So, hier ist nun also das erste Kapitel von Twilight And Shadow - mehr oder weniger der Auftakt des Ganzen... Bis die Handlung richtig ins Rollen kommt, dauert es allerdings noch eine Weile (will sagen bis mindestens zum dritten Kapitel). Da muss sich die liebe Leserschaft (sofern sie existiert) also noch ein wenig gedulden... ^.~

An dieser Stelle nochmal ein kleines Dankeschön an Arlessiar und Strumpfhase für die lieben Reviews. Hab mich echt darüber gefreut und wurde dazu angespornt, schnell weiter zu schreiben. Ich hoffe, ich kann eure Erwartungen mit diesem Kapitel zumindest halbwegs erfüllen. ^^,

Besonderer Dank geht jedoch an white_shark - dafür, dass sie sich dazu bereit erklärt hat, mein Geschreibsel als Betaleserin zu korrigieren. Erstaunlich, wie viele Tippfehler man doch noch einbaut, auch, wenn man extrem darauf achtet, dass auch ja alles stimmt ^^,

Die Schauplätze der Handlung sowie einige der Personen sind auch immer noch nicht mein Gedankengut, sondern bleiben das geistige Eigentum von J.R.R. Tolkien und das rechtliche Eigentum von Tolkien Enterprises. Und dies wird sich auch nie ändern, so sehr ich es mir auch wünsche ^^,

So, nun aber weiter mit der Story...

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Twilight And Shadow

Kapitel 1: Viele Begegnungen

Der Reiter hielt geradewegs auf das Tor der Stadt zu. Die Sonnenstrahlen, welche durch das wieder erblühende Laubwerk drangen, warfen bizarre und faszinierende Schatten auf das Fell des weißen Rosses und wurden gleichzeitig von dem teilweise unter dem langen, nachtblauen Kapuzenmantel verborgenen Kettenhemd reflektiert. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, hielt die Person den Blick gen Boden gerichtet, die Führung völlig ihrem Reittier überlassend. Erst, als dieses seinen Schritt verlangsamte und schließlich zum Stehen kam, blickte der Reiter auf. Er hatte die weiße Stadt endlich erreicht - ob sein Bruder wohl auch schon angekommen war?

Das Tor wurde dem Fremden ohne Misstrauen geöffnet - es herrschten ruhige Zeiten und seit der letzte Ork in Ithilien gesichtet - und getötet - worden war, waren beinahe fünfzig Jahre ins Land gezogen. Für ihn bedeutete diese Zeit nichts, gemessen an der Länge seines bisherigen Lebens, doch dies hier waren Menschen - und für Menschen waren fünfzig Jahre mehr als die Hälfte ihrer Lebensspanne. Einige Male hatte er sich schon gefragt, wie es wohl wäre, ein so kurzes Leben zu führen, doch hatte er sich damit abgefunden, die Antwort nie zu erhalten - nicht innerhalb der Kreise der Welt.

Herr, willkommen in der weißen Stadt! Ein Wächter zog die Aufmerksamkeit des Ankömmlings auf sich, indem er sich leicht verneigte und ihn klar und deutlich begrüßte. Der Angesprochene nickte ihm leicht zu. Dann lehnte er sich etwas nach vorne und flüsterte einige Worte an das Ohr seines Pferdes, die der Wächter nicht verstand, obwohl er sie deutlich hörte.

Ath tham archam , Alagos. Das Tier wieherte kurz und warf den Kopf zurück, dann trabte es zielsicher über die Hauptstraße in Richtung des Plateaus. Etwas verwirrt folgten die Augen des Wächters dem Tier, dann schüttelte er jedoch den Kopf. Dies war schon der zweite elbische Reiter, der die Stadt innerhalb kurzer Zeit erreichte - was nur wollten diese ganzen Fremden in der Feste?

Als der Reiter schließlich die siebte Stufe der Stadt erreicht hatte, ließ er sich anmutig und geschmeidig vom Rücken des weder gesattelten noch gezäumten Rosses gleiten und klopfte ihm dankend auf den Hals. Gefolgt von seinem vierbeinigen Begleiter, trat er schließlich auf das Plateau hinaus und erblickte zum ersten Mal seit Langem Ecthelions Turm und den weißen Baum von Gondor - doch ihm war, als würde ein Schatten über diesem sonst so wundervollen Ort hängen. Es war ihm, als könne er immer noch den Schmerz der Hinterbliebenen Aragorns fühlen, der sich wie ein Nebel über de weitläufigen Platz gelegt hatte. Mit ausgreifenden Schritten hielt er auf den weißen Turm zu, darum bemüht, die düsteren Gedanken zumindest für eine Weile aus seinem Kopf verbannen zu können, und betrat schließlich den Thronsaal.

