Erklärung: Tolkien gehört alles, mir gehört nichts. Außer Fabienne.

On it goes...

Kapitel 26

Mit trockenen Lippen und ebensolcher Kehle wachte Fabienne auf. Es war noch finstere Nacht, doch langsam stahl sich Morgengrau in die undurchdringliche Schwärze des Himmels. Vorsichtig nahm sie seinen Arm von ihrem Oberkörper herunter, rutschte zur Bettkante und stand zögerlich auf. Die ersten Schritte waren noch ziemlich wackelig und Fabienne musste sich an den Bettpfosten festhalten. Doch es war eine Wohltat für sie, endlich wieder die Glieder strecken zu können und aufrecht zu gehen.

Mit jedem Schritt wurde sie sicherer, umrundete das Bett und bald stand sie vor dem Essen, welches Aragorn gebracht hatte. Beinahe hastig griff sie zum Kelch und leerte ihn mit einem Zug. Jeder Tropfen war kostbar, Fabienne hatte einfach zuviel Flüssigkeit verloren. Deshalb war ihr auch so schwindlig. Gleich nachdem sie den Trank geleert hatte fühlte sie sich besser. Sie nahm sich noch ein Stück Lembasbrot und ging langsam zum Fenster.

Edoras lag noch in tiefen Schlummer und ihr Blick glitt über die entfernten Hügel und Ebenen, welche die Landschaft Rohans charakterisierten. Im Mondlicht fand sie es immer noch am schönsten zu betrachten.

Nach einer geraumen Weile wurde ihr allerdings kalt und fröstelnd wandte sie sich dem Bett wieder zu. Legolas lag wie erschlagen bäuchlings auf der Bettdecke und regte sich nicht. Sein Brustkorb bewegte sich unter ruhigen Atemzügen und seine Augen waren fest geschlossen. Sein langes seidiges Haar breitete sich über seinen Rücken aus...der schöne Elb strahlte einzig innere Ruhe und Seelenfrieden aus.

Fabienne konnte ihren Blick nicht von ihm nehmen und verharrte an einem Bettpfosten. Zärtlich wanderten ihre Augen über seine schlafende Gestalt, die sich durch die weißen Laken dunkel abzeichnete. Sie konnte ihr Glück nicht fassen, dass gerade dieses überirdisch schöne Wesen sein Leben mit ihr verbringen wolle. Trotz, dass sie ihm ihr Geheimnis verschwiegen hatte. Trotz, das sie ihn so verletzt hatte. Trotz, dass sie so grundverschieden waren und alle Zeichen gegen ihr Bündnis zu stehen schienen - er hielt weiterhin zu ihr.

`Niemals mehr werde ich dir etwas verschweigen. Niemals mehr lasse ich dich im Ungewissen, Legolas Grünblatt.` schwor sie sich. Ihr ganzes Leben lang würde sie sich dafür verurteilen, dass sie ihm nicht sofort, nachdem sie wusste dass sie schwanger war, von ihrem Fluch erzählt hatte. Nun gut, sie hatte es versucht...doch ihre Angst überwog. Die Angst, ihn durch die Wahrheit zu verlieren. Und um ein Haar wäre es nun auch so geschehen. Fabienne holte tief Luft und verdrängte diesen Gedanken - sie waren ja immer noch zusammen.

Sie wollte sich gerade wieder zu ihm legen, als sie ein leises Husten vor der Türe vernahm. Sie überlegte kurz, doch mutig schlang sie sich lose ihre Decke um die Schultern und öffnete die Türe einen Spalt.

"Ihr seid es? Was macht ihr hier, Herr Aragorn?" Fabiennes Augen weiteten sich, als sie in die müden Augen des Waldläufers sah. Aragorn saß an die Wand gelehnt am Boden und schien zu schlafen. Doch als sie ihn angesprochen hatte, stand er sofort auf und lächelte sie an.

"Ah, ihr seid erwacht. Wie fühlt ihr euch, Fabienne? Wirkt der Trank schon?" fragte er rasch. "Habt Dank dafür, ja, ich fühle mich tatsächlich besser. Ich...nein, wir...sind euch etwas, nein, vieles schuldig. Doch ihr habt meine Frage nicht beantwortet. Was macht ihr hier?"

