Kapitel 5
So verging die Zeit in Imladris. Am Tage saßen die Elbenherrscher beisammen. Sie sprachen über Dinge, die die Vergangenheit prägten und solche, die die Zukunft der wenigen Vertreter ihres Volkes bestimmen sollten. Des Nachts waren Thranduil und Elrond damit beschäftigt, nicht den Verstand zu verlieren, ohne zu erahnen, dass es dem jeweils anderen genauso erging. Immer schwerer wurde es, die ungewohnten Gefühle niederzuringen. Immer lauter mussten sie sich einreden, dass all der Sturm in ihnen nur auf den Stress und die Angst vergangener Tage beruhten, um das schreien ihrer Herzen zu überhören.
Auch Legolas bemerkte die Veränderungen seines Vaters. Dieser sah jeden Tag abgeschlagener aus, dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. „Vater, was ist mit dir?", fragte er eines Abends, als er den König auf der Terrasse ausmachte und nahezu unbemerkt an ihn herantreten konnte. Der Herrscher war sonst ein extrem aufmerksamer Elb gewesen. Legolas hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie an seinen Vater heranschleichen können, ohne dass dieser genau wusste, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Und an diesem Abend in Imladris hatte der Prinz noch nicht einmal versucht, leise zu sein. „Legolas..!", schreckte der König auf. „Ich habe dich gar nicht bemerkt." Genau das macht mir Sorgen.", entgegnete der Thronfolger leise. „Du siehst müde aus. Es scheint, als hättest du seit unserer Ankunft hier nicht geschlafen." Thranduil sah seinen Sohn fast ertappt an. Wie hatte er nur denken können, dass sein eigenes Fleisch und Blut seinen Kampf nicht bemerken würde. „Was ist los mit dir?", wiederholte der Prinz seine Frage. „Ich finde hier tatsächlich keine Ruhe.", antwortete der König. „Aber, warum nicht?", hakte Legolas nach. „Ich weiß nicht. Die Gespräche hier reißen wohl einige Wunden wieder auf."
Thranduil schämte sich vor seiner selbst. So geradeaus hatte er seinen Sohn noch nie angelogen, genauso wenig, wie er sich jemals selbst dermaßen betrogen hatte. Der König war aber froh, dass sein Gegenüber diese Antwort als die Wahrheit ansah und es dabei beließ. „Leg dich etwas hin, Vater. Du solltest wirklich ein wenig schlafen. Versuche es wenigstens.", bat ihn der Thronfolger. Thranduil nickte lächelnd und kehrte in seine Unterkunft zurück, nur um sie kurz darauf gleich wieder zu verlassen.
Als Legolas sein Zimmer erreichte, trat gerade Haldir herein. Das nachdenkliche Gesicht seines Geliebten ließ diesen aufmerksam werden. „Ist etwas nicht in Ordnung, nin bain?", fragte der Wachmann Loriens, während er seine Arme um die Hüften seines Gegenübers schlang. „Es ist mein Vater.", meinte der Prinz leise, seinen Kopf an die Schulter seines Geliebten lehnend. „Was ist mit ihm?" „Ach ich weiß nicht. Er schläft nicht, des nachts sehe ich ihn häufig draußen..." „Wieso schaust du nachts aus dem Fenster?", unterbrauch ihn Haldir etwas besorgt. „Ich dachte, du würdest in meinen Armen absoluten Frieden finden." Legolas schaute verwirrt auf, um gleich darauf kurz zu lächeln. „Das tu ich auch." „Oh gut, ich habe mir schon Gedanken gemacht." „Haldir, bitte...irgendwas beschäftigt meinen Vater." Der bittende Ton in der Stimme des Prinzen holte den Lorienelb wieder zum bestehenden Problem zurück. „Hast du ihn darauf angesprochen?" Der Thronfolger nickte. „Ja, er meinte, die Gesprächsthemen hier würden ihn an all seine Verluste erinnern. Aber ich glaube nicht, dass das der wahre Grund ist." „Warum sollte dein Vater dich anlügen?" „Wenn ich das wüsste." Seufzend ließ sich Legolas auf das große Bett fallen. Er versuchte, sich die letzten Tage und Wochen noch einmal vor sein inneres Auge zu rufen. Währenddessen stand Haldir am Fenster und erkannte einen Elben, der gedankenverloren durch den Garten ging. „Ähm...nin bain, es scheint als wäre Thranduil nicht der Einzige, der in der Dunkelheit keinen Frieden findet.", sagte der Lorienelb leise. Legolas sprang auf und folgte den Blicken seines Geliebten. „Was??...Wer denn noch?" „Lord Elrond..."
