Erklärung: Tolkien gehört alles, mir gehört nichts. Außer Fabienne.

On it goes...

Kapitel 8

Es war noch finster, als Fabienne heftig wachgerüttelt wurde. Noch ganz verschlafen blinzelte sie in das Gesicht ihres Ruhestörers. Sie wollte gerade ansetzen, etwas zu sagen, als Aragorn ihr den Mund zuhielt. "Pst!!!. Ich will nicht, dass das Lager wach wird! Ihr habt schon genug Unheil angerichtet. Steht auf! Sofort!"

Völlig überrumpelt lies sich Fabienne von ihm hochziehen, jedoch lies er ihr Handgelenk nicht los, sondern zog sie mit verbissener Miene hinter sich her. "Wartet doch, was wollt ihr eigentlich von mir, ich hab doch gar nichts...."

"SCHWEIGT! Ihr solltet froh sein, das ich es war, der euch geweckt hat und NICHT Legolas! Wer weiß, ob ihr jetzt noch laufen könntet!"

Fabienne blieb wie angewurzelt stehen und Aragorn drehte sich um. Ihr stand der Mund offen und ihre Gedanken überschlugen sich! `Er weiß Bescheid! Verdammt! Hoffentlich ist er der Einzigste, der es sah.`

Aragorn ignorierte ihren verblüfften Gesichtsausdruck. Er ging mit ihr noch ein Stück, bis sie an einen See kamen, der etwas abgeschieden vom Lager war.

"Ich weiß nicht, was ihr für ein Spiel treibt, aber hört auf damit, bevor es zu spät ist! Ihr wisst nicht, mit wem ihr spielt. Nehmt meine Worte ernst, Fabienne!!!" sagte Aragorn schnell. "Diese Worte habe ich schon einmal gehört, Herr Aragorn und sie machen mir keine Angst. Und ich weiß sehr wohl, was ich tue. Haltet euch da raus, es ist allein MEINE Angelegenheit!" sagte sie schnippisch.

"NEIN, das ist es eben nicht!!! Es ist nicht eure Angelegenheit! Ich leite diese Gruppe, um sie zu ihrem Ziel zu führen und Legolas ist ein Teil davon." fuhr er sie an. "Ein äußerst wichtiger Teil!" fügte er leiser hinzu. "Er ist unser Auge und Ohr, er warnt uns vor kommenden Gefahren und seine Pfeile gegen unsere Feinde sind präzise und tödlich. Ihr begreift nicht, was ihr uns damit antut..."

Langsam schwante Fabienne etwas. Sie gab ihm Wein. Was wäre, wenn er heute zu sehr mit den Nachwirkungen des Alkohols zu kämpfen hätte? Was, wenn sie heute angegriffen würden? Doch ihr Stolz überwog...

"Ihr wisst genau, was für gute Kämpfer uns auf dieser Reise begleiten. Wenn er mal einen Tag aussetzt, tut uns das doch gewiss keinen Abbruch?!" sagte sie bestimmt.

Aragorn reichte es! Er fasste sie hart an den Schultern und puschte sie gegen einen naheliegenden Felsen. "IHR DENKT NUR AN EUCH! Ihr denkt nur an eure Rachsucht, nicht an die Menschen um euch!!! Ich schwöre, so wie ich hier stehe, wenn wir heute angegriffen werden und Legolas hat nur halb soviel Energie wie sonst, mache ich euch vor dem König verantwortlich!!!" schrie er sie jetzt an. Es kümmerte ihn nicht mehr, ob das Lager sie hören konnte.

Fabienne bebte. Wie konnte er es wagen, sie so anzuschreien. Doch da viel ihr seine Wortwahl auf. `Rachsucht? Er hatte tatsächlich Rachsucht gesagt! Eowyn! Sie muss es ihm erzählt haben.` Fabienne wurde kreidebleich. Sie senkte ihren Kopf. "Was wisst ihr über mich, Aragorn?" flüsterte sie kaum hörbar. Aragorn sah sie prüfend an. Er wusste schon lange, das sie etwas mit sich herumtrug. Eine seelische Last, die ihr Herz bedrückte, ihre Seele schrumpfen ließ und ihre Gedanken vernebelte. Sie wurde von irgendwas getrieben, doch von was, das wusste er nicht. Doch er kannte die Gefahr. Das man rasend schnell Fehler machte, die unter "normalen" Umständen nie zustande kommen würden. Und davor wollte er sie schützen. Wollte er Beide schützen...

"Ich weiß weder, was euch bedrückt, noch was dies mit Legolas zu tun hat. Ich weiß nur, das ihr eine starke Frau seid und das euch dieser Hass noch nicht aufgefressen hat." sagte er in einem unglaublich warmen Ton. Fabienne sah verwirrt auf. "Was meint ihr damit?"