"Ich wollte nur...sicherstellen, dass alles in Ordnung ist und das ihr eure Ruhe habt, Fabienne. Niemand sollte euch stören können." sagte Aragorn ruhig. "Das war doch wirklich nicht nötig, Herr Aragorn. Wirklich nicht." Aragorn sah sie lange prüfend an. Fabienne war sein Blick unangenehm und nach einer Weile blickte sie zu Boden. "Was ist?" flüsterte sie.

"Nichts." log er. Doch in Wahrheit beschäftigte ihn vieles. "Habt ihr...von jemandem etwas angenommen, Fabienne? Gab euch vor kurzem jemand etwas, zum Beispiel ein Kraut oder Pulver?" fragte er vorsichtig. Langsam sah sie auf - konnte es möglich sein, das er es wusste? Aber woher? Legolas hätte doch nicht...oder hatte er es ihm erzählt?

"Ich weiß nicht, was ihr meint, Herr Aragorn." antwortete sie so ruhig wie möglich. "Oh doch, das wisst ihr genau, Fabienne! Ihr seid Waldläuferin, ihr kennt euch aus mit Heilmitteln. Genau wie ich. Eure Fehlgeburt geschah nicht auf natürlichem Wege!" sprach er, jetzt mit Nachdruck. Fabienne atmete innerlich auf - Legolas hatte nichts gesagt. Aragorn hatte es also selbst herausgefunden.

"Ich bin euch wirklich dankbar für eure Hilfe, Herr Aragorn. Doch...gewisse Dinge...kann ich nicht sagen. Jedenfalls jene Dinge, die niemanden etwas angehen. Verzeiht mir." Fabienne blickte wieder zu Boden, sie schämte sich furchtbar. Tränen stiegen auf und leise schluchzend stand die schöne Frau schwankend vor dem Waldläufer. Aragorn wusste, er war zu weit gegangen - er wollte Dinge wissen, die ihn nichts angingen und wenn Fabienne ihre Gründe hatte zu schweigen, dann war sie dazu berechtigt.

"Nein, Fabienne, ihr müsst mir verzeihen." sagte er rasch. "Über manche Dinge...sollte man wirklich schweigen. Ich werde niemandem etwas sagen, mein Wort darauf!" "Ich danke euch, Herr Aragorn." flüsterte sie und schaffte es wieder, in seine Augen zu sehen.

Aragorn lächelte sie flüchtig an, griff dann in seine Jacke und holte einen Zettel hervor.

"Diesen fand ich letzte Nacht an eurer Tür. Ich wollte ihn zuerst Legolas geben, doch eigentlich ist er an euch gerichtet. Ich werde aus diesen Worten nicht schlau, doch ich spüre, etwas Böses geht von ihnen aus. Es ist nicht nur der Wortlaut, es ist alles drum herum, die ganzen Umstände, euer Verhalten gestern...das alles ist wie von einer dunklen Macht umgeben. Es braut sich was zusammen. Ich will euch nur bitten - seid extrem vorsichtig und auf der Hut, Fabienne! Ich will euch jetzt keine Angst machen, doch seid vorbereitet...irgendetwas wird kommen." Mit diesen Worten drückte er ihr das Stück Papier in die Hand, verbeugte sich kurz und lief davon.

Fabienne starrte ihn sprachlos hinterher, dann ging sie langsam zurück in ihre Kammer. Sie nahm eine Kerze vom Kaminsims und zündete sie an - dann hielt sie den Zettel ins Licht und öffnete ihn...

TÖCHTER STERBEN - SÖHNE LEBEN

Ihr stockte der Atem - das durfte doch nicht wahr sein! Fabienne las die Worte immer und immer wieder durch, welche in krakeliger Schrift auf das Pergament geschmiert waren. Langsam sank das Blatt Papier herunter und ihr wurde übel. Doch tapfer unterdrückte sie Tränen und schluckte ihre aufkommende Wut hinunter...die Waldläuferin behielt Kontrolle über sich.

