(*****Und wieder warne ich euch. Slash-Hasser, verweilt nicht, sondern ziehet weiter, denn dies ist ein böser Ort. Die Ursuppe sozusagen. Wer nicht bleiben will, kann gehen. Es wird zu, wie ThraKrom schon sagte, unschwulen Momenten kommen. Wenn ihr mir also sagen wollt, wie unten durch das doch ist, erwartet keinerlei adäquate Antwort darauf, denn wenn ihr es lest, seid ihr selber Schuld, ätsch ^^. HP gehört JKR mit sämtlichen Urheberrechten. Nicht mir. Ich verdiene hiermit kein Geld sondern verschwende nur kostbare Zeit. Punkt. *****)
17: brave new world
Der Traum von eben...
... Harry war aufgewacht und fühlte sich so unsicher wie niemals zuvor. Alles schien in Frage zu stehen, die Welt an sich und seine hohle Existenz gleich mit. Als hätte ihm jemand den Teppich unter seinen geistigen Füßen weggezogen, als hinge er für eine niemals enden wollende Schrecksekunde in der Luft, so fühlte es sich an.
Auch, als er langsam wieder ins Wachsein zurückgeschwemmt wurde, verschwand die Unsicherheit, das innere Zittern nicht ganz unter dem Trommeln des Regens auf der Dachschräge über ihm.
Er erinnerte sich nicht an seinen Traum. Er wußte nur, dass es die Todesser gewesen waren, denn von seiner Narbe ging ein leichter, nervig ziepender Schmerz aus. Vom Traum selbst allerdings waren in seinem Kopf lediglich ein paar verschwommene Bilder und Soundfetzen übrig; Harry war fast dankbar dafür. Er wollte es gar nicht wissen. Konnten die blöden Rassisten nicht endlich verschwinden und ihn in Ruhe lassen?
Zitternd erhob er sich von seinem Lager, eines von diesen Ausziehschlafsofas ( Elisas Oma hatte ziemlich Schwierigkeiten gehabt, es aufzubauen.), und stakste zum kleinen Fenster neben dem großen Bücherschrank. Seine klammen Finger auf den kühlen Stein der Fensterbank ausstreckend blickte er mit brennenden Augen in die Nacht hinaus...
Irgendwann war die Türe leise gegangen und Draco hatte im Zimmer gestanden, blass, schmal und irgendwie verstört.
Natürlich hatten sie dasselbe geträumt.
Unwillkürlich fühlte sich Harry sehr beruhigt und das Gefühl schwebender Unsicherheit verschwand.
Er war nicht allein mit seinem Wissen.
Er wußte nicht, wie diese seltsame Verbindung zwischen ihnen entstanden war, nicht wann, nicht warum. Da war nur dieses Gefühl, zu wissen. Und damit verstanden zu werden. Nichts sagen zu müssen. Nicht allein zu sein. Dieses Gefühl, dass wie eine warme goldene Schnur ihren Geist verband, das sich klammheimlich in ihr Leben geschlichen hatte, ohne dass sie es mitbekommen hatten...
...sie saßen auf dem Sofa.
Redeten leise.
Harry merkte es gar nicht, als er sich mit dem Gesicht an Dracos Schulter lehnte, bis ihm der vertraute Geruch des Jungen in der Nase kitzelte. Und es verwunderte ihn auch nicht, als er die Hand fühlte, die ihm sanft durchs Haar fuhr.
Es war seltsam. Er wußte, wer er war. Er wußte, wer das war, dem er gegenüber saß. Er wußte, wessen Schulter es war, die sich beruhigend fest und real anfühlte. Er wußte, dass er sich eigentlich nicht dagegen lehnen dürfte, aus irgendwelchen kosmischen Gründen.
Vielleicht war irgendwo in ihm ein kleiner Alarmzwerg gerade dabei, Zeter und Mordio zu schreien, aber Harry nahm ihn gar nicht wahr.
Es war Nacht. Nachts ist immer alles ein wenig anders.
Und ganz davon abgesehen war die ganze Welt anders geworden. Die alte existierte nicht mehr. Nur noch als überholtes Fossil in seiner Erinnerung.
Eine Weile saßen sie einfach nur da und sie Zeit verstrich.
Harry saß nur da, lauschte dem Atem neben seinem Körper und der Ruhe, die sich langsam in ihm ausbreitete.
"Da gibt es 'ne Sache, die ich nicht verstehe." murmelte Draco nach einer Weile.
"Welche?" Harrys Stimme erschien ihm selbst ein wenig zu kratzig. Ungelenk. Als hätte er vergessen, wie man sie benutzte.
"Nun... in diesem Film, die Schlußszene..."
Er mußte ein wenig Grinsen. Er vergaß immer wieder, wie wenig sein Freund hier von Muggeln wußte; und, nun, selbst die meisten Muggel verstanden Monthy Phyton nicht, oder fanden sie nicht lustig. Das Draco da fragen stellte, war eigentlich nicht weiter verwunderlich. Nur hatte Harry einen Moment, nur einen kleinen Moment geglaubt, dass der Blonde etwas ganz anderes hatte wissen wollen, und infolge dessen schlug sein Herz nun ein paar Takte schneller als eben.
"Ich versteh sie auch nicht."murmelte Harry in Dracos Schulter hinein.
"Wie, du verstehst sie nicht?" sagte Draco. "Das ist ein Muggelfilm. Ich dachte, du verstehst das.
Wie sollte er das verstehen? Momentan verstand er gar nichts. Nicht mal sich selbst, nicht, warum er hier saß und plötzlich diese Traurigkeit in sich fühlte, gepaart mit einem schrecklichen Gefühl der Leere. Einsamkeit. Wie sollte er da in der Lage sein, Draco zu erklären, warum das Ende...
"Naja... ausgerechnet dieser Film ergibt am Ende nicht wirklich einen Sinn." Harry setzte sich langsam wieder auf. "Manchmal versteht man eben nicht, was in den Köpfen anderer Leute vor sich geht."
...
Nein, manchmal wußte man es wirklich nicht.
Und er wußte auch, dass weder er noch Draco wirklich irgendetwas voneinander wußten. Alles, was jetzt noch da war, war dieses Gefühl der Verbundenheit, dass sie zueinander hinzog, unaufhaltsam.
Irgendwann, vor langer, langer Zeit war am See von Hogwarts der erste kleine Stein gefallen und hatte etwas in Gang gebracht. Immer mehr kleine Steine waren gefallen, waren viele geworden, bis man sie nicht mehr ignorieren konnte. Und der Zeitpunkt sie aufzuhalten war auch schon lange vorbei. Die Nähe war gewachsen.
"Was geschieht hier?"
Es war irritierend und aufregend zugleich. Harry beobachtete beinahe interessiert, wie sie immer näher aufeinander zukamen, während sie sprachen. Er ahnte, worauf es hinauslief; was ihn daran irritierte, war die fehlende Angst, die er erwartet hatte. Nicht mal Zweifel oder Skrupel, nichts. Nur Herzklopfen, das in seinen Ohren rauschte und das Kribbeln in jeder einzelnen Pore seiner Haut. Und das war aufregend.
"Was, wenn wir hier lebend rauskommen?"
"Zu spät..."
In manchen Momenten im Leben schaltet das aktive Zentrum im Hirn auf Autopilot und sortiert ein paar Erinnerungen, während der Körper etwas anderes macht. Gerade sortierte es die Küsse in Harrys Teenagerkarriere. Das dauerte zwar nicht allzu lange, aber ein paar waren doch zu nennen. Immerhin war er ein Junge auf der Höhe seines hormonellen Schubes, und ein gut aussehender noch dazu.
Da war zuerst Cho Chang und diese melancholisch-peinliche Sache mit Harrys erstem Kuss, der salzig nach Tränen und gleichzeitig nach roten Fruchtgummis geschmeckt hatte.
Und dann diese Sache mit dem Flaschendrehen und Lavender Brown. Das war zwar nur ein Spiel gewesen, aber trotzdem ein nicht von der Hand zu weisender Kuss. Mit Zunge und allem drum und dran und um ihn herum hatten sie geklatscht und gejohlt und gepfiffen. Hermione hatte ihm hinterher eine Kopfnuss verpasst, Ron einen Schulterklopfer männlicher Bruderschaft, und Lavender Brown hatte eine Trophäe für's ganze Leben, auch wenn sie gemeint hatte, dass sie schon besser geküsst worden sei.
Der dritte Kuss war ein Unfall gewesen.
Irgendwann Mitte letzten Jahres, mitten in der Umbridge-Situation, hatte Harry einen stockbesoffenen Ron aus Hogsmaede heim geschleift. Es war 'ne illegale Sauftour gewesen, Harry hatte nur zugesehen aber nicht mitgetrunken. Als sie dann irgendwann mitten in der Nacht im leeren Gryffindor-Gemeinschaftsraum standen, hatte Ron ihn in der Finsternis durch irgendeinen Kurzschluß im Kleinhirn, vermischt mit einem halben Liter Southern Comfort, für jemand anderen gehalten. Alles, was er noch von sich gegeben hatte, war ein gelalltes: "Hermione..." ein seeliges Grinsen, und der dritte Kuss in Harry Potters Leben war zugleich sein erstes homoerotisches Erlebnis, wenn auch aus Versehen.
Ron wußte nichts davon, und das war auch gut so. Harry erzählte es ihm nicht. Und Hermione auch nicht, die hatte die ganze Szene nämlich beobachtet, und sich über Harrys entsetztes Gesicht kaputt gelacht, als sie ihm das am nächsten Morgen gesteckt hatte. Niemand außer ihnen beiden wußte es und würde es jemals wissen. Jedenfalls hatte ab da diese ganze Ron-Hermione-Geschichte ernsthaftere Züge angenommen...
Drei Küsse also. Alle drei nicht unbedingt das, was Harry erwartet hatte, bis auf den ersten vielleicht.
Aber das hier...
Das hier war gut.
Er hatte sowas noch nie erlebt und es dennoch vermisst.
