James
„Hallo?", rief James leise. Um ihn herrschte rabenschwarze Nacht, und es kam ihm hier drinnen noch viel schwärzer vor, als es draußen im Verbotenen Wald gewesen war. Er hob seinen Zauberstab abermals hoch über seinen Kopf, aber der Lichtkegel blieb so klein als wie zuvor. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und tastete sich so immer tiefer in das dunkle Portal hinein.
„Hallo? Ist da jemand?" James' Stimme zitterte nun ein wenig.
Unsicher trat er noch einen Schritt nach vorne.
Auf einmal fühlte er sich wie auseinander gerissen- ohne dabei Schmerzen zu fühlen. Er dachte, er hätte mit einem Schritt Hunderte von Meilen zurückgelegt. Irritiert blickte er zurück. Er konnte nun nicht einmal mehr das helle Rechteck hinter ihm erkennen, durch welches er diesen Tunnel betreten hatte.
Er stand vor einer Mauer- hinter ihm befanden sich aufeinandergestapelte, grobe Sandsteine, die schon auseinander bröckelten. James schrak geschockt zurück- sein Rückweg war versperrt! Schnell klemmte er seinen Zauberstab unter seinen Ellbogen und drückte seine Handflächen gegen die nasskalte Wand. Verzweifelt versuchte er die Wand zurückzuschieben, doch seine Bemühungen waren vergebens.
Sein Rückweg war versperrt. Resigniert sank er auf den ebenso nasskalten Boden und nahm seinen Zauberstab wieder in die Hand. Seine Hände fühlten sich merkwürdig kalt und irgendwie tot an. Er strich mit seinem Daumen vorsichtig über die Fingerspitzen und besah sie sich im schwachen Licht seines Zauberstabes. Seine gesamte Handfläche war mit einer schwarzen Flüssigkeit bedeckt und an seinen Fingerspitzen war die Konzentration am größten. Was war dieses Zeug? Es musste von der Wand kommen. Er putzte sich die Hände schnell an seinem Umhang ab. Sofort glitt wieder Wärme in seine Finger. Er stand auf, und fuhr mit seinem Zeigefinger abermals über die Wand. Wieder stellte sich dieses eklige Gefühl ein und schnell entfernte er die schwarze Farbe wieder von seinem Zeigefinger.
Dabei fiel ihm der Zauberstab hin. Als das dünne Holzstück den Boden berührte, ging das Licht aus.
„Verdammt!", fluchte James ein wenig zu laut. „Das passiert doch sonst nie, wenn der Zauberstab hinfällt!" Er hockte sich hin und begann den Boden abzusuchen. Er fasste direkt in eine große Pfütze – abermals begann seine Hand zu rebellieren. Ziemlich genervt wischte er die Hand ab.
„Eindringlinge..."
James zuckte zurück.
„Eindringlinge..."
Was war das? Oder besser wer war das? Er drückte sich zurück in eine Ecke, wohl bedacht die eine Wand, die mit der Flüssigkeit vollgezogen war, nicht zu berühren. Er war nun doch froh, dass sein Zauberstab ausgegangen war. Er konnte zwar nun gar nichts mehr sehen, aber er konnte so auch nicht gesehen werden. Was gäbe er nun für seinen Tarnumhang! Die Stimme entfernte sich aber wieder und so nahm James an, dass nicht er gemeint war.
Er fragte sich nur wo er denn eingedrungen war. Erleichtert beugte er sich vor und stellte fest dass seine Augen sich wohl langsam an diese dichte Dunkelheit gewöhnt hatten, denn er konnte die Konturen der großen Pfütze sehen, in die er zuvor hineingegriffen hatte. Er tastete außen herum alles ab und endlich fühlte er seinen Zauberstab wieder unter seinen Fingern. Entschlossen stand er nun auf, entzündete den Zauberstab wieder- diesmal aber nur leicht.
„Paucos Lumos.", flüsterte er, nun darauf bedacht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Ein sehr schwaches Licht erschien an der Spitze seinen Zauberstabes und er war sich sicher, dass er auf zehn Meter unerkannt bleiben würde. Es war ihm klar, dass hier etwas Schwarzes am Werk war, noch schwärzer als diese Flüssigkeit, die hier überall zu finden war.
