Auch hier geht es endlich mal weiter! Dieses Kapitel widme ich besonders Ivy_Burrows und Ethelien, die mich schon lange baten, doch auch einmal etwas romantisches zu schreiben. Ich habe es versucht, und das kam dabei raus. Ich hoffe es gefällt euch!!
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Kapitel 7: Asphodel
"Wie lange werden wir in Bockland bleiben?",
wollte Lily wissen.
Frodo zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht.
Vielleicht eine Woche oder länger."
"Wird Onkel Pippin auch
da sein?"
"Ganz bestimmt."
Lily kniete auf ihrem Bett und beobachtete Frodo, der von einer Ecke in die nächste lief, sich dann wieder auf das Bett setzte, nur um kurz darauf wieder aufzustehen, weil er etwas vergessen hatte. Morgen früh wollten sie ihre Reise nach Bockland beginnen und er hatte Lilys Sachen noch immer nicht zusammen gepackt.
"Warum
heiraten Onkel Merry und Estella?", fragte Lily nachdenklich.
Frodo lächelte.
"Weil sie sich lieben, Kleines."
Lily antwortete nicht. Als Frodo
aufsah, bemerkte er, dass ihr Ausdruck noch nachdenklicher geworden war. Er wollte
gerade fragen, ob alles in Ordnung sei, als sie plötzlich den Kopf hob und
ihm geradewegs in die Augen blickte.
"Hast du meine Mama auch geliebt?"
Frodo
sah sie überrascht an. "Natürlich habe ich das. Wie"
Doch
weiter kam er nicht. Lilys Augen hielten ihn fest. Ein beinahe verzweifelter Ausdruck
lag in ihnen. Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
"Und
warum hast du sie dann nicht geheiratet?"
Frodo war für einen
Augenblick wie erstarrt. Er hätte wissen müssen, dass diese Frage kommen
würde und doch war er nicht darauf gefasst gewesen. Und dieser Ausdruck,
der Ausdruck in Lilys Augen, erschreckte ihn. Nie zuvor hatte sie ihn so angesehen.
Er kannte ihn nicht, wusste nicht, wie er ihn deuten sollte.
Seine Hände
hatten aufgehört Kleider in den Rucksack zu packen.
Seine Gedanken wanderten zurück zu Asphodel. Wie oft hatte er sie beobachtet und sich gewünscht, er hätte den Mut gehabt um ihre Hand anzuhalten. Doch nie hatte er es getan. Hatte er vielleicht gefürchtet, sie würde nein sagen? Doch dann, an jenem Abend im August
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"Frodo?"
Überrascht
wandte er sich um.
"Asphodel."
Schnell legte er seine Pfeife weg,
obwohl er eben noch damit beschäftigt gewesen war, sie zu stopfen. Sie lächelte.
"Kann
ich mich zu dir setzen?"
"Aber natürlich."
Er rutschte
zur Seite. Verträumt beobachtet er, wie sie sich lächelnd neben ihm
auf die Bank niederließ. Die letzten Sonnenstrahlen ließen ihr Haar
in einem rötlichen Goldton schimmern.
Sie bemerkte seine Blicke und hob
den Kopf. Frodo schnappte nach Luft. Ihre Augen blickten direkt in die seinen.
Braune Augen, dunkel wie die Nacht und doch lag der Glanz von tausenden von Sternen
in ihnen. Er war gefangen, gefangen in ihrem Blick.
Sie errötete. Erschrocken
wandte Frodo den Blick ab, räusperte sich.
"Was verschafft mir die
Ehre deiner Gesellschaft?", fragte er und hob vorsichtig den Kopf, um sicher
zu gehen, nicht noch einmal in diesen Augen zu versinken. Diese wunderschönen
Augen.
Asphodel kicherte, als ihr auffiel welche Wirkung sie auf
ihn hatte. Frodo sah sie verwundert an und plötzlich bemerkte er, dass Traurigkeit
in ihrem Blick lag.
"Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt und
griff nach ihrer Hand.
Lange sah sie ihn an, und wieder hatte Frodo Mühe,
sich nicht in ihren Augen zu verlieren.
"Ich mache mir Sorgen", sagte
sie schließlich.
