Erklärung: Tolkien gehört alles, mir gehört nichts. Außer Fabienne.

On it goes...

Kapitel 28

Eine Fliege brummte nah an ihrem Ohr vorbei, setzte sich auf Fabiennes Fuß und putzte sich ausgiebig. Die Menschenfrau saß wie gelähmt auf dem Fußboden, lehnte an der Wand, ihre Beine weit von sich gestreckt. Regungslos beobachtete sie, wie die Schatten wanderten und die Zeit verging. Tränen hatte sie schon lange nicht mehr – stumm und teilnahmslos war sie in ihrer eigenen Dämmerwelt gefangen.

Nach unzähligen stillen Stunden voller Zweifel und Einsamkeit erhob sie sich und holte tief Luft. Fabienne hatte es geschafft, ihr Gefühlschaos zu beseitigen – in ihr herrschte nun die vollkommene Leere. Langsam ging sie vor den großen Spiegel an der Wand und betrachtete ihr Ebenbild. Doch die Frau, die ihr entgegenblickte war fremd.

Da schloss sie die Augen, sammelte sich und konzentrierte sich auf ihre Seele. Sie suchte die Waldläuferin, die Kriegerin! Als sie nach einigen Augenblicken wieder in den Spiegel blickte, lächelte sie kalt – sie hatte sie gefunden. Dunkle, ungezähmte Schönheit mit Glut in den Augen sah ihr aus dem Spiegel entgegen. Fabienne nahm langsam den Kamm und fuhr durch ihre Mähne, bis sie ihr glatt den Rücken herunterhing. Mit einem einfachen Lederband bändigte sie die Haare zu einem dicken Zopf. Danach wusch sie sich noch ihr Gesicht von Zeichen aller Trauer rein und legte ihre Waffen an.

Ein letzter Blick in den Spiegel und sie war vollkommen zufrieden. Fabiennes „Mauer" wurde immer kräftiger – sie hatte sie schon einmal um sich gezogen, in Helms Klamm. Als er sich das erste Mal von ihr verabschiedet hatte...

Fabienne packte ihren Schwertknauf und holte nochmals tief Luft. Ein letzter Blick in ihre Kammer, dann trat sie in den Gang und lief langsam in den Außenbereich. Sie wollte das, was sie immer machte, wenn sie keinen rationalen Gedanken mehr fassen konnte, wenn ihre Seele aus dem Gleichgewicht war – sie schoss mit Pfeil und Bogen. Bis ihr Köcher leer war, bis sie nicht mehr konnte...

Sie musste blinzeln, als sie langsam die große Freitreppe von Meduseld herabschritt. Die Mittagssonne stand hoch am Himmel, doch Fabienne war froh darüber – es war ideales Licht zum schießen. Zielstrebig lief sie durch die kleineren Gassen von Edoras um zum Übungsplatz zu gelangen. Lauer Wind umspielte ihr Gesicht und war für sie eine Wohltat nach den düsteren Stunden. Während sie gemessenen Schrittes ihrem Ziel immer näher kam und schon gedanklich die ersten Pfeile ins Ziel brachte, achtete sie nicht auf die Leute, die vor ihr wichen um sich hinter ihr wieder zusammenzufinden und ihr leise tuschelnd hinterherliefen.

Doch als der erste faulige Salat knapp an ihrem Kopf vorbeiflog blieb sie stehen und drehte sich herum. Fabienne erschrak keineswegs, als sie die Horde zusammengelaufener Bewohner Edoras gewahrte. Sie ahnte es schon die ganze Zeit. Bauern, Mägde, Kinder, Handwerker und Burschen hatten sich hinter ihr versammelt und begannen langsam, einen Kreis um sie herum zu bilden. Dabei drangen geflüsterte Worte wie Hexe, Teufelsweib, Hure und andere an ihr Ohr.