Doch warum sonst hatte er als UTZ-Fach unter anderem Verteidigung gegen die dunklen Künste? In welchem anderen Fach, als in seinem Lieblingsfach, hatte einen besseren ZAG gemacht? Sein Ohnegleichen war einmalig gewesen, hatte man ihm gesagt. Selbst Sirius war nur fast an seine Punktzahl herangekommen.
Vorsichtig tastete er sich um eine Ecke. Da vernahm er wieder den Laut, den er schon zuvor gehört hatte. Er kam ihm wieder so bekannt vor, doch er wusste nicht wem diese Stimme gehörte. Sie war noch so weit entfernt- doch er musste zu dieser Person hin finden.
KNACKS.
Er hielt an. Er war sich sicher etwas gehört zu haben. Er strengte seine Augen an, doch in dem Moment als er eine Gestalt in einem dunklen Umhang erkannte, zischte eine bösartige Stimme einen Zauberspruch den James nicht verstehen konnte, und Fackeln an den Wänden entzündeten sich. Das Licht, so hell dass James geblendet wurde, strahlte ihn nun an.
„Eindringlinge!", keifte der Todesser vor ihm. Er wollte umdrehen, zweifellos um Verstärkung zu holen. James löschte schnell das Licht an seinem Zauberstab, und schickte dem Todesser einen Schocker hinterher.
„Stupor!"
Der Schocker erreichte ihn, noch bevor er um die Ecke biegen konnte. Der Todesser fiel der Länge nach hin und James eilte zu ihm. Keine zehn Meter lag er vor ihm entfernt. Gerade als der Todesser sich umdrehen wollte, hob James abermals den Zauberstab.
„Petrificus Totalus!" Arme und Beine des Todesser schnellten an den Körper wie ein Krebs der nach Nahrung schnappt. James fesselte ihn mit Hilfe seines Zauberstabes und zog den stocksteifen Mann in eine dunkle Ecke.
Er schüttelte sich und schenkte dem Todesser ein herablassendes Grinsen. James führte seinen, nun hell erleuchteten, Weg fort. Er musste einfach wissen, wem diese Stimme gehörte. Außerdem wollte er wieder hinaus, aus diesem- Labyrinth.
Der Gang war relativ niedrig und besaß eine gewölbte Decke. Mit schwarzer Farbe auf rotem Grund waren Zeichen an die Decke gemalt, die sich permanent bewegten. James erreichte eine Gabelung, und bog rechts ab. Er war unheimlich stolz auf sein Duell. Na ja, es war kein richtiges Duell gewesen, aber er hatte des Todesser aufgehalten. Er hatte über die Ferien nichts verlernt. Da sollte erst mal einer kommen, den er nicht besiegen konnte!
Doch gerade als er das gedacht hatte, bereute er es. Er stand am einen Ende eines langen Ganges und ein riesiges Monstrum stapfte sich langsam auf ihm zu. Der Boden erzitterte. Es war groß, bullig und schien aus Stein zu bestehen. Langsam erkannte James, was er war.
Ein Golem! Noch nie zuvor hatte er einen echten Golem gesehen. Nur auf den Bildern im Schulbuch- und ehrlich gesagt hatte er nie darauf wert gelegt, einmal einen ausgewachsenen Golem zu treffen. Okay, ausgewachsen war dieser hier auch nicht. Golems wurden bis zu fünf Metern hoch und dieser hier maß höchstens drei. Aber James reichte es trotzdem. Eine vage Erinnerung an den Unterricht im sechsten Schuljahr überkam ihn, und er glaubte sich zu erinnern, dass Golems keine Sprinter waren und schon schnell die Verfolgung aufgaben. Er drehte blitzschnell um, und stürmte den Gang zurück. Er erreichte die Gabelung und bog diesmal links ab. Das Zittern im Boden hatte aufgehört- anscheinend hatte der Golem aufgegeben.
Erleichtert verlangsamte James seine Schritte.
Lange schritt er durch die Gänge, bog mal rechts mal links ab. Obwohl er die Stimme schon lange nicht mehr gehört hatte, trieb es ihn immer weiter. Er gelangte immer tiefer hinein, traf jedoch auf keinen mehr. Weder Monster noch Todesser versperrten ihm den Weg. Eine fast unnatürliche Stille umgab ihn. Nur seine Schritte hallten auf dem Steinboden wieder und auch die schienen immer leiser zu werden.