Der Herr von Imladris lief ohne genaues Ziel über sein Anwesen, tief in Gedanken versunken. Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn erstarren. In diesem Moment gab der bewölkte Himmel für einen Augenblick das Licht des Mondes frei und offenbarte den Blick auf den edlen König des Düsterwaldes, der unter den hohen Bäumen des Gartens stand. Elronds Herz machte einen Sprung. Bevor er sich aber zurückziehen konnte, hatte sein Gegenüber ihn bemerkt. Thranduil musste sich am neben ihm stehenden Baum festhalten. Der König hatte hier gefunden, wovor er eigentlich auf der Flucht war. Ohne ein Wort des Grußes kam der Herr von Imladris ihm langsam entgegen. Die Aura, die diesen umgab, raubten dem Herrscher wieder einmal alle Sinne. „Sie sollten sich den Garten bei Tage ansehen.", begann der Elbenlord. Dieser hätte sich im nächsten Moment selbst ohrfeigen können, aufgrund des Nonsenses, der gerade seine Kehle verlassen hatte. Thranduil aber nickte nur geistesabwesend. „Ähm...ich konnte nicht schlafen...und...und...wollte niemanden stören.", stammelte er. ‚Meine Güte, was ist nur los mit dir?', schoss es dem König gleichzeitig durch den Kopf. „Ich hatte nicht erwartet, hier jemanden anzutreffen.", fuhr der Herrscher des Düsterwaldes fort, um seine Unsicherheit irgendwie zu verbergen. „Nun, wir hatten wohl das gleiche Problem.", entgegnete ihm sein Gegenüber sanft. Im nächsten Moment war die Luft wie elektrisiert. Die zwei Elben standen sich gegenüber, unfähig den Blick voneinander zu lassen. Die Stille lag wie Blei auf der Szenerie. Das Verlangen nach Erlösung trieb die beiden Seelen immer näher zueinander. Als sich ihre Lippen berührten, loderte zwischen ihnen ein Feuer, dass beide zu verbrennen drohte. Elrond hielt den König ganz nah bei sich und ihre Herzen schlugen im Gleichklang. Alles um sie herum war bedeutungslos geworden, die Welt stand still. Als sie sich trennten, glühten ihre Körper und sie schienen der Wirklichkeit entrückt.
Die Realität traf Thranduil als ersten. Panisch entzog er sich Elronds Armen, um gleich darauf zu spüren, wie die Leere sein Inneres wieder in Besitz nahm. Gewaltsam schlug er die Sehnsucht in seinem Herzen nieder, drehte sich herum und verließ fluchtartig den Garten. Er konnte nicht fassen, was er gerade getan hatte. Kaum war die Tür zu seinem Zimmer geschlossen, gaben die Beine unter des Königs Körper nach, so dass er auf die Knie fiel. In seinem Kopf drehte sich alles und in seiner Brust raste sein Herz. Im Garten dagegen war Elrond zurückgeblieben. Wie erstarrt stand er in mitten der Bäume und nur der Mond sah die Tränen auf seinem Gesicht.