Etwas in ihrem Tonfall ließ ihn unruhig werden.
Er spürte wie ihre Hand zitterte und drückte sie fester. Sie hatte den
Kopf gesenkt.
"Worüber sorgst du dich?", fragte er, ohne sie
zu einer Antwort drängen zu wollen.
Sie antwortete nicht. Zögernd hob Frodo ihr Kinn, sodass sie gezwungen war ihn anzusehen. Nun war es an ihr, in seinen Augen zu versinken. Sie waren voller Sorge und Furcht. Wovor hatte er Angst?
"Asphodel?", sagte er mit sanfter Stimme.
Verzweifelt
stellte er fest, dass Tränen in ihren Augen glitzerten.
Ehe er wusste,
wie ihm geschah, hatte sie ihre Arme um seinen Hals geschlungen. Frodo hielt sie
fest, versuchte sie zu trösten.
"Ich sorge mich um dich", flüsterte
sie schließlich schluchzend in sein Ohr.
Frodo verkrampfte sich. Er griff nach ihren Schultern und drückte sie sanft, aber bestimmt von sich weg. Entgeistert sah er in ihre Augen, als hoffe er dort eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage zu erhalten. Sie lächelte gequält und nickte.
"Du willst gehen, nicht wahr?", sagte sie mit
noch immer gesenkter Stimme.
Er runzelte die Stirn. Die Hände, die noch
immer ihre Schultern hielten, begannen zu zittern.
"Ich habe also recht",
sagte sie knapp.
Seine Reaktion war ihr Antwort genug. Sie schluckte.
"Woher?",
stammelte Frodo.
Erneut huschte ein gequältes Lächeln über ihre
Lippen. Ihre Finger spielten nervös mit einer Strähne ihrer rostbraunen
Locken, die ihr über die Schultern gefallen waren.
"Denkst du denn,
ich hätte gar nichts bemerkt?"
Frodos Ausdruck wurde noch verwunderter.
Die Furcht, die sie zuvor in seinen Augen gesehen hatte, schien mit jedem ihrer
Worte zuzunehmen. Sie schüttelte den Kopf und griff nach einer seiner Hände,
hielt sie fest umschlossen.
"Keine Sorge, du musst mir nicht sagen, wohin
du gehst, oder wie lange du weg sein wirst. Ich werde es auch niemandem verraten."
Er
unterdrückte ein erleichtertes Seufzen.
"Woher?", fragte er
erneut, noch immer unfähig etwas anders zu sagen.
Ein warmes
und doch trauriges Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Du selbst hast
es mir gesagt, Frodo", meinte sie und sah tief in seine Augen.
Einen Augenblick
schwieg sie, als müsse sie erst den Mut aufbringen ihre Gedanken in Worte
zu fassen.
"Bei jedem deiner Besuche finde ich dich immer in meiner Nähe.
Ich hatte immer geglaubt, du würdest etwas für mich empfinden, würdest
vielleicht sogar um meine Hand anhalten. Ich hatte immer gehofft, dass du mich
fragen würdest, doch du hast es nicht getan. Und jetzt, ", sie
holte tief Luft, "seit du hier bist, habe ich das Gefühl du gehst mir
aus dem Weg."
Frodo wollte etwas erwidern, doch sie brachte ihn mit einem
Kopfschütteln zum Schweigen. Erneut wurde sie rot, als sie mit leiser Stimme
weiter sprach. "Ich hatte erst geglaubt, du hättest jemanden gefunden,
doch von Pippin weiß ich, dass dem nicht so ist. Deshalb deshalb glaube
ich, dass du gehst."
Während sie sprach wurde ihr auch plötzlich
die Angst in seinen Augen klar. "Und du fürchtest dich davor, Lebewohl
zu sagen und weichst mir deshalb aus."
Frodo schluckte, fand
jedoch keine Worte. Statt dessen nahm er sie in seine Arme und drückte sie
fest an sich.
"Kannst du nicht hier bleiben?", fragte sie, und Frodo
wusste, dass sie weinte.