"Hier will sich jemand einen verdammt schlechten Scherz erlauben. Aber nicht mit mir! Nicht mit uns." murmelte sie finster vor sich hin. Fabienne ließ die Kerze brennen und stopfte den Zettel in das Holzkästchen, neben seine blonde Strähne. Ihre Decke rutschte von ihren Schultern und sie legte sie auf seinen schlafenden Körper, damit er nicht fror. Legolas bekam es gar nicht mit...

Nachdem sie ein ausgiebiges Bad genommen hatte schlüpfte sie in ihre Ledermontur und in ihre Stiefel - mittlerweile ging schon die Sonne auf. Erschöpft ließ sie sich auf einen Stuhl sinken, das Bad und die Ankleidung hatte ihre ganze Kraft gefordert. Doch innerlich war sie auch glücklich - sie hatte kein weiteres Blut verloren, das Wasser war klar geblieben.

Während sie auf dem Stuhl saß und seine schlafende Statur betrachtete, kreisten ihre Gedanken immer wieder um den mysteriösen Zettel. Fabienne überlegte fieberhaft, wer zu so etwas fähig war. `Vielleicht erkenne ich ja die Handschrift.`

Eingehend studierte sie das Pergament, sah sich jeden Buchstaben genauestens an, wendete das Blatt hin und her und roch sogar daran. Fabienne kam auf keinen grünen Zweig, so sehr sie auch überlegte. Gedankenversunken stand die Waldläuferin im dämmerigen Zimmer und faltete das Papier immer wieder zusammen und auseinander, zerknüllte und glättete es, kaute auf einem ihrer Fingernägel herum, doch je mehr sie sich den Kopf zerbrach, desto verwirrender wurde das Ganze.

"Du solltest doch im Bett liegen und dich ausruhen." flüsterte eine wohlbekannte Stimme an ihrer Wange, während sich seine Arme um ihre Taille legten. Fabienne drehte sich langsam zu ihm um und lächelte Legolas an. "Mir geht es schon besser. Ich muss mich nur mal etwas bewegen können." Legolas sah sie liebevoll an und federleicht berührten seine Lippen die ihrigen "Und wie geht es dir so?" flüsterte sie, als sie sich nah an ihn heranschmiegte.

"Ich bin ausgeruht - doch vielmehr interessiert mich, was auf dem Zettel steht, den du schon seit geraumer Zeit studierst." Fabienne seufzte innerlich auf - natürlich hatte er es bemerkt. Und wenn sie ihm die Nachricht gäbe, dann wäre der schöne Moment vorüber. Doch es musste sein. Fabienne trat ein Stück von ihm weg und gab ihm wortlos den Zettel.

Legolas las die Worte dreimal hintereinander, dann sah er auf. Seine Miene war ausdruckslos, wie versteinert. "Diesen Zettel fand Aragorn letzte Nacht an meiner Tür. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat. Ich weiß nicht, wer das geschrieben hat." sagte Fabienne ruhigen Tones. Legolas sah nochmals auf den Zettel, dann ging er zur Kerze und brannte ihn an. "Was tust du da? Vielleicht hätten wir..."

"Nein!" antwortete er knapp, als er das bereits halbverbrannte Papier in den kalten Kamin warf. "Ich kannte die Handschrift auch nicht. Doch es ist eine Warnung, Fabienne!" Sorgenvoll nahm er sie in die Arme und sein Atem ging schwer. "Alle Zeichen stehen gegen uns - kein guter Stern leuchtet auf den Bund. Ich will dich nicht verlieren, mîrnin. Ich hätte dich nun bald zum vierten Mal verloren, nochmal darf mir das nicht passieren!" Fabienne musste schlucken und konnte lange nichts sagen. Doch dann nahm sie all ihren Mut zusammen.

"Liebst du mich immer noch, Legolas? Willst du mich immer noch heiraten? Du weißt,...ich...werde dir niemals ein Kind schenken können." wisperte sie bedrückt.

