@ Ivy: Ach ja... die lieben Kleinen und das ewige "sind wir endlich da?"... das wird sich wohl niemals änder! Bezüglich Lily und was sie in Bockland anstellt... viel Vergnügen ;)

@ Terra: Du vertrittst also bezüglich des 7. Kapitels die Gegenposition. Auf welche Seite ich mich "schlagen" werde, kann ich jetzt noch nicht sagen. So etwas überkommt mich immer erst beim Schreiben.

@ Eliza: Jaja... und du wartest nur darauf das Frodo schulterzuckend mit "Pirate" antwortet, nicht wahr ;) Im Augenblick geht es hier nicht sehr viel weiter. Ich komme zu einem Kapitel, dass einiges an Genauigkeit und Nachforschungen erfordert und dafür fehlt mir im Augenblick die Zeit. Du wirst also wohl oder übel mit den Schickslasjahren oder Dark Wells vorlieb nehmen müssen.

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Kapitel 9: Missgeschicke und andere Unglücke

Lily erwachte früh am nächsten Morgen. Etwas verwirrt setzte sie sich auf und blickte sich um. Sie war in einem kleinen Raum, ohne Fenster. Das Zimmer war spärlich eingerichtet, mit nur einem kleinen Tisch und einem Stuhl, einem Schrank und natürlich dem Bett in dem sie nun saß. Ihr Vater lag schlafend neben ihr. Sie betrachtet ihn einen Augenblick lächelnd, ehe das unbekannte Zimmer, in dem sie sich befand, erneut ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihr Blick fiel auf zwei Rucksäcke, die in einer Ecke standen und plötzlich fiel es ihr wieder ein: sie war endlich in Bockland!

Schnell hüpfte sie aus dem Bett. Sie musste sich sofort hier umsehen und sich alles wieder in Erinnerung rufen. Zwei Mal war sie bisher im Brandyschloss gewesen, doch hatte sie nie genug Zeit gehabt, sich alles genau anzusehen, da ihre Besuche in Bockland meist sehr kurz waren. Leise schlich sie zur Tür, denn sie wollte ihren Vater nicht aufwecken.

"Wohin gehst du?", fragte eine verschlafene Stimme.
Lily blieb abrupt stehen und wandte sich zu Frodo um. "Ich dachte du schläfst."
Frodo lächelte. "Glaub mir, Kleines, ich bemerke es, wenn du gehst, selbst wenn ich schlafe."
Sie runzelte die Stirn.
"Warum?", fragte sie schließlich, nach einer kurzen Pause, in der sie vergeblich versuchte eine Antwort darauf zu finden. Sie ging wieder zum Bett zurück und setzte sich auf die Bettkante.
Frodo richtete sich auf und strich ihr lächelnd durch die Haare. "Eltern spüren so etwas."
"Warum?", fragte Lily weiter.
"Damit sie trotzdem auf ihre Kinder Acht geben können", erklärte Frodo.

Sie dachte einen Augenblick über diese Aussage nach, zuckte aber schließlich mit den Schultern.
"Wenn du aufpassen musst", sagte sie und rutschte von der Bettkante, "dann solltest du jetzt aufstehen. Ich wollte mich hier nämlich gerade etwas umsehen."
Frodo nickte und stand auf. "Aber erst sollten wir frühstücken."

Mit diesem Vorschlag war Lily mehr als einverstanden und so führte ihr Weg sie zuerst in die Küche. Viele der Hochzeitsgäste waren bereits angekommen und saßen nun gemeinsam mit den anderen Bewohnern des Brandyschlosses am Tisch.
"Guten Morgen!", hallte es vielstimmig durch den Raum, als Frodo und Lily eintraten.
Lily sah sich mit einem erstaunten Lächeln um. Nie zuvor hatte sie so viele Hobbits um einen einzigen Frühstückstisch versammelt gesehen. Sie wollte sofort zu einem der letzten freien Stühle laufen, doch Frodo hielt sie auf und führte sie an einen anderen, kleineren Tisch, den sie zuvor gar nicht gesehen hatte.