Auch wenn er sich niemals vorgestellt hatte, ausgerechnet Draco zu küssen, ihn küssen zu wollen, nichts mehr dagegen tun können zu können.
Alles in ihm hatte sich selbstständig gemacht, sich dem Kribbeln ergeben.
Sanfte Haut auf seinen Lippen, warm und ein wenig feucht. Und dann mehr, Pfefferminz und JellyBellys...
Er fühlte zwei Hände auf seinen Schultern, die ihn näher heranzogen an den warmen Körper vor ihm. Er öffnete die Augen einen Spalt, nahm verschwommen ein Stück grau glänzenden Blickes wahr und ergab sich der Nähe...
... und dann...
Sie lösten sich voneinander, die Blicke immernoch ineinander verschlungen. Schweres Atmen. Finger, die sich fest in seine Schultern und den Stoff dazwischen hineinbohrten.
Ein wenig entgeistert blickte Draco ihn an, sturmgrau, zerzaust, erstaunt, durch den Wind, alles zugleich. Harry hätte es fast süß gefunden, hätte ihn in diesem Moment nicht die Erkenntnis mit der Wucht eines Vorschlaghammers getroffen.
Er hat mich geküsst! Ach du heilige...
"Du hast mich geküsst!" brachte er hervor.
"*Du* hast *mich* geküsst!" entfuhr es Draco.
"Ich äh..." Mehr brachte Harry nicht zustande, aber angesichts dessen, was gerade in seinem Hirn vor sich ging, war das geradezu Nobelpreisverdächtig.
"Ich weiß nicht... ich dachte ich dachte... " Er holte tief Luft, und entließ sie mit einem resignierenden Seufzer. "...Ich dachte eigentlich gar nicht..."
Draco ließ seine Schultern los und ließ seinen Oberkörper langsam nach vorne fallen. Seine Stirn sank gegen sein halb entblößtes Schlüsselbein. Harry fühlte seidig weiches Haar auf seiner kalten Haut und das sanfte Gewicht des Jungen, der sich gegen ihn lehnte. Und plötzlich fühlte sich gar nichts mehr selbstverständlich an, sondern nur noch nervös und peinlich und er wußte plötzlich nicht mehr, wohin mit seinen Fingern.
"Ich meine... ich dachte nicht... bevor ich hab denken können... hab ich schon..." brabbelte er vor sich hin. Das war jetzt wirklich dämlich, das war ihm klar. Das ganze war absolut groteskt. Wie in einem dieser furchtbaren Comics für Mädchen, auf die Ginny so abfuhr. Harry hatte einmal reingeschaut und es drei Minuten später mit Befremden wieder weggelegt . Es war erstens viel zu kitschig, zweitens kamen nur Männer drin vor...
Und dann fiel ihm etwas auf.
Die schmalen Schultern des Jungen hüpften auf und ab und zitterten. Unterdrückte Laute die ein kleiner Hund unter einem zu großen Kissen. Harry spürte die krampfartige Spannung im Körper des anderen.
"Weinst du etwa??" fragte er entsetzt, packte Draco bei den Schultern und zog ihn hoch. Tatsächlich liefen Tränen das blasse Gesicht hinab, sie kullerten nur so.
"Du Arsch..." hörte er Draco sagen. "Oh, du elender Arsch..."
"Was??" - und dann merkte Harry plötzlich, dass Draco keinesfalls weinte. Trotz der Tränen. Im Gegenteil. Er schüttelte sich vor Lachen.
"Das..." stieß Draco zwischen verzweifelten Lachern hervor, "...das war... das war mein... mein erster Kuss!!!... du dämlicher Arsch!"
Und während er das sagte, verschwand das Lachen auf seinem Gesicht und er wurde still.
Da waren nur noch Tränen.
Grau war es wieder. Haferbreifarbener Himmel. Auflandiger Wind. Gegen Mittag hatte es aufgehört zu nieseln.
Jetzt quietschte die Kette der Schaukel in doppeltem Wechsel in Harrys Ohr. Kri-kriiiiek! Kri-kriiiiek! Kri-kriiiik!
Elisa rannte im Sand herum mit ihren neuen Freunden. Zwei kleine Mädchen, auch ungefähr sechs oder sieben, mit Zöpfen, die eine hatte eine Jacke mit einer riesigen Mickey Maus hinten drauf. Gerade eroberten sie das Klettergerüst und sangen irgendetwas, das nach "The noble Duke of York" klang. Aber sie waren ein ganzes Stück weit weg und der Wind verwischte ihre Stimmen ein wenig, daher war sich Harry nicht sicher. Ein paar andere Kinder saßen auf der Schaukel, die in der Nähe der Bank stand, auf der Harry und Draco saßen. Daher das Gekriike
Der Spielplatz lag etwas verborgen, eingeschmiegt in die hohen Buckel der Dünen und war im Sommer bestimmt ein toller Ort. Jetzt war er kalt und ziemlich unwirtlich, so war das eben im Herbst.
Die Kinder schien das nicht zu stören. Aber Kinder stört anscheinend nie etwas, dachte Harry sehnsüchtig und grimmig. Die Glücklichen, die ein Leben hatten, in dem nichts unvorhergesehen Kompliziertes passierte.
Draco hockte neben ihm.
Er hatte den ganzen Tag noch kein einziges Wort gesagt und vergrub sich auch jetzt in Stille.
Obwohl... er *hatte* etwas gesagt, heute mittag, als Oma Amber sie vor die Tür gesetzt hatte.
"Geht spatzieren." hatte sie gesagt. "Elisa nehmt ihr mit. Die braucht frische Luft. Und Draco auch. Du siehst immernoch schrecklich blaß aus."
"Aber ich bin *immer* blass!", hatte derselbe protestiert.
Das waren seine ersten Worte heute gewesen. Aber, so mutmaßte Harry, er würde wohl dafür sorgen, dass das auch die einzigen heute bleiben würden.
Das ganze regte ihn auf.
Es war doch nicht seine Schuld! Warum schmollte dieser Blödmann jetzt vor sich hin und sagte nichts? Er sah ihn ja nicht mal an!
Letzte Nacht war er dann wieder verschwunden, nachdem er sich beruhigt hatte. Wortlos.
...noch nie hatte Harry ihn weinen sehen.
Das war neu. Sonst war es immer umgekehrt der Fall gewesen. Harry, die große Heulsuse. Und gestern nacht war es zum ersten Mal umgekehrt er gewesen, der Draco getröstet hatte, warum auch immer er plötzlich in Tränen ausgebrochen war.
Irgendwie ein seltsames Gefühl; eine Mischung aus verstörend, entmutigend und desillusionierend. Aber auch beruhigend. Es hatte ihn selbst beruhigt sich stärker fühlen lassen, Draco fest zu halten und zu trösten. Ihm durch die Haare zu streichen und ihm die Tränen zu trocknen und das Zittern der Schluchzer mit seinem eigenen Körper abzufangen...
Bloß war er dann aufgesprungen wie ein Irrer und aus dem Zimmer gestürmt.
Und alles nur wegen eines Kusses...
Verdammt! Nein, bloß nicht daran denken. Ein Fehler, ein furchtbarer Fehler, jawohl. Er hatte alles nur verkompliziert. Das war es gewesen, ein verkomplizierender Fehler, ein schrecklicher, unnötiger, sanfter und sich unglaublich gut anfühlender Fehler.... Arrgh!!
Oja, die Gryffindors würden ihn umbringen, wenn sie davon erfuhren. Und vermutlich hätten sie sogar recht, in ihrer kleinen, fossilen, längst überholten Welt. Die wußten nicht, wieviel sich wirklich geändert hatte, in ihm.
Er wollte sich nicht schämen. Er wußte, dass er das sollte. Nicht nur, dass Draco ein Malfoy war, er war auch noch... nun ja, kein Mädchen.
Zwar hatte Harry nie wirklich darüber nachgedacht, er hatte nie angenommen, dass er sich mal in ein Nicht-Mädchen verlieben könnte... aber jetzt, da er den Salat sozusagen hatte, machte es ihm nicht wirklich etwas aus. Und er wollte auch nicht, dass es ihm etwas ausmachte. Warum auch?
Es mochte vielleicht befremdlich erscheinen, dass ausgerechnet er, der doch immer Probleme mit allem und der ganzen Welt hatte, nicht geschockt und verstört war, wenn er feststellte, dass er sich in jemanden verliebt hatte, der mal sein Todfeind gewesen, und dann auch noch ein Junge war. Jeden anderen hätte das vielleicht auch irritiert oder vor lauter Verzweiflung und unterdrückter Prüderie schreiend im Kreis rennen und vielleicht auch noch armwedelnd eine Klippe runterspringen lassen. Aber... vielleicht lag es auch gerade daran, dass Harry größere Probleme hatte. So unwesentliche wie eine tödliche Bedrohung, die um ihn herumschlich. Oder die Tatsache, dass der Planet den Bach runterging... Als er entdeckte, was er fühlte, war Harry nicht geschockt. Es fühlte sich im Gegenteil zu seinen restlichen Problemen gut an, beruhigend, nichts schlechtes. Er fühlte sich lebendig. Slytherin, Malfoy, Nicht-Mädchen hin oder her.
Das einzige, was er Draco vielleicht vorwerfen könnte, war diese ganze Todfeind-Sache... aber die hatte sich irgendwie revidiert, wenn er auf die lange Zeit seit dem See bis zu diesem Moment zurück sah. Verglichen mit der fossilen Welt, die vor dem See noch dumpf in seiner Erinnerung herumdümpelte... fühlte sich das Jetzt und alles, was es enthielt... richtig an. Lebendig, ja. Nichts, was einem was ausmachen sollte. Und mehr gab es dazu nicht zu sagen...
Aber Draco schien es einiges auszumachen. Zumindest liegt es nahe, sowas anzunehmen, wenn einer einen den ganzen Tag meidet, so gut es geht, Blicken ausweicht und kein einziges Wort sagt...