Legolas sah sie lange an und schwieg. Doch dann antwortete er mit fester Stimme "Niemand und nichts wird mich davon abhalten, melamin. Du warst, bist und bleibst meine Frau, Fabienne! Kein Krieg, kein Fluch, kein Verlust und niemand wird mich von dir trennen, das schwöre ich dir! Hast du das verstanden? Lass die Vergangenheit ruhen, Fabienne. Einzig die Zukunft zählt!" während er über ihr langes Haar strich. Fabiennes Herz schlug bei diesen Worten schneller und ihre Sinne schwebten.

"Ich bin so froh. Ich dachte, ich hätte dich nun verloren." Ihre Stimme war bewegt und liebevoll sah sie ihn an. Fabiennes Finger verschlangen sich mit seinen und stolz richtete sie sich auf. "Seit 5 Jahren kämpfe ich tagtäglich - und ich werde weiter kämpfen. Doch nicht mehr für mich allein - jetzt kämpfe ich auch für dich! Ich lasse mir nichts vorschreiben, lasse mich nicht aufhalten. Der, der mich von dir trennen will, der soll mich kennen lernen!" sagte sie mit entschlossener Stimme.

Legolas musste schmunzeln. "Meine schöne ungezähmte Waldläuferin. Man bekommt direkt Angst vor dir..." Fabiennes Augen funkelten wild. Spielerisch gab sie ihm einen harten Schlag auf die Schulter. "Ich mache keine Scherze, Legolas!" Da funkelten auch seine Augen auf. "Ich doch auch nicht, Fabienne!" Im nächsten Augenblick fand sie sich in seiner leidenschaftlichen Umarmung wieder und die Beiden küssten sich heftigst. Fabiennes Herz rutschte in die Hose, als er von ihrem Mund abließ und sich ihrem Hals widmete. "Niemand wird dir nahe kommen, keiner wird dir etwas zufügen, arwenamin! Ich will dich nie mehr so leiden sehen wie gestern! Das würde ich nicht überleben, Fabienne." wisperte er und Fabiennes Augen füllten sich mit Freudentränen. Antworten konnte sie ihm nicht, dafür fehlten ihr schlichtweg die Worte.

Als sie sich nach langer Zeit endlich voneinander lösten atmeten beide schwer. "Ich will, dass du ab sofort vorsichtig bist, Fabienne. Du wirst Edoras nicht verlassen, und wenn, dann nur in meiner Begleitung oder in derer meiner Freunde."

Fabienne musste schlucken, das war wirklich hart für sie. Als Waldläuferin war sie an ihre Freiheit gewöhnt. Doch zögerlich nickte sie. Legolas sah ihr ihren Schmerz an und seine Stimme wurde sanfter. "Es ist nur zu deinem Besten, melamin. Wenn das hier alles vorbei ist, ich meine, wenn der Ringkrieg vorbei ist, dann gehen wir in den Düsterwald. Dann gehen wir nach Hause!" `Und ziehen sofort die besten Heiler zu Rate.` Doch diesen Gedanken verschwieg er ihr...

"Die Bewohner Edoras werden es schon wissen, Legolas." begann sie sacht. "Sie werden wissen, was hier geschehen ist!" Legolas seufzte innerlich auf. Natürlich, daran hatte er noch gar nicht gedacht. Die Botschaft war ja auch nur zu deutlich...und der Hebamme ihr Verhalten nach wusste es eher schon ganz Rohan.

"Was hast du mir vorhin gesagt, Fabienne?" Und auf ihren fragenden Blick hin: "Bevor du mich...geschlagen hast."

Da hellte sich ihre Miene auf. "Das ich kämpfen werde, das war es!" sagte sie wieder fest. "Und genau das wirst du tun, ja? Das werden wir Beide tun!"

"Wie konnte ich das nur vergessen..." wisperte sie, bevor sie ihre Arme um ihn schlang und ihn zärtlich küsste. Legolas genoss es doppelt und dreifach...wusste er doch, dass ihre Zeit miteinander schon gezählt war. Gandalf war garantiert schon in Minas Tirith angekommen, Sauron war noch nicht besiegt...es stand ihnen der alles entscheidende Kampf noch bevor. Es war alles nur eine Frage der Zeit, wann sie weiterziehen mussten...