Als er das große Tor aufstieß, blickte Eldarion, der gebeugt auf seinem Thron verharrte, auf. Sein Gesicht, schön wie eh und je, jedoch von Trauer und Sorgen gezeichnet, machte einen überraschend schnellen Wandel durch: Der erschrockene Ausdruck, der sich dort gezeigt hatte, als sich das Portal unverhofft geöffnet hatte, wich Überraschung und Irritation und wandelte sich schließlich zu Misstrauen gegenüber diesem Neuankömmling. Als dieser jedoch die dunkle Kapuze zurückschlug, hellte sich die Miene des jungen Königs auf. Er erhob sich von seinem Thron und stieg schnell die Stufen hinab, um ihn gebührend zu begrüßen.

, entkam es ihm freudig, als er dem Anderen eine kurze Umarmung schenkte, um ihn dann mit nahezu strahlenden Augen zu mustern - es war eines der ersten Male seit dem Tod seines Vaters vor mehreren Monaten, dass die Bekümmernis aus den sturmgrauen Iriden verschwand.

Mae govannen, Eldarion. Es ist lange her. Der hochgewachsene Elb musterte seinen Gegenüber aus Augen, die ebenso grau waren wie die seiner Schwester, Arwen. Er strich eine Strähne des langen, nachtschwarzen Haares, das sein fein geschnittenes, schönes Gesicht umrahmte, zurück und lächelte leicht.

Du hast dich seit damals wirklich verändert... Ja, du bist zu einem stolzen Mann herangewachsen. Der König erwiderte das Lächeln und gab zurück:


Du hast dich kein Bisschen verändert, ebensowenig wie dein Bruder. Elladan wandte den Blick kurz ab und ließ ihn beinahe träumerisch durch die große Halle schweifen. Etwas abwesend wirkend sagte er schließlich:

Ja... Das Geschenk der Erstgeborenen. Elrohir ist bereits angekommen? Eldarion nickte und bemühte sich, dem Blick seines Onkels zu folgen - er scheiterte kläglich. Selbst, wenn er vom selben Blute war, so würde er das Wesen der Elben wohl nie verstehen können. Niemand konnte das. Schließlich nickte er.

Vor einigen Tagen, ja. Gehen wir zu ihm... Er hält sich zur Zeit bei meinen Schwestern auf. Der Jüngere deutete auf das große, zweiflüglige Tor, welches zum Thronsaal führte und ging schließlich mit stolzen, jedoch bedachten Schritten darauf zu. Elladan beobachtete ihn kurz und stellte dann mit einem leichten Lächeln fest, dass der Junge seinem Vater nicht unähnlich zu sein schien - ein gutes Zeichen dafür, dass er ein weiser König werden würde.

Ja, deine Schwestern... Wie geht es ihnen? Sie haben sich sicherlich zu zauberhaften Damen gewandelt. Sein Nebenmann nickte leicht.

Ja, das haben sie - besonders Anorwen. Du solltest sie sehen! Sie ist wohl das Abbild Galadriels geworden... Nicht ohne Stolz sprach er diese Worte aus - Eldarion liebte seine Schwestern und hatte in ihnen schon immer treue Freundinnen und Ratgeberinnen gesehen. Der Elb an seiner Seite nickte jedoch nur leicht.

Sie ist vom selben Blut. Es erstaunt mich ohnehin, dass Galadriels Wesen nur in ihr so deutlich zu Tage tritt... Die anderen drei Geschwister scheinen eher die Eigenschaften und Art meines Vaters aufzuweisen. Er ließ seinen Blick hinaus über die Ebene schweifen und verengte die Augen etwas, als diese schließlich an Mordor hängen blieben. Es war seltsam... Mordor war leergefegt, nur noch eine Einöde, und dennoch schien es ihm, als würde wieder ein Schatten dort aufsteigen. Doch all dies würde ihn bald nicht mehr betreffen - keines der Ereignisse Mittelerdes würde das.

Nun... Immerhin ist das Blut Elronds stärker in meiner Familie vertreten. Eldarion kannte die Geschichte seiner Familie - er wusste von allem seit dem Ende der Juwelenkriege und der Entscheidung der Brüder Elrond und Elros. Einerseits war er stolz darauf, andererseits fühlte er sich seit dem Dahinscheiden Aragorns unter stetigen Druck gesetzt - was, wenn er der großen Vergangenheit seiner Familie nicht gerecht werden würde? Was, wenn er im Vergleich zu seinen Vorvätern kläglich versagen würde? Oftmals fühlte der junge König sich verloren, unreif, seiner Aufgabe nicht gewachsen - und so oft hatte er sich gewünscht, jemanden an seiner Seite zu haben, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen könnte. Hoffnungsvoll warf er einen Blick zu Elladan, der irgendwie abwesend wirkte, tief in Gedanken versunken. Vielleicht würden Elladan und Elrohir nun in Minas Tirith bleiben? Vielleicht würden die Beiden ihn auf die Weise unterstützen, auf die er sich Unterstützung wünschte? Immerhin hatten die Brüder schon seinem Vater treu zur Seite gestanden, sowohl in der Schlacht als auch als Freunde... Wieso sollten sie also nicht auch ihm zur Seite stehen?

