@ Terra: Freut mich, dass dus trotzdem weiterverfolgen willst.
@ Ivy: Immer diese Hektik ;) Aber ich gebe mein Bestes, obwohl mir die Entscheidung doch immer recht schwer fällt, bezüglich "Welche Geschichte schreibe ich weiter?"
@ Novala: Ich hab die Kurve gekriegt? Das freut mich zu hören. Tja... das erste Kapitel... sozusagen die "Probe" ;)
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Kapitel 3: Vaterfreuden
Es war ein schöner Winternachmittag. Rosie saß am Kamin und strickte an einem Jäckchen für Elanor, die zufrieden auf dem Boden saß und mit einem ihrer Stofftiere spielte, die Frodo den Kindern geschenkt hatte. Sam saß in einem Sessel, rauchte an einer Pfeife und beobachtete seine Tochter lächelnd. Frodo stand am Fenster, neben einem Stuhl, den er dorthin gestellt hatte, da Lily unbedingt den Schneeflocken zusehen wollte. Die Augen voller Verwunderung und Neugier, stand Lily auf dem Stuhl und beobachtete die tanzenden weißen Kristalle. Immer wieder bat sie ihren Vater, er möge doch mit ihr in den Garten gehen, aber Frodo meinte, es wäre zu kalt. Lily war betrübt, wollte aber nicht aufgeben, und sah ihn so lange mit großen, bittenden Augen und einem Schmollmund an, bis Frodo schließlich versicherte, mit ihr nach draußen zu gehen, sobald es aufhören würde zu schneien. Ihre Freude war groß und sie fiel ihm mit einem siegreichen Grinsen um den Hals.
Seufzend kehrte
Frodo schließlich zu Sam und Rosie an den Kamin zurück, ließ
sich in einen Sessel fallen und stopfte seine Pfeife.
"Ein Sturkopf",
meinte Sam lächelnd.
Frodo nickte.
"Außerdem weiß
sie genau, wie sie ihren Vater um den Finger wickeln kann", schaltete sich
Rosie ein.
Frodo sah sie mit dem selben Blick an, den Rosie auch schon bei
Lily bemerkt hatte, wenn sie sie dabei erwischte, wie sie unerlaubt Kekse stibitzte.
Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
Frodo paffte an seiner Pfeife.
"Was sollte ich denn machen?"
Sam hob Elanor hoch, die zu ihm gekrochen
war.
"Du machst das schon richtig, Herr Frodo", versicherte er.
Frodo lächelte ihm dankend zu. Er seufzte und richtete seinen Blick auf die
flackernden Flammen im Kamin. Er fragte sich, was Asphodel wohl dazu sagen würde,
könnte sie nun bei ihm sein. Oft hatte er darüber nachgedacht, wie sein
Leben wohl verlaufen wäre, hätte sie Lilys Geburt überlebt. Ob
sie geheiratet und gemeinsam in Bag End gelebt hätten? Seine Entscheidung,
die Ringträger nicht zu begleiten wäre dann wohl eine andere gewesen.
Inzwischen war er froh, dass er sich vor über zwei Monaten dazu entschlossen
hatte, hier zu bleiben. Vieles war seither geschehen und er genoss jeden Augenblick,
den er mit seinem Kind verbringen konnte.
Ein Lächeln huschte über
seine Lippen, als seine Augen nach seiner Tochter suchten.
"Wo ist
Lily?", fragte er verdutzt, als er sie nicht im Zimmer entdecken konnte.
Sam sah überrascht auf, blickte zu dem Stofftier, mit dem Elanor gespielt
hatte, ehe Frodo und Lily sich zu ihnen gesellten.
Frodo erhob sich und rief
nach seiner Tochter. Niemand antwortete. Sofort wollte er nach ihr suchen. Auch
Sam sprang auf, wollte ihn unterstützen, doch Frodo meinte, sie würde
vermutlich in ihrem Zimmer sein und es gäbe kein Grund, sich Sorgen zu machen.
Sam nickte und setzte sich wieder in seinen Sessel, während Frodo aus dem
Wohnzimmer ging und den Gang entlang zu Lilys Zimmer lief. Doch auch da war sie
nicht. Frodo rief erneut ihren Namen und auch dieses Mal erhielt er keine Antwort.