Harry wagte einen kleinen Seitenblick nach links zu Dracos zusammen gesunkener Gestalt. Er saß da, wirkte winzig in seinem schwarzen Muggelmantel, sein Gesicht ausdruckslos und leer, das Pokerface war zurückgekehrt. Sein grauer, undurchsichtiger Blick folgte den Mädchen, die auf dem Klettergerüst herumturnten. Und als Elisa und ihre neuen Freundinnen ihren Elefanten mit viel Ho-Ho-Ho über die Planke schickten (offensichtlich waren sie karibische Piraten auf einem schwarzen Schiff, soviel war zu hören,) stahl sich sogar ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.
Dann allerdings bemerkte er Harrys Blick und das Lächeln darauf, und er stand wortlos auf, stapfte davon und verschwand zwischen den Dünen.
Harry saß wie festgenagelt und sah ihm nach, unsicher, ob er jetzt verärgert, enttäuscht oder verblüfft sein sollte. Aber er war sowieso alles auf ein Mal.
Der Gesang auf dem Piratenschiff verstummte, Harry jedoch war so mit Starren und innerlich Fluchen beschäftigt, dass er Elisa erst bemerkte, als sie schon vor ihm stand.
"Ist Draco schon nach hause gegangen?"
"Äh..." machte Harry verwirrt und wandte sich der kleinen Gestalt vor ihm zu. Einen so bösen Blick hatte er noch nie gesehen, nicht mal von Draco. Nein, nicht mal Snape konnte einen annähernd *so* ansehen, wie Elisa ihn gerade ansah. Ein Eisberg hätte einem solchen Blick nicht lang stand gehalten, er wäre sofort entweder vor lauter Angst geschmolzen oder in tausend Stücke explodiert. Harry schluckte.
"Ich glaub, nich, ich weiß nich äh."
"Wie, du weißt es nicht?" fauchte Elisa. "Hast du dich wie ein Blödmann aufgeführt?"
"Äh..." machte Harry wieder. Er wußte nich, ob er sich tatsächlich, wie ein Blödmann aufgeführt hatte. Küssen fiel nicht wirklich in die Kategorie Blödmann, zumindest hier nicht. Schließlich war es einfach so passiert, niemand hatte irgendwen gezwungen...
"Er ist ganz offensichtlich böse auf dich." sagte Elisa spitz. "Sonst wäre er nicht einfach so weggegangen. Ich hab euch beobachtet."
"Du hast doch gespielt..." begann Harry lahm, wurde aber scharf unterbrochen.
"Du gehst sofort hinter ihm her, Harry Potter." sagte Elisa, und erinnerte Harry furchtbar an ihre Großmutter, wenn sie in den Gruselmodus geschaltet hatte. "Sofort!!"
"Jawohl, Ma'm!"
Es vergingen vielleicht zwanzig Minuten, bis er Draco fand. Er hockte gut versteckt zwischen den hohen Dünen, starrte hinaus auf das zornig grau-blaue Meer und zerpflückte Strandhafer. Das tat er anscheinend schon eine ganze Weile. Zwischen seinen Schuhen lag ein Haufen grüner zerschnipselter Halme wie ein stummer Vorwurf.
"Beschäftigungstherapie?" fragte Harry, als er hinter ihn trat.
Der Junge wandte sich hastig um, sah ihn für eine kurze Sekunde aus erschrockenen Augen an, bevor sein Gesicht wieder zur Mauer wurde, durch die niemand durchkam. Er drehte sich wieder seinen Halmen zu und fuhr stumm fort, Konfettie daraus zu machen.
Verdammter Blödmann!
Harry hockte sich direkt vor Draco in den Sand, seine Nase nur Zentimeter von seiner entfernt und knurrte: "Du kannst mich nicht ewig ignorieren, Malfoy."
"Ich kann's versuchen." kam es eiswürfelartig zurück.
Naja, wenigstens eine Kontaktaufnahme.
"Hör mal, warum sagst du mir nicht einfach, was mit dir los ist?" versuchte es Harry und stockte. Irgendwie kamen ihm diese Worte bekannt vor...
Dracos Augen waren stur nach unten auf den Strandhaferhalm in seinen Händen gerichtet. Aber um seine Mundwinkel zuckte es.
Jetzt bloß nicht nachlassen!
"Davon, dass du's ignorierst, wird es nicht weggehen." sagte Harry leise und eindringlich. "Und ich werde auch nicht weggehen, bis du mir gesagt hast, warum du dich benimmst, wie ein... wie ein Blödmann." schloß er unsicher.
"Seit wann so besorgt, Potter?" fragte Draco gedehnt, immernoch ohne ihn anzusehen. "Seit wann interessiert es dich, was ein blöder Slytherin wohl für Probleme hat? Das willst du doch gar nicht wissen!"
"Doch, verdammt!" Harry platzte der Kragen. "Doch, ich will wissen, was vorgeht, da drin!" Er tippte zwei Mal gegen Dracos weiße Stirn. "In deinem blöden, verdrehten Hirn!"
"Nein, das willst du nicht wissen!" Dracos Augen richteten sich auf ihn, eiskalt und abweisend wie in alten Zeiten. "Und ich will auch nicht, dass du es weißt, weil ich weiß, dass es dich einen Dreck interessiert!"
"Warum bist du... was..." Harry rang nach Worten. "Was hab ich getan, dass du plötzlich so wütend auf mich bist? Hatten wir das Kriegsbeil nicht irgendwann neulich erst begraben?"
"Ja, das haben wir!" zischte Draco. "Und was du mir getan hast, falls du's vergessen hast, du", er zeigte auf Harry, "hast mich" er zeigte auf sich, "geküsst. Letzte Nacht erst." Und er rupfte weiter.
"Wenn ich dich erinnern darf, hast du dich a) nicht gewehrt, und b) hast du mich auch geküsst und es schien dir nicht mal nicht zu gefallen!" konterte Harry schneidend.
"Ja, du mußt dich echt super gefühlt haben, Potter." sagte Draco bitter. "Jetzt hast du mich endlich..."
Harry verstand nicht ganz. Aber diese ganze Unterhaltung erinnerte ihn schrecklich an Tante Petunias Schnulzenfilme, die sie jeden Samstag anschaute, da war es nicht verwunderlich, wenn man nicht ganz verstand.
"Hab ich dich endlich... dich endlich, was?" fragte Harry. "Hätte ich dich nicht küssen sollen? Ich meine, versteh mich nicht falsch, das ganze verwirrt mich ebenso wie dich, es ist wohl das unwahrscheinlichste, was jemals irgendwo passiert ist. Ich mein, du, ich, äh... hätte ich nicht... hätte ich dich nicht küssen sollen?"
Draco sagte nichts und wandte wieder den Blick ab. Eine Weile wehte nur der Wind vor sich hin und raschelte im Strandhafer. Harry blickte besorgt und nervös auf den stillen Jungen vor sich, und als dieser endlich zu sprechen begann, war es so leise, so vorsichtig, als ob er selber nicht wagte, auszusprechen, was es eigentlich wirklich war, zwischen ihnen...
"Ich weiß nicht, ob du es nicht hättest tun sollen, Potter..." flüsterte er. "Und ich weiß nicht... wie du das machst. Wir haben uns mal gehasst. Ich wollte dich sogar umbringen. Und letzte Nacht küsst du mich... als wär das alles nicht passiert."
"Ich..." begann Harry. "Ich weiß nicht, es ist eben passiert... ich weiß nicht, ob's dir was ausmacht, aber ich finde es nicht wirklich schlimm..."
"Schön, dass du dir trotz deiner Depressionen eine liberale Einstellung bewahrt hast, Potter." kam es sehr leise von Draco. "Aber weißt du, was der einzig logische Schluß ist, der eine solche überhaupt zulässt?"
"Du wirst es mir sicherlich mitteilen." sagte Harry säuerlich.
Draco stand auf, guckte groß auf ihn herab und ging dann in großen Schritten an ihm vorbei, in die hohe Düne hinter ihm hinauf.
Oh, Mann! Das reichte! Das war zuviel!
"Arsch!" schnaubte Harry, schnellte nach oben und setzte ihm in langen Sprüngen nach. Was zum Henker! Er machte ihn wahnsinnig! Wahnsinnig!
An der Spitze der Düne erreichte er ihn, bekam die Schulter des Blonden zu fassen und riss ihn herum. "Was..."
Blöderweise gab genau in diesem Moment der Sand unter Dracos Füßen nach. Sturmgraue Augen weiteten sich in entsetztem Erstaunen, als die Schwerkraft den Slytherin nach hinten zog, und seine rudernden Arme bekamen Harry zu packen. Der gab nur ein überrascht hupendes Geräusch von sich und im nächsten Moment rollten sie auf der anderen Seite der Düne hinab. Sie wirbelten eine Menge Sand auf, ein bißchen Strandhafer knickte um und am Ende blieb ein menschliches Knäuel am Fuß der Düne liegen.
Direkt vor einem Schild mit der Aufschrift: "Bitte die Dünen nicht betreten!"
"Na wundervoll." murmelte Harry.
"Ja, wundervoll!" zischte Draco unter ihm erbost und spuckte ein bißchen Sand aus. "Du willst mich umbringen! Gib's doch zu! Sowas passiert uns doch andauernd."
"DU bist auf die Düne geklettert." erinnerte Harry und wollte gerade von Draco herunterrutschen. Aber dann überlegte er es sich anders. Ein fieses Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und er machte sich extra schwer. Der Junge unter ihm keuchte.
"Geh von mir runter!"
"Nö." grinste Harry.
"Verdammt, du wiegst 'ne Tonne!" ächzte Draco.
"Ist mir egal, so haust du wenigstens nicht wieder ab." erklärte Harry und sein Grinsen verschwand. "Könntest du mir jetzt bitte mal erklären, warum du dich heute so aufführst? Oder was ich dir getan hab? Ich mein', gut, wir waren uns nicht immer grün, aber ich dachte irgendwie..."
