HP nich meins. u,u Verdammt! Warum nich mir? Warum zum Teil Hollywood? Welt sein unfair. *ausdrucksweiseverlorenhat*

@lost_dope: harr, ja, die szene mit dem ausziehschlafsofa... jetzt wo du's sagst, ist mir erst hinterher aufgefallen. ^^;;;

@ainaredien: ja, sie werden betrunken. Um genau zu sein werden sie hackenkackenbreit, aber ich versteh nicht ganz, was die welt an zwei besoffenen Teenagern findet ^,~ Da waren noch zehn andere, die unbedingt wollten, dass Harry Draco unter den Tisch säuft, oder umgekehrt. *kicherz*

@Frozen: Also, das war maln LANGES review. Ich hatte dir ne Mail geschrieben, aber ich weiß nicht, ob sie angekommen ist. Wenn nicht, äh... sag mir doch bitte, wie man dieses authorisationsdingens freischaltet. Ich bin hier ein hoffnungsloser newby und kenn mich null aus. ^^;;;;;

Also, n DICKES DANKE an euch alle, es spornt saumäßig an, wenn man rückmeldung kriegt. ^^ Und jetzt lest schön brav. ^~

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13: kaperfahrt

*...don't waste your time on me you're already the voice inside my head...*

Früher waren in Twinky-Riegeln immer ein Aufkleber drin gewesen. Aber früher war ja alles besser gewesen.

Er zerknüllte die Verpackung zu einem kleinen Bällchen und schnippte es missmutig ins Gepäcknetz gegenüber. Dann verspeiste er den Riegel (der schmeckte auch irgendwie anders als früher, wahrscheinlich taten sie jetzt weniger Nüsse rein), und sah aus dem Fenster hinaus in das grüngraue Einerlei, das in verwischten Schlieren vorbeieilte.

Was für eine Schnapsidee, sich in den nächstbesten Zug zu setzen, der irgendwie ans Meer fuhr. Was für eine Schnapsidee, das zu tun, ohne zu wissen, wo man landen würde.

Eine Schnapsidee im wahrsten Sinne des Wortes. Harry tat immernoch der Kopf weh.

Draco war ein Idiot. Warum hatte er ihn nicht davon abgehalten erst einen Kasten Starkbier und hinterher noch einen Viertelliter des schlimmsten Whiskeys, der jemals durch die Destille gerauscht war, zu trinken?

Vermutlich war er selber zu sehr mit Trinken beschäftigt gewesen.

Mißmutig kaute er auf seinem Riegel herum und versuchte gleichzeitig, das verbiesterte Ziepen hinter seinen Schläfen zu ignorieren. Es klappte nicht wirklich.

Komisch. Letzte Woche noch war die Welt wenn nicht normal, so doch wenigstens vorrausschaubar gewesen. Ein geregelter Tagesablauf, mittelalterliche Lehrer, drei Mahlzeiten plus Tee, und selbst die Todesser waren irgendwie berechenbar gewesen. Zumindest hatte man sich darauf verlassen können, dass sie grausam und schlecht waren im Gegensatz zu... naja, zu der anderen Seite eben. Dumbledore und der Orden und alles.

Geregelte Verhältnisse. Absolut berechenbar und daher eine (relativ) sichere Welt.

Nicht berechenbar war das Jetzt. Das Jetzt, das sich in einem siffigen Abteil eines siffigen Zuges der British Rail abspielte. Mit Gummiboden, durchgescheuerten Sitzen und allem Drum und Dran.

Unberechenbar. Wer würde sie schon hier vermuten? Ihn und Draco zusammen im selben Abteil, beide noch am Leben und völlig gesund?

Auf dem Weg nach... Harry hatte schon wieder den Namen vergessen. Irgendwas mit -shire oder -ford am Ende. Irgendwo in Norfolk vielleicht. Aber wen interessierte das schon?