Fabienne blieb ruhig, beobachtete aber scharf jede kleinste Bewegung der Masse. Einige hielten Dinge wie verschimmeltes Gemüse und Mist, aber auch Steine und Dreschflegel in den Händen. Als Fabienne komplett eingekreist war, wurde es totenstill. Keiner rührte einen Finger, jeder wartete auf das Zeichen des Anderen. Die Waldläuferin stand nun in der Mitte eines großen Platzes, eingekesselt, machtlos. Immer mehr Menschen kamen aus den Gassen gelaufen und reihten sich ein.

Fabienne erkannte, dass sie hier mit Kampf niemals herauskam. Es waren zwar nur unbedarfte Bauerntölpel, doch auch der erfahrendste Kämpfer weiß, dass er gegen eine Übermacht solchen Ausmaßes niemals bestehen kann. Plötzlich schob sich eine dicke Frau etwas weiter vor und wies anklagend mit dem Finger auf Fabienne. Die Waldläuferin musste schlucken...es war die Heilerin. „Das ist sie! DAS IST DIE SCHLANGE!" schrie die Frau in ihrer keifenden Stimme los. „In ihr steckt das Böse! ICH HABE ES GESEHEN!" Jetzt kam Bewegung in die Meute, Stimmen wurden laut, manche schüttelten die Fäuste und hoben die beladenen Hände...bereit zum Wurf. Fabienne griff nach ihrem Schwertknauf und positionierte sich. Die Menschen begannen nun, den Abstand zu ihr zu verringern. Selbst Kinder griffen am Erdboden nach Steinen. „Und UNS hat sie angegriffen!" riefen plötzlich andere Stimmen hinter ihr. Fabienne drehte sich um, die Menge teilte sich und die drei Stallburschen schoben sich in den Kreis. Etwas unschlüssig starrten sie Fabienne an, denn alle Augen waren nun auf sie gerichtet.

„Es war im Stall! Sie..." begann einer von ihnen zu rufen. „SIE WOLLTE MEINEM SOHN DIE KEHLE DURCHSCHNEIDEN!" schrie plötzlich panisch eine ältere Frau los und zog einen von den drei Burschen zurück. „HEXE! HEXE!!" „DAS IST EINE LÜGE!" donnerte Fabienne nun los. „Das ist eine gemeine Lü...!"

Da löste sich der erste Stein aus der Menge und streifte Fabienne an der Schläfe. Blitzschnell hatte sie ihr Schwert gezogen...und die Hölle brach los! Wild schreiend begannen die Menschen, Fabienne zu bewerfen. Es regnete Steine, Gemüse und Dreck auf die junge Frau und sie versuchte auszuweichen oder abzufangen, doch gegen diesen Sturm konnte sie nichts ausrichten. Eine Zeitlang hielt sie tapfer stand, doch dann ging sie auf die Knie, krümmte sich zusammen, legte schützend ihre Arme um den Kopf und schrie sich die Seele aus dem Leib. Sie fühlte, wie ihr Köcher getroffen wurde, wie ihr Bogen zerschmettert wurde, wie man an ihr zerrte und versuchte, ihre Schwerter zu entwenden.

„HALTET EIN!! Auseinander!! AUSEINANDER ODER WIR SETZEN WAFFEN EIN!" Augenblicklich ließen die Menschen von Fabienne ab, wichen jedoch nicht sofort zurück. Zehn Wachsoldaten Theodens machten sich unbarmherzig mit Knüffen und Stößen durch die aufgebrachte Menschenmenge Platz und so wichen dann auch die letzten standhaften Leute von ihr weg.

Fabienne kniete immer noch am Boden, lugte aber vorsichtig durch ihre Arme nach oben. Als die Soldaten bei ihr ankamen umrundeten sie sofort die Angegriffene schützend. „Es sei nicht an euch, diese Frau zu richten! Wer noch einmal Hand an sie legt wird bestraft! Sie steht mit sofortiger Wirkung unter dem persönlichen Schutze König Theodens, König von Rohan!" Ein Raunen ging durch die Menge und ein paar ließen erschrocken ihre Gegenstände fallen.