Mittlerweile hatten die beiden Männer das große Gebäude nahe des Turmes erreicht, in dem die königliche Familie hauste. Immer noch schweigend betraten sie das Bauwerk durch das große, hölzerne Portal und folgten einem hohen, aus weißem Stein erbautem Gang bis zu einem weiteren, kleineren Tor. Eldarion öffnete eine der beiden Torhälften und bedeutete seinem Onkel, einzutreten. Elladan nickte ihm leicht zu und betrat die Halle schließlich, sich erst einmal umblickend. Er befand sich wohl in einer Art Gemeinschaftssaal - die Grundfläche des Raums war exakt quadratisch angelegt und, wie der Rest der Räumlichkeiten, vorwiegend in hellen Farben gehalten. Eine lange Tafel, die wie eine Verlängerung des Gangs positioniert war, war einige Meter von der Tür entfernt aufgestellt worden und verlief bis einige Meter vor der gegenüberliegenden Wand, wo in einem großen Kamin trotz des wärmer werdenden Wetters noch ein Feuer prasselte und ein interessantes Schattenspiel auf die etwas geschwärzte Rückwand sowie den weißen, ebenmäßigen Boden vor der Kaminöffnung warf. Mehrere große, silberne Kandelaber standen in regelmäßigen Abständen auf der marmornen Tafel, welche von insgesamt sechzehn aus dunklem Holz geschnitzten, üppig verzierten Stühlen mit hohen Lehnen gesäumt wurde. Auf jeder der Sitzflächen lagen gemütliche, samtene Sitzkissen in einem cremefarbenen Ton, verziert mit feinen, goldenen Stickereien. In die linke Wand des Raumes war ein riesiges Bücherregal eingearbeitet, welches bis obenhin mit Literatur zu allen Themen gefüllt war, deren Entstehungsdatum noch bis in die Zeiten Numenors zurückreichte - und Elladan wusste, dass dies nur ein Bruchteil dessen war, was in den Archiven und Bibliotheken des Königshauses aufbewahrt wurde. An einigen Stellen dieser Wand waren Leitern angelehnt oder befestigt - genau konnte der Elb dies bei flüchtiger Betrachtung nicht erkennen, doch es spielte auch keinerlei Rolle - über die man die höher gelegenen Regale der etwa sechs bis sieben Meter in die Höhe ragenden Bücherfront erreichen konnte. Auf der rechten Seite des Raums schließlich befand sich eine großzügige Sitzecke, die aus zehn in einem Oval angeordneten, mit dem selben Stoff wie die Sitzkissen bezogenen Sessel bestand. Außerdem standen mehrere kleine, marmorne Tische zwischen den Sesseln, auf denen wiederum silberne Schalen mit allerlei Früchten positioniert waren. Dort entdeckte der Dunkelhaarige auch sogleich vier Personen: die drei Schwestern und Elrohir, seinen Zwillingsbruder. Dieser gewahrte auch seine Anwesenheit, denn kaum war der Blick des Ankömmling auf ihn gefallen, erhob er sich und blickte in seine Richtung.

Elladan! Du kommst spät., ließ er seine klare, angenehme Stimme durch die Halle tönen. Der Angesprochene blickte sich kurz mit einem fragenden Blick zu Eldarion um, welcher ihm zunickte, und schritt dann in Richtung der Anderen.

Nein, Bruder. Du bist früh., sagte er amüsiert, als er die kleine Gruppe schließlich erreichte.

Ich hätte nicht damit gerechnet, dich vor nächster Woche hier antreffen zu können. Er ließ seinen Blick über seine drei Nichten schweifen und nickte jeder von ihnen freundlich zu.

Meriliell, Ethuilwen, Anorwen... Es ist schön, euch wieder zu sehen. Meriliell strich eine Strähne ihres langen, dunklen Haares hinter die Ohren und schenkte ihrem Onkel ein schwaches Lächeln.

Ja, das ist es., erwiderte sie mit ihrer angenehmen, dunklen Stimme, Doch wo warst du so lange? Elrohir sagte, dass er damit gerechnet hatte, dich viel früher hier erscheinen zu sehen. Elladan ließ sich, ebenso wie sein Bruder und Eldarion, der nun auch hinzugekommen war, auf einen der Sessel sinken und schloss kurz die Augen, bevor er antwortete.

Nun, wie es scheint, haben sich die Söhne Elronds dieses Mal beide getäuscht... Wie gesagt, ich hätte nicht damit gerechnet, ihn so früh anzutreffen. Aber es ist wohl wahr, ich wurde etwas aufgehalten. Bei diesen Worten verfinsterte sich seine Miene kaum merklich.

Es scheint, als würde im Osten irgendetwas geschehen... Besonders Eldarion horchte bei diesem Satz auf.