Harry wandte seinen Blick von der schlierigen Landschaft weg und hin zu seinem Gegenüber. Draco hatte sich gegen Fahrtrichtung am Fensterplatz zusammen gerollt und war schon vor geraumer Zeit eingeschlafen. Sein Kopf schaukelte im Rütteln des Zuges leicht hin und her und er sah fertig aus. Blass und übermüdet. Als hätte ihm die lange Nacht nicht gut getan. Oder der Alkohol. Oder irgendetwas anderes. Seine Haut war noch weißer als sonst und hatte einen ungesunden, fast fiebrigen Glanz. Das rote Mal in seinem Gesicht setzte sich scharf dagegen ab und sah aus, als würde es wehtun. Wie er so dalag wirkte er seltsam zerbrechlich. Harry wußte es besser, aber man konnte kaum glauben, dass das Draco Malfoy, der größte Kotzbrocken in dieser Hemisphäre sein sollte...

...nein, kein Kotzbrocken.

Harry gab es nur widerstrebend zu... aber wenn ihn jetzt jemand fragen würde, was er von dem blonden Jungen hielt, wüßte er nicht recht, was er sagen sollte. Sicher war zumindest, dass... dass Draco eben kein Kotzbrocken war.

Was war nur geschehen, fragte Harry sich, und fuhr sich nervös durch sein wie immer zerstrubbeltes Haar.

Jene erste Begegnung am See oder die Gespräche in der Bücherei... das alles schien ewig her zu sein, weit weg. Eine andere Welt, eine andere Zeit, in der der Sommer noch etwas anderes gewesen war und Platz gehabt hatte für eine alte, verbiesterte, mit sturer Beharrlichkeit gepflegte Fehde zwischen zwei Jungen aus zwei Häusern, aus zwei politischen Systemen.

Und jetzt?

Hinter den Häusern, den Systemen und dem Hass... hatte sich ganz überraschend jemand neues angefunden. Ein Draco mit dem man lachen und sich amüsieren und saufen konnte. Und vor allem... Harry hatte der Gefühl, dass Draco *verstand*, ohne dass er ihm viel erzählen mußte. Er verstand, warum er sich zurückgezogen hatte, warum er plötzlich alles scheiße fand, verstand die Verzweiflung, Trauer und die Zweifel, die in ihm vor sich hin schwelten.

Überraschend, was sich in manchen Leuten verbarg. Manchmal fand man ganz ähnliche Dinge, ähnliche Zweifel, ähnliche Gedanken. Eine neue Welt.

Unberechenbar.

Aber wie sollte man mit diesem neuen Maß an Nähe fertig werden?

Und dann... heute morgen...

Harry war aufgewacht in einem Zimmer, in das eine honiggoldene Sonne hineinschien und in dem allen noch unwirklich und verschwommen war.

Noch hatte er keine Kopfschmerzen, die würden erst einsetzen, wenn er vollends wach war. In diesem Zustand, in dem man noch nicht wirklich wach ist, aber auch nicht mehr schläft, ist alles ein wenig anders und ein Kater hat noch keinen Platz.

Und wenn man sich dann umdreht und die Müdigkeit wie eine sanfte Decke über dem Geist liegt, fühlt es sich auch nicht seltsam an, wie dicht man wirklich an dem Körper eines anderen Menschen liegt.

Man denkt nicht nach und rückt unwillkürlich noch ein Stückchen näher, bis sich die Nasenspitzen berühren. Langsam, verschlafen hebt man die Hand und berührt sanft das Gesicht des anderen, fühlt die weiße, warme Haut unter den Fingerkuppen. Man lächelt. Es fühlt sich schön an und man streicht weiter, spielt ein wenig mit einer blassblonden Haarsträhne. Fühlt zwei Hände auf seinen Hüften, die einen sanft festhalten...

...man ist noch müde und angenehm erschöpft. Alles ist anders, daher macht es nichts, wenn sich irgendwann zwei graue Augen öffnen, in denen noch die Träume der letzten Nacht schimmern. Sie sehen einen an, halb geöffnet, mandelförmige Schlitze, voller Vertrauen. Lächeln.

Sonnenstrahlen, Staub, der darin herumschwebt.