"Dachtest du?" zischte Draco. "Dachtest du was? Dass sich irgendwas geändert hat?"
"Hat's das nicht?" fragte Harry leise.
"Doch, und wie." kam die bittere Antwort. "Aber bei dir nicht."
"Wie, bei mir nicht?" machte Harry erstaunt.
"Sieh's mal von der psychologischen Seite." sagte Draco. "Da bist du, der Goldjunge von Gryffindor, der abhaut und den in seinen Augen größten Kotzbrocken als Klotz am Bein hinter sich herschleift, weil er keine andere Wahl hat. Der Goldjunge erträgt das ganze genervt aber geduldig und wartet nur auf den Moment, hinter die Verteidigung des Kotzbrocken zu sehen, um ihn dann fertig zu machen."
"Steigerst du dich da nicht in was rein?" fragte Harry verwirrt, doch der Junge unter ihm war noch nicht fertig.
"Und dann hast du's geschafft, du nutzt meine Schwäche aus und... naja, jetzt hast du's geschafft, Potter, du elender Blödmann!" schmiss Draco ihm entgegen, eingepackt in einen zornflammenden, verzweifelten Blick, und plötzlich verstand Harry.
Da waren er. Und dann Draco.
Jahrelange Feinde. Bis auf's Messer sozusagen.
Ebenbürtig. Jeder des anderen Gegenpart.
Und dann, eines schönen Tages dreht sich ihre Welt um. Klein aber unmerklich beginnt ihre Feindschaft zu bröckeln, die Welt sich zu verändern. Sie merken es, wissen es, verdrängen es.
Akzeptieren nur langsam.
Aber jeder von ihnen wurde anders damit fertig.
Er selbst, Harry, hatte erst spät gemerkt, dass er Draco mochte. Und Draco seinerseits... er hatte es gewußt, vielleicht sogar akzeptiert, aber er hatte nicht gewußt, wie sich... wie sich der Ernstfall anfühlen würde. Oder nicht wissen wollen. Da war diese harte Schale aus Stolz und Sarkasmus gewesen, die Harry immer wie Reife erschienen war. Vermutlich war sie das sogar. Aber zugleich auch ein Schutzschild. Ein Schutzschild gegen Emotionen.
Gegen die Nähe.
Und gestern Nacht war Dracos Schutzhülle zerbrochen, unmerklich für ihn selbst. Lautlos. Nur noch ein Dutzend anderer Gefühle und diese verführerisch grüne Ruhe in ihm selbst. Und Harry hatte Zugang zu dieser Seite gehabt, dem Draco hinter seinem Schild, seiner Wand aus Worten, Beleidigungen und Stolz.
"Aber wieso..." fragte Harry. "Wenn dich das so mitnimmt... du hättest mich nur zur Seite schieben müssen." Oh Gott, das klang einfach nur dämlich.
"Ich konnte nicht..." Draco sah zur Seite.
"Komm schon, ich weiß, du warst krank, aber mich zur Seite schieben sollte so ein großes Problem nich sein, oder?" witzelte Harry, völlig unangebracht, das fand er selbst.
"Ich konnte nicht!" schnappte Draco. "Wann kapierst du das endlich?"
"Aber wenn... warum...?" Harry verstand gar nichts mehr und Draco verdrehte die Augen.
"Hör endlich auch, mich zu verarschen, Potter!" fauchte er böse.
"Nein, hör du auf, mich zu veraschen!!" fauchte Harry zurück, dem langsam die Geduld ausging, und drückte Dracos Körper an den Schultern mit einem kräftigen Ruck tiefer in den Sand.
"Ich verstehe immer noch nicht, was los ist! Du wirst es mir jetzt in höchstens vier Sätzen sagen, oder ich vergesse mich!!"
Erschrockene Augen sahen ihn an.
Für ein paar bedeutungsvolle Sekunden herrschte zorniges Schweigen, lieferten sich die beiden Jungen ein Duell mit Blicken, wie sie es schon so oft getan hatten, Jahrelang. Sie waren geübt. Doch diesmal ging es nicht um kindische Fehden oder Ideale...
Schließlich schloss sich der sturmgraue Blick ergeben und Draco atmete tief durch.
"Okay..." sagte er heiser. "Aber nur ein Mal, ich wiederhole mich nicht gern."
Harry nickte knapp. "Schieß los."
"Also... wenn du's wirklich wissen willst... ich hasse dich nicht Potter. Das hab ich schon vor einer ganzen Weile begraben. Aber ich kann nicht annehmen, dass es sich bei dir genauso verhält. Ich bin mir immernoch ziemlich sicher, dass an deiner Abneigung mir gegenüber nicht wirklich eine Änderung eingetreten ist. Ich könnte es dir nicht mal übelnehmen. Immerhin wollte ich dich mal umbringen."
"Das hattest du schon."
"Unterbrich mich nicht..." Dracos Stimme brach. "Es fällt mir schon schwer genug..."
Harry schwieg.
"Ich..." fuhr Draco leise fort. "Weiß nicht... letzte Nacht war... ich wollte dich küssen, Potter!" brachte er hervor. "Ich wollte, dass du mich küsst, verdammt mich meintewegen! Aber im nächsten Moment wurde mir klar, warum ich einen Fehler gemacht habe! Du hast nicht aufgehört, mich zu hassen! Seit ich zu dir gestoßen bin, wolltest du mich am liebsten loswerden, verständlicherweise. Und da du mir so nicht beikommen kannst... hast du dich eben letzte Nacht anders gerächt!"
"Ich mich gerächt?" keuchte Harry überrascht. Das überstieg doch wirklich alles.
"Das war mein erster Kuss!" platzte es aus Draco heraus. "Mein erster..." Seine grauen Augen füllten sich mit Tränen. "Und das tut weh. Ihn ausgerechnet dir zu geben! Man soll niemanden küssen, der einen hasst! Ich bin ein echter Idiot, dass ich - dich- ... ich irgendwas... dich - mag... du Arsch! Bist du jetzt zufrieden?"
"Ich... versteh ich dich richtig? Du meinst... dass ich mich *gerächt* habe, indem ich dich geküsst habe?" krächzte Harry ungläubig. "Weil ich dich hasse, will ich mich an dir rächen, und weil ich mich rächen will, küsse ich dich? Ist das nicht ein bißchen weit hergeholt?"
"Nein!" presste Draco hervor. "Du hast die einzige Chance mich zu besiegen gesehen und genutzt. Das finde ich überhaupt nicht weit hergeholt."
"Doch, das *ist* weit hergeholt!" Harry krabbelte von Draco herunter. "Du steigerst dich da in was rein, Draco. Ich meine, hab ich dir gesagt, dass ich dich hasse? In letzter Zeit?"
Draco blieb liegen, wo er lag und schaute weg. "Du hast mir nie gesagt, dass nicht..." Er klang bitter. "Und es ist ja eigentlich auch nur ne logische Sache. Potter hasst Malfoy. Ist schon immer so gewesen."
"Normalerweise war's auch immer so, dass Malfoy Potter hasst, oder nicht?" gab Harry zu bedenken. "Hast du mir nicht gerade gesagt, dass du es nicht tust?"
"Ja." sagte Draco heftig, setzte sich auf und wischte sich den Sand vom Mantel. "Reit' noch drauf rum."
"Aber... findest du nicht, es ist etwas voreilig, gleich anzunehmen, dass ich dir unbedingt weh tun will?" fragte Harry. "Ist das nicht eine etwas veraltete Sicht der Dinge?"
"Ich weiß nicht..." murmelte Draco. Es sah seltsam aus, wie er da im Sand vor der zerwühlten Düne hockte. In einem zu großen Mantel, zerwühltem Haar und diesem melancholischen Glanz in den Augen. Kaum mehr wie sein altes Selbst in Hogwarts, der alltägliche Draco; da saß zwar immernoch dieselbe Person... aber sie benahm sich ganz anders, sprach anders. Und unwillkürlich fragte sich Harry, welche von beiden Seiten nun echter war.
"Tust du's denn?" Seine Augen waren fast blau, als Draco sie auf Harry richtete, ein schwimmender Blick gefüllt mit ängstlicher Erwartung und Mißtrauen gleichermaßen. "Mich hassen?"
"...nein..." sagte Harry leise.
Wieder schwiegen sie. Aber es war ihr Schweigen. Die vertraute Sorte. Nichts war zu hören hier in der Einsamkeit der Dünen, bis auf den Wind, den Strandhafer, das Rauschen der Wellen auf der anderen Seite und der Gesang von Elisas Piratenschiff, der verwischt herüberwehte. Möwengekreische ab und an.
"Verzeih..." sagte Draco irgendwann. So leise, dass es vom Wind beinahe davongetragen wurde.
Harry beugte sich zu dem blassen Jungen hinüber.
"Ich krieg's doch auch nicht..." murmelte er. "Ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet du... ist halt so. Ich hasse dich nicht, Draco... gewöhn dich besser dran."
Diesmal war es anders als letzte nacht.
Keine Überraschung diesmal. Keine fremde Kraft, Nähe zwar, aber keine unkontrollierte.
Es fühlte sich immernoch seltsam an, seine Lippen auf den eigenen zu spüren, zögernd immernoch. Vorsichtig. Es war zu unbekannt, zu unsicher, und die bange Frage nach Vertrauen hing zwischen ihnen in der Luft. Sie wußten beide nicht, was als nächstes kommen würde... momentan war das auch nicht so wichtig.
...momentan war nichts wichtig...
(*****Pft. Typisch. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Das gab's doch auch schon tausend Mal, oder? Also nochmal zum mitschreiben, wenn's zu occ ist (und das ist es vermutlich jetzt entgültig, ha!) ignoriert es einfach, lehnt euch zurück und genießt die weitere Show. Es wird wohl sehr böse. Kotztüten befinden sich unter den Sitzen. ^^ Dank an all euch Folks, die ihr mich in Reviws und konstruktiver Kritik ertränkt. ^^ Grüße an meinen lieben Käse, ich hab deine Telefonnummer in Ko verschlampt, und schäme mich in Grund und Boden. u,u Und die liebe Kana, die mich immer wieder aufbaut. suki da ^.^ Wie geht es demnächst weiter? Tja, abwarten und Fußnägel kauen würd ich sagen. :P Liebe Grüße, der dude.*****)
17: brave new world
Der Traum von eben...