„Schert euch fort! Geht wieder an eure Arbeit!" Fabienne traute ihren Augen und Ohren nicht, als sie das Geräusch der davonlaufende Menge wahrnahm. Das konnte alles nur ein schöner Traum sein. Doch als sich die Hand Eomers auf ihre Schulter legte und er ihr half aufzustehen, da wusste sie, ihr Fantasie spielte nicht verrückt.

Unbeholfen klopfte sie sich den Dreck von der Kleidung. Eomer ging um sie herum und befreite sie von den Überresten ihres zerstörten Köchers. „Es tut mir leid, Fabienne, dass wir nicht eher zur Stelle waren." flüsterte er. Fabienne nahm mit zitternder Hand ihren zersplitterten Bogen entgegen und untersuchte sprachlos den Schaden. `Sie haben wie ein Schutzschild gewirkt. Doch nun sind sie nicht mehr zu gebrauchen...` schoss es ihr durch den Kopf. `Ich könnte jetzt genauso auch tot sein!`

Fabienne musste schlucken und kämpfte mit den Tränen. Sie hatte eine Platzwunde an der Schläfe, zahlreiche Kratzer und Prellungen und ihr ganzer Körper fühlte sich wie ein blauer Fleck an. Doch so war es nach jeder Schlacht und die erfahrene Kämpferin wusste, wie sie mit körperlichem Schmerz umzugehen hatte. Sie brauchte ein paar Sekunden um sich zu sammeln, dann konnte sie Eomer fest in die Augen sehen.

`So schnell kannst du dich also wandeln, Eomer! Heute morgen noch falsch, schwach und besiegt, doch in deinem Amt bist du würdevoll und unantastbar.` Eomer fühlte sich unter ihrem bohrendem Blick unwohl. „Komm. Wir bringen dich nun zum König." sagte er ruhig, nahm ihren Arm und begann sie ein Stück zu führen.

Doch Fabienne hatte noch genug Kraft, selber zu laufen und machte sich von ihm los. Verwundert ließ er es geschehen, stellte keine Fragen und lief neben ihr her. Die restlichen Soldaten bildeten weiterhin ein schützendes Karree um sie herum und Fabienne wurde sicher durch Edoras bis zur goldenen Halle zurückgeleitet. Während sie lief, kamen Tausende von Fragen in ihr auf. Das die Bewohner sie angreifen würden, dies hatte sie schon vorher geahnt, die Vorboten hatten ihre Zeichen gesandt. Doch Fabienne konnte sich absolut keinen Reim daraus machen, weshalb sie plötzlich unter dem persönlichen Schutze Theodens stand.

Wütende Blicke der Bewohner folgten ihr, als sich die Waldläuferin umringt von Soldaten die große Treppe hinaufbegab. Fabienne biss die Zähne zusammen. Bewegungen taten weh, doch nun musste sie vor den König treten. Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen...

Die mächtigen Scharniere ächzten unter der Last, als sich die großen Flügeltüren zur goldenen Halle öffneten. Theodens Soldaten positionierten sich vor Meduseld und bewachten den Eingang – niemand durfte jetzt stören.

Eomer ging mit Fabienne noch ein Stück in die Halle hinein, doch blieb dann zurück. Sie sah sich kurz verwundert zu ihm um, doch er gebot ihr mit einer Handbewegung weiterzulaufen. Fabienne drehte sich wieder um, atmete noch einmal tief durch und lief dann langsam, doch festen Schrittes bis vor den Thron.

Dort ging sie auf ein Knie und senkte das Haupt. „Mein König." sprach sie leise, dann erhob sie sich. Doch das ging nur langsam und sie musste die Zähne zusammenbeißen. Dabei gewahrte sie eine rasche Bewegung neben dem Thron von Theoden. Fabiennes Augen wurden groß, als Legolas auf sie zugelaufen kam. Er blieb abrupt einen Schritt vor ihr stehen und aus seinen Augen sprach das blanke Entsetzen, angesichts ihres Zustandes. „Fabienne..." wisperte er geschockt und machte Anstalten, sie in die Arme zu nehmen.

