Erklärung: Tolkien gehört alles, mir gehört nichts. Außer
Fabienne.
...but the show must go on...:-)
Kapitel 29
„Kannst du das begreifen, Eowyn? Ist dies ein Traum?"flüsterte die Waldläuferin selig zur Schildmaid. Diese lächelte glücklich ihre erschöpfte Freundin an und strich ihr sacht über das Haar. „Wenn es ein Traum ist, dann wünsche ich dir, dass du niemals erwachst!"
Fabienne lag wieder in ihrem Bett und ihre Wunden waren versorgt. Um ihr die benötigte Ruhe zu gönnen hatten sich Legolas und Aragorn von ihr verabschiedet. Der Elb wurde nochmals in der goldenen Halle erwartet und so begann Aragorn Ausschau nach Signalen aus Minas Tirith zu halten.
Sie beide wussten, dass die schöne Waldläuferin in guten Händen war und so konnten sie sich ruhigen Gewissens der bevorstehenden Aufgabe widmen. Man vermied es, davon zu sprechen...doch alle wussten es. Die Erde roch danach, die Luft war stickig, die Stimmen der Bewohner gingen leise...der Befehl zum Aufbruch in die entscheidende Schlacht konnte jeden Augenblick geschehen. Sofern man Gondor zu Hilfe eilen würde...
Doch noch war es nicht soweit...noch war das letzte Signalfeuer zwischen Minas Tirith und Rohan, welches man von Edoras aus sehen konnte, nicht entzündet! Und so verstrichen langsam die Nachmittagsstunden und man konzentrierte sich auf sein Tageswerk. Obwohl jeder gedanklich bei seinen Angehörigen war und im Stillen die Zeit zählte, die einem noch miteinander blieb!
Derweil unterhielten sich Eowyn und Fabienne leise in ihrer kleinen Kammer...über ihre Träume, ihre Zukunft und auch ihre Ängste. Und stellten fest, dass sie sich doch in fast allem glichen. „An seiner Seite zu kämpfen, gemeinsam mit ihm Verderben und Hölle ins Auge zu blicken...was gäbe es Größeres? Was gäbe es Schöneres?"Eowyns Augen wurden abwesend. „Für ihn...gäbe ich alles, würde ich in den Tod gehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen!"
Die Waldläuferin nickte stumm und drückte ergriffen der Schildmaid ihre Hände. Sie fühlte dasselbe...längst war ihr Bund zu Legolas über begreifbare Liebe hinausgegangen – ohne mit der Wimper zu zucken würden beide Frauen ihr Leben für den Waldläufer und den Elben hingeben! Und wussten, dass sie genau dasselbe von Jenen erwarten konnten.
Als die Sonne den Hügel Edoras in die letzten warmen Strahlen tauchte, um der Schwärze der bevorstehenden Nacht zu weichen, erhob sich Fabienne von ihrem Lager. Eowyn war die ganze Zeit nicht von ihrer Seite gewichen und kämmte ihr nun das lange Haar.
„Lass uns noch etwas frische Luft genießen, Eowyn, was meinst du?" Fabiennes Stimme war leise und Eowyn blickte in den großen Wandspiegel in die Augen der starken Frau, die da vor ihr saß. Stumm blickten sich die beiden Freundinnen durch den Spiegel an und lächelten wissend.
`Jede von uns hat sich verändert...niemals mehr werden wir so sein wie vorher. Die Schildmaid wird die tapfere Kriegerin...und die Waldläuferin...etwa die Prinzessin?` wunderte sich Fabienne.
„Haben wir uns so sehr verändert, Eowyn?"flüsterte sie. Eowyn hielt in ihrer Bewegung inne. „Wir haben uns verändert! Doch tief in unserem Innersten verwurzelt ist das, was wir waren...und was wir wirklich sind. Das wird sich niemals ändern."
Fabienne und Eowyn verstummten und sahen wieder gleichzeitig in den Spiegel. Und ihre Augen hefteten sich auf das Unbegreifliche. Denn plötzlich veränderte sich das Bild...wie gelähmt starrten die Frauen auf eine Vision im Spiegel vor ihnen.
Fabiennes schwarze Lederkluft verschwand und wich einer hellen Robe. Ihr Haar war zurückgesteckt und darauf ruhte ein filigran geschwungenes Diadem. Auf ihrer linken Schulter lag eine schlanke, doch kräftige Männerhand, an deren Ringfinger ein silberner edler Reif glänzte. Jedoch konnte sie sein Gesicht nicht sehen, nur seine silbergraue Kleidung. Fabienne fühlte seine Hand nicht auf ihrer Schulter liegen, sah sie aber ganz deutlich im Spiegel vor sich. Langsam kam ihre rechte Hand hoch und legte sich über die fremde Hand. Und fühlte nur ihre eigene Schulter.
Doch der Spiegel zeigte ihr, wie ihre Finger sich ineinander verschlangen...und an ihrem Ringfinger glänzte derselbe silberne Ring, wie an seiner. Die Waldläuferin lächelte glücklich...sie wusste, wer da hinter ihr stand! Und obwohl die Erscheinung langsam verblasste und sich ihr wahres Ebenbild wieder einstellte, behielt sie ihr Lächeln bei.
Bis ihre Augen Eowyns trafen...die Schildmaid war blass und starrte fast ungläubig in ihr Spiegelbild. Und als die Waldläuferin das verschwindende Bild, welches sich hinter der Schildmaid befand, genauer ansah, begriff sie. „Das war nicht Herr Aragorn..."wisperte sie geschockt.
Eowyns Lippen pressten sich aufeinander und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Nein...das war er nicht."flüsterte sie gebrochen und ihre Augen röteten sich.