Die Zeit steht still.

Die Augen schließen sich wieder, sinken in den Schlaf zurück und erinnern sich nicht mehr.

Harry schlug das Herz bis zum Hals.

Irgendwann war er aufgestanden, bevor Draco wach geworden war, und hatte eiskalt geduscht.

Verdammt. Ein Glück hatte er, als er aufgewacht war, noch seine Klamotten angehabt. Wer wußte schon, was geschah, wenn sich zwei Jungen bis Unterkante Oberlippe betranken und dann nebeneinander einschliefen...

Irgendwann war Draco dann auch aufgewacht, stellte aber, zu Harrys Erleichterung, keine blöden Fragen. Stattdessen war er nur hektisch herumgerannt, hatte Sachen zusammen gesucht und zum Aufbruch gedrängt.

Kaum mehr etwas zu spüren von dem verschlafenen Zauber des seltsamen Morgens. Nur das irgendwie fade Gefühl der Enttäuschung, Harry hatte nicht gewußt, wieso...

"Besser, wir verlassen die Stadt, bevor die Todesser unseren Aufenthaltsort rausgefunden haben."

Harry hatte nichts erwidert. Sie wußten zwar beide, dass Voldemorts Schergen mit hoher Wahrscheinlichkeit längst wußten, wo sie waren (auch wenn verwunderlich war, dass sie dann nicht schon längst hier aufgetaucht waren). Aber sie beide wußten auch: Wenn dein Feind weiß, wo du bist, sei woanders.

Woanders war jetzt irgendwo auf der Bahnstrecke zwischen London und Wie-immer-es-auch-heißen-mochte-Ford-oder-Shire in einem siffigen Abteil, aber das hatten wir schon.

Nähe...

Harry hatte dieser Begriff immer ein wenig gegruselt, ging Nähe zu anderen Menschen immer früher oder später mit Verlust und erneuter Einsamkeit einher. Schon früh hatte er das erfahren müssen, auch wenn er sich kein bißchen daran erinnerte, wie seine Mutter gestorben war. Aber nicht das Wie war entscheidend. Einfach die Tatsache, dass sie tot war, die erste wichtige Person in seinem Leben, hatte immer weh getan, und ihn immer wieder daran gehindert, sich Menschen zu öffnen oder ihnen zu vertrauen.

Sicher, die Dursleys hatten diesem Prozess nicht sonderlich entgegen gewirkt mit ihrer heiteren, unkomplizierten Art, ihren erzieherischen Schikanen und dem Bett unter der Treppe.

Auch als Harry nach Hogwarts kam, war es ihm sehr schwer gefallen, anderen Leuten zu vertrauen. Die Freundschaft zu Ron und Hermione war eine ziemliche Ausnahme; vermutlich waren sie die einzigen Menschen auf diesem Planeten, die behaupten konnten, ihn zu kennen...

aber sicher fühlte er sich nicht, wenn sie da waren. Zumindest nicht so, wie er es als ihr Freund hätte tun sollen... Er vertraute ihnen, ja, aber.... irgendwie stand immer ein Aber damit in Verbindung, eine kleine Hintertür, die er sich offenließ, um nicht enttäuscht zu sein, sollten sie eines Tages beweisen, dass sie ihn belogen und betrogen hatten.

Aber wieso fühlte er sich in Dracos Nähe dann so... sicher??

War es, weil er ihm nicht vertrauen mußte, weil er ja eigentlich immernoch sein Feind war? (War er das?)

Aber er vertraute ihm.

Schlimm genug, sich das einzugestehen. Vielleicht war es gerade dieses Feind-Ding. Normalerweise konnte man sich auf seinen Feind verlassen, allerdings eher im negativen Sinn. Dass er gemein war, eine Bedrohung, jemand, den man nicht mochte und respektierte.