Wie meinst du das?, fragte er seinen Onkel, sich gerade aufrichtend und etwas anspannend. Elladan warf einen kurzen Blick zu Elrohir, der diesen mit einem einzelnen Nicken quittierte und sprach dann weiter:

Nun... Im Osten Ithiliens gehen Gerüchte herum, habe ich gehört. Die Elben dort wirken in der Tat rastlos und unruhig - irgendetwas scheint sie zu bedrücken. Etwas, das vermutlich von Mordor ausgeht. Was genau es ist, konnte mir niemand von ihnen sagen, und ich habe mit Einigen gesprochen. Die einzige Antwort, die mir gegeben wurde, war: 'Es ist wie eine Vorahnung, ein ungutes Gefühl.' Eldarion hatte seiner Erzählung mit gesenktem Blick und zusammengezogenen Augenbrauen gelauscht und stützte nun den Kopf nachdenklich in eine Hand.

Mir ist noch nichts dergleichen zu Ohren gekommen., sagte er schließlich nach einer Weile, Sollte irgendetwas Unnatürliches vor sich gehen, hätten mich meine Kundschafter schon längst informiert. Sie reisen weiter als Elben und normale Leute, fast bis zu den Wurzeln des Schicksalsbergs... Diesmal war es Elrohir, der das Wort ergriff - genau wie sein Bruder hatte er gemerkt, dass Eldarion versuchte, sich selbst mit diesen Worten zu beruhigen.

Die Sinne der Elben sind geschulter als die deines Volkes, Eldarion - ihre Rastlosigkeit muss keineswegs bedeuten, dass eine Gefahr besteht. Sie ist eher ein Zeichen dafür, dass sich etwas zusammenbraut. Du weißt das. Erst zuckte der junge König leicht zusammen, dann blickte er auf, erst zu Elladan und Elrohir, dann zu seinen Schwestern. Es war Anorwen, die zuerst auf seinen stummen Hilferuf reagierte. Sie räusperte sich leise, um die Aufmerksamkeit der Übrigen von Eldarion ab- und auf sich zu lenken und sagte dann:

Nun, was immer sich zusammenbraut, muss doch nicht unbedingt eine Gefahr sein. Die Zeit der Elben auf Mittelerde ist vorbei, das wisst ihr... Vielleicht ist es der Ruf des Westens, der ihnen das Gefühl gibt, in Gefahr zu sein? Kritisch lagen ihre Augen auf den Brüdern.

Ihr verspürt ihn doch auch, diesen Ruf? Ich sehe es in euren Augen... Bei diesen Worten der jungen Frau lachte Elladan hell auf. Er blickte wieder zu Eldarion, welcher ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue kritisch in Augenschein nahm, und sagte:

Wie wahr deine Worte doch gesprochen waren, Eldarion... Diese junge Frau ist wahrlich ein Abbild Galadriels! Mit einem amüsierten Strahlen in den Augen wandte er die Augen schließlich zu Elrohir.

Mit ihr an seiner Seite hat er nichts zu befürchten, wenn wir gehen... Elrohir nickte leicht, wandte sich dann jedoch wieder seinen Nichten und dem Neffen, deren Gesichter eine Mischung aus Überraschung, Verwirrung und angedeutetem Entsetzen aufzeigten. Er räusperte sich leise, ließ den Blick erneut zu seinem Zwilling schweifen und sagte dann endlich:

Der eigentliche Grund, warum wir gekommen sind war, Abschied zu nehmen... Abschied von euch und eurem Vater. Wir werden in den Westen gehen. Nicht nur in Eldarions Gesicht zeigte sich in diesem Moment Entsetzen - auch seine Schwestern waren getroffen. Doch keine von ihnen vermochte die Gefühle ihres Bruder nachvollziehen. Der junge Mann hatte das Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen weggebrochen wäre. Er stürzte in ein tiefes Loch - hatte er doch bis eben noch darauf gehofft, nein, damit gerechnet, dass die Brüder bei ihm in Minas Tirith bleiben würden... Bei Elladans Worten war er sicher gewesen, dass er ihn aufgesucht hatte, um ihm, falls wirklich Etwas geschehen sollte, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie konnten nicht einfach gehen.... Nein, das konnten sie nicht!

Ihr könnt nicht gehen!, brach es sogleich aus ihm hervor, ohne, dass er es wirklich realisierte, Ihr habt euch entschieden, in Mittelerde zu verweilen und sterblich zu werden, genau wie Mutter! Seine Hände hatten sich ohne seine Kenntnisnahme fest in die Armlehnen des Sessels gekrallt, was sie leicht zittern ließ. Doch auch die besorgten Blicke seiner Schwestern nahm er nicht zur Kenntnis.