„Blütenblätter...umwehten mich. Ich trug Schmuck, auf dem Kopf und um den Hals. Ich habe alles gesehen, doch nichts gefühlt. Wer war der Mann? Wer war der Mann, Fabienne?" Tränen quollen hervor und ärgerlich schniefend wischte sie mit dem Handrücken darüber hinweg. Fabienne erhob sich schnell und nahm Eowyn sacht bei den Schultern. „Ein Trugbild, Eowyn! Wir haben ein Trugbild gesehen, nichts von dem war real!"
Doch die Schildmaid schüttelte nur den Kopf. „Warum haben wir es dann gleichzeitig gesehen? Was hat das zu bedeuten?" Da wusste sich Fabienne auch keinen Rat mehr. „Komm! Die Luft ist viel zu stickig hier drin." Entschlossen nahm sie die völlig verstörte Eowyn an die Hand und zog sie aus der kleinen Kammer.
Verwirrt und durcheinander starrte Eowyn in die weite Ebene von Rohan. Fabienne stand mit ihrer Freundin vor der goldenen Halle und wärmte ihr Gesicht in der untergehenden Sonne. Innerer Frieden beherrschte nun ihre Seele...es war ihre erste Vision gewesen, doch bereitete sie der Waldläuferin keine Angst.
Ganz anders erging es Eowyn...Träume und Sehnsüchte zerplatzten wie Seifenblasen. Sie wusste genau, dass diese Vision ein Blick in ihre Zukunft gewesen war. Er würde nicht mit ihr zusammen sein...er würde nicht mit ihr kämpfen! Entkräftet und verbittert schwieg sie, als Fabienne neben ihr stand und versonnen ihren Blick schweifen ließ. Was sollte sie denn noch tun? Was konnte die Schildmaid Rohans jetzt noch tun?
„Kanntest du diesen Mann? Denn du sahst glücklich aus...im Spiegel." flüsterte Fabienne neben ihr. Eowyn holte tief Luft und schüttelte langsam den Kopf. Ihr war es so furchtbar egal! Niemand zählte neben ihm...neben Aragorn! „Ich sah sein Gesicht nicht."murmelte sie matt. „Denk nicht weiter daran. Einfach nicht daran denken, ja?"
Eowyn nickte mit dem Kopf und wandte sich abrupt zum Gehen. Auf einmal hielt sie es neben ihrer doch ach so glücklichen Freundin nicht mehr aus. „Warte!"zischte da plötzlich erschrocken Fabienne hinter ihr. Eowyn fuhr herum und blickte die Waldläuferin ärgerlich an. Doch diese wies nur stumm mit dem ausgestreckten Arm auf einen fernen Punkt...und Eowyn stockte der Atem.
Hell lodernd brannte das Leuchtfeuer...der Krieg hatte begonnen!
Unfähig, auch nur einen Schritt zu gehen standen die beiden Frauen wie angewurzelt auf der großen Plattform und gewahrten dabei Aragorn, wie er hastig durch Edoras rannte und die große Freitreppe zu ihnen heraufhetzte.
Wie in Zeitlupe kam es ihnen vor, als er die letzten Stufen übersprang und sein Blick zur Schildmaid ging. Worte mussten nicht gesprochen werden. Das Unwiderrufliche, das Unvermeidbare war eingetreten. Jetzt gab es kein Zurück mehr! Sie mussten sich dem Übermächtigen fügen...und es ein für alle Mal zuende bringen!
Fast wütend warf sich Aragorn gegen die mächtigen Türen und wie durch ein Signal gaben sie ihm sofort nach.
„DIE LEUCHTFEUER VON MINAS TIRITH! Gondor ruft um Hilfe!!!"rief er heftig atmend in die mächtige Halle. Jegliche Formalitäten und Sitten waren jetzt nebensächlich...Aragorn hatte sie buchstäblich übergangen. Erschrocken sahen sich die umstehenden Berater des Königs an. Noch niemals hatten sie eine derartige Missachtung des Königs erlebt! Theoden erhob sich langsam und würdevoll von seiner Karte und bohrte seinen scharfen Blick in die Augen des Waldläufers, doch Aragorn wich keinen Millimeter.
Totenstille herrschte...bis Theoden sprach. „Und Rohan wird antworten!!"
Eowyns Herz machte bei diesen Worten einen Hüpfer...noch nie zuvor war sie stolzer, eine Rohirrim zu sein, als in diesem Moment. Ihr Volk würde in den Krieg ziehen! Ihr Volk würde kämpfen...und sie mit ihnen. Eowyn spürte es tief in ihrem Innersten...vergessen waren Vision, Sehnsüchte und Trauer! Sie wusste, sie war ein Teil des bevorstehenden Kampfes...sie ahnte nur noch nicht, welcher. Doch dieses Gefühl gab ihr wieder Sicherheit und erhobenen Hauptes lief sie stolzen Schrittes in die goldene Halle hinein.
Daraufhin betrat auch Fabienne langsam Meduseld und schlug sofort eine ganz bestimmte Richtung ein. Legolas kehrte ihr den Rücken zu, doch spürte er ihre näherkommende Präsenz ganz genau. Deshalb wählte sie ihre Schritte vorsichtig und stellte sich lautlos nah hinter ihn. Doch er zeigte keine Reaktion und sah immer noch interessiert auf die Debatte, die sich nun zwischen Theoden und seinen Leuten entwickelte. Fabienne schmunzelte und stellte sich so nah wie möglich hinter ihn. Da er ein Stück größer war, wurde sie nicht gesehen.
Eine Hand von ihm kam nach hinten und suchte nach ihrer. Fabiennes Hand ging ihm ein Stück entgegen, so konnten sie beide bequem stehen. „Wie lange noch?"wisperte sie, während sich ihre Finger miteinander verschlangen. „Ich weiß es nicht. Später...werde ich dir alles berichten können."kam es leise zurück. Fabienne verstand...sie sollte auf ihn warten. Er würde zu ihr kommen...
Ein letzter sachter Händedruck, dann entließ er sie und Fabienne schlüpfte unbemerkt aus der Halle hinaus. Mittlerweile war es fast dunkel geworden und erleichtert atmete sie aus. Theoden würde seine Mannen nicht des Nachts losschicken...es waren also noch ein paar Stunden Zeit!