"Ich werde mich jetzt zu meinen Freunden begeben, Fabienne." flüsterte er schweren Herzens, als er sie von sich schob. "Wartest du hier auf mich? Ich bringe dir etwas zu essen mit."

"Das ist nicht nötig Legolas. Aragorn versorgte mich schon mit Lembasbrot. Viel lieber möchte ich mich mal wieder um Horas kümmern. Im Stall sind um diese Zeit nicht so viele Leute, da...bin ich bestimmt noch ungestört." versicherte ihm Fabienne. Legolas Augen wanderten unruhig über ihr Gesicht, als er überlegte. Doch dann stimmte er zu. "Geh. Doch sei auf der Hut, mîrnin. Ich komme nach."

Mit einem Küsschen auf die Wange verabschiedete sie sich, dann legte sie sich unter seinen wachsamen Augen ihre Waffen an und verließ langsam das Zimmer. Die kühle Morgenluft tat ihr wohl, nachdem sie lange nicht mehr aus ihrem Zimmer herausgekommen war. Ihre Schritte wurden nach und nach immer sicherer und freudig trat sie in den Stall.

Ruhiges Scharren und vereinzelte Schnaufer waren die einzigsten Geräusche im Stall, doch kein Mensch war zu sehen. Erleichtert suchte Fabienne die Box von Horas auf. Der Hengst lag noch ausgestreckt am Boden, doch erhob sich sofort von seinem Heu, als er sie erkannte.

Horas ausgedehnte Fellpflege machte ihr ganz schön zu schaffen und mehrere Male musste sie unterbrechen, um eine Verschnaufpause einzulegen. Als sie endlich fertig war legte sie ihm ein loses Halfter um und führte ihn ins Freie, damit auch er etwas frische Luft schnuppern konnte. Doch anstrengender als die Fellpflege war das Auswechseln des Heus in seiner Box. Völlig außer Atem bat sie einen der Stallburschen um Hilfe.

"Ich arbeite nicht für eine HURE!" zischte er sie böse an und lief weiter. Fabienne ließ vor Schreck beinahe die Mistgabel fallen. Hatte sie sich gerade verhört? "Komm sofort zurück!" rief sie ihm atemlos hinterher. "Das wäre ja noch schöner." lachte der über seine Schulter zurück. Andere Stallburschen kamen hinzu und stimmten sich in sein Gelächter mit ein.

Drei Jugendliche standen nun um sie herum, lachten sich die Kehle aus dem Leib und zeigten mit Fingern auf sie. "Hu...Hu...HUUURE!" lachten sie aus vollem Leibe und ließen sich immer neue Schimpfwörter einfallen. Eine Weile ließ sie sich das gefallen, dann stellte sie die Mistgabel zur Seite, ging in die Hocke und zog langsam ihre Messer hervor. Noch im Aufstehen schleuderte sie die Klingen blitzschnell zu den am nächsten stehenden Jungen und ließ an ihren Hälsen dünne Einschnitte zurück. Direkt dahinter trafen die Messer in einen Holzpfahl.

Das Gelächter verstummte sofort. Die zwei getroffenen Jungen griffen sich an die Hälse und blickten sich erschrocken an. Der Dritte fackelte nicht lange und stürzte sich mit einem Aufschrei auf Fabienne. Diese packte die Mistgabel und rammte den Stiel zwischen seine Beine. Mit einem Aufheulen sackte ihr Angreifer vor ihr zu Boden und hielt sich sein Gemächt.

Die zwei ersten Jungen sahen erstaunt zwischen der Waldläuferin und den nun davonkrabbelnden Jungen hin und her, dann ergriff auch der wohl etwas Jüngere die Flucht. Fabienne sah dem Davonlaufendem zufrieden, doch erschöpft nach.

Jedoch erstarrte sie, als der zweite geistesgegenwärtig ihre Messer aus dem Holzpfahl gezogen hatte und sie nun an ihre Kehle hielt. "Na, du Miststück? Willst ´se wiederhaben? Vielleicht sollte ich dir deinen schönen Hals mal etwas anritzen, hmm? Lange wirst du ihn eh nicht mehr haben, Hure." zischte er leise, doch mit einem genüsslichen Unterton. Fabienne fühlte, wie der kalte Stahl langsam schmerzhaft in ihre Haut schnitt. Sie wollte gerade ihre Hand zu ihrem Schwertknauf wandern lassen, als...