James drückte auf seine Ohrmuschel, weil er dachte etwas stimmte mit seinem Gehör nicht mehr. Doch er kam zu keinem Schluss. Irgendetwas schien alle Laute zu verschlucken, doch von so einem Wesen hatte er noch nie etwas gehört. Doch da hörte er auf einmal wieder die Laute, klarer als je zuvor. Er beschleunigte seine Schritte.
Schließlich kam er an ein großen Tor. Entschlossen öffnete er es und trat hindurch. Ein großer und hoher Raum erstreckte sich vor ihm. Viele Säulen machten es beinahe unmöglich die genaue Größe des Raumes abzuschätzen.
Doch kaum hatte er einen Fuß über die Schwelle gesetzt, als von allen Seiten Todesser auf ihn zugestürmt kamen und ihn innerhalb von zehn Sekunden auf den Boden gedrückt hatten. Sein Gehör war nun nicht mehr betäubt. Ein besonders großer Todesser nahm ihm den Zauberstab weg und die anderen erhoben sich mit einem fiesen und dreckigen Lachen. James war wie paralysiert, obwohl sie noch keinen Zauber angewandt hatten. Sie schubsten und schoben ihn immer tiefer in den Raum hinein, zwischen vielen Säulen vorbei, bis sie schließlich zu einem hohen, grünen Feuer kamen. Es stank ekelhaft, und dicke schwarze Schwaden hingen über den tanzenden Flammen.
Warum war er nur soweit vorgedrungen? Er hatte sich es denken müssen- sie hatten alle Posten abgezogen, damit er ungestört hierhin kommen konnte. Was hatten sie jetzt vor? Wollen sie ihn verbrennen? Sie kamen immer näher zu dem Feuer.
Doch – James atmete erleichtert auf – sie steuerten daran vorbei und erreichten einen hohen Sessel. Die Lehne war ihm zugedreht, so konnte er nicht erkennen, wer oder was in diesem Thron saß, denn das schien es zu sein. Alle knieten nieder. Sie versuchten auch James mit hinunterzuziehen, doch er wehrte sich beharrlich.
Er kniete vor Niemandem nieder. Vor Niemandem!
Der Sessel drehte sich langsam zu ihnen um. Ein Todesser hinter ihm schickte ihm einen Fluch in die Kniekehlen und James sank stumm zu Boden.
Ein großer Mann in einer langen schwarzen Robe erhob sich aus dem Sessel. Sein Gesicht war kalkweiß. Er starrte James hasserfüllt aus knallroten, zu raubtierartiges Schlitzen verzogenen Augen an.
Obwohl James noch nie ein Bild von ihm gesehen hatte und obwohl er nicht wusste wie er aussah wusste er sofort wer dieser Mann war. Wenn es ein menschliches Wesen war. Und obwohl er sich vor seinem Namen fürchtete, sprach er ihn zum ersten Mal in seinem Leben bewusst aus. Er redete ihn direkt an. James wollte keine Furcht zeigen.
„Voldemort." James stand mutig auf. Irgendetwas in ihm half ihm dabei. Zuerst dachte er, es wäre wieder diese Stimme gewesen, doch als er Voldemort aufrecht gegenüber stand, klang wieder dieses glockenhelle Lachen in seinem Kopf wieder. Das Lachen von Lily Evans.
Alle Todesser warfen nahezu gleichzeitig den Kopf herum, um ihn anzusehen.
„Was wollen sie von mir?"
Voldemort warf den Kopf in den Nacken und stieß das unnatürlichste Lachen aus, was James je gehört hatte. Es war hoch und gackernd und hatte bei James die gleiche Wirkung wie lange Fingernägel, die auf einem Spiegel auf und ab glitten.
„Die Frage ist nicht, was ich von dir will" , Voldemort antwortete wieder hoch und zuckersüß, „DIE FRAGE IST, WAS DU HIER ZU SUCHEN HAST!" kreischte er, und James zuckte erschrocken zusammen.