Fabienne wusste nicht, wann Legolas käme...sie wusste nur, dass es lange dauern konnte. Die Situation hatte sich gewandelt, es mussten neue Befehle erteilt werden, Vorbereitungen getroffen werden, eine Route festgelegt werden. Diesmal war es kein Umzug von einem Ort zum anderen...diesmal musste ein ganzer Krieg vorbereitet sein!
Seufzend ließ die junge Frau ihren Blick durch ihre Kammer gleiten...sie musste sich ablenken, durfte nicht daran denken, wovor sie sich mittlerweile am meisten fürchtete. Ihn für immer zu verlieren... gegen die Erbarmungslosigkeit des Krieges waren selbst Elben nicht gefeit!
Emsig machte sie sich an allen möglichen Dingen zu schaffen. Sie schüttelte das Bett auf, glättete die Decken, kehrte den Kamin aus, entzündete ein prasselndes Feuer und räumte alles Umherliegende beiseite. Doch als sie die Überreste ihrer Waffen in die Hände nahm hielt sie inne. Wie viele Tiere, ob wilde oder einfach nur zum essen gedachte, hatte sie mit ihrem Bogen getötet? Fabienne wusste es nicht...nach den ersten Monaten in der Wildnis hatte sie mit dem Zählen aufgehört.
Als die Waldläuferin ihre zerstörten Waffen den Flammen überließ, rann ihr nur eine einzelne Träne über die Wange. Denn merkwürdigerweise stellte sich nicht der Schmerz des Verlustes ein, was sie eigentlich erwartet hatte. Schon fast gleichgültig beobachtete sie das Schauspiel...ein neuer Lebensabschnitt lag vor ihr, Fabienne spürte das. Und sich von ihren Waffen zu trennen gehörte irgendwie dazu.
Infolgedessen ging sie zum Schrank und entledigte sich ihrer schweren Lederkluft. Ihr Blick blieb an dem blaufarbenem Kleid hängen, welches sie in ihrer ersten gemeinsamen Nacht getragen hatte und ein Lächeln erhellte ihre Züge. Schon wollte sie danach greifen, doch besann sich kurzerhand anders. Heute Nacht gab es kein Fest zu feiern. Und dieses Kleid war nur für fröhliche Anlässe gedacht.
So wählte sie ein weiches, leinenes Hemd und einen einfachen langen Rock von gröberem Stoff. `Reliquien aus früheren Zeiten!` dachte sie amüsiert, während sie hineinschlüpfte und sich gedankenverloren ihr Blick im Spiegel verfing.
Entschlossen setzte sie sich auf den Schemel davor und kämmte fast mechanisch ihre Haare, dabei ihr Spiegelbild nicht aus den Augen lassend. Zu sehr hatte sie diese klare Vision fasziniert, dass sie von einer unglaublichen Neugierde gepackt wurde. Sie musste es unbedingt noch einmal sehen, musste unbedingt noch einmal ihn und ihre gemeinsamen Ringe sehen. War es doch ein Stück Hoffnung für sie, ein Stück Zukunft...
Doch wie sehr sie sich auch bemühte, etwas zu erkennen, der Spiegel veränderte sich nicht. Lange, nachdem sie das Haarekämmen aufgegeben hatte saß sie lauernd davor...doch der Spiegel zeigte nichts, außer sie selbst.
Etwas enttäuscht stand sie langsam auf und streckte ihre Glieder. Die Nacht war mittlerweile schon in ihrer ganzen Schwärze präsent. Es glänzte kein einzigster Stern, nur der Mond stand groß und bleich hoch am Himmel. „Bald Mitternacht..."murmelte Fabienne leise vor sich hin. „Und so vergehen Stunden des Wartens...einfach dahin."Ein bitterer Unterton schwang mit, während sie der Reihe nach ein paar Kerzen entzündete. Das Feuer war mittlerweile gänzlich heruntergebrannt und Fabienne musste nochmals frisches Holz nachlegen.
Dann lief sie nur noch unruhig auf und ab. Nervös befingerte sie den Saum des Hemdes, nahm einen Gegenstand auf, um ihn wenig später woanders hinzustellen. Sie ging öfters an die Tür, um hinauszuspähen oder einfach nur auf näherkommende Geräusche zu hören. „Was machst du eigentlich da? Du kannst ihn doch eh nicht hören!"schalt sie sich dann selber.
Also setzte sie sich kerzengerade auf den Bettrand und wartete.
Totenstille breitete sich im Raum aus, nur von knisternden Geräuschen des Kaminfeuers unterbrochen. Entnervt stand sie auf – so hielt sie es ja erst recht nicht aus!
„Das ist ja schlimmer als Durst haben!"rief sie und stellte sich wieder ans Fenster. Wenn sie sich mit den Armen am Fenstersims aufstützte und sich etwas vorbeugte, konnte sie ein paar Häuserlichter von Edoras sehen. „Selbst die einfachen Leute haben das Privileg, heute nacht bei ihren Familien zu sein. Warum ich nicht? Warum bin ich ...?"
Doch dann stockte sie. Gehörte sie jetzt wirklich noch zum einfachen Volke? War sie nicht jetzt mit einem von hohem Adel liiert und zudem mit einem der besten Krieger Mittelerdes überhaupt? Er hatte seine Pflichten! Und somit hatte auch sie Pflichten übernommen. Pflichten einer Frau von Stande...Pflichten einer Feudalen!
„Was beschwere ich mich eigentlich?"flüsterte sie zu sich. „Sollte ich nicht die glücklichste Frau Rohans sein?"Fabienne stellte sich aufrecht hin und ließ ihre Hände über den Stoff ihrer Kleidung wandern. `Lass die Waldläuferin hinter dir...` raunte eine Stimme in ihrem Kopf. `Werde zu dem, was du nun bist...`
Entschlossen reckte sie das Kinn und atmete tief durch. Nun war sie stolz, auf ihn warten zu dürfen. Sie wusste, wofür. „Ich werde dich nicht enttäuschen, Legolas..."