Doch Fabienne trat einen Schritt nach hinten, hielt die Überreste ihrer Waffen vor die Brust und schüttelte fassungslos den Kopf. Was sollte das jetzt? Heute morgen noch Ablehnung und Abschied und jetzt...Besorgnis? Fabienne schoss ihm einen Blick zu, welcher Legolas erschaudern ließ. `SPIEL JA NICHT MIT MIR, LEGOLAS!`

„Es ist schon gut, Fabienne." kam Theodens ruhige Stimme. Der König war von seinem Thron aufgestanden, ging um Legolas herum und stand nun direkt vor ihr. Sorge stand in seinem Gesicht geschrieben – Theoden machte sich Vorwürfe. „Die Zeiten sind dunkel, Fabienne. Verzeih uns, dass es so etwas geschehen musste." sprach der König leise. Doch Fabienne sah ihn stumm an und schüttelte wieder nur verständnislos den Kopf. Es wurde immer verwirrender für sie. Theoden nickte. Er verstand dafür umso besser.„Bitte verlasst uns jetzt. Ich wünsche allein mit ihr zu sprechen!" rief Theoden mit lauter Stimme.

Da lösten sich aus jeder Ecke der mächtigen Halle Männer und schritten langsam zum Ausgang. Aragorn, Gimli, Eowyn und Merry warfen ihr noch ein zuversichtliches Lächeln zu, dann verließen auch sie die Halle. Legolas sah die ganze Zeit in ihre Richtung, doch Fabienne schenkte ihm keinen einzigsten Blick. Ihr Stolz überwog...und als er erkannte, dass sie ihm, trotz seiner Bemühungen auch weiterhin die kalte Schulter zeigte, suchte er den Blick Theodens. Doch dieser gab ihm mit einem knappen Kopfnicken ein unmissverständliches Zeichen, dass auch er zu gehen hätte. Legolas senkte den Kopf, sah nochmals kurz zu ihr, dann verließ auch er langsam die Halle. Als Letzter!

Als sie hörte, wie die Türen ins Schloss fielen und der Nachhall langsam abebbte atmete sie laut aus. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie ihn verhalten hatte. Doch innerlich musste sie lächeln – er raubte ihr also noch in der verrücktesten Situation buchstäblich den Atem. Während sie im Stillen darüber nachdachte, umrundete Theoden Fabienne wie eine hungrige Katze ihre Beute. Als er wieder vor ihr stand zuckte sie unwillkürlich zusammen und versteifte sich wieder.

„Lange ist es her, dass wir ungestört miteinander reden konnten, nicht wahr?" Seine Stimme war warm und freundlich und Fabienne entspannte sich etwas. „Viel zu lange, mein König." erwiderte sie ruhig. Theoden musste schmunzeln, dann wies er mit der Hand auf zwei bequeme Sitzplätze. Fabienne war dafür dankbar – ohne es zugeben zu wollen begannen doch langsam ihre Kräfte zu schwinden. „Trinkt den Wein, er ist stark und wird euch etwas beleben." Theoden füllte eigenhändig zwei Pokale aus einer bauchigen Karraffe. Fabienne gingen die Augen über – dies war eine überaus großzügige Geste, die nur hohem Besuch zustand. Niemals zuvor hatten die Könige Rohans einem einfachen Menschen aus dem Volke beköstigt.

Nachdem sie wieder abgesetzt hatte und den Geschmack für einen kurzen Moment genoss, schloss sie die Augen – es war derselbe Wein, den sie am Festabend getrunken hatte. Ihrem Festabend...

„Heute morgen...hatte ich eine überaus interessante Unterhaltung." begann Theoden vorsichtig. „Ihr könnt euch sicher denken, mit wem?" Fabienne schüttelte stumm den Kopf, obwohl sie es zu ahnen wagte. „ Fabienne, ich weiß, was geschehen ist. Er hat mir alles erzählt. Von der Stunde, als ihr euch zum ersten Mal getroffen habt...bis heute morgen."