Nein, Eldarion, du irrst., fuhr Elrohir an seines Bruders statt fort, Unsere Entscheidung war eine andere als die Arwen Undómiels... Wir haben unsere Abreise sozusagen verschoben. Denn im Gegensatz zu unserem Vater hatten wir im Herzen noch keinen Abschied von diesen Gestaden genommen. Doch nun haben wir es. Wir werden im Süden an Bord eines Schiffes gehen - und wir werden nicht die Einzigen sein, die mit diesem Schiff in den Westen segeln. Viele der Sindar Ithiliens werden mit uns kommen, Eldarion.

Ihm war, als würde etwas auf seine Lungen drücken, denn das Atmen fiel ihm schwer. Erst eine Berührung auf seiner Haut ließ ihn wieder aufblicken - direkt in Ethuilwens grüne Augen. Schweigend hatte sie ihre Hand auf seine gelegt, schweigend blickte sie ihn an, doch verstand er deutlich, was sie ausdrücken wollte. Schwer schluckte er, dann holte er tief Luft und wollte schließlich wieder etwas sagen, als Anorwen erneut das Wort ergriff.

Wann wollt ihr gehen?, fragte sie ruhig und beinahe unberührt - ganz so, als hätte sie gewusst, dass dies geschehen würde. Und wer weiß, vielleicht hatte sie es sogar gewusst? Viele Dinge an der Blonden waren rätselhaft, sogar für jene, die ihr am Nähesten standen.

Wir werden noch einige Tage hier verweilen, um gebührend Abschied nehmen zu könne. Dann treten wir die Reise in den Süden an., erwiderte Elrohir auf ihre Frage.

Das ist nicht gerecht., meldete sich da Meriliell zum ersten Mal zu Wort. Sie hatte die ganze Zeit schweigend in ihrem Sessel verharrt, die Beine eng an den Körper gezogen und sah so gar nicht damenhaft aus, wie sie sich auf die Unterlippe biss und schwer mit ihren Tränen zu kämpfen schien. Als die Blicke sich ihr zuwandten, schüttelte sie leicht den Kopf und fuhr fort:

Es ist nicht gerecht... Wer soll denn noch alles gehen? Verlassen uns jetzt alle? Ihre blonde Schwester musterte die Ältere, die jedoch im Vergleich zu ihr viel jünger erschien, mitleidig. Kurz überlegte sie, dann erhob sie sich jedoch von ihrem Sessel und kniete vor ihrer Schwester nieder.

Meriliell... Deine Behauptungen sind das einzig Ungerechte., sagte sie ernst, Wir alle wussten, das Vater eines Tages sterben würde - es ist das Los der Menschen. Und wir wussten auch, das Mutter mit ihm gehen würde. Klage Elladan und Elrohir nicht dafür an, dass sie eine andere Entscheidung fällen als ihre Schwester. Schuldbewusst blickte die Angesprochene zu Boden, bevor ihr eine einsame Träne die Wange hinabrollte. Dann erhob sie sich, murmelte eine leise Entschuldigung und verschwand lautlos in Richtung des Ausgangs. Ethuilwen erhob sich nun ebenfalls mit einem leisen Seufzen und nickte den Übrigen zu.

Ich werde mich um sie kümmern. Mit diesen Worten raffte sie ihr langes Gewand etwas zusammen und folgte der Jüngeren. Anorwen erhob sich wieder vom Boden und nahm in dem Sessel an Eldarions Seite, in dem bis eben noch ihre älteste Schwester gesessen hattte, Platz. Sie strich ihr goldenes Haar, das ihr in sanften Wellen über die Schultern fiel, nach hinten und wandte ihre Aufmerksamkeit schließlich wieder ihren Onkeln zu.

Verzeiht ihr Verhalten... Meriliell ist noch jung und weit davon entfernt, die Welt zu begreifen. Elladan bedachte ihre Aussage mit einem etwas schiefen Lächeln.

Bedenkt man, dass du noch jünger bist als sie, Anorwen, erscheint diese Aussage beinahe schon befremdlich., sagte er leise mit einem Unterton, der fast als neckisch aufgefasst werden konnte - doch noch etwas Anderes schwang in seiner Stimme mit. Die junge Frau schüttelte darüber nur leicht den Kopf und erwiderte:

Ihr Herz neigt mehr dazu, sich Gefühlen hinzugeben als meines - so verliert sie oftmals den klaren Blick auf die Dinge. Auch Anárion, der Bruder Isildurs, war jünger, doch er hätte den Krieg am Ende des zweiten Zeitalters vielleicht mit der Vernichtung des Ringes enden lassen. Die beiden Elben schienen etwas überrascht über ihre Ausführung zu sein, doch fingen sie sich schnell wieder.

Du hast dich in der Tat zu einer wirklich erstaunlichen Person entwickelt., brachte Elrohir schließlich hervor, wieder sein Lächeln findend.

