernascht. Würdest du dich jetzt bitte von mir runterbegeben?"
Oh, verdammt! Harry war sich sicher, so knallrot wie jetzt war er in seinem ganzen Leben noch nicht angelaufen.
"Äh..."
"Glaub mir, das ganze ist mir mindestens so peinlich wie dir." grinste Draco fröhlich und sah überhaupt nicht danach aus. Mistkerl.
Und wie aus dem Nichts schlossen sich sanft zwei Hände um seinen Nacken, zogen ihn herunter. Dichter, und immer dichter zu Draco Malfoy...
Mooooment mal!
Ganz sicher würde Harry in den nächsten paar Sekunden einen Herzkasper kriegen. Wieso schlug das verdammte Ding auf ein Mal so schnell? Wieso rauschte es in seinen Ohren? Wieso verschwamm alles um ihn herum, warum konnte er nur noch Dracos Gesicht sehen, das immer näher kam?
Schweres, ganz schweres Schlucken.
Diese Hände, kühl und fordernd, mit sanften Finger in seinem Nacken.
Gänsehaut rinnt seinen Rücken hinab.
Warmer Atem kitzelt seine Wangen, wandert hin zu seinem Ohr. Diese Stimme... sie jagt ihm Schauer über seine Schultern.
"War es denn wenigstens schön für dich, mein Schatz?"
"Verdammter Bastard!", keuchte Harry, stieß den Körper des Jungen von sich und ruchtschte soweit von ihm weg wie nur möglich.
"Ruhe, verdammt." kam es dumpf von weiter hinten aus dem Bus und Harry sah sich schuldbewußt um.
Und erst jetzt merkte er, das der junge Slytherin ihn verarscht hatte und sich am anderen Bettende vor Lachen kugelte.
"Ehrlich, Alter, du solltest dein Gesicht sehen." prustete er, wischte sich ein paar Lachtränen weg und wurde plötzlich wieder ernst. "Nun Potter, falls du's genau wissen willst, scheinst du im Schlaf gewisse Dinge auszuplaudern und dein ulkiger Wieselfreund scheint daraus einige pikante, wenn auch ziemlich an den Haaren herbeigerissene Schlüsse gezogen zu haben."
Harry blickte verständnislos auf sein Gegenüber und Draco rollte die Augen.
"Okay, gehen wir es von der psychologischen Seite an. Du schüttest mir vor ein paar Wochen in der Besenkammer das Herz aus. Das schockt dich so sehr, dass du die ganze Sache verdrängst, aber das ganze tritt Nachts zu Tage, und während du schläfst plauderst du alles aus, phantasierst noch ein paar Details hinzu. Dein Wieselfreund hört sich dein zusammenhangloses Gestammel Nacht für Nacht mit wachsender Besorgnis an, seine eigene schmutzige Phantasie, die ich mir gar nicht näher vorstellen möchte, beginnt zu arbeiten, strickt noch ein paar weitere schlüpfrige Einzelheiten hinzu, und als du schließlich abhaust, sieht er das ganze als Beweis für seine These, dass ich, der böse Sittenstrolch, mich infamerweise am Goldjungen von Gryffindor in mehrfachen Akten vergangen haben soll. Du hast es einfach nicht mehr ausgehalten. Wolltest einfach nur weg von Hogwarts, von mir, deinem Peiniger. Beweise hin oder her, sie wollten mich anscheinend aufknüpfen. Solcherlei mittelalterliches Mobverhalten bringe ich sonst immer nur mit Hexenverbrennungen des vierzehnten Jahrhunderts in Verbindung, aber um solcherlei soziale Verhaltensweisen zu interpretieren, bin ich, so ungern ich es auch zugebe, leider nicht qualifiziert. Das hat man davon, wenn man ein Mal in seinem Leben nett ist."
Während Draco geredet hatte, war der Junge selbst immer mehr außer Atem geraten; Harry wußte nicht, ob es daran lag, aber eine leichte Röte hatte sich über das sonst so blasse Gesicht gezogen. Man konnte sehen, wie unangenehm es ihm sein mußte. Aber das war es nicht, was seine Aufmerksamkeit erregte.
"Was... was ist das?" hörte Harry sich fragen und rutschte wieder näher zu Draco. Fast ohne dass er es merkte, streckte er die Hand aus und fühlte, wie seine Fingerkuppen sacht, beinahe nur wie eine Ahnung, über die rote, aufgeschrammte Stelle auf Dracos linker Wange strichen.
Harry war sich fast sicher, dass sie neulich noch nicht dagewesen war. Als hätte jemand versucht, Draco etwas ins Gesicht zu stempeln. Er spürte, wie der Junge kurz zusammenzuckte.
"Waren das..."