„Aber das weiß ich doch, vanima taurilin*."(„...meine schöne Prinzessin.") sprach er leise hinter ihr, während er seine Arme um ihre Taille schlang. Fabienne erschrak nicht, mittlerweile war sie an sein plötzliches Erscheinen gewohnt. Sie schloss die Augen und lehnte sich an ihn heran. „Danke, dass du gewartet hast."flüsterte er in ihr Haar. „Es war mir eine Ehre."flüsterte sie zurück und verschlang ihre Finger mit seinen.
„Ich dachte, du hättest dich schon zur Ruhe gelegt. Deshalb war ich auch so leise ins Zimmer gekommen." Doch das war nicht die ganze Wahrheit. Als Legolas in ihre Kammer trat, war er augenblicklich wieder von ihrer schlichten Schönheit befangen. Flackernder Feuerschein umrahmte ihre schlanke Silhouette und zauberte einen rötlichen Schimmer in ihr schwarzes, glänzendes Haar, welches von einer sanften Brise der Nacht bewegt wurde. „Es ist ein wahrhaft seltener Genuss, dich gänzlich ohne Waffen zu sehen. Wie kommt es?"
Fabienne drehte sich langsam herum und legte ihre Hände auf seine Schultern. „Die einfache Waldläuferin hat sich verabschiedet. Zeit, neue Wege zu betreten!"sprach sie und sah ihn fest an. Doch Legolas runzelte die Stirn. „Ich liebe dich aber so wie du bist. Ich meinte heute Mittag nicht, dass du nun für immer deine feminine Seite zeigst. Die starke Waldläuferin hat mir schon gefallen, obwohl..."
Da musste sie schmunzeln...seine Augen hatten sich plötzlich verdunkelt. Ein Signal, was sie nur zu gut kannte. Denn kaum hatte er seinen Satz abgebrochen zog er sie rasch an sich heran und küsste sie hungrig und mit Begierde. Seine Hände vergruben sich sanft in ihrem Haar, wanderten ihren Rücken auf und ab und Fabienne glaubte zu schweben. Schwer atmend lösten sie sich wieder voneinander, doch stand ihnen nicht nur Lust in den Augen geschrieben.
Diesmal war es anders...diesmal mussten sie sich wirklich trennen. Diesmal war die Schlacht nicht vorbei, diesmal stand sie noch bevor! Unsagbare Trauer bemächtigte sich plötzlich ihrer Seelen und wie die jähe Umklammerung einer eisernen Faust schürte sich Fabiennes Kehle zu. Die Waldläuferin rang nach Luft und Verzweiflung stieg auf..
„Es ist...noch etwas Zeit, melamin."raunte er und zog sie sanft an sich heran. „Im Morgengrauen ist Aufbruch. Männer aus jeden Winkel Rohans werden in das Heereslager Dunharg berufen. Wir stehen nicht ganz allein, Fabienne..."
Sie musste schlucken und wischte sich schnell die Tränen weg. `Ich mache es ihm nur noch schwerer, wenn ich heulen muss! Das hilft uns auch nicht!` Fabienne hob ihren Kopf und lächelte ihn an. „Dunharg also?"Legolas nickte. „Seit jeher begleiten die Frauen ihre Männer bis in das Heereslager."flüsterte sie.
Im Zimmer wurde es totenstill. „Ich kann es dir nicht verbieten, mitzukommen."begann Legolas nach einer Weile leise. „Doch der Krieg wird für mich leichter zu überstehen sein, wenn ich dich hier, in Edoras, in absoluter Sicherheit weiß, Fabienne! Bitte, tu es für mich...bleib hier!"
„Nirgendwo ist es mehr sicher, wenn der Kampf gegen die dunklen Mächte verloren ist!"antwortete sie. Ihr Ton klang schroffer, als sie es beabsichtigt hatte und augenblicklich bereute sie es. „Wie kannst du nur so etwas sagen, Fabienne?"Der Elb war sichtlich entsetzt. „Noch besteht Hoffnung. Noch ist nicht alles verloren!"Legolas schüttelte traurig den Kopf...Kriege konnte man nicht gewinnen, wenn man schon mit seinem Exitus rechnete.
Beschämende Röte stieg in ihre Wangen – Fabienne hatte fehlgeschlagen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen...doch ihr zeitweise loses Mundwerk machte ihr mal wieder alles zunichte. „Es tut mir leid...Legolas. Ihr werdet es schaffen! DU...wirst es schaffen. Wir werden uns wiedersehen!"Ihre Stimme hatte wieder an Entschlossenheit gewonnen und zuversichtlich sah sie ihn an. „Wir werden uns wiedersehen..."
„Natürlich werden wir das! Ich werde nach Edoras zurückkommen...und dann gehen wir in den Düsterwald. Dann heiraten wir."flüsterte er liebevoll und begann federleicht ihre Stirn, ihre Wangen und ihren Hals zu liebkosen. „Halt mich fest...die ganze Nacht..."wisperte sie flehend und die Waldläuferin drängte sich an noch näher an den Elben heran.
„Thiadarth i lhû lávanya...thiadarth i Anor láóre..."(„Möge die Zeit stehen bleiben... möge die Sonne niemals mehr aufgehen..."*) wisperte er, als Legolas Fabienne umschlang, sie vorsichtig emporhob und sich dem Bett zuwandte.