Doch nun würden wir uns gerne zurückziehen - mein Bruder und ich wollen von eurem Vater Abschied nehmen. Eldarion nickte den Beiden zu, als sie sich erhoben, und sagte leise:

Alle Hallen stehen euch offen... Geht, wohin es euch beliebt. Kennt ihr den Weg zum Haus der Könige? Er spürte, wie langsam wieder die Trauer nach seiner Seele griff, als er an die Ruhestätte seines Vaters dachte, versuchte jedoch sein Möglichstes, dagegen anzukommen. Als Elladan seine Frage bejahte, lenkte der junge Mann den Blick gen Boden und wartete ab, bis die Elben die Halle verlassen und das Tor hinter sich geschlossen hatten, bevor er wieder zu seiner Schwester aufblickte. Anorwen erkannte mit einem Blick in seine Augen, was das Herz ihres Bruders beschwerte, stand auf und nahm auf der Lehne seines großen Sessels Platz, einen der in weiß gehüllten Arme um seine muskulösen, jedoch von Gram gebeugten Schultern zu legen.

Eldarion... Sorge dich nicht zu sehr, Bruder. Diese Unruhe unter den Elben... Ich bezweifle, dass sie auf eine drohende Gefahr zurückzuführen ist. Und selbst wenn Etwas geschehen sollte, so bleibt bis dahin noch viel Zeit. Wir werden sicherlich nicht unvorbereitet getroffen werden, glaube mir. Der Dunkelhaarige blickte auf in ihre blauen Augen und rang sich ein schwaches Lächeln ab.

Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Wie immer... Leicht strich ihm seine Schwester übers Haar und erhob sich mit einem Lächeln.

Ich werde mich eine Weile zurückziehen. Ich glaube es wäre besser, wenn du dich etwas ausruhen würdest, bevor du in den Thronsaal zurückkehrst? Ihr Bruder quittierte dies mit einem Kopfschütteln und erhob sich ebenfalls. Gemeinsam mit der schlanken Frau ging er an der langen Tafel vorbei zu dem Tor und öffnete es für sie. Als er nach ihr hindurch getreten war, zog er den Flügel hinter sich zu und seufzte leise.

Nein. Ich würde keinen Schlaf finden - außerdem habe ich Pflichten wahrzunehmen, auch, wenn es nicht so scheint. Anorwen signalisierte ihr Verständnis mit einer flüchtigen Umarmung und öffnete dann eine kleinere Tür zu ihrer Rechten, welche in einen weiteren Gang führte - dort lagen die Gemächer der drei Schwestern. Beinahe lautlos schritt sie hindurch und auf ihre Räumlichkeiten zu, während der König wieder dem langen Gang folgte, um zu seinem Thron zurückzukehren. Es gab wirklich vieles, worüber er nachdenken musste...

~*~*~*~

Zwei Tage waren seit der Ankunft Elladans vergangen, als sich das Tor zum Thronsaal erneut überraschend öffnete. Wieder hob der Regent hierbei überrascht, beinahe schon verstimmt den Blick, und wieder hellte sich seine Miene ungleich auf, als er erkannte, wer eingetreten war - und diesmal waren die Gestalten nicht zu verkennen... Sie wären es auch nicht gewesen, hätten sie sich in den kompletten Körper verdeckenden Kutten gehüllt. Eine solche Kombination gab es wahrlich nur einmal.

Ihr hier?, fragte der Schwarzhaarige erstaunt und zugleich erfreut, als er den hochgewachsenen, in schöne Grüntone gekleideten Elb mit den langen, blonden Haaren musterte und seinen Blick danach zu dem Zwerg schweifen ließ, welcher - wie immer - in seine Rüstung gekleidet war und irgendetwas Unverständliches, vielleicht sogar Zwergisches in seinen beinahe bodenlangen, verfilzten, rotbraunen Bart murmelte, der zusammen mit den buschigen, ebenfalls rötlich braunen Augenbrauen nahezu das gesamte Gesicht seines Trägers verdeckte. Es war ein kleines Wunder, dass Gimli überhaupt noch etwas sehen konnte, so wie seine Brauen wucherten. Mit einem Schmunzeln erhob sich Eldarion, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, und er stieg wie vor einigen Tagen die Stufen, die zu seinem Thron führten, hinab, um die alten Freunde willkommen zu heißen - Legolas wurde mit einer ähnlichen Umarmung wie Elladan vor ihm begrüßt, Gimli musste wegen des erheblichen Größenunterschieds zwischen ihm und dem König Gondors mit einem kräftigen Handschlag vorlieb nehmen.


Du bist groß geworden, Junge., murmelte er ob dieser Tatsache beinahe etwas mürrisch, Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, dass du kleiner warst als ich! Eldarion bedachte diese Aussage nur mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Es ist knapp achtzig Jahre her, dass ich kleiner war als du, Gimli., erwiderte mit einem leicht spöttischen Ton in der Stimme. Der Zwerg grummelte leise und fügte seiner Aussage schließlich hinzu:


Na gut... Vorgestern. Eldarion lachte kurz auf und schenkte ihm dann ein freundliches Lächeln.