... Harry war aufgewacht und fühlte sich so unsicher wie niemals zuvor. Alles schien in Frage zu stehen, die Welt an sich und seine hohle Existenz gleich mit. Als hätte ihm jemand den Teppich unter seinen geistigen Füßen weggezogen, als hinge er für eine niemals enden wollende Schrecksekunde in der Luft, so fühlte es sich an.
Auch, als er langsam wieder ins Wachsein zurückgeschwemmt wurde, verschwand die Unsicherheit, das innere Zittern nicht ganz unter dem Trommeln des Regens auf der Dachschräge über ihm.
Er erinnerte sich nicht an seinen Traum. Er wußte nur, dass es die Todesser gewesen waren, denn von seiner Narbe ging ein leichter, nervig ziepender Schmerz aus. Vom Traum selbst allerdings waren in seinem Kopf lediglich ein paar verschwommene Bilder und Soundfetzen übrig; Harry war fast dankbar dafür. Er wollte es gar nicht wissen. Konnten die blöden Rassisten nicht endlich verschwinden und ihn in Ruhe lassen?
Zitternd erhob er sich von seinem Lager, eines von diesen Ausziehschlafsofas ( Elisas Oma hatte ziemlich Schwierigkeiten gehabt, es aufzubauen.), und stakste zum kleinen Fenster neben dem großen Bücherschrank. Seine klammen Finger auf den kühlen Stein der Fensterbank ausstreckend blickte er mit brennenden Augen in die Nacht hinaus...
Irgendwann war die Türe leise gegangen und Draco hatte im Zimmer gestanden, blass, schmal und irgendwie verstört.
Natürlich hatten sie dasselbe geträumt.
Unwillkürlich fühlte sich Harry sehr beruhigt und das Gefühl schwebender Unsicherheit verschwand.
Er war nicht allein mit seinem Wissen.
Er wußte nicht, wie diese seltsame Verbindung zwischen ihnen entstanden war, nicht wann, nicht warum. Da war nur dieses Gefühl, zu wissen. Und damit verstanden zu werden. Nichts sagen zu müssen. Nicht allein zu sein. Dieses Gefühl, dass wie eine warme goldene Schnur ihren Geist verband, das sich klammheimlich in ihr Leben geschlichen hatte, ohne dass sie es mitbekommen hatten...
...sie saßen auf dem Sofa.
Redeten leise.
Harry merkte es gar nicht, als er sich mit dem Gesicht an Dracos Schulter lehnte, bis ihm der vertraute Geruch des Jungen in der Nase kitzelte. Und es verwunderte ihn auch nicht, als er die Hand fühlte, die ihm sanft durchs Haar fuhr.
Es war seltsam. Er wußte, wer er war. Er wußte, wer das war, dem er gegenüber saß. Er wußte, wessen Schulter es war, die sich beruhigend fest und real anfühlte. Er wußte, dass er sich eigentlich nicht dagegen lehnen dürfte, aus irgendwelchen kosmischen Gründen.
Vielleicht war irgendwo in ihm ein kleiner Alarmzwerg gerade dabei, Zeter und Mordio zu schreien, aber Harry nahm ihn gar nicht wahr.
Es war Nacht. Nachts ist immer alles ein wenig anders.
Und ganz davon abgesehen war die ganze Welt anders geworden. Die alte existierte nicht mehr. Nur noch als überholtes Fossil in seiner Erinnerung.
Eine Weile saßen sie einfach nur da und sie Zeit verstrich.
Harry saß nur da, lauschte dem Atem neben seinem Körper und der Ruhe, die sich langsam in ihm ausbreitete.
"Da gibt es 'ne Sache, die ich nicht verstehe." murmelte Draco nach einer Weile.
"Welche?" Harrys Stimme erschien ihm selbst ein wenig zu kratzig. Ungelenk. Als hätte er vergessen, wie man sie benutzte.
"Nun... in diesem Film, die Schlußszene..."
Er mußte ein wenig Grinsen. Er vergaß immer wieder, wie wenig sein Freund hier von Muggeln wußte; und, nun, selbst die meisten Muggel verstanden Monthy Phyton nicht, oder fanden sie nicht lustig. Das Draco da fragen stellte, war eigentlich nicht weiter verwunderlich. Nur hatte Harry einen Moment, nur einen kleinen Moment geglaubt, dass der Blonde etwas ganz anderes hatte wissen wollen, und infolge dessen schlug sein Herz nun ein paar Takte schneller als eben.
"Ich versteh sie auch nicht."murmelte Harry in Dracos Schulter hinein.
"Wie, du verstehst sie nicht?" sagte Draco. "Das ist ein Muggelfilm. Ich dachte, du verstehst das.
Wie sollte er das verstehen? Momentan verstand er gar nichts. Nicht mal sich selbst, nicht, warum er hier saß und plötzlich diese Traurigkeit in sich fühlte, gepaart mit einem schrecklichen Gefühl der Leere. Einsamkeit. Wie sollte er da in der Lage sein, Draco zu erklären, warum das Ende...
"Naja... ausgerechnet dieser Film ergibt am Ende nicht wirklich einen Sinn." Harry setzte sich langsam wieder auf. "Manchmal versteht man eben nicht, was in den Köpfen anderer Leute vor sich geht."
...
Nein, manchmal wußte man es wirklich nicht.
Und er wußte auch, dass weder er noch Draco wirklich irgendetwas voneinander wußten. Alles, was jetzt noch da war, war dieses Gefühl der Verbundenheit, dass sie zueinander hinzog, unaufhaltsam.
Irgendwann, vor langer, langer Zeit war am See von Hogwarts der erste kleine Stein gefallen und hatte etwas in Gang gebracht. Immer mehr kleine Steine waren gefallen, waren viele geworden, bis man sie nicht mehr ignorieren konnte. Und der Zeitpunkt sie aufzuhalten war auch schon lange vorbei. Die Nähe war gewachsen.
"Was geschieht hier?"
Es war irritierend und aufregend zugleich. Harry beobachtete beinahe interessiert, wie sie immer näher aufeinander zukamen, während sie sprachen. Er ahnte, worauf es hinauslief; was ihn daran irritierte, war die fehlende Angst, die er erwartet hatte. Nicht mal Zweifel oder Skrupel, nichts. Nur Herzklopfen, das in seinen Ohren rauschte und das Kribbeln in jeder einzelnen Pore seiner Haut. Und das war aufregend.
"Was, wenn wir hier lebend rauskommen?"
"Zu spät..."
In manchen Momenten im Leben schaltet das aktive Zentrum im Hirn auf Autopilot und sortiert ein paar Erinnerungen, während der Körper etwas anderes macht. Gerade sortierte es die Küsse in Harrys Teenagerkarriere. Das dauerte zwar nicht allzu lange, aber ein paar waren doch zu nennen. Immerhin war er ein Junge auf der Höhe seines hormonellen Schubes, und ein gut aussehender noch dazu.
Da war zuerst Cho Chang und diese melancholisch-peinliche Sache mit Harrys erstem Kuss, der salzig nach Tränen und gleichzeitig nach roten Fruchtgummis geschmeckt hatte.
Und dann diese Sache mit dem Flaschendrehen und Lavender Brown. Das war zwar nur ein Spiel gewesen, aber trotzdem ein nicht von der Hand zu weisender Kuss. Mit Zunge und allem drum und dran und um ihn herum hatten sie geklatscht und gejohlt und gepfiffen. Hermione hatte ihm hinterher eine Kopfnuss verpasst, Ron einen Schulterklopfer männlicher Bruderschaft, und Lavender Brown hatte eine Trophäe für's ganze Leben, auch wenn sie gemeint hatte, dass sie schon besser geküsst worden sei.
Der dritte Kuss war ein Unfall gewesen.
Irgendwann Mitte letzten Jahres, mitten in der Umbridge-Situation, hatte Harry einen stockbesoffenen Ron aus Hogsmaede heim geschleift. Es war 'ne illegale Sauftour gewesen, Harry hatte nur zugesehen aber nicht mitgetrunken. Als sie dann irgendwann mitten in der Nacht im leeren Gryffindor-Gemeinschaftsraum standen, hatte Ron ihn in der Finsternis durch irgendeinen Kurzschluß im Kleinhirn, vermischt mit einem halben Liter Southern Comfort, für jemand anderen gehalten. Alles, was er noch von sich gegeben hatte, war ein gelalltes: "Hermione..." ein seeliges Grinsen, und der dritte Kuss in Harry Potters Leben war zugleich sein erstes homoerotisches Erlebnis, wenn auch aus Versehen.
Ron wußte nichts davon, und das war auch gut so. Harry erzählte es ihm nicht. Und Hermione auch nicht, die hatte die ganze Szene nämlich beobachtet, und sich über Harrys entsetztes Gesicht kaputt gelacht, als sie ihm das am nächsten Morgen gesteckt hatte. Niemand außer ihnen beiden wußte es und würde es jemals wissen. Jedenfalls hatte ab da diese ganze Ron-Hermione-Geschichte ernsthaftere Züge angenommen...
Drei Küsse also. Alle drei nicht unbedingt das, was Harry erwartet hatte, bis auf den ersten vielleicht.
Aber das hier...
Das hier war gut.
Er hatte sowas noch nie erlebt und es dennoch vermisst.
Auch wenn er sich niemals vorgestellt hatte, ausgerechnet Draco zu küssen, ihn küssen zu wollen, nichts mehr dagegen tun können zu können.
Alles in ihm hatte sich selbstständig gemacht, sich dem Kribbeln ergeben.
Sanfte Haut auf seinen Lippen, warm und ein wenig feucht. Und dann mehr, Pfefferminz und JellyBellys...