Lily sprang sofort zu Elanor, die ihr erfreut mit verklebten Marmeladenfingern zuwinkte.
Als Frodo sich vergewissert hatte, dass seine Tochter alles hatte, was sie brauchte, ging auch er zum Frühstückstisch und setzte sich neben Sam, der ihm einen Platz freigehalten hatte.
Kurz wurden die neusten Neuigkeiten aus Bockland und Hobbingen ausgetauscht, doch die bevorstehende Hochzeit von Merry und Estella Bolger ließ alles andere unwichtig erscheinen.

Von den Gesprächen am Tisch der Erwachsenen bekamen die Kinder nichts mit. Sie lachten und hatten ihren Spaß während sie ein belegtes Brot nach dem anderen verspeisten. Lily und Elanor hatten in kurzer Zeit viele neue Bekanntschaften geschlossen. Vor allem mit Saradas Brandybuck verstanden sie sich gut. Er war sogar bereit, die beiden Mädchen herumzuführen nachdem sie gegessen hatten.
"Ich kenne jeden Winkel in dieser Höhle. Es gibt kein einziges Versteck, von dem ich nicht weiß", erklärte er stolz.

Frodo blickte überrascht auf, und rief nach seiner Tochter, als er diese in Begleitung von Elanor und eines fremden Jungen in Richtung Tür davon laufen sah. Lily wandte sich kurz um.
"Saradas will uns herumführen", erklärte sie knapp, ehe sie den beiden anderen hinter her eilte.
Etwas besorgt blickte Frodo den dreien nach, schüttelte dann aber den Kopf. Es gab keinen Grund sich Sorgen zu machen.
"Er wird schon auf die beiden aufpassen", hörte er eine Stimme sagen und blickte überrascht auf.

Drei Stühle von ihm entfernt saß ein Hobbit, den Frodo nicht gleich erkannte. Der Hobbit grinste.
"Merimas!", rief Frodo überrascht aus. "Dieses Grinsen ist unverkennbar."
Merimas lachte. "Ist es das?"
"Es hat sich nicht verändert, seit ich das letzte Mal den Nachmittag damit verbracht habe, auf einen jungen Hobbit Acht zu geben, vor dem wirklich nichts sicher war", ließ Frodo ihn lachend wissen.
Merimas hörte nicht auf zu grinsen, als er antwortete: "Das ist Jahre her. Inzwischen habe ich selbst einen kleinen Tunichtgut zu hüten. Saradas, der eben mit den beiden Mädchen verschwunden ist, ist mein Sohn."
Frodo sah ihn verwundert an. "Ich wusste gar nicht, dass du einen Sohn hast."
Merimas lachte. "Ich war auch lange nicht im Brandyschloss, und ich nehme an, du ebenfalls nicht. Ich lebte einige Zeit in Hagsend, bei meiner Frau Hilda. Aber vor zwei Jahren, Saradas war gerade sieben, entschieden wir uns, wieder ins Brandyschloss zurück zu kommen."
Frodo nickte und bot ihm den Stuhl neben sich an, der nun frei geworden war, da Berilac sich erhoben hatte. Es gab einiges zu erzählen.

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Unterdessen wurden Lily und Elanor von Saradas im ganzen Brandyschloss herumgeführt. Jeder Raum wurde untersucht und Saradas wusste zu jedem der Hobbits, die ihnen begegneten, und das waren nicht wenige, etwas zu sagen, auch wenn es nur ein "Er ist nur wegen der Hochzeit hier" war.
"Und nun kommen wir zum Höhepunkt unserer Führung", verkündete Saradas und blieb vor einer weiteren verschlossenen Tür stehen. "Das ist das Zimmer des Herrn von Bockland. Man darf es für gewöhnlich nicht betreten, aber ich denke, man sollte seinen Gästen kein Zimmer der eigenen Höhle vorenthalten."
Lily und Elanor tauschten einen erstaunten Blick, als Saradas vom Herrn von Bockland sprach.
"Wer ist der Herr von Bockland?", fragte Elanor nach einer kurzen Pause und auch Lily, die darauf ebenfalls keine Antwort wusste, blickte fragend zu ihrem neuen Freund.
Dieser zog verwundert eine Augenbraue hoch. "Das wisst ihr nicht? Er ist das Oberhaupt der Brandybucks und er kümmert sich darum, dass hier Ordnung herrscht. Wie er das macht, weiß ich nicht, aber irgendwie funktioniert es."
Die Mädchen waren zufrieden mit dieser Erklärung.