Fabienne setzte sich aufrecht. „Legolas?" wisperte sie. Theoden nickte. Dann stand er rasch auf und ging ein paar forsche Schritte durch den Raum. Der König atmete schwer und suchte nach den passenden Worten.

Fabienne war noch so geschockt, dass sie völlig vergaß ebenfalls aufzustehen, so wie es die Sitte verlangte. `Legolas hat mich verraten! Er hat mich ans Messer geliefert! Sicher hat er auch von der Vergewaltigung erzählt! VALAR...Theoden weiß von dem Kind! NEIN...` Fabienne sank in sich zusammen und musste schwer schlucken. Vernünftige Gedanken wurden von blanken Chaos zerrissen...warum nur hatte der Pöbel sie nicht gleich umgebracht?! Dann hätte sie es jetzt hinter sich.

`Sag es schon...SAG ES DOCH SCHON...!` schrie sie innerlich. `Sprich...die Verbannung aus!` Fabiennes Fingernägel krallten sich in die hölzernen Armlehnen des Stuhles. Sie hielt den Kopf gesenkt als warte sie...wartete auf den tödlichen Schlag in ihr Genick.

„Sieh mich an, Fabienne!" befahl Theoden mit ruhigem Ton. Fabienne hob den Kopf, atmete zitternd ein und stand langsam auf. Der Zeitpunkt war gekommen...ihr Leben in Rohan war beendet. Für immer...

„Du kennst unsere Gesetze, Fabienne! Ich muss sie dir nicht erklären, da du sie schon so oft übertreten hast, dass man mittlerweile ein Gesetzbuch ganz allein für dich schreiben könnte." Fabienne zuckte bei jedem Wort etwas zusammen – es traf sie wie Peitschenhiebe. Obwohl Theoden weder seine Stimme erhoben, noch seinen Tonfall verändert hatte.

„Weißt du, wer du bist, Fabienne?" flüsterte Theoden jetzt. Die Waldläuferin runzelte die Stirn. Was sollte denn das jetzt? „Fabienne...ist mein Na..." Doch Theoden schüttelte den Kopf und gebot ihr damit Schweigen.

„Mit sofortiger Wirkung...ruft man dich Herrin Fabienne Grünblatt...seit einer Stunde bist du offiziell mit Legolas Grünblatt, Prinz von Düsterwald verlobt. Und ich...könnte niemals eine Frau verbannen, die den Bund doch schon längst eingegangen ist...in ihrem Herzen! Du bist genug bestraft worden, Fabienne Grünblatt!"

Theoden stand mit stolzgeschwellter Brust vor der schönen Waldläuferin und ergriff ihre bebenden Hände. Fabienne brauchte einige Sekunden, ehe sich das eben Gesagte in ihr formierte. Das Chaos nahm immer größere Ausmaße an – sie hatten sich doch getrennt! Oder...nicht?

„Ich bin...was...ich bin ver...verlobt?" wisperte sie fassungslos. Theoden nickte. „Und von jeglicher Schuld befreit!" Fabiennes Augen röteten sich. Ihre Knie wurden weich und hastig umklammerte sie die Hände des Königs. Theoden schmunzelte und wischte ihr mit dem Daumen eine einzelne Träne weg. „Das sind...Freudentränen!" schluchzte sie lachend. „Nur Freudentränen!"

„Und warum willst du sie dann nicht mit ihm teilen?" flüsterte er bewegt. Fabienne trat einen Schritt zurück, verbeugte sich kurz wankend vor ihrem König, drehte sich herum und durchlief langsam die riesige goldene Halle. Fest behielt sie die schweren Türen im Auge, die sie nur noch von ihm trennten. Mit jedem Schritt, der sie zum Ziel führte wurde sie sicherer und sie begann zu laufen. Nur entfernt hörte sie Theoden zweimal kräftig in die Hände klatschen, dann schwangen auch schon die großen Flügeltüren weit auf.