"Nein, Potter, das waren nicht die Gryffindorks, sei beruhigt." zischte Draco patzig.
"Und wer..."
"Das geht dich zwar nichts an, aber da ich weiß, dass du keine Ruhe geben, und mich vielleicht so lange würgen wirst, bis ich mit der Wahrheit rausrücke, das war mein Vater. Oder besser eine seiner fossilen Erziehungsmethoden." brummelte er vor sich hin und verdeckte die rote Stelle mit seiner Hand. "Und jetzt guck nicht so betroffen. Wenn ich etwas hasse, dann sind es mitleidige Idioten."
Stille. Harry erhob sich, stakste über den schwankenden Boden zu seinem Bett zurück und ließ sich darauf fallen.
"Und nun?", fragte er.
"Wie, und nun." fragte Draco zurück und lächelte. "Wir fahren nach London."
"Äh-also-wie"
"Nach Muggellondon, ich nehme zumindest an, dass du da hin willst. Und ich werde dich begleiten."
Harry hoffte inständig, dass er nicht so blöd glotzte, wie er es befürchtete.
"Du wirst mich-"
" - begleiten, ja, Potter." Dracos Grinsen wuchs in die Breite. "Wir hätten natürlich die Option, uns gegenseitig zu verpfeifen, womit aber keinem von uns gedient wäre, meinst du nicht?"
"Äh..." Harry dachte nach. "Soll das heißen, du bist mir gar nicht hinterher gewesen, sondern nur zufällig hier? Du bist selbst aus Hogwarts abgehauen??"
"Du kriegst 'nen Keks, Streber." knurrte Draco, der langsam ungeduldig wurde.
"Aber wieso sollte ich wollen, dass du mich begleitest?" fragte Harry. Sollte der Blödmann doch sehen, wo er blieb, er war immerhin nicht für ihn verantwortlich.
"Pass auf, Potty." begann Draco langsam, als würde er mit einem zweijährigen Kind sprechen. "Du kannst wählen. Entweder, du nimmst mich mit, und deine Flucht bleibt unentdeckt, oder aber du ziehst alleine los, wohin auch immer, und in weniger als einer halben Stunde, wissen Dumbledore und seine Kegelbrüder, wo du dich befindest, darauf kannst du wetten." Er lächelte zuckersüß.
Harry konnte es nicht fassen. Da saß ein zerrupfter Draco Malfoy vor ihm auf einem Messingbett im Knight Bus, offensichtlich ebenfalls ausgerissen, aus welchen Gründen auch immer, erzählte ihm wirres Zeug von Vergewaltigungen in Besenschränken und amoklaufenden Gryffindors, und hatte auch noch dir Nerven, seelenruhig zu grinsen, während er ihn erpresste. Er konnte nicht anders und Harry lachte auf.
"Wie bitte?" Er ließ sich rückwärts in die Laken fallen, setzte sich wieder auf und starrte entgeistert. "Malfoy..." er lachte wieder. "Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, du wärst ganz versessen darauf, mich zu begleiten."
"Sei nicht albern." sagte Draco gelassen. "Lieber würde ich Maulende Myrte ehelichen, als länger als nötig mit dir rumzuhängen."
"Und wieso dann?"
"Ich brauche dich."
Dieser Kerl machte ihn wahnsinnig. Konnte er sich nicht mal so ausdrücken, dass ein normaler Mensch verstehen konnte, worauf er hinauswollte?
"Jetzt guck mich nicht so an, Potter. " Draco schüttelte den Kopf. "Als hätt' ich mit dir Schluß gemacht.Ts."
Harry konnte nur starren und wußte nicht, ob er lachen, oder Malfoy den Kopf abreißen sollte.
"Aber ich will es dir erklären."
Na endlich.
"Also, "sagte Draco seelenruhig und betrachtete seine Fingernägel. "Es wird dich vielleicht schockieren, aber ich habe in den letzten Wochen eine gewisse Neigung Muggel betreffend entwickelt. Was ist denn bitte so komisch??"
"Nichts." japste Harry. "Gar nichts. Red - pfrrt - red ruhig weiter."
Draco verdrehte ein weiteres Mal die Augen, bevor er fortfuhr. "Du bist bei Muggeln aufgewachsen. Du weißt wie sie leben. Ich will, dass du es mir zeigst."
Stille. Harry kam in dieser Nacht aus dem Glotzen wirklich nicht heraus. Alle drehen durch, dachte er amüsiert.
"Warum?" quetschte er ungläubig hervor. Das war absolut absurd. Ein Malfoy, der Supertodesser, der mehr über Muggel wissen wollte.
"Ich hab meine Gründe." grinste Draco. "Und du, mein lieber Potter, wirst mich mitnehmen. Du hast gar keine