„Sollen wir ihn foltern, mein Lord?" ertönte eine schleimige Stimme hinter Voldemort, die James gut kannte. Noch ein Todesser kam hinter dem Sessel hervor.
„Snape!", zischte James böse.
Der fetthaarige und unbeliebte Schüler aus Slytherin war also wirklich das, was er zu sein schien. Ein Todesser. Und mit Abstand der jüngste hier im Raum, stellte James fest.
„Ja, Severus Snape ist einer meiner treusten Diener." Snape grinste ölig. „Foltern ist nicht schlecht, aber ich denke, wir brauchen hier nicht den Cruciatus-Fluch anwenden. Ein Blick in die Kerker gleich genügt, würde ich sagen."
Snape brach in ein schauerliches Gelächter aus und die anderen Todesser stimmten ein.
„Doch zuerst einmal sollten wir im einen Blick in das Wasser schenken, oder war meint ihr?" fuhr Voldemort mit unangenehmer Stimme fort. Tosendes Gelächter war die Antwort.
James fand sich einige Minuten später vor einer Wasserquelle wieder. In dem Wasservorhang, der von einer Felskante rieselte, war deutlich ein genaues Abbild der Gänge zu sehen. So hatten sie ihn also kommen sehen!
Voldemort schwenkte den Zauberstab über dem Wasser, und ein neues Bild erschien.
„Lily!", keuchte James. „Lily, Sirius, Remus und Peter!" Seine Freunde schritten durch die Gänge- was taten sie hier?
„Ihre Freunde... sie kommen, um sie zu retten. Sie laufen in ihr Verderben.", sagte Voldemort hämisch. „Für James Potter."
Völlig in Trance bekam James kaum mit, wie sie ihn zu den Kerkern brachten. Er hatte seine Freunde in Gefahr gebracht! Nicht nur in Gefahr gebracht- Sie würden alle sterben! Und was war mit Lily? Lily war gekommen. Aber auch sie würde sterben.
James traten die Tränen in die Augen. Doch als eine Kerkertür aufgerissen wurde, versiegten sie sofort.
Vollkommen geschockt stand James da.
Er konnte nicht glauben, was Voldemort getan hatte.
„Hallo?", rief James leise. Um ihn herrschte rabenschwarze Nacht, und es kam ihm hier drinnen noch viel schwärzer vor, als es draußen im Verbotenen Wald gewesen war. Er hob seinen Zauberstab abermals hoch über seinen Kopf, aber der Lichtkegel blieb so klein als wie zuvor. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und tastete sich so immer tiefer in das dunkle Portal hinein.
„Hallo? Ist da jemand?" James' Stimme zitterte nun ein wenig.
Unsicher trat er noch einen Schritt nach vorne.
Auf einmal fühlte er sich wie auseinander gerissen- ohne dabei Schmerzen zu fühlen. Er dachte, er hätte mit einem Schritt Hunderte von Meilen zurückgelegt. Irritiert blickte er zurück. Er konnte nun nicht einmal mehr das helle Rechteck hinter ihm erkennen, durch welches er diesen Tunnel betreten hatte.
Er stand vor einer Mauer- hinter ihm befanden sich aufeinandergestapelte, grobe Sandsteine, die schon auseinander bröckelten. James schrak geschockt zurück- sein Rückweg war versperrt! Schnell klemmte er seinen Zauberstab unter seinen Ellbogen und drückte seine Handflächen gegen die nasskalte Wand. Verzweifelt versuchte er die Wand zurückzuschieben, doch seine Bemühungen waren vergebens.
Sein Rückweg war versperrt. Resigniert sank er auf den ebenso nasskalten Boden und nahm seinen Zauberstab wieder in die Hand. Seine Hände fühlten sich merkwürdig kalt und irgendwie tot an. Er strich mit seinem Daumen vorsichtig über die Fingerspitzen und besah sie sich im schwachen Licht seines Zauberstabes. Seine gesamte Handfläche war mit einer schwarzen Flüssigkeit bedeckt und an seinen Fingerspitzen war die Konzentration am größten. Was war dieses Zeug? Es musste von der Wand kommen. Er putzte sich die Hände schnell an seinem Umhang ab. Sofort glitt wieder Wärme in seine Finger. Er stand auf, und fuhr mit seinem Zeigefinger abermals über die Wand. Wieder stellte sich dieses eklige Gefühl ein und schnell entfernte er die schwarze Farbe wieder von seinem Zeigefinger.