Allmählich wurde er unruhig. Sie würde doch nicht etwa hinausgegangen
sein? Von einer plötzlichen Angst erfasst, eilte er den Gang zurück,
als ein vergnügtes Quieken an sein Ohr drang. Abrupt blieb er stehen, horchte.
Nichts war zu hören, außer der leisen Unterhaltung von Rosie und Sam
im Wohnzimmer.
Doch was war das? Ein Rumpeln, ein erfreutes Kichern.
Frodo ging den Gang zurück.
"Lily", rief er noch einmal.
"Papa!",
antwortete Lily erfreut. Das war eines der wenigen Worte, die sie inzwischen mühelos
beherrschte.
Erleichtert und zugleich Böses ahnend, öffnete Frodo
die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Lily saß mit einem breiten Grinsen
auf dem Boden und bedeutete ihrem Vater stolz, sich im Zimmer umzusehen.
Frodos Mund klappte auf. Er taumelte einen Augenblick, als er das Durcheinander,
das Lily angerichtet hatte, betrachtete.
Schriftrollen, Papiere, Landkarten,
Bücher, Federn, Tintenfässer und Briefe lagen wild verstreut auf dem
Fußboden. Lily selbst saß unter seinem Schreibtisch, die Wangen voller
schwarzer Tinte, und grinste ihn erfreut an. Sie schien etwas überrascht,
als sie den entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters bemerkte und legte
den Kopf schief, betrachtete ihn fragend.
"O, Lily!", stöhnte
Frodo, der in der Tür lehnte, die Stirn in Falten gelegt.
Lily war sich
plötzlich nicht mehr so sicher, ob sie ihrem Vater damit wirklich eine Freude
gemacht hatte. Noch immer sah sie ihn verwundert an, sprang aber schließlich
auf und rannte auf ihn zu. Ehe Frodo die Tinte an ihren Fingern bemerkte und sie
davon abhalten konnte, bekam er einen wunderschönen Abdruck auf sein Hemd
gepatscht.
Er griff nach ihren Armen und hob sie hoch.
"Was hast
du nur wieder angestellt", seufzte er, als er sie ins Badezimmer trug, um
ihr Hände und Wangen wieder sauber zu schrubben.
Lily sah ihn mit unschuldigen
Augen an.
Während Frodo sich mit einer Bürste daran machte, den
hartnäckigen Schmutz von den kleinen Händen zu lösen, erklärte
er ihr des Langen und Breiten, weshalb es verboten war in sein Arbeitszimmer zu
gehen, wie wichtig die Papiere waren die dort lagen und wie viel Arbeit es machen
würde, ihr ganzes Durcheinander wieder in Ordnung zu bringen.
Lily hatte
den Kopf gesenkt, warf ihm nur noch gelegentlich schuldbewusste Blicke zu.
"Wo
hast du sie gefunden?", wollte Sam wissen, als Frodo mit ihr ins Wohnzimmer
zurückkam.
Lily setzte sich sogleich auf den Boden und spielte mit Elanor.
"In meinem Arbeitszimmer", entgegnete Frodo und ließ sich mit
einem gequälten Ausdruck wieder in seinen Sessel fallen. Sam konnte erahnen,
was Lily angestellt hatte und als er den schwarzen Handabdruck auf Frodos Hemd
erblickte, war er sich sicher, dass die angerichtete Unordnung bestimmt eine lange
Zeit des Aufräumens erfordern würde.
"Ich werde dir helfen,
wieder die gewohnte Ordnung herzustellen", versicherte er, ließ aber
anmerken, dass sie damit besser warten sollten, bis die Kinder schliefen.
Frodo nickte nur müde. Wenn er daran dachte, die ganze Unordnung wieder aufzuräumen,
wurde ihm übel. Er konnte sich nicht erinnern, dass das Arbeitszimmer jemals
in einer solch üblen Verfassung war. Er nahm sich fest vor, in Zukunft besser
darauf zu achten, wohin Lily verschwand.