Er fühlte zwei Hände auf seinen Schultern, die ihn näher heranzogen an den warmen Körper vor ihm. Er öffnete die Augen einen Spalt, nahm verschwommen ein Stück grau glänzenden Blickes wahr und ergab sich der Nähe...
... und dann...
Sie lösten sich voneinander, die Blicke immernoch ineinander verschlungen. Schweres Atmen. Finger, die sich fest in seine Schultern und den Stoff dazwischen hineinbohrten.
Ein wenig entgeistert blickte Draco ihn an, sturmgrau, zerzaust, erstaunt, durch den Wind, alles zugleich. Harry hätte es fast süß gefunden, hätte ihn in diesem Moment nicht die Erkenntnis mit der Wucht eines Vorschlaghammers getroffen.
Er hat mich geküsst! Ach du heilige...
"Du hast mich geküsst!" brachte er hervor.
"*Du* hast *mich* geküsst!" entfuhr es Draco.
"Ich äh..." Mehr brachte Harry nicht zustande, aber angesichts dessen, was gerade in seinem Hirn vor sich ging, war das geradezu Nobelpreisverdächtig.
"Ich weiß nicht... ich dachte ich dachte... " Er holte tief Luft, und entließ sie mit einem resignierenden Seufzer. "...Ich dachte eigentlich gar nicht..."
Draco ließ seine Schultern los und ließ seinen Oberkörper langsam nach vorne fallen. Seine Stirn sank gegen sein halb entblößtes Schlüsselbein. Harry fühlte seidig weiches Haar auf seiner kalten Haut und das sanfte Gewicht des Jungen, der sich gegen ihn lehnte. Und plötzlich fühlte sich gar nichts mehr selbstverständlich an, sondern nur noch nervös und peinlich und er wußte plötzlich nicht mehr, wohin mit seinen Fingern.
"Ich meine... ich dachte nicht... bevor ich hab denken können... hab ich schon..." brabbelte er vor sich hin. Das war jetzt wirklich dämlich, das war ihm klar. Das ganze war absolut groteskt. Wie in einem dieser furchtbaren Comics für Mädchen, auf die Ginny so abfuhr. Harry hatte einmal reingeschaut und es drei Minuten später mit Befremden wieder weggelegt . Es war erstens viel zu kitschig, zweitens kamen nur Männer drin vor...
Und dann fiel ihm etwas auf.
Die schmalen Schultern des Jungen hüpften auf und ab und zitterten. Unterdrückte Laute die ein kleiner Hund unter einem zu großen Kissen. Harry spürte die krampfartige Spannung im Körper des anderen.
"Weinst du etwa??" fragte er entsetzt, packte Draco bei den Schultern und zog ihn hoch. Tatsächlich liefen Tränen das blasse Gesicht hinab, sie kullerten nur so.
"Du Arsch..." hörte er Draco sagen. "Oh, du elender Arsch..."
"Was??" - und dann merkte Harry plötzlich, dass Draco keinesfalls weinte. Trotz der Tränen. Im Gegenteil. Er schüttelte sich vor Lachen.
"Das..." stieß Draco zwischen verzweifelten Lachern hervor, "...das war... das war mein... mein erster Kuss!!!... du dämlicher Arsch!"
Und während er das sagte, verschwand das Lachen auf seinem Gesicht und er wurde still.
Da waren nur noch Tränen.
Grau war es wieder. Haferbreifarbener Himmel. Auflandiger Wind. Gegen Mittag hatte es aufgehört zu nieseln.
Jetzt quietschte die Kette der Schaukel in doppeltem Wechsel in Harrys Ohr. Kri-kriiiiek! Kri-kriiiiek! Kri-kriiiik!
Elisa rannte im Sand herum mit ihren neuen Freunden. Zwei kleine Mädchen, auch ungefähr sechs oder sieben, mit Zöpfen, die eine hatte eine Jacke mit einer riesigen Mickey Maus hinten drauf. Gerade eroberten sie das Klettergerüst und sangen irgendetwas, das nach "The noble Duke of York" klang. Aber sie waren ein ganzes Stück weit weg und der Wind verwischte ihre Stimmen ein wenig, daher war sich Harry nicht sicher. Ein paar andere Kinder saßen auf der Schaukel, die in der Nähe der Bank stand, auf der Harry und Draco saßen. Daher das Gekriike
Der Spielplatz lag etwas verborgen, eingeschmiegt in die hohen Buckel der Dünen und war im Sommer bestimmt ein toller Ort. Jetzt war er kalt und ziemlich unwirtlich, so war das eben im Herbst.
Die Kinder schien das nicht zu stören. Aber Kinder stört anscheinend nie etwas, dachte Harry sehnsüchtig und grimmig. Die Glücklichen, die ein Leben hatten, in dem nichts unvorhergesehen Kompliziertes passierte.
Draco hockte neben ihm.
Er hatte den ganzen Tag noch kein einziges Wort gesagt und vergrub sich auch jetzt in Stille.
Obwohl... er *hatte* etwas gesagt, heute mittag, als Oma Amber sie vor die Tür gesetzt hatte.
"Geht spatzieren." hatte sie gesagt. "Elisa nehmt ihr mit. Die braucht frische Luft. Und Draco auch. Du siehst immernoch schrecklich blaß aus."
"Aber ich bin *immer* blass!", hatte derselbe protestiert.
Das waren seine ersten Worte heute gewesen. Aber, so mutmaßte Harry, er würde wohl dafür sorgen, dass das auch die einzigen heute bleiben würden.
Das ganze regte ihn auf.
Es war doch nicht seine Schuld! Warum schmollte dieser Blödmann jetzt vor sich hin und sagte nichts? Er sah ihn ja nicht mal an!
Letzte Nacht war er dann wieder verschwunden, nachdem er sich beruhigt hatte. Wortlos.
...noch nie hatte Harry ihn weinen sehen.
Das war neu. Sonst war es immer umgekehrt der Fall gewesen. Harry, die große Heulsuse. Und gestern nacht war es zum ersten Mal umgekehrt er gewesen, der Draco getröstet hatte, warum auch immer er plötzlich in Tränen ausgebrochen war.
Irgendwie ein seltsames Gefühl; eine Mischung aus verstörend, entmutigend und desillusionierend. Aber auch beruhigend. Es hatte ihn selbst beruhigt sich stärker fühlen lassen, Draco fest zu halten und zu trösten. Ihm durch die Haare zu streichen und ihm die Tränen zu trocknen und das Zittern der Schluchzer mit seinem eigenen Körper abzufangen...
Bloß war er dann aufgesprungen wie ein Irrer und aus dem Zimmer gestürmt.
Und alles nur wegen eines Kusses...
Verdammt! Nein, bloß nicht daran denken. Ein Fehler, ein furchtbarer Fehler, jawohl. Er hatte alles nur verkompliziert. Das war es gewesen, ein verkomplizierender Fehler, ein schrecklicher, unnötiger, sanfter und sich unglaublich gut anfühlender Fehler.... Arrgh!!
Oja, die Gryffindors würden ihn umbringen, wenn sie davon erfuhren. Und vermutlich hätten sie sogar recht, in ihrer kleinen, fossilen, längst überholten Welt. Die wußten nicht, wieviel sich wirklich geändert hatte, in ihm.
Er wollte sich nicht schämen. Er wußte, dass er das sollte. Nicht nur, dass Draco ein Malfoy war, er war auch noch... nun ja, kein Mädchen.
Zwar hatte Harry nie wirklich darüber nachgedacht, er hatte nie angenommen, dass er sich mal in ein Nicht-Mädchen verlieben könnte... aber jetzt, da er den Salat sozusagen hatte, machte es ihm nicht wirklich etwas aus. Und er wollte auch nicht, dass es ihm etwas ausmachte. Warum auch?
Es mochte vielleicht befremdlich erscheinen, dass ausgerechnet er, der doch immer Probleme mit allem und der ganzen Welt hatte, nicht geschockt und verstört war, wenn er feststellte, dass er sich in jemanden verliebt hatte, der mal sein Todfeind gewesen, und dann auch noch ein Junge war. Jeden anderen hätte das vielleicht auch irritiert oder vor lauter Verzweiflung und unterdrückter Prüderie schreiend im Kreis rennen und vielleicht auch noch armwedelnd eine Klippe runterspringen lassen. Aber... vielleicht lag es auch gerade daran, dass Harry größere Probleme hatte. So unwesentliche wie eine tödliche Bedrohung, die um ihn herumschlich. Oder die Tatsache, dass der Planet den Bach runterging... Als er entdeckte, was er fühlte, war Harry nicht geschockt. Es fühlte sich im Gegenteil zu seinen restlichen Problemen gut an, beruhigend, nichts schlechtes. Er fühlte sich lebendig. Slytherin, Malfoy, Nicht-Mädchen hin oder her.
Das einzige, was er Draco vielleicht vorwerfen könnte, war diese ganze Todfeind-Sache... aber die hatte sich irgendwie revidiert, wenn er auf die lange Zeit seit dem See bis zu diesem Moment zurück sah. Verglichen mit der fossilen Welt, die vor dem See noch dumpf in seiner Erinnerung herumdümpelte... fühlte sich das Jetzt und alles, was es enthielt... richtig an. Lebendig, ja. Nichts, was einem was ausmachen sollte. Und mehr gab es dazu nicht zu sagen...
Aber Draco schien es einiges auszumachen. Zumindest liegt es nahe, sowas anzunehmen, wenn einer einen den ganzen Tag meidet, so gut es geht, Blicken ausweicht und kein einziges Wort sagt...
Harry wagte einen kleinen Seitenblick nach links zu Dracos zusammen gesunkener Gestalt. Er saß da, wirkte winzig in seinem schwarzen Muggelmantel, sein Gesicht ausdruckslos und leer, das Pokerface war zurückgekehrt. Sein grauer, undurchsichtiger Blick folgte den Mädchen, die auf dem Klettergerüst herumturnten. Und als Elisa und ihre neuen Freundinnen ihren Elefanten mit viel Ho-Ho-Ho über die Planke schickten (offensichtlich waren sie karibische Piraten auf einem schwarzen Schiff, soviel war zu hören,) stahl sich sogar ein kleines Lächeln auf sein Gesicht.