"Ich würde es tun", erwiderte er traurig,
"Ich würde hier bleiben und dich heiraten, wenn das wirklich dein Wunsch
ist, doch
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"Ich konnte nicht",
murmelte Frodo kaum hörbar. "Wenn ich gewusst hätte, was auf mich
zukommt"
Unwillkürlich wanderte seine rechte Hand zum Edelstein,
der unter seinem Hemd verborgen lag. Ein kalter Schauer lief ihm über den
Rücken.
"Papa?"
Lily griff nach seiner Hand, hielt sie davon
ab, den Stein zu umklammern.
Erschrocken sah Frodo sie an. Lilys Augen waren
noch immer erwartungsvoll auf ihn gerichtet. Er versuchte zu lächeln und
schüttelte die dunklen Bilder ab, die sich zuletzt in seine Gedanken geschlichen
hatten.
Frodo legte einen Arm um seine Tochter. Lily rutschte etwas näher
an ihn heran, sodass sie den Kopf an seine Brust lehnen konnte.
"Ich wollte
sie heiraten", sagte Frodo schließlich, "doch ich musste weg.
Ich hatte gehofft, wir können heiraten, wenn ich wieder komme..."
"
aber da war sie schon tot?", beendete Lily seinen Satz traurig.
Frodo
nickte und drückte sie an sich.
Lily schwieg. Sie versuchte sich alles in Erinnerung zu rufen, was man ihr über ihre Mutter gesagt hatte. Traurig stellte sie fest, dass sie kaum etwas über sie wusste. Dennoch fragte sie sich, wie es wohl wäre, würde ihre Mutter noch leben. Was wäre dann wohl alles anders?
"War sie hübsch?", wollte sie wissen.
Frodo
sah sie lächelnd an. Seine Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an.
"Das
war sie."
Mehr sagte er nicht und Lily frage sich, ob er jemals weiter
sprechen würde. Erwartungsvoll hob sie denn Kopf.
"Sie war das schönste
Mädchen, das ich jemals gesehen habe. Ihre Haare schimmerten in der Sommersonne.
Lange Strähnen, die ihr ins Gesicht fielen, wenn sie sie nicht zusammengebunden
hatte. Ihr Lächeln war wie der erste Sonnenaufgang im Frühling nach
einem langen Winter. Ihre Augen waren dunkel wie die Nacht, erleuchtet vom Glanz
der Sterne."
Frodo sah ihr in die Augen und sein verträumtes Grinsen
wurde noch breiter.
"Deine Augen", flüsterte er, strich ihr
eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste ihre Stirn.
Lily kicherte
und schmiegte sich an ihn. Eine Zeit lang herrschte Schweigen.
"Ich wünschte
ich hätte sie gesehen", seufzte sie betrübt.
"Ich auch,
Kleines. Ich auch."
Wieder erfüllte Schweigen den Raum. Vater und Tochter dachten stumm an Asphodel. Ein Hobbitmädchen, das beiden wichtig war und doch war sie für ihn nurmehr eine Erinnerung und für Lily nur eine Person, die sie aus Erzählungen kannte. Dennoch hatte sie ein genaues Bild von ihrer Mutter. Sie wusste nicht, ob sie wirklich so ausgesehen hatte und doch wollte sie sich dieses Bild von niemandem nehmen lassen und hoffte, dass sie eines Tages auch die letzten verschwommenen Stellen mit Farbe übermalen konnte.
Frodo holte tief Luft. "Und nun, lass uns zu Ende packen."
Lily
nickte und richtete sich auf. Frodo griff nach dem Rucksack, der noch immer auf
seinem Schoß lag und packte die letzten Kleider ein.
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Es
war Abend geworden im Auenland. Ein frischer Wind wehte um den Bühl. Rosarote
und weiße Blüten wurden von den Bäumen geweht und vom Wind davon
getragen. Frodo fing eine Blüte mit den Fingern auf, als er sich auf die
Bank vor seiner Höhle setzte. Es duftete nach Frühling.
Ihr
Lächeln war wie der erste Sonnenaufgang im Frühling nach einem langen
Winter.'
"Asphodel", flüsterte er leise und schloss die
Augen, lauschte dem ruhigen Rauschen des Windes, der ihm ins Gesicht blies.