Saradas wandte sich um und hielt vorsichtig ein Ohr an die Tür.
"Was machst du da?", wollte Elanor wissen.
Saradas warf ihr einen kurzen Blick zu. "Ich lausche, ob Saradoc gerade bei der Arbeit ist. Ich sagte doch, dass man es für gewöhnlich nicht betreten darf."
"Ist er da?", flüsterte Lily und beugte sich zu ihm nach vor.
Saradas schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht."

Vorsichtig drückte er die Klinke hinunter und spähte durch einen schmalen Spalt. Der Raum war leer. Saradas atmete erleichtert auf und öffnete die Tür nun ganz.
"Ich präsentiere Saradocs Arbeitszimmer", verkündete er stolz.
Voller Staunen blicken Lily und Elanor in den Raum. Lily stellte sofort fest, dass dieses Arbeitszimmer noch größer war, als das ihres Vaters, welches eines der größten Zimmer in Bag End war.

Während Lily noch immer damit beschäftigt war, sich mit offenem Mund umzublicken, ging Saradas geradewegs auf den großen Schreibtisch zu und setzte sich in den Sessel. Er ordnete einen Stapel Papiere, der auf dem Schreibtisch lag und begann stockend zu lesen.
"Heiratsurkunde; Meriadoc Brandybuck und Estella Bolger;"
Lily trat neugierig an ihn heran und betrachtete das wichtige Dokument eingehend. Es sah sehr schön aus. Wenn Saradoc das geschrieben hatte, hatte er sich bestimmt sehr viel Mühe gegeben. Sie hätte selbst gerne gelesen, was darauf geschrieben stand, doch noch konnte sie nicht lesen, auch wenn ihr Vater ihr versprochen hatte, dass er mit ihr ab dem Sommer üben wollte.
Saradas legte die Papiere weg und sprang zu einer der Kommoden.
"Hier bewahrt er seine Pfeifen auf", erklärte er und öffnete die mittlere Schublade.
Lily hatte sich nun in den bequemen Sessel gesetzt und betrachtete ihn skeptisch. "Du kennst dich hier sehr gut aus, dafür, dass es verboten ist."
Saradas zuckte mit den Schultern. "Es ist leicht sich hereinzuschleichen, wenn man weiß wie."
"Wurdest du denn noch nie erwischt?"
Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht. "Nein."
Ungläubig zog sie eine Augenbraue hoch.
"Na gut, einmal", gestand er, doch als sie ihn weiterhin so ansah, fügte er noch hinzu, "vielleicht auch zwei oder drei Mal."

Lily war nicht ganz zufrieden damit, dass er sich, trotz dem er erwischt wurde, noch immer gerne im Arbeitszimmer herumschlich. Sie sagte jedoch nichts, lehnte sich stattdessen im Sessel zurück und griff erneut nach der Heiratsurkunde. Sie erinnerte sich an das Gespräch, das sie erst vor zwei Tagen mit ihrem Vater geführt hatte. Auch er und ihre Mutter wollten heiraten, auch wenn es nie dazu gekommen war. Ob sie auch ein solch schönes Stück Papier erhalten hätten? Sie lächelte. Noch nie war sie auf einer Hochzeit gewesen und fragte sich nun, was wohl alles passieren würde. Doch in einem war sie sich sicher: es würde bestimmt wunderschön werden, wenn schon alleine das Papier, auf dem stand, dass man heiratete, so schön aussah.

Saradas' Kopf tauchte plötzlich neben ihr auf. "Was ist so interessant?"
Lily sah ihn überrascht an. "Nichts."

"Was macht ihr beide hier drinnen?"
Die beiden Hobbits fuhren erschrocken zusammen. Lily fiel vor lauter Schreck die Heiratsurkunde aus den Händen. Allerdings landete sie nicht auf dem Tisch, sondern auf dem Boden. Saradas beugte sich sofort hinunter, doch Lily war in ihrem Schrecken blitzschnell aus dem Sessel gesprungen und landete mit ihren Füßen auf der Heiratsurkunde, gerade als Saradas diese aufheben wollte. Das Blatt zerriss.
Lily und Saradas blieben wie erstarrt stehen und blickten entgeistert auf das zerrissene Blatt Papier.