Dabei fiel ihm der Zauberstab hin. Als das dünne Holzstück den Boden berührte, ging das Licht aus.
„Verdammt!", fluchte James ein wenig zu laut. „Das passiert doch sonst nie, wenn der Zauberstab hinfällt!" Er hockte sich hin und begann den Boden abzusuchen. Er fasste direkt in eine große Pfütze – abermals begann seine Hand zu rebellieren. Ziemlich genervt wischte er die Hand ab.
„Eindringlinge..."
James zuckte zurück.
„Eindringlinge..."
Was war das? Oder besser wer war das? Er drückte sich zurück in eine Ecke, wohl bedacht die eine Wand, die mit der Flüssigkeit vollgezogen war, nicht zu berühren. Er war nun doch froh, dass sein Zauberstab ausgegangen war. Er konnte zwar nun gar nichts mehr sehen, aber er konnte so auch nicht gesehen werden. Was gäbe er nun für seinen Tarnumhang! Die Stimme entfernte sich aber wieder und so nahm James an, dass nicht er gemeint war.
Er fragte sich nur wo er denn eingedrungen war. Erleichtert beugte er sich vor und stellte fest dass seine Augen sich wohl langsam an diese dichte Dunkelheit gewöhnt hatten, denn er konnte die Konturen der großen Pfütze sehen, in die er zuvor hineingegriffen hatte. Er tastete außen herum alles ab und endlich fühlte er seinen Zauberstab wieder unter seinen Fingern. Entschlossen stand er nun auf, entzündete den Zauberstab wieder- diesmal aber nur leicht.
„Paucos Lumos.", flüsterte er, nun darauf bedacht, so wenig Geräusche wie möglich zu machen. Ein sehr schwaches Licht erschien an der Spitze seinen Zauberstabes und er war sich sicher, dass er auf zehn Meter unerkannt bleiben würde. Es war ihm klar, dass hier etwas Schwarzes am Werk war, noch schwärzer als diese Flüssigkeit, die hier überall zu finden war.
Doch warum sonst hatte er als UTZ-Fach unter anderem Verteidigung gegen die dunklen Künste? In welchem anderen Fach, als in seinem Lieblingsfach, hatte einen besseren ZAG gemacht? Sein Ohnegleichen war einmalig gewesen, hatte man ihm gesagt. Selbst Sirius war nur fast an seine Punktzahl herangekommen.
Vorsichtig tastete er sich um eine Ecke. Da vernahm er wieder den Laut, den er schon zuvor gehört hatte. Er kam ihm wieder so bekannt vor, doch er wusste nicht wem diese Stimme gehörte. Sie war noch so weit entfernt- doch er musste zu dieser Person hin finden.
KNACKS.
Er hielt an. Er war sich sicher etwas gehört zu haben. Er strengte seine Augen an, doch in dem Moment als er eine Gestalt in einem dunklen Umhang erkannte, zischte eine bösartige Stimme einen Zauberspruch den James nicht verstehen konnte, und Fackeln an den Wänden entzündeten sich. Das Licht, so hell dass James geblendet wurde, strahlte ihn nun an.
„Eindringlinge!", keifte der Todesser vor ihm. Er wollte umdrehen, zweifellos um Verstärkung zu holen. James löschte schnell das Licht an seinem Zauberstab, und schickte dem Todesser einen Schocker hinterher.
„Stupor!"
Der Schocker erreichte ihn, noch bevor er um die Ecke biegen konnte. Der Todesser fiel der Länge nach hin und James eilte zu ihm. Keine zehn Meter lag er vor ihm entfernt. Gerade als der Todesser sich umdrehen wollte, hob James abermals den Zauberstab.
„Petrificus Totalus!" Arme und Beine des Todesser schnellten an den Körper wie ein Krebs der nach Nahrung schnappt. James fesselte ihn mit Hilfe seines Zauberstabes und zog den stocksteifen Mann in eine dunkle Ecke.
Er schüttelte sich und schenkte dem Todesser ein herablassendes Grinsen. James führte seinen, nun hell erleuchteten, Weg fort. Er musste einfach wissen, wem diese Stimme gehörte. Außerdem wollte er wieder hinaus, aus diesem- Labyrinth.
