Erklärung: Tolkien gehört alles, mir gehört nichts. Außer Fabienne.

On it goes...

Kapitel 15

Gimli stieg wieder Übelkeit hoch, als er mit seinen kurzen Beinen über die gemeuchelten Leiber der Gefallenen stieg. Manche erkannte man nur noch an der Art ihrer Kleidung und Rüstung, ob sie einmal ein Mensch oder Elb waren, so sehr waren sie entstellt. Einzelne Überlebende begannen, still und leise Körper aufzubahren, um sie dem Begräbnis zu überstellen. Nur wenn man ein totes Kind fand, erhoben sich leise Klagelieder...

Als er einer der Bestien stöhnend am Boden liegen sah, fackelte er nicht lang. Mit einem Kraftschrei holte er aus und jagte mit voller Wucht seine Axt dem Uruk-hai in den Schädel. Dann setzte er sich auf dessen Rücken, holte seine Pfeife hervor und begann zu schmauchen. Wäre die Umgebung nicht so grotesk, es wäre hier die reinste Idylle!

Doch viel Zeit zum verschnaufen hatte er nicht. Sein Blick fiel von unten auf ein paar lange Beine in Leggins, die sich etwas entfernt vor ihm aufstellten. Der Zwerg sah auf und musterte Legolas.

„Verstaubt, blutbefleckt, erschöpft! Zum ersten Mal gefällst du mir!" Legolas zog eine Augenbraue hoch, beließ es aber mit seinem Kommentar.

„Endstand?! 42!"Er hielt seinen Bogen in der Hand und betrachtete ihn von oben bis unten, das auch ja kein Kratzer dran gekommen ist. Sein Stolz über die Anzahl derer, die er getötet hatte, war unübertroffen offensichtlich.

„42?"Gimli kam aus dem Staunen nicht mehr raus. „Das ist gar nicht mal schlecht für solch ein arrogantes Elbenprinzlein, wie du es bist!"Legolas´ Kopf schnellte hoch und er sah Gimli scharf an. „Ich für meinen Teil sitze gerade ziemlich stramm auf NUMMER 43!"

Er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, da flog auch schon ein Pfeil auf ihn zu und blieb genau zwischen seinen Beinen stecken. „43"flüsterte Legolas genüsslich. „Der...war...schon tot!"brummte Gimli nun langsam böse werdend. „Er hatte gezuckt!"verbesserte ihn Legolas ruhig.

Da explodierte Gimli förmlich. „ Der hat noch gezuckt, weil ich ihm MEINE AXT IN SEINE NERVENBAHNEN GETRIEBEN HABE!"Dabei zerrte er wild am Axtstiel rum und der Uruk-hai machte ansatzweise Hampelmannartige Bewegungen.

Die beiden Freunde starrten sich an...um dann in lautes Gelächter auszubrechen! Nach einer Weile stand Gimli immer noch prustend auf, zog Axt und Pfeil aus dem toten Körper und gab Legolas sein Eigentum zurück. „Meisterschuss, Herr Elb! Wahrlich! Bislang dein bester!"

Legolas säuberte den Pfeil und steckte ihn in den Köcher zurück, doch wurde dabei schweigsam. „Komm, mein Freund, unsere Abwesenheit wird auffallend sein!"Sorge überzog wieder sein schönes Gesicht. Gimli schüttelte immer noch grinsend den Kopf und trottete hinter dem Elben her.

Als er hinter ihm auf Arod saß, bemerkte er erst dessen Zerstreutheit. Sie verfolgten die Vernichtung der geflohenen Uruk-hai, die sich in den Fangorn flüchteten. Schaudernd lief es ihnen den Rücken runter, als quietschende, schrille Laute zu ihnen hinüberwehten. Laute von jenen Kreaturen, die gerade zermalmt und zertrampelt wurden...

„Die Schlacht um Helms Klamm ist vorüber."hörten sie Gandalfs weise Stimme. „Der Kampf um Mittelerde steht erst noch bevor!"Doch Legolas horchte nur mit halbem Elbenohr hin. Der Zwerg seufzte innerlich auf. Meine Güte nochmal! „Ich weiß nicht, was dich bedrückt, mein Freund,"begann er leise. Legolas Kopf wandte sich leicht zu ihm um, „doch ich kann dir versichern, sie ist wohlauf!"Als er das vernahm, dauerte es eine Weile, ehe er sich Gimli´s Worte richtig bewusst war. Sie lebt! Sie...hat überlebt!