Nun, er respektierte Draco, das war niemals anders gewesen, wenn auch im negativen Sinn. Er war immer sein Gegenpart gewesen, so wie der Imperator Luke Skywalker und Coke sein Pepsi hatte, aber zwischen ihnen hatte immer dieser undefinierbare Respekt geschwebt, trotz des ganzen Hasses...

und der Hass war weg. Das war Harry schon seit einer ganzen Weile klar. Eine neue Erkenntnis, und die hatte ihn nach jenem honiggoldenen, verqueren Erwachen unter der eiskalten Dusche heimgesucht, war, dass er den Jungen mochte. Verdammt, ja, er mochte Draco Malfoy, das ließ sich nicht mehr wegleugnen.

Er wußte nicht genau, inwiefern Draco ihm da seinerseits zustimmen würde, sollte er den Wahnsinn besitzen, ihm diese Erkenntnis zu unterbreiten. "Interessant" hatte er ihn genannt und vor langer Zeit in einer staubigen Bibliothek für Muggelliteratur, Lichtjahre entfernt, einmal gesagt, dass er ihm "helfen wolle". Das hieß vermutlich, dass schonmal keine Antiphatie für ihn vorhanden war.

Er wagte nicht, auf diesem Gebiet Spekulationen anzustellen. Sobald er das tat, erinnerte er sich an Hände in seinem Nacken und einen warmen Atem an seinem Ohr, an Arme, in denen er seit langer Zeit friedlich geschlafen hatte und Umhangfalten, in die er seinen Schmerz hatte weinen dürfen. Und das verwirrte ihn.

Widersprüche überall.

Aber ihm wurde auch klar, von Draco Malfoy, der sich gegen seinen Vater aufgelehnt und den Todessern entsagt hatte, ging, auch ohne dass er diese Fakten wußte, ging keine Bedrohung mehr aus... und gemein war er auch nicht gewesen... schon ewig nicht mehr...

Plötzlich wurde ihm bewußt, dass er sich von seinem Sitz erhoben hatte, während er nachgedacht hatte. Und dass er nun vor Draco stand, leicht nach vorne gebeugt, und den schlafenden Jungen betrachtete.

Und noch während er es bemerkte, wollte er sich auch nicht wieder hinsetzen. Sondern hier stehen bleiben. Dieses rätselhafte Gesicht betrachten, in das ein paar Strähnen blonden Haares gefallen war. Die vom Schlaf entspannten Züge und den weißen Hals, auf dem schwarzen Mantelkragen. Und nachdenken.

Und sich verfluchen, denn er wußte, was geschehen war, was mit ihm geschehen war über die letzten paar Wochen. Er wußte, was es war, das ihn nachdenken, sich an der Schulter seines Feindes ausweinen, ihn Draco Malfoy durch halb Muggellondon schleppen ließ, anstatt ihn einfach zum Teufel zu jagen.

Verdammt, er wußte es!

Und dann hielt er Zug mitten auf der Strecke ziemlich abrupt an und Harry taumelte und fiel nach vorne.

"Du willst mich umbringen, gib's zu!"

"Woher soll ich wissen, dass die plötzlich anhalten? Ich weiß leider nicht, wo mitten auf der Strecke wann welches Haltesignal auf Rot springt."

Draco ächzte irgendwo auf Brusthöhe. Harrys Kopf brummte noch mehr als vorher, besonders die Stelle seiner Stirn, die mit dem Gepäcknetz kollidiert war.

"Du hast auch für alles eine Ausrede." kam es giftig von unten.

"Ja verdammt!" fluchte Harry, hielt sich die schmerzende Stirn und sank auf die Knie. Alles drehte sich, komische rotweiße Sterne tanzten vor seinen Augen und auf seiner Stirn sammelte sich aller Schmerz der Welt in einem kleinen Punkt.

Es dauerte eine Weile, bis es abebbte und er wieder klar sehen konnte. Ein Glück hatte seine Brille nichts abbekommen.

Und dann stellte er fest, dass er direkt vor Draco in die Knie gegangen war, sich seine Hand auf dem Sitzpolster dicht neben Dracos Hüfte abstützte, sich sein Gesicht wieder in einer gefährlich nahen Position zu diesen mißbillig dreinblickenden Augen befand.