Das Gespräch mit Lily hatte ihn wieder an jenen längstvergangenen Abend erinnert. Ihre Worte, ihr Gesicht, ihre Augen. Er hatte sie geliebt, liebte sie noch und an Tagen wie diesem vermisste er sie besonders stark.
Er öffnete die Augen und erblickte den ersten Stern am Himmel. Der Abendstern, ein leuchtendes Funkeln am nächtlichen Firmament.
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"Kannst du nicht
hier bleiben?", fragte sie, und Frodo wusste, dass sie weinte.
"Ich
würde es tun", erwiderte er traurig, "Ich würde hier bleiben
und dich heiraten, wenn das wirklich dein Wunsch ist, doch ich kann nicht."
Sie
nickte traurig.
Frodo sah ihr in die Augen, strich ihr zärtlich eine Strähne
ihres Haares aus der Stirn.
"Ich weiß nicht, wohin ich gehe, wie
lange ich weg sein werde, oder ob ich überhaupt jemals zurückkehre.
Ich wollte dich nicht mit einem gebrochenen Herzen hier zurücklassen, deshalb
habe ich geschwiegen."
Sie lachte, doch es war nicht aus Freude oder Glück.
"Ich
hätte besser auch geschwiegen", wisperte sie, "denn nun ist es
zu spät. Mein Herz ist gebrochen."
Frodo schüttelte den Kopf.
"Sag so etwas nicht. Noch bin ich hier und wenn ich gehe, so hoffe ich doch,
dass ich eines Tages wieder hier her zurückkomme."
"Du wirst
wieder kommen?"
Ihre Stimme war noch immer nur ein Flüstern, doch
keimte Hoffnung darin.
"Das hoffe ich."
Sie lächelte und
Glanz kehrte in ihre Augen zurück. Ein Glanz der Frodo zu fesseln schien.
Langsam beugte er sich nach vor und erst als sich ihre Augen schlossen, schloss
er auch die seinen, und küsste sie.
Sein Herz schlug ihm bis
zum Hals, als sich ihre Lippen voneinander lösten. Ein verlegenes Lächeln
huschte über ihr Gesicht. Noch immer wie verzaubert von ihren Augen, griff
er nach ihrer Hand.
"Ich sehe ein Versprechen in diesem Kuss, Frodo Baggins",
sagte sie mit einem verschmitzten Grinsen. "Ein Versprechen, dass du zu mir
zurückkehrst."
Frodos Augen blitzen auf. "Dann will ich das
Versprechen mit einem zweiten Kuss besiegeln."
Erneut zog er sie zu einem
innigen Kuss zu sich.
Sie kicherte. Frodo sah sie überrascht
an.
"Weshalb lachst du?"
Asphodel warf ihm einen verspielten Seitenblick
zu, versuchte sich das Kichern zu verkneifen, als sie den verwirrten Ausdruck
in seinen Augen sah.
"Es ist anders, als ich glaubte, dass es sein würde.
Du bist anders. Ich glaube es gibt einiges, dass du mir verheimlicht hast, Frodo
Baggins."
Frodo grinste schelmisch. "Meine liebe Asphodel Took, es
gibt sehr vieles, dass du nicht über mich weißt."
"Zu
viel, für eine zu kurze Zeit."
"Dann lass uns die Zeit nutzen,
die uns gegeben ist", meinte er und wollte sie erneut küssen, doch sie
sprang auf.
Lächelnd drehte sie sich zu ihm um. Ihre Haare wehten ihr
ins Gesicht, der Wind spielte mit ihrem Rock. Nur das Licht des Abendsterns erleuchtete
die Nacht, denn noch war der Mond nicht aufgegangen.
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Frodo
fröstelte. Ein sichelförmiger Mond war inzwischen am Firmament erschienen
und warf ein blasses Licht auf die Bank vor Bag End. Er sollte sich schlafen legen,
denn am nächsten Morgen wollten sie früh aufbrechen. Außerdem
musste er nach Lily sehen.
Er stand auf. Vorsichtig öffnete Frodo seine
Hand, die noch immer die Blüte umschlossen hielt. Einen Augenblick betrachtete
er die zarten Blütenblätter, als plötzlich ein Windstoß aufkam
und sie in die Nacht davon trug.
~tbc~