Sein Blick wanderte wieder geradeaus. „Wo hast du sie gesehen? Wann?" flüsterte er kaum hörbar über seine Schulter. „Als die Schlacht am dunkelndsten und jegliche Hoffnung zunichte war! Kurz nach Sonnenaufgang!" brummte er leise zurück. Irgendwie genoss er es, zuzusehen wie Legolas der Frau immer mehr verfiel. Dem entdrang seiner Brust ein leiser Seufzer und der Zwerg spürte, er war zu weit gegangen. Doch er schwieg...

Als sie gemeinsam zur Festung zurückritten, lenkte Aragorn Brego neben Legolas. „Ohne die Unterstützung der elbischen Armee wären wir niemals soweit gekommen."begann er leise. Legolas sah ihn kurz lächelnd an, doch blickte gleich wieder ernst geradeaus. „Doch leider sind viele deiner Art als Gefallene zu beklagen – auch Haldir."flüsterte Aragorn traurig. Der zukünftige König Gondors hielt den Kopf gesenkt und murmelte leise einen elbischen Sterbespruch. So bemerkte er nicht, das Legolas plötzlich kalt lächelte!

Fabienne stand immer noch am obersten Ende der Treppe, als die Reiter im Innenhof von den Pferden abstiegen. Während die Männer langsam die große Freitreppe empor schritten, kamen gleichzeitig auch die Frauen aus den glitzernden Grotten, rannten ihnen entgegen und raus auf das Schlachtfeld, um nach ihren Angehörigen zu suchen. Wenn es vorher ruhig war, erhob sich jetzt ein Wehklagen ungeahnten Ausmaßes – verzweifeltes Weinen und Aufschreien aus ungezählten Mündern hallte gegen die Klamm und wurde immer und immer wieder von ihr reflektiert. Auch wer niemanden verloren hatte, musste nun um Fassung kämpfen. Fabienne wischte sich mit schmutziger Hand die Tränen vom Gesicht, doch verteilte dadurch auf ihrer Wange den blutverkrusteten Dreck nur etwas besser.

Unbeweglich starrte sie Eowyn hinterher, welche die Treppe herunterrannte und vor Aragorn stehen blieb...um ihn dann stürmisch zu umarmen. Legolas ging an den Beiden vorbei und gönnte seinem Freund ein verständiges Kopfnicken, ohne dass die Schildmaid es sah. Dann richtete er wieder seinen Blick nach oben...und beschleunigte seinen Schritt.

Als die Beiden sich gegenüberstanden, wusste keiner die richtigen Worte zu finden. Sie ließen einfach ihre Augen über den anderen wandern, als stünden sie vor einem Trugbild, welches verblasst, wenn man danach greift!

„Es ist vorbei."sagte er ruhig und sie antwortete mit einem wissendem Lächeln. Es war nicht nur die Schlacht damit gemeint...

Da trat er einen raschen Schritt auf sie zu, doch sie hielt ihn zurück. „Nicht hier."flüsterte sie schnell. Verwundert blickte er sie an, doch dann verstand er. Zu viele Augen ruhten auf ihnen, zu viele traurige Emotionen durchwehten die Luft.

Fabienne wies ihm mit einem kurzen Kopfnicken den Weg. Beide gingen nebeneinander in das Innere der Festung und ohne ein Wort zu wechseln fanden sie sich vor seiner Kammer wieder. Er hielt ihr die Tür auf und sie ging so langsam hinein, als beträte sie einen überfüllten Festsaal. Ihr Blut rauschte laut in den Ohren und nervös rieb sie sich ihre kalten Hände. Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, zuckte sie unmerklich zusammen, doch Legolas sah es.

Um ihr die Anspannung zu nehmen, begann er seine Waffen abzulegen. Er trat ans Bett und ließ langsam und Stück für Stück seine Waffen darauf gleiten. Fabienne atmete tief durch und begann, es ihm gleichzutun. Sie brauchten beide diese Zeit, um ihr Gedankenchaos zu ordnen und um ihre Nervosität zu beschwichtigen. Doch dann begann er, seine Rüstung abzulegen. Sofort drehte sie sich um – warum, wusste sie selber nicht! Was tun? Was tun?!

Da fiel ihr die Waschschüssel ein und beinahe hastig lief sie dahin. Erst, als das Wasser sich rot und schwarz von Blut und Dreck färbte wurde ihr bewusst, wie schmutzig sie eigentlich war. Auch das leinene Handtuch bekam noch einiges ab, doch das war ihr egal. Sie öffnete ihre Haare und versuchte, das Beste aus der dunklen Masse zu machen. Doch struppig und filzig wie es war, konnte sie nicht viel ausrichten. Aber so gewann sie etwas Zeit, bevor sie sich wieder umdrehen musste. Und bekam ihren Puls unter Kontrolle...