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*sigh* Krieg ist sch... Soll Fabienne in Edoras auf ihren edlen Recken warten? Oder doch nochmal die Waldläuferin hervorkramen, sich seinem Wunsch widersetzen und zum Schwert greifen? Denn das hat sie ja schließlich noch...*g*
Seni, das Kapitel war für Dich! Bitte, melde dich! Langsam mache ich mir Sorgen...:-/
...but the show must go on...:-)
Kapitel 29
„Kannst du das begreifen, Eowyn? Ist dies ein Traum?"flüsterte die Waldläuferin selig zur Schildmaid. Diese lächelte glücklich ihre erschöpfte Freundin an und strich ihr sacht über das Haar. „Wenn es ein Traum ist, dann wünsche ich dir, dass du niemals erwachst!"
Fabienne lag wieder in ihrem Bett und ihre Wunden waren versorgt. Um ihr die benötigte Ruhe zu gönnen hatten sich Legolas und Aragorn von ihr verabschiedet. Der Elb wurde nochmals in der goldenen Halle erwartet und so begann Aragorn Ausschau nach Signalen aus Minas Tirith zu halten.
Sie beide wussten, dass die schöne Waldläuferin in guten Händen war und so konnten sie sich ruhigen Gewissens der bevorstehenden Aufgabe widmen. Man vermied es, davon zu sprechen...doch alle wussten es. Die Erde roch danach, die Luft war stickig, die Stimmen der Bewohner gingen leise...der Befehl zum Aufbruch in die entscheidende Schlacht konnte jeden Augenblick geschehen. Sofern man Gondor zu Hilfe eilen würde...
Doch noch war es nicht soweit...noch war das letzte Signalfeuer zwischen Minas Tirith und Rohan, welches man von Edoras aus sehen konnte, nicht entzündet! Und so verstrichen langsam die Nachmittagsstunden und man konzentrierte sich auf sein Tageswerk. Obwohl jeder gedanklich bei seinen Angehörigen war und im Stillen die Zeit zählte, die einem noch miteinander blieb!
Derweil unterhielten sich Eowyn und Fabienne leise in ihrer kleinen Kammer...über ihre Träume, ihre Zukunft und auch ihre Ängste. Und stellten fest, dass sie sich doch in fast allem glichen. „An seiner Seite zu kämpfen, gemeinsam mit ihm Verderben und Hölle ins Auge zu blicken...was gäbe es Größeres? Was gäbe es Schöneres?"Eowyns Augen wurden abwesend. „Für ihn...gäbe ich alles, würde ich in den Tod gehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen!"
Die Waldläuferin nickte stumm und drückte ergriffen der Schildmaid ihre Hände. Sie fühlte dasselbe...längst war ihr Bund zu Legolas über begreifbare Liebe hinausgegangen – ohne mit der Wimper zu zucken würden beide Frauen ihr Leben für den Waldläufer und den Elben hingeben! Und wussten, dass sie genau dasselbe von Jenen erwarten konnten.
Als die Sonne den Hügel Edoras in die letzten warmen Strahlen tauchte, um der Schwärze der bevorstehenden Nacht zu weichen, erhob sich Fabienne von ihrem Lager. Eowyn war die ganze Zeit nicht von ihrer Seite gewichen und kämmte ihr nun das lange Haar.
„Lass uns noch etwas frische Luft genießen, Eowyn, was meinst du?" Fabiennes Stimme war leise und Eowyn blickte in den großen Wandspiegel in die Augen der starken Frau, die da vor ihr saß. Stumm blickten sich die beiden Freundinnen durch den Spiegel an und lächelten wissend.
`Jede von uns hat sich verändert...niemals mehr werden wir so sein wie vorher. Die Schildmaid wird die tapfere Kriegerin...und die Waldläuferin...etwa die Prinzessin?` wunderte sich Fabienne.
„Haben wir uns so sehr verändert, Eowyn?"flüsterte sie. Eowyn hielt in ihrer Bewegung inne. „Wir haben uns verändert! Doch tief in unserem Innersten verwurzelt ist das, was wir waren...und was wir wirklich sind. Das wird sich niemals ändern."
Fabienne und Eowyn verstummten und sahen wieder gleichzeitig in den Spiegel. Und ihre Augen hefteten sich auf das Unbegreifliche. Denn plötzlich veränderte sich das Bild...wie gelähmt starrten die Frauen auf eine Vision im Spiegel vor ihnen.
Fabiennes schwarze Lederkluft verschwand und wich einer hellen Robe. Ihr Haar war zurückgesteckt und darauf ruhte ein filigran geschwungenes Diadem. Auf ihrer linken Schulter lag eine schlanke, doch kräftige Männerhand, an deren Ringfinger ein silberner edler Reif glänzte. Jedoch konnte sie sein Gesicht nicht sehen, nur seine silbergraue Kleidung. Fabienne fühlte seine Hand nicht auf ihrer Schulter liegen, sah sie aber ganz deutlich im Spiegel vor sich. Langsam kam ihre rechte Hand hoch und legte sich über die fremde Hand. Und fühlte nur ihre eigene Schulter.
Doch der Spiegel zeigte ihr, wie ihre Finger sich ineinander verschlangen...und an ihrem Ringfinger glänzte derselbe silberne Ring, wie an seiner. Die Waldläuferin lächelte glücklich...sie wusste, wer da hinter ihr stand! Und obwohl die Erscheinung langsam verblasste und sich ihr wahres Ebenbild wieder einstellte, behielt sie ihr Lächeln bei.
Bis ihre Augen Eowyns trafen...die Schildmaid war blass und starrte fast ungläubig in ihr Spiegelbild. Und als die Waldläuferin das verschwindende Bild, welches sich hinter der Schildmaid befand, genauer ansah, begriff sie. „Das war nicht Herr Aragorn..."wisperte sie geschockt.
Eowyns Lippen pressten sich aufeinander und ihre Hände ballten sich zu Fäusten. „Nein...das war er nicht."flüsterte sie gebrochen und ihre Augen röteten sich.
„Blütenblätter...umwehten mich. Ich trug Schmuck, auf dem Kopf und um den Hals. Ich habe alles gesehen, doch nichts gefühlt. Wer war der Mann? Wer war der Mann, Fabienne?" Tränen quollen hervor und ärgerlich schniefend wischte sie mit dem Handrücken darüber hinweg. Fabienne erhob sich schnell und nahm Eowyn sacht bei den Schultern. „Ein Trugbild, Eowyn! Wir haben ein Trugbild gesehen, nichts von dem war real!"