Fabienne blieb klopfenden Herzens und schwer atmend stehen, als er in die dunkle Halle trat. Gleißendes Sonnenlicht umspielte seine Silhouette und sie glaubte, ihn für den Bruchteil einer Sekunde wieder im Stall von Edoras zu sehen...als sie sich verabschiedet hatten. Doch jetzt ging er nicht hinaus, jetzt kehrte er ihr nicht den Rücken zu.

Legolas verharrte für einen Moment und genoss den Anblick. Seine Angebetete, seine Fabienne stand allein inmitten der riesigen Halle und erwartete ihn...eine glitzernde Träne rann ihre Wange hinab, doch ihr Gesicht lächelte und langsam breiteten sich ihre Arme aus.

Da gab es für ihn kein Halten mehr! Der Elbenkrieger rannte los und die Waldläuferin warf sich in seine Arme. Er trug sie, gleich einer Feder, noch ein paar Schritte weiter und drehte sich dann schwungvoll. Fabienne jauchzte glücklich auf und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. Unendlich lange klammerten sie sich aneinander, drehten sich langsam in der Mitte der goldenen Halle und flüsterten liebevolle Worte, Versprechungen und Schwüre, welche nur für ihre Ohren bestimmt waren. Unbemerkt wurde das Paar von ihren Freunden sowie hohen Herren Edoras eingekreist und lange wurde der donnernder Applaus von den hohen Wänden Meduselds wiedergeworfen.

Unendlich langsam ließ er sie hinunter und lehnte seine Stirn an ihre. Doch keiner brachte ein Wort zustande, nur ihr eigener Herzschlag, das Schwirren der Sinne und das Rauschen des Blutes im eigenem Ohr genügte ihnen. Unbeweglich und stumm versanken sie in den Augen des jeweils Anderen und teilten sich dadurch Botschaften voll Liebe und Hoffnung mit. Langsam verebbte der Applaus, doch das Paar bekam es nicht mit und blieb weiterhin unbeweglich stehen. „Na, nun küsst euch doch schon endlich! Das hält man ja nicht aus..." brummte Gimli in seinen Bart, wischte sich aber auch verstohlen eine Träne weg.

„Erst sollst du versorgt werden. Deine Wunden benötigen Behandlung." flüsterte Legolas zu Fabienne. Dabei drückte er ihre Hand und sie nickte stumm. „Wir haben noch viel Zeit...melamin." Ihre Knie zitterten wieder und Legolas spürte, dass sie es nicht mehr lange aushielt. Fabienne wollte hier so schnell wie möglich weg und sie schmiegte sich so nah es ging an ihn heran. Sie klammerte, als wolle sie in ihn hineinkriechen...

Aragorn legte Legolas eine Hand auf die Schulter und drückte kurz zu. „Ich werde mich sofort um sie kümmern." Legolas sah ihn dankbar an und richtete dann sein Wort an Theoden. „Mit eurer Erlaubnis würde ich Frau Fabienne in ihre Kammer begleiten, König Theoden. Sie bedarf der Ruhe und Pflege." Theoden nickte würdevoll. „Es wird gewiss noch später Zeit geben, mit ihr zu sprechen. Wir haben noch nicht...über alles gesprochen, ihr wisst was ich meine." Legolas verstand sofort. Theoden hatte ihm nach ihrem gemeinsamen Gespräch wichtige Dinge über Fabiennes Vergangenheit erklärt...etwas, was sie selber noch nicht wusste. Doch Legolas hatte Stillschweigen geboten, der König musste dies Fabienne persönlich erklären, von zu wichtiger Stellung war diese Angelegenheit.