Legolas wartete, bis sie mit der Prozedur fertig war. Er hatte schon längst die schwere Rüstung abgelegt und in ein sauberes Hemd gewechselt. Verstohlen rieb er sich ein paar Druckstellen am Hals. Keine 10 Pferde bekommen mich dort nochmal hinein! Doch als sie sich wieder umdrehte, musste er lächeln. Vergessen waren Druckstellen und Belanglosigkeiten wie Schmerzen. Fabienne sah etwas verlegen nach unten und murmelte: „Euer Wasser. Es ist nicht mehr zu gebrauchen. Ich werde...dann gleich neues besorgen!"

„Dann gleich? Und was macht ihr vorher?"Seine Frage klang vorsichtig, doch gleichzeitig neugierig, als wartete er auf irgendetwas.

„Euch danken!"Unbewusst hielt er den Atem an, als sie langsam auf ihn zuging. „ Ich war ziemlich...nun ja, egoistisch und...wie soll ich sagen...es hat sich gewandelt. Ich sehe mein Leben anders. Durch euch." wisperte sie, als sie vor ihm stand. Doch ich habe sie im Stich gelassen! Sie vertraute mir!´ raunte es in seinem Kopf. Sie hätte jetzt tot sein können! Sie...ich habe mein Versprechen nicht gehalten!

„Haldir ist..."begann er vorsichtig, doch sie legte sofort einen Finger auf seinen Mund. Dabei flackerten ihre Augen wild auf! „Schhhhht! Denkt nicht mal im Traum daran, seinen Namen nochmals in meiner Gegenwart zu erwähnen! Verstanden??"fuhr sie ihn an.

Legolas nickte erschrocken. Ich bin sowas von unvorsichtig! Dann wurden ihre Augen weicher. Sie nahm den Finger von seinem Mund, doch er fing ihre Hand wieder ab, hielt sie fest und begann zärtlich ihren Handrücken zu massieren. Dabei unterbrach niemals ihr Blickkontakt und fasziniert beobachtete sie, wie sich seine Augen plötzlich verdunkelten! Fabienne wagte sich noch ein Stück näher an ihn ran. Dabei glitt ihre andere Hand wie von selbst an seinem Oberkörper hoch. Zuerst fast zögernd, doch mit der Zeit immer mutiger werdend, ertastete sie sich ihn.

Legolas Augenlider schlossen sich halb und ihm fiel normales Denken sichtlich schwer und schwerer. Als ihre Hand über seine Schulter glitt konnte sie nicht umhin, ihre Finger in sein samtig-weiches Haar zu führen. Es lag glatt und kühl wie Seide zwischen ihren Fingern, Wie kann das sein? Er hat gerade in einer Schlacht gekämpft! und neugierig fuhr sie über einen der seitlichen Zöpfe, die sein Haar vom Gesicht fernhielten und seinen Status als Prinz erkennbar werden ließen.

Legolas genoss jede einzelne Bewegung und empfing schaudernd - wohlig jede noch so kleinste Berührung von ihr. Seine Hand kreiste dabei träge und langsam ihren Rücken auf und ab und seine sensiblen Fingerspitzen erfühlten so auch ihre verspannten Muskelstränge - Beweise für einen kräftezehrenden Kampf letzte Nacht! Ihre Haare waren strähnig, schmutzig und verschwunden war ihr bezaubernder Duft aus Edoras. Legolas konzentrierte sich darauf, wenigstens eine Spur dieses Dufts durch den Gemisch aus Urukblut und Schweiß zu finden. Es war schier unmöglich und schlagartig wurde er sich bewusst, dass er eigentlich nicht minder schlimm riechen konnte!

Doch dann musste er schlucken – Fabienne legte ihre Fingerspitzen an sein Ohrläppchen! Federleicht und nur mit winzigstem Abstand fuhr sie mit der hohlen Hand an seiner äußersten Ohrmuschel entlang, bis zur delikaten Spitze! Dabei achtete sie darauf, mit seinem Ohr niemals in Berührung zu kommen, doch Legolas spürte umso deutlicher ihre Hand...allein durch den Lufthauch! Sie wusste genau von der erogensten, empfindlichsten Stelle der Elben – unantastbar, extrem sensibel, extrem...verboten! Langsam sank ihre Hand wieder zurück auf seine Schulter. Legolas war jetzt außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihre Hand, die er immer noch festhielt, führte er zu seinen Lippen, um kleine Küsse auf ihre Fingerspitzen zu platzieren – jetzt musste Fabienne schlucken!