Dann allerdings bemerkte er Harrys Blick und das Lächeln darauf, und er stand wortlos auf, stapfte davon und verschwand zwischen den Dünen.
Harry saß wie festgenagelt und sah ihm nach, unsicher, ob er jetzt verärgert, enttäuscht oder verblüfft sein sollte. Aber er war sowieso alles auf ein Mal.
Der Gesang auf dem Piratenschiff verstummte, Harry jedoch war so mit Starren und innerlich Fluchen beschäftigt, dass er Elisa erst bemerkte, als sie schon vor ihm stand.
"Ist Draco schon nach hause gegangen?"
"Äh..." machte Harry verwirrt und wandte sich der kleinen Gestalt vor ihm zu. Einen so bösen Blick hatte er noch nie gesehen, nicht mal von Draco. Nein, nicht mal Snape konnte einen annähernd *so* ansehen, wie Elisa ihn gerade ansah. Ein Eisberg hätte einem solchen Blick nicht lang stand gehalten, er wäre sofort entweder vor lauter Angst geschmolzen oder in tausend Stücke explodiert. Harry schluckte.
"Ich glaub, nich, ich weiß nich äh."
"Wie, du weißt es nicht?" fauchte Elisa. "Hast du dich wie ein Blödmann aufgeführt?"
"Äh..." machte Harry wieder. Er wußte nich, ob er sich tatsächlich, wie ein Blödmann aufgeführt hatte. Küssen fiel nicht wirklich in die Kategorie Blödmann, zumindest hier nicht. Schließlich war es einfach so passiert, niemand hatte irgendwen gezwungen...
"Er ist ganz offensichtlich böse auf dich." sagte Elisa spitz. "Sonst wäre er nicht einfach so weggegangen. Ich hab euch beobachtet."
"Du hast doch gespielt..." begann Harry lahm, wurde aber scharf unterbrochen.
"Du gehst sofort hinter ihm her, Harry Potter." sagte Elisa, und erinnerte Harry furchtbar an ihre Großmutter, wenn sie in den Gruselmodus geschaltet hatte. "Sofort!!"
"Jawohl, Ma'm!"
Es vergingen vielleicht zwanzig Minuten, bis er Draco fand. Er hockte gut versteckt zwischen den hohen Dünen, starrte hinaus auf das zornig grau-blaue Meer und zerpflückte Strandhafer. Das tat er anscheinend schon eine ganze Weile. Zwischen seinen Schuhen lag ein Haufen grüner zerschnipselter Halme wie ein stummer Vorwurf.
"Beschäftigungstherapie?" fragte Harry, als er hinter ihn trat.
Der Junge wandte sich hastig um, sah ihn für eine kurze Sekunde aus erschrockenen Augen an, bevor sein Gesicht wieder zur Mauer wurde, durch die niemand durchkam. Er drehte sich wieder seinen Halmen zu und fuhr stumm fort, Konfettie daraus zu machen.
Verdammter Blödmann!
Harry hockte sich direkt vor Draco in den Sand, seine Nase nur Zentimeter von seiner entfernt und knurrte: "Du kannst mich nicht ewig ignorieren, Malfoy."
"Ich kann's versuchen." kam es eiswürfelartig zurück.
Naja, wenigstens eine Kontaktaufnahme.
"Hör mal, warum sagst du mir nicht einfach, was mit dir los ist?" versuchte es Harry und stockte. Irgendwie kamen ihm diese Worte bekannt vor...
Dracos Augen waren stur nach unten auf den Strandhaferhalm in seinen Händen gerichtet. Aber um seine Mundwinkel zuckte es.
Jetzt bloß nicht nachlassen!
"Davon, dass du's ignorierst, wird es nicht weggehen." sagte Harry leise und eindringlich. "Und ich werde auch nicht weggehen, bis du mir gesagt hast, warum du dich benimmst, wie ein... wie ein Blödmann." schloß er unsicher.
"Seit wann so besorgt, Potter?" fragte Draco gedehnt, immernoch ohne ihn anzusehen. "Seit wann interessiert es dich, was ein blöder Slytherin wohl für Probleme hat? Das willst du doch gar nicht wissen!"
"Doch, verdammt!" Harry platzte der Kragen. "Doch, ich will wissen, was vorgeht, da drin!" Er tippte zwei Mal gegen Dracos weiße Stirn. "In deinem blöden, verdrehten Hirn!"
"Nein, das willst du nicht wissen!" Dracos Augen richteten sich auf ihn, eiskalt und abweisend wie in alten Zeiten. "Und ich will auch nicht, dass du es weißt, weil ich weiß, dass es dich einen Dreck interessiert!"
"Warum bist du... was..." Harry rang nach Worten. "Was hab ich getan, dass du plötzlich so wütend auf mich bist? Hatten wir das Kriegsbeil nicht irgendwann neulich erst begraben?"
"Ja, das haben wir!" zischte Draco. "Und was du mir getan hast, falls du's vergessen hast, du", er zeigte auf Harry, "hast mich" er zeigte auf sich, "geküsst. Letzte Nacht erst." Und er rupfte weiter.
"Wenn ich dich erinnern darf, hast du dich a) nicht gewehrt, und b) hast du mich auch geküsst und es schien dir nicht mal nicht zu gefallen!" konterte Harry schneidend.
"Ja, du mußt dich echt super gefühlt haben, Potter." sagte Draco bitter. "Jetzt hast du mich endlich..."
Harry verstand nicht ganz. Aber diese ganze Unterhaltung erinnerte ihn schrecklich an Tante Petunias Schnulzenfilme, die sie jeden Samstag anschaute, da war es nicht verwunderlich, wenn man nicht ganz verstand.
"Hab ich dich endlich... dich endlich, was?" fragte Harry. "Hätte ich dich nicht küssen sollen? Ich meine, versteh mich nicht falsch, das ganze verwirrt mich ebenso wie dich, es ist wohl das unwahrscheinlichste, was jemals irgendwo passiert ist. Ich mein, du, ich, äh... hätte ich nicht... hätte ich dich nicht küssen sollen?"
Draco sagte nichts und wandte wieder den Blick ab. Eine Weile wehte nur der Wind vor sich hin und raschelte im Strandhafer. Harry blickte besorgt und nervös auf den stillen Jungen vor sich, und als dieser endlich zu sprechen begann, war es so leise, so vorsichtig, als ob er selber nicht wagte, auszusprechen, was es eigentlich wirklich war, zwischen ihnen...
"Ich weiß nicht, ob du es nicht hättest tun sollen, Potter..." flüsterte er. "Und ich weiß nicht... wie du das machst. Wir haben uns mal gehasst. Ich wollte dich sogar umbringen. Und letzte Nacht küsst du mich... als wär das alles nicht passiert."
"Ich..." begann Harry. "Ich weiß nicht, es ist eben passiert... ich weiß nicht, ob's dir was ausmacht, aber ich finde es nicht wirklich schlimm..."
"Schön, dass du dir trotz deiner Depressionen eine liberale Einstellung bewahrt hast, Potter." kam es sehr leise von Draco. "Aber weißt du, was der einzig logische Schluß ist, der eine solche überhaupt zulässt?"
"Du wirst es mir sicherlich mitteilen." sagte Harry säuerlich.
Draco stand auf, guckte groß auf ihn herab und ging dann in großen Schritten an ihm vorbei, in die hohe Düne hinter ihm hinauf.
Oh, Mann! Das reichte! Das war zuviel!
"Arsch!" schnaubte Harry, schnellte nach oben und setzte ihm in langen Sprüngen nach. Was zum Henker! Er machte ihn wahnsinnig! Wahnsinnig!
An der Spitze der Düne erreichte er ihn, bekam die Schulter des Blonden zu fassen und riss ihn herum. "Was..."
Blöderweise gab genau in diesem Moment der Sand unter Dracos Füßen nach. Sturmgraue Augen weiteten sich in entsetztem Erstaunen, als die Schwerkraft den Slytherin nach hinten zog, und seine rudernden Arme bekamen Harry zu packen. Der gab nur ein überrascht hupendes Geräusch von sich und im nächsten Moment rollten sie auf der anderen Seite der Düne hinab. Sie wirbelten eine Menge Sand auf, ein bißchen Strandhafer knickte um und am Ende blieb ein menschliches Knäuel am Fuß der Düne liegen.
Direkt vor einem Schild mit der Aufschrift: "Bitte die Dünen nicht betreten!"
"Na wundervoll." murmelte Harry.
"Ja, wundervoll!" zischte Draco unter ihm erbost und spuckte ein bißchen Sand aus. "Du willst mich umbringen! Gib's doch zu! Sowas passiert uns doch andauernd."
"DU bist auf die Düne geklettert." erinnerte Harry und wollte gerade von Draco herunterrutschen. Aber dann überlegte er es sich anders. Ein fieses Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und er machte sich extra schwer. Der Junge unter ihm keuchte.
"Geh von mir runter!"
"Nö." grinste Harry.
"Verdammt, du wiegst 'ne Tonne!" ächzte Draco.
"Ist mir egal, so haust du wenigstens nicht wieder ab." erklärte Harry und sein Grinsen verschwand. "Könntest du mir jetzt bitte mal erklären, warum du dich heute so aufführst? Oder was ich dir getan hab? Ich mein', gut, wir waren uns nicht immer grün, aber ich dachte irgendwie..."
"Dachtest du?" zischte Draco. "Dachtest du was? Dass sich irgendwas geändert hat?"
"Hat's das nicht?" fragte Harry leise.
"Doch, und wie." kam die bittere Antwort. "Aber bei dir nicht."
"Wie, bei mir nicht?" machte Harry erstaunt.