Saradoc, der Herr von Bockland, hatte gar nicht so schnell reagieren können, in so kurzer Zeit war all das passiert. Doch nun war er an die beiden Hobbits herangetreten und starrte nicht weniger entgeistert auf die zerrissene Heiratsurkunde, die er mit so viel Liebe und Mühe geschrieben hatte.
"Was habt ihr nur angerichtet", rief er aus und ehe die beiden Hobbits wussten, wie ihnen geschah, packte Saradoc jeden von ihnen am Ohr und führte sie so aus dem Zimmer hinaus.

Frodo saß gemeinsam mit Merry, Sam und Pippin, der gerade erst angekommen war, im Wohnzimmer. Alle vier pafften zufrieden an ihren Pfeifen. Merry war der Ansicht, er könne sich eine Pause von den ganzen Vorbereitungen gönnen, und diese verbrachte er nun mit seinen Freunden.
Merimas gesellte sich nach einiger Zeit zu ihnen und sie unterhielten sich angeregt.

"Merimas Brandybuck! Frodo Baggins!", rief Saradoc aufgebracht, als er das Wohnzimmer betrat.
Für einen Augenblick glaubte Frodo sich in seine Kindheit zurückversetzt. Saradocs Stimme hörte sich genau so an, wie damals, als er noch ein Kind war, etwas ausgefressen hatte und Saradoc dahinter gekommen war. Doch dann fiel sein Blick auf Lily, die verzweifelt versuchte, sich aus Saradocs unangenehmen Griff zu befreien.
"Du liebe Güte", seufzte er und erhob sich.
Merimas tat es ihm gleich.
Saradoc ließ die beiden Kinder los, die sogleich jammernd zu ihren Vätern liefen. Lily funkelte den Herrn von Bockland wütend an, während sie sich ihr schmerzendes Ohr rieb, doch ein kurzer Blick von Saradoc genügte, um das Kind so sehr zu erschrecken, dass sie sich hinter ihrem Vater verkroch.

"Ihr solltet besser auf eure Kinder Acht geben", schimpfte Saradoc. "Ich habe sie in meinem Arbeitszimmer gefunden, wo sie in meinem Sessel saßen und mit den Papieren auf meinem Schreibtisch herumspielten. Und das Schlimmste an alledem ist, dass nicht alle Papiere diese Behandlung überstanden haben."
Merrys Miene verdunkelte sich plötzlich, als eine schlimme Befürchtung in ihm laut wurde. "Welche Papiere?"
Saradoc sah seinen Sohn mit traurigen Augen an.
"Die Heiratsurkunde ist zerrissen", sagte er betrübt und blickte dann wieder wütend auf Lily und Saradas und deren Väter.
Merry wäre beinahe seine Pfeife aus der Hand gefallen, als die Farbe aus seinem Gesicht wich. Auch Frodo verschlug es die Sprache.
"Aber es", begann Lily, in einem verzweifelten Versuch, sich zu verteidigen, doch Frodo legte ihr die Hand auf den Mund, sodass sie nicht weiter sprechen konnte.
"Sorgt dafür, dass sie in Zukunft meinem Arbeitszimmer fern bleiben. Ich werde mich nun weiterhin um die Hochzeitsvorbereitungen kümmern und versuchen eine neue Heiratsurkunde zu erstellen", sagte Saradoc aufgebracht, kehrte ihnen den Rücken und verließ den Raum.

Merimas funkelte seinen Sohn wütend an. "Du warst schon wieder im Zimmer des Herrn? Du weißt genau, dass es verboten ist und dennoch kannst du es nicht lassen."
Er hätte noch mehr gesagt, doch im Moment fand er nicht die richtigen Worte, stattdessen packte auch er seinen Sohn am Ohr und verließ mit ihm das Zimmer.
"Nicht das Ohr", jammerte Saradas und fuchtelte um sich.

Frodo sah mitleidig zu Merry, der noch immer vollkommen blass und sprachlos auf seinem Stuhl saß, während Pippin und Sam ihm versicherten, dass bestimmt alles ein gutes Ende finden würde. Erst jetzt bemerkte Frodo, dass alle Augen auf ihn und seine Freunde gerichtet waren.
"Es tut mir leid", sagte er zu Merry.
Ohne eine Antwort abzuwarten packte er Lily am Arm und ging mit ihr aus dem Zimmer.
"Papa", jammerte Lily, "ich wollte doch gar nicht"
"Kein Wort", verlangte Frodo streng und führte sie ihn ihr Zimmer, wo er sie aufforderte, sich auf das Bett zu setzen.