"Kriegst du's hin?" fragte dieser gerade.

"Denk' schon." murmelte er und befühlte seine Stirn. Das würde eine mächtige Beule werden.

Der Blonde schien dasselbe zu denken. "Als wärst du nicht schon deformiert genug." Aber es klang wohl nur halb so spöttisch, wie es sein sollte. Viel zu... unsicher.

"Vielen Dank auch."

Er wollte wegsehen, doch es war zu spät.

Da waren sie wieder, graue Augen. Verschlafen. Träume schimmerten darin. Augen, die ihn ansahen, wie er war, nur er. Augen, die ihn verstanden. Er war völlig unfähig, sich loszureißen. Gefangen.

Der Moment dehnte sich aus. Zeit war nur noch eine puddingartige Theorie, die nicht mehr zu gebrauchen war, das Universum beschränkte sich auf das Wesentliche. Es gab nur noch Adrenalin, Herzklopfen und ein furchtbare Ziepen in der Magengegend.

Die Nähe wuchs. Bedrohlich und beruhigend zugleich.

Es war schon ein paar Mal passiert. Der Besenschrank. Der Knight Bus. Die Albtraumnacht. Immer wieder hatte er es verdrängt, bewußt oder unbewußt. Jetzt war es wieder da. Aber nie hatte es sich so intensiv angefühlt.

Dracos Anwesenheit füllte alles aus. Harry war, als könnte er in dieser unendlichen Sekunde an seinem Gegenüber alles schärfer und genauer sehen, fühlen, hören und riechen als jemals zuvor. In ihm schien sich etwas zu verbiegen, es tat fast weh, ihm so nahe zu sein.

Eingefroren in der Zeit hockte er ihm gegenüber, sein Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt.

Verdammt! Er wußte, was es war!

Vielleicht schon die ganze Zeit, aber offensichtlich war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, vor Selbstmitleid zu zerfließen und seinen Hass auf die Zivilisition zu pflegen. Es hatte schleichend angefangen, leise, still und heimlich. Er hatte es nicht bemerkt, oder es nicht bemerken wollen. Und jetzt hatte es ihn überrumpelt. Sich von hinten angeschlichen und ihn kalt erwischt. Er konnte sich nicht mehr wehren.

Verdammt! Er wußte es!

Der Zug fuhr mit einem leichten Ruck wieder an. Wieder setzte das gleichmäßige Klappern ein, das einen so wunderbar einlullen konnte.

Der Moment ging vorbei.

"...und jetzt?" Dracos Stimme klang heiser und seltsam leise in die spannende Stille hinein.

"Wie und jetzt..." flüsterte Harry tonlos.

"Steh auf oder bleib hier." kam es zurück, er sah, wie seine Lippen sich bewegten. "Aber tu nicht nichts..."

Wer wußte schon, was als nächstes geschah? Der Point of no Return war schon lange vorbei.

Unberechenbar.

"Oh!" sagte plötzlich jemand.

Er hatte es nicht bemerkt, wie auch, bei dem Durcheinander im seinem Kopf und dem Herzklopfen, dass seine Ohren verstopfte.

Die Abteiltür stand offen, darin ein kleines Mädchen von etwa 6 Jahren mit blonden Zöpfen und aufgerissenen, erstaunten Kulleraugen. Sie steckte in einem etwas zu weitem karierten Kleid, Strumpfhosen, entengelben Gummistiefeln und einem Schal derselben Farbe. Sie hielt einen abgegriffenen Stoffelefanten dicht an sich gepresst. Ihr Mund formte ein erstauntes und amüsiertes O.

"Ihr küsst euch ja." Stellte sie fest, was so nicht richtig war.

"Stimmt nicht!" entfuhr es Harry panisch, was der Wahrheit entsprach. Sie hatten sich nicht geküsst. Aber...

Oh mein Gott!!!