Es ist schön, dich zu sehen, alter Freund., sagte er und klopfte dem Angesprochenen hart auf den Rücken, um seine Worte zu unterstreichen.

Was soll das heißen, 'alter Freund'?, beschwerte sich nun der Zwerg, Ich bin in meinen besten Jahren! Wenn du über alte Leute sprechen willst, solltest du dich lieber an den Elbenherrn hier wenden. Er trat etwas zur Seite, um Legolas, welcher die Beiden geduldig beobachtet und ihnen gelauscht hatte, Platz für eine Begrüßung zu lassen.

Legolas... Welch Freude, dich wohl auf zu sehen! Doch es gibt etwas, worüber ich mit dir reden möchte. Gut, dass du hier bist. Eldarion plante, sogleich zur Sache zu kommen. Immerhin war Legolas der Fürst der Elben Ithiliens - er müsste über die seltsamen Ereignisse und die Gefühle der Elben informiert sein. Anstatt den Jüngeren zu Wort kommen zu lassen, hob er allerdings abwehrend eine Hand.

Später, Eldarion. Ich weiß, wonach du mich fragen willst, doch noch werde ich nicht darüber mit dir sprechen. Zuerst will ich Aragorn die letzte Ehre erweisen. Leicht neigte er das Haupt und senkte den Blick.

Verzeih, dass wir nicht früher kamen - doch die Nachricht seines Dahinscheidens erreichte mich erst spät in Ithilien. Und die Reise zu Gimli war ebenfalls lang. Ich wollte jedoch nicht ohne ihn kommen. Eldarion winkte lediglich ab und lächelte leicht.

Du brauchst dich nicht zu entschuldigen - schließlich kann ich nicht von euch erwarten, dass ihr stets auf Abruf für mich bereit steht. Der hochgewachsene Elb deutete eine leichte Verbeugung an, dann wechselte er das Thema.

Wie geht es deinen Schwestern? Wie haben sie es verarbeitet?, fragte er. Eldarion seufzte leise und wandte den Blick ab, als würde er in die Ferne schauen - und dies hätte er auch getan, würden nicht die Mauern Ecthelions die Sicht verwehren.

, begann er zögerlich, ihre Reaktionen waren sehr unterschiedlich. Anorwen trägt alles mit Fassung, wie eh und je - sie scheint völlig ruhig und unverändert. Ethuilwen verschließt sich vor mir wie vor ihren Schwestern... Sie zeigt zwar immer Stärke, wenn wir zusammen sind, aber ich spüre, dass sie sehr leidet. Es grämt mich, dass sie nicht darüber spricht, aber... Er seufzte leise und ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. Sein Blick kehrte wieder zu den beiden Besuchern zurück und er fuhr fort:

Meriliell reagiert so, wie man es von ihr erwarten würde - ihr wisst, dass sie schon immer sehr gefühlvoll und empfindlich war. Sie hat der Verlust wohl von uns allen am Härtesten getroffen. Ein kurzes Schweigen trat ein, dann begann der Zwerg schließlich, erneut etwas in seinen Bart zu murmeln. Die Blicke der Anderen trafen ihn wieder, und als er zu ihnen aufblickte, setzte er ein verlegenes Grinsen auf.

Ich habe nur überlegt... Wisst ihr, ich würde der Kleinen gerne helfen. Sie ist doch so ein liebenswürdiges, kleines Mädchen. Legolas schüttelte leicht den Kopf und erwiderte neckisch:

Sie ist ein ganzes Stück größer als du, Gimli... Auch, wenn sie wahrscheinlich weniger wiegt. Er erreichte mit dieser Bemerkung einen leichten Hieb seines Freundes in den Bauch und das Gelächter Eldarions.

Manche Dinge ändern sich nie., grummelte der kleinste der Drei vor sich hin und bedachte die beiden Hochgewachsenen mit kritischen Blicken.

Und das ist auch gut so., erwiderte Legolas, dessen geschärftes Gehör der Zwerg nur zu gerne vergaß, daraufhin. Eldarion deutete indessen auf den Eingang und lenkte seine Schritte dann in Richtung des Gebäudes, in das er nicht allzu lange zuvor auch Elladan und vor ihm Elrohir geleitet hatte.

Kommt... Ihr solltet die Anderen treffen. Elladan und Elrohir sind auch hier. Bei dieser Aussage horchte Legolas auf. Gefolgt von einem murrenden Zwerg folgte er dem König federnden Schrittes und fragte:

So? Was führt die Beiden hier her? Es gelang ihm nur teilweise, das seltsame Gefühl, welches sich in ihm ausgebreitet hatte, aus seiner Stimme zu verbannen - er kam jedoch nicht umhin, einen vielsagenden Blick zu Gimli zu werfen. Eldarion jedoch nahm dies nicht wahr, da er den Blick nach vorne gerichtet hielt.