"Wenn du nicht auf der Stelle das Messer wegnimmst, hat DEIN Hals ein Loch. Mit MEINEM Messer drin!" sprach Legolas äußerst ruhig. Vor Schreck ließ der Stahlbursche geräuschvoll Fabiennes Messer fallen. "Ich habe...sie gar nicht...gehört..." stammelte er. "Das wundert mich nicht." sprach Legolas mehr zu sich selbst. "Und jetzt entschuldigst du dich bei ihr!" Der Stalljunge zog ein Gesicht und rümpfte die Nase. "Bei der soll ich mich entschuldigen?" Fabienne schnappte nach Luft - der Junge wusste gar nicht, mit wem er sich da anlegte. "Gut! Der Stallmeister wird sich freuen, dass heute jemand mehr Arbeit haben will." entgegnete Legolas, immer noch ruhig. Der Junge ballte seine Hände zur Faust und wollte sich beschweren, doch unter dem nun stechenden Blick von Legolas änderte er sein Vorhaben. "`Tschuldigung." zischte er in Fabiennes Richtung, spuckte noch auf den Boden, griff sich die Mistgabel und lief mürrisch davon.

Fabienne hob ihre Messer auf, hielt sie jedoch unschlüssig in den Händen und blickte zu Boden. "Danke." murmelte sie. "Ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen. Es tut mir leid." Legolas seufzte auf und steckte eines seiner Kurzschwerter wieder hinter seinen Rücken. "Du hast Recht. Was hast du dir nur dabei gedacht, sie anzugreifen? Du solltest dein Temperament tatsächlich zügeln, Fabienne." Da sah sie erzürnt auf und stemmte die Hände in die Hüften. "Wie bitte? Hast...hast du sie gesehen? Ich meine...DIE haben MICH beleidigt! Mich Hure genannt! Hast du das nicht gesehen? Der hat meinen HALS aufgeschlitzt, Legolas!"

Legolas atmete tief ein und aus. "Und genau darum geht es, Fabienne. Das wäre nicht passiert, hättest du anders reagiert. Hättest du es nicht zum Kampf kommen lassen. Sieh dich doch nur an. Du bist schweißnass! Du bist noch nicht vollständig erholt, mîrnin. Was wäre passiert, wenn ich nicht gekommen wäre, hmm?" Fabienne sah wieder betreten zu Boden. Legolas hatte Recht. "Ich musste immer kämpfen, Legolas." begann sie flüsternd. "Für mich gibt es kein anderes Mittel zum Sieg, keine andere Möglichkeit zum Überleben. Verstehst du das nicht?" Da nahm er ihr Kinn in die Hand und sah sie fest an.

"Es gibt immer eine andere Möglichkeit, Fabienne!" antwortete er hart. " Kampf ist der allerletzte Ausweg. Lerne das! Das waren keine Orks oder Uruk - hai, Fabienne,das waren Stalljungen! Und noch nicht mal im Mannesalter. Da musst einen Unterschied erkennen. Ich weiß ja, dass du kämpfen kannst. Aber...ich will keine Frau, die sich nicht unter Kontrolle halten kann!" Damit ließ er sie abrupt los, drehte sich auf dem Absatz um und ging aus dem Stall.

Fabienne brauchte einige Sekunden, bis sich seine letzten Worte in ihr formierten. Sie ballte die Fäuste und trat mit einem wütendem Aufschrei gegen die Stallbox. Lautes Gewieher der Pferde kam als Antwort, doch die Waldläuferin kümmerte das nicht. "WENN DU MICH NICHT HABEN WILLST...DANN...DANN GEH DOCH!" brüllte sie aus voller Kehle in den nun wieder menschenleeren Stall. "Dann geh doch..."

Uih , da rappelt es ja ganz schön in der "Beziehungskiste" *hihi*! Doch eigentlich sind sie beide zu verstehen...oder?