Eowyn ging auf Fabienne zu und küsste sie sacht auf die Stirn. `Ich freue mich so für dich!` gab sie ihr damit zu verstehen und Fabienne lächelte ihre Freundin glücklich an. „Ich werde mich auch sofort um dich kümmern. Ruh dich jetzt aus." flüsterte sie, dann wandte sie sich mit Aragorn ab und verließ lautlos die Halle. Legolas und Fabienne verbeugten sich knapp vor dem König, dann schob er Fabienne, deren Knie bereits wankten allein aus einer Seitentüre zur Halle hinaus.

Kaum das die Türe hinter ihnen ins Schloss gefallen war versagten ihre Beine und keuchend lehnte sie sich gegen die nächste Wand. „Telo! Im col le.*" (Komm! Ich trage dich.*) sprach er ruhig und nahm sie mit einer fließenden Bewegung auf seine Arme. Fabienne schmiegte sich an ihn heran, wisperte aber: „Ich kann doch laufen, Legolas..." Doch der Elb verdrehte die Augen und schüttelte bestimmt den Kopf. „Lass doch einmal die Kämpferin hinter dir und gib auch mal deiner schwachen Seite eine Chance." sprach er liebevoll und Fabienne kicherte leise auf. „Niemals." flüsterte sie an sein Ohr und küsste hauchzart die Spitze.

Legolas musste schlucken und hielt sie noch etwas fester an sich heran. „Nicht...du brauchst Ruhe, Fabienne. Du bist doch verletzt...DARO*!" (Stop*!) als ihre Zunge schon eine heiße Linie auf seinem äußeren Ohr zog. Sofort hörte sie auf und sah ihn entschuldigend an. Legolas hatte ein Gesicht, passend zum Befehlston, aufgelegt, doch als er ihre großen Augen sah wurde seine Mimik wieder weicher. „Dafür ist noch...ewig Zeit. Erstmal musst du dich wieder erholen. Du hast einfach zuviel durchgemacht, ernîlinnya*." (...meine Prinzessin*) flüsterte er, als er sie auf ihr Bett gleiten ließ.

Fabienne schloss kurz die Augen und lächelte bei ihrem Gedanken. Er hatte „ewig" gesagt. `EWIG...unendlich...immerwährend...unaufhörlich...für immer...` Diese Worte schwirrten durch ihren Kopf und ein warmes Gefühl durchströmte ihren Magen. Diese Worte verband sie nun mit ihm. „Was dir diese...Menschen...angetan haben sollen sie büßen." flüsterte er gebrochen, als seine Finger sacht über ihre Schürfwunden fuhren. Nur durch diesen Satz holte er sie schlagartig in die Realität zurück und sofort durchfuhr sie eine wichtige Frage. Eine Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Seele brannte.

„Warum warst du bei König Theoden, Legolas? Warum bist du zu ihm gegangen? Weshalb der Wandel bei dir?"

Legolas holte tief Luft, stand auf und lief ein paar Schritte durch ihre Kammer. Als er anfing mit sprechen drehte er ihr den Rücken zu und Fabienne musste sich gewaltig mit dem Zuhören anstrengen, da er nur flüsterte. Er war ein Elb! Elben sind perfekt! Elben brauchen niemals etwas zuzugeben – Elben sind fehlerfrei! Schamesröte stieg in sein ebenmäßiges Gesicht, als er zum ersten Mal in seinem Leben das tun musste, wozu nur Menschen fähig waren. Ihre Fehler zuzugeben! ER konnte damit nicht umgehen...

„Ich habe einen schrecklichen Fehler begangen, Fabienne." wisperte er. „Ich glaubte, es sei das Beste, wir trennen uns. Versteh mich bitte, es herrscht Krieg und...ich liebe zum ersten Mal in meinem Leben. Ich konnte...damit...nicht umgehen. Ich bin ein Krieger, ein Kämpfer, Fabienne! Doch ich begriff...dass doch genau deine Liebe meine Kraft und Zuversicht spendende Quelle in diesen Zeiten ist! Niemals könnte ich auch nur einen Augenblick ohne dich sein...und wenn du auch nur mit deinem Antlitz meine Gedanken erhellst!"