Doch die Schildmaid schüttelte nur den Kopf. „Warum haben wir es dann gleichzeitig gesehen? Was hat das zu bedeuten?" Da wusste sich Fabienne auch keinen Rat mehr. „Komm! Die Luft ist viel zu stickig hier drin." Entschlossen nahm sie die völlig verstörte Eowyn an die Hand und zog sie aus der kleinen Kammer.
Verwirrt und durcheinander starrte Eowyn in die weite Ebene von Rohan. Fabienne stand mit ihrer Freundin vor der goldenen Halle und wärmte ihr Gesicht in der untergehenden Sonne. Innerer Frieden beherrschte nun ihre Seele...es war ihre erste Vision gewesen, doch bereitete sie der Waldläuferin keine Angst.
Ganz anders erging es Eowyn...Träume und Sehnsüchte zerplatzten wie Seifenblasen. Sie wusste genau, dass diese Vision ein Blick in ihre Zukunft gewesen war. Er würde nicht mit ihr zusammen sein...er würde nicht mit ihr kämpfen! Entkräftet und verbittert schwieg sie, als Fabienne neben ihr stand und versonnen ihren Blick schweifen ließ. Was sollte sie denn noch tun? Was konnte die Schildmaid Rohans jetzt noch tun?
„Kanntest du diesen Mann? Denn du sahst glücklich aus...im Spiegel." flüsterte Fabienne neben ihr. Eowyn holte tief Luft und schüttelte langsam den Kopf. Ihr war es so furchtbar egal! Niemand zählte neben ihm...neben Aragorn! „Ich sah sein Gesicht nicht."murmelte sie matt. „Denk nicht weiter daran. Einfach nicht daran denken, ja?"
Eowyn nickte mit dem Kopf und wandte sich abrupt zum Gehen. Auf einmal hielt sie es neben ihrer doch ach so glücklichen Freundin nicht mehr aus. „Warte!"zischte da plötzlich erschrocken Fabienne hinter ihr. Eowyn fuhr herum und blickte die Waldläuferin ärgerlich an. Doch diese wies nur stumm mit dem ausgestreckten Arm auf einen fernen Punkt...und Eowyn stockte der Atem.
Hell lodernd brannte das Leuchtfeuer...der Krieg hatte begonnen!
Unfähig, auch nur einen Schritt zu gehen standen die beiden Frauen wie angewurzelt auf der großen Plattform und gewahrten dabei Aragorn, wie er hastig durch Edoras rannte und die große Freitreppe zu ihnen heraufhetzte.
Wie in Zeitlupe kam es ihnen vor, als er die letzten Stufen übersprang und sein Blick zur Schildmaid ging. Worte mussten nicht gesprochen werden. Das Unwiderrufliche, das Unvermeidbare war eingetreten. Jetzt gab es kein Zurück mehr! Sie mussten sich dem Übermächtigen fügen...und es ein für alle Mal zuende bringen!
Fast wütend warf sich Aragorn gegen die mächtigen Türen und wie durch ein Signal gaben sie ihm sofort nach.
„DIE LEUCHTFEUER VON MINAS TIRITH! Gondor ruft um Hilfe!!!"rief er heftig atmend in die mächtige Halle. Jegliche Formalitäten und Sitten waren jetzt nebensächlich...Aragorn hatte sie buchstäblich übergangen. Erschrocken sahen sich die umstehenden Berater des Königs an. Noch niemals hatten sie eine derartige Missachtung des Königs erlebt! Theoden erhob sich langsam und würdevoll von seiner Karte und bohrte seinen scharfen Blick in die Augen des Waldläufers, doch Aragorn wich keinen Millimeter.
Totenstille herrschte...bis Theoden sprach. „Und Rohan wird antworten!!"
Eowyns Herz machte bei diesen Worten einen Hüpfer...noch nie zuvor war sie stolzer, eine Rohirrim zu sein, als in diesem Moment. Ihr Volk würde in den Krieg ziehen! Ihr Volk würde kämpfen...und sie mit ihnen. Eowyn spürte es tief in ihrem Innersten...vergessen waren Vision, Sehnsüchte und Trauer! Sie wusste, sie war ein Teil des bevorstehenden Kampfes...sie ahnte nur noch nicht, welcher. Doch dieses Gefühl gab ihr wieder Sicherheit und erhobenen Hauptes lief sie stolzen Schrittes in die goldene Halle hinein.
Daraufhin betrat auch Fabienne langsam Meduseld und schlug sofort eine ganz bestimmte Richtung ein. Legolas kehrte ihr den Rücken zu, doch spürte er ihre näherkommende Präsenz ganz genau. Deshalb wählte sie ihre Schritte vorsichtig und stellte sich lautlos nah hinter ihn. Doch er zeigte keine Reaktion und sah immer noch interessiert auf die Debatte, die sich nun zwischen Theoden und seinen Leuten entwickelte. Fabienne schmunzelte und stellte sich so nah wie möglich hinter ihn. Da er ein Stück größer war, wurde sie nicht gesehen.
Eine Hand von ihm kam nach hinten und suchte nach ihrer. Fabiennes Hand ging ihm ein Stück entgegen, so konnten sie beide bequem stehen. „Wie lange noch?"wisperte sie, während sich ihre Finger miteinander verschlangen. „Ich weiß es nicht. Später...werde ich dir alles berichten können."kam es leise zurück. Fabienne verstand...sie sollte auf ihn warten. Er würde zu ihr kommen...
Ein letzter sachter Händedruck, dann entließ er sie und Fabienne schlüpfte unbemerkt aus der Halle hinaus. Mittlerweile war es fast dunkel geworden und erleichtert atmete sie aus. Theoden würde seine Mannen nicht des Nachts losschicken...es waren also noch ein paar Stunden Zeit!