Der Gang war relativ niedrig und besaß eine gewölbte Decke. Mit schwarzer Farbe auf rotem Grund waren Zeichen an die Decke gemalt, die sich permanent bewegten. James erreichte eine Gabelung, und bog rechts ab. Er war unheimlich stolz auf sein Duell. Na ja, es war kein richtiges Duell gewesen, aber er hatte des Todesser aufgehalten. Er hatte über die Ferien nichts verlernt. Da sollte erst mal einer kommen, den er nicht besiegen konnte!
Doch gerade als er das gedacht hatte, bereute er es. Er stand am einen Ende eines langen Ganges und ein riesiges Monstrum stapfte sich langsam auf ihm zu. Der Boden erzitterte. Es war groß, bullig und schien aus Stein zu bestehen. Langsam erkannte James, was er war.
Ein Golem! Noch nie zuvor hatte er einen echten Golem gesehen. Nur auf den Bildern im Schulbuch- und ehrlich gesagt hatte er nie darauf wert gelegt, einmal einen ausgewachsenen Golem zu treffen. Okay, ausgewachsen war dieser hier auch nicht. Golems wurden bis zu fünf Metern hoch und dieser hier maß höchstens drei. Aber James reichte es trotzdem. Eine vage Erinnerung an den Unterricht im sechsten Schuljahr überkam ihn, und er glaubte sich zu erinnern, dass Golems keine Sprinter waren und schon schnell die Verfolgung aufgaben. Er drehte blitzschnell um, und stürmte den Gang zurück. Er erreichte die Gabelung und bog diesmal links ab. Das Zittern im Boden hatte aufgehört- anscheinend hatte der Golem aufgegeben.
Erleichtert verlangsamte James seine Schritte.
Lange schritt er durch die Gänge, bog mal rechts mal links ab. Obwohl er die Stimme schon lange nicht mehr gehört hatte, trieb es ihn immer weiter. Er gelangte immer tiefer hinein, traf jedoch auf keinen mehr. Weder Monster noch Todesser versperrten ihm den Weg. Eine fast unnatürliche Stille umgab ihn. Nur seine Schritte hallten auf dem Steinboden wieder und auch die schienen immer leiser zu werden.
James drückte auf seine Ohrmuschel, weil er dachte etwas stimmte mit seinem Gehör nicht mehr. Doch er kam zu keinem Schluss. Irgendetwas schien alle Laute zu verschlucken, doch von so einem Wesen hatte er noch nie etwas gehört. Doch da hörte er auf einmal wieder die Laute, klarer als je zuvor. Er beschleunigte seine Schritte.
Schließlich kam er an ein großen Tor. Entschlossen öffnete er es und trat hindurch. Ein großer und hoher Raum erstreckte sich vor ihm. Viele Säulen machten es beinahe unmöglich die genaue Größe des Raumes abzuschätzen.
Doch kaum hatte er einen Fuß über die Schwelle gesetzt, als von allen Seiten Todesser auf ihn zugestürmt kamen und ihn innerhalb von zehn Sekunden auf den Boden gedrückt hatten. Sein Gehör war nun nicht mehr betäubt. Ein besonders großer Todesser nahm ihm den Zauberstab weg und die anderen erhoben sich mit einem fiesen und dreckigen Lachen. James war wie paralysiert, obwohl sie noch keinen Zauber angewandt hatten. Sie schubsten und schoben ihn immer tiefer in den Raum hinein, zwischen vielen Säulen vorbei, bis sie schließlich zu einem hohen, grünen Feuer kamen. Es stank ekelhaft, und dicke schwarze Schwaden hingen über den tanzenden Flammen.
Warum war er nur soweit vorgedrungen? Er hatte sich es denken müssen- sie hatten alle Posten abgezogen, damit er ungestört hierhin kommen konnte. Was hatten sie jetzt vor? Wollen sie ihn verbrennen? Sie kamen immer näher zu dem Feuer.