Er sprang auf, prallte von Draco weg, stolperte in seiner Hast über seine eigenen Latschen und kollidierte ein weiteres Mal mit dem Gepäcknetz, diesmal das andere und diesmal am Hinterkopf. Fluchend ließ er sich auf seinen Sitz fallen und hielt sich die schmerzende Stelle. Was war das bloß für ein beschissener Tag?

"Aber ihr mögt euch." sagte das kleine Mädchen und grinste zufrieden. Sie schloß die Abteiltür und setzte sich neben Harry. Offensichtlich hatte sie beschlossen, zu bleiben.

"Äh..." sagte Harry.

"Ja." unterbrach ihn Draco und sah ihn scharf an. Harry war davon so geplättet, dass er nicht wiedersprach. Aber er war sowieso in einem Zustand, in dem sein Hirn zu keiner linearen Tätigkeit fähig war.

"Das ist schön." sagte sie und baumelte mit den Beinen. Der Sitz war viel zu groß für sie. "Meine Mama hatte zwei schwule Freunde, wisst ihr..."

"Wir sind aber nicht..." fing Harry wieder an, wurde aber erneut von einem bissigen Blick zum Schweigen gebracht. Du machst es nicht besser, sagte er Harry.

"...ich hab sie gemocht." sagte die Kleine. "Ich heiße Elisa. Willst du ein Käsebrot?"

Aus ihrem kleinen gelb-blau-roten Rucksack, den anscheinend alle kleinen Kinder mit sich herumtragen, fummelte sie ein in Butterbrotpapier eingewickeltes Brot hervor und hielt es Harry hin. "Ich mag es nicht. Und es hilft gegen Kopfschmerzen."

Harry war so verwirrt, dass er das Brot ungefragt entgegen nahm, es auswickelte und abbiss.

"Eh-eh-eh-eh!" machte Elisa tadelnd. "Wie sagt man?"

"Banke." nuschelte Harry, den Mund voller Käsebrot.

"Und wie heißt du?" fuhr die Kleine unbeeindruckt an Draco gewandt fort.

"Ich bin Draco." antwortete er. "Und das ist Harry." Und er lächelte.

"Unser Kater hieß auch Harry." erklärte sie bestimmt. "Aber Draco ist ein ziemlich komischer Name, oder?"

"Das hab ich meinem Vater auch gesagt, aber der ist stur geblieben." Draco hatte sich im Schneidersitz hingesetzt und lächelte undurchschaubar.

"Dein Vater ist komisch."

"Das kannst du laut sagen."

Es war echt abgefahren.

Genau so mußten heikle Situationen unterbrochen werden. Von kleinen, unschuldigen niedlichen Mädchen mit Zöpfen und Stoffelefant, die Käsebrote verteilen und über Namen reden. Harry kaute und versuchte, nicht zu dämlich aus der Wäsche zu schauen. Er war froh, dass er eine Beschäftigung hatte. Sein Puls raste immernoch und er war sicher, eine falsche Bewegung und er würde sich vor lauter Aufregung verschlucken und an einem Stückchen Gouda ersticken.

Was zur Hölle war bloß passiert?

Und wieso schien es nur ihn aufzuregen? Wieso saß Draco jetzt seelenruhig da und hielt smalltalk mit einer Grundschülerin und sah aus, als wäre all das eben nicht passiert, was immer es auch gewesen war...

"Und was machst du hier?" fragte Draco gerade. "Fahren Kinder heutzutage alleine mit dem Zug?"

"Ich mach nur einen Spatziergang." erklärte Elisa. "Die Tante von der Fürsorge sitzt ein paar Waggons weiter hinten. Die ist so langweilig."

"Tante?"

"Nicht meine richtige. Die bringt mich nur nach Brimshire zu meiner Oma."