Fabienne wusste nicht, wann Legolas käme...sie wusste nur, dass es lange dauern konnte. Die Situation hatte sich gewandelt, es mussten neue Befehle erteilt werden, Vorbereitungen getroffen werden, eine Route festgelegt werden. Diesmal war es kein Umzug von einem Ort zum anderen...diesmal musste ein ganzer Krieg vorbereitet sein!
Seufzend ließ die junge Frau ihren Blick durch ihre Kammer gleiten...sie musste sich ablenken, durfte nicht daran denken, wovor sie sich mittlerweile am meisten fürchtete. Ihn für immer zu verlieren... gegen die Erbarmungslosigkeit des Krieges waren selbst Elben nicht gefeit!
Emsig machte sie sich an allen möglichen Dingen zu schaffen. Sie schüttelte das Bett auf, glättete die Decken, kehrte den Kamin aus, entzündete ein prasselndes Feuer und räumte alles Umherliegende beiseite. Doch als sie die Überreste ihrer Waffen in die Hände nahm hielt sie inne. Wie viele Tiere, ob wilde oder einfach nur zum essen gedachte, hatte sie mit ihrem Bogen getötet? Fabienne wusste es nicht...nach den ersten Monaten in der Wildnis hatte sie mit dem Zählen aufgehört.
Als die Waldläuferin ihre zerstörten Waffen den Flammen überließ, rann ihr nur eine einzelne Träne über die Wange. Denn merkwürdigerweise stellte sich nicht der Schmerz des Verlustes ein, was sie eigentlich erwartet hatte. Schon fast gleichgültig beobachtete sie das Schauspiel...ein neuer Lebensabschnitt lag vor ihr, Fabienne spürte das. Und sich von ihren Waffen zu trennen gehörte irgendwie dazu.
Infolgedessen ging sie zum Schrank und entledigte sich ihrer schweren Lederkluft. Ihr Blick blieb an dem blaufarbenem Kleid hängen, welches sie in ihrer ersten gemeinsamen Nacht getragen hatte und ein Lächeln erhellte ihre Züge. Schon wollte sie danach greifen, doch besann sich kurzerhand anders. Heute Nacht gab es kein Fest zu feiern. Und dieses Kleid war nur für fröhliche Anlässe gedacht.
So wählte sie ein weiches, leinenes Hemd und einen einfachen langen Rock von gröberem Stoff. `Reliquien aus früheren Zeiten!` dachte sie amüsiert, während sie hineinschlüpfte und sich gedankenverloren ihr Blick im Spiegel verfing.
Entschlossen setzte sie sich auf den Schemel davor und kämmte fast mechanisch ihre Haare, dabei ihr Spiegelbild nicht aus den Augen lassend. Zu sehr hatte sie diese klare Vision fasziniert, dass sie von einer unglaublichen Neugierde gepackt wurde. Sie musste es unbedingt noch einmal sehen, musste unbedingt noch einmal ihn und ihre gemeinsamen Ringe sehen. War es doch ein Stück Hoffnung für sie, ein Stück Zukunft...
Doch wie sehr sie sich auch bemühte, etwas zu erkennen, der Spiegel veränderte sich nicht. Lange, nachdem sie das Haarekämmen aufgegeben hatte saß sie lauernd davor...doch der Spiegel zeigte nichts, außer sie selbst.
Etwas enttäuscht stand sie langsam auf und streckte ihre Glieder. Die Nacht war mittlerweile schon in ihrer ganzen Schwärze präsent. Es glänzte kein einzigster Stern, nur der Mond stand groß und bleich hoch am Himmel. „Bald Mitternacht..."murmelte Fabienne leise vor sich hin. „Und so vergehen Stunden des Wartens...einfach dahin."Ein bitterer Unterton schwang mit, während sie der Reihe nach ein paar Kerzen entzündete. Das Feuer war mittlerweile gänzlich heruntergebrannt und Fabienne musste nochmals frisches Holz nachlegen.
Dann lief sie nur noch unruhig auf und ab. Nervös befingerte sie den Saum des Hemdes, nahm einen Gegenstand auf, um ihn wenig später woanders hinzustellen. Sie ging öfters an die Tür, um hinauszuspähen oder einfach nur auf näherkommende Geräusche zu hören. „Was machst du eigentlich da? Du kannst ihn doch eh nicht hören!"schalt sie sich dann selber.
Also setzte sie sich kerzengerade auf den Bettrand und wartete.
Totenstille breitete sich im Raum aus, nur von knisternden Geräuschen des Kaminfeuers unterbrochen. Entnervt stand sie auf – so hielt sie es ja erst recht nicht aus!
„Das ist ja schlimmer als Durst haben!"rief sie und stellte sich wieder ans Fenster. Wenn sie sich mit den Armen am Fenstersims aufstützte und sich etwas vorbeugte, konnte sie ein paar Häuserlichter von Edoras sehen. „Selbst die einfachen Leute haben das Privileg, heute nacht bei ihren Familien zu sein. Warum ich nicht? Warum bin ich ...?"
Doch dann stockte sie. Gehörte sie jetzt wirklich noch zum einfachen Volke? War sie nicht jetzt mit einem von hohem Adel liiert und zudem mit einem der besten Krieger Mittelerdes überhaupt? Er hatte seine Pflichten! Und somit hatte auch sie Pflichten übernommen. Pflichten einer Frau von Stande...Pflichten einer Feudalen!
„Was beschwere ich mich eigentlich?"flüsterte sie zu sich. „Sollte ich nicht die glücklichste Frau Rohans sein?"Fabienne stellte sich aufrecht hin und ließ ihre Hände über den Stoff ihrer Kleidung wandern. `Lass die Waldläuferin hinter dir...` raunte eine Stimme in ihrem Kopf. `Werde zu dem, was du nun bist...`
Entschlossen reckte sie das Kinn und atmete tief durch. Nun war sie stolz, auf ihn warten zu dürfen. Sie wusste, wofür. „Ich werde dich nicht enttäuschen, Legolas..."