Doch – James atmete erleichtert auf – sie steuerten daran vorbei und erreichten einen hohen Sessel. Die Lehne war ihm zugedreht, so konnte er nicht erkennen, wer oder was in diesem Thron saß, denn das schien es zu sein. Alle knieten nieder. Sie versuchten auch James mit hinunterzuziehen, doch er wehrte sich beharrlich.
Er kniete vor Niemandem nieder. Vor Niemandem!
Der Sessel drehte sich langsam zu ihnen um. Ein Todesser hinter ihm schickte ihm einen Fluch in die Kniekehlen und James sank stumm zu Boden.
Ein großer Mann in einer langen schwarzen Robe erhob sich aus dem Sessel. Sein Gesicht war kalkweiß. Er starrte James hasserfüllt aus knallroten, zu raubtierartiges Schlitzen verzogenen Augen an.
Obwohl James noch nie ein Bild von ihm gesehen hatte und obwohl er nicht wusste wie er aussah wusste er sofort wer dieser Mann war. Wenn es ein menschliches Wesen war. Und obwohl er sich vor seinem Namen fürchtete, sprach er ihn zum ersten Mal in seinem Leben bewusst aus. Er redete ihn direkt an. James wollte keine Furcht zeigen.
„Voldemort." James stand mutig auf. Irgendetwas in ihm half ihm dabei. Zuerst dachte er, es wäre wieder diese Stimme gewesen, doch als er Voldemort aufrecht gegenüber stand, klang wieder dieses glockenhelle Lachen in seinem Kopf wieder. Das Lachen von Lily Evans.
Alle Todesser warfen nahezu gleichzeitig den Kopf herum, um ihn anzusehen.
„Was wollen sie von mir?"
Voldemort warf den Kopf in den Nacken und stieß das unnatürlichste Lachen aus, was James je gehört hatte. Es war hoch und gackernd und hatte bei James die gleiche Wirkung wie lange Fingernägel, die auf einem Spiegel auf und ab glitten.
„Die Frage ist nicht, was ich von dir will" , Voldemort antwortete wieder hoch und zuckersüß, „DIE FRAGE IST, WAS DU HIER ZU SUCHEN HAST!" kreischte er, und James zuckte erschrocken zusammen.
„Sollen wir ihn foltern, mein Lord?" ertönte eine schleimige Stimme hinter Voldemort, die James gut kannte. Noch ein Todesser kam hinter dem Sessel hervor.
„Snape!", zischte James böse.
Der fetthaarige und unbeliebte Schüler aus Slytherin war also wirklich das, was er zu sein schien. Ein Todesser. Und mit Abstand der jüngste hier im Raum, stellte James fest.
„Ja, Severus Snape ist einer meiner treusten Diener." Snape grinste ölig. „Foltern ist nicht schlecht, aber ich denke, wir brauchen hier nicht den Cruciatus-Fluch anwenden. Ein Blick in die Kerker gleich genügt, würde ich sagen."
Snape brach in ein schauerliches Gelächter aus und die anderen Todesser stimmten ein.
„Doch zuerst einmal sollten wir im einen Blick in das Wasser schenken, oder war meint ihr?" fuhr Voldemort mit unangenehmer Stimme fort. Tosendes Gelächter war die Antwort.
James fand sich einige Minuten später vor einer Wasserquelle wieder. In dem Wasservorhang, der von einer Felskante rieselte, war deutlich ein genaues Abbild der Gänge zu sehen. So hatten sie ihn also kommen sehen!
Voldemort schwenkte den Zauberstab über dem Wasser, und ein neues Bild erschien.
„Lily!", keuchte James. „Lily, Sirius, Remus und Peter!" Seine Freunde schritten durch die Gänge- was taten sie hier?
„Ihre Freunde... sie kommen, um sie zu retten. Sie laufen in ihr Verderben.", sagte Voldemort hämisch. „Für James Potter."
Völlig in Trance bekam James kaum mit, wie sie ihn zu den Kerkern brachten. Er hatte seine Freunde in Gefahr gebracht! Nicht nur in Gefahr gebracht- Sie würden alle sterben! Und was war mit Lily? Lily war gekommen. Aber auch sie würde sterben.
James traten die Tränen in die Augen. Doch als eine Kerkertür aufgerissen wurde, versiegten sie sofort.
Vollkommen geschockt stand James da.
Er konnte nicht glauben, was Voldemort getan hatte.