Zögernd blickte Lily zu ihm auf.
"Was hast du dir nur dabei gedacht?", fuhr er sie an.
Sie zuckte zusammen.
"Weißt du überhaupt, was du damit angerichtet hast? Weißt du, wie wichtig diese Heiratsurkunde ist? Wie konntet ihr sie nur zerreißen?"
"Es war ein Versehen!", rief Lily aus.
Frodo funkelte sie wütend an. "Ihr wart also aus Versehen in Saradocs Arbeitszimmer, habt aus Versehen mit seinen Papieren herumgespielt und dabei ganz aus Versehen die Heiratsurkunde zerrissen?"
"Aber Saradas hat", wollte Lily erklären, doch Frodo unterbrach sie.
"Es geht hier nicht um Saradas, sondern um dich. Zu Hause darfst du nicht alleine in mein Arbeitszimmer und du hättest wissen müssen, dass hier dasselbe gilt, oder etwa nicht?"

Lily saß mit gesenktem Kopf auf dem Bett, hatte die Hände zu Fäusten geballt. Natürlich hatte sie geahnt, dass es falsch war, aber sie wollte doch nichts Böses. Dass die Heiratsurkunde zerrissen wurde, war ein dummes Missgeschick gewesen. Sie biss sich auf die Unterlippe.

Frodo ließ sich seufzend auf den Stuhl sinken und stützte den Kopf in die Hände.
"Wo war eigentlich Elanor?"
Lily hob den Kopf. Das war eine sehr gute Frage. Elanor hatte mit ihr das Zimmer betreten, dessen war sie sich sicher. Doch wo war sie, als Saradoc plötzlich auftauchte?
"Ich weiß es nicht", murmelte sie, während sie zögernd den Blick ihres Vaters suchte. "Bist du mir sehr böse?"
Frodo sah sie ernst an. "Ich bin wütend, doch noch mehr, bin ich enttäuscht. Ich hätte dich für klüger gehalten."
Lily schluckte, wich seinem Blick nun wieder aus und senkte erneut den Kopf. Schweigen erfüllte den Raum. Lily rutschte nervös hin und her.
"Kann ich nach Elanor suchen?", fragte sie schließlich leise und schielte in Frodos Richtung.
Er nickte. Langsam rutschte sie vom Bett und schlurfte zur Tür.
"Lily", seine Stimme klang noch immer ernst. Sie blieb stehen, wandte sich jedoch nicht zu ihm um. "Halte dich vom Arbeitszimmer fern!"
Sie nickte schwach, verließ dann rasch das Zimmer.

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Ein wenig verloren trottete sie in den Gängen des Brandyschlosses umher, suchte nach dem Zimmer in dem Elanor mit ihren Eltern untergebracht war. Rosie öffnete ihr, als sie anklopfte. Lily blickte sich in dem Zimmer um und entdeckte Elanor auf einem Stuhl sitzend. Sofort ging sie auf sie zu.
"Wo warst du denn vorhin?", verlangte sie zu wissen.
Elanor lächelte verlegen, verkündete aber mit ernstem Tonfall, dass das Arbeitszimmer langweilig war und sie deshalb gegangen sei. Die Tatsache, dass sie und Saradas vom Herrn von Bockland persönlich erwischt wurden, schien ihre Freundin wenig zu interessieren.

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Nach dem Mittagessen gesellte sich Lily zu den anderen Kindern, während Elanor es vorzog, den Nachmittag mit ihrer Mutter zu verbringen. Sie traf auch wieder auf Saradas und berichtete ihm des Langen und Breiten von der Unterhaltung mit ihrem Vater. Saradas hatte nicht mehr Glück gehabt. Er hatte die wenigen Stunden bis zum Mittagessen alleine auf seinem Zimmer verbringen müssen, doch er meinte, es wäre halb so schlimm gewesen.