„Aber das weiß ich doch, vanima taurilin*."(„...meine schöne Prinzessin.") sprach er leise hinter ihr, während er seine Arme um ihre Taille schlang. Fabienne erschrak nicht, mittlerweile war sie an sein plötzliches Erscheinen gewohnt. Sie schloss die Augen und lehnte sich an ihn heran. „Danke, dass du gewartet hast."flüsterte er in ihr Haar. „Es war mir eine Ehre."flüsterte sie zurück und verschlang ihre Finger mit seinen.
„Ich dachte, du hättest dich schon zur Ruhe gelegt. Deshalb war ich auch so leise ins Zimmer gekommen." Doch das war nicht die ganze Wahrheit. Als Legolas in ihre Kammer trat, war er augenblicklich wieder von ihrer schlichten Schönheit befangen. Flackernder Feuerschein umrahmte ihre schlanke Silhouette und zauberte einen rötlichen Schimmer in ihr schwarzes, glänzendes Haar, welches von einer sanften Brise der Nacht bewegt wurde. „Es ist ein wahrhaft seltener Genuss, dich gänzlich ohne Waffen zu sehen. Wie kommt es?"
Fabienne drehte sich langsam herum und legte ihre Hände auf seine Schultern. „Die einfache Waldläuferin hat sich verabschiedet. Zeit, neue Wege zu betreten!"sprach sie und sah ihn fest an. Doch Legolas runzelte die Stirn. „Ich liebe dich aber so wie du bist. Ich meinte heute Mittag nicht, dass du nun für immer deine feminine Seite zeigst. Die starke Waldläuferin hat mir schon gefallen, obwohl..."
Da musste sie schmunzeln...seine Augen hatten sich plötzlich verdunkelt. Ein Signal, was sie nur zu gut kannte. Denn kaum hatte er seinen Satz abgebrochen zog er sie rasch an sich heran und küsste sie hungrig und mit Begierde. Seine Hände vergruben sich sanft in ihrem Haar, wanderten ihren Rücken auf und ab und Fabienne glaubte zu schweben. Schwer atmend lösten sie sich wieder voneinander, doch stand ihnen nicht nur Lust in den Augen geschrieben.
Diesmal war es anders...diesmal mussten sie sich wirklich trennen. Diesmal war die Schlacht nicht vorbei, diesmal stand sie noch bevor! Unsagbare Trauer bemächtigte sich plötzlich ihrer Seelen und wie die jähe Umklammerung einer eisernen Faust schürte sich Fabiennes Kehle zu. Die Waldläuferin rang nach Luft und Verzweiflung stieg auf..
„Es ist...noch etwas Zeit, melamin."raunte er und zog sie sanft an sich heran. „Im Morgengrauen ist Aufbruch. Männer aus jeden Winkel Rohans werden in das Heereslager Dunharg berufen. Wir stehen nicht ganz allein, Fabienne..."
Sie musste schlucken und wischte sich schnell die Tränen weg. `Ich mache es ihm nur noch schwerer, wenn ich heulen muss! Das hilft uns auch nicht!` Fabienne hob ihren Kopf und lächelte ihn an. „Dunharg also?"Legolas nickte. „Seit jeher begleiten die Frauen ihre Männer bis in das Heereslager."flüsterte sie.
Im Zimmer wurde es totenstill. „Ich kann es dir nicht verbieten, mitzukommen."begann Legolas nach einer Weile leise. „Doch der Krieg wird für mich leichter zu überstehen sein, wenn ich dich hier, in Edoras, in absoluter Sicherheit weiß, Fabienne! Bitte, tu es für mich...bleib hier!"
„Nirgendwo ist es mehr sicher, wenn der Kampf gegen die dunklen Mächte verloren ist!"antwortete sie. Ihr Ton klang schroffer, als sie es beabsichtigt hatte und augenblicklich bereute sie es. „Wie kannst du nur so etwas sagen, Fabienne?"Der Elb war sichtlich entsetzt. „Noch besteht Hoffnung. Noch ist nicht alles verloren!"Legolas schüttelte traurig den Kopf...Kriege konnte man nicht gewinnen, wenn man schon mit seinem Exitus rechnete.
Beschämende Röte stieg in ihre Wangen – Fabienne hatte fehlgeschlagen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen...doch ihr zeitweise loses Mundwerk machte ihr mal wieder alles zunichte. „Es tut mir leid...Legolas. Ihr werdet es schaffen! DU...wirst es schaffen. Wir werden uns wiedersehen!"Ihre Stimme hatte wieder an Entschlossenheit gewonnen und zuversichtlich sah sie ihn an. „Wir werden uns wiedersehen..."
„Natürlich werden wir das! Ich werde nach Edoras zurückkommen...und dann gehen wir in den Düsterwald. Dann heiraten wir."flüsterte er liebevoll und begann federleicht ihre Stirn, ihre Wangen und ihren Hals zu liebkosen. „Halt mich fest...die ganze Nacht..."wisperte sie flehend und die Waldläuferin drängte sich an noch näher an den Elben heran.
„Thiadarth i lhû lávanya...thiadarth i Anor láóre..."(„Möge die Zeit stehen bleiben... möge die Sonne niemals mehr aufgehen..."*) wisperte er, als Legolas Fabienne umschlang, sie vorsichtig emporhob und sich dem Bett zuwandte.
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*sigh* Krieg ist sch... Soll Fabienne in Edoras auf ihren edlen Recken warten? Oder doch nochmal die Waldläuferin hervorkramen, sich seinem Wunsch widersetzen und zum Schwert greifen? Denn das hat sie ja schließlich noch...*g*
Seni, das Kapitel war für Dich! Bitte, melde dich! Langsam mache ich mir Sorgen...:-/