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Früh am nächsten
Morgen war Frodo aufgestanden um sich des Durcheinanders in seinem Arbeitszimmer
anzunehmen, da er am Abend davor zu müde dafür gewesen war. Er kam besser
voran, als er geglaubt hatte, obschon viele seiner Papiere und Schriften zerknittert
oder zerrissen worden waren. Er seufzte und schüttelte den Kopf.
"Immerhin
hat sie das Buch nicht in die Hände bekommen", sagte er sich und strich
mit der Hand über den roten, ledernen Einband eines Buches, das noch immer
an seinem Platz auf dem Schreibtisch lag. Er hätte seine Eintragungen schon
lange beenden können, wäre da nicht Lily. Ihretwegen hatte er tagsüber
keine Zeit dafür und auch die Nächte nutzte er nur selten, um zu schreiben.
Ein
leises Quietschen ließ ihn aufblicken. Als hätte sie seine Gedanken
gehört, stand Lily in der Tür und lugte verschlafen, aber mit neugierigen
Augen zu ihm herein. Frodo lächelte und wünschte ihr einen guten Morgen.
Auch Lilys Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, als sie zu ihrem Vater
schlurfte und sich in die Arme nehmen ließ. Etwas verwundert sah sie sich
im aufgeräumten Zimmer um. Frodo wuschelte ihr durch die Haare.
"Das
war ganz schön viel Arbeit."
Lily errötete, versteckte das
Gesicht in seinem Hemd und schielte dann mit unschuldigen Augen zu ihm hinauf.
Frodo schüttelte den Kopf. Er konnte ihr einfach nicht böse sein. Erneut
ließ er seine Finger durch die dunklen Locken seiner Tochter gleiten, ehe
sie in die Küche gingen, um das Frühstück vorzubereiten.
Erst
jetzt bemerkte Lily, dass es aufgehört hatte zu schneien und sprang mit einem
erfreuten Quieken zu ihrem Vater, der gerade das Geschirr aus den Schränken
holte. Sie wollte sofort nach draußen gehen, doch Frodo vertröstete
sie auf den späteren Vormittag. Lily passte das gar nicht. Sie zog einen
Schmollmund, setzte sich missmutig und mit verschränkten Armen an den Tisch.
Als Frodo dann jedoch meinte, dass er mit einem beleidigten Kind überhaupt
nicht nach draußen gehen wolle, änderte sich ihre Einstellung schlagartig.
Sofort sprang sie auf und half ihrem Vater wo sie nur konnte, sodass ein reichhaltiges
Frühstück auf dem Tisch stand, als Sam und Rosie, mit Elanor auf dem
Arm, in die Küche kamen.
Als sie gegessen hatten, machten sich Frodo und Sam daran, ihre Töchter warm einzupacken, während Rosie sich um den Abwasch kümmerte. Nach einem Zeitraum, der Lily wie eine Ewigkeit vorkam und sie immer aufgeregter werden ließ, gingen sie endlich nach draußen.
Erst war Lily etwas unsicher, hielt Frodo bei der Hand und tapste zaghaft über den ungewohnten, kalten Untergrund. Auch Elanor war die weiße Pracht gar nicht geheuer. Sie schrie aus Leibeskräften und beruhigte sich erst wieder, nachdem Rosie ihr einige Male versicherte, dass sie nicht in den Schnee müsse.
Lily
verlor ihre anfängliche Unsicherheit schnell und sprang ihnen voraus. Frodos
Worten, sie solle vorsichtig sein, schenkte sie wenig Beachtung und so dauerte
es nicht lange, bis sie ausrutschte und der Länge nach zu Boden fiel.
Tränen ließen nicht lange auf sich warten und sie weinte herzzerreißend,
als Frodo sie hochhob.
"Ich habe dir gesagt, du sollst aufpassen. Hier
auf dem Bühl kann es im Winter sehr glatt sein", ließ Frodo sie
wissen, doch Lily weinte nur noch mehr.
"Kein Schnee", brachte
sie schließlich zwischen vielen Schluchzern hervor und Frodo blieb nichts
anderes übrig, als sie zu tragen, wenn er nicht wollte, dass sie erneut zu
weinen begann.
So wurde es nur ein kurzer, aber anstrengender Spaziergang und sowohl die Kinder, als auch die Eltern hatten erst einmal genug von Spaziergängen im Schnee.
~tbc~