Der Elb musste eine Pause einlegen und ließ seine Worte im Raum verklingen. Fabienne sprach kein Wort, atmete ruhig ein und aus und wartete, dass er fortfuhr. „Ich ging zu Theoden, da wir es offensichtlich alleine nicht mehr schafften unseren Weg, unsere Bestimmung zu sehen! Ich...brauchte hierin Hilfe." Legolas drehte sich zu ihr um und Fabienne stand vom Bett auf. „Doch hätte ich auch nur geahnt, was dir zwischenzeitlich wiederfuhr, dann...!"

„Schhhh...sprich nicht weiter, mein Herz." befahl sie ihm leise, als sie einen Finger auf seine Lippen legte. „Genau wie du bin doch auch ich ein Krieger, ein Kämpfer, Legolas. Ich kann mit dem eben Geschehenen umgehen. Doch du hast vollkommen Recht...wir bestehen die größten Schlachten Mittelerdes, doch unsere eigenen schaffen wir nicht zu schlagen. Ich danke dir, dass du es getan hast...ich danke dir, dass du dir helfen lassen hast, Legolas Grünblatt! Das du uns geholfen hast..." Kaum hatte sie das letzte Wort geflüstert zog er sie nah an sich heran und ihre Lippen fanden zueinander.

Es lag weder etwas forderndes noch verlangendes darin, eher ein scheues Begrüßen...als würden sie sich zum allerersten Mal überhaupt küssen. Fabienne hielt nach einer Weile kurz inne und beide lächelten sich selig an. Da nahm er sie nun ganz fest in die Arme und ihre Füße verließen abrupt den Erdboden.

Weder das leise Klopfen noch das Eintreten Aragorns und Eowyns nahmen sie wahr. Die beiden „Störenfriede" mussten schmunzeln, als sie ihre Freunde sahen...Legolas und Fabienne standen in der Mitte der Kammer. Schräge Sonnenstrahlen umspielten das Paar mit warmen Goldtönen, während sie sich langsam um sich selber drehten und sich leidenschaftlich küssten.

Meine liebe Seni, ich hoffe du verzeihst mir, dass ich eine Passage aus deiner revi benutzt, doch deine nahezu poetischen Worte passten einfach wunderbar an diese Stelle! Du hast mir damit unwahrscheinlich geholfen – ICH DANKE DIR!!! *biiiiighug*

Dies sei auch gleichzeitig ein Aufruf an alle meine lieben Leser und reviewer, die mir ihre Zeit schenken (mit lesen und reviewen) und damit „Fabienne" am Leben lassen! Seniwallensteins Worte sollen nicht die einzigsten sein, die in der story veröffentlicht werden. Also, bis zum nächsten Chappy...*zwinker* Leider sind die Ferien nun vorbei, es wird jetzt erstmal wieder etwas ruhiger um die Fabi! Doch keine Bange...früher oder später geht es weiter! Ich lasse euch nicht im Stich...:-) Seid alle herzlichst umarmt, eure Fabi!!!

(Noch zu ein paar vielleicht ungeklärten Fragen: Ich habe die Ringe zur Verlobung nicht vergessen! *grins* Ich messe diesen bloß eine besondere Bedeutung zu und sie sollen einem Extrachappy gewidmet sein! Genau wie Fabiennes Vergangenheit...ich weiß, ich lasse euch mal wieder hängen, doch nach 8 Seiten schreiben muss ein Kapitel einfach ausreichend sein! ;-)

Liebe Merowen: Ich finde es gut, wenn mal jemand etwas pingelig ist – but nobody is perfect! :-) Man liest halt immer, das Legolas der Prinz aus dem Düsterwald ist und deshalb nahm ich gleich Eryn Lasgalen als seinen elbischen Namen an...ist sooo ein wunderschöner Name! Aber für dich lasse ich das jetzt sein und nenne Legolas Geburtsort erst nach dem Ringkrieg so, oki? *lächel* War Theoden für dich ein guter Psychiater? *grins*