"Soll ich dir meinen Lieblingsplatz zeigen?", fragte er, nachdem sie einige Zeit im Wohnzimmer saßen und mit den anderen Kindern ein Ratespiel spielten.
Lily nickte erfreut und kurz darauf wurde sie von ihm nach draußen geführt. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel und es sah aus, als würde es jeden Augenblick zu regnen beginnen. Ein kühler Windstoß ließ sie frösteln.
Saradas ging geradewegs in die Ställe.
"Hier?", fragte Lily ungläubig und zog eine Augenbraue hoch.
"Nicht ganz", meinte Saradas und deutete auf den Heuboden. "Dort oben."

Lily war noch immer skeptisch, doch sie folgte ihm. Viel Heu war nicht mehr auf dem Heuboden zu finden. Das Meiste war verbraucht worden, doch bald würde die Heuernte von neuem beginnen.
"Hier oben ist der perfekte Platz, wenn man dem ganzen Getümmel im Brandyschloss entkommen will", erklärte Saradas, als er sich der Länge nach ins Heu fallen ließ.
Lily tat es ihm gleich. "Du willst mir aber nicht erzählen, dass du gerne dem Getümmel entfliehst?"
Er grinste. "Doch, selbst ich brauche ab und an meine Ruhe. Außerdem, " er erhob sich und kroch ein Stück weiter vor. "von hier oben kann man das ganze Geschehen im Stall überblicken. Noch dazu fühlen sich die Meisten die hier herein kommen ungestört und so erfahre ich oft die neusten Gerüchte als Erster."

Lily blickte auf die Ponys hinab, die zufrieden in ihren Boxen standen. Dann wandte sie sich wieder an Saradas, der mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht ebenfalls nach unten sah.
"Du bist frech", ließ sie ihn wissen, ehe sie wieder zurück kroch, eine handvoll Heu in die Hand nahm und ihn damit bewarf.
Ein wenig verblüfft sah er sie an. Lily kicherte in sich hinein, doch ehe sie wusste, wie ihr geschah, sprang Saradas auf sie zu und rieb sie mit Heu ein.

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Frodo war den ganzen Nachmittag damit beschäftigt gewesen Merry bei den letzen Vorbereitungen zu unterstützen. Sein Vetter ließ es sich nicht anmerken, doch Frodo wusste, dass er nervös war. Während sie die letzten angereisten Gäste begrüßten und sie in einem der ohnehin schon überfüllten Gästezimmer unterzubringen versuchten, ließ sich sein Vetter und bester Freund immer wieder versichern, dass sich die Regenwolken noch verziehen würden und spätestens am nächsten Morgen ein blauer Himmel sie begrüße.

Inzwischen war es Abend geworden und es würde nicht mehr lange dauern, bis das Abendessen auf dem Tisch stand. In einem der Wohnzimmer stieß Frodo auf Elanor. Für gewöhnlich war Lily nie weit von ihrer Freundin entfernt, doch Elanor erklärte, dass sie Lily den ganzen Nachmittag nicht gesehen hatte.

"Lass sie nichts angestellt haben", bat Frodo im Stillen, als er sich auf die Suche machte.
Eine Suche, die nicht von Erfolg gekrönt war. Zu viele Zimmer, die es zu durchsuchen galt und zu viele Hobbits, unter denen seine Tochter leicht verloren gehen konnte. Frodo wünschte sich plötzlich zurück nach Bag End. Zurück in seine kleine, gemütliche Hobbithöhle. Eine Höhle, in der er wusste, wo er Lily finden konnte, selbst wenn sie verschwunden schien. Doch hier hatte er nicht den geringsten Anhaltspunkt, wo sie sich aufhalten könnte. Er seufzte und lehnte sich einen Augenblick an die Wand, als sein Blick auf Merimas fiel, der ebenfalls mit suchenden Augen durch die Menge an Hobbits streifte. Frodo ging auf ihn zu.
"Suchst du jemanden?", fragte er.
Merimas nickte. "Saradas ist verschwunden."
"Ich ahne schlimmes", murmelte Frodo und sah seinen Freund ernst an.
"Lass sie nichts angestellt haben", bat er noch einmal, ehe er sich erneut, gemeinsam mit Merimas, auf die Suche machte.