Langsam drehte er ihre Hand und erforschte auch Daumen- und Handgelenk. Fabiennes Sinne schwirrten und trunken hauchte sie ein „Le...Legolas..."in seine Schulter. Das erste Mal! dachte er glücklich. Wie fremd es klingt...und doch wie schön! und er setzte seine Reise ihren Arm fort, bis er an ihre Schulter kam. Dort ließ er ihren Arm los und ging ein kleines Stück auf Abstand, um in ihren Augen nach ihrem Befinden zu suchen.

Samtiges Schwarz versank unrettbar in Tiefen von strahlendstem Blau. Sanft berührten sich ihre Nasenspitzen und in seinen Augen lag eine unausgesprochene, doch klare Frage. Als Antwort legte sie ihre Hand um seinen mittleren Zopf und schloss die Augen. Während er ihren Körper langsam ganz an sich heranzog, legte er den Kopf auf die Seite, dann schloss auch er die Augen – um sie endlich richtig zu küssen.

„LEGOLAS! Wo steckt dieser Elb, wenn man ihn braucht?"Gimlis schwere Schritte und brummige Stimme drangen an sein Ohr und Legolas hob erschrocken seinen Kopf. Doch das war ein Fehler, denn Fabienne besaß nicht so schnelle Reaktionsfähigkeit wie der Elb vor ihr. Sie hielt immer noch an seinen Haaren fest, als er sich ruckartig von ihr löste und zog dadurch schmerzhaft an seiner Kopfhaut.

„AI!!"entfuhr es Legolas so laut, dass Passanten, die vor der Kammer entlang liefen, erschrocken stehen blieben und sich gegenseitig verwundert ansahen. Natürlich hatte es Gimli auch gehört und fiel mit seiner ganzen Kraft gegen die Türe und in das kleine Zimmer hinein.

„WO...WAS? Was ist passiert?"polterte er sofort los und schwang in weiten Schwüngen seine gewaltige Axt. Fabienne stand neben dem Bett und legte sich in aller Seelenruhe ihre Waffen an, Legolas kippte das Wasser weg, welches sie verschmutzt hatte. Doch beiden stand eine zarte Rötung ins Gesicht geschrieben und Gimlis Blick flog zwischen den Beiden hin und her. Dann lies er seine Axt sinken und stützte sich schwer drauf.

„Gimli! Was ist dein Begehr, mein Freund?"lachte ihn Legolas an. „Mein Begehr? Mein Begehr? Während du mit dieser...dieser Frau..."Legolas sah ihn scharf an, „... du mit dieser Frau redest, treffen wir Vorbereitungen zur Abreise, FREUND!" Legolas und Fabienne sahen sich an. Abreise?! Aber...

„Wohin reisen wir ab, Gimli? Was ist unser Ziel?"fragte Fabienne. Ihr enttäuschter Unterton war nicht zu überhören. „Isengard, werte Freunde!" trompetete Gimli. „Also! Kommt in die Hufe!"und damit lief er aus der Kammer wieder raus, ohne auf die Tür zu achten, die nun halb aus den Angeln hing!

Der Elb und die Waldläuferin brauchten keine zweite Bitte. Hastig, doch etwas durcheinander kramten sie die restlichen Sachen zusammen, ohne auf die neugierigen Blicke vom Gang zu achten und machten sich auf den Weg zu den Stallungen.

Doch während Fabienne auf ihren Hengst zusteuerte, der noch immer so dreckig war, wie auf der Hinreise, hielt sie Aragorn an. „Auf ein Wort, Fabienne!" Und mit einem Blick auf Legolas: „ALLEIN!"Fabienne zog erstaunt die Augenbrauen hoch, ging aber hinter ihm her in eine ruhigere Ecke vom Stall.

Legolas warf Aragorn einen fragenden Blick nach, wandte sich aber dann seinem Hengst Arod zu. Während er ihn arbeitsfertig machte, glitten seine Blicke immer und immer wieder zu der dunklen Ecke, wo jetzt die Frau mit seinem Anführer stand und sich leise unterhielt. Der Elb konnte ihre Worte nur undeutlich verstehen. Doch ihre Augen sprachen wie ein Buch zu ihm. Sie sah nicht glücklich aus...