So verging die Zeit in Imladris. Am Tage saßen die Elbenherrscher beisammen. Sie sprachen über Dinge, die die Vergangenheit prägten und solche, die die Zukunft der wenigen Vertreter ihres Volkes bestimmen sollten. Des Nachts waren Thranduil und Elrond damit beschäftigt, nicht den Verstand zu verlieren, ohne zu erahnen, dass es dem jeweils anderen genauso erging. Immer schwerer wurde es, die ungewohnten Gefühle niederzuringen. Immer lauter mussten sie sich einreden, dass all der Sturm in ihnen nur auf den Stress und die Angst vergangener Tage beruhten, um das schreien ihrer Herzen zu überhören.
Auch Legolas bemerkte die Veränderungen seines Vaters. Dieser sah jeden Tag abgeschlagener aus, dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab. „Vater, was ist mit dir?", fragte er eines Abends, als er den König auf der Terrasse ausmachte und nahezu unbemerkt an ihn herantreten konnte. Der Herrscher war sonst ein extrem aufmerksamer Elb gewesen. Legolas hatte sich in seinem ganzen Leben noch nie an seinen Vater heranschleichen können, ohne dass dieser genau wusste, was sich hinter seinem Rücken abspielte. Und an diesem Abend in Imladris hatte der Prinz noch nicht einmal versucht, leise zu sein. „Legolas..!", schreckte der König auf. „Ich habe dich gar nicht bemerkt." Genau das macht mir Sorgen.", entgegnete der Thronfolger leise. „Du siehst müde aus. Es scheint, als hättest du seit unserer Ankunft hier nicht geschlafen." Thranduil sah seinen Sohn fast ertappt an. Wie hatte er nur denken können, dass sein eigenes Fleisch und Blut seinen Kampf nicht bemerken würde. „Was ist los mit dir?", wiederholte der Prinz seine Frage. „Ich finde hier tatsächlich keine Ruhe.", antwortete der König. „Aber, warum nicht?", hakte Legolas nach. „Ich weiß nicht. Die Gespräche hier reißen wohl einige Wunden wieder auf."
Thranduil schämte sich vor seiner selbst. So geradeaus hatte er seinen Sohn noch nie angelogen, genauso wenig, wie er sich jemals selbst dermaßen betrogen hatte. Der König war aber froh, dass sein Gegenüber diese Antwort als die Wahrheit ansah und es dabei beließ. „Leg dich etwas hin, Vater. Du solltest wirklich ein wenig schlafen. Versuche es wenigstens.", bat ihn der Thronfolger. Thranduil nickte lächelnd und kehrte in seine Unterkunft zurück, nur um sie kurz darauf gleich wieder zu verlassen.
Als Legolas sein Zimmer erreichte, trat gerade Haldir herein. Das nachdenkliche Gesicht seines Geliebten ließ diesen aufmerksam werden. „Ist etwas nicht in Ordnung, nin bain?", fragte der Wachmann Loriens, während er seine Arme um die Hüften seines Gegenübers schlang. „Es ist mein Vater.", meinte der Prinz leise, seinen Kopf an die Schulter seines Geliebten lehnend. „Was ist mit ihm?" „Ach ich weiß nicht. Er schläft nicht, des nachts sehe ich ihn häufig draußen..." „Wieso schaust du nachts aus dem Fenster?", unterbrauch ihn Haldir etwas besorgt. „Ich dachte, du würdest in meinen Armen absoluten Frieden finden." Legolas schaute verwirrt auf, um gleich darauf kurz zu lächeln. „Das tu ich auch." „Oh gut, ich habe mir schon Gedanken gemacht." „Haldir, bitte...irgendwas beschäftigt meinen Vater." Der bittende Ton in der Stimme des Prinzen holte den Lorienelb wieder zum bestehenden Problem zurück. „Hast du ihn darauf angesprochen?" Der Thronfolger nickte. „Ja, er meinte, die Gesprächsthemen hier würden ihn an all seine Verluste erinnern. Aber ich glaube nicht, dass das der wahre Grund ist." „Warum sollte dein Vater dich anlügen?" „Wenn ich das wüsste." Seufzend ließ sich Legolas auf das große Bett fallen. Er versuchte, sich die letzten Tage und Wochen noch einmal vor sein inneres Auge zu rufen. Währenddessen stand Haldir am Fenster und erkannte einen Elben, der gedankenverloren durch den Garten ging. „Ähm...nin bain, es scheint als wäre Thranduil nicht der Einzige, der in der Dunkelheit keinen Frieden findet.", sagte der Lorienelb leise. Legolas sprang auf und folgte den Blicken seines Geliebten. „Was??...Wer denn noch?" „Lord Elrond..."