Natürlich. Brimshire hieß das Kaff, jetzt fiel es Harry wieder ein. Aber diese Erkenntnis ging in dem Durcheinander in seinem Kopf unter. Genau wie die Frage, seit wann Draco kinderlieb war. Denn das war er ganz offensichtlich. Bei Leuten, die nicht kinderlieb waren, fingen kleine Mädchen mit Stoffelefanten kein tiefschürfendes Gespräch über langweilige Fürsorgetanten an. Und er zog auch nicht sein angesäuertes Gesicht, dass er immer zog, wenn er etwas nicht mochte, so gut kannte Harry ihn schon. Aber wie gesagt, all das ging in seinem Hirn einfach unter zwischen etwa einer Milliarde Empindungen auf einmal. Deshalb saß er einfach nur da, kaute wie ein elender Halbidiot auf seinem Käsebrot herum und hörte weiter zu, ohne zu verstehen, worum es überhaupt ging.

"Und wo fahrt ihr hin?"

"Brimshire, glaub ich."

"Ist langweilig da." kam Elisas vernichtendes Urteil. "Aber da gibt es einen Strand, und den mag ich gern."

"Deswegen fahren wir da auch hin. Wir wollen das Meer sehen."

"Warum wollt ihr das Meer sehen? Das ist doch nichts besonderes?"

"Wir haben es noch nie gesehen. Das ist uns gestern nacht eingefallen. Also wollten wir hin, bevor wir sterben."

"Ihr sterbt bald?"

"Vielleicht." sagte Draco geheimnisvoll. Nicht unbedingt pädagogisch, fand Harry. Jedes andere kleine Mädchen hätte bei solch einer Aussage ziemlich Angst bekommen. Nicht aber Elisa, die nickte nur, als würde sie verstehen.

"Alle sterben irgendwann." sagte sie. "Dann ist es vielleicht doch nicht so blöd, ans Meer zu fahren."

"Nee, bestimmt nicht." nickte Draco.

"Warum fährt dich die Fürsorgetante nach Brimshire?"

"Ich soll bei meiner Oma wohnen." sagte Elisa völlig sachlich. "Mama ist vorletzten Monat gestorben."

"Und dein Vater?"

Elisa hob die Schultern. Harry blickte sie unverwandt an, das letzte bißchen Käsebrot im Mund. Eine Welle von Symphatie überkam ihn, teilte das Mädchen doch ein ähnliches Schicksal wie er. So ganz ohne Eltern. Er hoffte, ihre Oma wäre nicht so ein Ekel wie Tante Petunia...

"Ich bin nicht traurig." sagte sie plötzlich und lachte. "Am Anfang ein bißchen. Aber Mama meinte, jeder stirbt mal irgendwann. Irgendwie ist es dann nicht ganz so schlimm, oder?"

Die Kleine war viel zu erwachsen, fand Harry.

"Bestimmt." sagte Draco.

Dann stand Elisa auf, nickte Harry und Draco stumm zu und stolzierte davon, vermutlich um den Waggon mit dem Zugrestaurant zu finden.

"Komisches Mädchen." murmelte Harry.

"Ich fand sie eigentlich ganz aufgeweckt." Draco streckte sich lang und ausgiebig wie eine Katze nach ihrem Nickerchen. "Sie scheint ganz gut damit klar zu kommen."

"Weiß nich... niemand kommt einfach so mit sowas klar."

"Letztenendes hast du auf diesem Gebiet die meiste Erfahrung..." seufzte Draco.

"Ja, leider..."

Es war eine Weile still.

"Alles klar bei dir?" fragte Draco irgendwann.

"Weiß nich..." kam es zögernd über Harrys Lippen. "Was war das?"

"Keine Ahnung, was in deinem Hirn vorgeht." sagte Draco leise und sah irgendwie amüsiert aus. "Bist doch immer für eine Überraschung gut, oder?"

"Ha-ha."

"Und rot wirst du auch noch."

"Streu mir noch Salz in die Wunde."

Draco grinste.

Irgendwann hielt der Zug in Brimshire, ein kleiner Bahnhof , bestehend aus zwei Gleisen, zwei Bahnsteigen mit angebautem Dorf irgendwo im Nirgendwo. Endstation.

Bereits beim Aussteigen konnte man den Wind vom Meer riechen.

Außer ihnen stieg nur noch Elisa mit der Fürsorgetante aus. Im Vorbeigehen winkte die Kleine den beiden zu und rannte dann in der leicht ungeschickten Art kleiner Kinder hinter der grauen, langweiligen Frau her.