"Ich hätte nie gedacht, dass wir beide einmal gemeinsam nach unseren Kindern suchen", meinte Frodo und für einen Augenblick huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
"Das hat sich wohl keiner von uns vorstellen können", sagte Merimas und lachte trocken.
Sie standen nun erneut in einem der Wohnzimmer und versuchten ihre Kinder ausfindig zu machen. Ohne Erfolg.
Frodo wollte schon wieder weitergehen, doch Merimas stoppte ihn. "Wir werden sie nicht hier drinnen finden, denke ich. Es gibt nur noch ein Ort, wo Saradas sich aufhalten könnte und das sind die Ställe."
"Die Ställe?", fragte Frodo verwundert, schlug jedoch bereits den Weg dorthin ein.

Während sie durch den Garten gingen, erklärte Merimas, dass er seinen Sohn oft auf dem Heuboden fand.
"Er sagt, es sei der schönste Platz im Brandyschloss", erklärte er.
Frodo nickte und öffnete die Scheunentür, doch was seine Augen sahen, raubte ihm den Atem.

Er erblickte Lily, die oben auf dem Heuboden stand, doch ehe er etwas sagen konnte, stürzte sie mit einem Schrei in die Tiefe. Frodo stockte der Atem. Er hatte nicht einmal mehr genug Luft, um ihren Namen zu rufen. Vor seinen Augen erschien unwillkürlich das Bild seiner Tochter, wie sie im Heu lag, blass und bewegungslos.
Nein, es konnte nicht sein, es durfte nicht sein. Was sollte er ohne sie machen? Vor so langer Zeit hatte er seine Eltern verloren, und nun sollte er auch seine Tochter verlieren. Wäre er doch nur nie nach Bockland gekommen.

Frodo nahm keine Notiz mehr von Merimas, der selbst wie erstarrt auf das Geschehen vor sich blickte und schließlich nach seinem Sohn rief, den er auf dem Heuboden entdeckt hatte, wie er lachend nach unten blickte. Er eilte nur zu dem Heuhaufen, in dem seine Tochter gelandet war, fürchtend, das Bild in seinem Kopf würde sich bewahrheiten. Doch dann hörte er ihr Lachen. Und schließlich sah er sie. Sie sprang auf und klopfte sich das Heu aus dem Kleid. Ihre Augen leuchteten vor Freude.
"Lily!", rief er, seine Stimme endlich wieder findend und ließ sich vor ihr auf die Knie sinken. "Dir ist nichts passiert."
Er seufzte erleichtert, als er mit den Händen über ihr Gesicht und ihre Arme strich, um sich zu vergewissern, dass es ihr auch wirklich gut ging.
"Natürlich ist mir nichts passiert. Was sollte denn passiert sein? Saradas und ich haben ganz viel Heu herunter geschmissen und springen nun schon den ganzen Nachmittag herunter. Das macht riesigen Spaß. Du musst das auch einmal versuchen", sagte sie erfreut und griff nach seiner Hand.
"Du hast was?!", rief Frodo aus, als er sie zu sich her zog und somit vom erneuten Hochklettern auf den Heuboden abhielt. Seine Angst war der Wut gewichen.
"Ich", begann Lily noch einmal, nicht verstehend, weshalb ihr Vater plötzlich so wütend war.
"Bist du des Wahnsinns?!"
Seine Stimme war zornig, seine Augen funkelten wütend. Lily bekam es mit der Angst zu tun, wollte zurückweichen, doch er hielt ihre Schultern fest.
"Du könntest tot sein!"
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein?!", fragte Frodo scharf. "Sieh nach oben!"
Er drehte sie um und deutete auf den Heuboden. Lily blickte zögernd nach oben.
"Siehst du das?", wollte er wissen, seine Augen blitzten noch immer vor Wut.
Lily antwortete nicht, blickte nur starr nach oben. Es war recht hoch, doch sie hatten schließlich Heu herunter geworfen, um weich zu landen. Es hatte doch gar nichts passieren können, oder etwa doch? Weshalb war er so wütend?
"Siehst du das?", fragte er noch einmal, als er sie wieder zu sich umdrehte und schüttelte.
Sie spürte Tränen in sich aufsteigen, die sie tapfer zu schlucken versuchte.
"Es hat keinen Sinn", sagte er schließlich resignierend. "Du scheinst deinen Kopf in Bag End zurückgelassen zu haben."
Mit diesen Worten packte er sie, grober als beabsichtigt, am Arm und führte sie zurück in das Gästezimmer, das sie sich teilten.