Das Selbe wie euch... Der Abschied von Vater... Leise seufzte er. Wieso sollte er nicht alles erzählen? Legolas und Gimli waren seines Vaters beste Freunde gewesen, denen auch er selbst Vertrauen schenken konnte - außerdem würden sie früher oder später von den wirklichen Beweggründen der Söhne Elronds erfahren.

Und... der Abschied von uns. Sie werden bald in den Westen segeln, mit einer Gruppe der Elben Ithiliens. Sein Blick glitt nun doch zu dem Elbenfürsten an seiner Seite, und nun bemerkte er dessen düstere Miene, die er bei der Erwähnung des Westens angenommen hatte.

Alles in Ordnung?, fragte er mit leichter Besorgnis in der Stimme. Der Elb wandte die Augen kurz gen Osten ab, dann blickte er den Jüngeren wieder an. Mit etwas Mühe rang er sich ein Lächeln ab und erwiderte:

Ja. Ich dachte nur gerade nach. Gehen wir zu den Anderen? Eldarion nickte, etwas unzufrieden mit der erhaltenen Antwort, und führte die Beiden schließlich in die große Halle, wo sich Elladan und Elrohir mit der Bücherfront beschäftigten. Diese Betätigung gaben sie beim Eintritt der Neuankömmlinge jedoch sofort auf und gingen ihnen entgegen.

Mae govannen, Legolas!, rief Elrohir, welcher gerade ein altes Pergament zusammenrollte, seinem alten Freund aus dem Düsterwald entgegen.


Mae govannen, Elladan a Elrohir!, erwiderte der Angesprochene erfreut, als er die Beiden erblickte. Es war nicht allzu lange her, dass sich ihre Wege getrennt hatten, doch war er froh, sie hier wiedersehen zu können. Diese Begegnung würde ihnen allen wohl einige Probleme ersparen.

Ist alles vorbereitet für die Reise?, fragte Elladan den Fürsten leise - doch nicht leise genug. Eldarion gefror bei diesen Worten, als wäre er soeben versteinert worden und unterbrach seine Unterhaltung mit Gimli.

, fragte er nach einigen Minuten eisernen Schweigens, Du... du gehst mit ihnen, Legolas? Du fährst auch in den Westen? Gimli räusperte sich, während der junge König seinen Blick zu dem Blonden umwandte. Der Zwerg fühlte sich deutlich unwohl in seiner Haut und schien froh darüber, nicht sprechen zu müssen. Legolas indessen nickte zögerlich und erwiderte:

Ja, Eldarion. Elladan und Elrohir werden mit mir und meiner Sippe in den Westen segeln. Genauso wie Gimli. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit wurde der Boden unter den Füßen Eldarions weggezogen, zum zweiten Mal fühlte er sich so, als falle er in ein Loch ohne Boden, jenseits aller Hoffnung. Nicht nur seine Onkel, sondern auch diejenigen, die ihm wie ältere Brüder gewesen waren, verließen ihn nun! Wer sollte ihm jetzt mit Rat und Tat zur Seite stehen? Auf wen könnte er bauen? Wessen Erfahrung zu Rate ziehen, wenn er nicht weiter wusste?

Der junge Mann hörte nicht auf die Stimme seines Onkels. Er fühlte sich in diesem Augenblick verlassen, verlassen und allein. Bilder seiner Kindheit zogen vor seinem inneren Auge vorbei, Bilder und Erinnerungen an die unzähligen Male, wo er diesen vier Männern begegnet war, die wohl ebenso viel Einfluss auf sein Leben genommen hatten wie seine Eltern und Geschwister. Sie waren mehr für ihn als Freunde, sie waren ein Teil seiner Familie, ein Teil seiner Welt. Wieso wollten sie seine Welt auseinander reißen?

Auch Legolas' Stimme schaffte es nicht, zu dem jungen Mann hindurchzudringen. Er stand da, schweigend, den Blick nun wieder zum Boden gesenkt, die Fäuste öffnend und schließend. Nein... nein, das war... das konnte nicht real sein. Es war zu viel auf einmal. Sicherlich würde er gleich aufwachen und bemerken, dass dies alles nur ein Alptraum war!

Diesmal zeigte der Angesprochene eine Reaktion - allerdings nicht auf die Stimme, sondern auf die Hand Elrohirs, welche sich nachdrücklich auf seine Schulter gesenkt hatte und leicht an ihm rüttelte. Er blinzelte mehrfach, bis er realisierte, wo und in welcher Situation er sich gerade befand, dann schüttelte er zaghaft den Kopf.

Es ist... in Ordnung. Ich... ich denke, ich werde mich eine Weile zurückziehen. Legolas, Gimli, warum geht ihr nicht ins Haus der Könige, um euren endgültigen Abschied zu nehmen? Ohne eine Reaktion abzuwarten, fuhr der König herum, befreite sich in der selben Bewegung aus dem Griff seines Onkels und stürzte mit hastigen Schritten aus der Halle. Nein... das musste alles ein Traum sein! Unmöglich, dass sie ihn alle verließen!