Er schmunzelte. "Ich weiß, was ich gesehen habe. Mein Auge ist auf Dunkelheit geschult, so wie das eure und jedes anderen Waldläufers auch. Ihr musstet ihn einschläfern, anders macht ein Sterblicher einen Elben nicht wehrlos. Dann wolltet ihr ihm wehtun, so richtig verletzen. Doch ihr konntet nicht! Im Gegenteil, ihr habt ihn sogar geküsst." Er forschte in ihren Augen. "Ihr seid getrieben von Hassgefühlen und gleichzeitig fühlt ihr euch zu ihm hingezogen. Ihr solltet euch langsam für eine Seite entscheiden, Fabienne!"

Ihr stockte der Atem und sie schluckte schwer. Sie blickte Aragorn stumm an, unfähig etwas darauf zu erwidern. Vor ihr stand nicht Aragorn, der Waldläufer, sondern Aragorn, der König! Das erkannte sie in seinem, von Narben gezeichnetem Gesicht und in seinen weisen Augen. "Ihr sprecht die Wahrheit, Herr Aragorn! Ihr sprecht recht und klug, ganz wie ein König!" Aragorn musste lächeln und legte den Kopf schief.

"Doch was ich begann, bringe ich zuende!" Sein Lächeln verschwand und er blickte sie wieder hart an.

"Vertraut mir! Ich versichere Euch, ich bringe weder die Gesandtschaft, den König, noch den Elb in Gefahr. Gebt mir etwas Zeit und ich werde es regeln. Bitte!" flüsterte sie.

Der erfahrene Ranger suchte in ihren Augen nach der gesprochenen Wahrheit und fand sie. Die schöne Frau, die vor ihm stand, wusste, von was sie sprach und er entspannte sich. "Ihr habt es angefangen, also beendet es auch! Ich will keinerlei Szenen mehr! Habt ihr mich verstanden?" Fabienne lächelte ihn an und nickte eifrig.

Aragorn sah sie nochmals kopfschüttelnd an, drehte sich auf den Absatz um und verschwand im aufkommenden Morgennebel. Zurück lies er eine junge Rangerin, die sich schwer ans Ufer fallen lies und null Plan hatte, was sie tun sollte...

Währenddessen...

Gimli beobachtete den schlafenden Elb. Der Zwerg war früh erwacht und hatte Aragorn mit Fabienne vom Lager weglaufen sehen. Diese Frau hatte irgendwas ausgefressen, das wusste er sofort. Er blickte sich suchend nach seinen neuen Freund um, fand ihn nicht auf seinem vorgeschriebenem Wachposten und stand schleunigst auf, um sich nach ihm umzusehen. Er musste nicht weit laufen, da stolperte er auch schon über seine langen Beine, die im weiten Winkel ausgestreckt im Gras lagen.

Schnell bemerkte Gimli, dass das nicht sein normaler Schlaf war. Legolas lag leblos da und seine Augen waren... geschlossen! Langsam begann es zu dämmern, doch der Elb machte keine Anstalten zu erwachen.

"Hey, Junge! Wach auf! Wenn die Leute dich so sehen!!!"

Gimli lehnte sich über Legolas und wollte ihn heftig schütteln, als sein Blick auf sein Gesicht fiel. "Was zum Henker...eine blutige Narbe??? Wie hast du denn das geschafft?" Gimli war sich sicher, solange er Legolas kannte, hatte er ihn noch nie sich selbst verletzen sehen. Ihm war nicht mal ein eingerissener Fingernagel bekannt. `Diese Frau! Die war es!`

"Ich wusste doch gleich, die tickt nicht ganz richtig." Kopfschüttelnd suchte er nach weiteren Verletzungen und kam bei dem Messer zum Stillstand.

"Beim Barte Balin`s...!!!" Gimli wurde blass und ihm verschlug es die Sprache.

Er wollte das Messer entfernen, doch er stockte. Ein Grinsen stahl sich durch seinen Bart. `Hat es diese kleine Hexe doch geschafft, unseren Elben (gewissermaßen) zur Strecke zu bringen! Wenn der das erstmal checkt, möchte ich nicht in ihrer Haut stecken! Er soll es ruhig mit seinen eigenen Augen sehen, zu was Frauen fähig sind! Das Messer bleibt stecken. Das wird heute bestimmt ein "interessanter" Tag.` freute sich der Zwerg und lehnte sich genüsslich an einen nahen Baumstamm.

Er hatte noch nicht ganz zuende gedacht, als auch schon Aragorn angerannt kam. "Gimli, wir müssen ihn irgendwie wecken! Es wird gleich hell und ich möchte keine neugierigen Blicke. Los, hilf mir!"

"Ganz ruhig, mein Guter! Es wird zwar gleich hell, aber es zieht auch gleichzeitig Nebel auf. Die Götter sind mit uns! Ich bin gleich wieder da." sprach Gimli und verschwand. Kurz darauf kehrte er mit seinem Lederschlauch zurück und schwenkte ihn vor Aragorn´s Augen. "Hier!" Und mit einem Blick auf den Weinbecher im Gras: "Kaltes Wasser hat noch jede Schnapsleiche munter gemacht. Das wird ihm zwar nicht gefallen, aber, naja, was bringt´s!" Sprach´s und kippte das gesamte Wasser über Legolas Gesicht. Sofort traten beide Männer einen Schritt zurück und beobachteten gespannt das Geschehen...