"Na komm," meinte Draco, als die beiden hinter einer Hausecke verschwanden, und schulterte den Besen. "Gehen wir zum Meer."

Harry nickte nur.

Es war nicht schwer zu finden. Man mußte nur dem Wind nach.

Ein paar Straßen das verschlafene Dorf, ein paar Feldwege und einige vermoderten Wegweisern für Hardcore-Touristen später hatten sie den Deich erreicht. Schweigend kletterten sie hinauf.

Oben ließ der Wind ihre Mäntel flattern. Es roch nach Meer, Salz und Schlick. Vor ihren Füßen fiel sanft der Deich ab, mündete in zögerliche Dünen und Strandhafer, der im Wind knisterte. Sand, Steine und dann die graublaue zittrige Oberfläche der See. Es war wohl gerade Flut.

Halbherzig brachen sich ein paar Wellen am Strand. Irgendwo kreischte eine Möwe.

Sie liefen hinab und gingen eine Weile schweigend am Wasser entlang.

Nichts war zu hören bis auf das monotone Rauschen der Wellen, den Wind, der im Strandhafer raschelte, ihre Füße im Sand.

Schließlich hockten sie irgendwo in den Dünen im Windschatten und blickten hinaus, zu den großen Schiffen am Horizont, zu dem Fischkutter, der grade vorbeifuhr. Zu den komischen roten Bällen, die draußen auf und nieder hüpften.

Vielleicht, so dachte Harry sich, war es nötig hierher zu kommen, wenn er auch nicht genau wußte, warum. Aber er hatte das Gefühl, als hätte er etwas wichtiges kapiert.

"Etwas unspektakulär.", meinte Draco neben ihm.

"Ja..." gab Harry zu.

"Naja, zumindest haben wir es jetzt gesehen."

"Ja..." murmelte Harry. Und fügte nach einer Weile hinzu: "Eigentlich schön."

"Ja..." sagte Draco.

Sie saßen eine ganze Weile da. Fröstelten im kalten Wind. Blickten hinaus und schwiegen. Vielleicht war es nötig, dass sie jetzt erstmal schweigen mußten. Was gab es schon zu sagen? Es war etwas passiert, ja, aber das machte nichts. Es fühlte sich seltsam an, es war vielleicht erschreckend, aber es machte nichts, solange man sich nur daran gewöhnte.

Irgendwann spürte Harry Dracos Kopf an seiner Schulter. Blond verwehte Haare. Irgendwie vertraut. Der Junge lehnte sich an ihn.

Es fühlte sich nicht mal schlecht an.

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Also, ich weiß nicht, ob und wo es das Kaff namens Brimshire in Norfolk gibt. Ich weiß nicht mal, ob die da nen Strand haben. Ich weiß nur, dass man sich in Geschichten manchmal die Realität so hinbiegen kann, dass es in den Plot passt. Und solange man es nicht zu plump macht und nur mit dem Setting, nicht mit den Charakteren (hahaha), finde ich sollte sich niemand auf den Schlips getreten fühlen, und mir bitte um Himmels Willen nicht die Hölle heiß machen. Und wem das hier zu slashig war, der soll von mir aus keine Schlipse mehr tragen. @lost_dope & waiwaikirito: nur keine panik. ^^ Hoffe, ich mach bald weiter. Aber vermutlich schon. Ich komm grad auf Ideen. *SEHRböseslachen* Ach ja, die Songzeile oben ist von Blink 182 - i miss you. Das sei hier nur ordnungsgemäß festgehalten. Ist ein schöner Song. Leider auch nicht von mir. PS: ich weiß, dass das Kapitel doof ist. Aber ein Blutbad kommt nun mal immer erst am Schluß. Genau wie das dicke Ende. Und Heulen und Zähneklappern. (Es ist zu spät und ich schreib nur noch Stuß.) Also denn. Liebe Grüße an alle die mich kennen. bis dann, se duhd. ^^