"Sieh's mal von der psychologischen Seite." sagte Draco. "Da bist du, der Goldjunge von Gryffindor, der abhaut und den in seinen Augen größten Kotzbrocken als Klotz am Bein hinter sich herschleift, weil er keine andere Wahl hat. Der Goldjunge erträgt das ganze genervt aber geduldig und wartet nur auf den Moment, hinter die Verteidigung des Kotzbrocken zu sehen, um ihn dann fertig zu machen."
"Steigerst du dich da nicht in was rein?" fragte Harry verwirrt, doch der Junge unter ihm war noch nicht fertig.
"Und dann hast du's geschafft, du nutzt meine Schwäche aus und... naja, jetzt hast du's geschafft, Potter, du elender Blödmann!" schmiss Draco ihm entgegen, eingepackt in einen zornflammenden, verzweifelten Blick, und plötzlich verstand Harry.
Da waren er. Und dann Draco.
Jahrelange Feinde. Bis auf's Messer sozusagen.
Ebenbürtig. Jeder des anderen Gegenpart.
Und dann, eines schönen Tages dreht sich ihre Welt um. Klein aber unmerklich beginnt ihre Feindschaft zu bröckeln, die Welt sich zu verändern. Sie merken es, wissen es, verdrängen es.
Akzeptieren nur langsam.
Aber jeder von ihnen wurde anders damit fertig.
Er selbst, Harry, hatte erst spät gemerkt, dass er Draco mochte. Und Draco seinerseits... er hatte es gewußt, vielleicht sogar akzeptiert, aber er hatte nicht gewußt, wie sich... wie sich der Ernstfall anfühlen würde. Oder nicht wissen wollen. Da war diese harte Schale aus Stolz und Sarkasmus gewesen, die Harry immer wie Reife erschienen war. Vermutlich war sie das sogar. Aber zugleich auch ein Schutzschild. Ein Schutzschild gegen Emotionen.
Gegen die Nähe.
Und gestern Nacht war Dracos Schutzhülle zerbrochen, unmerklich für ihn selbst. Lautlos. Nur noch ein Dutzend anderer Gefühle und diese verführerisch grüne Ruhe in ihm selbst. Und Harry hatte Zugang zu dieser Seite gehabt, dem Draco hinter seinem Schild, seiner Wand aus Worten, Beleidigungen und Stolz.
"Aber wieso..." fragte Harry. "Wenn dich das so mitnimmt... du hättest mich nur zur Seite schieben müssen." Oh Gott, das klang einfach nur dämlich.
"Ich konnte nicht..." Draco sah zur Seite.
"Komm schon, ich weiß, du warst krank, aber mich zur Seite schieben sollte so ein großes Problem nich sein, oder?" witzelte Harry, völlig unangebracht, das fand er selbst.
"Ich konnte nicht!" schnappte Draco. "Wann kapierst du das endlich?"
"Aber wenn... warum...?" Harry verstand gar nichts mehr und Draco verdrehte die Augen.
"Hör endlich auch, mich zu verarschen, Potter!" fauchte er böse.
"Nein, hör du auf, mich zu veraschen!!" fauchte Harry zurück, dem langsam die Geduld ausging, und drückte Dracos Körper an den Schultern mit einem kräftigen Ruck tiefer in den Sand.
"Ich verstehe immer noch nicht, was los ist! Du wirst es mir jetzt in höchstens vier Sätzen sagen, oder ich vergesse mich!!"
Erschrockene Augen sahen ihn an.
Für ein paar bedeutungsvolle Sekunden herrschte zorniges Schweigen, lieferten sich die beiden Jungen ein Duell mit Blicken, wie sie es schon so oft getan hatten, Jahrelang. Sie waren geübt. Doch diesmal ging es nicht um kindische Fehden oder Ideale...
Schließlich schloss sich der sturmgraue Blick ergeben und Draco atmete tief durch.
"Okay..." sagte er heiser. "Aber nur ein Mal, ich wiederhole mich nicht gern."
Harry nickte knapp. "Schieß los."
"Also... wenn du's wirklich wissen willst... ich hasse dich nicht Potter. Das hab ich schon vor einer ganzen Weile begraben. Aber ich kann nicht annehmen, dass es sich bei dir genauso verhält. Ich bin mir immernoch ziemlich sicher, dass an deiner Abneigung mir gegenüber nicht wirklich eine Änderung eingetreten ist. Ich könnte es dir nicht mal übelnehmen. Immerhin wollte ich dich mal umbringen."
"Das hattest du schon."
"Unterbrich mich nicht..." Dracos Stimme brach. "Es fällt mir schon schwer genug..."
Harry schwieg.
"Ich..." fuhr Draco leise fort. "Weiß nicht... letzte Nacht war... ich wollte dich küssen, Potter!" brachte er hervor. "Ich wollte, dass du mich küsst, verdammt mich meintewegen! Aber im nächsten Moment wurde mir klar, warum ich einen Fehler gemacht habe! Du hast nicht aufgehört, mich zu hassen! Seit ich zu dir gestoßen bin, wolltest du mich am liebsten loswerden, verständlicherweise. Und da du mir so nicht beikommen kannst... hast du dich eben letzte Nacht anders gerächt!"
"Ich mich gerächt?" keuchte Harry überrascht. Das überstieg doch wirklich alles.
"Das war mein erster Kuss!" platzte es aus Draco heraus. "Mein erster..." Seine grauen Augen füllten sich mit Tränen. "Und das tut weh. Ihn ausgerechnet dir zu geben! Man soll niemanden küssen, der einen hasst! Ich bin ein echter Idiot, dass ich - dich- ... ich irgendwas... dich - mag... du Arsch! Bist du jetzt zufrieden?"
"Ich... versteh ich dich richtig? Du meinst... dass ich mich *gerächt* habe, indem ich dich geküsst habe?" krächzte Harry ungläubig. "Weil ich dich hasse, will ich mich an dir rächen, und weil ich mich rächen will, küsse ich dich? Ist das nicht ein bißchen weit hergeholt?"
"Nein!" presste Draco hervor. "Du hast die einzige Chance mich zu besiegen gesehen und genutzt. Das finde ich überhaupt nicht weit hergeholt."
"Doch, das *ist* weit hergeholt!" Harry krabbelte von Draco herunter. "Du steigerst dich da in was rein, Draco. Ich meine, hab ich dir gesagt, dass ich dich hasse? In letzter Zeit?"
Draco blieb liegen, wo er lag und schaute weg. "Du hast mir nie gesagt, dass nicht..." Er klang bitter. "Und es ist ja eigentlich auch nur ne logische Sache. Potter hasst Malfoy. Ist schon immer so gewesen."
"Normalerweise war's auch immer so, dass Malfoy Potter hasst, oder nicht?" gab Harry zu bedenken. "Hast du mir nicht gerade gesagt, dass du es nicht tust?"
"Ja." sagte Draco heftig, setzte sich auf und wischte sich den Sand vom Mantel. "Reit' noch drauf rum."
"Aber... findest du nicht, es ist etwas voreilig, gleich anzunehmen, dass ich dir unbedingt weh tun will?" fragte Harry. "Ist das nicht eine etwas veraltete Sicht der Dinge?"
"Ich weiß nicht..." murmelte Draco. Es sah seltsam aus, wie er da im Sand vor der zerwühlten Düne hockte. In einem zu großen Mantel, zerwühltem Haar und diesem melancholischen Glanz in den Augen. Kaum mehr wie sein altes Selbst in Hogwarts, der alltägliche Draco; da saß zwar immernoch dieselbe Person... aber sie benahm sich ganz anders, sprach anders. Und unwillkürlich fragte sich Harry, welche von beiden Seiten nun echter war.
"Tust du's denn?" Seine Augen waren fast blau, als Draco sie auf Harry richtete, ein schwimmender Blick gefüllt mit ängstlicher Erwartung und Mißtrauen gleichermaßen. "Mich hassen?"
"...nein..." sagte Harry leise.
Wieder schwiegen sie. Aber es war ihr Schweigen. Die vertraute Sorte. Nichts war zu hören hier in der Einsamkeit der Dünen, bis auf den Wind, den Strandhafer, das Rauschen der Wellen auf der anderen Seite und der Gesang von Elisas Piratenschiff, der verwischt herüberwehte. Möwengekreische ab und an.
"Verzeih..." sagte Draco irgendwann. So leise, dass es vom Wind beinahe davongetragen wurde.
Harry beugte sich zu dem blassen Jungen hinüber.
"Ich krieg's doch auch nicht..." murmelte er. "Ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet du... ist halt so. Ich hasse dich nicht, Draco... gewöhn dich besser dran."
Diesmal war es anders als letzte nacht.
Keine Überraschung diesmal. Keine fremde Kraft, Nähe zwar, aber keine unkontrollierte.
Es fühlte sich immernoch seltsam an, seine Lippen auf den eigenen zu spüren, zögernd immernoch. Vorsichtig. Es war zu unbekannt, zu unsicher, und die bange Frage nach Vertrauen hing zwischen ihnen in der Luft. Sie wußten beide nicht, was als nächstes kommen würde... momentan war das auch nicht so wichtig.
...momentan war nichts wichtig...
(*****Pft. Typisch. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Das gab's doch auch schon tausend Mal, oder? Also nochmal zum mitschreiben, wenn's zu occ ist (und das ist es vermutlich jetzt entgültig, ha!) ignoriert es einfach, lehnt euch zurück und genießt die weitere Show. Es wird wohl sehr böse. Kotztüten befinden sich unter den Sitzen. ^^ Dank an all euch Folks, die ihr mich in Reviws und konstruktiver Kritik ertränkt. ^^ Grüße an meinen lieben Käse, ich hab deine Telefonnummer in Ko verschlampt, und schäme mich in Grund und Boden. u,u Und die liebe Kana, die mich immer wieder aufbaut. suki da ^.^ Wie geht es demnächst weiter? Tja, abwarten und Fußnägel kauen würd ich sagen. :P Liebe Grüße, der dude.*****)