Zuerst geschah nichts. Dann flatterten seine Lider leicht und blinzelnd öffnete er seine Augen. Sein Kopf ging etwas hoch, nur um darauf mit einem leisen Stöhnen wieder zurückzusinken. Seine Hand wanderte zu seinen Augen und rieben sacht. Dann setzte er sich ganz langsam auf, begleitet von gemurmelten, elbischen Flüchen. Er musste wirklich einen furchtbaren Kater haben. Doch er schaffte es nicht, sich ganz aufzusetzen, irgendwas zerrte an ihm. Verwundert stützte sich Legolas auf seine Ellenbogen und blickte dann Gimli und Aragorn abwechselnd an, die ihn gespannt beobachteten.

"Was...?" krächzte er.

Überrascht über seine verlorengegangene Stimme verstummte er. Aragorn riss sich zusammen und kam ganz nah an ihn ran. "Hör mir zu, du warst betrunken und wir mussten dich mit Wasser wiederbeleben. Soweit klar?" Legolas nickte nur. Aragorn sah Gimli fragend an und der zwinkerte ihm aufmunternd entgegen. "Pass auf, bitte reg dich jetzt nicht auf, aber... du kannst noch nicht aufstehen. Ein Messer hindert dich daran und ich muss es erst entfernen." sagte er schnell. Legolas riss die Augen auf und sein Kopf ging ruckartig in die Höhe, was er sofort bereute. Der Schmerz war immens und er biss die Zähne zusammen. Jedoch zwang er sich, die Augen zu öffnen um Aragorn zu beobachten, der sich nun an seiner Hose zu schaffen machte. "Was tust du da?" zischte er, jedoch hatte sein Freund das Messer schon in der Hand und hielt es ihm unter die Nase. "Das da! Es steckte in dem Stoff und... naja, nagelte dich am Boden fest. Jetzt steh auf mein Freund!"

Gimli streckte Legolas seine Hand aus und dankbar griff er danach. `Hoffentlich sieht das keiner. Ein Elb! Lässt sich von einem Zwerg beim Aufstehen helfen. Sowas ist mir noch nie passiert.` musste Legolas bitter erkennen. So elegant und wendig wie der Elb wirkte, er war kein Fliegengewicht, das musste der Zwerg dafür überrascht feststellen. Jedoch ersparte er sich irgendeinen Spruch, das wäre äußerst fehl am Platz. Sowas hatte auch noch später Zeit...

Als Legolas stand, schwankte er noch leicht, hatte sich aber relativ schnell unter Kontrolle. Da fiel ihm etwas ein und er drehte sich zu Aragorn um. Dieser hielt es in der ausgestreckten Hand und langsam nahm der Elb das Messer entgegen. Gimli und Aragorn hielten den Atem an.

Er erkannte es sofort. Das war das Messer, was SIE zum Apfelschneiden verwendet hatte. Und wie ein Schlag fiel der Nebel, der seinen Kopf umhüllte ab und er sah die letzte Nacht nochmals klar und deutlich. Wie sie ihm Wein brachte und sich bei ihm entschuldigte. Die Menschen Rohan´s als Vorwand nutzte, sein Vertrauen zu gewinnen. Sich neben ihn setzte, nur um zu warten, das er endlich wehrlos wurde. Wut stieg in ihm auf, unsagbare Wut und zornig blickte er Aragorn an. Dieser ging schnell einen Schritt auf ihn zu und griff ihn sacht an den Schultern. "Tu jetzt nichts, was du später bereust, Legolas! Besinn dich und konzentriere dich allein auf dich, lass dich nicht von der Wut auf sie lenken!" flüsterte er ruhig.

"Wie soll ich bei sowas ruhig bleiben, Aragorn??! Ich habe ein LOCH IN MEINER HOSE!!!. MEINE Haarsträhne ist an IHREM Messer, nur um IHREN Spott über MICH zu unterstützen!!!!" sagte Legolas laut und mit geballten Fäusten lief er unruhig vor den Beiden auf und ab. Der sonst so gefasste Elb war jetzt völlig außer sich und nervös. Dann blieb er abrupt stehen.

`Sie hatte totale Gewalt über mich. Ich war wehrlos! Zum 1. Mal in 3000 Jahren war ich wehrlos. Und das bei einer menschlichen Frau...!` stellte er erschrocken fest.

Entschlossen packte er das Messer nochmals fester in seiner Hand stellte sich gerade hin. Dabei ignorierte er die immer noch pochenden Schmerzen in seinem Kopf und blickte Aragorn fest an. Das Blau seiner Augen war einem Dunkel gewichen, das der Waldläufer nur zu gut kannte...

"Das Spiel ist zuende!!! Wo ist sie?"

Aragorn warf Gimli einen nervösen Seitenblick zu. Dieser zuckte nur mit den Achseln. `Machen kannst du eh nix! Lass ihn ziehen!` gab er ihm zu verstehen.

"Am See!" sagte Aragorn ruhig und wollte noch was hinzufügen, doch das konnte er sich sparen. Hilflos musste er zusehen, wie Legolas, trotz seines heftigen Katers, bereits zielstrebig zum See hinunterlief.