Merimas hatte sofort erkannt, dass es besser war, die beiden alleine zu lassen, und war sofort mit Saradas am Arm nach draußen verschwunden, nachdem Lily erklärt hatte, was sie und sein Sohn den ganzen Nachmittag getrieben hatten. Welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde, wusste er jedoch noch nicht.

~~~~~~

Wieder saß Lily auf dem Bett, wie schon einmal an diesem Tag, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Frodo saß erneut auf dem Stuhl, den Kopf in seine Hände gestützt. Langsam wich seine Wut der Erleichterung und langsam verblasste auch das Bild in seinem Kopf. Seine Hände zitterten. Wie schnell er sie hätte verlieren können. Nur ein Augenblick der Unachtsamkeit genügte und er konnte sie für immer verlieren. Der einzige Grund, weshalb er noch hier war und sie ging so leichtsinnig mit ihrem Leben um. Und doch, was konnte er erwarten? Sie war ein Kind, vermutlich hatte sie die Gefahr wirklich nicht erkannt. Für sie war es ein Spiel.
Er verdeckte sein Gesicht nun ganz mit den Händen, als er spürte, wie Tränen in ihm hochstiegen.

"Papa?"
Ihre leise Stimme drang an sein Ohr. Er wandte sich um. Sorge sprach aus ihren wachen Kinderaugen. Vermutlich sorgte sie sich mehr um ihn, als um sich selbst. Sie verstand es nicht.

Lily hatte damit gerechnet, bestraft zu werden. Sie hatte ihn schon einige Male wütend erlebt, doch niemals so wütend. Sie fürchtete die Bestrafung, die nun folgen würde, doch er schimpfte nicht. Er saß nur da, sah sie nicht einmal an und schwieg. Und das war beinahe noch schlimmer als irgendeine Bestrafung. Er zitterte. Weinte er?
"Papa?", wisperte sie.

Er wandte sich um. Seine Augen waren feucht.
"Was hast du?", fragte sie besorgt und wollte aufstehen, doch Frodo bedeutete ihr, sitzen zu bleiben. Stattdessen stand er auf und ließ sich neben ihr auf das Bett sinken.
"Verstehst du denn nicht, Lily?", frage er mit zaghafter Stimme.
Lily schüttelte den Kopf.
"Als ich dich zuvor springen sah, da hatte ich Angst. Soviel Angst wie schon lange nicht mehr."
"Angst?", flüsterte sie und sah ihn verwundert an.
Er nickte. "Angst dich zu verlieren, Kleines. Der Heuboden ist beim Besten Willen kein Ort zum Spielen. Erst recht nicht, zum herunter springen. Du hättest dich verletzen können, oder noch schlimmeres."
Lily sah ihn erstaunt an. "Das wusste ich nicht. Und das Heu"
"Das Heu hätte dir nicht im Geringsten geholfen."
Zögernd blickte sie zu ihm auf. "Ich wollte dich nicht erschrecken."
"Das weiß ich", sagte er leise, legte einen Arm um sie und drückte sie an sich.
Sie spürte, dass seine Hände noch immer zitterten. Erneut stiegen Tränen in ihr auf, doch dieses Mal nicht aus Furcht vor seiner Wut, sondern aus Angst vor den Sorgen, die sie ihm bereitet hatte. Sie schluchzte.
Frodo strich ihr durch die Haare. "Weine nicht, aber versprich mir versprich mir so etwas nie wieder zu tun."
Sie nickte, als sie nach seinem Hemd griff und sich daran festklammerte.

Als sowohl Lily, als auch Frodo sich wieder beruhigt hatten, ergriff Frodo erneut das Wort.
"Angst hin oder her", sagte er ernst, "soviel Dummheit muss bestraft werden."
Lily biss sich auf die Lippen.
"Nach dem Abendessen, welches ohnehin bereits begonnen haben wird, wirst du sofort zurück ins Zimmer gehen."
"Aber", wollte Lily sich beschweren, doch sie verstummte, als sie Frodos Blick sah. Sie würde nicht gegen sein Wort ankommen, nicht dieses Mal. Sie musste die Bestrafung akzeptieren, auch wenn es ihr nicht gefiel.

~~~~~~

~tbc~