Der Herr von Imladris lief ohne genaues Ziel über sein Anwesen, tief in Gedanken versunken. Eine Bewegung im Augenwinkel ließ ihn erstarren. In diesem Moment gab der bewölkte Himmel für einen Augenblick das Licht des Mondes frei und offenbarte den Blick auf den edlen König des Düsterwaldes, der unter den hohen Bäumen des Gartens stand. Elronds Herz machte einen Sprung. Bevor er sich aber zurückziehen konnte, hatte sein Gegenüber ihn bemerkt. Thranduil musste sich am neben ihm stehenden Baum festhalten. Der König hatte hier gefunden, wovor er eigentlich auf der Flucht war. Ohne ein Wort des Grußes kam der Herr von Imladris ihm langsam entgegen. Die Aura, die diesen umgab, raubten dem Herrscher wieder einmal alle Sinne. „Sie sollten sich den Garten bei Tage ansehen.", begann der Elbenlord. Dieser hätte sich im nächsten Moment selbst ohrfeigen können, aufgrund des Nonsenses, der gerade seine Kehle verlassen hatte. Thranduil aber nickte nur geistesabwesend. „Ähm...ich konnte nicht schlafen...und...und...wollte niemanden stören.", stammelte er. ‚Meine Güte, was ist nur los mit dir?', schoss es dem König gleichzeitig durch den Kopf. „Ich hatte nicht erwartet, hier jemanden anzutreffen.", fuhr der Herrscher des Düsterwaldes fort, um seine Unsicherheit irgendwie zu verbergen. „Nun, wir hatten wohl das gleiche Problem.", entgegnete ihm sein Gegenüber sanft. Im nächsten Moment war die Luft wie elektrisiert. Die zwei Elben standen sich gegenüber, unfähig den Blick voneinander zu lassen. Die Stille lag wie Blei auf der Szenerie. Das Verlangen nach Erlösung trieb die beiden Seelen immer näher zueinander. Als sich ihre Lippen berührten, loderte zwischen ihnen ein Feuer, dass beide zu verbrennen drohte. Elrond hielt den König ganz nah bei sich und ihre Herzen schlugen im Gleichklang. Alles um sie herum war bedeutungslos geworden, die Welt stand still. Als sie sich trennten, glühten ihre Körper und sie schienen der Wirklichkeit entrückt.
Die Realität traf Thranduil als ersten. Panisch entzog er sich Elronds Armen, um gleich darauf zu spüren, wie die Leere sein Inneres wieder in Besitz nahm. Gewaltsam schlug er die Sehnsucht in seinem Herzen nieder, drehte sich herum und verließ fluchtartig den Garten. Er konnte nicht fassen, was er gerade getan hatte. Kaum war die Tür zu seinem Zimmer geschlossen, gaben die Beine unter des Königs Körper nach, so dass er auf die Knie fiel. In seinem Kopf drehte sich alles und in seiner Brust raste sein Herz. Im Garten dagegen war Elrond zurückgeblieben. Wie erstarrt stand er in mitten der Bäume und nur der Mond sah die Tränen auf seinem Gesicht.
